Beiträge von Sciurus

    Wortlos blickte der Sklave seinem Herrn nach und setzte sich sodann ebenfalls in Bewegung. Vermutlich verstand er mehr von dem, was Gracchus umtrieb, als dieser ahnte, andererseits verstand er nichts von dessen Begehren in Hinblick auf den Decimus. Es würde ihm wohl nichts übrig bleiben als weiter dafür Sorge zu tragen, dass Gracchus sich nicht in irgendwelche Dummheiten stürzte, sowie darauf zu achten, dass Decimus Serapio seinen Herrn nicht in Gefahr brachte. Für diese Nacht jedoch blieb seine Aufgabe darauf beschränkt, Gracchus' Bett wieder anzuwärmen.


    ~~~ finis ~~~

    Mit schnellen Schritten eilte der Sklave Antras von der Porta zum Sklavenquartier, um die beiden custodes Ajax und Diomedes zu informieren, sodann weiter durch die in der dunklen Nacht nur spärlich beleuchtete Villa zum Cubiculum des Flavius Scato. Obwohl er klopfte wartete er nicht erst auf eine Antwort, sondern betrat mit einer Öllampe in Händen den dunklen Raum.
    "Herr Scato? Wacht auf, Herr! Ein Fremder ist eben angekommen und behauptet hartnäckig dein Bruder Quintus Dexter zu sein! Er wartet im Atrium."

    Caimon blickte unsicher zu Antras. Der Besucher war etwas zu hartnäckig. Der ältere Sklave zuckte mit den Schultern und murrte leise: "Entweder er ist, wer er behauptet, dann wird er dich auspeitschen lassen. Oder du weckst Scato ohne guten Grund, dann wird der dich auspeitschen lassen."


    Welche Wahl er auch traf, am Ende würde Caimon einem Enkel des Flavius Felix ausgeliefert sein. Und auch wenn der alte Herr der Villa schon lange nicht mehr in Rom war, seine Strafen waren im Haushalt der Sklaven noch immer legendär. "Geh und schicke Ajax und Diomedes ins Atrium. Dann wecke den Herrn Scato."


    Caimon schob seinen Schemel unter das hohe Fenster und stieg hinauf. Draußen standen tatsächlich nur drei Gestalten, von denen im Halbdunkel nicht einer aussah wie der Sprößling einer patrizischen Familie. Da die Gefahr einer Erstürmung der Villa jedoch gering schien, öffnete der Sklave schlussendlich die Porta. Eine ungüstiöse Mischung aus diversen Ausdünstungen schlug ihm entgegen, was die Geschichte noch unglaubwürdiger werden ließ.
    "Folgt mir ins Atrium" lies er die Besucher abweisend ein, verriegelte die Porta hinter ihnen und führte sie in das Atrium.

    Der Sklave Caimon leuchtete den nächtlichen Ankömmlingen den Weg von der Porta mit seiner Lampe, versuchte gleichzeitig darauf zu achten, dass keiner von ihnen etwas berührte oder einsteckte. Denn die Geschichte von der Ankunft eines Flaviers glaubte er noch immer nicht. Ajax und Diomedes, die beiden bulligen custodes standen bereits auffällig unauffällig am Rand des Raumes.
    "Herr Scato wird gleich kommen", hoffte der Sklave zumindest, denn dann wäre dieses Problem nicht mehr das seine.

    Caimons Verstand war vielleicht nicht allzu ausgeprägt, doch kümmerlich war er nicht. Der Sklave wusste genau, was ihn wann erwartete.
    "Wenn du ein Lügner bist, dann stehst du aber nicht allein vor dem Tor und sobald ich öffne stürmen deine Kumpanen die Villa! Wenn du die Wahrheit sagst kostet mich das morgen vielleicht Peitschenhiebe, alles andere kostet mich mehr. Denn ich habe die Order niemanden hineinzulassen, der nicht zuvor hinaus ist!"

    Caimon und Antras, die zur Nachtschicht an der Porta eingeteilt waren, blickten sich an und es war selbst im Dämmerlicht der Lampen deutlich, dass mehr als bloße Skepsis in ihren Augen lag. Caimon erhob sich und legte ein Ohr an das Holz. Dann schüttelte er den Kopf. Da die Tore Roms noch immer geschlossen waren und Caimon kein Flavius Dexter in der Stadt bekannt war, dem zur nächtlichen Zeit Einlass in die Villa zustand, konnte es sich nur um einen Schwindel handeln.
    "Ja, klar, und ich bin der neue Kaiser! Der Herr Flavius Dexter soll am Tag wiederkommen wie jeder andere anständige Mann!" antwortete er daher durch die geschlossene Tür hindurch.


    Auch wenn es dafür erst einmal keinen Grund gab - die Porta der Villa war mehr als massiv - schaute Antras neben sich und legte das lange Messer und die Glocke bereit. Nur für den Fall der Fälle.

    Es kam nicht oft vor, dass Sciurus die Kontrolle über seine Mimik verlor. Zumindest sah in diesem Augenblick niemand, dass er mit den Augen rollte. Das also war es, worauf alles am Ende hinauslief: der Decimer. Auch wenn sein Herr ganz anderer Ansicht war, am Ende hatte Decimus Serapio ihm doch nichts als Ärger eingebracht. Zuerst war Gracchus ihm völlig verfallen, hatte alles um sich vergessen und war in seiner naiven Liebe versunken. Als Serapio in die Provinz versetzt worden war, hatte er beständig zwischen depressiver und verklärter Sehnsucht geschwankt. Und nach dem Bürgerkrieg war er am Boden zerstört - zuerst im Glauben, dass Serapio tot war, danach weil er es nicht war und im Kerker saß, und am Ende weil der Decimer nur noch Hass für ihn übrig hatte. Sciurus hatte gehofft mit letzterem würde auch Gracchus endlich einsehen, dass Serapio nichts von all dem wert gewesen war, dass er im Gegenteil eine Gefahr für den Flavier darstellte und daher besser beseitigt werden musste. Doch Gracchus schien in Hinblick auf Serapio vollkommen blind für die Realität.
    "Vergiss den Decimer, Herr. In Hinblick auf deine Taten hat er keinerlei Beweise und mit Palmas Tod verliert er jede Grundlage für seine Angriffe."

    Der Sklave legte seinem Herrn die Hände um die Schultern und ließ ein leises, beruhigendes Brummen von sich. Sciurus war dieses Gebaren durchaus gewohnt und auch wenn Sentimentalitäten nicht Teil seines Charakters waren, so barg die Szenerie doch einen Anschein von Vertrautheit, gar einen Hauch Fürsorglichkeit - auch wenn diese am Ende nur dem Eigennutz des Sklaven geschuldet war.
    "Weshalb sollte die Welt dich vergessen wollen, Herr? Die Welt sieht nur, was sie sehen will, das hat sie ausreichend bewiesen. Diese Tatsache, die du einst mit geprägt hast, ist schon mit der Machtergreifung des Corneliers verschwommen. Mit seinem Tod ist sie endgültig ausgelöscht. Das Augenmerk der Welt liegt auf anderen Dingen, deine Lüge ist nicht mehr nur Wahrheit, sondern endgültig Vergangenheit."

    Ohne eine Miene zu verziehen blickte Sciurus an seinem Herrn vorbei auf den Teich, der nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Ozean hatte. Selbst wenn Gracchus bis in die tiefste Mitte hinein waten würde, würde das Wasser ihm höchstens bis an die Hüfte stehen. Die Kälte würde vermutlich dazu beitragen, dass er am Ende tatsächlich ertrinken könnte, doch vergessen würde ihn in diesem Fall wohl niemand. Im Gegenteil, die Schwierigkeiten würden danach erst beginnen, insbesondere für Sciurus.


    Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass Gracchus in die Nacht hinein in seine Träume erwachte, doch dass sich ein Alptraum derart lange hielt war ungewöhnlich, ebenso dass sein Herr derart gegenwärtig darüber sprach. Sciurus' Blick ging zurück zu Gracchus und fixierte ihn. Der Flavier hatte ihm von der Zeit nach der Flucht aus Rom berichtet, von seiner Zeit in der Casa Decima und dass er sich dort vollkommen in einer andere Welt verloren hatte. Er hatte von seiner Furcht berichtet, eines Tages nicht mehr zu wissen, wer er war, eines Tages die Realität nicht mehr von Traum unterscheiden zu können. Womöglich war heute dieser Tag.


    Sciurus hatte gelernt mit den alltäglichen Marotten seines Herrn umzugehen, und wenn der Wahnsinn überhandnahm half nur noch die Illusion bedenkenlos zu zerstören.
    "Wenn die Welt ihn vergessen hat, warum erinnerst du dich dann an diesen Mann?"

    Da die Stadttore nach dem Tod des Kaisers geschlossen worden waren liefen die Geschäfte im Untergrund Roms bestens. Sciurus hatte die erste Hälfte der Nacht daher genutzt, seinen eigenen Angelegenheiten nachzugehen, was zumeist unbemerkt von seinem schlafenden Herrn blieb. Als er in dieser Nacht jedoch in die Villa Flavia zurückkehrte und den Weg zu dessen Cubiculum einschlug, wurde er von einem mageren, blassen Sklaven aufgehalten, der ihm aufgeregt mitteilte, dass der Hausherr nur wenige Augenblicke zuvor im Nachtgewand in den Hortus hinaus gegangen war und das Angebot nach einer Begleitung samt Laterne ausgeschlagen hatte.


    Mit zügigem Schritt durchquerte der flavische Vilicus die Villa und trat in den Garten hinaus. Still horchte er in die Nacht, doch außer der Natur war kein Laut zu vernehmen. Da Sciurus keine Vorstellung davon hatte, was genau sein Herr zu dieser Zeit im Hortus suchte, folgte er schlussendlich dem angelegten Weg. Am kleinen Teich wurde er fündig, stellte seine Laterne am Boden ab und beobachtete Gracchus einige Augenblicke, der vom Weg hinab an das seichte Ufer des Teichs trat. Da er annahm, dass Gracchus schlafwandelte nahm er seinen Umhang, trat vor und legte den Stoff sorgsam um dessen Schulter, dabei leise fragend: "Was tust du hier, Herr?"

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    Beim Namen des Flaviers verschwand aller Grimm von Acanthus' Antlitz und rasch zog der Ianitor die Türe weiter auf.


    "Willkommen zuhause, Herr!" begrüßte er sodann Flaccus als dieser auf die Porta zuschritt. Selbstredend erkannte Acanthus den jungen Flavier, vergaß er doch beinahe kein Gesicht, das jemals durch die Porta geschritten war, ganz sicher aber keines, das einem Flavier gehörte.
    "Dein Cubiculum wurde selbstverständlich für dich hergerichtet. Dein Onkel Gracchus lässt dir ausrichten, dass er dich gerne sprechen möchte, sobald du dich ein wenig von der Reise erholt und eingerichtet hast."




    IANITOR - VILLA FLAVIA

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    Acanthus wachte bereits lange genug über die Pforte der Villa Flavia, um an der Art eines Klopfens den Klopfer zu erahnen. Das kräftige Pochen, das in diesem Augenblick das Holz durchdrang, ließ auf einen kräftigen Sklaven schließen, einen Leibwächter oder Sänftenträger. Denn selbst aufgebrachte Senatoren, die glaubten ihrem Begehr durch die eigene Klopf-Tat Ausdruck verleihen zu müssen, brachten selten selbst derartige Kraft auf. Als er die Türe öffnete zeigte sich die Vermutung als bestätigt, sah er doch im Hintergrund eine Sänfte, daneben nur noch einen Träger und vor ihm den zweiten.


    "Wer bist du und was willst du?, blaffte der Ianitor den Sklaven in seiner üblich abweisenden Art an, wobei beiden zweifelsohne klar war, dass diese Frage nicht die Person des Sklaven betraf, sondern jene, die noch in der Sänfte verborgen war.




    IANITOR - VILLA FLAVIA

    Natürlich war es nicht Sciurus' Intention gewesen, die Leiche einer ermordeten Peregrina ordentlich zu bestatten. Ein Mordopfer galt es möglichst schnell und unauffällig zu beseitigen. Und eine Bestattung kostete Geld - Geld, das Angus nicht hatte.
    "Du hast Zeit bis Morgen Mittag, deinen Herrn darum zu bitten. Solange bleibt sie im Keller, danach werde ich sie entsorgen", antwortete er kalt nachdem sein Gegenüber die Herrschaftskarte ausgespielt hatte.

    Sciurus mochte keine Probleme, die aufgeschoben wurden. Ein solches war die Tote, denn je länger sie herumlag, je mehr würde sie anfangen zu stinken und Aufmerksamkeit erregen. Darüber hinaus glaubte er ohnehin nicht, dass Scato der Bitte des Sklaven nachgeben würde. Angus hatte ihm an diesem Abend augenscheinlich so einige Probleme eingebracht und dies auch noch mit einer Bestattung zu belohnen war kaum denkbar im flavischen Haushalt. Scatos' Großvater Felix etwa hätte vermutlich nicht nur den Leichnam entsorgen lassen, sondern Angus gleich mit.

    Sciurus versuchte den Spuren und vor allem den Intentionen der Benannten zu folgen, doch es fiel ihm schwer nachzuvollziehen was diese Menschen bewegte und über welche Distanzen die Suche und Verfolgung sich zugetragen hatte. Im Endeffekt war dieses Problem jedoch nicht seines und hatte sich zudem auch schon gelöst.
    "Gut", kommentierte der Vilicus die Tatsache, dass alle tot waren. Es störte selten jemanden in Rom, wenn die Leichen von ein paar Peregrinen auftauchten.

    "Deine Nachlässigkeit zu bestrafen ist Angelegenheit deines Herrn. Wenn du Glück hast, wird ansonsten niemand weiter nachfragen. Falls doch wird es von Scato abhängen, ob er dich in Schutz nehmen wird oder nicht."
    Sciurus taxierte den toten Körper der Frau, dann das Blut auf Angus' Hand. "Geh und lass dir deine Wunde von Sothos versorgen." In erster Linie war der Stallknecht für die Gesundheit der Pferde verantwortlich. Doch er wusste mit tiefen Schürf- und Schnittwunden umzugehen und versorgte daher auch die flavischen Sklaven sofern es notwendig war.


    "Drück das auf die Wunde und pass auf, dass du nicht alles vollblutest." Sciurus nahm seinen Beutel und warf ihn Angus hin. "Ich kümmere mich um den Leichnam." Denn dieses Problem war noch nicht gelöst.

    Sciurus blickte auf die Frau. Er wusste, dass Angus kein Zuchtsklave war, doch über seine Vergangenheit wusste er nichts, konnte daher nicht einschätzen, ob meine Frau ein Relikt seiner Vergangenheit war, oder eine Liebesaffäre aus seiner Gegenwart. Denn obwohl dies für Sciurus inakzeptabel war, so gab es immer wieder Sklavenpaare, die sich nach irgendwelchen selbstgebastelten Riten als verheiratete betrachteten.
    "War sie eine Sklavin?" wollte er wissen, denn auch dies würde ein Problem darstellen - in Form eines Besitzers, der sie nun suchen würde.


    "Und diese Kerle - was waren das für Männer? Was wollten sie? Hast du sie getötet?" Noch mehr Probleme, mehr als es für eine Nacht gut war.

    Sciurus Miene blieb unbewegt als Angus sich rührte und undeutlich seine Frage stellte.
    "Er ist seit Stunden in seinem Cubiculum und damit wohl in Sicherheit. Im Gegensatz zu dir." Der Tonfall des Vilicus wurde ein wenig schärfer. "Wer ist diese Frau, warum ist sie tot, was hast du damit schaffen, warum hast du sie vor die Villa Flavia geschleppt, und besteht auch nur die geringste Chance, dass dich irgendjemand dabei gesehen hat?"


    Ein Leiche an sich, ebenso wie der zugehörige Tötungsdelikt stellten für Sciurus noch kein Problem dar, bisweilen gab es schlichtweg die Notwendigkeit für solches Vorgehen. Zudem erweckte die Frau nicht gerade den Anschein, in ihrem Leben zur wohlhabenden Schicht Roms gehört zu haben, was die Angelegenheit möglicherweise etwas verkompliziert hätte. Eine Problem stellte diese Angelegenheit jedoch dann dar, wenn ein Außenstehender davon wusste und von der Leiche ein Bezug zu den Bewohnern der Villa Flavia hergestellt werden konnte - unabhängig ob zu einem der Herren oder nur einem der Sklaven.

    Sciurus hatte einige Besorgungen in der Stadt zu machen, genau genommen im Untergrund der Stadt. Sein Herr war für den Abend versorgt, ein junger, athletischer Lyraspieler vertrieb ihm die Zeit und würde vermutlich noch eine Weile vor dem Schlafen sein Bett wärmen. Der Draht in Sciurus Gürtel saß locker, über der Schulter hing ihm eine schlauchartige Tasche und unter dem Mantel verborgen hielt er einen kleinen hölzernen Knüppel. Als er den Türriegel am Hinterausgang der Villa öffnete und in den Regen hinaussah, glaubte Sciurus für einen Augenblick, dass die Nacht überaus erfolgsversprechend war.


    Mit dem nächsten Schritt entdeckte der Sklave den Körper am Boden vor der Tür und da er einen hartnäckigen Bettler vermutete, stieß er seine Schulter mit einem Fußtritt zur Straße hin. "Scher dich zum Hades!"
    Im nächsten Augenblick da der Leib in der Bewegung sich zu zweien teilte und das Licht, das durch die Tür nach draußen fiel, auf das Gesicht des vermeintlichen Bettlers schien, erkannte er den Leibwächter Scatos und Ärger keimte in Sciurus auf.
    "Ich sorge dafür, dass ihr bei den Löwen landet!" zischte er, legte den Knüppel auf die Türschwelle ab und packte Angus' Schulter, um ihn in das Haus hinein zu ziehen. Sciurus hasste Sklaven, die ihre Stellung vergaßen - und betrunkene Sklaven fernab der Saturnalien hatten eindeutig ihre Stellung vergessen. Sklaven, die ihn von seiner Arbeit abhielten, hasste Sciurus beinahe noch mehr, weshalb er nicht sonderlich zögerlich mit Angus umging, dessen Statur es ihm nicht gerade erleichterte ihn in das Haus hinein zu ziehen.


    Als er den zweiten Leib packte, um auch die Frau ins Haus zu zerren, bemerkte der flavische Vilicus das Blut.
    "Porca miseria!" Hastig zog er den schlaffen Körper in das Haus, schloss die Tür und betrachtete seinen nächtlichen Fund im dämmrigen Licht der Öllampe. Sciurus wusste sofort, dass für die Löwen in diesem Fall nichts mehr übrig bleiben würde. Er beugte sich zu Angus herab, der immerhin noch am Leben schien.
    "Angus!" Er fasste den Sklaven bei der Schulter, rüttelte an ihm und verpasste ihm schlussendlich eine Ohrfeige, um ihn zu Bewusstsein zu bringen. Es scherte Sciurus nicht, ob Angus verletzt war oder Hilfe brauchte, er musste wissen, was geschehen war, warum es geschehen war und ob Gefahr für die Flavier bestand.
    "Angus!"

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    Sogleich horchte Acanthus auf. Natürlich kannte er Flavia Flamma, zumindest aus den Jahren ihrer Kindheit in Rom und ihrem kurzen Besuch zur Bestattung ihrer Mutter. Doch selbst wenn er sie nicht gekannt hätte - eine Flavia war eine Flavia, so dass er weit die Türe öffnete und sein Verhalten von Unfreundlichkeit sich zu Untertänigkeit wandelte.


    "Willkommen in Rom, Herrin! Bitte tritt ein, dein Vater wird umgehend benachrichtigt."
    Schon spurtete ein Junge los zu Flavius Gracchus, während ein weiterer die edle Dame ins Atrium führte, nicht ohne dabei einen Augenblick zu vergessen, seinen Mund vor Staunen wieder zu schließen.



    IANITOR - VILLA FLAVIA

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    Acanthus war nicht leicht zu beeindrucken, denn der Ianitor hatte schon sehr viel gesehen in seinem Leben an der Porta der Villa Flavia. Viele Sänften und noch mehr reiche und schöne Menschen. Auch die Sänfte, welche er an diesem Abend vor der Porta betrachtete, konnte ihn nicht beeindrucken und obwohl sie ihm einiges über ihren Besitzer verriet, zeigte er sich dem anklopfenden Sklaven so unfreundlich wie stets.
    "Wer bist du und was willst du?"




    IANITOR - VILLA FLAVIA