Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Der alte Petronier hatte seine Winterstiefel gegen Gästesandalen mit Socken getauscht - ein interessanter Brauch, der aber im zugigen germanischen Winter vielleicht nicht dumm war, denn die Winterstiefel wurden im Haus doch ein wenig warm.


    So vorbereitet folgte er dem alten Sklaven und kam endlich in das Kaminzimmer, das er aber nicht als solches erkannte - er hielt es schlicht für das Triclinium. Erfreut stellte er fest, dass der Gastgeber ihn bereits erwartete und er strahlte in die Runde.


    "Salvete zusammen! Wie geht es euch Duccii?"

    Scheinbar träumte der Opferhelfer ein wenig, doch Asius war offensichtlich so geistesgegenwärtig, seinen Kameraden aufzuwecken. So erhielt der Pontifex doch noch seine Opfergaben und goss zuerst den Wein, den man ihm in die Patera einschenkte, auf die dünne Schneeschicht. Dann legte er die Kupfermünzen auf den Altar - sie zeigten den Kopf des Annaeus Modestus, denn der aktuelle Imperator - oder Usurpator, oder wer auch immer - hatte seine Münzen natürlich nicht bis ins aufrührerische Germania gebracht!


    "Nimm an unsere Gabe und gewährt unseren Legionen Euren Schutz!"


    bekräftigte er nochmals sein Gebet.

    http://img818.imageshack.us/img818/7085/xanthos.jpg Meister Xanthos
    "Nun, immerhin beherrschte er seinen Horaz." versuchte Xanthos etwas zur Ehrenrettung von Pacatus' Lehrer zu bemerken.


    "Aber bei mir ist es gerade umgekehrt: Einer meiner Schüler wird mir nicht mehr danken können, weil er in einer Schlägerei zu Tode kam - aber wahrscheinlich nicht gerade wegen Horaz..."


    Der Lehrer musste bei dem Gedanken lächeln - Caius war im Grunde kein schlechter Mensch gewesen, aber ein großer Dichter wäre wohl nie aus ihm geworden...

    http://img818.imageshack.us/img818/7085/xanthos.jpg Meister Xanthos
    Die Frage ließ den Lehrer milde lächeln.


    "Bist du jemals zu deinem Lehrer zurückgekehrt? Nein, das tut man nicht. Weder meine Schützlinge, noch deren Eltern sind sonderlich dankbar. Trotzdem freue ich mich, wenn ich ab und an einen meiner Schüler in der Amtstoga antreffe - oder gar höre, dass einer den Ritterring empfangen hat."


    Tatsächlich kam das gelegentlich vor, denn manche Familien in der Provinz hatten eine ähnliche Rittertradition, wie es Senatorenfamilien in Rom gab. Die Duccier etwa hatten einige Ritter gestellt - trotzdem war es schon geraume Zeit her, dass er so etwas erlebt hatte. Caius wäre ein Adept auf den Angustus Clavus gewesen, aber tragischerweise war er ja ermordet worden...

    Tatsächlich stand er bereit und hatte das richtige Utensil bereit. Daraus nahm der Pontifex ein paar Weihrauchkörner und warf sie auf den Foculus, der vor der Statue stand. Sofort verbreitete sich der wohlriechende Duft.


    "Wie der Weihrauch zum Himmel aufsteigt, so möge unser Gelübde aufsteigen und die Götter erreichen!"


    Nach einer kurzen, künstlerischen Pause ging es weiter. Nun war Divus Drusus an der Reihe, der ja ein besonderes Auge auf die mogontinischen Hauslegionen hatte.


    "O Manen des ewig siegreichen Nero Claudius Drusus Germanicus,
    des Lieblings der Götter,
    des Bruders des göttlichen Tiberius, Vaters des göttlichen Claudius,
    des Bezwingers der germanischen Stämme diesseits und jenseits des Stromes Rhenus!


    An der Spitze seines Heeres hat er die kühnen Sugambrer und Chatten, gar die aufmüpfigen Cherusker bezwungen und den Frieden und Wohlstand des Reiches bis an diesen Ort getragen. Dank seiner Macht stehen die Legionen bis heute hier und bewahren uns vor den plündernden Horden jenseits des Rhenus.


    Als Beschützer des Exercitus Germanicus geleitetet ihr im letzten Jahr unsere Legionen in den Krieg gegen den, der den Thron seines Sohnes geraubt hat und Unfrieden gestiftet hat im Imperium, das sein Bruder, sein Sohn und alle Divi Augusti errichteten. Ihr habt sie bewahrt vor Seuchen, vor Niederlagen und Meuterei!


    Nehmt als Dank diese kupfernen Münzen und diesen Wein als unsere demütige Gabe, bewahrt unsere Legionen in diesem gräulichen Krieg und schenkt dem wahren Augustus den Sieg, aufdass Frieden einkehre im Imperium! Möge unser Gebet aufsteigen mit dem Rauch dieses Altares!"


    Wieder wandte der alte Petronier sich nach rechts, diesmal Wein und Münzen erwartend. Dafür benötigte er natürlich nicht nur die Kanne, sondern auch die Patera, mit der den Manen des Drusus ihre Gabe angeboten werden musste, wie es der Ritus verlangte.

    Einige Zeit später war es so weit und die Zeremonie begann. Crispus hatte seinen Mantel abgelegt und trug nur noch eine langärmlige Tunica und die Toga eines Pontifex. Musik spielte, während die Zuschauer zusammenkamen und die Opferhelfer an ihre Positionen gingen. Dann war es so weit: Begleitet von einem Opferhelfer umrundete der alte Petronier den Schafbock, der dieses Jahr ohne Gelübde geopfert werden musste. Dann war alles bereit:


    "Heute, drei Tage vor den Nonen des Ianuarius, wie an dem Beginn eines jeden Jahres, rufen wir, die Pontifices, die Divi Augustus an."


    In Rom und in den richtigen Städten wurde an diesen Tagen der capitolinischen Trias geopfert, aber Mogontiacum war noch nicht einmal ein Municipium - stattdessen existierte hier die Tradition, die Divi Augusti anzurufen. Abgesehen davon ließ sich in diesem Jahr kein Gelübde einlösen - Palma herrschte noch kein Jahr, im letzten Jahr hatte man noch Valerianus geopfert, aber der war tot, sodass die Götter ihren Teil der Abmachung nicht erfüllt hatten und damit keinen Anspruch auf Gaben hatten. Also blieb nur die Setzung eines neuen Gelübdes.


    Vorher musste aber Kontakt mit den Göttern aufgenommen werden, außerdem hatte man sich für ein Dankopfer an Divus Drusus entschieden, da die Stadt trotz des Truppenabzugs bisher unbeschadet war. So erhob der alte Petronier die Hände und begann:


    "Ianus Pater, Tür zwischen den Welten, wir rufen dich!"


    Er drehte sich nach rechts, wo er hoffte, Asius mit der Acerra, dem Weihrauchkästchen bereitstehend zu finden.

    http://img818.imageshack.us/img818/7085/xanthos.jpg Meister Xanthos
    Ein Hauslehrer kam in der Regel nur zu Kindern reicher Eltern - dieser war dann in der Regel aber auch nicht ständig besoffen, sodass Xanthos vermutete, dass Pacatus eher irgendeinen dahergelaufenen Hilfsarbeiter meinte, der ihm Lesen und Schreiben eingeprügelt hatte.


    "Meine Schule ist sehr exklusiv, deshalb habe ich momentan nur zehn Schüler."


    Dass der Fremde allerdings keinen hinzufügen wollte, war natürlich etwas schade - Xanthos war zwar ein angesehener Grammaticus, aber auch ein solcher wurde nicht unbedingt reich, da musste man schon als Rhetor arbeiten. Als solcher war er aber sicherlich nicht geeignet.


    "Neugier ist gut, durch Neugier lernt man."

    http://img818.imageshack.us/img818/7085/xanthos.jpg Meister Xanthos


    Der Lehrer hörte Pacatus zu und kratzte sich am Kopf - die Verwunderung erschien ihm nicht allzu geeignet, denn Xanthos kannte diese Konstellation aus fast allen Städten, in denen er gelebt hatte. Zwar gab es auch in den Wohngebieten viele Schulen, wo die Mieten etwas niedriger waren, aber Meister Xanthos war ja immerhin eine angesehene Schule, die für die High Society Mogontiacums gut erreichbar sein musste...


    "Ich unterrichte die Kinder die Klassiker, Griechisch, Grammatik, Geometrie und Rechnen - kurz: ich bin ein Grammaticus."
    erklärte er. Nach kurzem Zögern fügte er hinzu:


    "Und - wenn ich das so sagen darf - scheinbar ein ganz guter. Hast du Kinder, die du zur Schule schicken möchtest?"

    http://img818.imageshack.us/img818/7085/xanthos.jpg Meister Xanthos
    Als Pacatus so neugierig in die Taberna lugte, saß Meister Xanthos gerade bei seinem selbstgekochten Mittagessen in der kleinen Wohnung hinter der Taberna. Trotzdem hörte er das Rufen - als Lehrer war er es gewohnt, scharf auf kleine Geräusche zu achten, um unaufmerksame Schüler sofort zu bemerken und zu tadeln.


    Deshalb erhob er sich überrascht - das war keine Kinderstimme - und kam in den Schulraum.


    "Ja, ich bin Meister Xanthos. Was kann ich für dich tun?" fragte er den Fremden mit dem dampfenden Eintopf in Händen.

    "Gut. Dann lass dir dort hinten vom Aedituus noch die passende Tunica und einen Lorbeerkranz geben. Danach kannst du gleich nachsehen, ob die Opfergaben alle in Ordnung sind - dort hinten auf dem Tisch steht die Acerra, der Gutus mit dem Wein und die Patera mit den Kupfermünzen."


    Eigentlich konnte an diesen Opfergaben nichts schlecht werden, aber Crispus wollte lieber auf Nummer Sicher gehen - nicht, dass am Ende die Gefäße nicht befüllt worden waren oder Ähnliches.


    Dann wandte der Pontifex sich dem Gespräch mit einem anderen Opferhelfer zu, der offensichtlich für das Opfertier - einen Eber - zuständig war.

    Gerade beobachtete Crispus, wie die letzten Girlanden aus Tannenzweigen am Tempelportal befestigt wurden. Sie würden dieses Jahr die einzige für die Zuschauer sichtbare Dekoration darstellen, denn eine Statue von Palma gab es in ganz Germania noch nicht - deshalb hatten die Pontifices einfach eine Genius-Statue genommen und diese zum Genius Augusti umgeweiht. Diese war allerdings nicht sehr groß und würde wahrscheinlich von den Opfernden verdeckt sein.


    Plötzlich wurde Crispus von dem jungen Discipulus angesprochen, den er von der Miliz kannte.


    "Natürlich, natürlich! Ich brauche noch jemanden, der mir die Opfergaben für das Voropfer reicht - kannst du das erledigen? Ich denke, du kennst dich aus, oder?"


    Sicherlich hatte Veranius nicht einen blutigen Anfänger geschickt, der keine Ahnung von öffentlichen Opfern hatte - trotzdem fragte der alte Petronier sicherheitshalber nach.

    Die Vota pro Salute Principis waren gewöhnlich ein Feiertag, der mit großem Pomp gefeiert wurde. Dieses Jahr war es allerdings ein klein wenig anders - zum einen herrschte Krieg, weshalb etwa die Legion und damit auch zahlreiche Angehörige und Marketender aus Mogontiacum nicht vor Ort waren und die Versorgungslage etwas angespannt war, zum anderen, weil nicht völlig klar war, zum Heil von welchem Princeps man denn nun opfern sollte. Trotzdem hatte man sich endlich dazu durchgerungen, diesen Feiertag nicht ausfallen zu lassen - allein, um zu demonstrieren, auf wessen Seite man im Bürgerkrieg stand.


    Während in Rom die Arvalbrüder diese Vota gelobten, mussten in den Provinzen andere Priesterkollegien dies übernehmen - in Mogontiacum eben die Pontifices, gemeinsam mit den Magistraten. Da sie das ganze aber sowieso organisieren mussten, war Crispus besonders früh aufgestanden und hatte sichergestellt, dass am Augusteum alles bereit war. Wegen der Kälte trug er noch seinen Militärmantel über der Toga, doch später würde er diesen ablegen müssen, denn er war auserwählt worden, das Opfergebet zu sprechen.


    Vorher galt es aber, das Opfertier nochmals anzusehen und den Aedituus wegen der Opferhelfer zu befragen - normalerweise assistierte ihm sein Sohn Lucius, aber bei kommunalen Opfern (und dieses war das erste, das Crispus als Pontifex leitete) genügte natürlich nicht ein popeliger Minister.

    Es meldeten sich einige der Jungs mit Schwertern, dazu ein paar von denen, die keines besaßen. Dabei registrierte der alte Petronier, dass manche schlicht die Hand hoben, andere gleich durcheinanderriefen.


    "Silentium*!"


    brüllte er deshalb und das Gerede brach ab.


    "Meldungen in Zukunft durch Handzeichen!"


    Dann sah er in die Reihe und deutete auf diesen Asius und den jungen Duccier, der es erstaunlich schnell vom Horreum wieder hierher gebracht hatte. Da war offenbar jemand motiviert!


    "Liegt alles bereit, Optio Duccius?"


    fragte er den jungen Rekruten wegen seines Auftrags - nach der kleinen Demonstration würden sie geschlossen zum Lager marschieren und sich ausrüsten. Vorher wollte er den Milizionären aber noch die kleine Show bieten, auf die sie aufbauen würden. Deshalb holte er zwei Holzgladii hervor, die er am Morgen noch aus dem Horreum mitgenommen hatte. Ursprünglich war geplant gewesen, einen kleinen Schaukampf zwischen Lucius und ihm vorzuführen, aber so war es auch in Ordnung.


    "Ich habe hier zwei Holzschwerter, an denen ihr mal 'was vormachen dürft! Bringt euch nicht um damit!"


    Damit reichte er die beiden Waffen an die Erwählten weiter und wartete, was ihm da geboten wurde.

    Sim-Off:

    * Ruhe!

    Seine Optiones wuselten los und machten sich daran, die Meldungen abzuzählen, wobei sie allerdings scheinbar unterschiedliche Techniken anwandten. Am Ende konnte man aber nicht wirklich sagen, wer schneller damit fertig war. Das Ergebnis bewahrheitete, was Crispus befürchtet hatte: die meisten seiner Rekruten hatten noch nie ein Schwert in der Hand gehabt - aber dafür waren sie ja hier.


    "Da kommt ja viel Arbeit auf mich zu!"


    kommentierte er das Ergebnis.


    "Optio Duccius, lauf' zum Horreum und gib dem Zuständigen dort Bescheid, dass wir die Anzahl an Schwertern brauchen! Und 160 Helme! Abmarsch!"


    Dann sah er wieder auf seine Gesamt-Truppe.


    "Ihr bekommt solange ein paar Informationen zum Zuhören! Zum ersten: Ein Gladius wird normalerweise mit einem Scutum eingesetzt und das mit gutem Grund! Wer nur zusticht, braucht Deckung - diesen Luxus werdet ihr nicht haben! Ihr werdet aber auch nicht in Formation kämpfen, sodass ihr ausweichen könnt! Deshalb werden wir uns auch nicht mit irgendwelchen Schattenkämpfen gegen Pfähle aufhalten, sondern direkt aufeinander losgehen! Sinnvoll ist es, einen Dolch dabeizuhaben, mit dem man gegnerische Schläge parieren kann!


    Aber auch hier gilt: Angriff ist die beste Verteidigung! Und zwar dahin, wo's wehtut! Will heißen: ins Auge, in den Hals, in den Magen, auf den gegnerischen Schwertarm. Wer ordentlich Kraft hat, kann auch auf die Brust stechen, aber wenn da zu wenig Entschlossenheit im Spiel ist, rutscht man an den Rippen ab! Bei weniger entschlossenen Zeitgenossen geht das aber immer - da ist's generell egal, die werden schon eingeschüchtert, wenn sie ihr eigenes Blut sehen."

    "Na also! Doch kein Theoretiker, was?"


    bestätigte der Alte und nickte. Dann ging er weiter und überlegte. Formal war damit wahrscheinlich alles gesagt - außer:


    "Genau so verhält sich ein Soldat: Er befolgt die Anweisungen, diskutiert nicht und verliert kein unnötiges Wort! Wenn ihr einem Randalierer oder Strauchdieb mit Diskussionen kommt, wird er euch nicht ernst nehmen! Wir sind nur eine kleine Truppe, das heißt: Erst schlagen, dann fragen! Mit einen Eingeschüchterten werdet ihr leichter fertig werden, er wird eure Befehle befolgen und parieren!"


    Dann zog er sein Schwert.


    "Kommen wir also zum nächsten Punkt: Wenn der Gauner sich nicht einschüchtern lässt, gibt's was auf die Fresse! Ihr werdet alle ein Schwert erhalten, außerdem rate ich euch für leichtere Fälle Knüppel.


    Der Gladius das römische Standard-Schwert. Wer noch kein eigenes Schwert besitzt, wird sich aus den Beständen der Legion eines leihen können, ebenso wie einen Helm und vielleicht noch eine Rüstung. Aber zurück zum Schwert:


    Der Gladius ist eine Stichwaffe. Damit wird also nicht groß herumgefuchtelt, sondern zugestochen - und zwar gezielt und mit voller Kraft! Ihr werdet staunen, wie viel Kraft man braucht, um mit so einer Waffe tief ins Fleisch zu stoßen - falls ihr nicht zufällig Metzger seid.


    Wer braucht alles ein Schwert?"


    fragte er dann in die Runde und erwartete Handzeichen, selbst wenn er es nicht ausdrücklich sagte. Dann drehte er sich zu Callistus:


    "Optio Duccius, du notierst!"

    Nach der Anwesenheitskontrolle begann der alte Veteran sofort mit der Ausbildung. Zuerst stand - wie auch bei den Legionären, die sonst hier trainierten - die Formalausbildung mit Grüßen, Marschieren, auf dem Programm. Obwohl die Miliz dies theoretisch nicht benötigte, legte Crispus großen Wert auf zackiges, militärisches Auftreten - bestimmtes und einschüchterndes Auftreten sollte etwaige Aufrührer beeindrucken, ehe es überhaupt zum Waffeneinsatz kam. Auch einige Fitness-Übungen ließ er seine Rekruten machen, dann war das Fechten an der Reihe:

    "Eine gute Idee!"


    stellte Crispus zufrieden fest und sah zu, wie der Domitier die kleinen Opferstatuetten hervorholte - er war offensichtlich ein götterfürchtiger Mann, was wiederum für ihn sprach.


    Seinem eigenen Drang, Octavena bei der Gelegenheit noch ein bisschen zu bearbeiten, widerstand er - er überlegte, selbst als Pontifex zu kandidieren, da würde es ziemlich blöd aussehen, wenn er während einem Opfer nicht den Rand halten konnte...

    Tief im wilden Germanien standen die Dinge offensichtlich etwas anders als hier im relativ zivilisierten Mogontiacum - aber deshalb kamen Leute wie Asius ja hierher. Und Mercurius war tatsächlich keine schlechte Option.


    "Mercurius ist eine gute Wahl - du kennst sicherlich das Heiligtum draußen in Fontanetum*."


    warf er ein - dort dienten sogar mehrere Aeditui, sodass die anderen vielleicht vorerst ein Auge auf ihn haben konnten. Dass er allerdings überhaupt nichts besaß und sich nicht einmal Kleinvieh für ein Opfer leisten konnte, schränkte seine Chancen schon wieder etwas ein...


    "Naja, die Händler bringen ihre Opfer normalerweise lieber selbst dar..."


    Immerhin war es Brauch in der römischen Religion, dass jeder sein eigener Priester war - nur im Interesse des Staats wurden Staatspriester aktiv.


    "Du müsstest dir schon irgendwo selbst Geld leihen... Außerdem sähe es wohl nicht gut aus, wenn ich einem wildfremden, obdachlosen Mann die Sorge um unsere Kultstätten mit ihren kostbaren Opfergaben anvertraue...


    Ehrlichgesagt wäre es mir lieber, wenn du vorerst als Discipulus anfängst. Da könnten wir nochmal sehen, ob du dich genug mit den Gepflogenheiten hier in Mogontiacum auskennst - was ja recht wichtig wäre - und du könntest auch ein kleines bisschen Geld für Essen und eine Unterkunft verdienen. Wenn du sparsam bist, kannst du dir auch noch ein bisschen was beiseitelegen, bis du dir ein Opfertier leisten kannst..."


    schlug er schließlich vor, da er dem Fremden doch nicht so ganz zutraute, dass er sich mit den Dingen hier in Mogontiacum wirklich auskannte - woher auch, wenn er aus dem wilden Germania kam?


    "Wenn du direkt als Aedituus einsteigen willst, müsstest du das Geld schon selbst aufbringen..."

    Sim-Off:

    * Das Heiligtum im heutigen Mainz-Finthen war wohl von überregionaler Bedeutung. Dort wurden Merkur und Rosmerta, seine gallische Kultbegleiterin, verehrt. Es liegt ca. 1,5 Stunden vor den Toren des Legionslagers.