Beiträge von Publius Terentius Pictor

    "Ja...", kam es von allen. Trocken und warm fühlten wir uns wieder wohl in unserer Haut. Doch der morgige Muskelkater würde uns das Lachen schon noch vertreiben. Das Schwimmen gegen den Strom war kräftezehrend gewesen. Alle spürten ihre Muskeln mehr denn je. Manche spürten sie sogar an Stellen, wo sie keine Muskeln vermutet hatten. Ich war zufrieden, als Erster angekommen zu sein. Auch die anderen waren wirklich gut geschwommen. Wir gaben eine eingeschworene und schlagkräftige Truppe ab, die von nichts unterzukriegen war. Niemand würde einen anderen hängen lassen; das hatten wir uns geschworen. Ich war stolz, in der Classis zu sein.

    Zitat

    Original von Tiberius Classicus
    Da drüben in einer Reihe aufstellen! LOS!


    "JA, CENTURIO!!!", riefen wir alle. Ich badete förmlich in meinem eigenen Schweiß. Die Tunika klebte mir am Körper und die Haare hingen klatschnass herunter. Dennoch nahmen wir alle in einer Reihe Haltung an und sahen dem Centurio nach, der zu Quintus gegangen war, um ihm Wasser einzuflößen.


    Zitat

    Original von Tiberius Classicus
    Geht's Soldat? Hier nimm erst mal einige Schlucke Wasser, aber langsam!


    "Danke, es wird schon gehen. Meine Kameraden haben mich ja zum Glück in den Schatten gebracht.", sagte Quintus leise und mit erschöpfter Stimme. Immer wieder nahm er einen langsamen Zug aus der Karaffe. Es kehrte wieder Leben in ihn ein.


    Ich sah besorgt zu ihm, wusste aber, dass er wohl über den Berg war. Zuviel Sonne, zu wenig Flüssigkeit. Aber das würde schon werden; da war ich mir sicher.

    "Ja, Centurio!", sagten alle; mehr erschöpft als enthusiastisch. Langsam raffte ich mich auf und ging mit den anderen hinunter in den Bauch des Schiffes, wo wir uns entkleideten und neue Tuniken anlegten. Schließlich gingen wir wie gewohnt nach oben zum Centurio und nahmen vor ihm Haltung an.

    "JA, CENTURIO!!!!", riefen alle niedergeschlagen. Die Angst vor der nächsten Strafe gab uns regelrecht Flügel. Wir rannten plötzlich ohne Mühe 10 Runden und waren schon bei der Elften, als neben mir plötzlich Quintus umkippte. Ich brach sofort den Lauf ab und kniete mich neben Qunitus. Er war bewusstlos, weil er nichts getrunken hatte seit dem Morgen. Die anderen wurden auch langsamer und bildeten eine Traube um uns.


    "Wir brauchen etwas Wasser! Schnell!"


    Ein Probatus war mir eine Wasserkaraffe zu. Ich goss etwas davon über Quintus' Gesicht. Etwas davon träufelte ich in seinen Mund. Plötzlich wachte er hustend aus der Ohnmacht auf und riss die Augen auf.


    "Mann, Quintus, mach mir keinen Ärger! Wenn du kannst, lauf mit uns weiter. Wenn nicht, setz dich erstmal dort in den Schatten.", sagte ich leise zu ihm und zeigte zu einer Ecke, die unter einer Pappel lag.


    "Ich glaub ich schaffs!", sprach er und wollte sich aufrichten. Doch schon übermannte ihn Schwindel und er musste sich wieder hinsetzen.


    "Komm, ich bring dich dahin!", sagte ich freundlich zu ihm und brachte ihn zusammen mit einem anderen Probatus zu der Ecke und legte neben ihn die Wasserkaraffe.


    Schließlich sah ich ihm noch etwas zu, wie er langsam das Wasser trank. Dann rannte ich weiter.

    Wir drehten uns um und sahen den Centurio, dessen Gesicht hochrot war. Hatten wir etwas vergessen? 'Die 5 Runden!', sprang es uns allen in die Köpfe. Mit geduckten Kopfen liefen wir über den Platz und fünfmal um ihn herum. Dann standen wir vor dem noch immer hochroten Centurio. Keiner wagte etwas zu sagen. Ich würde die Strafe auf mich nehmen:


    "Centurio, es ist meine Schuld. Die anderen sind nur auf mein dümmliches Wort hin schon vorher gegangen! Nur mich trifft die Schuld!"

    Ich hörte nicht ohne Befriedigung, wie der Centurio mich leicht lobte. Doch dann ging ich zu Titus und bot ihm die Hand an. Er zog sich daran hoch und schnaufte ausgiebig.


    "Mensch, Pictor! Wie hast du das hinbekommen? Das musst du mir irgendwann mal zeigen! Aber nicht heute, ich leg mich jetzt aufs Ohr und werde erst morgen wieder aufstehen!", sagte er lachend.


    "Ja, mach das!", sprach ich ebenso lachend.


    Dann nahmen wir alle unsere Ausrüstung und verstauten sie, wo wir sie hergenommen hatten. Der Weg zurück zur Kaserne war beschwerlich, da ich bleierne Beine vom Tragen des Scutums hatte. Aber das war normal. So ging ich langsam, aber mit glücklichem Gesicht zu den Unterkünften, machte aber vorher noch einen Abstecher zur Cantina, um dort zu speisen.

    "JA, CENTURIO!!!", sagten wir im Chor.


    Dann rannten wir in die Fluten. Das Wasser schmiegte sich an meinen Körper und ich war wieder in meinem Element. Was hatte uns der Centurio beigebracht? Kein Brustschwimmen sondern Kraulen. Und dabei gradlinige Bewegungen und keine ausschweifenden. Und jedesmal mit kraftvollen aber geschmeidigen Zügen durch das Wasser gleiten. Meter um Meter kam ich meinem Ziel näher. Die Strömung schien stärker zu werden, doch das war nur mein Gefühl, denn auch meine Kraft war nicht unendlich. Zug um Zug wurde ich langsamer, bis die letzten Meter sich quälend lang hinzogen. Schließlich zog ich mich mit tauben, aber noch mit etwas Kraft durchflossenen Armen die Reling hoch und klatschte auf Deck. Kraftlos lag ich dort und schnappte mühsam nach Luft.

    Über den Stützpunkt gingen wir wieder zum Kai, wo der Centurio schon wartete. Das Wasser war nach sovielen Wochen zu meinem Element geworden und abends, wenn ich auf meiner Pritsche lag, konnte ich das Plätschern des Flusses durch das offene Fenster hören. Das erleichterte das Schlafen. Und ich konnte behaupten, dass ich hier seit einigen Jahren das erste Mal gut schlafen konnte. Das lag aber auch zu einem Großteil am wichtigen, aber auch sehr anstrengenden Drill, der während unsere Ausbildung vorherrschte.
    Am Kai angekommen, nahmen wir Haltung an und richteten unsere Gedanken wieder nur auf die vor uns stehenden Aufgaben.

    Wir hörten den Befehl des Centurio und sahen uns noch verbitterter in die Augen. Dampfwolken stoben aus unseren Mündern und der Schwieß rann uns über die Stirn. Alles um Titus und mich verschwomm und wir konzentrierten uns nur noch aufeinander. Die Geräusche um uns herum wurden gedämpfter. Dann setzte er zum Schlag von oben an. Ich machte einen Ausfall zur Seite und schlug dabei seinen Gladius hinweg. Er rannte fast ins Leere und bekam mich am Schild zu treffen. Ich drehte meine Hüfte weg und bot ihm keine Trefferfläche mehr. Dann ging ich schnell hinter ihn und stieß ihn mit dem Schild, sodass er fiel.

    Quintus und ich saßen an einem Feuer vor der Kaserne. Auf unseren Gesichtern lag der rötliche Schein der Flammen.


    "Eine Meile...das war vielleicht eine Plackerei. Naja wir werdens schon überleben, nich' wahr, Pictor?", sagte er, mich dabei anlächelnd.


    "Sicher! Die Flotte und speziell der Centurio werden sich schon etwas dabei gedacht haben, ihre Probati durch das eiskalte Wasser des Rhenum schwimmen zu lassen. Stell dir vor, wie wir gerade eine Patroulle fahren und plötzlich ein Germanenboot unser Schiff unter Wasser setzt. Da müssen wir es doch schaffen, das rettende Ufer zu erreichen.", sagte ich mit bewusst ernster Miene.


    Dann prustete ich vor Lachen, weil ich so ein lehrerhaftes Gesicht aufgesetzt hatte. Quintus lag schon fast am Boden und hielt sich den Bauch.


    "Jaja, schon gut! Das muss ich eben noch üben!", sagte ich lachend.


    Plötzlich kam ein Offizier zu uns. Wir salutierten befehlsgewohnt.


    "Probati, der Centurio erwartet euch wieder am Kai. Teilt das auch den anderen Probati mit! Vale!", sagte er ernst.


    Etwas enttäuscht, dass unsere Pause nur von so kurzer Dauer gewesen war, stand ich auf und rief die anderen heraus. Alle ausgeschlafen aus und rieben sich noch den letzten Schlaf aus den Augen. Auch sie hatten nicht wirklich Lust auf das Schwimmen im Fluss.'Daran führt einfach kein Weg vorbei', dachte ich mir.

    "JA, CENTURIO!!!", sagten wir alle, sichtlich angeregt von dieser kleinen, aber sehr lehrreichen Lektion. Schließlich ging ich wieder zu Titus, meinem vorherigen Übungspartner.


    "In Ordnung, Titus, du hast ihn gehört! Keine Schonung!", sagte ich verschlagen grinsend.


    "Naja, zeig erstmal, was du draufhast, Probatus Pictor!" :D


    Nachdem das also geklärt war, nahmen wir Kampfbereitschaft ein und sahen uns grimmig an. Schließlich machte er den ersten Angriff. Sein Gladius kam schnell mit der Spitze über die Oberkante meiner Scutums. Ich musste schnell reagieren und tat einen festen Schritt nach hinten und machte gleichzeitig die standardmäßige Parade nach oben. Er nutzte die Gelegenheit um mich nach hinten zu drücken. Ich stemmte mich mit aller Kraft gegen sein Scutum. Das Blatt begann sich langsam zu wenden. Wir beide stöhnten vor Kraftanstrengung. Schließlich nutzte ich einen unbedachten Schritt von ihm, um einen gezielten Stich mit dem Gladius zu versuchen. Ich traf seine Schulter. Kurz sah ich, wie sein Gesicht schmerzverzerrt zuckte. Ein Gefühl von Hochmut durchdrang mich und ich grinste ihn an. Der Kampf war für uns beide aufregend und lehrreich, weil jeder beim anderen abguckte und adaptierte. Immer wieder schossen Gedanken durch unsere Köpfe: was würde er wohl als nächstes tun? Wie pariere ich am besten?
    Dabei schauten wir uns starr in die Augen und wendeten nie auch nur einen Augenblick den Blick voneinander ab.

    Der Probatus wusste nicht, wie ihm geschah. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen das Scutum des Centurio, doch der drückte ihn einfach weg. Sein Scutum wurde zur Seite gedrückt, der Probatus selbst wurde niedergedrückt und lag nun auf dem Rücken, schwer atmend. der Aufprall hatte seinen Brustkorb kurzzeitig gequetscht und die Luft aus ihm herausgepresst. Langsam konnte er wieder Luft schnappen und sich aufrappeln.
    Ich hatte das ganze Schauspiel angesehen. Warum konnte der Centurio ihn einfach so überrennen? War das Gewicht vielleicht falsch verlagert? Ich hatte in diesem Augenblick nur Vermutungen und machte mir Gedanken, wie ich es selbst besser machen konnte.

    Der Probatus bekam den Stich direkt an die rechte Schulter, weil er kurz seine Deckung fallen ließ. Das hatte er bereuen müssen. Gereizt, wie er ohnehin schon war, wurde er nun noch wütender. Und hier hatte er eine Chance, mal Dampf abzulassen. Über das Schild hinweg versuchte er einen Stich zur Schulter des Centurio.


    Ich stand noch immer im Glied mit den anderen, die wie ich den Kampf beobachteten. Das könnte noch lustig werden. 'Hoffentlich schlittere ich nicht selbst in solch eine Situation', dachte ich mir. Fast musste ich mir das Lachen verkneifen, so lustig sah der Probatus mit seinem hochroten Kopf aus.

    Der Probatus horchte auf und sah dann zum Centurio.


    "Ja, Centurio!"


    Etwas nervös nahm er seinen Gladius fest in die rechte und das Scutum in die linke Hand. Dann stellte er sich vor den Centurio. Was ihn wohl erwarten würde?
    Ich schaute dem ganzen nicht ohne Belustigung zu.