Beiträge von Claudia Antonia

    Sim-Off:

    Sorry, hat "etwas" gedauert ;)


    Beipflichtend nickte Antonia.
    „In der Tat. Zwar hat fast jeder schon einmal von den CP gehört, aber kaum jemand kann einem sagen, wo die Treffen stattfinden, geschweigedenn wie genau das Ganze vor sich geht. Jede Frau in meinem Bekanntenkreis würde wohl einen Mord begehen, um nun hier zu sein.“
    Und sie war es nun. Innerlich freute sie sich wie ein kleines Kind, wenngleich sie dies natürlich nicht allzu deutlich zeigte. Doch das Funkeln in ihren Augen verriet die Claudia.
    Auf die beiden Frauen aufmerksam gemacht, reckte sie den Hals, um einen Blick auf sie zu erhaschen.
    „Wiegesklavin?“
    Das klang schon äußerst ungut. Ob man hier gewogen wurde? Unmöglich. Niemals. Da wurden sie jedoch auch schon von einer recht beleibten Dame unterbrochen. Das Schauermärchen, das diese nun auftischte, konnte Celerina glücklicherweise widerlegen, was Antonia zu einem leisen Seufzer der Erleichterung veranlasste. Als die Flavia erneut unterbrochen wurde, runzelte Antonia die Stirn. Bei allen Göttern… sicher eine Plebejerin. Bei dieser Erziehung am Ende gar eine Freigelassene. Sie rümpfte leicht die Nase und wandte sich schließlich wieder ab.
    „Und… wer ist nun die andere?“, fragte sie, als die dicke Frau endlich zufrieden gestellt schien.

    Mit ein wenig Genugtuung stellte Antonia fest, dass sie bei Weitem nicht die gewichtigste aller Anwesenden war. Mehr als einmal stellte sie sich gar die Frage, wie betreffende Dame es nur schaffte, sich auf den Beinen zu halten. Nichtsdestotrotz gab es natürlich auch solche, die ihren neidvollen Blick auf sich spüren durften. Was täte sie nicht alles, um so.. nunja, sie tat ja jetzt alles.
    „Custodes.. oh, custodes ponderis! Doch, ich habe schon davon gehört. Gerüchteweise. Viele meiner Freundinnen sagen bereits seit Monaten, sie wollen einmal zu einem solchen Treffen, doch nie wusste jemand, wo oder wann diese stattfinden.“
    Nun war sie nur noch aufgeregter. Sie würde die erste in ihrem Bekanntenkreis sein, die zu den CPs gegangen war. Ihre Freunde würden platzen vor Neid.
    „Das ist ja wundervoll.“

    Sich neugierig umsehend, wie ein kleines Kind, folgte Antonia anstandslos ihrer Verwandten, die sich immer tiefer ins Innere des Gebäudes bewegte. Fast war es ihr, als verschlucke jenes Haus alle, die hinein gingen und würde sie nie wieder hinaus lassen. Als sie jedoch noch weitere Menschen entdeckte, runzelte sie die Stirn. Was war das nur und warum hatte sie noch nie davon gehört?
    Auch den entrollten Schriftzug wollte sie nicht recht erkennen. CP?
    "Was bedeutet denn CP?", fragte sie möglichst leise, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Eine orientalische Gottheit? Gewiss, der Cursus Publicus war hier sicher nicht gemeint. Oder? Ob das das Geheimnis war? Man musste tagelang durch das halbe Imperium reiten, um nicht zuzunehmen? Jenen Gedanken tat sie umgehend als Unsinn ab, auch wenn es vielleicht helfen mochte.
    "Und.. ich gestehe, ein wenig aufgeregt bin ich. Das hier ist in der Tat alles sehr sonderbar und neu für mich."

    Sie hob den Kopf und erkannte die unförmige Kritzelei, die wohl eine übergewichtige Dame darstellen sollte. Perfekt, dachte sie, denn ebenso empfand sie sich. Die Aussicht darauf, dass sie ihr Ziel gleich erreicht hätten, spornte Antonia wieder an und so folgte sie der Flavia die letzten paar Schritte.
    Nachdenklich musterte sie die Frau, die wie ein Geist an ihnen vorbei ins Gebäude huschte. Einmal sah sie von oben nach unten und befand, dass das Haus wohl nicht in der nächsten halben Stunde einstürzen würde. Man konnte es also riskieren, hinein zu gehen.
    "Ach, wenn wir schonmal hier sind.", erwiderte Antonia und hatte ihr Schmunzeln wiedergefunden - was aufgrund der Palla, die sie halb übers Gesicht gezogen hatte freilich nicht zu sehen war. Doch auch ihre Augen begannen zu blitzen.

    Zunächst zögerlich, dann jedoch mit steigender, unbändiger Neugier waren Antonias Füße ihrer Verwandten gefolgt.
    Mit zunehmendem Abstand zur Villa Flavia war allerdings auch ihre Skepsis gestiegen. Erst recht, als das vertraute Viertel verlassen wurde. Eng hatte die Claudia ihre Palla um sich gezogen, hüllte sowohl Haar, als auch einen Teil des Gesichts in den dunklen Stoff, als fürchtete sie, man könne sie erkennen, würde annehmen, sie sei auf dem Weg um dunkle Rituale zu vollführen - oder einen Geliebten aufzusuchen. Der lächerlichere Teil war wohl, dass sie nicht im Traum darauf gekommen wäre, sich einen Geliebten zu nehmen.
    Die unwirrschen Stimmen der unteren Schicht, die aus diversen Fenstern und Gassen drangen, ließen sie ein ums andere Mal zusammenzucken. Nein, ihr war absolut nicht wohl bei dieser Sache. Auch Celerinas Versuch, sie zu beruhigen half hierbei nichts.
    Sie nickte nur stumm, verkniff sich einen Kommentar, da sie fürchtete, er könne ungehaltener ausfallen, als sie es beabsichtigte. Sämtlichen Göttern, die sie in einer solchen Situation für zuständig befand, versprach sie jedoch ein Opfer, sollte sie heil wieder zu Hause ankommen.

    Die Zeit, die Celerina zum Umziehen brauchte, nutzte auch Antonia, um einen im Gang herumstromernden Sklaven anzuweisen, ihr eine schlichte Palla zu bringen. Jener sprang umgehend und kehrte nur wenig später mit dem Gewünschten zurück. Die Claudia hüllte sich flugs in den dunkelblauen Stoff, in Gedanken noch immer die möglichen Orte durchgehend, an die Celerina sie nun wohl ‚entführen’ konnte.


    Mit einem ‚Tada’ erschien die Flavia wieder, strahlend wie das junge Leben und ließ erneut den Neid in Antonia aufsteigen. Nie würde sie so sein. Nie. Unbeschwertheit stand ihr nicht.
    „Na dann.“, erwiderte sie mit schiefem Lächeln. „Nach dir.“

    Sim-Off:

    Ach, du Guter. Ich bin Deiner unwürdig :D


    Antonia schien fast ein wenig schockiert über jene Bitte ihres Gatten. Bitte? War es denn eine Bitte? Oder vielmehr ein Angebot, eine Bürde, die er bereit war auf sich zu nehmen, er, der perfekte Gemahl, nur um ihr das Gefühl zu geben, nicht jene grässliche Kreatur zu sein, die sie nun einmal war?
    „Gewiss.“, hörte sie sich sagen. „Wenn du gerne möchtest.“
    Sie wusste genau, er wollte nichts lieber, als umgehend aus dem Raume stürmen, hinter sich lassen, was ihm wie ein Klotz am Bein scheinen musste. Doch sie klammerte sich an eine vergebene Vorstellung. Nur noch ein wenig länger sich der Illusion hingeben, sie seien ein gewöhnliches Ehepaar. Nur einen Augenblick, nur eine Nacht lang.
    So rollte sie sich auf die Seite, mit heftig pochendem Herzen, aus Angst, er würde sie zurückstoßen. Schmiegte zögerlich ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.

    Das unvermittelte Aufspringen Celerinas ließ Antonia erschrocken zusammenzucken. Was würde das nun werden? Immer mehr bestärkte die Flavia sie in ihrem Glauben, etwas Unsägliches, Schändliches war jenes Geheimnis, das einen schlank hielt. Nun, da sie ebenfalls zu einem Nachmittagsplausch mit Pluto persönlich bereit gewesen wäre, gab es natürlich nichts, was sie abhalten konnte.
    „Wenn…. Wenn du meinst.“, erwiderte sie mit kurzem Schulterzucken. Eine richtige Nacht und Nebel Aktion. Unangebrachterweise fühlte die Claudia ein vorfreudiges Kribbeln im Nacken.

    Es schien Celerina Vergnügen zu bereiten, die arme Claudia auf die Folter zu spannen, sprach sie doch nicht einfach aus, was denn nun jenes Geheimnis war, das sie so unglaublich schlank hielt, nein, sie blieb dabei, Fragen zu stellen. Ihre Ungeduld hinunterschluckend, nickte Antonia erneut.
    "Ich habe Zeit, ja. Aber nun sag doch endlich, was es ist."
    Fast erwartete sie nun, einen der üblichen Ratschläge zu hören: Viel Bewegung, gesunde Ernährung, das alltägliche Blabla. Und währenddessen konnte sie förmlich fühlen, wie ihr Bauch immer dicker und dicker, die Beine immer aufgequollener und die Arme schlaff wurden. Oh ihr Götter, womit hatte sie das nur verdient?

    Die Neugier wuchs und so klebte Antonia an Celerinas Lippen. Andeutungen, nichts als Andeutungen, so würde sie niemals darauf kommen. Die Flavia schien ihr Geheimnis wirklich zu hüten wie ihren Augapfel.
    "Ich würde alles ausprobieren, solange es nur funktioniert.", beteuerte sie mit entschlossenem Nicken.
    Was es wohl sein mochte? Etwas unaussprechliches, barbarisches gar, wenn ihr Gegenüber es nicht umgehend offenbaren wollte. Innerlich bereitete Antonia sich auf das Schlimmste vor.
    "Dein Geheimnis wird bei mir sicher sein."
    Sie war versucht, unruhig auf dem Stuhl herum zu rutschen, konnte es sich jedoch erfolgreich verkneifen.

    Die zusammengekniffenen Augen Antonias signalisierten eindeutig, dass ‚kaschieren’ ihr keineswegs genügte.
    „Nunja, ich weiß aber, dass er da ist und es stört mich doch sehr. Allein in Hinblick auf meinen Gatten.“
    Näher ging sie auf jene Problematik jedoch nicht ein, waren ihre Ehesorgen doch etwas, das sie nicht unbedingt sofort mit jemandem besprechen wollte, der nun zwar ein Verwandter war, den sie jedoch weniger häufig als ihre Tornistrix zu Gesicht bekommen hatte. Als Celerina gewisse Mittelchen erwähnte, wurde Antonia neugierig und beugte sich verschwörerisch nach vorne.
    „Ja? Welche denn? Glaub mir, ich habe schon fast alles Erdenkliche ausprobiert, sonst würde ich dich sicher nicht mit einer solchen Frage belästigen.“

    Sim-Off:

    Angesichts deines Handycaps wickeln wir das Ganze mal ein bisschen flotter ab ;)


    Er drängte sie zurück, zu jenem Bett, das Antonia oft einen Schauer über den Rücken jagte, wenn sie es betrachtete. Ort ihres Versagens.
    Sie ließ sich langsam nieder, rutschte nach hinten, um ihrem Gatten Platz zu machen. Platz für jene Pflicht, die ihm zuwider sein musste, wie nichts in der Welt. Doch hier und heute wollte sie Egoist sein, nehmen, was sie kriegen konnte und sei es nur stumpfe Erfüllung einer ungeliebten Bürde. Seine leisen Worte ließen ihre Augen flackern.
    Kalt? Sie war kalt? Nach allem, was sie beim letzten Mal getan hatte, empfand er sie noch immer als kalt? Einen Schwall der Scham, der Reue, der Traurigkeit, der ihn ihr emporkroch unterdrückte sie. Es kümmerte sie nicht. Nicht jetzt und nicht hier.
    Denn trotz all der Gedanken, die sie plagten, war es nur der Körper, der in diesem Moment regierte. Und jener Körper, der ihr selbst so zuwider war, presste sich an den von Gracchus, forderte, was sein Recht schien, signalisierte durch wolllüstiges Stöhnen, was ihm gefiel, spürte die Hände des Gemahls, die die Höhen und Tiefen erkundeten.
    Gleichsam drängte sich Antonia enger an Gracchus, schlang ihre Arme um ihn, wollte fühlen, wollte gefühlt werden. Losgelöst von allen Ängsten und Zweifeln ergab sie sich der süßen Erlösung, die unweigerlich folgte. Nach Minuten? Nach Stunden? Sie hätte es nicht zu bestimmen gewusst.
    In der Bewegung innehaltend, beschleunigte lediglich ihr Atem und ihr Herzschlag, ehe sie sich zurückfallen ließ, still den Gatten betrachtend.

    „Oh, die ludi.“, griff Antonia das Thema bereitwillig auf. „Dann hoffe ich, dass mein Gatte ein romantisches Thema ausgewählt hat.“
    Nun kam es doch noch, das schelmische Zwinkern, es verschwand jedoch so schnell wieder, wie es gekommen war. Um den Schein zu wahren, schien die Claudia sich lediglich noch aufrechter hinzusetzen, als ohnehin schon.
    Doch noch immer konnte sie sich nicht recht dazu durchringen, mit der Sprache herauszurücken. War es denn so auffällig, dass sie nicht hier war, um den üblichen Tratsch auf den neuesten Stand zu bringen? Für Flucht war es ohnehin bereits zu spät, also begann sie, mit einer Hand an einem ihrer Ringe zu drehen und einen lautlosen Seufzer von sich zu geben.
    „Nun, um ehrlich zu sein… ich kam, weil ich einige Fragen an dich habe.“, begann sie.
    „Wie du sicherlich bereits bemerkt hast, habe ich über den Winter ein wenig Speck angesetzt.“
    Dem war absolut nicht so, doch die Eigenbetrachtung Antonias war stets mehr als verzerrt. Deutlich konnte man jedoch sehen, dass dies laut auszusprechen, ja gar einen Rat von der Flavia zu erbitten, ihr große Unbehaglichkeit bereitete.
    „Und da du stets so vollendet, so rank und schlank bist, hatte ich gehofft, du könntest mir helfen, dies wieder los zu werden.“

    Wäre sie nicht ohnehin bereits leicht rötlich im Gesicht gewesen, sie wäre es wohl nun geworden, angesichts der Tatsache, wie unumwunden ihr Gatte zur Sache kam. Fast glaubte Antonia zu träumen, war doch kaum eine Woche vergangen, seit sie das letzte Mal die ehelichen Pflichten vollzogen hatten. Was nur mit ihm los war?
    Gewiss, Begierde war es nicht, die ihn zu ihr trieb, dessen war Antonia sich mittlerweile sicher. Es musste das Pflichtgefühl sein, das einen unermesslichen Teil seines Charakters einnahm. Fast bekam sie nun ein schlechtes Gewissen, dass sie ihn bei ihrem letzten Gespräch quasi dazu gedrängt hatte, öfter bei ihr zu liegen. Welch Überwindung ihn dies kosten musste, mit einer Person wie ihr selbst zu schlafen. Dass dies zwar zutraf, jedoch in anderer Weise, wie Antonia annahm, wusste sie freilich nicht.
    War sie beim letzten Mal jedoch ungestüm und freimütig gewesen, verursachte jene Erkenntnis die übliche Gehemmtheit in ihr, sodass sie sich kaum rührte. Den Kopf zog sie ein wenig in den Nacken, als sie Gracchus an denselbem spürte, konnte nicht anders, als sich unwohl in ihrer Haut zu fühlen, wenngleich das Gefühl der Berührung kein unangenehmes war.
    Doch nach nichts sehnte sie sich mehr, als nach jener Umarmung, deretwegen er gekommen war, so ergriff zwar nicht die wilde Antonia Besitz von ihrem Körper, doch alle Bedenken wurden für den Moment beiseite gewischt. Sie wollte leben, wollte sich frei fühlen und nie tat sie dies mehr, als in jenem kleinen Moment, der beständig folgte, wenn ihr Gatte bei ihr lag.
    Sie wandte sich halb um, hob eine Hand, um sie auf seinem Rücken zu platzieren und begann mit der anderen, seine Tunika in die Höhe zu ziehen.

    Ein Aurelius also. Auctor der Acta Diurna und war er nicht kürzlich in den Cursus Honorum gewählt worden? Noch dazu eine ausnehmend angenehme Erscheinung. Wissend begann Antonia zu lächeln.
    "Ja, wir sind uns bereits einige Male über den Weg gelaufen.", antwortete sie auf Celerinas Frage. "Wenngleich nicht oft genug, als dass ich ein qualifiziertes Urteil über ihn abgeben könnte. Doch ich glaube, Aquilius ist recht gut mit ihm bekannt."
    Dass der Aurelier sich mit Pflanzen beschäftigte wusste die Claudia daher nicht und so schüttelte sie den Kopf. Auf die Idee, mit ihm über Pflanzen zu sprechen wäre sie aber ohnehin nicht gekommen.
    "Tut er? Faszinierend."
    Zumindest war es faszinierend in der Hinsicht, dass die Flavia es offensichtlich faszinierend fand.
    Celerinas weitere Ausführungen stimmten Antonia jedoch schon wieder ernster.
    "Wenn ich dir einen Rat geben darf.. mach nicht den Fehler, dich in ihn zu verlieben. Grundsätzlich ist es immer ein Fehler, sich vor der Ehe schon zu verlieben.. so du denn vorhast, noch einmal zu heiraten?
    Und du hast ihn erst dieses eine Mal getroffen?"

    Sim-Off:

    rofl :D


    Wie sie ihr Gegenüber so betrachtete musste Antonia sich einen Seufzer verkneifen. Was hätte sie darum gegeben, mit Celerina die Rollen tauschen zu dürfen. Die ganze Welt stand ihr offen, während sie selbst sich wie eine Gefangene in ihrem Leben fühlte. Sie hatte ihre Ehe bereits hinter sich gebracht, war nicht mehr in einer Theateraufführung eingesperrt, die sie der Welt vorspielen musste. Wahrlich, sie beneidete die Flavia.
    "Aurelia Minervina?", wiederholte sie den Namen und durchwühlte ihr Gedächtnis, welches voller Namen und Titel steckte."Hm, ich glaube, diese Aurelia kenne ich noch nicht. Muss tatsächlich erst kurz hier sein, sonst wäre sie gewiss bei einer Feierlichkeit dabei gewesen."
    Die andere Möglichkeit wäre natürlich, dass jene Minervina Feste und Feiern ebenso verabscheute, wie Antonia selbst und darob nicht erschienen war. Sie hätte es nur zu gut verstanden.
    "Oho.", entfuhr es ihr dann mit einem Schmunzeln im Gesicht. "Kaum in der Stadt, schon den armen, armen Männern den Kopf verdrehen."
    Wäre Antonia von etwas fröhlicherer oder ungezwungenerer Natur, sie hätte Celerina zugezwinkert. So beließ sie es jedoch dabei.
    "Wie ist denn sein Name?"
    Ein Patrizier musste es gewiss sein. Eine Flavia würde sicherlich nicht von einem Plebejer schwärmen. Doch welcher? Einer der Aurelier? Am Ende gar ein Tiberius? Oder ein Claudius? War derzeit überhaupt ein Claudius in der Stadt? Zu ihrer Schmach musste sich Antonia eingestehen, dass sie fast gänzlich den Kontakt zu ihren Verwandten verloren hatte.

    Die Sklavin war fort und umgehend löste sich ein Teil von Antonias Verkrampfung. Nicht, dass ihr die Anwesenheit Ylvas bewusst etwas ausgemacht hätte. Sie war schließlich eine Sklavin und eine Sklavin war kaum mehr als ein Wellensittich, der sich brav alles anhörte und doch nichts verstand – zumindest nach Ansicht der Claudia. Doch war dies ein anderes Thema.
    Wie angeboten nahm sie auf einem der Stühle Platz, stocksteif mit einer Mischung Erhabenheit wie immer, hatte man es ihr doch lange genug eingetrichtert, wie man als Patrizier zu sitzen hatte. Mit einem Handstreich strich sie ihre Tunika über den Beinen glatt. Zum Einen, weil die Zerknitterung sie störte, zum Anderen um ihre Gedanken zu sammeln. In der Bewegung begannen ihre Armreifen zu klimpern und glitzern. Darunter – natürlich – ein besonders funkelndes Stück, welches ihr Aquilius vor nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte.


    „Hast du denn bereits neue Bekanntschaften in Rom gemacht?“, fragte sie zunächst etwas Unverfängliches.
    Zugleich ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Nicht zu neugierig, aber dennoch interessiert an der Einrichtung. Am Tisch blieben ihre Augen dann stehen, die Lippen verschoben sich zu einem milden Lächeln.
    „Ein schönes Stück.“, meinte Antonia beiläufig und sah wieder auf.

    Sie wurde hereingebeten und blieb zunächst stutzend stehen. Celerina sah nicht so aus, als hätte sie noch mit einem Besucher gerechnet. Ob sie schon zu Bett gehen wollte? Oder hatte Antonia etwas anderes unterbrochen? Mit hochgezogener Augenbraue sah sie kurz zur Sklavin.
    Ich hoffe, ich störe dich nicht?, sagte sie im Näherkommen und fand sogleich ihr Lächeln wieder. Auf das eigentliche Thema wollte sie jedoch noch nicht zu sprechen kommen.
    Oh, weißt du, ich dachte mir, nachdem du dich mittlerweile sicher eingelebt hast, wird es Zeit, dass wir beide uns ein wenig besser kennen lernen. Als die einzigen Frauen in diesem Männerhaushalt.
    Zumindest war jene Aussage nur halb gelogen, denn die Claudia war zwar nicht aus diesem Grund gekommen, doch minderte dies den Wahrheitsgehalt natürlich keineswegs.
    Aus Nervosität begann sie mit einer Hand ihre Tunika zurecht zu zupfen.

    Abends noch Besuch zu erwarten hatte Antonia sich vor langem abgewöhnt. Sklaven huschten zwar immer ein und aus, jedoch zählten Dinge natürlich nicht als "Besuch". So zuckte die Claudia einigermaßen überrascht zusammen, als sie nach einem Klopfen die Stimme ihres Gatten hörte. Seit dem letzten Mal, dass er sie besucht hatte, waren doch nur wenige Tage vergangen? Was war wohl geschehen?
    Da sie jedoch die Gewissheit erlangt hatte, dass Gracchus noch immer keineswegs angetan von ihr war, hoffte sie, dass er nicht gekommen war, um seine ehelichen Pflichten zu erfüllen. Jenen Gedanken tat sie schnell als Unsinn ab, war es doch viel zu früh, um bereits wieder an Dergleichen zu denken. Nichtsdestotrotz fühlte Antonia die altbekannte Panik aufsteigen, die stets aufkam, wenn ihr Gatte in Sicht- beziehungsweise Hörweite war.
    Ein anderer Grund für jene Panik war die weiße Masse, die ihr Gesicht bedeckte.
    ...
    Sie war im Begriff gewesen, zu Bett zu gehen und hatte daher ihrer Sklavin befohlen, die Nachtmaske - eine Mischung aus allerlei Grünzeug und Tinkturen - aufzutragen. Die musste natürlich erst einmal wieder runter.
    Mo.. ment!, rief sie in Richtung Tür und begann mit den Armen zu fuchteln. Die Sklavin verstand, griff sich das nächste Tuch und rubbelte Schicht um Schicht die Creme wieder ab.
    Als es schließlich vollbracht war, überprüfte Antonia sich ein letztes Mal im Spiegel - und hielt erschrocken inne.
    Ich bin ja ganz rot! Wie ein Krebs! Du dumme... argh.
    Die Rubbelei hatte wohl dazu geführt, dass die Durchblutung im Gesicht ein wenig angeregt.
    Oh ihr Götter.. was mache ich denn jetzt?
    Sie entschied sich für die einfachste Methode, sprang auf, ging zum anderen Ende des Raumes und wandte der Tür den Rücken zu.
    Komm herein.

    Verdammt., zischte Antonia leise, als die Tür sich zu öffnen begann. Eine Sklavin spähte heraus. Eine Sklavin mit sonderbarem Akzent.
    Sch... äh, Claudia Antonia., antwortete sie, während sie möglichst unauffällig versuchte, in den Raum zu spähen.
    Je länger sie hier stand, desto mehr bereute sie ihre Entscheidung. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Wie sollte Celerina ihr schon helfen können? Hatte sie nicht selbst bereits alles versucht?