Beiträge von Kaya

    Kaya hätte beinahe gehustet, stieß so allerdings nur erschrocken die Luft aus. Bei den Göttern, eine solch lose Zunge hätte sie hinter Erethas hübschem Gesicht nicht vermutet. Aber gewissermaßen hatte sie Recht. Mit einem tiefgründigen Lächeln meinte sie nur: "Ja, das weiß ich. Sehr gut sogar." Kaya hielt es liegend nicht mehr auf und setzte sich wieder aufrecht hin, wobei sie sich gegen die Wand lehnte. MIt wachsamen Augen musterte sie Eretha. Hoffentlich würde sie ihr in ihrem Unterfangen zu keiner Gefahr werden. Helena musste aus dem Weg geräumt werden, allein schon wegen Metellus und Xeones - ehe sie sich die Finger an ihr verbrannten.


    "Da magst du Recht haben." meinte Kaya schmunzelnd und warf einen weiteren Blick aus dem Fenster. Es wurde zunehmend dunkler, wenngleich die Nacht noch nicht völlig über Tarraco hereingebrochen war. Sie hielt ihren Blick für einige Momente in den Abendhimmel gerichtet. "Und doch kann ich die Augen nicht vor meiner Umwelt verschließen. Ich muss es schließlich mein Leben lang mit meinen Herren aushalten und dann interessiert mich deren Wesen durchaus." fügte Kaya kühl an.

    Kaya stand in der Culina - völlig allein. Wie schon seit vier Tagen machte sie auch heute Helenas 'Genesungstrank gegen ihr Unwohlsein' am fünften Tage, seit sie ihren Vorfall am Hafen hatte. Kaya schmunzelte, während sie auf das Wasser, den Wein und die Früchte blickte, die zur Geschmacksneutralisierung dienten. Neutralisiert werden musste die Alraune, die eigentlich nicht zur Genesung der Pontifex, sondern zu deren Erkrankung führte. Helena wurde zunehmend schwächer, ihr Gesicht blasser. Erst gestern abend hatte Kaya beobachtet, wie Helena sich ruckartig an der Wand abstützte, weil ein plötzlicher Schwindel sie ergriffen hatte und sie zu Boden sank.


    Spöttisches Lächeln - ja, so konnte man Kayas Blick beschreiben, während sie die Zutaten zu ihren Händen betrachtete. Sie griff einen Becher und füllte diesen zu einem Viertel mit Wasser und zu weiteren zwei Vierteln mit gewöhnlichen Traubensaft und Pflaumensaft. Und ein weiteres Achtel stellte der gepresste Saft der Alraune dar, die sie sogleich wieder sicher in ihrem Beutel verschwinden ließ und dann in der Mitte eines, mit getrocknetem Obst gefüllten, Korbes verschwinden ließ. Kurz verrührte sie diesen Trunk noch einmal, ehe sie kontrollierte, ob sie unbeobachtet war und dann zum Schlafzimmer ihrer Herrin hinaufging.

    Vorsichtig klopfte Kaya an die Tür zu Helenas Zimmer. Mit kurzem Schnuppern überprüfte sie noch den Wein, aber es war nichts außergewöhnliches festzustellen, sodass sie mit beruhigtem Blick die Tür öffnete. Auf ein "Herein" wartete sie schon seit gestern nicht mehr, denn Helena bekam manchmal gar nicht mit, wenn es klopfte. "Herrin, geht es euch noch nicht besser?" fragte Kaya beinahe vergnügt, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Helena würde ihren Tonfall ohnehin nicht zuordnen können.

    Kaya gefiel das nichtssagende Geräusch gar nicht und zu gern wüsste sie nun, was der Mitsklavin durch den Kopf ging, aber sie hatte bislang noch nicht einmal Gedanken lesen können. Sie zweifelte stark daran, dass es überhaupt wer konnte. Auch Kaya verstummte also während der nächsten Momente, sann im Gegensatz zu Eretha allerdings darüber nach, was jener wohl durch den Kopf ginge. Als diese plötzlich wieder sprach, zuckte Kaya zusammen und wandte sich wieder in ihre Richtung. Waren das vielleicht sogar ihre Überlegungen gewesen?


    "Warum sollte so ein Römer das tun?" fragte Kaya ehrlich überrascht. Mit einer solch trockenen Entgegnung hatte Kaya nicht gerechnet. Und dass Helenas Charakter egal war, durfte auch nicht sein, denn wie sonst sollte sie Hass auf jene schüren? Sie musste mit der Zeit vereinzelte kleine Häppchen auslegen, die Eretha zu schlucken hatte, anders ging es nicht. "Und viel mehr: Warum interessiert dich Helenas Wesen nicht? Immerhin wirst du den Großteil ihres Tages mit ihr verbringen müssen." fragte sie zeifelnd.

    In Kayas Blick legte sich Abscheu. Sie schätzte Callidus noch mehr als Helena. Und das wo er ihr die Schmerzen zugefügt hatte. Helena war schwach, verlogen und egoistisch, blind für die Welt. Und einfach nur verabscheuungswürdig. Kaya schloss sacht die Augen, als Eretheas Worte sie wieder aus ihren trübsinnigen Gedanken rissen. "Du solltest deinem Herrn nicht gerade untersagen, das Haus zu betreten und die Familie als Kinder einer Lupa darstellen, doch ansonsten hast du recht viele Freiheiten." entgegnete sie zynisch. Sie drehte ihr Gesicht nun gänzlich von Eretha weg.


    "Hüte dich vor einer allzu spitzen Zunge. Helena würde sich ertränken lassen, damit Friede herrscht, alles tun, damit kein Streit obsiegt. Callidus hingegen würde wiederum alles für sie tun und lässt keine Schande auf seine Herkunft kommen." erklärte Kaya. Was ja alles auch recht schlüssig war, wer ließ sich schon gerne beleidigen? "Sei nicht verwundert oder schlechten Gewissens, wenn sich deine Meinung über Helena auch eines Tages ändert. Viele obliegen ihrem Lächeln." meinte sie leichthin, ohne weitere Erklärungen hierzu zu bieten.

    Kaya entging nicht der musternde Blick Erethas. Sie war nicht so naiv und gutgläubig, schon gar nicht unaufmerksam wie Helena. Jene würde doch selbst ihr, Kaya, ihr Leben anvertrauen. Doch Kaya wandte den Blick nun an die Decke und winkelte die Beine an. "Helena hat dies auch nötig. Sie ist zu gutgläubig. Sie würde jedem ihr Leben anvertrauen, von keinem etwas schlechtes denken. Und sie bemerkt meist nicht, wie sie zunehmend weiter in eine festgefahrene Situation gelangt. Sie glaubt immer nur daran, dass alles gut ist. Vielleicht hat der Überfall sie tatsächlich besseres gelehrt." meinte Kaya nachdenklich. Gespielt nachdenklich.


    "Wie ich...?" Kaya stockte. Was sollte sie Eretha sagen? Die Wahrheit? Vielleicht sollte sie diese wenigstens teilhaft wiedergeben. "Ich war einmal sehr schlecht auf die Herren zu sprechen, was dazu führte, dass ich mich selbst vergaß und Callidus angriff." Weitere Ausführungen ließ sie weg, denn mittlerweile war ihr klar, dass Callidus sie noch recht milde gestraft hatte. Aber wie weit sie gegangen war, konnte sie gegenüber der Leibwache Helenas nicht sagen, wenn sie ihr Vorhaben nicht wackelnd sehen wollte.

    Kaya runzelte die Stirn. Irgendetwas an der Situation hier gefiel ihr nicht, aber den Gedanken schob sie rasch wieder beiseite. Doch dass diese Frau ihr nicht ganz geheuer war - besonders in Anbetracht der Zweisamkeit - war ihr klar. Doch wie immer verborg sie ihre Gedanken nahezu perfekt und erwiderte: "Es freut mich dich kennenzulernen." Doch diese Worte klangen nicht mehr ganz so freundlich, sondern eher steinern. Sie bückte sich um sich die Sandalen von den Füßen zu lösen.


    "Ich habe ihr einmal gedient, aber nun..." Sie zuckte mit den Schultern und deutete auf das 'LRC' an ihrer Schulter, welches noch immer nicht völlig verheilt war. Diese eingebrannten Zeichen würde sie wohl solang tragen, bis ihre Haut zu Staub zerfallen war. "Lucius Redivivus Callidus, der saubere Bruder der sauberen Herrin." meinte sie und ließ sich ebenfalls nach hinten auf ihr Lager gleiten. "Warum bist du hier?" fragte Kaya mit gezeigtem Interesse und empfundenen Desinteresse.

    ... kam Kaya erschöpft in die Unterkunft. Kassandra, Walburga und Freya waren ausquartiert worden, Sie, Daphne und eine Fremde blieben. Daphne allerdings hatte in dieser Nacht in der Taverne Helena's zu tun, sodass Kaya Zeit genug hatte, Helena's neue Sklavin kennenzulernen. Mit einem freundlichen Lächeln öffnete sie die Tür zur Unterkunft und grüßte freundlich. "Sei Willkommen. Wie ist dein Name?" Denn dieser hatte sich noch nicht bis zu ihr getragen. Ihr Blick ging musternd über Erethas Leib. Hatte Helena sich eine Frau als Leibwache gesucht? Würde ihr ein noch leichteres Spiel beschert sein? Denn bei den Muskeln die die Frau dort hatte, schien sie zu nichts anderem als zur Wache nützlich zu sein.


    "Mich nennt man Kaya." sagte sie mit freundlichem Lächeln und steuerte auf ihr altgewohntes Lager zu, um sich auf dessen Rand niederzulassen.

    Kayas Blick wurde kalt, doch glücklicherweise konnte Helena dies nicht sehen. Vorsichtig ließ sie das Tuch wieder in die Wasserschake zurückgleiten und stand auf. "Dann wünsche ich der Herrin angenehme Ruhe." sagte sie mit unverhohlenem Spott. Helena würde dies in ihrem Zustand ohnehin nicht bemerken. Stolz wandte sie sich um und machte sich mit dem Wasserkrug in den Armen auf den Weg zur Tür, öffnete diese und wandte sich noch einmal um. Ihr Blick war ungewöhnlich, er war voller Hass. Blanker Hass traf Helenas Leib, böse Prophezeihungen wären zu lesen - wenn jemand diese sehen könnte. Dann schritt sie hinaus und warf die Tür zu.

    'Hätten sie doch nur Erfolg gehabt!' schoss es Kaya augenblicklich durch den Kopf und beinahe wäre es ihr über die Lippen gerutscht. Aber sie durfte ihre Abneigung nicht zeigen, sonst hätte sie verloren, ehe sie begonnen hatte. "Herrin, ich soll nur Deine Wunden versorgen und dann werde ich dich wieder allein lassen. Du bist verletzt und brauchst dringend Ruhe." sagte sie mit einem Lächeln. Sie fühlte sich gewissermaßen falsch und vielleicht war sie es auch, aber ihr eigenes Leben war ihr wichtiger als das dieses Flittchens. "Du kannst später von Allem berichten." sagte sie freundlich und machte sich daran, die Schürfwunden auszuwaschen. Am Bauch konnte auch sie nicht viel machen und das Gleiche galt auch für die Wange.

    Kaya schürzte die Lippen, als sie Helena erwachen sah. Leise flüsterte sie noch: "Ohja, du wirst noch für alles Unrecht zahlen." Danach nahm ihr boshaftes Lächeln freundlichere, ja beinahe besorgte Züge an und sanft strich Kaya durch Helenas Haar. "Was ist geschehen, Herrin?" fragte sie 'ahnungslos' und legte fragend den Kopf schief, während ihre Gedanken noch immer voller Rache waren und sie sich schon zurechtlegte, wie sie Helena würde sterben lassen...

    Es war ein beinahe wirres Lächeln, dass in Kayas Gesicht trat, nachdem Kassandra die Tür endgültig geschlossen hatte. Sacht strich sie Helena durchs verschwitzte, blonde Haar und murmelte: "Ach kleine Helena. In einem anderen Leben sähe unser Verhältnis vielleicht besser aus. Versteh mich nicht falsch, ich mag dich ganz gerne, aber unter diesen Umständen werden wir niemals miteinander auskommen... Weißt du, viele Frauen haben Recht, wenn sie sagen, dass Männer Freundschaften zerstören... und Leben ebenso..." Kaya legte lächelnd den Kopf schief. So wehrlos lag sie nun dort, die verhasste Rivalin, das kleine Flittchen. Sie hatte es gewagt, ihr Metellus zu nehmen. Ihr Zorn richtete sich nicht gegen ihn, mittlerweile war er ihr auch völlig gleichgültig. Und nun wollte sie ihr auch noch Xeones nehmen.


    "Ja, Kleines. Anders verhält es sich auch heute nicht. Was soll ich nur mit dir tun? So vielen Männern brichst du das Herz - und auch so vielen Frauen." meinte sie in ihrem Irrglauben. In ihrer Verletztheit konnte sie nicht erkennen, was mit helena vor sich ging. Doch Kaya sah das alles auf ihre Art und Weise. Erst machte sie mit ihrem Ach-so-süßen Blick Metellus schwach und nun war sie auch noch mit Xeones hier aufgetaucht. Und erst da hatte sie bemerkt, dass er ihr etwas bedeutete.

    Als Kassandra sie gefunden hatte, hatte sich Kaya auf direktem Wege zum Zimmer ihrer Herrin gemacht. Man hatte ihr nur mitgeteilt, dass diese schwere Stunden durchleben musste und verletzt war - und sie sich um die Wunden kümmern sollte. Das behagte Kaya gar nicht. Nicht nur deshalb, weil man sie versuchte, ihren Wunsch zu erfüllen, nein, sondern weil sie gezwungen war dem am meisten gehasstesten Menschen zu helfen. Erfüllte sie ihren Wunsch bedeutete dies ihren eigenen Tod, erfüllte sie den Wunsch Metellus hieße das den Tod ihres Herzens - was also war besser?


    Sie setzte sich zu Helena und blickte diese nachdenklich an. Was sollte sie nun tun? Ihr nicht helfen und ihren Lebenshauch beenden? Oder sollte sie ihr helfen und damit auch ihrer beider Verlobung? Erhielt sie vielleicht durch Hilfe mehr Achtung von Metellus? Fragen über Fragen und nur Götter vermochten diese zu beantworten.

    Zitat

    Original von Tiberius Annaeus Sophus
    Tiberius trat nun, nur etwa eine halbe Stunde nachdem er mit der Sklavin hineingekommen war, wieder von innen in das Vestibulum. Er fand schließlich einen Sklaven und ging auf ihn zu.


    "Salve. Ich benötige einen ortskundigen Sklaven, der den Weg zum Bauplatz des Capitoliums kennt."


    Kaya hatte mit einem Sklaven namens Titus ein kleines Pläuschen gehalten, hoffend, dass Callidus davon nichts bemerkte. Die Brandnarbe an ihrem Arm verursachte unglaubliche Schmerzen, vor Allem in der Seele. LRC - ob sie diese Buchstaben jemals vergessen konnte? Da sprach ein Fremder Titus an und sie mischte sich rasch in das Gespräch ein. Eine vage Hoffnung beschlich sie. "Ich würde dich sehr gern dorthin führen, Herr. Mein Name ist Kaya." bot sie sich an.

    Ihr Herz hämmerte wie wild, als sie ihn einfach nur anblickte. Als er sie an seine Brust drückte. Als er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. Ihr wurde vor Aufregung beinahe übel, sodass sie die Augen schließen musste. Sie musste sich eingestehen, dass sie seine Nähe mochte. Sie spürte den Schlag seines Herzens, seine warme Haut an ihrer Schläfe, als er eine ihrer Strähnen zurückstrich. 'Geh nicht' wollte sie sagen. 'Bleib bei mir' schrie ihr Herz und doch ließ er sie los und wandte sich ab.


    Vielleicht war es gut, dass er sich nicht noch einmal umwandte. Die Tränen bahnten sich ihren Weg zu ihrem Kinn und es hätte sie beschämt, wenn er dies gesehen hätte. Sie wäre ihm schwach erschienen, vielleicht gar wehleidig. Und dies waren gewiss Eigenschaften, die ein Kämpfer wie er nicht mochte. Ein Kämpfer nicht nur mit dem Schwerte, den nichts mehr entwaffnete als die Trauer eines anderen. War es nicht so? Oder täuschte sie sich da?


    Doch in einem täuschte sie sich nicht. Sie empfand mehr für ihn, als sie geglaubt hatte. Und sie glaubte zu erkennen, dass ihre Gefühle für Metellus unbedeutend waren. Sie hob sacht ihre Hand, während er hinfortging, als wolle sie nach ihm greifen. Doch nichts schien seine beständigen Schritte aufzuhalten. Als er aus ihrem Blickfeld und im Schatten des Atriums verschwunden war, war es, als habe man ihr die Füße unter dem Leib weggerissen und sie ließ sich mit wackligen Beinen auf die Knie sinken.

    Kaya wusste nicht, ob sie Scham empfinden sollte. Ihr Vorhaben konnte auf ihn vielleicht falsch wirken, vielleicht würde er aber auch verstehen, dass es ihr auf andere Weise wichtig war. Aber ihr Herz sagte ihr, es sei richtig und es verging nie ein Tag, da sie auf den Verstand gehört hatte. "Zu sagen habe ich dir nicht viel..." meinte sie. Sie spürte wie ihr die Hitze ins Gesicht steigen wollte, obwohl sie doch einfach nur eine freundschaftliche Geste... Doch Minervina hatte sie verunsichert.


    Sie reckte sich etwas und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Wange. Nun, da es geschehen war, kam es ihr schrecklich leicht vor. Sie erahnte nicht, dass sich ihre Wangen dennoch rosig gefärbt hatten. Ihr Augenmerk richtete sich nun nämlich auf die sich bildenden Tränen, die sie den Blick abwenden ließen. "Gib bite gut auf dich Acht." meinte sie mit schwerer Stimme. Die Worte waren heisser als glühende Kohle, taten dementsprechend weh. Doch wo? Sie wusste es nicht...

    Sie musterte Minervina mit einer gewissen Wärme in ihren Zügen. Die kleine war ein liebes Mädchen und Kaya begann zu verstehen, warum so viele das Kind liebten, als wäre es ihr eigenes. Doch sie zeigte bis auf dieses kleine Lächeln keine weiteren Regungen und ihr Blick schwankte wieder zu Xeones. Er redete sich ganz gut aus der bedrohlichen Affäre. Als er ihr das Lächeln zuwarf nickte sie nur. Sie war froh, dass Minervina noch rasch heraushuschte. Sie trat an Xeones heran. "Gestattest du mir etwas?" fragte sie leise und sah ihm in die Augen.

    Als Kaya die Tochter Helena's erblickte, wurde sie für einen Moment starr. Minervina selbst hatte ihr nichts weiter getan, doch Kaya hasste Kinder. Das junge Mädchen war mittlerweile dem verabscheuungswürdigen Alter entwachsen, doch stören tat sie dennoch. Aber was sollte eine Sklavin ihrer Herrin schon die Wahrheit sagen, wenn diese Rügen oder gar Ärger bedeuten konnte. "Nein, Kleines. Du störst nicht." sagte sie also freundlich und hielt sich nun aus dem Gespräch der beiden heraus. Als sie die Fragen in Minervinas Augen erblickte, erahnte Kaya, was das kleine Ding dachte. Es ließ ihre einen leichten Rotschimmer auf die Wangen zaubern, doch gekonnt sah sie ausweichend im Garten umher, als genieße sie das warme Wetter. Auf keinen Fall sollten die beiden sehen, dass sie errötete.

    Sie blickte ihn tiefgründig an, als sie schließlich antwortete: "Das hoffe ich auch. Bislang konnte Helena noch jeden Mann von ihrer Reinheit und Unschuld überzeugen." Man konnte gut die Ironie aus ihren Worten herausfiltern, die in etwa unterstrich, dass Kaya ihre Herrin für eine hinterhältige Schlange hielt. Doch weiter sagte sie nichts. Sie versuchte sich aus ihren zornvergifteten Gedanken loszureißen und lächelte ihn allerdings etwas geziert, wieder an.


    Seine Hand ruhte an ihrem Kinn, doch sie fühlte sich dabei nicht unwohl. Ganz im Gegenteil behagte ihr diese Geste sogar recht gut. "Oh ich werde trauern, glaube mir. Du bist der erste Mensch in meinem Leben der mir so viel Achtung entgegen brachte. Und dies wäre schon Grund genug, käme nicht auch noch meine Achtung für dich dazu. Gib auf dein Leben Acht Xeones." sagte sie, ohne einen weiteren Versuch zu machen, ihn aufzuhalten. Schüchtern senkte sie ihre Lider wieder, damit sie ihm nicht direkt in die Augen blickte - schließlich ziemte es sich nicht.

    Sie war ein wenig überrascht, weil der Becher so unsanft abgestellt wurde, doch hoffte sie sehr, dass er das leichte Zusammenzucken nicht bemerkt hatte. Stattdessen setzte sie wieder ihr Lächeln auf und knetete an dem Stoff in ihrem Schoß herum. Doch ihr Lächeln erkaltete rasch, als das Thema wieder auf Helena kam. Immer nur vernahm sie diesen Namen. Was interessierte sie Helena? Und zu antworten wusste sie auch nicht so recht. Sie konnte unmöglich ihre wahre Meinung zum Ausdruck bringen, wenn ihre Mimik auch genau zeigte, was sie empfand. "Schön möglich, dass ich es bedauere." sagte sie ein wenig kurz angebunden, was sie auch beinahe sogleich wieder bedauerte.


    "Aber du hättest sie schlecht liegenlassen können." fügte sie rasch versöhnlicher an und blickte dabei an Xeones vorbei. Ihr Blick ging zur Wand, wo Callidus sie damals aufgelesen hatte. Sie kam einfach nicht mit dem Gedanken zurecht, nun sein Eigentum zu sein. Von diesem Schwein. Sie schüttelte sich kaum merklich, doch ein geschultes Auge konnte durchaus ihre Abscheu bemerken. "Ich stehe auf keinem besonders guten Fuß mit ihr, das brauche ich dir gewiss nicht weiter verschweigen, ist es doch zu offensichtlich." schmunzelte sie, doch war es kein sonderlich freundliches seiner Art. Ihr Blick hing immer noch verbittert im Hintergrund und war von Kälte erfüllt. Sie stellte beinahe völlig auf Abwehr und dies sah man auch ihrer angespannten Körperhaltung an.