Beiträge von Marcus Claudius Arbiter

    "Ich schätze es wäre eine sehr lukrative Partie. Wie gesagt ist sie eine Aurelia. Eine stolze, versteht sich. Bedenkt man, dass wir in Kürze mit der Flavia Felix und danach auch mit der Aurelia verbunden sein könnten, wären dies Verbindungen, die sich in finanziellen und politischen Belangen sehr für uns auszahlen könnten. Ich spreche eben mit Vitulus darüber. Wenn du willst, kannst du dich sehr gerne an der Diskussion beteiligen."

    Geduldig höre ich mir die Fragen und Antworten an. Er scheint doch nicht ein allzu übler Mensch zu sein.
    Mein Neffe blickt mich an und gibt mir damit Raum, dass ich selbst Fragen stelle.


    "Der Cultus Deorum ist eine wichtige Stütze unseres Imperium. In Anbetracht dessen, sehe ich diese Neigung mit großem Wohlwollen.
    Doch wie sieht es mit deiner Treue deinem Stand gegenüber aus? Bist du von den Prinzipien der Patrizier durchdrungen, oder siehst du dich nicht allzu sehr an die Traditionen gebunden?"

    "Es würde dem Imperium nur gut tun, wenn es einen von uns als nächsten Kaiser sieht, darin gebe ich dir recht."


    Ich lehne mich zurück und lächle. Nach ein paar Sekunden richte ich mich wieder auf und blicke meinen Neffen wieder an.


    "Verzeih, wenn ich das Thema wechsle. Aber ich lernte kürzlich eine Frau kennen. Eine Aurelia. Nicht mehr ganz jung, aber auch nicht uralt. Meinst du dein Vater hätte noch Interesse an einer Heirat?"

    Mit Wohlgefallen vernehme ich ihre helle, klare Stimme.


    "Bitte, beunruhigt Euch nicht. Ich würde nie etwas Böses zu Euch dringen lassen."


    Ich besinne mich. War ich zu aufdringlich? Eigentlich bin ich sonst nicht so gesprächig, warum gerade hier in diesem Ort, auf diesem Markt zu jener Frau?


    "Ob wir uns in Misenum niederlassen würden? Ich gestehe: mir selbst würde dieser Ort sehr zusprechen, doch fürchte ich, ist unser Pater Familias sehr an Rom gebunden und ich will die Gens geographisch noch nicht verlassen. Es gibt noch einiges zu tun."


    Eben passieren wir einen Stand, der sich sehr auf Öllichter spezialisiert hatte. Auf die Hülle einer Kerze waren Moiren abgebildet, die eben die Lebensfäden von verräterischen Landsleuten durchschnitt.

    Ich hörte von einer Versammlung auf dem Forum Romanum. Es ist das erste mal, dass ich seit meiner Rückkehr diesen Ort aufsuche. Doch noch immer bietet sich mich hier das gleiche Bild. Viele Plebejer, die nichts zu tun hatten, tummelten sich hier und sahen zu, wie sie die Zeit totschlugen. Wie es scheint geht es um eine Idee vom Volkstribun. Interessiert lausche ich den Diskursen.

    Mir fällt ein Herz vom Stein. Schon fürchtete ich, man müsste drakonische Geschütze auffahren, was bei ihm dann wieder massive Gegenreaktionen heraufbeschworen hätte und die Gens wäre zerrissen.


    "Die Lust des Augenblicks und die Lust über das Ganze gesehen.


    Ein schwieriges Gebiet. Welches ist das bessere Leben? Ein sonst tristes Leben, aber immer wieder durch bezaubernste Höhen der Lust durchsetzt oder ein Leben, das in einem gleichmäßigen, aber reduzierten Lustniveau sich befindet, ohne je die Höhen der Lüste, aber auch ohne die Tiefen der Trauer je zu durchkreuzen? Ich allein kann dies nicht beurteilen.


    Niemand will dir deine Lüste streitig machen. Sie sind deine persönlichen Höhepunkte, aber beschatten sie das Schicksal der Gens, so dass nie ein Claudier je nach den Sternen greifen werden kann und die Bestimmung der Götter böse Überraschungen für uns bereithalten, dann wird man eine sehr genaue Kosten-Nutzen-Rechnung machen müssen."

    Ich halte inne. Ich atme tief ein, halte einen Moment die Luft an und lasse dann gleichmäßig die Luft wieder ausfließen.


    "Ich weiß nicht, was unser Kaiser für ein Mann ist. "


    Sage ich dann langsam abwägend.


    "Und solange die Auswirkungen seines Tun's für uns keine Nachteile bedeuten, so werde ich ihn achten.


    Viel wichtiger ist mir aber, was die Gens Claudia für eine Gens ist. Ich will, dass sie ihre Tugenden aufrecht erhält, keinen Zweifel an ihrer langen und edlen Tradition lässt, Gerechtigkeit und Fairness hochhält und weithin berühmt und geachtet ist. Denn darin sehe ich den größten Nutzen für jedes einzelne Mitglied.


    Was ist Dir wichtig?"

    "Es wäre zu wünschen. Aber ob dies der Realität entspricht? Du wirst mir meine Zweifel verzeihen. Auch ich war einmal so idealistisch wie du. Glaubte an absolute Werte, an absolute Macht. Doch kann man heute noch auf Ehrenplätzen des Kaisers sitzend, morgen schon an die Front geschickt. In einen auswegslosen Krieg.
    Noch dazu würde sich die Gunst des Kaiser nicht wirklich in uns spürbar vertiefen, wenn er Berichten zufolge nur etwas von einer ;) skandalumnebelten Gens Claudia hörte. Oder siehst du das diferenzierter?"

    Ich prustete los, lasse durchblicken, dass es nicht als Aulachen gemeint ist, setze mich und ließ mir Zeit mich zu beruhigen. Wie gut verstehe ich doch den Willen der Unabhängigkeit dieses jungen Menschen! Ich selbst war meinen Eltern nicht immer gehorsam, bis ich die Last, die uns unsere Herkunft auferlegte, zu akzeptieren begann.


    Ich bitte ihn auch sich selbst wieder zu setzen, damit wir drei in Ruhe weiterdiskutieren könnten.


    "Priscus. Ich achte deinen Willen. Doch wir werden nicht eher glücklich werden, als bis jeder Claudier seine schwere Rolle akzeptiert hat. Die Schicksalsgöttinnen meinten es einerseits sehr gut mit uns und andererseits halten sie schwere Prüfungen für uns bereit. Als edelste Patrizier unter allen Gentes des Imperiums überhaupt (die Ulpia mal ausgeklammert :D ) haben wir Privilegien, aber auch Konventionen, die einzuhalten sind. Kurz: Unsere Gens, kann sich keine öffentlichen Skandale leisten. Gibst du mir darin Recht?"

    Ich richte mich in meiner ganzen Grösse auf. Ich bin zwar nicht mehr jung, doch war ich schon immer eine imposante Erscheinung.


    "Worin ich mich einmische und worin nicht, obliebt noch immer meinem eigenen Urteil. Und ich wiederhole hier meinen Rat, ansonsten wird es nicht mehr viel zu reden, dafür umso mehr zu handeln geben."

    "Stell dir vor:"


    Ich setze mich.


    "Er hat meine Tochter samt 20'000 claudischen Sesterzen in die Hand der Flavier übergehen lassen. 20'000 Sz!!!! Dabei wollten wir doch einen Deal aushandeln, da wir selbst etwas bekommen würden und nun das."


    Ich schenke mir ein und stürze es hinunter. Mir ist mir schwindelig. In der ganzen Aufreung vergesse ich sogar meinem Bruder etwas anzubieten.