Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Ich habe nochmal ein bisschen herumgeschaut und lese auch bei Köln eher 20.000 (auch bei Trier übrigens, das aber auch eine Kolonie war) - dann würde ich das auch für Mogontiacum so (oder knapp drunter) veranschlagen. Die Legion und die Ala werden dabei natürlich rausgerechnet, die haben ja ihre eigene Infrastruktur... Und dann passt wenigstens die Hälfte der Leute ins Theater ;)

    Wieder einmal hatte Crispus beschlossen, seinem Jungen zu schreiben. Und zwar persönlich, denn das hier war ja kein offizieller Brief:

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    L Petronius Crispus - Insula XXI - Regio XIV - Roma



    Pater filio suo s.p.d.


    Ich bin sehr enttäuscht, dass ich immer noch nichts von dir höre! Ich habe Unsummen Geld an dich geschickt, da kann ich ja wohl erwarten, dass du mir zumindest einen ordentlichen Bericht lieferst, was du so treibst da unten in Rom! Es wird vorerst kein Geld mehr geben, bis du mir nicht einen ausreichend ausführlichen Bericht geschickt hast!


    Hier in Mogontiacum geht inzwischen alles sehr gut voran: Dein Cousin, der Sohn meiner Schwester Fabia, ist hierher gekommen. Leider ist Fabia verstor Er heißt Titus Petronius Marcellus und ist ein sehr aufgewecktes Bürschchen. Er ist hierher gekommen, weil Fabia leider gestorben ist, genauso wie sein Vater, ein Legionär aus Mantua. Vorher war er sogar kurz in Rom - wir hätten ihn vielleicht fast dort treffen können! Er ist auf jeden Fall ein ziemlich aktiver Kerl, geht morgens meilenweit Laufen und arbeitet jetzt für mich als Scriba.


    Ich habe die Wahlen übigens gewonnen und jede Menge zu tun seither. Einerseits soll die Curia abgerissen und neu gebaut werden, weil sie wohl nicht ordentlich gebaut ist. Dann wohnen die Duccier immer noch bei mir im Haus, dann müssen die Bestimmungen der Lex Municipalis umgesetzt werden, bald steht das Drususfest an und und und. Du wärst mir sicherlich auch eine große Hilfe, wenn du noch da wärst - zum Beispiel müssen wir den Stadthaushalt aufstellen!


    Aber ich hoffe, dass es sich wenigstens gelohnt hat, dich in die große Stadt zu schicken. Berichte mir also, was es Neues gibt! Es wird langsam Zeit, dass bei dir etwas passiert - ich kann dich nicht ewig finanzieren!


    Übrigens ist ein Centurio der Secunda an mich herangetreten und hat mich gebeten, als Praefectus Castrorum wieder in den Dienst einzutreten. Ich bin noch unschlüssig, aber wir werden sehen...



    Vide ut valeas!

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    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Der Alte war ganz verwirrt, als Marcellus plötzlich losplapperte, dass er überhaupt keine Möglichkeit mehr fand, einzuhaken - er konnte nicht einmal sagen, dass er dem Jungen die 500 Sesterzen gleich geben konnte, so viel hatte er auf einmal zu sagen. Allerdings war nicht alles sehr gehaltvoll, denn ein Fan überschwänglicher Dankesreden war Crispus auch nicht unbedingt. So schaltete er tatsächlich nach einer Weile ab und betrachtete seinen Neffen nur, wie seine Augen leuchteten, während er seine Träume ausbreitete und seine Gefolgschaft beschwor. Schließlich wurde es ihm aber doch zu dumm und er legte seine Hand auf die Schulter des jungen Mannes.


    "Mach' dir keine Sorgen, Marcellus! Ich weiß, dass du gute Arbeit machst und machen wirst und ein guter Junge bist! Ich kann dir das Geld gleich geben oder Privatus sagen, dass er es dir morgen geben soll."


    Natürlich hatte der Alte eine Truhe mit allen wichtigen Dokumenten und seinem Ersparten im Tablinium stehen. Den Schlüssel dazu hatte aber nicht nur er, sondern eben auch sein Buchhalter - und das war der Punkt:


    " Da fällt mir ein: Interessierst du dich auch für Ökonomie? Ich überlasse das nämlich normalerweise meinem Privatus, aber vielleicht wäre es doch geschickt, wenn sich jemand mal die Zeit nimmt, und ihm über die Schulter guckt..."


    Lucius hätte das damals sicherlich interessiert - der war ja auch so ein Zahlenfuchser! Aber irgendwie hatte Crispus seinem Sohn das nicht recht zugetraut - der Junge war immer so eigensinnig...

    "Naja, für Soldaten kostet's nix, für Zivilisten 500 Sesterzen - sonst gibt's keine, soweit ich weiß. Lucius hat ihn auch gemacht damals, weil er ja direkt als Offizier einsteigen will..."


    Der Alte kratzte sich nachdenklich am Kopf.


    "Da fällt mir ein, dass ich verdammt lange nichts mehr von ihm gehört hab' - am Ende bringt er mein ganzes Geld in Rom durch!"


    Erst danach erinnerte er sich wieder an die zweite Frage seines Neffen:


    "Achja, und das geht auch in Mogontiacum, genau."

    "Naja, die Hierarchie bleibt bei der Legion natürlich auch immer gewahrt - aber das nächste Mal hat er auf seine Materialzuweisung eben auch bisschen länger gewartet!"


    gab Crispus zurück und dachte noch einmal kurz daran zurück - jaja, die Verwaltung hatte ihre Mittel und Wege, indirekt zu strafen!


    "Ich bin sicher, dass das klappt. Aber wenn du einen Kurs an der Militärakademie ablegen willst, kannst du das natürlich auch schon jetzt machen - das geht auch für Zivilisten! Und die Gebühren kann ich dir gern auslegen!"


    Scheinbar wollte sein Neffe so richtig hoch hinaus - ein Examen war ja erst Voraussetzung, wenn man in Stabsränge aufrücken wollte! Und bis dahin würde sicher noch das eine oder andere Jahr ins Land ziehen - dafür brauchte man nicht nur Eignung, sondern vor allem auch das nötige Land, um in den Ritterstand zu kommen. Und wenn etwas knapp war, dann Landbesitz...

    Zufrieden stellte der Alte fest, dass seine Scribae offensichtlich wussten, wo ihr Platz war.


    "Wenn du Fragen hast, kannst du wie gesagt jederzeit bei mir vorbeikommen!"


    wiederholte Crispus noch einmal. Dann hörte er wieder genauer zu - in der Arbeit schien ja alles so zu laufen, wie man sich das wünschte. Auch die weiteren Pläne des jungen Mannes schienen bereits vorgezeichnet. Und für den alten Veteranen, der selbst mit dem Gedanken spielte, zu den Adlern zurückzukehren, klangen sie auch durchaus vernünftig:


    "Jaja, bei den Adlern gibt es wahrscheinlich sowieso bessere Chancen... Wenn du als Scriba arbeiten willst, geht das ja auch in der Legionsverwaltung - ich war selbst jahrelang Optio Tabellarii bei der IX. in Colonia. Dort laufen die Dinge natürlich ein bisschen anders als hier in der Stadt, aber am Ende geht's da auch ums Organisieren und Kontrollieren..."


    Wenn er so an seine Zeit in der Principia zurückdachte, kam ihm natürlich auch gleich noch eine passende Anekdote dazu:


    "Später war ich dann nochmal im Stab als Primus Pilus - aber das war natürlich was anderes. Aber dieses Personalakten führen... da musste man ständig den Centurionen hinterher rennen! Einmal hab' ich einen fast einen Monat verfolgt, bis ich ihn endlich in die Finger gekriegt hab'!"

    "20 Sesterzen für Scribae, 120 für Magistrati - gibt es da Unterschiede zwischen Aedilen und Duumviri?"


    fragte Crispus zurück - warum man das für einen Scherz hielt, konnte er nicht recht verstehen...


    "Puh, ich glaube es sind insgesamt 60 Civitates, jeweils kommen...so im Durchschnitt bestimmt 3 Personen pro Civitas - macht also - äh - ungefähr 200 Mann. Wenn jeder zweite Decurio eine Gesandtschaft beherbergen kann, würden wir alle unterkriegen..."


    Er nahm an, dass Marcellus sich versprochen hatte - der Duumvir war ja bereits informiert ;)


    Und selbst zu den Spielen hatte sein Scriba schon eine Menge Ideen - ob die alle umsetzbar waren, war allerdings eine andere Frage:


    "Immer langsam mit den jungen Pferden! Ich muss das ganze ja auch bezahlen! Ich denke, wir sollten uns auf eines von den drei Dingen beschränken. Zumal wir ja nur das Theater als Aufführungsort haben! Da könnten wir natürlich auch Artisten auftreten lassen... als Vorprogramm beispielsweise...


    Oder wir nehmen doch Wagenrennen - dann eben einfach auf einem Feld vor der Stadt, vielleicht mit ein paar Tribünen... - vielleicht redest du wirklich mal mit dem Typen!"

    "Allerdings - die Bank ist wirklich das beste an dem ganzen Haus, muss ich sagen!"


    erwiderte Crispus und lächelte ebenfalls. Dann blickte er eine Weile auf den Garten, ehe er bemerkte, dass sein Neffe offensichtlich darauf wartete, dass er das Gespräch begann.


    "Und, Marcellus - wie gefällt dir die Arbeit als Scriba? Binden die städtischen Scribae dich gut ein?"

    Gegen Abend saß der Alte gern auf seiner Steinbank im Garten des Hauses und betrachtete die sauber gepflegten Beete, auf denen Gallicus gerade das Sommergemüse zog. Als er Marcellus erblickte, winkte er den jungen Mann heran.


    "Setz' dich doch ein bisschen zu mir!"


    Nach getaner Arbeit hatte er gern ein wenig Gesellschaft - außerdem wollte er sowieso etwas mit Marcellus bereden!

    Wie der mogontinische Kalender vorgab, rückten im Spätsommer die Feierlichkeiten zu Ehren des Drusus wieder näher. Da bei diesem Großevent Delegationen aus allen Civitates Galliens (inklusive der germanischen Provinzen) erwartet wurden, galt es natürlich eine Menge vorzubereiten. Zusätzlich war die Garnison, die normalerweise eine Parade beisteuerte, deutlich gewachsen - es galt also viel zu organisieren! Und da das ganze üblicherweise an den Duumviri hängen blieb, beschloss der alte Petronier, seinen persönlichen Scriba ein wenig dafür einzuspannen:


    "Marcellus, folgendes: in einigen Wochen sind die Feriae Drusi Germanici. Es werden wieder Delegationen aus ganz Gallia erwartet, die irgendwo unterzubringen sind. Letztes Jahr haben viele Decurionen die eine oder andere Gesandtschaft untergebracht - kannst du alle Decurionen anschreiben, ob sie wieder Gesandte aufnehmen können und wenn ja, wie viele?


    Außerdem müsstest du bei den Einheiten in Mogontiacum anfragen, ob sie bei der Militärparade teilnehmen.


    Und dann wären natürlich Spiele zu organisieren. Was meinst du? Sollten wir uns Gladiatoren organisieren? Oder lieber ein ganzes Wagenrennen?"

    "Nein, überhaupt nicht! Das zeigt, dass du mitdenkst, Marcellus!"


    bestätigte Crispus, als sein Neffe in Erklärungsdrang kam - immerhin hatte der Alte in seinem Alter noch herzlich wenig Ahnung von Wirtschaften gehabt. Genaugenommen hatte er es noch heute nicht so richtig - deshalb musste ihm Privatus ja auch ständig helfen! Abgesehen davon kam ihm dabei auch der Gedanke, dass er den Jungen vielleicht bei der Verwaltung seiner Betriebe einsetzen konnte...


    "Jedenfalls witzig, dass es heute so viel um Zentralisierung geht."


    gab er schließlich wieder in die Runde und grinste. Nachdem sein Witz abgeklungen war - vermutlich lachte sowieso niemand - kam ihm aber wieder der Gedanke, dass er mit diesem Essen ja eigentlich seinen Neffen vorstellen wollte. Dazu wollte er nun auch noch etwas Raum geben - und zwar ziemlich platt, wie es manchmal Crispus' Art war:


    "Marcellus, erzähl' doch ein bisschen von dir, damit unsere Familie dich ein bisschen besser kennenlernt!"

    Beim Statthalter schauten natürlich alle ganz besonders genau, was er seinem treuen Mitarbeiter mit auf den Weg gab - allerdings war es wohl nichts persönliches, denn es sah wie eine gewöhnliche Salbenschatulle aus. Egal, die Geste zählte - außerdem waren sie ja nicht beste Freunde gewesen, sondern Vorgesetzter und Untergebener!


    Als alle ihre Gaben für die Reise ins Jenseits abgeliefert hatten, war das Feuer schon deutlich niedriger, dafür aber sehr viel heißer als zu beginn. Jetzt würden wohl auch die Knochen des Domitiers zusammenschrumpeln - zumindest kannte der alte Petronier das von anderen Bestattungen. So wie damals vor Wigands Dorf, als einige seiner Kameraden in Flammen aufgegangen waren... beziehungsweise ihre Leichen...


    Nach einiger Zeit begann die Trauergemeinde, sich davon zu machen. Auch Crispus hatte keine rechte Lust, bis zum Schluss zu bleiben - er war immerhin kein Familienmitglied und kannte auch Massulas Sohn so wenig, dass er sicherlich keine große Stütze für ihn sein würde. Also schlich er nach einer Weile davon - ob Ebergiso nun die Asche mit Wein ablöschte, wie es im römischen Brauch üblich war, oder irgendwelche gallischen Bräuche vollzog, überließ der Alte diesem. Immerhin sollte jeder die Gelegenheit haben, sich von seinem Vater so zu verabschieden, wie es die Traditionen seines Volkes verlangten...

    Crispus ließ sich das klare Wasser über die Hände gießen und reinigte sie ausgiebig - trotzdem waren einige rosige Flecken auf dem Handtuch zu sehen, als er sich abgetrocknet hatte.


    "Ich denke, ihr habt euch ein bisschen Opferfleisch verdient!"


    sprach er den beiden Dienern zu. Vorher gab es aber natürlich noch Einiges zu erledigen:


    "Bis dahin helft dem Victimarius beim Zerlegen und Braten!"


    "Naja, das ist aber ein sehr dünner Hinweis..." bemerkte Narcissus spitzfindig. "Womöglich hat der Besitzer der Hütte den Tisch von diesem Simplex gekauft - oder eben von einem Dritten. Oder dieser Lacerius hat die leerstehende Hütte gesehen und seine Altmöbel dort deponiert! Ist der Tisch denn alt?" Vielleicht hatte der Archivar ja sogar selbst Interesse an einem guten Holztisch!

    "Naja, du musst ja nicht alles allein machen - erstmal genügt es, wenn du nachsiehst, ob es irgendwelche Grundlagen gibt, auf die wir aufbauen können. Vielleicht im Archiv oder so... Sonst kannst du auch die gesetzlichen Bestimmungen dazu durchgucken. Das Scriba-Gehalt wäre aber am wichtigsten vorerst! Und auch gleich das der anderen Magistrate!"


    erklärte der Alte und war auch schon wieder weg - Marcellus war ja ein engagierter Mitarbeiter und würde sich von selbst melden, wenn er Fragen hatte...

    Tja, der Alte hatte manches gelernt in den ganzen Jahren in der Politik - dass er jetzt gegen seine alten Überzeugungen diskutierte, bemerkte er aber sowieso nicht...


    "Naja, wo die Leute ihre Werkstätten aufmachen, sollten wir doch noch ihnen selbst überlassen - aber ich denke, dass Marcellus auch von eurer Villa geredet hat, nicht wahr?"


    Dass es die Duccier nun aufs Land zog, klang tatsächlich nicht schlecht - bei der Größe ihrer Sippe war es in der Enge der Siedlung wahrscheinlich sowieso schwierig, alle unterzubringen. Zumal ständig neue Familienmitglieder über den Rhenus kamen...


    "Naja, so ein Landsitz is' jedenfalls keine schlechte Sache - meine Villa Rustica is' ja leider zu weit weg, um sie öfter zu besuchen. Aber damals, als ich ein paar Jahre mit Lucius dort gelebt habe, war es doch oft ganz gut gewesen!"


    Zugegebenermaßen war es aber oft auch ziemlich unbefriedigend gewesen, denn der Alte war einfach kein Bauer und hatte mehrfach vergeblich versucht, irgendetwas Vernünftiges anzupflanzen. Das war auch der wichtigste Grund gewesen, wieder nach Mogontiacum zurückzukehren - aber das wollte er jetzt natürlich nicht vor allen zugeben.

    "Genau deshalb wollte ich, dass du dich informierst, wie es tatsächlich aussieht. Hier in Germania ist es scheinbar so, dass die nicht eigenständigen Städte ein vorgegebenes Gehalt zahlen müssen. Aber mich würde interessieren, wie es in Italia ist. Vielleicht kannst du ja nochmal ein paar Städte anschreiben, wie es tatsächlich aussieht...""


    erklärte er - um zu erfahren, was der bisherige Lohn in Mogontiacum war, hätte er ja keine Nachforschungen einleiten müssen...


    "Und die Rüstung kannst du natürlich haben - ich hab' auch noch meine Alte, vielleicht passt sie dir..."


    Natürlich hatte auch Crispus sich in den langen Jahren ein eigenes Exemplar gekauft und dieses ganz ordentlich gepflegt. Naja, Marcellus war ziemlich groß - wahrscheinlich passte sie ihm also nicht...


    "Sonst kriegst du aber natürlich gern eine Neue."


    Blieb noch der Brief...


    "Soweit ich weiß, bekommt die Kanzlei sowieso alle Briefe, die an den Kaiser gehen - und ich weiß ehrlichgesagt nicht, welche Abteilung da jetzt genau zuständig is'. Deswegen kannst du die Nachfrage auch einfach an den Kaiser adressieren - das erreicht dann schon den Richtigen!"