Beiträge von Publius Terentius Pictor

    Ich bemerkte, dass sie sich zu entspannen begann. Ihre Hand war weicher als zuvor und auch das Zittern hatte aufgehört. Erleichtert beobachtete ich sie weiter. Das alles war ungewohnt für mich und ich atmete auf. Sicher hätte ich nicht gewusst, wie ihr zu helfen gewesen wäre. So langsam taten mir die Beine weh vom langen Knien. Ich spürte die Kälte jetzt immer mehr und wollte mich bewegen. Was sie da über ihren Bruder sagte, beunruhigte mich etwas. Aber da wollte ich mich nicht einmischen. Doch sie sah blass im Gesicht aus.


    "Du musst erst einmal wieder zu Kräften kommen. Komm, ich lade dich in eine Taberna ein. Hier in der Kälte herumzusitzen wird dir nicht gut bekommen."


    Und meinem Mantel schon gar nicht. :D Der musste mittlerweile schon durchgeweicht sein, was sie wohl spüren müsste am Hosenboden. Aber das war vorerst unwichtig. In der Taberna konnte ich ihn trocknen und sie sich wärmen.

    Schon sehr lange hatte ich mich hier nicht mehr blicken lassen. Ich hatte ein sehr schlechtes Gefühl und ein noch schlechteres Gewissen. Sicher hatten mich die Duccier vergessen. Auf jeden Fall würde Valentin keine Luftsprünge machen. Trotzdem musste ich ihm einen Besuch abstatten, mich für die Vergessenheit entschuldigen und versuchen, zu retten, was zu retten war. So klopfte ich an die Tür und wartete ungeduldig.

    Ich sah ihn erwartungsvoll an. Scheinbar erfreute ihn meine Bitte nicht. Auf seine Frage wollte ich ihm daher wahrheitsgemäß antworten.


    "Nun, es gibt nicht viel zu tun. Die Moral der Männer ist im allgemeinen gut, aber es passiert nichts. Transportaufträge sind schon seit dem Frühherbst nicht mehr bei uns eingegangen. Wir haben nur einen Tribun als Kommandanten, keinen Praefecten. Die Lage ist alles in allem sehr ruhig, schon zu ruhig. Ich habe das Gefühl, dass ich dieser Einheit nicht mehr mein Leben widmen möchte. Deshalb würde ich gern nach Italia. Entweder als Regionarius oder zu den Urbanen, zu denen ich aber noch keine entsprechende Anfrage geschickt habe."

    Nach einem solchen Arbeitstag hatte sie einen ordentlichen Hunger. Das freute mich sehr. Endlich wieder eine Frau, die sich nicht scheute, zu essen. Zu oft hatte ich es erlebt, dass die dekadente Weiblichkeit über den Hunger siegte. Der Kellner nickte ob der Bestellung.


    "Sehr wohl, die Dame. Was wünscht der Herr zu speisen?", fragte er dann an mich gewandt.


    "Ich möchte eine Gemüsesuppe, ein Stück warmen Kirschkuchen und einen Met."


    Er nickte, wünschte uns beiden noch einen schönen Aufenthalt und ging dann in Richtung Theke. Ich sah ihm kurz nach und wandte mich dann wieder an Clara.


    "Du erwähntest vorhin dein Interesse am Germanentum. Als Duccierin ist das nicht verwunderlich, ich hatte in der Vergangenheit guten Kontakt zu Valentin. Wie geht es ihm?"

    Langsam entspannte sich ihre Hand und ich spürte einzelne Kettenglieder, welche zwischen ihren Fingern hindurchglitten. Kurz warf ich einen Blick darauf. Das war wirklich eine fein gearbeitete Kette. Lächelnd nickte ich der Frau zu. Sie wollte also keinen Medicus. Das musste sie selbst wissen. Ich würde ihr sicher nichts aufdrängen.


    "Ich bin überzeugt davon, dass dein Bruder sie finden wird...", sagte ich lächelnd und sah sie durchdringend an.


    "Und dein Bruder lässt dich allein, wenn er weiß, dass du solcherlei Anfälle öfter hast?"


    Ich sah etwas skeptisch drein. Soetwas konnte sie nicht vor ihrem Bruder verbergen, dachte ich. Wenn sie einen Becher hielt und plötzliche Krämpfe ihren Körper durchfuhren, musste man das doch sicher merken. Aber ich war zu neugierig.

    Ich wartete etwas, bis ein Sklave die Tür öffnete und mich herein bat. Ich nickte ihm zu und trat dann hinein. Hinter mir wurde die Tür geschlossen. Vor dem Schreibtisch blieb ich stehen und hob die Hand zum Gruß.


    "Salve Legatus. Ich komme in einer Angelegenheit betreffs meiner Stellung zu Dir. Da der Tribunus Classis als ranghöchster Offizier derzeit aus Krankheitsgründen ausgefallen ist, möchte ich dieses Anliegen Dir vortragen. Ich möchte aus meinem Posten entsprechend entlassen werden. Danach würde ich gern in Italia des Regionarius übernehmen."

    Sim-Off:

    Entschuldigt die lange Wartezeit :(


    "Rom also... auch mich zieht es dorthin. Lange genug habe ich auf dem Stützpunkt meinen Dienst getan...", sprach ich gelassen und doch mit einer Spur Missbilligung.


    Man konnte sagen, was man wollte. Die Flotte Germaniens war zu einem Transportdienst degradiert worden, der niemand mehr interessierte. Als Nauarchus war ich zwar Stabsoffizier, aber im Vergleich zur Legio doch ein kleines Licht. Verdrieslich trank ich den Wein.


    "Ich weiß nicht, wie deine Meinung dazu ist, aber die Classis hat ihren Zweck vielleicht in Britannien erfüllt, aber hier am Rhenus sind wir nichts besseres als der Zustelldienst für den Statthalter."


    Noch während ich dies sagte, stieg ein süßlicher Duft in meine Nase. Aber es war nicht der Wein, der hatte einen anderen Geruch. Suchend sah ich mich leicht um und erblickte den Becher, den Aquilia hielt. Konnte das wirklich Met sein? In einem römischen Haus...
    Das Getränk war süffig und äußerst geschmackvoll. Ich selbst trank es mit Wonne. Doch von einer Römerin hätte ich es nicht erwartet. Neugierig sah ich sie an und sah dann die Sorgenfalten in ihrem Gesicht, als sie von den Germanenkriegen sprach. Ich musste das Thema also behutsam behandeln.


    "Ja, ich bin Soldat. Ein Offizier der Flotte. An den Kriegen gegen die Germanen war ich glücklicherweise nicht beteiligt. Viele gute Männer auf beiden Seiten ließen ihr Leben. So etwas sollte sich nicht noch einmal wiederholen. Aber nun sind die Grenzen gesichert und es scheint so, dass zumindest derzeit Frieden herrscht. Aber dein Gesicht spricht für sich. Du missbilligst die Kriege. Ich kann das nachvollziehen. Aber nun leben wir weitestgehend in Frieden und sollten die Profite sehen, die beide Seiten daraus gewonnen haben."


    Profite... ein Volk mehr, das die dekadente Hand des Roms berührt und vereinnahmt hatte. Das freie Germanien lag weitab meines Wissens. Und das jetzige befriedete Germanien war nur eine billige Kopie römischen Vorbilds. Fette Senatoren und Verwalter, die Profite machten. Aber das wahre Gesicht Roms wollte ich hier nicht offenbaren, hatte ich es doch oft genug mit dem Schwert verteidigt und meine Hände mit Blut beschmutzt.

    Ich sah sie weiter besorgt an und ließ mich auch davon nicht beruhigen, dass sie meinte, dieser Anfall würde wieder aufhören. Das mochte wahr sein, doch Vorsicht war geboten. Soetwas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Sie war so verkrampft und hatte keine Kontrolle über sich. Zumindest schien es mir so. Langsam wandte ich meinen Blick wieder ihrer verkrampften Hand zu. Ja, nun sah ich es. Zwischen ihren Fingern glitzerte etwas, wenn das Licht darauf fiel.


    "Eine Kette, sagst du... keine Sorge, die Besitzerin wird sich schon finden lassen...", sprach ich beruhigend und versuchte ein zaghaftes Lächeln.


    "Soll ich dich zu einem Medicus bringen? Das sieht mir nicht gerade nach einem üblichen Schwächeanfall aus..."


    Ich sah sie lächelnd an und schloss behutsam meine freie Hand um ihre geballte Faust, um diese etwas zu beruhigen und zu wärmen.

    Lächelnd nickte ich nur.


    "Das ist das Wenigste, was ich für so eine bezaubernde Frau tun kann..."


    Hoffentlich war das nicht zu dick aufgetragen. Verträumt beobachtete ich, wie sie mit ihren schlanken Fingern den Pelz streichelte. Scheinbar war noch kein Kellner vorbeigekommen und ich wohl etwas zu schnell bei meiner Suche gewesen, um ihr Zeit zum Bestellen zu lassen. So winkte ich einen Kellner heran, welcher sich zuerst an die Dame richtete.


    "Was kann ich Euch bringen? Ich kann heute besonders die Fischplatte mit einem gut gereiften Falerner empfehlen..."


    Ich sah Clara nur grinsend an und neigte erwartungsvoll den Kopf. Mein Hunger war natürlich nicht so groß wie vorher im Officium geschildert und so konnte sie sich reichlich Zeit mit der Auswahl lassen.

    Zitat

    Original von Publius Terentius Pictor
    Während meiner freien Tage wollte ich auch mit dem Legaten sprechen. Da der Tribun krankheitsbedingt ausgefallen war, war die nächste Stelle der Statthalter. So kam ich vor die Regia und sprach den Wachposten an.


    "Salve, ich bin Nauarchus Terentius Pictor. Ich möchte gern zum Legaten."


    Sim-Off:

    Tut mir ja leid, wenn ich nerve, aber zwei Tage kommen selbst für den LAPP etwas lange rüber... :)


    Und noch immer wartete ich.


    "Soldatische Tugenden wie Pflichterfüllung, Schnelligkeit, Genauigkeit... gilt das hier dann gar nichts mehr?", murmelte ich verdrossen vor mich hin und stellte mich auf eine lange Wartezeit ein.

    Auch mein Name klang von ihren Lippen noch einmal viel schöner. Lächelnd sah ich sie an und versuchte zu ergründen, was sie wohl gerade dachte. Plötzlich schien ihr etwas einzufallen. Sie machte ein überraschtes Gesicht und auch mir fiel es jetzt plötzlich ein. Sie trug ihren Mantel nicht mehr, der mir vorhin so sehr die Sicht auf ihr schönes Gesicht versperrt hatte. Wahrscheinlich war es mir deswegen nicht aufgefallen. :D


    Ich nickte nur leicht lächelnd und stand dann auf.


    "Ich werde ihn suchen gehen. Bestell doch schon einmal für uns beide."


    Mit diesen Worten verließ ich die Taberna auf der Suche nach einem Pelzmantel. Ein Pelzmantel, der von guter Qualität und Machart war. So schwer konnte doch ein totes Tier nicht zu finden sein. Ich schalt und lobte mich selbst für meine Spontanität. Einerseits konnte sie sich nun ausruhen, andererseits war bei der Eile ihr Mantel auf der Strecke geblieben. Aber soweit konnte er doch gar nicht sein. Und richtig, auf einem Fenstersims, an dem wir zuvor angehalten hatten, entdeckte ich den Mantel. Ich nahm ihn auf und befühlte ihn. Ein sehr weiches Leder und ein wärmender Kragen. An ihm hing noch Claras Duft und ihre Wärme. Lächelnd nahm ich beides in mich auf und machte mich dann wieder auf den Weg in die Taberna. Leichten Fußes und mit einem galanten Lächeln auf den Lippen kehrte ich an unseren Tisch zurück, legte den Mantel auf einen freien Stuhl und nahm dann wieder Platz.


    "Es war mir ein Vergnügen...", sprach ich schelmisch.

    Den Namen aus ihrem Mund zu hören war um ein vielfaches schöner als ihn nur zu lesen. Die Worte berührten zärtlich meine Ohren und ließen mich versonnen lächeln. Ich richtete mich wieder auf und sah sie aufmerksam an. Dass sie meinen Namen vergessen hatte, kränkte mich nicht weiter, schließlich war ich einer unter vielen gewesen, der ihr Officium betreten hatte.


    "Aber natürlich. Publius Terentius Pictor..."


    "Pictor genügt...", fügte ich noch hinzu und lächelte galant.


    Schließlich setzte ich mich zusamen mit ihr in Gang. Da sie offenbar einen harten Arbeitstag hinter sich hatte, wollte ich sie nicht noch mit einem Einkaufsbummel belästigen. Schließlich wollte ich reden und sie nicht ermüden. Vor der nächsten Taberna blieb ich stehen und wies mit dem Kopf. Sie sah nicht zu verachten aus.


    "Die sieht mir doch gut aus..."


    Ohne noch zu warten zog ich sie spontan mit hinein und suchte nach einem freien Tisch. Ein schöner Tisch, nicht zu sehr an der Theke gelegen, sprang mir ins Auge und ich führte sie dorthin. Galant bot ich ihr den Stuhl und setzte mich schließlich auch.

    Noch immer sah ich sie besorgt an und bemerkte, dass sie weiter zitterte. Wahrscheinlich hatte sie recht und der Kreislauf spielte bei ihr verrückt. Grund genug für mich, meinen Umhang abzulegen, ihn am Baum auszubreiten und sie mit sanfter Gewalt darauf zu setzen.


    "Mein Name ist Pictor. Hier, trink erst einmal etwas, bevor du weitersprichst. Im Winter kann der Kreislauf leicht verrückt spielen..."


    Ich band meinen kleinen Wasserschlauch ab und gab ihn ihr. Ich kniete mich vor sie in den Schnee und sah sie weiterhin aufmerksam an. Da ich nun keinen Umhang mehr über den Schultern trug, fröstelte es mich etwas. Aber das ließ sich aushalten, schließlich gab es meine Ehre. Und die war stärker als die Winterskälte. Jedoch musste ich mich erklären. Schließlich war der Park fast menschenleer und ich wollte nicht als jemand dastehen, der Frauen nachstellte.


    "Da bin ich ja zum Glück noch rechtzeitig gekommen. Ich hatte deine Spuren im Schnee gesehen. Da der Park so leer ist, dachte ich mir nichts weiter dabei und folgte den Spuren. Glücklicherweise..."


    Ich lächelte sie an, um sie zu beruhigen. Schließlich war das ja nicht schlimm und ich konnte so lange bei ihr bleiben, bis es ihr wieder besser ging. Ich sah auch nach unten zu ihren zittrigen Händen und bemerkte, dass sie etwas umklammerte. Aber meine Neugierde war hier fehl am Platz.

    Meine Aufmerksamkeit lag nun doch wieder beim Senator, der ansprach, was viele Soldaten insgeheim dachten.


    "Du kannst das dem Senat gern mitteilen. Nur fürchte ich, dass dies nicht viel bewirken wird. Die Classis ist schon viel zu lange aus dem Blickfeld der großen Väter Roms gerückt. Ich traue dem Kaiser unendlich mehr. Das soll nicht beleidigend sein, doch aus dem Senat kam für die Armee und speziell für mich noch nie etwas gutes. Ich finde es also doch ratsam, dass ein Senator wie du, mit einigem Wortgewicht ausgestattet, dem Senat ins Gedächtnis ruft, wer mit verantwortlich für seinen Wohlstand ist.


    Nun, aber ich will mich mäßigen, denn schließlich sehe ich vor mir und auch in deiner Verwandten die Sprossen dessen, was Rom eigentlich ausmachen sollte. Wir müssen unser Vertrauen in den Kaiser setzen. Er allein hat anscheinend die Kompetenz, die Lage ausreichend zu erfassen."


    In meiner aufgestachelten Aufregung vergaß ich ganz, dass eine Frau anwesend war. Beschwichtigend lächelte ich und nickte Aquilia freundlich zu.


    "Nun, Aquilia, darf ich fragen, seit wann du auf diesem Gut wohnst? Dein Gesicht ist mir in dieser Gegend nicht bekannt...", fragte ich galant und hoffte, dass ich nicht aufdringlich war.

    Ich blieb stehen und sah sie entschuldigend an. Ich dachte sie wüsste, dass ich ihren Namen kannte. Zumal dieser an der Tür zu ihrem Officium vermerkt war. Aber des Anstands halber verneigte ich mich und fragte noch einmal:


    Edle Frau, dürfte ich Euren Namen erfahren?

    Nach einer guten halben Stunde stand ich wieder auf, bewegte mich etwas zur Erwärmung. Die Zeit musste zur Erholung gereicht haben. Nun sollte der Rückweg angetreten werden. Schließlich war es schon Nachmittag und ich wollte mit der Kohorte auf dem Stützpunkt sein, bevor es dunkel war.


    Aufstehen! - surgite!


    Gepäck aufnehmen! - sarcinas sumite!


    In Kolonne antreten! - in agmen venite!


    Stillgestanden - state!


    Rechts um! (oder rechts schwenkt!) - ad dextram!


    Im Gleichschritt! - aequatis passibus!


    Marsch! - pergite!

    Nein, eigentlich hätte ich Lust, tagelang durch diese Hallen zu laufen. Solange, bis die mogontiacische Gastfreundschaft nichts mehr hergibt..., sagte ich ruhig und mit ernster Miene. Fast vorwurfsvoll blickte ich sie an.


    Dann fing ich aber fast zu prusten an und sprach weiter.


    Es gibt hier ja anscheinend einige gute Tabernae. Vielleicht bevorzugt Ihr ja eine unter den vielen. Und vielleicht könntet Ihr mich ja auch duzen.