Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Dass der Postbeamte so seltsam reimte, irritierte den Alten ein wenig - offensichtlich hatten die Leute hier zu viel Zeit! Aber immerhin bekam er alle notwendigen Unterlagen und überflog sie kurz.


    "Gut, Moment..."


    Er betrachtete die Liste für eine Weile, dann sagte er:


    "Dann nehm' ich die für 95 Sesterzen... Und den Brief mit der Urkunde bitte als Einschreiben... weil er soll nicht auf der Strecke bleiben."


    versuchte er sich auch mit einem kleinen, wenn auch sehr holprigen Reim und grinste schief.

    Diesmal ging Crispus persönlich zur Postannahme, denn immerhin gab er seinen wertvollsten Besitz - die Besitzurkunde des Grundstücks in der Civitas Mattiacorum - mit auf. Im Officium angekommen sagte er schließlich:


    "Der Brief geht nach Roma, Regio XIV."


    [FONT=cataneo bt, amaze]

    L Petronius Crispus - Insula XXI - Regio XIV - Roma



    Pater filio suo s.p.d.


    Es war höchste Zeit, dass du dich endlich meldest! Aber ein bisschen mehr hättest du schon schreiben können - wie geht es dir? Was ist aus dem ganzen Geld geworden, das ich dir da gelassen habe? Lädst du wichtige Leute ein? Oder versäufst du das ganze Geld wieder mit Arminius?


    Ich schicke dir noch ein paar Sesterzen mit, mehr gibt es aber nicht.


    Wir sind hier in Mogontiacum übrigens wohlbehalten angekommen. Im Moment wird diskutiert, ob wir alle in einer Inschrift geehrt werden. Außerdem habe ich beschlossen, dass ich als Duumvir kandidiere. Außerdem ist die Casa Duccia abgebrannt, Octavena und Marsus wohnen momentan bei uns mir.


    Vide ut valeas!

    [/FONT]


    "Außerdem will ich eine Familienwertkarte kaufen. Was kostet das?"


    Sim-Off:

    Gebühr gezahlt. Außerdem war ich mal so frei, die Porta zu umgehen ;)

    Feuer war wohl eine der größten Gefahren für eine Stadt - und wenn die riesige Casa Duccia brannte, dann war es nicht unwahrscheinlich, dass Nachbargebäude ebenfalls betroffen waren. Einen Moment wollte er loslaufen, um Lucius zu retten - aber der war ja in Rom und konnte ihm sowieso nicht helfen!


    "Ich schick' Gallicus -GALLICUS!"


    rief er in den Hof.


    "Natürlich könnt ihr hier wohnen, so lange ihr wollt!"


    erklärte er dann und überlegte sofort, wo er die junge Familie am geschicktesten unterbrachte - in Lucius' altem Zimmer?


    "Und ich hab' auch noch mehr Platz, wenn noch ein paar Duccii Platz brauchen - du weißt ja, wie viel bei uns reinpasst!"

    Die Entschuldigung beruhigte Crispus keineswegs einfach so - so etwas ärgerte den Alten doch ziemlich, zumal von einem deutlich jüngeren Decurio! Was er dazu weiter schwafelte, leuchtete ihm auch nicht so recht ein:


    "Also meinst du mit Taberna dann doch irgendwie jeden Raum, in dem gehandelt wird? Also quasi auch mein Tablinium? Weil sonst könnte ich Willigis ja einfach sagen, dass er nichts mehr direkt verkaufen soll, sondern die Kunden in mein Haus schleusen soll - dann würde ich mir die Gebühr sparen. Ist ja wahrscheinlich sowieso praktischer, weil der Steinbruch ein bisschen außerhalb is'... Oder muss ich dann zweimal zahlen, einmal für mein Tablinium und einmal für meinen Steinbruch?"


    Auch Tarquitius Bacillanus gab noch einmal etwas zu bedenken:


    "Im Übrigen hätte ich ebenfalls eine Nachfrage: Verstehst Du unter Einzelhandel dann jeden Handel mit Personen, die die Produkte nicht mehr weiterverarbeiten oder verkaufen?"

    "Ach du Scheiße! Aber natürlich - äh - kommt rein!"


    antwortete er sofort und trat einen Schritt zur Seite, damit die "Flüchtlinge" eintreten konnten. Ein Feuer konnte immer leicht ausbrechen - auch Crispus ermahnte Gunda immer wieder, gut auf das Herdfeuer zu achten! Trotzdem war es ein Schock, wenn es dann doch brannte.


    "Braucht ihr Hilfe? Beim Löschen, mein' ich... Is' das Collegium Fabrorum schon unterwegs?"


    Damals war Lucius ja gescheitert, als er sich um das Amt des Magisters des Collegium Fabrorum beworben hatte. Der Werftbesitzer Acilianus war nach seinem Wissen allerdings noch im Amt und war hoffentlich verständigt worden! Trotzdem wollte Crispus natürlich helfen, wenn seine Verwandtschaft betroffen war!


    "Und wo sind die anderen Duccii? Wo is' Marsus?"

    Sim-Off:

    Nur, damit noch mal klar ist, warum ich mich an dem Begriff so aufhänge: Das lat. "taberna" bedeutet "Laden, Werkstatt, Wirtshaus, Schaubude, gewerblicher Raum in einer Insula, Hütte" (siehe hier). Wenn ich Dich richtig verstehe, dann meinst du vor allem die Bedeutung "Laden" - allerdings würde ich das lateinische Wort nicht so eng sehen, zumal es eben sim-technisch Grauzonen gibt wie meinen Steinbruch, der SimOn kein richtiger Laden ist, aber eben doch auch öffentlich verkauft... Wenn das nicht das Problem ist, sag Bescheid.
    Achja, und bitte die Ruppigkeit nicht persönlich nehmen, die gleich folgen wird ;)


    Der Alte traute seinen Ohren kaum, als Pacatus ihn so unsachlich von der Seite anmachte - an Freya Mercurioque hatte er nicht gedacht, aber selbst wenn, dann betraf es ja seinen Steinbruch und seinen Schneiderhandel genauso! Entsprechend unfreundlich fielen seine Kommentare aus:


    "Also das ist nun wirklich absoluter Blödsinn, Matinius! Ich habe nichts gegen dieses Konsortium, ich bin sogar ein Kunde von ihm! Hier, Duccius Marsus, ist der Curator des Konsortiums und dazu quasi mein Schwiegersohn!"


    Freya Mercurioque war nun wirklich ein Kampf, den er vor Jahren aufgegeben hatte! Er sah noch einmal auf den Entwurf und entdeckte etwas, was seine Position vielleicht klarer machen konnte:


    "Mir geht's schlicht und ergreifend darum, dass wir klären, worüber wir eigentlich reden! Du redest hier immer von öffentlichem Handel und so - was ist denn das genau? Oder genauer gesagt - was ist nichtöffentlicher Handel? Wo genau findet der statt?"


    Einer der Decuriones meldete sich zu Wort, der offensichtlich ein wenig genervt war:


    "Das sagte Aedil Matinius doch bereits, Petronius: Der Handel in einem Kontor oder private Verträge, die nicht auf dem Forum geschlossen werden!"


    "Und was ist dann mit einer Werkstatt? Ist die Hütte von Willigis in meinem Steinbruch dann eine Taberna im Sinne der Marktordnung? Oder das Lagerhaus, von dem aus ich meine Schneiderware verkauf'? Manche Leute kommen direkt dahin. Andere kommen aber zu mir nach Hause und schließen dort den Vertrag ab - dass es einmal unter die Marktordnung fällt und einmal nicht, ist doch Quatsch!"


    Nun meldete sich Tarquitius Bacillanus, ein ehemaliger Aedil, in der Hoffnung, die Lage etwas zu beruhigen:


    "Fakt ist doch, dass jeder Handel nur von einem behördlich konzessionierten Betrieb aus erfolgen darf, siehe § 4 Lex Mercatus. Dort ist allerdings nicht definiert, inwiefern Räumlichkeiten zu so einem Betrieb gehören und wo Verträge entsprechend abzuschließen sind. Die Anmeldung eines Jagdbetriebes erlaubt es der Freya Mercurioque eben den Bären zu verkaufen - wo auch immer sie will. Und wenn wir uns Matinius' Entwurf zur Marktordnung ansehen, dann ist das auch völlig irrelevant, denn das Geschäft selbst wird weder besteuert, noch sonst irgendwie reguliert. Es geht einzig und allein die Anmeldung und die Gebühren für den Unterhalt von Ständen und Tabernae. Die Frage, was genau wir unter Taberna verstehen, ist dafür allerdings schon relevant - geht es lediglich um Geschäfte, die direkt am Forum liegen unter besagtem Porticus aus Artikel VI (2)? Oder eben auch der Verkaufsraum eines... sagen wir Bäckers mitten in den Canabae oder Petronius' Lagerhaus im Vicus Navaliorum, das nicht direkt am Vicinalmarkt liegt?"


    Einen Moment war Crispus verwirrt - die Juristerei war definitiv nicht seine Stärke. Aber wenn er so darüber nachdachte, machte es doch irgendwie alles Sinn, was der Tarquitier gesagt hatte.


    "Meine ich ja!"


    Diesen wenig qualifizierten Kommentar überging Bacillanus allerdings, sondern lieferte auch gleich einen Vorschlag:


    "Ich sehe somit zwei Optionen: Entweder wir sagen genau, für welche Art von Tabernae die Regularien vorliegen müssen, indem wir sie nach Branche - etwa nur reine Handelsbetriebe ohne Werkstatt -, Lage - etwa sämtliche öffentlich zugänglichen Verkaufsräume innerhalb der geschlossenen Siedlung oder auch nur die direkt an Foren und Vicinalmärkten - oder Baulichkeit - etwa alle freistehenden Verkaufsgebäude - eingrenzen. Oder wir lassen die Baulichkeiten von Tabernae generell unreguliert und verlegen uns lieber darauf, etwa die Konzessionierung von Betrieben allgemein mit Gebühren zu belegen. Das wäre etwas, was die Frage von öffentlich-privat erübrigt. Und ob Petronius' Hütte am Steinbruch nun 15 Fuß oder 13 breit ist, ist ja nun wirklich nicht entscheidend. Oder nicht?"


    Er sah fragend zu Pacatus, wohin auch Crispus blickte, der allerdings noch immer verärgert war wegen der unsachlichen Unterstellung, die der Matinier ihm an den Kopf geworfen hatte.

    Marsus hatte - wieder einmal - den rettenden Kompromiss zu bieten. Denn wenn der alte Petronier recht überlegte, dann war es vielleicht auch nicht ganz so geschickt, wenn ein Duumvir bei Regen (und am Rhenus regnete es ja doch nicht ganz so selten wie in Hispania) Gericht halten musste und so weiter. Aber wenn die Halle schon da war - warum nicht gleich dort?


    "Den Vorschlag find' ich gut! Und statt dem Vorzimmer der Duumviri könnten wir ja einfach ein Pförtnerhaus am Portal einbauen, damit die Leute sich informieren können, wann ihr zuständiger Magistrat Bittsteller empfängt!"


    Wenn er sich an seine Zeit als Magistratus erinnerte, war es tatsächlich immer etwas unpraktisch gewesen, dass er das Aktenstudium in der Curia vornehmen musste, dann wegen seinen Betrieben wieder nach Hause gehen und dann wegen irgendwelchen Terminen wieder in die Curia zurückgemusst hatte.


    "Aber man könnte natürlich noch eine Schola* für die Apparitores anmieten oder nebenan bauen für die Dinge, die sie ohne ihre Magistrate erledigen können und als Aufenthaltsraum."


    So etwas gab es auch in den Legionslagern, wo sich oft vor allem die Unteroffiziere herumtrieben, wenn sie nicht gerade für Unterrichtseinheiten der Tirones zweckentfremdet wurden... Wobei der Unterhalt eines Extra-Gebäudes natürlich auch wieder teuer war...


    Sim-Off:

    * "Schola" bedeutet eigentlich sowas wie "Aufenthaltsraum" o.ä. Meines Wissens hatten in Rom viele Unterbeamtengruppen eigene solche Räume...

    "Naja, Taberna is' ja im Grunde jeder Verkaufsraum, von der Garküche in den Canabae bis zum Geschäft in der Basilica. Deswegen sollten wir, wenn, dann immer dazuschreiben 'Tabernae in der Basilica Germanica' oder so."


    Stellte sich aber noch die viel grundsätzlichere Frage, was man konkret alles regulieren wollte. Und das sah der Alte auch ein bisschen anders als der junge Aedil:


    "Aber ich würde trotzdem auch ein paar Worte zu allgemeinen Geschäften in Mogontiacum verlieren. Dass man zum Beispiel Betriebe und Handelsstellen aller Art anmelden muss. Weil wenn wir nicht wissen, wo überhaupt Handel stattfindet, dann haben wir nicht einmal die Möglichkeit, Stichproben zu machen! Und dann können wir auch nicht feststellen, wenn jemand zu hohe oder zu niedrige Preise macht und so weiter. Außerdem können wir für die Eröffnung von Betrieben auch eine kleine Gebühr erheben für die Konzession!"

    Crispus nickte, obwohl er eigentlich nicht so direkt verstand - immerhin war er als reicher Veteran in die Politik gewechselt und viele seiner Klienten waren selbst Veteranen mit einträglichen Geschäften und so weiter. Natürlich gab es auch andere, die ihr Entlassungsgeld binnen Monatsfrist versoffen hatten und einem dann auf der Tasche lagen - aber bisher konnte er sich all das noch recht bequem leisten.


    "Naja, als Magistrat braucht man meistens mehr Geld, als man von der Stadtkasse ausbezahlt bekommt - das kenn' ich! Ich hab' damals Unmengen für meine Reparaturprojekte ausgegeben und dafür nichts als ein Diploma bekommen, das ich mir ins Tablinium hängen konnte!"


    Das erinnerte ihn daran, was er über Pacatus gehört hatte:


    "Was is' eigentlich aus deiner Uferballustrade geworden? Oder hast du schon wieder neue Pläne für dein Aedilat?"

    "Naja, das is' Geschmackssache und muss wohl von der Mehrheit der Decurionen entschieden werden."


    bemerkte Crispus zur Frage der Definitionen. Letztlich war es ihm auch relativ egal...


    "Aber trotzdem verstehe ich nicht, wieso Kontore schwieriger zu kontrollieren sein sollten als Tabernae. Beziehungsweise was nutzt es, wenn man den Handel auf dem Markt reguliert und dann alle Händler lieber private Geschäfte machen, die niemand kontrolliert und die noch nicht einmal verboten sind?"


    An dieser Stelle meldete sich Ovinius Sabinus zu Wort:


    "Ich nehme an, wir müssten zuerst festlegen, was die Marktordnung genau leisten soll. Soll sie den Markt neben anderen Möglichkeiten des Handels regulieren? Oder soll sie jeden Handel regulieren? Wenn es um ersteres geht, dann erscheint es durchaus sinnvoll, dass wir uns auf die Märkte und die Tabernae der Basilica beschränken. Wenn nicht, dann müssen wir grundsätzliche Regeln setzen."


    Der alte Petronier blickte etwas verdutzt drein - was Sabinus sagte, stimmte wirklich! Wenn man es so betrachtete...


    "Dann müssten wir aber auch klar machen, dass es immer um die Tabernae der Basilica geht, weil das eben ein ziemlich weiter Begriff is'..."


    Und bezüglich des Einfuhrzolls hatte er natürlich auch noch etwas zu sagen...


    "Ich denk' auch, dass das mit den Zöllen eine ziemlich aufwändige Geschichte ist. Standgebühren finde ich auch übersichtlicher und für den Handel schonender!"

    Natürlich erkannte der schlaftrunkene Petronier die Stimme sofort - auch wenn sie weitaus nervöser klang als sonst. Was sie aber berichtete, ließ den Alten sofort den Riegel aufziehen und die Tür aufreißen. Schlagartig fühlte er sich wach.


    "Was? Sie brennt? Was is' passiert?"

    Zitat

    Original von Titus Matinius Pacatus
    Das verschwörerische Grinsen des Petroniers beantwortete Pacatus mit dem Zukneifen eines Auges.


    "Danke Alpina für das Pröbchen. Es gibt ja Tage, an denen man schon beim Aufstehen total zerknirscht ist. Vielleicht hilft da Dein Anti-Zerknirschungstee. Aber ich will hier Deine Behandlung nicht weiter aufhalten, Petronius Crispus. Valete."


    "Dann viel Glück mit dem Quaestor!"


    gab Crispus zurück und grinste, um sich sofort wieder der Medica zuzuwenden.


    "Also den Tee dreimal am Tag, die Salbe einmal?"


    ...sobald sie fertig war natürlich.

    Crispus wusste nicht so recht, ob Massulas Kommentar schmeichelnd oder kritisch war - in seiner Anfangszeit im Ordo war es tatsächlich ein massives Problem gewesen, dass Politik nicht so funktionierte wie das Militär. Das war vermutlich auch einer der Gründe gewesen, warum er sich so mit den Ducciern zerstritten hatte. Eigentlich hatte er allerdings gehofft, dass er ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl entwickelt hatte. Das hier klang dagegen, als wäre er wegen seines Vorgehens noch immer ziemlich unpopulär, selbst wenn der Domitier seine Unterstützung zusagte...


    Er zögerte einen Moment, bis er etwas erwiderte_


    "Das ist mir schon klar, das hab' ich ja schmerzvoll lernen müssen! Aber mit dem Alter kommt die Weisheit und ich hoffe - äh - weiß - bin sicher, dass wir die Sache gemeinsam hinkriegen werden. Zum Wohle unseres Municipium!"


    Obwohl er natürlich durchaus vor hatte, der dominierende der beiden Duumviri zu werden... er musste sich nur noch einen Mitkandidaten aussuchen...

    "Du bist ein Klient von Marsus, oder?"


    fragte Crispus freiheraus - er war ja unterwegs gewesen, als Pacatus das letzte Mal kandidiert hatte, deshalb wusste er es nicht sicher. Ohne zu wissen, wessen Günstling der Matinier war, konnte er aber unmöglich sagen, inwiefern er ihn unterstützte!


    "Und hast du selbst schon ein paar Klienten gesammelt?"


    Ein Aedil war ja bereits eine recht angesehene Person in der Stadt - da gab es sicherlich den einen oder anderen armen Schlucker, der sich so jemandem an die Fersen heftete. Und das wiederum sicherte Wählerstimmen, die der alte Petronier ja ebenfalls dringend benötigte!

    Zitat

    Original von Titus Matinius Pacatus
    "Werter Petronius Crispus, Du hast ein bißchen recht. Nach allgemeiner Rechtsauffassung dürfen Sklaven keinen Handel treiben. Wenn wir jedoch in unserer Marktordnung schreiben, dass 'jeder' Handel treiben darf, dann würden wir ja genau dies den Sklaven entgegen der allgemeinen Rechtsauffassung erlauben. Das wollte ich vermeiden."


    "Naja, aber wenn die sowieso ausgeschlossen sind, müssen wir das ja nicht auch noch tun. Ich meine, das wird ja wohl kaum jemand auf die Idee kommen, wegen sowas zu klagen oder so..."


    Crispus verstand nicht wahnsinnig viel von der Juristerei, aber Iulius hatte einmal gesagt, dass generell vor allem das gesetzlich zu regeln war, was Unklarheiten brachte. Oder Geld.


    Zitat

    Original von Titus Matinius Pacatus
    "Vorschriften sind nur dann wirksam, wenn man ihre Befolgung auch kontrollieren kann. Und dafür bin ich zuständig. Ich kann aber nicht kontrollieren, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht."


    "Naja, die Argumentation finde ich jetzt ein bisschen komisch - wenn wir danach gehen könnte man ja auch auf ein Verbot von Taschendiebstahl verzichten, weil das auch kaum zu kontrollieren is'! Nene, wir müssen schon zumindest versuchen, das zu kontrollieren! Oder die Leute zwingen, nur dort zu handeln, wo wir es kontrollieren können!"


    Zitat

    Original von Titus Matinius Pacatus
    "Dann zum Stichwort 'Fernhändler' noch das Folgende: Ich wollte mit der Marktordnung zum Einen den Fernhandel nicht behindern, ihn aber zum Anderen von den Vicinalmärkten fernhalten, damit die Municipes dort ungehindert Handel treiben können. Natürlich kann ich mir auch nicht vorstellen, dass ein Fernhändler sich ausgerechnet den Vicus Britannicus auserwählt, aber sehr wohl könnte er es auf dem Vicinalmarkt in den Canabae versuchen, denn dort hat er einen Großkunden vor der Nase."


    "Naja, vom Forum aus ist's auch nur ein Katzensprung zur Castra. Und die Legion schließt normalerweise sowieso Direktverträge mit ihren Zulieferern. Aber is' ja egal. Ich glaub' nicht, dass fremde Händler stark abgeschreckt werden, wenn sie nur noch auf dem Forum handeln dürfen. Und da wäre ich auch dafür, weil man es dort eben gut kontrollieren kann. Den Handwerkern von hier kann man wohl kaum vorschreiben, dass sie nicht in ihren Werkstätten handeln, aber Leute aus anderen Orten müssen ihre Waren eh hierher bringen, da isses dann auch egal, ob sie die dann noch bis zum Forum bringen. Gerade auch wegen sowas wie Einfuhrgebühren. Ich hätte da prinzipiell nix dagegen, aber sie müsste eben verhältnismäßig sein. Und man braucht jemanden, der sie eintreibt, also müssten wir wohl die Zölle verpachten oder so..."


    Da Kommunenn kaum angestelltes Personal hatte, beauftragte man ja normalerweise Privatpersonen mit viel Geld für diese Aufgabe. Die streckten die zu erwartende Steuersumme vor und besetzten dann die Zollstellen, durften dafür aber einen Anteil an den Zöllen selbst einstreichen. Wenn man alles richtig machte, war das ein lukratives Geschäft...

    Das Essen ging vor sich und die Herren Decuriones ließen es sich gut gehen. Als Hauptgang wurde gebratenes Ochsenfleisch serviert - wobei es sich trotz der beachtlichen Menge natürlich nur um einen kleinen Teil der geschlachteten Tiere handelte. Als es dann zu einer Essenspause kam, beschloss Crispus, dass die Zeit reif war für seine Bekanntmachung:


    "Ich möchte auch noch gern etwas sagen!"


    gab er bekannt, woraufhin die Musik und das Geplauder verstummte. Der alte Petronier wischte sich die Finger mit einer Serviette ab und stand auf, damit ihn alle sehen konnten, dann begann er:


    "Verehrter Legatus Augusti, liebe Decuriones,


    ich bin beeindruckt, was für eine würdige Feier wir für die Erhebung unseres geliebten Mogontiacum zum Municipium auf die Beine gestellt haben! Damit haben wir etwas zu einem Ende gebracht, was vor einigen Jahren seinen Anfang genommen hat. Damals hatte ich mich mit dem verehrten Iulius zusammengesetzt und einen Entwurf eingebracht, der heftige Diskussionen hervorgerufen hat."


    Er sah kurz zu Volusus Pleminius Cartilianus Labeo hinüber, mit dem damals der erste Streit losgebrochen war.


    "Wir haben jedes einzelne Kapitel in endlosen Sitzungen diskutiert. Dann kam auch noch der Bürgerkrieg dazwischen und das Gesuch an den Kaiser musste wieder verzögert werden. Dann mussten wir eine neue Gesandtschaft zusammenstellen, die dann unter meiner Führung losgezogen ist. Wir mussten endlose Meilen zurücklegen, auf Booten, Maultieren und Seeschiffen. In Rom selbst hat uns dann vor allem der Senator Titus Duccius Vala viel weitergeholfen, indem er uns einen Termin beim Augustus verschafft hat und Unterstützer für unser Vorhaben gesammelt hat. Hervorheben möchte ich dabei auch Marcus Vinicius Hungaricus, der jetzt unser Statthalter ist und heute die Erhebung zur Stadt persönlich vollzogen hat. Trotz Krankheit hat auch unser Patron Medicus Germanicus Avarus seine Verwandten mit zur Audienz geschickt. Vor dem Kaiser dann haben sich auch Orchius Duilianus und besonders Ovinius Sabinus hier hervorgetan, indem sie zusammen mit mir unser Anliegen sehr geschickt vorgebracht haben."


    Er deutete auf die beiden Decuriones, die zufrieden lächelten.


    "Und jetzt sind wir wie gesagt hier in unserem Municipium und können froh in die Zukunft blicken. Das verdanken wir nicht zuletzt der Gnade unseres geliebten Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus, auf den ich deshalb ein Hoch ausbringen will!"


    Er griff nach seinem Becher und hob ihn.


    "Auf Palma!"


    rief er aus und der Ruf wurde aufgenommen, während der Alte bereits trank.


    "Aber ich habe ja schon gesagt, dass wir jetzt in die Zukunft schauen müssen. Und nachdem ich diese Sache jetzt gemeistert habe, habe ich beschlossen, dass ich auch mit- äh - an dieser Zukunft mitbauen will. Deshalb habe ich beschlossen, zu den nächsten Wahlen als Duumvir zu kandidieren! Ich hoffe, dass ihr mir auch dieses Amt anvertrauen werdet, nachdem ihr mir schon die Gesandtschaft anvertraut hattet."


    Er sah in die Runde, als könne er in den Augen der Männer bereits Unterstützung und Ablehnung ablesen. Als dann weiter erwartungsvolles Schweigen herrschte, bemerkte er, dass ihm ein Abschluss fehlte. Etwas unsicher sagte er deshalb noch:


    "Äh - danke! Danke für euer Vertrauen und... genau. Noch ein schönes Fest euch allen!"


    Damit legte er sich wieder auf seine Kline und die Musik setzte wieder ein.


    Sim-Off:

    Ich hab jetzt mal weitergemacht ;)

    Das Ergebnis der Abstimmung war erwartungsgemäß. Dann konnte man nun also endlich zu den interessanten Fragen kommen:


    "Ich würde schon eine klassische Aufteilung vorschlagen: Ein Sitzungssaal und ein Archiv. Die Officia halte ich für nicht unbedingt nötig - das Stockwerk könnte man sich sparen und dafür einen höheren Sitzungssaal machen - sieht einfach repräsentativer aus. Und einen Schrein für die Götter würde ich in einer Apsis am Ende des Sitzungssaals machen."


    brachte er deshalb gleich ein paar Ideen ins Spiel.

    "Ich unterstütze den Antrag - also für meine Mitgesandten!"


    bemerkte Crispus, nachdem auch Marsus seine Meinung kundgetan hatte. Zwar hatte er nicht auf eine Statue erhöht, aber eine Ehreninschrift war ja auch schonmal etwas... - und außerdem durften die anderen auf keinen Fall vergessen werden: Ovinius Sabinus etwa war ihm bei der kaiserlichen Audienz ja sehr gut zur Seite gesprungen, außerdem hatten alle von ihnen eine nicht geringe Menge Geld in diese Reise investiert! Und vor allem würde damit auch noch sein Sohnemann verewigt werden, was sicherlich auch nicht schaden würde...

    "Die könnte man aber genauso kaum woanders kontrollieren als am Wall des Vicus Apollinensis!"


    platzte es aus Crispus heraus. Der andere Punkt irritierte ihn dagegen allerdings ein bisschen.


    "Aber mit Cives und Peregrini sind ja alle Menschen einbezogen - dass Tiere und Sklaven nicht handeln dürfen, versteht sich ja wohl von selbst! Oder willst du irgendwen ausschließen, Marsus?"