Ich hatte Mitleid mit ihr, obwohl das sicherlich das letzte war, was sie wollte. Überhaupt, sie schien mir sehr traurig und zudem ängstlich und nervös. Als sie von ihrem Vater erzählte, runzelte sich meine Stirn wie ganz von selbst. Sicher war diesem Menschen die Schönheit und Anmut dieser jungen Frau dort absolut entgangen, sonst hätte er sie doch nicht weg gegeben! Ich wollte gerade dazu ansetzen, etwas zu sagen, da sah ich den Becher auch schon fallen. Dummerweise war ich zu langsam, um ihn aufzufangen. Und so sahen wir beide, wie er auf dem Boden in viele kleine Scherben zerbrach. Ich stand auf und schüttelte den Kopf.
"Bleib ruhig sitzen, ich mach das schon", sagte ich wohlwollend und ging, um eine Kehrschaufel zu holen. Ich hatte selbst schon oft etwas fallen gelassen, deswegen machte ich mir keine großen Gedanken um den zerbrochenen Becher. Nachdem ich alles beiseite geschafft hatte, trat ich erneut an die Anrichte und füllte einen neuen Becher mit Wasser, den ich Ilaria dann gab. Ich setzte mich wieder und diesmal wagte ich es, ihr eine Hand auf ihre zittrige Hand zu legen.
"Mach dir nicht so viel Gedanken, Ilaria. Du bist hier in einem guten Haus. Der Herr ist sehr nett und so ist es auch Senator Meridius in Tarraco. Er ist Legatus Legionis, hat aber vor kurzem seine Sponsalia gefeiert. Ich gehe davon aus, dass du im Halshalt helfen und dich um die Damen des Hauses kümmern sollst."
Ich hielt inne und betrachtete sie einen Moment. Dann zog ich die Hand weg und sah sie gutmütig an.
"Dein Vater war ein dummer Mann, dich wegzugeben. Du wärst der Stolz seiner Familia gewesen", sagte ich ehrlich.