Beiträge von Quintus Matinius Cicero

    "Es ist schon spät, ich denke, der Hafen und Tarraco liegen bestimmt schon in tiefem Schlaf - würdest Du, liebe Helena, es mir nachsehen wenn ich sagte: morgen früh, es bleibt dabei, wir reiten aus?"


    Mir fielen fast die Augen zu, der letzte Tagesritt kostete den Gaul fast das Leben und mich meinen Hintern...

    Ich nickte. "Vielleicht hast Du recht, doch hätte ich mehr -", ich brach den Satz ab, er würde nur alles noch schlimmer gemacht haben.


    Möglicherweise könnte ich sie auf andere Gedanken bringen


    "Sag einmal, hättest Du Lust mir die Gegend zu zeigen? Ein Ausritt hat mir schon immer die Stimmung gehoben! Was meinst Du?"


    Ich fand mich nicht gerade sehr originell... aber, ich sagte genau das und ich dachte genau das. So war es.

    Ich nahm ihre Hände in die meinen.


    "Oh, entschuldige... Helena... ich wusste ja nicht... wie dumm ich sein kann..."


    Es war jetzt ganz still. Einige Momente saßen wir uns so gegenüber. Bis ich mich fragte, was sie eigentlich wirklich gesagt hatte...


    "Er ist verschollen?", flüsterte ich

    Sie begann mir etwas rätselhaft zu werden, das Gefühl sie lange zu kennen, verflüchtigte sich allmählich, totzdem erfreute es mich, dass sie zumindest scheinbares Interess an meinen Vorlieben und Abneigung zeigte.


    "Weißt Du, schuldig bin ich der Familie, dass ich mich allmählich zivilisiere und ihr zur Ehre gereiche. Das war immer so, und es wird immer so sein. Welcher Rüpel ich auch sei, und, glaub mir, ich bin einer, wenns auch nicht so scheinen mag. ", versuchte ich zu scherzen aber es klang jetzt wie ein Baum dessen falbe Blätter im Winterwind wehen.


    "Natürlich bin ich darum gespannt, ob De.. Da... also Valeria wirklich etwas für mich tun wird. Aber auch das soll nicht wichtig sein, für heut."


    Ich nahm mich zusammen und fragte offen: "Sag bitte, habe ich Dich... ist Dir... wählte ich falsche Worte, Du bist verändert!"

    Hatte ich etwas falsches gesagt, es mochte wohl sein. Himmel!
    Ich setzte mich auf und blickte forschend in ihr Gesicht, das so unvermittelt einen überaus distanzierten Ausdruck angenommen hatte.


    "Es war nur so ein Gedanke, bitte vergiss das. Ich spreche manchmal einfach so drauflos..." Hatte sie es wirklich nicht verstanden oder war meine Frage unghörig - ja, ja, die fides bona.


    "Ja, ja, das ewig militärische zieht uns Männer hinan... na, ich jedenfalls habe kein großes Interesse daran, starr wie eine Tonfigur Befehle entgegenzunehmen... ad dextram, state, ad sinistram... etwas langweilig, wenn ich das mal so sagen darf. Bitte verstehe mich nicht falsch, vielleicht muss es sein, vielleicht... doch ich kann es heut nicht wissen."


    Ein letzter Schluck Wein würde mich nochmals befeuern, also herunter damit!

    "Ach Du...", lachte ich "ich bin doch schon fortgegangen! Das beste wird wohl sein, ich bliebe und lernte euch kennen - es sei denn Dir wär's lieber mich in germanischen Sümpfen zu sehen"


    Ich dreht mich auf die Seite um sie besser sehen zu können.


    "Ich bin spät dran im Leben, will mir scheinen; denkst Du, Du könntest Deine Freundin überzeugen, mich... Du weißt schon... Der Familie bin ich's schuldig."


    "Und alles weitere - ich muss darüber nachdenken, ich hoffe es wird sich finden. Danke jedenfalls für Dein Angebot, lass es mich überschlafen, ja?"


    ...wochenlang durch dieses fremde Land, diese neue Welt: ich war hundemüde, kaputt, ,derangiert' würde man das Jahrhunderte später unter den Galliern nennen...

    Das mir erst jetzt auffiel, dass sie feines Geschmeide trug, mochte an ihren strahlenden AUgen liegen ;)


    "Es wird Dich hoffentlich nicht stören, wenn ich mich einmal strecke", flugs lag ich und dehnte meinen weitgereisten Körper.


    Der Abschied, das war ja lange her, der Abschied... jedem Abschid wohnt ein Anfang inne... Ich war müde, war ich? Was sollte werden? Was sollte ich hier? Was stelle ich mir für unsinnige Fragen! Quintus, mein Held, ein kleiner Ausritt würde Dich zur Besinnung bringen!


    "Noch ehe ich hier ankam, habe ich versucht meiner Familie zumindest den Beweis zu erbringen, dass an mir nicht alle Liebesmüh verloren ist... Auch wenn ich keinen Schimmer habe, von einer strahlenden Karriere. Also: Ich habe an der Schola Hispaniae vorgesprochen, mit der Bitte noch an dem laufenden Cursus teilnehmen zu dürfen. Eine gewisse De... Da.. hm... eine Valeria wollte sehen, ob sich was machen liesse. Kennst Du sie vielleicht?"

    Was für ein elender Mensch bin ich, dass ich meinen Vater so begrüße, denke ich, während ich auf ihn zueile und auf die Knie falle.


    "Ave mein gelieber Vater, verzeih mir meine rustikale Art, und lasse mich Deine Hand küssen!"


    Ich hoffte er würde mir diese Unsitten verzeihen, aber letztlich war ja er es, der mich ans Ende des Reiches geschickt hatte, wo man nichts lernt, als Fische mit bloßen Händen zu fangen, Pferde zuzureiten und Frauenzimmern nachzustellen...


    Ich hielt meinen Blick gesenkt.

    "Vater sah vor, dass ich spätestens nach dem Ablegen der Toga Praetexta zurückkehren solle, um mich auf ein standesgemäßes Leben vorzubereiten, um genügend Zeit zu haben, die notwendigen Fertigkeiten zu erwerben oder zu verfestigen - das ist allerdings nun auch, na wohl vier Jahre her. Ich hatte nicht die geringste Lust den Sattel mit der Schulbank zu vertauschen... und Thukidides wollte mich wohl auch nicht einfach so gehen lassen. Er sah zu sehr den Sohn in mir. Was glaubst Du, was mein Vater mit mir zu tun gedenkt?"


    Ich legte eine Pause ein und sah in Ihre neugierigen Augen. Merkwürdig, dachte ich, als würde ich sie schon gut kennen...


    Lockerer fuhr ich fort: "Thykidides, übrigens, er ist alles andere als ein Monstrum! Er ist hochgewachsen und ganz hübsch beieinander... Sooo einen Bauch hat er und ist entsprechend gutmütig. Wenn ich ihm Streiche spielte hat er zwar geflucht und mir drakonische Strafen angedroht, aber nach ein Paar Minuten war sein Zorn auch schon verflogen..."


    So durstig wie mir war, unterstellte ich, Helena müsse wohl auch die Zunge am Gaumen kleben und reichte Ihr die Karaffe ohne selbst getrunken zu haben.


    "Das Sandmeer, nebenbei, liegt viele Tagesreisen ins Landesinnere... wie gesagt bei uns ist's grün und es läßt sich wohl leben...", schmunzelte ich.

    Ganz bezaubernd, wie sie rot werden konnte. Ich errötete darüber...


    "Wie's mir gefallen hat, nun, wie soll's einem gefallen an einem Ort den man über Jahre kennt. Ich glaube wenn Du mich fragtest, wie's mir hier gefällt, könnt' ich leichter antworten."


    Ich blickte etwas verlegen aufs Meer. "Das Meer habe ich selten gesehen, unser Gehöft, wenn man das runtergekommene etwas so nenne darf, lag in der Nähe von Cartennae, im spärlichen Grün des Chinalaph. Dort versuchten wir uns irgendwie über Wasser zu halten - fast im Wortsinn. Abe wirklich nur fast, der Chinalaph ist nun wirklich nicht der Nilus...", und ich nahm noch einen Schluck bei dem Gedanken an diesen fernen Fluß. Noch etwas mehr und mir würde warm...


    "Mein Oheim, der den seltsamen Namen Thukydides trägt, manche sagten auch Monstrum von Minos zu ihm - ich werde Vater mal fragen was es damit auf sich hat - hat im letzten Moment immer ausreichend Sesterz bei der Hand gehabt und niemand fragte warum. Im vergleich zu Euch hausten wir wie wohl wie ein Barbarenvolk." Ich musste lachen, ganz so schlimm war es ja wirklich nicht, aber Helena wollte unterhalten werden. Ich sollte mich etwas zurücknehmen...



    "Allerdings waren wir angesehn, man glaubt es kaum, oder auch nur respektiert, wie man will... Wie es mir gefallen hat, das ist also wirklich schwer zu sagen."


    Ich lehnte mich zurück und betrachtete sie, was sie wohl dachte?

    Ihre Lippen waren tiefrot und der Wein hatte ein ständiges Lächeln auf ihre Mundwinkel gemalt.


    "Steht Dir ganz ausgezeichnet!", mit meinem rechten Handrücken deutete ich eine Wischbewegung an.


    "Tja, aus der fernen Provin Caesariensis, von da komme ich jetzt hier hereingeflogen - Vater hatte mich dort hingeschickt, wissen die Götter warum..." Ich hatte wirklich durst und Helena hielt noch immer den Wein zwischen ihren zarten Händen... und ganz vorsichtig... "Darf ich"... nahm ich sie und tat einen tiefen Schluck. "Ah! Kühler wäre er nicht ganz so übel... Du kannst ja sehr höflich sein."


    "Er schickte mich zu einem seiner vielen Freunde, die er wohl in Legionsstärke auf seinen Reisen rekrutiert hat - ich glaube er hatte damals große Probleme und wollte sich meiner ent... - und glaube, er wollte, dass es mir besser ergehen solle als ihm damals.", ich stockte, warum hatte er das getan - niemals hatte ich mich das ernstlich gefragt, bis heute.


    "Es ist seltsam, weißt Du, Helena, man lebt seine Tage dahin, reitet zum Horizont und dann zum nächsten, doch das Naheliegendste, wer man ist und was man ist - das scheint den Gedanken das Fernste und unnützeste zu sein". Ich nahm einen weiteren Schluck und reichte ihr die Karaffe zurück.

    Ich war noch nichteinmal dazu gekommen, meine Sachen auszupacken geschweigedenn mich zu waschen; die Situation erforderte zumindest letzteres.


    "Verzeih, Helena, bitte setz' Dich, und wenn Du's verstattest werde ich mich einfach wieder aufs Bett setzen", sprach ich, ließ mich nieder und zupfte eine wohlverkorkte Karaffe aus einem staubigen Beutel.


    "Das klingt nach einer bewegten Geschichte, jedenfalss gemessen an der meinigen", murmelte ich, öffnete die Karaffe und reichte sie Helena.


    "Ist ziemlich einfach der Tropfen, aber besser als nichts. Nimm nur! Auf die Matinii!"

    "Helena", wiederholte ich für mich...


    "Wenn man so will. Dann schon.", lachte ich ihr entgegen.


    "Allerdings scheinst Du mir noch etwas neuer zu sein! Das letzte mal als ich hier war, war niemand im Haus, der mich so angezwinkert hätte", zwinkerte ich zurück und schob nach:"vor allem nicht in meinem eigenen Cubiculum..."

    Völlig aufgeregt klopfte ich an die offenstehende Tür.


    "Vater, Vater!", rief ich mit zitternder Stimme "es ist etwas ganz ungehöriges geschehen. Geradezu...", ich stockte, denn das Wort wog schwer "...infam!"


    Wie festgenagelt blieb ich auf der schwelle stehen und versucht mich zu sammeln...

    Etwas verlegen stellte ich meine Frage:


    Ich war die letzten Tage etwas krank und konnte mich nicht rechtzeitig anmelden, dürfte ich noch einsteigen? *bettelbettel*



    ssssssschnellll setzte ich meinen Namen auf die Liste


    QVINTVS MATINIVS CICERO