"Ich danke dir vielmals, Augustus! Selbstredend würden wir uns ebenfalls außerordentli'h freuen, sofern deine Gemahlin und der Caesar unserer Feier würden beiwohnen, sofern sie die Zeit dazu finden."
Ein wenig beschwingt durch die Aussicht, dass der Ehe mit Prisca nun nichts mehr im Wege stand, wagte Gracchus zuletzt noch eine ihm überaus prioritäre Causa anzusprechen - obgleich er in diesem Augenblicke noch nicht sich dessen bewusst war, in welchem Ausmaße dies würde enden.
"Die weitere Angelegenheit steht weniger mit dem Cultus Deorum oder deinem Amt als Pontifex Maximus in Ver..bindung, als damit, was du nach deiner Wahl auf dem Forum Romanum zum Volke Roms gesprochen hast - dass du ein Kaiser für alle sein wirst."
Insgeheim stellte Gracchus sich die Frage, wann wohl der Augenblick gekommen war, an welchem der Aquilier diese Worte würde bereuen, waren sie doch nicht nur überaus mächtig, sondern konnten zweifelsohne irgendwann durchaus lästig werden.
"Du spra'hst von den Verlusten des Exercitus, welche aus dem Kampfe erwuchsen, gleichsam dass es keine Kriegsgewinnler oder Besiegte mehr geben soll, nurmehr Römer. Dies ist ein hehres und nobles Ansinnen, denn während die deplorablen Verluste, welche mit Blut und Leben bezahlt wurden, kaum wohl je wieder aufzuwiegen sind, so wurde doch gleihsam zahllosen Soldaten noch im Friedensschluss größtes Unre'ht zuteil, welches noch immer eines Ausgleiches harrt. Jene Männer, die sogenannten Vescularier, die Besiegten, kämpften mit gleichem Pflichteifer, mit der gleichen Liebe für Rom wie die Cornelianer, sie zogen im Namen des Imperium Romanum in einen Krieg, der ihnen von Rom auferlegt worden war. Dieser Männer haben Rom ver..traut, sie haben dem Kaiser vertraut, dessen Nachfolge zu dieser Zeit als re'htmäßig galt, dem Testament eines Kaisers, welches als wahr galt, und sie haben dem Senat vertraut, welcher eben diesen Kaiser legitimiert hatte - so dass ihre Loyalität als über alle Zweifel erhaben muss gelten! Diese Soldaten waren bereit, ihr Leben zu geben zum Wohle Roms, sie dienten Rom, so wie es Rom zu jeder Zeit von ihnen erwartet, und ihr einziger Fehler - sofern dieser Ausdruck überhaupt anwendbar ist - war, dass das Schicksal sie vor langer Zeit bereits zu einer Einheit hatte beordert, welche in den entscheidenden Tagen letztendlich auf der Seite der Besiegten endete. Statt jedoch sie für ihre Firmitas und Pietas zu Rom auszuzei'hnen, wie es einem jedem Römer diesen Schlages würde zustehen, wurden viele jener Soldaten, welche an der Korrektheit und Ehrbarkeit ihrer Pflichterfüllung festhielten - nicht an jenem niederträ'htigen Despoten, sondern an der Korrektheit ihrer Pflichterfüllung im Namen eines von allen Instanzen legitimierten Kaisers Roms -, wurden viele dieser Soldaten degradiert oder an den Rande des Imperium versetzt. Ein Großteil dieser Entscheidungen wurde zweifelsohne als Vergeltung der Kriegsgewinnler getroffen, wiewohl im Sinne seiner Legitimation, zum Erhalt des Friedens durch Stärke, sowie zur Belohnung seiner eigenen Streiter Cornelius allfällig auch auf dies musste be..harren. Du jedoch hast den Zwist von Rom fortgenommen, du hast uns alle wieder zu Römern gemacht - auch jene Männer, welchen ihre Liebe und Treue zu Rom zum Verhängnis wurde."
Zweifelsohne wurden Ressentiments in den Köpfen der Menschen nicht derart schnell abgebaut wie Worte gesprochen waren, doch immerhin waren dies kaiserliche Worte gewesen, welche bisweilen so schwer wogen wie ein geschriebenes Gesetz.
"Ich kenne kaum einen dieser zahllosen Männer mit Namen, so dass mir nur die Hoffnung bleibt, dass auch für sie ein Römer sich einsetzen und die Anerkennung ihres Pfli'htbewusstseins wird anmahnen. Für zwei Männer jedoch möchte ich agitieren, beide entstammen der Gens Decima. Zum einen ist dies Faustus Decimus Serapio, an dessen unbedingter Pflichterfüllung als Praefectus Praetorio für den - zu dieser Zeit - legitimen Kaiser und damit das Imperium Roms wohl kaum Zweifel kann bestehen, der am Ende des Bürgerkrieges von diesem Imperium indes fallen gelassen, über Jahre hinweg ge..schmäht und diskreditiert wurde, und der nur auf Initiative seines Vaters hin überhaupt wieder Fuß fassen konnte in Rom. Weiters Appius Decimus Massa, ein überaus fähiger Offizier, welcher zu Zeiten des Bürgerkrieges bereits Princeps Praetorii und Adjutant des Flottenpräfekten der Classis Misenensis war, und hernach aufgrund seiner tadellosen Pfli'hterfüllung für die falsche Seite Roms abkommandiert wurde in die die Provinz zur Classis Augusta Alexandrina, zwar als Nauarchus, jedoch realistisch gesehen mit nicht mehr Möglichkeiten als ein Peregriner. Selbst wenn wir allfällig hinnehmen müssen, dass Männer, welche unter dem Vescularier re'htmäßig für Rom, für das Imperium Romanum kämpften, hernach ob dessen Einbußen erdulden mussten und die Ungerechtigkeiten des Schicksales kaum je Ausgleich werden finden, so sträubt sich in mir alles hinnehmen zu müssen, dass wir weiterhin dieses Potential, dieses Kompetenz und diese Leidenschaft für Rom ver..geuden und verkommen lassen anstatt fähige Soldaten dorthin zu beordern, wo sie Rom am besten dienen können!"
Es waren dies allfällig ein wenig viele Worte auf einmal, doch Angelegenheiten, welche Gracchus zutiefst bewegten, konnte er schlichtweg nicht in wenige Worte fassen - und diese Angelegenheit bewegte ihn wie ein Sturm das Espenlaub, in Hinblick auf Faustus schon lange - sehr, sehr lange -, in Hinblick auf Decimus Massa seit Serapio ihm von diesem hatte berichtet.
Beiträge von Manius Flavius Gracchus
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Der sechzehnten Tag vor den Kalenden des Oktobers des 865en Jahres nach Gründung der Stadt war sicherlich ein recht gewöhnlicher Tag in Rom, zumindest für die meisten Einwohner. In zwei Häusern jedoch, die nicht unweit voneinander auf der Kuppe des Quirinalis lagen - getrennt nur durch einige Anwesen, wiewohl die servianische Mauer - ereignete sich an diesem Tage eine Eheschließung, welche zweifelsohne ihre Folgen würde haben - mindestens, doch allfällig nicht nur, für das Brautpaar. Es war dies die Villa Aurelia, Heim der Braut Prisca, in welcher die Feierlichkeit ihren Anfang nahm, und die Villa Flavia, Heim des Bräutigams Manius Gracchus, in welchem sie ihren ehelichen Höhepunkt und ihr Ende fand.
Ein gewisses Maß an Durchschnittlichkeit musste auch diese Feier hinnehmen, denn obgleich die Anwesenheit des Pontifex Maximus durchaus im Sinne einer Eheschließung eine Besonderheit war, so war sie doch in Anbetracht der Confarreatio schlichtweg tradiert, folgte auch der Ritus des Eheversprechens vorgegebenen Regeln. Um so mehr Aufmerksamkeit lag darob auf dem Festmahl, welches zwar nur in kleinem Kreise von Familie und engsten Freunden fortgesetzt wurde, doch dafür garniert mit überaus erlesenen Speisen war, welche nicht nur serviert, sondern regelrecht präsentiert wurden. Jedem Gange voran führte ein Ensemble von Schauspielern eine Fabel auf - etwa zur Vorspeise Aesops 'Der Fuchs und der Storch' -, hernach präsentierten adrett dekorierte Sklaven die darin vorkommenden Akteure - rote und braune Füchse mit samtig glänzendem Fell an ledernen Leinen, sowie langbeinige Störche, welche mit Stöcken durch das große Tablinum getrieben wurden -, während den Gästen entsprechende Speisen serviert wurden - mit frischen Mispeln und Walnüssen gefüllte Storchenbrust und in Knoblauchessig gebratene Keule vom Fuchs an Maronenmus garniert mit kandierten Fuchszungen.
Der an das Mahl anschließende Raub der Braut aus ihrem trauten Heim, der Fackelzug, wiewohl der Einzugsritus in die Villa Flavia wiederum gestalteten sich durchaus durchschnittlich - zumindest für patrizische Kreise, welche in ihrer Traditionalität zumeist ein wenig überholt wirkten - , wie auch die Feier der Gäste hernach. Erst der Vollzug der Ehe war zweifelsohne wieder speziell - doch von welcher Hochzeitsnacht mochte man dies jemals nicht behaupten? Während die Gäste noch immer ein wenig im großen Tablinum des flavischen Anwesens feierten, wurde das Brautpaar durch die pronuba in das Ehegemach im oberen Stockwerk geführt und mit ihrer speziellen Aufgabe alleine gelassen.
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Nur wenige Tage vor der flavisch-aurelischen Hochzeit - viel zu spät dass jene Nachricht noch bei Zeiten den Adressaten würde erreichen, geschweige denn dass jenem würde ausreichend Zeit bleiben selbst auf dem schnellsten aller Schiffe das mare internum zu überqueren, um jene Feierlichkeit zu visitieren - wurde das nachfolgende Schreiben dem Cursus Publicus überstellt, auf dass es seinen Weg nach Alexandria würde finden.
Manius Flavius Gracchus Minor, Domus Sulpicia, Polis Alexandreia, Oikiai tes Alexandreias
Provincia Alexandria et AegyptusWerter Sohn,
Ich hoffe, die Überfahrt nach Alexandria gestaltete sich dir halbwegs kommod und du konntest dich bereits ein wenig in der Provinz akklimatisieren, wiewohl die Neugierde mich treibt in Hinblick auf dein Ergehen - wie weit sind deine Studien gediehen, bei welchen Lehrmeistern und Kursen am Museion hast du dich eingeschrieben, welchen Schwerpunkt hast du dir gesetzt? Ich wünschte, ich könnte dir einen Besuch abstatten und auf jenen Pfaden des Wissens wandeln, welche du nun tagtäglich beschreitest!
Doch nicht nur das imperiale Verbot hindert mich an solcherlei Reise, das Datum für meine Eheschließung mit Aurelia haben wir mit Zusage der Götter nun auf den sechzehnten Tage vor den Kalenden des Oktobers festgelegt. Obzwar es mir eine überaus große Freude wäre, dich an jenem Tage an meiner Seite zu wissen, so erwarte ich doch nicht von dir, deine Studien zu unterbrechen und die beschwerliche Reise anzutreten! Letztendlich ist es ohnehin nur eine Formalität, ein Handel zwischen unseren Familien zum Wohle eben dieser.
Weitaus exzeptioneller ist die Kunde, welche ich dir von deinem Vetter Caius Scato zu berichten habe. Während so mancher Plebs aus den Provinzen an einer durchschnittlichen Amtszeit sich hätte gelabt, ja vermutlich damit noch geprahlt und stante pede zum nächsten Amte wäre gespurtet im tumben Glauben, die Akkumulation egozentrischer Potenz sei Sinn und Zweck des Cursus Honorum, so nahm Scato sein vergangenes Vigintivirat zum Anlasse, kritisch zu reflektieren und im Bewusstsein der virtutes die Entscheidung zu treffen, dies Amt noch einmal zu absolvieren, um seinem persönlichen Anspruche - welcher selbstredend weit über jenem des provinziellen Plebs liegt - genüge zu tun. Erstaunlicherweise waren nicht nur jene Männer, welchen stets dies zuzutrauen ist, sondern beinahe der gesamte Senat dazu in der Lage, die Bravour dieser Tat anzuerkennen, so dass Scato mit über 90 Prozent der Stimmen zu den Tresviri Capitalis wurde beordert!
Gleichwohl ich nur allzu bereitwillig darin ein Zeichen politischer Genesung zu erkennen hoffte, wurde dies am selben Tage noch zunichte gemacht durch die Tatsache, dass eben jener Senat Tiberius Lepidus das Aedilat verweigerte und statt dies Amte einem pflichteifrigen, strebsamen und tatkräftigen Manne zu gewähren, welcher offenherzig die Unkultivierung unserer Sitten und Traditionen anprangert, es einem unbedeutenden Manne zusprach, welcher seine Amtszeiten allfällig nicht abgesessen, doch keinesfalls sich darin sonderlich hat hervorgetan. O tempora, o mores, mein lieber Sohn!
Doch gräme dich nicht um Rom und seine Sorgen, Minimus, noch nicht! Tauche ein in die Welt der Wissenschaften und Künste, schärfe deinen Verstand und genieße die Vielfalt der Möglichkeiten, welche dir heute noch offenstehen!
Übersende Sulpicius meine Grüße! Mögen die Götter ihm und den Seinen wohlgesonnen sein, und mögen sie stets eine schützende Hand über dich halten!
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[Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/ManiusFlaviusGracchus.png]Sim-Off: Bitte auf die Wertkarte der Flavia
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Seit dem frühen Morgen folgte Gracchus mit Argusaugen jeder Regung und Bewegung, welche Teil des gesamten Opferzeremoniells war - von der Aufstellung der Prozession, über die einzelnen Handgriffe der ministri, über die Schritte der Pontifices um den Pontifex Maximus herum, bis hin zum Mienenspiel der Schlachter, welche für das Wohl und die Gelassenheit der Opfertiere Sorge trugen. Die Handgriffe und Worte des Augustus waren letztlich unerheblich - was immer er würde tun, es wäre genau nach Zeremoniell, im Zweifelsfalle nach dem neuen Zeremoniell des neuen Augustus -, wiewohl auch der Wille der Götter im Grunde unerheblich war - doch alles darum herum musste perfekt sein an diesem Tage des ersten großen, öffentlichen Opfers Aquilius Severus'. Bis zu diesem Augenblicke folgte alles dem Protokoll, auch nun, als der cultrarius vor dem Ochsen sich zum Kaiser wandte und danach fragte, das Opfer vollziehen zu dürfen, und Aquilius dies entsprechend bejahte. Als würde eine einzige Hand sie steuern schlugen die Kulthelfer hinter den drei Opfertieren ihre Hämmer gleichzeitig auf die Häupter der Tiere hernieder, um sie betäuben, während beinahe noch im gleichen Augenblicke bereits die cultrarii ihrer Aufgabe nachkamen und ihre scharfen, spitzen Messer in die Kehle der Rinder trieben. Eins ums andere fielen die schweren Leiber, krachten auf den gepflasterten Steinboden des Tempelvorplatzes, hauchten die Tiere mit dem Fluss des rotfarbenen Blutes aus den aufgeschlitzten Kehlen ihren letzten Atemzug aus. Einige Augenblicke verharrte alles Kultpersonal in Starre - Stilleben einer Zeremonie wie sie zweifelsohne gut auf ein steinernes Relief hätte gemeißelt werden können. Sodann knieten sich die Schlächter befleißigt vor die Tiere hin und begannen mit der Ausweidung, während die Flötenspieler noch immer das Publikum mit ihrem lieblichen Klang berieselten und den Gewaltakt ein wenig dämpften. Wenig später nur trat Gracchus in seiner Funktion als Pontifex neben den Imperator hin, um die Eingeweideschau durchzuführen. Zuerst glitten die vitalia des Ochsen durch seine Hände, gefolgt von jenen der beiden Kühe. Sorgsam betrachtete und betastete der Flavier Stück um Stück, dabei auf seinem Antlitz keine Regung, welche darauf ließ schließen, was er bemerkte.
"Litatio!"
verkündete er schlussendlich mit einem feinen Lächeln dem Augustus, ehedem er noch einmal ein wenig lauter dies über den Platz erschallen ließ.
"Litatio!" -
Ad L. Tiberius Lepidus, Villa Tiberia
M' Flavius Gracchus L. Tiberio Lepido s.p.d.
Seit jenem Tage da du in der Villa Flavia vorsprachst, um die Modalitäten der Ehe mit meiner Base Domitilla auszuhandeln, ist viel Zeit vergangen - und vieles hat sich verändert. Es scheint mir darob geboten, diese Veränderungen zu reflektieren, wiewohl die Möglichkeiten der Zukunft in den Blick zu nehmen.
Aus diesem Anlasse möchte ich dich in zwei Tagen* zur Cena in die Villa Flavia laden. Domitilla ist selbstredend ebenfalls geladen, doch obgleich es mir eine überaus große Freude wäre sie zu sehen, fürchte ich doch, das Mahl wird sich für sie überaus dröge gestalten, da meine Tochter nicht daran teilnehmen wird und es darob wahrscheinlich ist, dass außer politischen Causae nicht allzu viele Themen den Abend füllen werden.
Mögen die unsterblichen Götter wachen über dein Wohl und das deiner Familie!
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[Sim-off]* = wann immer du Zeit und Lust hast[/simoff]
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"Also, Gaius, erzähle mir von deinen Erfolgen!"
Obgleich der Sommer sich allmählich anschickte, die ewige Stadt aus seinem Würgegriff quälender Hitze zu entlassen, zeigten die Tage sich doch noch immer mild und sonnig und kaum ein Wölkchen trübte den Anblick des Himmels an diesem Tage - gänzlich gegenteilig zu Gracchus' Gemütshorizont, welcher wie so oft überzogen war von dunklen, trüben und desperaten Gedankenwolken.
"Keine Erfolge, Meister Fasiri, nicht der ge..ringste"
, seufzte er und umriss sodann den durchaus erfolgversprechenden Beginn seiner Bemühungen als er voller Elan den letzten Brief an Faustus hatte abgesandt, um endlich befreit von jenen Worten, welche nur für den Geliebten waren bestimmt gewesen, endgültig einen Schlussstrich ziehen zu können. Ausführlich - allfällig ein wenig zu ausführlich und zu sehnsüchtig - elaborierte er sodann das Aufeinandertreffen mit Faustus, welches zwar ganz offiziell ihrer Liebe ein Ende hatte gesetzt, was indes nichts an seinen eigenen Empfindungen zu ändern vermochte.
"Zu wissen, dass er … dass er noch immer von solcher Leidenschaft erfüllt ist, dass mitni'hten nichts vergangen ist … und dass doch erst ein anderes Leben uns zueinander bringen kann … dies alles zu wissen torquiert mich mehr als je zuvor. Und gleichsam zu wissen, dass dieses Gefühl, diese Liebe in mir wahrhaftiger ist als jede andere Emotion … ich werde Pri… ich werde meine Gemahlin niemals auch nur ansehen können, geschweige denn be..rühren oder ihr gar beiwohnen, ohne mir dessen in jeder Faser meines Selbst bewusst zu sein!"
"Papperlapapp! Noch ist nicht alles verloren und aufgeben werden wir noch lange nicht! Auch der Fieberkranke kann sich in seinem Leid oftmals nicht vorstellen, jemals wieder gesund zu werden. Ich habe das Ausmaß deines Leides anscheinend unterschätzt, daher werden wir mit einer stärkeren Behandlungsmethode fortfahren."
Meister Fasiri erhob sich und begab sich zu der Kiste, in welcher sein gänzliches Repertoire an Heilmitteln verstaut zu sein schien. Sodann baute er vor, respektive um die Kline, auf welcher Gracchus lag, einige Dinge auf: ein Dolch mit einem kunstvoll geschnitzten Schlangengriff, eine aus dunkelrotfarbener Wolle geknüpfte Kordel, eine Kerze, ein Becher mit einer hellen Flüssigkeit, ein kristallener Stein, durch welchen eine silberne Kette gezogen war, ein steinernes Gefäß mit Kohlen, welche Fasiri routiniert entzündete, und eine kleine Schatulle aus schwarzfarbenem Ebenholz.
"Lehne dich zurück und entspanne dich ... ja, so ist es gut, entspanne deinen Körper und entspanne deinen Geist. Lass die Leere von dir Besitz ergreifen und mache dich frei von allen Gedanken ..."
Entgegen der Worte des Arztes war Gracchus nicht im geringsten entspannt, was zum einen daran mochte liegen, dass echte Entspannung sich ihm nur dort bot, wo er sich sicher fühlte - was in Gegenwart Meister Fasiris letztlich schlichtweg nicht der Fall war -, andererseits daran, dass vor seinen Augen nun der Kristall hin- und herschwang, während Fasiri mit der anderen Hand die Schatulle öffnete und daraus Rauchwerk über die glimmenden Kohlen streute.
"Folge der Bewegung des Kristalls und lasse alle Gedanken los ... dein Geist ist frei und auch dein Körper ist von Leichtigkeit durchdrungen ... Wir werden die Stränge deiner Gelüste und Begierden kappen, wir werden dich befreien von deinem krankhaften Wahn und die Wurzel deines Leides veröden ... Du musst nur zulassen, dass die Heilung dich durchdringen kann ... lasse los und öffne deinen Geist ..."
Der graufarbene Rausch schlängelte sich allmählich durch den Raum hindurch und der schwere, süßliche Geruch erinnerte Gracchus an längst vergangene Tage, an Caius und Marcus, die nach durchwachten Nächten des frühen Morgens sich zurück in die Villa stahlen, in welcher er selbst bereits über seinen Studien saß, an die trübe Zufriedenheit in ihren Augen, die Sorglosigkeit ihres Blickes, der nur dem Heute galt, doch nicht dem Morgen. Der Kristall vor seinen Augen begann allmählich zu verschwimmen, die Worte des Meister Fasiri in seinen Ohren ebenso, ein endloser Strom an Klang und Ton, ein Lied, eine Symphonie oder eine Kakophonie - es war längst nicht mehr zu erkennen, geschweige denn ein Sinn darin zu erahnen. Irgendwann blitzte ein Messer auf, irgendwann floss ein Tropfen Blut die wollene Kordel hinab, Flüssigkeit benetzte seine Augen, die Worte des Meisters bildeten eine Pyramide, deren Spitze sich in sein Fleisch bohrte, ehedem sie wieder in sich zerfielen und sich zu einer Schlange reihten, welche das Blut fraß und daraus ein Kind gebar. Und irgendwann zerbarst die Welt in einem Knall und hinterließ nur tiefe Dunkelheit.~~~
Irgendwann legte sich eine kühle, erfrischende Feuchtigkeit über Gracchus' Stirn und als er blinzelnd die Augen öffnete blickte er in die vertraute Kälte seines Sklaven Blickes.
"Wo ist … der Meister … ?"
Einen winzigen Augenblick lang durchzog eine Spur von Verachtung Sciurus' Blick, während er mit einem kühlen Tuch das Gesicht seines Herrn benetzte. "Er ist bereits bei seinem nächsten Klienten."
"Ich … ich entsinne mich nicht mehr, was ge..schehen ist."
"Alles stinkt nach Opium. Du auch. Wenn das seine Heilung ist, kannst du sie andernorts billiger bekommen."
"Nein, nein … da war … da war noch mehr."
Gracchus richtete sich auf und schwang seine Beine über den Rand der Kline. Seine Kehle war trocken und seine Muskeln schmerzten ein wenig - als hätten sie sich zu lange angespannt. Doch er mochte dies alles nicht wahrhaben.
"Und ich fühle mich gut, ja, doch gewiss … ich spüre wie … wie sich etwas ver..ändert hat. Zweifellos."
Er atmete tief ein und erhob sich.
"Ja, zweifellos …"
Es klang dies weniger überzeugt als er es intendierte, doch letztlich mochte er sich an jede Hoffnung klammern, welche blieb, denn schlussendlich war es nicht mehr allzu lange hin bis zu der Hochzeit mit Prisca. -
"Nun, zwei Angelegenheiten würde ich gerne noch adressieren. Zum einen werde ich am se'hzehnten Tage vor den Kalenden des Oktobers* Prisca aus dem Geschlecht der Aurelier ehelichen, ob dessen ich dich bereits heute um dein Einverständnis für eine Ehe durch confarreatio bitten möchte, sowie die Durchführung der entsprechenden Zeremonie."
Da Gracchus als pro magistro den Pontifex Maximus schlecht bei seiner eigenen Hochzeit konnte vertreten, würden mit der Ab- oder Anwesenheit des Augustus letztlich sich auch die weiteren Möglichkeiten seiner kultischen Zukunft entscheiden.[Sim-off]*16.9.
Aufgrund der gestiegenen Zahl an Ehe- und Verlobungsthreads in den zurückliegenden Monaten, sowie der Tatsache, dass dies für uns beide nicht das erste Mal ist, werden wir die zeremonielle Eheschließung nicht ausspielen. SimOn jedoch wäre die Anwesenheit des Pontifex Maximus für die Confarreatio obligat. [/Sim-off] -
Zitat
Original von Faustus Decimus Serapio
Ich melde mich bis Mittwoch ab.
Dem schließe ich mich an. -
"Im Grunde eignet sich jeder Tag, welcher nicht bereits den Göttern verspro'hen ist, ich werde jedoch noch einmal den Kalender prüfen und dir einen geeigneten Vorschlag zukommen lassen."
Allmählich war es überaus günstig, dass ein aufmerksamer Scriba Gracchus' Vorhaben mitprotokollierte, denn während jener keinerlei Schwierigkeiten damit hatte, Gedichte, Theaterstücke oder Epen zu memorieren, so verschwanden Termine, Aufgaben und andere profane Obliegenheiten doch allzu schnell in irgendeiner unbedeutenden Schublade seines Gedankengebäudes.
"Das Collegium wird ebenfalls für die Opfertiere Sorge tragen."
Respektive irgendein Gehilfe des Cultus publicus.
"Letztendlich sind die Kassen des Staatskultes auch nur ein Teil der Staats..kasse."
Falls diese Kasse sich tatsächlich irgendwann einmal dem Ende würde zuneigen, würde das Collegium selbstredend eine angemessene Spende des Augustus erwarten - doch vermutlich würden eher die Götter verdrängt werden ehedem dies geschah. -
"Selbstverständlich. Hast du bereits einen genauen Termin ins Auge gefasst? Ich gehe zudem davon aus, dass es dir konveniert je ein Rind pro Gottheit als Hauptopfer darzubringen? Der Anlass ist schlussendlich ein überaus erfreulicher, zu welchem ein gewisses Maß an Generosität zweifels..ohne adäquat ist."
Sim-Off: Wie detailliert dies sein soll, können wir per PN besprechen
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"Angesichts der Gegebenheiten sehe ich keinerlei Grund für Einwände, im Gegenteil. Aufgrund unser aller langjähriger Erfahrung sollte es zudem nicht allzu diffizil sein, unseren Aufgaben wie gewohnt na'hzukommen."
Auch die übrigen Sodales zeigen keine Einwände - letztendlich hatten sie wohl auch wenig Auswahl außer das Amt selbst zu übernehmen. -
"Da es keinerlei Interferenz der Wünsche gibt, spreche ich mich ebenfalls dafür aus, diesen na'hzukommen."
Insbesondere galt dies selbstredend in Hinblick auf seinen Neffen Scato, denn schlussendlich hatte dieser bei seiner Wahl eine deutliche Mehrheit erzielt. Indes mochte auch Gracchus im Senat gern großen Aufwand vermeiden solange ohnehin niemand dem widersprach. -
Nur kurz zögerte Gracchus, um zu einer Empfehlung zu gelangen, denn letztendlich war für ihn offensichtlich, in welche Richtung der Kaiser sein Opfer ausrichten musste.
"Ich erachte die kapitolinische Trias für angemessener. Letztendli'h hast du das Reich nicht in tiefem Zwist und Streitigkeiten übernommen - dies war bereits Cornelius' Bürde. Obgleich ich der Ansicht bin, dass noch immer einige Angelegenheiten dieser Zeit einer Kompensation harren, solltest du bei diesem ersten großen Opfer die Bedeutung des Staates und unserer Gesellschaft in ihren Grundfesten hervorheben. Deine Herrschaft wird ge..prägt sein von Tugenden, Gesetzen und Rechtmäßigkeiten, dem Schutz römischer Lebensweisen - in Staat, Heim und öffentlichem Leben -, wiewohl einem stabilen Frieden, welcher der Gesellschaft es ermögli'ht, sich über bloße Notwendigkeiten hinaus zu erheben und sich dem zuzuwenden, was den menschlichen Geist und damit den Staat voranbringt. Die kapitolinische Trias steht für die Herrlichkeit und Größe Roms - und dies solltest du in den Vordergrund stellen." -
Dem nur lesend anwesend sein schließe ich mich an, wenn auch nur bis kommenden Sonnabend.
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Gracchus nickte, wiewohl von außen selbstredend nicht erkennbar war ob nun auf den nicht notwendigen Aufpasser hin oder auf die Liste der Kandidaten.
"Ich werde dir eine Liste zukommen lassen."
Er notierte sich auf seiner mentalen Tabula, den Collegiumsmitgliedern beizeiten eine Aufforderung zukommen zu lassen, geeignete Kandidaten zu benennen, wiewohl auch den Kaiser um jene zu bitten, um vor allem die Wortführer unter den Pontifices bereits auf jene vorzubereiten.
"Zu deinen Pfli'hten als Pontifex Maximus gehört ebenfalls die Aufsicht über den Kult der Vesta. Sobald es deine Zeit zulässt, solltest du den Sacerdotes Vestalis einen Besuch abstatten."*Sim-Off: * SimOff macht dies nur Sinn, sofern die Spielerin hinter Decima Messalina Zeit/Interesse hat, da sie derzeit die einzige Verstalinnen-ID bespielt.
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Mit Tiberius Lepidus mochte Gracchus persönlich und familiär durchaus seine Schwierigkeiten haben, doch obgleich familiäre Verbindungen immer auch politisch waren, so hatte die Politik mit der Familie nicht unbedingt etwas zu tun - und über die Politik des Tiberiers gab es selten zu räsonieren.
"Senator Tiberius Lepidus hat in seinen Ämtern, wiewohl seinen zurückliegenden Amtszeiten bisher treffli'h bewiesen, dass Rom sich auf ihn verlassen kann, selbst in aberranten Zeiten."
Wozu eine zweijährige Amtszeit unter einem fragwürdigen Konsul gewiss zu rechnen war.
"Ich bin der Überzeugung, dass er auch als Aedil ein großer Gewinn für Rom und seine Bürger sein wird, ob dessen er meine Stimme erhalten wird!" -
Da es keine weiteren Fragen mehr zu geben schien erhob sich Gracchus für einige sekundierende Worte.
"Als jemand, der im gleichen Hause wie Flavius Scato wohnt, kann ich nur bestätigen, dass es ihm weder an Entschlossenheit, noch Dur'hsetzungsvermögen mangelt. Dass er noch einmal das Vigintivirat anstrebt, da die Ausübung des vorherigen durch die Wirren der Zeit ihm nicht derart gelungen ist wie es seinem Pflichtgefühl gegenüber Rom genügt, findet meinen größten Respekt, ebenso wie seine Ambitionen, nicht noch einmal auf dem Terrain ihm ver..trauter Aufgaben es sich bequem zu machen, sondern Rom dort dienen zu wollen, wo es diesem am meisten zugute kommt. Meine Stimme wird er darob erhalten, und er würde sie ob dieser Tatsachen ebenso erhalten, trüge er ein anderen Nomen gentile!" -
"Die Flamines werden direkt und einzig durch dich allein in ihr Amt berufen, darob ist nichts weiter not..wendig, als die captatio* zu verkünden. Hernach folgt die Inauguration, welche im Grunde similär sich vollzieht wie jene, welche du selbst eben erfahren hast."
In Worte gefasst hörte sich dies durchaus banal an, doch letztlich war die Ernennung eines Flamen ein überaus bedeutsamer Akt der öffentlichen Religio.
"Sofern du deinem Sohn ein kultisches Amt bestimmen mö'htest sind in beinahe allen Collegien derzeit Plätze vakant. Insbesondere ein freies Pontificat ist ein weiterer Punkt, über welchen wir im Collegium Pontificum beizeiten beraten müssen, allerdings ist dies nichts, was heute bereits einer Entscheidung deinerseits bedarf. Letztlich findet die Kooptation dabei ohnehin durch das gesamte Collegium statt, wobei deine Stimme selbstredend großes Gewi'ht haben wird, sofern du einen Vorschlag einbringst."
Darüber hinaus war es im Collegium Pontificum letztlich wie im Senat - es war für den Pontifex Maximus stets besser zumindest den Anschein der Eigenmächtigkeit dieses Gremiums zu wahren, um Unmut zu verhindern.
"Andererseits wären auch die übrigen Collegien für den Caesar eine gute Wahl. Sich etwa eines über alle Maße ver..lässlichen Auguren versichert zu wissen ist stets opportun."Sim-Off: *Ernennung
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Noch bevor der Duccier mit einer Replik auf die Wort des Tiberius konnte beginnen, erhob sich Gracchus.
"Diesen Worten kann ich nur beipfli'hten! Es gab wohl nur einen einzigen Mann, welcher in den letzten Jahren und Jahrzehnten den Senat, ja ganz Rom mehr spaltete als du, Senator Duccius, und auch während deines Konsulates ist es dir erneut gelungen, die Concordia, welche gerade erst wieder in diese Hallen war eingezogen, wieder aus ihnen hinaus zu treiben. Heute hier zu stehen und als einzige selbstkritische Reflexion einen Mangel an Perfektionismus zu bekennen, dies zeugt nicht im ge..ringsten von jenem demütigen Diener und Konsul als welchen du dich zu deiner Wahl einst angepriesen hast. Sofern Senator Tiberius aus seiner Meinung eine Senatsabstimmung beantragt, meine Stimme wäre ihm sicher."
Womit er dem Tiberier kurz zunickte und wieder Platz nahm. -