Die letzten Miles lösten sich von ihrem stehen. Sie setzten sich kurz nur in Bewegung. Dann ertönte ein schallendes:
MILES STATE!
Man konnte fast sehen, wie sich der Schall über den Platz ausbreitete. Wie als wäre er aus Vögeln, die man verfolgen könnte. Das gleichmäßige Klappern stoppte aprupt. Bisher klappte alles wie am laufenden Band.
MILES AD DEXTRAM!
Mit einem Ruck drehten sich die Miles nach rechts. Jetzt konnte man sehr schön das Orgelpfeifenprinzig der Centurien erkennen. Mit dem Schall drehten sich die Männer um. Es war wie eine LaOlaWelle, nur dass sich alle nach rechts drehten und somit den Blick zu der kleinen Bühne gerichtet war.
Wer die Cohorten genau beobachten würde, würde erkennen, dass es ein wenig improvisiert war, aber für jeden, der es wohl als erstes sehen würde, wäre es imposant.
Die I Cohorte stand für einen Moment still. Starr gerade ausblickend. Nicht alle dachten wahrscheinlich daran, den Tribun zu Ehren, sondern dachten an etwas anderes, aber meine Gedanken waren jetzt voll auf diese Aktion gerichtet. Ich löste mich von meiner Centurie und schritt mit großen Schritten vor auf die Bühne. Meine Rüstung war fast tadellos sauber. Nur ein wenig Staub konnte man erkennen.
Eindeutig hatte ich den Befehl gegeben, sich vorerst nicht zu bewegen. Scheinbar hatten die Princeps Priori die Miles gut darauf eingestellt.
Vorne bei der Bühne angekommen salutierte ich kurz vor dem beiden Gästen. "Tribun, Praefectus." Dann wandte ich mich um und zum ersten Mal in meiner gesamten Kariere - in meinem gesamten Leben sah ich das beeidruckenste Bild: Die I. Cohorte mit Probati stand mit blitzblank polierten Rüstungen da, so dass mich fast der Glanz blendet. Ich stieg nun auf die Bühne. Wie ich angekündigt hatte wollte ich noch einige Worte sagen. Ich sprach frei und improviesiert, denn nur dadurch ergaben sich die besten Reden.
Ich ließ meine Stimme über den Exerzierplatz schallen:
Tribun, Praefectus Urbi, Centurionen, Principes Priori, Milites, Probati!
Nicht umsonst, sollte sich die gesamte I. Cohorte hier auf diesen Platz versammelt haben. Nicht umsonst, sollten wir dieses überwältigendes Bild bilden. Nicht umsonst, sollten wir die Ausrüstungen geputzt haben. Nicht umsonst.
Der Anlass dieses Antreten sollte ein einziger Mann sein. Dieser kann tausende von Männern in Bewegung setzen. Oder stillstehen lassen. Dieser Mann sitzt hier: Tribunus Cohortis Urbanae Lucius Sabbatius Sebastianus, stellvertretend für den Stellvertreter des Kaisers, Praefectus Urbi Gaius Octavius Victor. Damit wäre wohl schon Grund genug diese Männer laufen zu lassen. Jedoch gibt es noch einen: Das römische Heer braucht fähige Offiziere. Nicht nur hier sondern auch in Germania. Die Classis braucht neuen Wind in den Segeln. Und dieser Wind wird wohl von hier aus kommen. Lucius Sabbatius Sebastianus wird schon bald die tapferen Reihen der Cohortes Urbanae verlassen um der Classis Germanica zu neuem Ruhm zu verhelfen. Dabei sei nicht zu vergessen, dass der Tribun schon durchaus Erfahrung hat. In seinen Akten steht ein erfolgreiches Kommando über die Flotte Hispanias. Nicht umsonst hat er wohl dazu eine Auszeichnung bekommen. Nicht umsonst. Nein, denn jeder großer Mann hat wohl auch klein angefangen. Jeder Offizier ist auch nur ein Miles. Sie sind nicht von heute auf morgen nach oben geschossen. Denkt daran: Auch sie haben eine harte Grundausbildung hinter sich. Begonnen als einfacher Probatus, darf sich dieser Mann heute mit Stolz hinter seine Taten stellen. Es ist ein steiniger Weg zu dem Erfolg. Manchmal beginnt er eben auch im Wasser. Und dort soll er unseren Tribun auch wieder hinführen. Zu einer Classis. Überhaupt ist ein jeder Weg von Erfolgen und manchmal auch von Niederlagen geschmückt. Als ich in den Dienst eintrat, war der Tribun verschwunden. Mit eigener Kraft doch wieder befreit trat er wieder in die Welten des Lagers ein. Ich denke ein mal, dass ihr nicht leugnen könnt, dass manche von euch dachtet, dass ´mal wieder so ein hohes Tier herrein kommt. Sitzen doch bloß die ganze Zeit im Officium und schaffen nichts.´ Jedoch erst nach dem ich selbst Erfahren habe, was es heißt Verantwortung zu übernehmen, was es heißt seinen Weg zu gehen. Insofren ist allein die Ehre ein Amt inne zu haben fast schon Ehre genug. Jedoch man kann nunmal nicht den Befehlen unseres Kaisers widersprechen. So tat er weiterhin seinen Dienst als freundlicher und offener Tribun, der auch für Miles immer noch ein Gehörgang übrig hatte. Es wäre ja fast zu schön gewesen, wenn er es weiterhin gewesen wäre. Allerdings hätte ich dann nie ein solches Bild gesehen, wie es mir es jetzt bietet. In diesem Fall sollte man nunmal optimistisch sein. Und ich denke, wir können auch für Germania optimistisch sein. Bei einer solchen neuen Führungskraft, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Die Vergangenheit sollte in Erinnerung bleiben, jedoch sollte die Zukunft nicht durch lästige Steine, wie Centurionen die zu viel reden, verbaut werden. Damit möchte ich auch schließen. Tribunus Cohortis Urbanae, die Cohortes Urbanae wird dich nicht so schnell vergessen. Du hoffentlich die Cohortes Urbanae auch nicht.
Damit schloss ich meine Rede. Ich führte die Faust zur Brust und verbeugte mich leicht.