Beiträge von Claudia Antonia

    Verflucht sei die Aufmerksamkeit ihres Gatten, er hatte bemerkt, wie sie zurückgezuckt war. Ertappt verlor Antonia für einen Moment die selbstsichere Fassade, die sein Augenblick der Unvollkommenheit ihr gestattet hatte. Stattdessen fühlte sie sich wie ein kleines Kind, das beim Kuchen naschen erwischt worden war. Nur dass es im Grunde genommen das nicht-naschen war, das sie nun in Bedrängnis brachte. Einen Moment zu lange zögerte die Claudia mit ihrer Antwort, einige Augenblicke zu spät wischte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung die Frage fort. "Mitnichten.", erwiderte sie wahrheitsgemäß und mit schmalem Lächeln, war das Mahl doch gewissermaßen zu sehr nach ihrem Geschmack, was jedoch die Gefahr in sich barg, dass sie sich nicht beherrschen konnte. "Ich fürchte nur, wenn ich jetzt nicht einhalte, werde ich die folgenden Speisen nicht mehr genießen können."
    Eine schwache Ausrede, wie sie wusste und so ergab sie sich der Hoffnung, ihr Gemahl hatte nicht gesehen, was sie bisher gegessen hatte. Mitzuzählen wäre zumindest keine große Schwierigkeit gewesen. Um jenem Thema zu entgehen, blickte sie auf Minor. Ob die Reaktion seines Vaters bezüglich seiner Arbeit ihn so still gemacht hatten? "Mein Herz, was meinst du? Brauchen wir einen neuen Koch?"


    Glücklicherweise ging es mit Britannia weiter. Oder war es tatsächlich ein so großes Glück? Wie so oft glaubte sich die Patrizierin zurückversetzt in ihre Kinderzeit, als strenge paedagogen sie zurechtwiesen. Und natürlich hatte Gracchus recht, natürlich war Britannia eine an Bodenschätzen reiche Provinz, die es nicht zu verlieren galt. "Gewiss.", krächzte sie darob etwas kleinlaut und benetzte ihre trocken gewordene Kehle abermals mit verdünntem Wein. Ehe sie sich jedoch gänzlich in Scham und Selbstvorwurf ergehen konnte, geschah eines jener seltenen Ereignisse, die Gracchus und Antonia auf eine Stufe brachten, in denen sich beide über ein Thema eins waren. Erstaunt und ein wenig überrumpelt richtete sie prüfend den Blick auf ihren Gatten, doch schien er sie nicht foppen zu wollen, indem er ihr beipflichtete. Etwas gelöster nickte sie. "Eine solche Versetzung wäre wohl gänzlich unangebracht, schließlich bist du als Pontifex und Senator hier in Rom von weit größerem Nutzen, als du es als Statthalter-", ein anderes Amt außerhalb Roms war in Antonias Kosmos für Gracchus derart undenkbar, dass eventuell fehlende Voraussetzungen für Selbiges einfach ausgeblendet wurden, "am Ende der Welt jemals sein könntest."


    "Auf dem Quirinal.", korrigierte Antonia den Standort vom angesprochenen Wohnhaus. "Vielleicht werden wir ja demnächst das Vergnügen haben, einmal dort vorbeizusehen. Ich vermute seine Gattin wird es sich nicht entgehen lassen, die Rückkehr angemessen zu feiern."
    Wohl wissend, dass Gracchus alles andere als erpicht darauf war, zu irgendwelchen ihm halb-Bekannten mitgeschleppt zu werden, schweiften ihre Augen zurück zu den Tabletts, um eventuelle Gesichtsentgleisungen seitens Gracchus gar nicht erst zu sehen.

    Nach den jüngsten Ereignissen nur umso misstrauischer und auf die Analyse der Wortwahl ihres Gatten bedacht, schob Antonia nachdenklich und in gänzlich flavischer Manier eine Augenbraue empor.
    "Symbiotisch.. hm.", war jedoch alles, was sie zu der Aussage Gracchus' hinzuzufügen gedachte. Ihr Sohn in Symbiose mit einem Bastard? Undenkbar. Ungeheuerlich. Abschätzig schürzten sich die claudischen Lippen, ehe sie sich in einem säuerlichen Lächeln verzogen. Zugleich wanderte ihr Blick zu den Speiseplatten, von welchen sie, ihrer Meinung nach, bereits viel zu viel gekostet hatte. Die unbewusst bereits ausgestreckte Hand, die gerade in Reichweite einer Dattel gelangt war, verharrte für einen Moment und wurde schließlich unter Aufbringung sämtlicher Willenskraft zurückgezogen.


    Die Versicherung, ihr Gemahl befinde sich gut, vorzüglich gar, quittierte sie mit einem gnädigen Nicken. "Das freut mich.", sagte sie und für einen Moment flackerte die normale, stets um den Gatten besorgte, Antonia auf, die nicht nur den Sohn, sondern auch den Vater bemuttern wollte. Doch waren eventuelle Zweifel schnell beiseite gewischt, wirkte Maior doch ausgesprochen zuversichtlich und guter Dinge, sodass sie sich zufrieden ihrem Getränk zuwandte. Eines Tages würde sie vielleicht bemerken, wie wenig er bemerkte, würde sehen, dass er kaum mehr im Stande war zu tun, was Generationen seiner Väter getan hatten und dass sie, wie eigentlich bereits mit dem ersten Erhalt der Nachricht seiner Krankheit, die Hoffnung Gattin eines Consuls zu sein, tief und endgültig begraben sollte. Dieser Tag jedoch schien heute ferner denn je.
    "Oh, ich hatte einen ausgesprochen erfreulichen Tag.", erwiderte sie auf die obligatorische Gegenfrage. "Ich hörte, eine alte Freundin ist in die Stadt zurückgekehrt.. aus Britannia. Diese grässliche Provinz, ich verstehe immer noch nicht, wieso wir diese Insel voller Barbaren überhaupt noch besetzt halten. Sie ist die Mühe ja nicht wert, nach allem, was Hirtuleia mir schrieb. Vielleicht hast du ihren Gatten ja schon wieder im Senat gesehen.. Sestius Ravilla? Kennst du ihn?"
    Gänzlich ungewohnt plapperte die Claudia drauflos, als habe sie nicht vor wenigen Augenblicken noch versucht, ihren Gemahl mit Blicken dem Erdboden gleich zu machen.


    Dem naturgemäß bei solcherlei Themen recht schweigsamen Sohn bedachte Antonia mit einem liebevollen Lächeln. Wie schade es doch im Grunde genommen war, dass er keine Geschwister hatte, mit denen er sich beschäftigen konnte.

    Die Versicherung Minors, der Bastard Aquilius' halte ihn keineswegs im Lernprozess auf, ja sei ihm gar eine Hilfe errettete Gracchus Maior schließlich vor Antonias strafendem Blick, wandte sie sich doch verwundert an ihren Sohn. Eine Stütze? Irgendwie wollte es nicht so recht in ihr Bild vom vollkommenen Minimus passen, dass er bei irgendetwas Hilfe benötigte. Auch hatten seine Lehrer nie etwas Derartiges erwähnt, was die Claudia nun wiederum in Zweifel ob der anderen Auskünfte der paedagogen stürzte. Ihr Sohn hatte doch sicherlich keine Schwierigkeiten beim Lernen? Nein, unmöglich, sie selbst überprüfte seine Fortschritte, hatte auch vor dem Einzug Caius' keine besonderen Defizite feststellen können. Ob die Lehrer bewusst vertuschten, nur um sie zufrieden zu stellen? Ungeheuerlich. Nein, das konnte und wollte sie nicht glauben. Gewiss wollte Minor, herzensgut wie er war, den anderen Bengel in Schutz nehmen. Ja, so musste es sein. Allerdings wusste sie nicht so recht, ob dies nun positiv oder negativ zu werten war, schien es doch eine offenkundige Unwahrheit zu sein.
    Wiederum schloss sie aus, dass ihr Sohn seine Eltern belügen würde und kam zurück zu den paedagogen. Hier würde sie wohl Augen und Ohren offen halten müssen. So sehr war sie in ihre Grübeleien versunken, dass sie gar im Kauen inne gehalten hatte und nun schnell den letzten Bissen hinunterschluckte, kaum dass sie sich dessen bewusst wurde. Um den Sohn schließlich von der verhörartigen Interrogation zu erlösen richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf ihren Gatten.
    "Und wie steht es bei dir, Manius?", fragte sie, ihre normale Stimmlage wiederfindend. Bewusst ließ sie offen, ob die Frage seiner Gesundheit oder den Geschäften im Senat galt, sodass er das bevorzugte Thema selbst wählen konnte.

    Antonia indes war ähnlich vor den Kopf gestoßen wie ihr Sohn, dachte sie doch nicht im Traume daran, dass ihr Gemahl schlichtweg die Zeilen des Diktats nicht lesen konnte. Nichtsdestotrotz war ihr seine Reaktion schleierhaft, hatte er doch, wie sie selbst, in der Vergangenheit alles getan, um Minor zu fördern, hatte ihn stets gelobt und nie ein strenges Wort an ihn gerichtet. Ihn nun derart zu brüskieren.. sie verstand die Welt nicht mehr. Was nur konnte Gracchus Maior solchermaßen verärgert haben, dass er die Arbeit des Sohnes achtlos, gar lieblos auf die Kline warf, ohne sie eines weiteren Blickes auch nur zu würdigen?
    All jene Gedanken spiegelten sich im Gesicht der Claudia wieder, die halb fassungslos, halb an sich selbst zweifelnd den Gemahl anstarrte. Fast schien es, als wolle sie mit ihrem bohrenden Blick in seinen Kopf hinein sehen, um zu ergründen was genau sie - denn natürlich war sie Schuld und nicht der Junge - nur falsch gemacht hatte in Minors Erziehung, das den Vater so zu verärgern vermochte.


    Ebenso schnell wie die Gewitterwolken über dem flavischen Haupt aufgezogen waren verschwanden sie jedoch auch wieder. Als säße nun ein anderer Mensch vor ihnen tat Gracchus, als seien die letzten Minuten nie geschehen, als habe Minor nicht bereits die gestellte Frage beantwortet. Nervös blinzelnd riss sie sich aus ihren Gedanken, bedachte den Sohn mit einem gütigen, aufmunternden Lächeln, während sie sich innerlich alle möglichen Erklärungen zurecht legte. Keine wollte so recht passen. Sie klappte den Mund auf, wollte bereits nachhaken, hielt schließlich jedoch unverrichteter Dinge inne. Hier und jetzt konnte sie ihn nicht fragen. Nein, nicht vor Minor. Gewiss war er ohnehin bereits verunsichert genug, eine Diskussion über jenes Thema würde alles nur verschlimmern, dessen war Antonia sich sicher. Und so nahm sich die Claudia, die niemals auch nur den geringsten Fehl an ihrem Gatten fand, vor, später ein ernstes Wörtchen mit Selbigem zu sprechen. Sie für ihre Unzulänglichkeiten zu strafen war eine Sache. Minor jedoch verdiente eine solche Behandlung nicht. Dieses Mal siegte im inneren Kampf der Patrizierin die Löwin, die ihr Junges zu verteidigen sucht über jene Person, die dem sittsamen, überlebensgroßen Vorbild Cornelia, Mutter der Gracchen, nachstrebte. Ohnehin war sie sich sicher, dass jene Idealgestalt der patrizischen Frau gleichermaßen nicht still gesessen und wortlos alles hingenommen hätte. Für einen Moment zuckte ihr rechtes Auge vor unterdrücktem Zorn, doch glätteten sich die Wogen im Gesicht Antonias endlich wieder, als Minor das Wort ergriff und geduldig abermals seinen Tagesablauf schilderte.
    Während der Sohn also seinen Bericht beendete, griff die Claudia zu einem der bronzenen Tablette, die, von grünen und schwarzen Oliven umrankt, diverse Schüsselchen mit Soßen sowie gebratene, mit Honig und Mohn übergossene Siebenschläfer angerichtet waren. Sie wählte sich jedoch eine syrische Pflaume aus, die, zusammen mit Granatkernobst, wohl mehr als Dekoration oder Beilage gedacht waren.
    "Er macht große Fortschritte., meinte Antonia nachdrücklich und mit sonderbarer Betonung, begleitet von einem mahnenden Blick in Richtung des Gracchus Maior, ihr keinesfalls zu widersprechen. Ein sonderbares Gefühl, hatte die Claudia doch zeitlebens nie bewusst den Gemahl kritisiert - mit Worten oder in Gedanken. Auch wenn es jenem hin und wieder wohl so vorgekommen war. "Seine Lehrer sind der Ansicht, er befände sich bereits auf dem Niveau eines Zwölfjährigen."
    Dass jene Lehrer gerne alles sagten, nur um die gestrenge Mutter zufrieden zu stellen sei hierbei dahingestellt.

    Gerade als Antonia die ersten mahnenden Worte an ihren Sohn richten wollte, betrat ihr Gemahl das Triclinium, gehüllt in eine Schicht aus jener wundervollen Rhetorik, die ihm zu eigen war. Zwar wusste die Claudia, dass es kaum der Wahrheit entsprechen konnte, was er von sich gab, dennoch freute sie sich, wie wohl jede Frau, über die eifrige Bemühung des vollkommenen Gatten sie selbst in ein besseres Licht zu rücken. So bedachte sie ihn mit einem zaghaften Lächeln, gepaart mit einem tadelnden Kopfschütteln.
    "Salve, Flavius Euripides.", erwiderte sie keck auf seine Begrüßung, nach welcher er sich schließlich an Minor wandte. Ein wenig stieg Nervosität in ihr auf, fürchtete sie doch stets den Tadel des Flavius, bangte um jenen Tag, an dem er feststellen würde, dass es in der Erziehung ihres Sohnes ein Versäumnis gab. Dem Kind gab sie freilich keine Schuld. Er, die perfekte miniaturisierte Ausgabe seines Vaters, konnte nur das lernen, was sie und seine Lehrer ihm vorsetzten. Vergessen war vorerst die zurechtgelegte Ansprache an Minor. Ohnehin gedachte sie nicht, ein solches Gespräch vor den Augen Gracchus` zu führen, wäre es doch nur ein Eingeständnis einer Nachlässigkeit ihrerseits. Nein, dafür würde später noch Zeit sein.
    Auf Minimus` Hinweis auf das Diktat hin streckte Antonia jenen Arm aus, der die Wachstafel hielt, um Gracchus einen Einblick in das Werk des Sohnes zu ermöglichen.
    "Es ist hervorragend.", wiederholte sie ihr Urteil von zuvor. "Wenn du es dir ansehen möchtest...?"
    Gewiss war es besser, wenn er, der er doch über eine größere sprachliche Kompetenz als sie selbst verfügte, ebenfalls einen Blick darauf warf. Möglicherweise fand er einen Bereich, der speziell gefördert - oder gefordert - werden sollte.
    Zugleich gab sie einem der bereitstehenden Sklaven zu verstehen, dass der erste Gang aufgetragen werden konnte.

    Obgleich es für jeden anderen unübersehbar sein konnte, dass es Minor keineswegs eine unbändige Freude bereitete, tagtäglich mit Wissen vollgestopft zu werden, so übersah Antonia doch großzügig sein Augenrollen. Sie glaubte gar ein freudiges Glänzen in den Augen des Sohnes zu sehen, eindeutiges Zeichen für seine Strebsamkeit.
    Glücklich nahm sie also die dargebotene Wachstafel entgegen, schickte sich jedoch zunächst an Platz zu nehmen, ehe sie einen Blick hinein warf. Mit der freien Hand klopfte sie auf das Polster unter sich, um dem Sohn zu bedeuten er könne sich ebenfalls setzen. Ohne Selbiges abzuwarten öffnete sie das Schreibutensil und studierte aufmerksam die Zeilen.


    Selbstredend konnte sie allein zu dem Schluss gelangen, dass Minor für ein Kind seines Alters außerordentlich begabt und klug war. Kein anderer vermochte beim Diktat eines solch diffizilen Textes im Alter von zehn Jahren so wenige Fehler machen. Den Jungen mit einem Lächeln bedenkend, nickte sie saturiert. "Hervorragend, Minimus.", urteilte die Claudia gnädig und reichte die Tabula zurück an ihren Besitzer. "Du wirst es weit bringen eines Tages, dessen bin ich mir gewiss."
    Nein, aus ihrem Sohn würde keiner jener Senatorensprösslinge werden, die ihre Tage nur mit dem Verprassen des Familienvermögens verbrachten. Er war zu etwas Größerem geboren, zum Consul, zum Censor, zum.. ihre Lippen zuckten. Eines jedoch bereitete ihr nach wie vor Sorge.
    "Sag.. dieser Junge.. Caius.. du scheinst dich gut mit ihm zu verstehen?"
    Seit Aquilius Bastard samt Mutter zurück in jene Villa gekommen war, hatte Antonia mit Argwohn die kleine Familie beäugt. Zu sehr schienen ihr die Grenzen zwischen Patrizier und Pöbel zu verwischen. Selbstredend hatte die Claudia nichts gegen derlei Freundschaften einzuwenden.. solange Minor sich bewusst war, dass er weit über solchen Freunden stand, ebenso wie er über den Sklaven stand. Doch dies war etwas, das seine Lehrer - aus offensichtlichen Gründen - wohl nicht gewillt waren dem Kind beizubringen.

    Der jüngere war gleichermaßen der schnellere Gracchus, wobei Antonia selbstredend niemals auch nur annahm Gracchus habe mit dem Alter zu kämpfen. Denn schließlich war er ein Flavius und ein Flavius kam niemals zu spät, sondern stets genau zu jener Zeit, zu der er zu erscheinen beabsichtigte.
    Die helle Stimme des Sohnes ließ die Claudia nun jedoch aufblicken von den Falten ihrer Tunika und automatisch bohrte sich ein Lächeln in ihr Gesicht, als sie Minor erblickte.
    "Guten Abend, Minimus.", gab sie die Begrüßung zurück und brachte mit kurzen Schritten die geringe Distanz zwischen ihnen hinter sich. Sacht legte sie beide Hände auf das noch nicht allzu hohe Haupt und hauchte einen Kuss auf das dunkle Haar. Zufrieden löste sich die Rechte vom Schopf und legte sich unter Minors Kinn, um sein Gesicht ein wenig anzuheben. Prüfend-liebvoll glitten ihre Augen über den jungen Flavius, fanden jedoch wie stets nichts daran auszusetzen. Sie wollte sich selbst zwar nicht loben, befand jedoch, dass sie in der Auswahl an Minors Sklaven ein ausgesprochen glückliches Händchen gehabt hatte.
    "Vielen Dank, es geht mir ausgezeichnet. Wie steht es um dein Wohlbefinden?"
    Es schien dies für eine gewöhnliche Familie ein ausgesprochen staksiges Gespräch zwischen Mutter und Sohn zu sein. Doch, wie Antonia nie müde wurde zu betonen, war die Flavia - speziell die Flavia Gracchus - keine gewöhnliche Familie. "Hast du heute bereits Fortschritte bei deinen Übungen machen können?"
    Selbstredend war die gluckenhafte Mutter auch in diesem Bereich bereits auf dem Laufenden, hatte doch jeder Lehrer und jeder Sklave nach einem Exerzizium bei Minor anschließend bei ihr zu Erscheinen und Bericht zu erstatten. Doch liebte Antonia nichts so sehr, wie den Jungen selbst von seinen Erfolgen, Schwierigkeiten und Erkenntnissen erzählen zu hören.

    Die Beziehung zum Essen war bei Antonia ähnlich wie die zu ihrem Gatten. Sie war schwierig, nicht genau zu definieren und von Herzlichkeit ebenso weit entfernt wie Rom dies von Parthien war. Gänzlich anders gestaltete sich jedoch das Verhältnis zu ihrem Sohne. All jene Akteure jedoch gedachte sie an diesem Abend zu vereinen, hatte sie sich selbst doch in den letzten Wochen und Monaten außer von Minor vor der Welt (und dem Essen) weitgehend verborgen gehalten. Dementsprechend wichtig war ihr nun also dieses Mahl, das die Familie einander wieder ein wenig näher bringen sollte. Anders gesagt, sie gedachte ihre Informationen nun wieder aus erster Hand und nicht länger um die sklavischen Umwege zu beziehen.
    Mit dem ihr innewohnenden Perfektionismus hatte sie alles vorbereitet, tagelang geplant, die Speisenfolge immer wieder neu entwerfen lassen und von Dekoration bis eingesetzten Sklaven nichts dem Zufall überlassen. Um ihren eigenen Essgewohnheiten jedoch ein wenig entgegen zu kommen hatte sie die allzu fettigen und dickmachenden Speisen verbannt und stattdessen dem Koch eingeschärft ein „diättauglicheres“ Mahl zuzubereiten.


    Wie der Kapitän eines Schiffes hatte die Claudia Posten im kleinen Triclinium bezogen, scheuchte noch den ein oder anderen Sklaven herum und überwachte mit Argusaugen die Vorbereitungen. Ihr Sohn Minimus würde sicherlich baldigst von einem der für ihn zuständigen Sklaven herbeigeführt werden. Dass ihr Gatte nicht vergaß zu erscheinen setzte sie schlicht voraus, ihn nochmals zu erinnern wagte sie nicht, glaubte auch nicht, dass es nötig war. Schließlich war Gracchus die Vollkommenheit in Person und wusste stets über alles bescheid.
    So strich sie zum wiederholten Male ihre Tunika glatt, ließ ihren Blick an sich hinabgleiten und seufzte leise. Hoffentlich würde sich die heutige Schlemmerei nicht abermals negativ in ihrem Gewicht niederschlagen.

    Es war eine wahrhaft feierliche kleine Versammlung, die zur frühen Morgenstunde in Antonias Cubiculum zusammengefunden hatte. Eine handvoll weiblicher Sklaven, die Eigentümerin derselben sowie ein bedauernswerter männlicher Sklave, der ein wenig deplatziert wirkte.
    Seit einigen Minuten drehte die Claudia sich vor einem Bronzespiegel, welcher, von zwei stummen und doch lebendigen Einrichtungsgegenständen gehalten, ihr Spiegelbild zu ihr zurückwarf. Gehüllt in ein dünnes Unterkleid drückte sie hier und da den Stoff an ihre Haut, gab einen undefinierbaren Ton von sich, um anschließend jene Prozedur an einer anderen Stelle zu wiederholen. Nachdenklich hielt sie schließlich inne, um den Kopf hin und her zu wiegen.
    "Du siehst wundervoll aus, domina. Exakt wie vor.. äh.. nun.. "
    Pallas, jenes vom Schicksal keineswegs geliebte Wesen, war es, der die Stille durchbrach. Ein eiskalter Blick traf den Britannier, der ihn augenblicklich wieder verstummen ließ. Seit Wochen, gar Monaten hatte Antonia ihr Gemach nicht mehr verlassen, hatte nur einige wenige Sklaven zu sich gelassen (ebenso wie ihren Sohn, natürlich) und sich ansonsten nahezu verbarrikadiert. Der Grund hierfür sollte der Außenwelt ein ebensolches Geheimnis bleiben wie so viele von Antonias spleenigen Anfällen. Für den Fall, dass doch etwas nach Außen dringen sollte hatte sie sich für die anwesenden Sklaven bereits diverse Bestrafungen überlegt.. doch so weit hatte es bislang nicht kommen müssen. Und nachdem sie selbst nun, ungeachtet der unliebsamen Erinnerung seitens Pallas, mit ihrer Erscheinung wieder einigermaßen zufrieden war, konnte sie es eventuell sogar wagen ihre Räumlichkeiten wieder zu verlassen.
    "Es ist weg, nicht wahr?", erkundigte sie sich bei den weiblichen Anwesenden, nachdem ihr Leibsklave sich als Auskunft bereits disqualifiziert hatte. Eifrig begannen die Frauen zu nicken und auf ein wahres Pantheon ausländischer wie inländischer Gottheiten zu schwören, dass jene unsäglichen zwei Pfund, die die Saturnalienfeiertage ihr beschert hatten, nun vollständig verschwunden seien. Nichtsdestotrotz, ein letzter Zweifel blieb, ließ die Patrizierin die Lippen schürzen und sich abermals betrachten. Besonders ihre Arme bereiteten ihr Sorge. Versuchsweise hob sie einen an und betrachtete den angespannten Oberarmmuskel, fuhr mit der Hand des anderen Arms darüber und zog die Unterlippe zwischen ihre Zähne.


    Es hatte lange gedauert, viel zu lange für Antonias Geschmack, bis ihr Körper gewillt war die wenige zusätzliche Körpermasse, die sich als hauchdünne Polsterung über ihren schmalen Körper gelegt hatte, wieder zum Abzug zu zwingen. Karge Kost, gemischt mit sportlicher Ertüchtigung - was selbstverständlich gleichermaßen niemals durfte publik werden - hatte ihren Alltag bestimmt, all ihr Denken eingenommen, ohne zunächst allzu große Wirkung zu zeigen. Und doch, letztlich hatte ihr eiserner Wille triumphiert. Ja, es war wieder wie zuvor, schloss sie schließlich und gestattete sich ein schmales Lächeln.
    "Nun gut.", verkündete sie, "die.. 'Quarantäne' ist aufgehoben."
    Ihr Blick wanderte zum Fenster. Rechtzeitig zum Anbruch des Frühlings hatte sie es vollbracht. Es schien ihr wie ein Zeichen der Götter zu sein.

    Dem Klopfen folgte eine kurze Zeit der Stille, ehe die Tür einen Spalt weit aufgezogen wurde und eine Sklavin den Kopf hinausstreckte. Schon glaubte sie an einen Streich oder Einbildung, bis sie bemerkte, dass zwar nicht auf ihrer Blickhöhe, wohl aber darunter tatsächlich ein Klopfender sich befand. Zwei, genau genommen.
    "Dominus.", erkannte sie den Sohn ihrer Herrin, ließ jedoch ein Kopfschütteln folgen. "Wenn du deine Mutter suchst... sie ist in der Stadt. Aber in wenigen Stunden ist sie sicher wieder hier. Soll ich ihr bescheid sagen, dass du hier warst?"
    Sie hoffte es nicht. Würde Antonia erfahren, dass ihr Sohn sie gesucht hatte und sie war ihren eigenen Vergnügen nachgegangen, nie wieder würde sie das Haus verlassen. So zumindest glaubte die namenlose Sklavin.

    Zitat

    Original von Claudia Antonia
    Ich bin bis Sonntag weder lesend noch schreibend anwesend ;)


    Ich fürchte, ich muss leider noch einmal eine Woche dranhängen. Tut mir sehr leid für alle, die derzeit auf Posts von mir warten :(

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus et Manius Flavius Gracchus


    Obgleich Antonia bereits seit geraumer Zeit von diesem Fest wusste, obgleich es wahrlich genug an Planungs- und Vorbereitungszeit gegeben hatte, so war die stets vorbereitete Claudia doch am heutigen Tag, wie immer bei derlei Gelegenheiten, schwer mit der perfekten Kleider-/Frisur-/Schminkkombination beschäftigt. Es war schließlich keine X-beliebige Hochzeit, nein, ein Consul und besonderer Freund ihres Gatten beabsichtigte nun endlich in den Hafen der Ehe einzulaufen. Hier musste alles vollkommen sein, wollte sie ihren Gemahl doch keinesfalls blamieren, nun, da er nach anfänglichem Zögern sich augenscheinlich wieder mehr dem gesellschaftlichen Leben hinzugeben bereit war. Da Gelb- und Rottöne aufgrund der Verbindung mit der Braut ausgeschlossen waren, hatte sich Antonia schließlich für eine nachtblaue Tunika entschieden, welche mit filigranen Mustern verziert war. Denn diese, so fand sie, passte am besten zu jenem Geschmeide, das ihr Gemahl ihr anlässlich seiner Rückkehr aus Achaia geschenkt hatte.
    Mit stillem Lächeln betrachtete sie die Halskette aus Gold an ihrem Hals im Spiegel,berührte es vorsichtig mit den Fingerspitzen und verzog nur kurz das Gesicht, als eine Sklavin ihre Frisur feststeckte. Lediglich ein paar Ohrringe wurden noch hinzugefügt, ehe die Patrizierin sich auf den Weg gemacht hatte, die Ankleideprozedur ihres Sohnes zu überwachen.


    Und nun waren sie hier. Das hübsch und aufwändig dekorierte Atrium machte es unmöglich, nicht in gefühlsduselige Stimmung zu kommen. Wenigstens für Antonia, die für gewöhnlich jedoch nicht für ihre besonders großen Gefühlsbekundungen bekannt war. So hielt sie auch hier und jetzt einen melancholischen Seufzer zurück, als sie den Blick schweifen ließ. Ohnehin war kaum zu erwarten, dass dies eine Ehe gleich der von Aristides und Epicharis werden würde, märchenhaft und voller Liebe, war die Braut soweit Antonia wusste doch ein halbes Kind, verglichen mit dem Bräutigam. Den Gemahl, der sie schließlich zum Tiberius führte, bedachte sie mit einem besorgten Lächeln. Seit seiner Rückkehr war sie stets darauf bedacht gewesen, immer und überall über seinen Gesundheitszustand informiert zu sein, beobachtete ihn genauestens, um abschätzen zu können, wann es ihm gut, wann weniger gut ging. Heute, so glaubte sie, war einer der weniger guten Tage. Ein Umstand, der es der gluckenhaften Antonia schwer machte, sich nicht ständig nach seinem Befinden zu erkunden.
    Ihre Augen wanderten hinab zu jenem Gracchus, den sie an ihrer freien Hand hielt, um ihn nicht zu verlieren. Seine erste große Hochzeit. Und dann kam ihm gleich die nahezu wichtigste Aufgabe des Abends zu. Den Stolz, welchen sie ob Durus' Wahl empfand, konnte man in deutlich ansehen.
    "Consul.", grüßte schließlich auch Antonia freundlich und erwiderte das Nicken. Mit gemischten Gefühlen verfolgte sie wie der Tiberius ihrem Sohn durchs Haar fuhr, wusste sie doch nur zu gut, dass Minor gewisse Schwierigkeiten mit fremden Menschen hatte. Nicht zuletzt hatte auch sie selbst gewisse Schwierigkeiten damit, wenn jemand, ganz gleich wer, dem Jungen zu Nahe kam. Ein Dilemma, bedachte man welch hochtrabende Pläne sie für ihr Kind schmiedete.

    Neben ihrem Sohn und damit am Weitesten von Aurelius Ursus entfernt, nahm schließlich auch Antonia Platz, zunächst sorgsam darauf bedacht, dass Minor angemessen Sitzen und Sehen konnte. Doch schnell fand ihr Blick den Aurelier, schenkte ihm ein Lächeln und ein "Salve, Senator Aurelius. Auch von mir natürlich die herzlichsten Glückwünsche."
    Die beiden Männern wandten sich recht schnell der Politik zu und umgehend bedauerte Antonia, nicht direkt neben ihrem Gemahl zu sitzen, wurde so das Zuhören doch enorm erschwert. Doch natürlich hätte es sich nicht geschickt, nachzufragen, darum zu Bitten, dass die Senatoren lauter sprachen. Eine Alternative musste her. Mit einem Lächeln bedachte sie hierbei ihren Sohn, der wie gebannt auf die Schiffe starrte, gänzlich gefesselt von den Vorgängen auf dem Wasser. Ein wenig erinnerte sie seine Haltung an seine ersten Schreibversuche, bei welchen er ebenso konzentriert ausgesehen hatte, die Welt um sich herum völlig ausblendete und nur noch Augen für jene eine Sache hatte. Ein wenig beneidete sie ihn um diese kindliche Eigenschaft, sie selbst sah sich stets verdammt dazu, alles und jeden in ihrem Umfeld im Blick und damit ein Stück weit unter Kontrolle zu haben.
    "Missstände", schnappte sie soeben von ihrem Gemahl auf und hob kurz den Blick. Wie beiläufig strich sie anschließend Minor über den Rücken und wendete ihre Aufmerksamkeit scheinbar ebenso dem Spektakel im Wasserbecken zu. Interessanterweise würde sie im Anschluss wohl kaum etwas hierüber berichten können. Umso mehr jedoch spitzte sie die Ohren, während ihre Augen die Sitzreihen vor sich inspizierten.

    Mit gutmütigem Lächeln verfolgte Antonia, wie ihr Sohn den Raum verließ, um sich hernach dem Gatten zuzuwenden, der soeben im Begriff war, sich zu erheben. Sie wusste, es wäre besser gewesen den Blick zu senken, die Wandmalereien oder Fliesen zu betrachten oder gar schnell vorab den Raum zu verlassen, doch so gefesselt, so schockiert war sie von jenem Anblick, der sich ihr nun bot, dass sie, unfähig auch nur zu blinzeln, an Ort und Stelle verharrte.
    Langsam, wie ein lahmer Greis, schoben sich Gracchus' Füße auf den Boden, musste sich der Nachkomme von Kaisern von einem Sklaven in die Höhe ziehen lassen. Sie biss sich auf die Lippe. Eine Idee zu langsam glättete sich ihr Gesichtsausdruck, als der Gemahl sich noch einmal an sie wandte, ob Gracchus ihre Schockierung bemerkt hatte? Ob das maskenhafte Lächeln schnell genug ihr ungläubiges, verzweifelt-hoffnungsloses Starren abgelöst hatte. Sie konnte es nur hoffen, denn nichts wollte sie weniger, als in ihrem Gatten ein Gefühl der Scham hervorzurufen.
    "Ja." , krächzte sie, deren Stimme dem Gesicht nicht in gleicher Schnelle hatte folgen können, "Bis heute Abend."
    Sprachs und wollte sich ebenfalls erheben, den Raum verlassen, allein um nicht gezwungen zu sein, dem Flavius hinterher zu sehen, der auf so quälende Art davonschritt. Doch sie blieb, vermochte weder den Blick abzuwenden, noch sich zu erheben. Erst geraume Zeit nachdem seine Schritte bereits verhallt waren in den unendlichen Gängen der Villa, wagte auch Antonia endlich sich zu erheben und sich zu ihrem Cubiculum zu begeben.

    Aufrecht und stocksteif wie eine Statue betrat Antonia kurze Zeit später das Atrium, nach wie vor nicht ganz sicher, was sie von jenem Besuch halten sollte. Die Verwandte war schnell ausgemacht, stach ihre feuerrote Haarpracht doch im Atrium hervor wie das Licht des alexandrinischen Leuchtturms. Wie von selbst machte sich ein Lächeln im Gesicht der Claudia breit, als sie mit ausgestreckten Armen auf Ofella zuging und sie bei den Händen ergriff.
    "Ofella! Wie schön dich hier sehen!", begrüßte sie die andere Claudia und hauchte ihr je einen angedeuteten Kuss auf ihre Wangen. "Ich dachte du weilst noch immer am Meer? Seit wann bist du denn zurück in Rom?"
    Seit einer halben Ewigkeit, wie es Antonia schien, hatten sie sich nicht mehr gesehen. Umso verwunderter war sie daher über den unangekündigten Besuch der Verwandten, zumal sie, von Epicharis abgesehen, in den letzten Jahren ohnehin äußerst wenig Kontakt mit den verbliebenen Blutsverwandten hatte.

    Einen größeren Sklaven erwartend, wanderten Antonias Augen nach kurzem Stutzen schnell hinab zu jenem Knaben, der so hastig in ihr Cubiculum eintrat. In gänzlich flavischer Manier erhob sich eine ihrer Augenbrauen, als der Name jener Claudia fiel folgte ihr die zweite auf dem Fuße. Ofella? Hier? Jetzt?
    Ihr Ärger war vergessen, stattdessen nahm sie verwirrt die Fibel entgegen, um sie zu betrachten.
    "Hm.", machte sie und drehte sie in den Händen. Nach einer halben Ewigkeit, die doch nur Sekunden währte, hob die Claudia den Blick, sah direkt durch den Sklavenjungen hindurch und erhob sich. "Du kannst gehen.", sagte sie abwesend und bedeutete einer ihrer Sklavinnen, ihre Frisur nochmals festzustecken, ehe sei sich ins Atrium aufmachte.


    Sim-Off:

    Kein Ding, ich bin gerade selbst nicht ganz so aktiv :)

    Derzeit damit beschäftigt die flavischen Bücher zu wälzen (die von Jahr zu Jahr exponentiell wuchsen, zumal sie nun neben den Gütern ihres Gemahls auch noch die ihres Verwandten Aristides hatte anvertraut bekommen), runzelte Antonia die Stirn, als sie ein Klopfen vernahm. Zu dieser Zeit des Tages wollte sie nicht gestört werden, das sollte selbst der dümmste Sklave mittlerweile wissen. Es konnte sich nur um etwas eklatant Wichtiges handeln. Sofort schoss ihr natürlich ihr Sohn in den Kopf - war etwa ein Unglück geschehen?
    Augenblicklich presste sie die Lippen zusammen und sah mit gemischten Gefühlen zur Tür, ehe sie "Herein!" rief.

    Mit großer Neugier hatte Antonia auf die Enthüllung der Präsente gewartet, war ihr Gatte doch, in ihren Augen, mit einem geradezu übernatürlichen Talent gesegnet, wenn es um das Beschenken ging. So lächelte sie leise, als Minor sein Geschenk entgegen nahm und inspizierte. Vermutlich wäre ihm ein Holzschwert oder eine kleine Rüstung lieber gewesen, für die besorgte Mutter jedoch hätte Gracchus gar kein besseres Geschenk auswählen können.
    Nun jedoch sollte auch sie selbst an die Reihe kommen. Erwartungsfroh verfolgte sie die Wanderung des Kästchens und hielt den Atem an, als sein Inhalt zum Vorschein kam. Leuchtend fing sich das Licht im kostbaren Metall, brachte den Anhänger und Antonias Augen gleichermaßen zum Leuchten. Erwartungsgemäß hatte ihr Gemahl das wohl vollkommenste Kleinod Achaias mit nach Hause gebracht. Zugleich tanzten seine Worte mit einem Mal vertraut wohlklingend in ihre Ohren, was jedoch vermutlich ihrer blühenden Phantasie zuzuschreiben war.
    "Ach Manius.", hauchte sie und traute sich kaum die Hände auszustrecken, um das Schmuckkästchen entgegen zu nehmen. Sie tat es dennoch, zog das Präsent an sich und studierte die filigrane Arbeit. Sacht, mit Zeige- und Mittelfinger, fuhr sie über den dunkelroten Schmuckstein, ehe sie endlich den Blick losriss und Gracchus ansah. Antonia war wohl die Besitzerin einer der größten Schmucksammlungen Roms und dennoch konnte sie sich immer wieder über ein neues Stück freuen. Besonders natürlich, wenn es von jenem Schenker stammte.
    "Sie ist wundervoll. Ich danke dir." Sie lächelte, sie freute sich und dennoch widerstand sie abermals dem Drang, dem Gatten einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Sie fand es ungehörig in Anwesenheit ihres Sohnes dergleichen Intimitäten auszutauschen.