Die ehrenhafte Aufgabe, bei der Hochzeit von ihrer Verwandten Epicharis und Aristides die Pronuba zu sein stellte Antonia vor das ein oder andere Problem. Nicht allein, dass sie sich vorab bereits sicher war, sie würde die schlechteste Pronuba aller Zeiten abgeben. Hinzu kam, dass sie sich erst einmal erkundigen musste, was genau so eine Pronuba denn nun alles zu tun hatte. Zwar hatte sie selbst ja schon geheiratet, doch war sie zu dieser Zeit so voll Panik und Angst gewesen, dass sie sich kaum etwas gemerkt hatte, bis eben auf die völlige Verwirrung ihrer Person.
Wenigstens würde sie nicht mit kugelrundem Bauch auf der Hochzeit erscheinen müssen. Nichtsdestotrotz würde ihr Kleid etwas weiter ausfallen, hatte sich doch die Haut am Bauch schwangerschaftsbedingt enorm gedehnt und von einem Tag auf den anderen hatte sie scheinbar nicht vor, all das rückgängig zu machen. Natürlich hatte sie sich trotzdem pflichtbewusst an diesem Vortage der Hochzeit in einem Cubiculum der flavischen Villa breitgemacht, unzählige Sklaven requiriert und an den Tagen zuvor bereits Bestellungen auf dem Markt aufgegeben. Aufgeben lassen, besser gesagt. Wenn sie sich doch nur erinnern könnte, wie es bei ihr damals gewesen war.. Natürlich hätte sie ihre eigene Pronuba fragen können, doch lebte diese mittlerweile fernab in Misenum. Für einen Brief dorthin war es wohl mittlerweile eindeutig zu spät. Doch alle Selbstvorwürfe halfen nichts, Antonia musste tun, was getan werden musste.
War es überhaupt notwendig, den Raum besonders herzurichten? Genügte es nicht einfach, das Cubiculum so herzurichten wie jedes andere Schlafgemach im Haus? Nein, diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder. Zumindest ein wenig Dekoration sollte sich hier finden.
„Die Blumen?“, wandte sich die Claudia an den ersten der Sklave, während sie auf einem Korbsessel Platz nahm.
„Werden gerade abgeladen, Domina.“, berichtete dieser.
„Gut, gut. Dann.. alles wie besprochen.“
Am Vorabend hatte Antonia in der Tat ein längeres ‚Meeting’ einberufen und dargelegt, was wie wo zu stehen hatte und wie das Endergebnis schließlich aussehen sollte. Es war erstaunlich, wie sehr sich manche Menschen in Details ergehen konnten. Sie war einer dieser Menschen.
Umgehend setzte emsiges Treiben ein, koordiniert von Antonia, die immer wieder etwas auszusetzen hatte. Zweifel kamen auf, ob diese Aktion wirklich bis zum nächsten Tag beendet sein würde.
Zur Überraschung aller präsentierte sich jedoch nach einigen Stunden ein fertig vorbereitetes Zimmer, inklusive müder Sklaven und einer zufriedenen Antonia. Ein Nicken bedeutete der Sklavenschaft, dass sie sich zurückziehen durfte. Die Herrin blieb noch allein zurück für einen letzten kontrollierenden Blick.
Sie erhob sich von ihrem Sitzplatz und ließ die Augen wandern. Über kunstvoll drapierte Girlanden mit allerlei dezent duftenden Blüten, über ein frisch verlegtes Mosaik auf dem Boden, welches Theseus und Ariadne zeigte bis hin zu dem ein oder anderen Amulett, welches Glück bringen oder Fruchtbarkeit verleihen sollte. Ja, so konnte es bleiben.
Beim Hinausgehen ließ sie es sich nicht nehmen, noch einmal sorgfältig die Bettdecke glatt zu streichen, doch schließlich verließ auch Antonia den Raum, der erst am nächsten Tag mit Leben gefüllt werden sollte.