Von dem Officium seines Herrn her brauchte Sciurus nicht lange, um den Aufenthaltsort des Flaivius Scato zu ermitteln, so dass er alsbald an dessen Cubiculum klopfte und nach Aufforderung eintrat und sprach.
"Herr, dein Großonkel Gracchus Maior möchte dich in einer dringenden Angelegenheit sprechen. Er erwartet dich umgehend in seinem Officium."
Beiträge von Sciurus
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Ein Sklave der nahen Villa Flavia - sein Name war Ikaros und er war das anmutige Ergebnis der Züchtung zwischen dem Artifex Paris und der Ornatrix Astarte, was indes hier nicht viel zur Sache beiträgt - überbrachte eine Nachricht.
Sextus Aurelius Lupus et Aurelia Prisca
M' Flavius Gracchus S. Aurelio Lupo et Aureliae Prisace s.p.d.
Zu dem Behufe die tiefe Freundschaft zwischen unseren Familien zu festigen, möchte ich euch zu einem kleinen, gemütlichen Gastmahl am Abend nach den Feierlichkeiten zu Ehren von Ceres und Fides an den Kalenden des Octobers* in die Villa Flavia einladen.
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Sim-Off: *SimOff-zeitlich natürlich flexibel.
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Bitte ebenfalls zurück.
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Da Aurelia Prisca einige Jahre im Hause der Flavier beheimatet gewesen war, überbrachte ein Sklave auch in die Villa Aurelia eine Nachricht ob Claudia Antonias Tode.
Ad Familia Aurelia
M' Flavius Gracchus Familiae Aureliae s.d.
Mit großer Trauer muss ich euch den unvermittelten Tode meiner geliebten Gemahlin Claudia Antonia vermelden. Ihre Beisetzung wird in zwei Tagen stattfindend, beginnend mit der traditionellen Aufbahrung ihres Leibes in der Villa Flavia Felix.
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Mit gebührendem Ernst überbrachte ein Sklave aus der Villa Flavia eine Nachricht für die Anverwandten der Claudia Antonia:
Ad Familia Claudia
M' Flavius Gracchus Familiae Claudiae s.d.
Mit großer Trauer muss ich euch den unvermittelten Tode eurer Verwandten, meiner geliebten Gemahlin Claudia Antonia vermelden. Ihre Beisetzung wird in zwei Tagen stattfindend, beginnend mit der traditionellen Aufbahrung ihres Leibes in der Villa Flavia Felix.
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[Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/131011/hrl5vb44.jpg] | Acanthus
Wie stets wurde die Türe durch Acanthus, den Ianitor der Villa Flavia, geöffnet, welcher missmutig und abfällig auf den Mann vor der Porta sah und dann sein übliches "Wer bist du und was willst du?" von sich gab. Auf die Antwort schwand sein Missmut ein wenig, denn sowohl die amtliche Funktion, als auch der Name des flavischen Vilicus waren Garant dafür, dass der Ianitor eine Zurechtweisung bekommen würde, wenn er die Nachricht ungebührlich verzögerte.
"Persönlich oder schriftlich?" fragte er daher schon eine ganze Spur freundlicher.
IANITOR - VILLA FLAVIA -
Einige Zeit später - es war wohl der Kälte des Winters zu verdanken, dass der Mist noch nicht bis zum Himmel stank - klopfte ein schmächtiger Junge zögernd an der Porta der Villa. Von Acanthus ordentlich angefahren stammelte er nur zusammenhanglos etwas von Vilicus, Forum und Tabula - letztere dabei überreichend - und trollte sich hernach so schnell er konnte.
Der Ianitor las, beorderte daraufhin Phoebus zu Ali, dem Maiordomus, welcher im Ansehen der Sklaven nur geringfügig unter Sciurus rangierte - im Gegensatz zu diesem allerdings mehr Spaß daran hatte, die ihm Untergeordneten zu quälen. Gawain, einen der Hortulani, der oft zu selbstvergessen war, um seine Aufgaben geflissentlich zu erledigen, und Diomedes, einen der Custos, den manche Aufgabe bisweilen überforderte, an diesem Tage zur Straßenreinigung abzukommandieren und dabei zur Eile anzutreiben, war dem Berber eine große Freude.
Bis der Vilicus am späten Vormittag von seinen Besorgungen zur Villa zurückkehrte wies nichts mehr auf den Mist hin, der am Morgen die Straße verschmutzt hatte.
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"Ich danke dir vielmals, Herr!" bekundete Sciurus mit einer kleinen Verbeugung. "Auch dir noch einen angenehmen Tag, Herr, vale!"
Erst vor der Türe der Basilica legte er seine antichambrierende Art wieder ab und kommandierte in gewohnt kühlem Tonfall einen Straßenjungen mit ein paar Münzen dazu ab, eine rasch bekritzelte Tabula zur Villa Flavia zu bringen. Er selbst hatte wichtigeres zu tun.
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Zitat
Original von Lucius Tiberius Lepidus
"Je nachdem wie lange die Untersuchung dauert", stimmte der Tiberier ein, dass der Mist zwei Tage lang dort liegen könnte, wenn sich die Ermittlung nicht zufällig so schnell gestaltet, dass der Täter schon ganz plötzlich aufgefunden wurde. "Natürlich könnt ihr jederzeit sofort den Müll beseitigen lassen. Ich vermute auch, dass der flavische Haushalt so etwas nicht lange dulden kann. In dem Fall müsstet ihr ausschließlich auf eine Erstattung der Reinigungskosten durch den eventuell gefundenen Täter hoffen." Der Tiberier würde den Mist sicherlich nicht in irgendeiner Weise inspizieren. Dieses dreckige Geschäft konnte leider nicht viele Hinweise bieten. Dann schon eher mögliche Augenzeugen.Lepidus machte sich gleich ein paar Notizen, denn die Hinweise des Sklaven waren natürlich sehr nützlich. "Eine sehr gute Idee. Die Porta Quirinalis ist sicher ein guter Anlaufpunkt. Auch bei einigen Cloacarii werde ich mich erkundigen, wer ihnen womöglich vor kurzem alles Mist abgenommen hat. Vielleicht haben wir Glück. Ich werde mich dem Fall jedenfalls persönlich annehmen - immerhin geht es ja um die edle Villa Flavia. Sobald ich etwas herausgefunden habe, werde ich einen meiner Viatoren vorbeischicken, der über die Ergebnisse Mitteilung machen wird." Soweit der Plan. Das würde heute wohl den ganzen Tag kosten. Aber was tat man nicht alles, damit ein Straßenbeschmutzer nicht ungestraft davon kam. Nun gut, für Lepidus spielte wohl vor allem eine Rolle, dass die betreffende Villa gleich zwei Senatoren beinhaltete. "Ich nehme an, mein Viator soll sich direkt an dich wenden?", fragte er noch einmal formhalber. Der Sklave schien die Sache in der Hand zu haben und wollte sicherlich nicht seine Herren mit dieser Angelegenheit belästigen.
Sciurus nickte zustimmend. "Die Erstattung der Reinigungskosten ist in diesem Fall nachrangig." Tatsächlich war aus flavischer Sicht wohl kaum von Kosten zu sprechen. Zwei oder drei Sklaven würden einige Zeit beschäftigt sein, doch von diesen gab es gerade im Winter, wenn der Garten wenig Aufmerksamkeit brauchte, zumeist genügend, die nicht viel zu tun hatten. Ganz im Gegenteil hatte der Vilicus bereits den ein oder anderen Querulanten im Kopf, den er mit dieser Aufgabe betrauen würde.
"Mein Herr wird es zweifellos hoch schätzen, dass du dich persönlich um die Angelegenheit kümmern wirst." Womit auch bestätigt war, dass Sciurus diese Information weitergeben würde, denn obgleich Tiberius Lepidus sich nicht vorgestellt hatte, würde es für den Sklaven nicht schwer sein, den Namen dieses Mannes herauszufinden.
"Der Viator kann sich dagegen in der Tat direkt an mich wenden, Herr." Gerade sein eigener Herr würde sich weder um Mist kümmern wollen, noch überhaupt mit der Angelegenheit etwas anzufangen wissen, war Flavius Gracchus doch gewohnt, dass all diese kleinen Widrigkeiten des Alltagslebens sich irgendwie von selbst - also von Sklaven Hand - erledigten und andernfalls schlichtweg damit überfordert.
"Somit will ich dich auch nicht länger aufhalten, Herr, sofern du keine weiteren Fragen hast?" Sciurus selbst hatte noch einige Angelegenheiten im Stadtzentrum zu erledigen und wollte zudem schnellstmöglichst einen Laufburschen mit seinen Anweisungen bezüglich des Misthaufens zur Villa senden. -
Zitat
Original von Lucius Tiberius Lepidus
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Doch auch auf das Aber folgte manchmal immer noch ein Aber: "Aber ich sage dir dies nur schon einmal, weil ich dich über die Kompliziertheit der Angelegenheit und die häufige Aussichtslosigkeit des Findens eines bestimmten Verschmutzers aufklären möchte. Selbstverständlich werde ich Ermittlungen aufnehmen und sehen, was ich tun kann. Doch wenn sich innerhalb von zwei Tagen nicht der kleinste Hinweis auf einen Schuldigen finden lässt, muss das Haus der Flavier selbst dafür aufkommen. Mist können wir leider nicht ewig auf der Straße lassen. Sollten nach dieser Zeit noch Hinweise auftauchen, besteht immerhin noch die Hoffnung auf eine Rückerstattung der Reinigungskosten." Das war erst einmal das vorläufige Szenario nach dem man sich richten musste. "Womit du mir natürlich sofort weiterhelfen könntest, wäre folgendes: Ist dir bekannt, dass jemand aus der Villa Flavia den Vorgang beobachtet hat? Vielleicht die Person oder Personen gesehen und beschreiben kann? Das wäre schon einmal recht hilfreich. Falls nicht, werde ich erst einmal in eurere Nachbarschaft herumfragen."
Sciurus konnte durchaus von sich behaupten, sich mit schmutzigen Geschäften auszukennen, doch das Geschäft mit dem Schmutz war im unbekannt und anscheinend durchaus ein komplexes Metier. "Du meinst also, wir müssen den Mist für die Untersuchung zwei Tage lang vor der Haustür liegen lassen, Herr?" In diesem Fall wäre die Untersuchung keine Option für den flavischen Haushalt. Sciurus würde eher in den kommenden Wochen selbst für ein wachsames Auge auf die nächtlichen Straßen um die Villa Sorge tragen, als den flavischen Herrschaften zu erklären, dass der Mist vor ihrer Türe - den Gestank eingeschlossen - einer kriminalistischen Aufklärung diente."Hätte jemand in unserem Haus den Vorgang beobachtet, wüsste ich davon", beantwortete er dann die Frage des Vigintiviren. Keiner der flavischen Sklaven würde es wagen, eine solche Ungeheuerlichkeit unausgesprochen zu lassen und den Zorn der Herrschaften damit heraufzubeschwören. "Auch im Haus des Lartius ist das eher unwahrscheinlich, denn die Mauer uns gegenüber umfasst nur den Garten, die Porta liegt um die Ecke."
Klein beizugeben lag jedoch nicht in der Natur des Vilicus, insbesondere nicht wenn es darum ging, für den Dreck eines anderen einstehen zu müssen. "Je nachdem, wie viele solcher Mistkarren den Quirinal in der Nacht verlassen, könnte jemand an der Porta Quirinalis ein entsprechender Wagen aufgefallen sein. Die Subjekte, die sich dort nachts herumtreiben sind immer die gleichen, und da der Karren anscheinend schon mehr als voll war, ist es unwahrscheinlich, dass er den Quirinal in Richtung Zentrum verlassen hat." Zumindest wäre dies ein Ansatzpunkt. -
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Original von Lucius Tiberius Lepidus
Hamilkar lachte sichtlich auf. Erneut wiederholte er sich: "Also doch eine Selbstanzeige!" Der Scriba blickte den Mann scharf an, bevor er näher erläuterte: "Es spielt keine Rolle, wo der Dreck herkommt. Solange der Straßenteil in den Einzugsbereich der Villa Falvia deines Herren fällt, hat dieser sich um die Sauberkeit zu kümmern! Kommt er dem nicht nach, so geben wir die Reinigung in Auftrag - aber natürlich stellen wir diese dann deinem Herren in Rechnung samt einer Strafgebühr! Was glaubst du, was wir sind? Eine staatlich organisierter Betrieb, der durch die Gegend läuft, Dreck aufsammelt und den Müll der Leute abtransportiert? Eine nette Idee, aber das scheint mir doch eher wie utopische Zukunfstmusik." Der Scriba nahm sich eine Tabulae vor. "Ich werde Reinigungsauftrag und Strafzahlung sofort notieren"Der Scriba war aufgrund seines stark angeschlagenen Nervenkostüms mitunter etwas laut geworden, weshalb Lepidus, der nebenan saß, einiges mit anhören konnte und sich letztlich selbst von seinem Tisch aufschwang und Sciurus in Empfang nahm. "Na, das mit der Strafzahlung lass mal lieber sein, guter Hamilkar. Gönn dir erst einmal eine Pause." Der Scriba blickte nur kurz zu Lepidus, bevor er genervt von dannen zog und erst einmal draußen ein wenig nach Luft schnappte. "Entschuldigung. Gutes Personal ist heute schwer zu finden. Wie lautet dein Name und wer ist doch gleich dein Herr?", wandte er sich nun an den Besucher. "Hab ich richtig verdstanden, es geht um die Villa Flavia? Selbstverständlich müssen die edlen Römer, die darin wohnen deren Verdienste unbestritten sind, noch keine Strafzahlungen fürchten. Dennoch - und soweit stimmen die Aussagen meines mittelklassigen Scriba, soweit ich sie dem Kontext entnehmen konnte - muss die Reinigung von euch übernommen werden."
Sciurus' Augen waren bereits dabei, sich unmerklich zu verengen, als ein Mann, der augenscheinlich etwas zu sagen hatte - ein Quattuorvir demnach - sich einmischte und den Scriba fortsandte. Sogleich wurde das Gebaren des Vilicus ein gänzlich anderes, denn Sciurus wusste durchaus, wo sein Platz in der Welt war.
"Salve, Herr, mein Name ist Sciurus, Vilicus des Senators Flavius Gracchus." Er neigte demütig den Kopf. "Und ich bin nicht wegen einer Anzeige hier, Herr, sondern lediglich um eine Beschwerde vorzubringen."Als Sklave - insbesondere als der seines derzeitigen Herrn - war Sciurus es gewohnt, Dinge zu wiederholen und detailliert zu erklären. "Irgendjemand hat einen großen Haufen Mist - einen wirklich sehr großen Haufen Mist - auf der Straße abgeladen, die zwischen der Villa Flavia und dem Anwesen des Lartius Pindarus oben auf dem Quirinal verläuft. Normalerweise ist an der Sauberkeit dieser Straße von beiden Seiten nichts auszusetzen und es ist auch nicht davon auszugehen, dass eine der beiden Parteien ihrer Pflicht zur Reinigung der Straße nicht nachkommen wird. Aber", Sciurus blickte nun auf, keinesfalls herausfordernd, sondern nur um seine Absicht zu unterstreichen. "Die Kuppe des Quirinals ist eine gute Wohngegend und es ist nicht üblich, dass die Bewohner beim Verlassen ihrer Häuser darauf achten müssen, wo sie ihre Füße aufs Pflaster setzen, ganz abgesehen von dem Gestank. Im Gegenteil wären sie sicher untröstlich, wenn solche Verschmutzungen zur Gewohnheit werden würden. Eine Beschwerde über die Verursachung dieser Verschmutzung ist daher wohl kaum übertrieben, so dass im Wiederholungsfall beizeiten Maßnahmen gegen die Verursacher ergriffen werden können."
Würden sich Besucher einmal schmutzige Füße vor der Villa Flavia holen, würden sie es vermutlich mit Humor nehmen. Beim nächsten Mal jedoch wäre die Gegend vermutlich schon dem Spott ausgesetzt. Hohe Erwartungen waren nur durch absolute Perfektion zu erfüllen.
"Sofern eine Überprüfung der Tatsache aufgrund der Beschwerde notwendig ist, würden die flavischen Senatoren es sehr begrüßen, wenn dies so zeitig wie möglich geschehen könnte, Herr, so dass die Verschmutzung anschließend schnellst möglichst beseitigt werden kann."
Tatsächlich wussten die Bewohner der Villa vermutlich noch nichteinmal etwas von dem Dreck vor ihrer Haustüre, und nach Sciurus' Auffassung sollte dies auch so bleiben. -
"Nein", antwortete der Sklave trocken, "keine Selbstanzeige für meinen Herrn, denn die Faeces der Villa Flavia gehen hinten raus, nicht vorne. Ich habe eine Beschwerde über die Sauberkeit der Straße vorzubringen, die sehr zu wünschen übrig lässt." Er fixierte sein Gegenüber mit kaltem Blick. "Wenn dies jedoch über deine Befugnisse und Befähigungen hinausgeht, dann werde ich dies gerne auch demjenigen Quattuorviren, der für die Alta Semita zuständig ist, persönlich vorbringen."
In Gedanken prägte sich Sciurus bereits das Äußere des Scriba ein, war er doch skrupellos darin, inkompetente Subjekte über seinen eigenen Herrn bei deren Vorgesetzten anzuschwärzen - böse Zungen mochten gar behaupten, er fände Freude daran, doch Freude war eine Emotion, zu welcher der Sklave nicht imstande war -, sowie keineswegs geneigt, für einen Missstand vor den Flaviern einzustehen, der außerhalb seiner Zuständigkeit lag. -
Nicht nur wegen der winterlichen Verhältnisse war Sciurus' Stimmung überaus unterkühlt als er das Officium der Quattuorviri viis in urbe purgandis erreichte. Obwohl unvorhergesehene Störungen zu der täglichen Routine eines Vilicus gehörten, hasste er sie um so mehr, so wie alles, was sich seiner Kontrolle entzog.
"Ich habe eine Beschwerde vorzubringen", wandte er sich an den erstbesten Scriba. "Irgendein Mondscheinbauer hat seinen Mist vor der Villa meines Herrn verloren. Alta Semita, oben auf dem Quirinal, nahe dem Capitolium Vetus, vor der Villa Flavia Felix. Der Consular Flavius Furianus und der Senator und Pontifex Flavius Gracchus würden es in jedem Fall begrüßen, wenn ihre Klienten nicht durch diesen Mist waten müssten, um in das Haus zu gelangen." Die Frist bis zum Beginn der Salutationes war zweifelsohne kurz, doch in einem Haus mit zwei Senatoren wäre für die Quattuorviri sicher ebenso viel Anerkennung, wie Missmut zu ernten. -
Ein wenig irritiert rieb sich der Ianitor Acanthus mit dem Zeigefinger über die Nase, legte ihn ans Kinn und blickte nachdenklich in die Luft. Dann hob er seinen Arm, schnüffelte unter seiner Achsel und schüttelte den Kopf.
"Sag mal, Phoebus", wandte er sich sodann an den Sklavenjungen, der nah bei der Porta auf einem Bänkchen saß. "Wann hast du dich zuletzt gewaschen?"
Der angesprochene Junge schaute ertappt auf. "Gestern Abend, ich ... ich hatte heute Morgen keine Zeit mehr", bekannte er kleinlaut.
"Komm her!" befahl der Ianitor und als Phoebus vor ihm stand, schnüffelte er auch an ihm. "Nein ... auch nicht.""Verdammt nochmal, was stinkt hier so?!" unterbrach eine eisige Stimme die Inspektion des Ianitors. Sciurus, der einen überaus sensiblen Geruchssinn sein eigen nannte, trat den Gang aus dem Atrium her, missgelaunt über die Störung, welche ihn von seinen frühmorgendlichen Erledigungen in der Stadt abhielt. Acanthus zuckte nur ratlos mit den Schultern.
"Aufmachen!" blaffte der Vilicus und augenblicklich öffnete der Ianitor die Porta, denn obgleich er für sonst keinen Sklaven sprang, so wagte auch er nicht, sich Sciurus' Weisungen entgegen zu stellen.
"Scheiße", stellte dieser angewidert fest und rümpfte die Nase. "Hast du schon jemanden zu den Quattuorviri geschickt?"
"Nein, ich ..."
"Das ist deine Porta", unterbrach ihn der Vilicus, "sorge dafür, dass ein Weg frei wird und die Klienten mit sauberen Schuhen durch sie hindurchtreten können!"
"Ja, ... natürlich", bestätigte der Ianitor nun so kleinlaut wie zuvor Phoebus.
"Ich werde mich selbst um die Quattuorviri kümmern." Mit grimmiger Miene verließ Sciurus das Haus und setzte den Besuch der Basilica vor alle anderen Besorgungen. -
Einen Abschiedsgruß erwartete Sciurus ebensowenig wie er bereit war, einen solchen der Sklavin gegenüber auszusprechen, denn er betrachtete auch dies als überflüssigen Akt. Es reichte ihm vollkommen aus, dass Vulpes den Raum verließ und ihn mit seinen Aufgaben und Gedanken allein ließ.
'Vulpes', überlegte er einen Augenblick und dachte darüber nach, ob es bezüglich des Alters seines Herrn möglich war, dass dieselbe Person der Sklavin ihren Namen vermacht hatte wie diejenige, die seinen Vorgänger benannt hatte - und in Hinblick darauf, dass Vulpes für diese durchaus passend war, versuchte er sich für einen Moment vorzustellen, wie dieser erste Sciurus ausgesehen haben mochte. Dann jedoch schob er diese vollkommen nutzlosen Gedankenspielereien bei Seite und widmete sich wieder der Buchführung.
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Das Auflodern von Trotz verdrängte in Sciurus kurz den Ärger über die Störung und erregte seine Wachsamkeit. Er konzentrierte sich auf jede Nuance in Vulpes' Stimme, jede winzige Regung ihrer Miene, jene Veränderung ihres Körpers, während sein Äußeres noch immer gänzlich ruhig blieb. "Dann wird dieser Triumph wohl mehr einem Trauerspiel gleichen, denn du wirst auch niemals den Tag erleben, an dem du in meine Gedanken blicken wirst."
Betont gleichgültig wandte er sich ab, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Er wusste nun alles, was er wissen musste.
"Sofern deine Ziele sich mit den Zielen dieses Haushalts decken, ist mir gleich, was du tust. Andernfalls wirst du damit schneller scheitern als du es für möglich hältst."
Noch einmal blickte er, wieder an dem Tisch sitzend, auf, und nun zierte ein maliziöses Lächeln seine Lippen. "Dies wäre wohl der einzige Weg für dich, eine väterliche Regung zu provozieren - in solcher Hinsicht zu scheitern. Ich würde die Sanktionierung mit ganz besonders endgültigem Ergebnis durchführen - weil ich dein Erzeuger bin. Und nun geh, widme dich deinen Aufgaben und halte mich nicht von meinen ab, Tochter." Die Betonung, welche der Sklave auf das letzte Wort legte schwankte zwischen dem Ausspeien eines ungustiösen Bissen und Verärgerung über den - derzeit noch unberechenbaren - Faktor, der sich allein durch Vulpes' Anwesenheit in der Villa Flavia ergab. -
Ungerührt blickte der Vilicus die junge Sklavin an. Die Tatsache, dass er sie gezeugt hatte, bedeutete ihm nichts. Es war eine logische Auswahl der flavischen Herrschaften gewesen und er hatte diese Anweisung befolgt, wie er jede Anweisung befolgte.
"Weder du, noch ich werden jemals den Tag erleben, an dem ein Lob auf meiner Zunge liegt", entgegnete er ihr tonlos. Lob auszusprechen zählte ebenso zu Sentimentalitäten wie väterliche Gefühle, und war daher eine für Sciurus vollkommen unnutze, wie auch überflüssige Angelegenheit."Ich respektiere ambitioniertes Verhalten, doch du solltest dir ein lohnenderes Ziel auswählen. Dann magst du es vielleicht weit bringen, aber auch das wird die Zeit zeigen." Im Allgemeinen hatte Sciurus gute Erfahrungen mit den flavischen Zuchtsklaven. Sie wussten meist, wo sie standen. Andererseits hatte es auch schon den ein oder anderen gegeben, dem seine Herkunft über den Kopf gewachsen war, und der sich deshalb am Ende im flavischen Keller wiedergefunden hatte. Darum war es müßig, schon jetzt über Vulpes' Tauglichkeit zu entscheiden - sowohl bezüglich allgemeiner, wie auch in Hinblick auf spezielle Aufgaben, die ab und an in der Villa Flavia anfielen.
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Die Auflistung ihrer Fähigkeiten brachte erwartungsgemäß keine Überraschungen mit sich, denn dass Vulpes' Ausbildung im flavischen Haushalt sie für höhere Aufgaben in direkter Nähe der Herrschaften qualifizierte war vorhersehbar.
"Ali, der Maiordomus wird dir Aufgaben für die Zeit zuweisen, wenn dein Herr dich nicht braucht. Wenn dir eine Aufgabe zugeordnet wird und du durch Weisung eines der Herren verhindert bist, liegt es in deiner eigenen Verantwortung, das mitzuteilen. Wenn eingeteilte Arbeit liegen bleibt oder andere sie erledigen müssen, wird das Konsequenzen für dich haben, ebenso wenn du deine Aufgaben ungenügend erfüllst."In einer fließenden Bewegung erhob sich Sciurus und umrundete die junge Sklavin. Bei den meisten Zuchtsklaven war es nicht notwendig, die folgende Warnung auszusprechen, doch manchmal verfiel einer von ihnen dem Irrglauben, sich Eskapaden erlauben zu können, nur weil er der Favorit eines der Herren war.
"Du magst nun dedizierter Besitz deines Herrn sein, doch egal wie nahe du diesem auch zu stehen glaubst, solange du in diesem Haus lebst wirst du dich an meine Regeln halten. Iullus Flavius Fusus kann dich möglicherweise einmal schützen, vielleicht auch ein zweites Mal. Aber am Ende entscheidet mein Herr über die Ordnung in diesem Haushalt."
Was letztlich bedeutete, dass Sciurus über diese Ordnung entschied.Schließlich kam der Vilicus direkt vor Vulpes zum stehen, dass seine Gesicht kaum eine Handbreit von ihrem entfernt war. Auch wenn er selbst nicht daran glaubte, die Flavier waren davon überzeugt, dass sich charakterliche Eigenschaften weiter vererbten.
"Und auch deine Abstammung wird dir hier keinen Vorteil verschaffen, im Gegenteil werde ich dich besonders genau im Auge behalten. Ich werde nicht zulassen, dass auch nur der Gedanke daran aufkommen könnte, dass deine Schwächen ihren Ursprung in mir haben." -
Schon in seiner Kindheit, sofern man den ersten Abschnitt seines Lebens überhaupt als solche bezeichnen wollte, hatte Sciurus gelernt jede noch so kleine Regung des menschlichen Körpers an seinem Gegenüber zu lesen. Die Anspannung der Sklavin schien ihm so deutlich wie das Rot ihres Schopfes - und ebenso nutzlos. Wäre ihr Anliegen ein anderes gewesen, vermutlich hätte Sciurus sie nur mit harschen Worten des Raumes verwiesen, doch implizit verbarg ihre Vorstellung die Weisung eines Flavius, der zu folgen war.
"Wo liegen deine Kompetenzen?"Auch ihre Musterung entging ihm nicht. Er selbst taxierte sie ganz unverhohlen, allerdings weniger ihrer Herkunft wegen. Ihn interessierte nicht, wer ihre Erzeuger waren, denn er glaubte nicht an das Erbe des Blutes wie es etwa die Flavier taten. Er selbst hatte nichts mit seinen Erzeugern gemein, und alles, was einen guten Sklaven ausmachte, war seine Ausbildung. Doch es war schlichtweg wichtig zu wissen, mit wem er es zu tun hatte und wo die Stärken und Schwächen seines Gegenübers lagen - insbesondere diejenigen Schwächen, die dieses Gegenüber nicht offen zugeben würde.
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Sciurus mochte es nicht bei seiner Arbeit gestört zu werden, insbesondere nicht, wenn er sich für die Buchführung zurückzog. Jeder Sklave in der Villa Flavia wusste das. Vermutlich hatten sie dies Vulpes gegenüber gerade deshalb nicht erwähnt, denn frisch in den Haushalt aufgenommene Sklaven wurde gerne als Sündenböcke benutzt - selbst wenn es keine Sünden gab. Doch je mehr der Vilicus einzelne Sklaven im Auge behielt, desto weniger mochte er den Rest beachten - so glaubten einige. Was selbstredend ein Trugschluss war, denn Sciurus hatte seine Augen überall.
Sorgfältig ritzte er eine Zahl in die Wachstafel vor sich, denn zu Hast bestand keine Notwendigkeit. Das Auftreten eines der Herren wäre grundsätzlich anders, weder würde er klopfen, noch auf eine Reaktion des Sklaven warten, sondern energisch die Tür aufstoßen und seine Order platzieren. Und auch ein Sklave würde sich im Falle einer dringenden Angelegenheit anders verhalten, würde entweder kleinmütig mit seinen Worten herausplatzen oder sich in seiner Nervosität anderweitig bemerkbar machen.
Als er den Griffel neben die Tafel legte und aufblickte war nichts von seinem Missmut über die Störung auf seinem Antlitz zu erkennen. Seine Miene war ausdruckslos und seine grauen Augen fixierten kühl wie stets sein Gegenüber. Vulpes, Sklavin des Flavius Fusus, war dieses Gegenüber. Er wusste von ihrer Ankunft seit sie einen Fuß über die Schwelle der Villa gesetzt hatte, ebenso wie er ihre Zuchtlinie kannte.
"Was willst du?" fragte er tonlos.