Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Für den Alten waren diese juristischen Spitzfindigkeiten ähnlich unverständlich wie für Massula. Die Begründung von Labeo überzeugte ihn ebenfalls nicht - seines Erachtens nach war es ein einfacher Flüchtigkeitsfehler des damals amtierenden Duumvirn gewesen, Mathayus für den Vicus Navaliorum zuzulassen. Er selbst hatte natürlich keinen Grund gehabt, das anzuzeigen - immerhin war Mathayus sein Klient!


    "Also ich finde den alten Text klar und den neuen auch, so wie Domitius es sagt. Vielleicht war das ein kleiner Flüchtigkeitsfehler der Duumvirn?"


    konnte er sich aber doch nicht verkneifen.

    Sim-Off:

    Mir fällt gerade auf, dass wir ein kleines Zeitebenen-Problem haben - wenn Marsus noch Duumvir ist, ist Mathayus noch nicht Magister Vici ;)

    Bei den angenehmen Pflichten des Lebens musste Crispus wieder an etwas anderes denken - er war ja mit Octavena hierher gekommen, um sie Marsus vorzustellen. Einen Moment war er versucht, den Duccier direkt und unverblümt anzusprechen, ob er noch nach einer Frau suche. Das kam ihm aber doch etwas plump vor - wahrscheinlich hätte Mathayus, der Meister des zielgerichteten Smalltalk, dann lauthals ausgelacht.


    Schließlich entschied er sich für eine Möglichkeit, den Senator einzubinden, ihn an seine eigentlichen Treuepflichten zu erinnern und das Thema in die richtige Richtung zu lenken. Tatsächlich hatte Gunda ihn nämlich vom Markt her mit der Information versorgt, dass der Aurelier verheiratet war. Wenn er danach gefragt würde, würde Octavena und die Magonidinnen vielleicht wieder etwas sicherer sein...


    "Apropos angenehme Pflichten - bist du eigentlich verheiratet, Senator Aurelius Lupus?"

    Erleichtert gab der alte Petronier seine Stimme ab:


    :dafuer:


    Dann kam der nächste Punkt, den Crispus inzwischen aus eigener Anschauung kannte - Lucius bekleidete dieses Amt ja zur Zeit. Dabei war ihm aufgefallen, dass seine Formulierung eigentlich nichts über die Aufgaben des Magister Vici sagte - nur seine besonderen Rechte wurden erwähnt.


    "Ich habe nochmal über den Absatz nachgedacht und mir gedacht, dass man noch ein bisschen genauer auf die Aufgaben der Magistri Vici eingehen sollte.


    Mein Vorschlag: Wir hängen noch einen Satz an, zum Beispiel:


    Sie haben das Recht und die Pflicht, für ihr Vicus den Lares Vicani zu opfern und in ihrem Vicus nach dem Willen der Duumviri und Aediles für die Durchsetzung der Decreta Decurionum zu sorgen.


    Das wird klar, dass sie auch an der Verwaltung beteiligt werden können und im Auftrag der Duumviri für Ordnung sorgen. Was meint ihr?"


    Er hat das Recht und die Macht, die Stadtkasse nach dem Willen der Duumviri

    Natürlich ließ es sich der alte Petronier nicht nehmen, den Durchzug der beiden Legionen zu beobachten. So stand er gemeinsam mit seinem Sohn und ein paar Veteranen-Freunden an der Via Praetoria, gegenüber des Statthalterpalastes, und beobachtete, wie sich die Lawine aus Stahl und Fleisch an ihm vorbeizog. Eine solche Truppenansammlung hatte er während seiner ganzen Dienstzeit nicht gesehen, denn in den Krieg waren sie ja nie gezogen. Zwei ganze Legionen brauchten wirklich unendlich lange, bis sie in Viererreihen ihren Weg durch die Stadt gebahnt hatten...

    Die Sache mit der Pflicht erinnerte den alten Petronier daran, dass er ja noch sein Opfer für Flora darbringen musste - sonst würden seine Felder am Ende nicht gedeihen. Allerdings war es wohl unhöflich, den worthülsenspeienden Senator so prompt zu verlassen.


    "Naja, das Wetter könnte besser sein..."


    gab er deshalb von sich, ohne zu ahnen, dass er beiweitem nicht der Erste war, der vor dem Aurelier das Wetterthema anschnitt.

    Crispus zuckte mit den Schultern.


    "Kommt d'rauf an. Wenn die ganze Legion abzieht, wohl nicht. Er muss ja die Legion versorgen und das Lager in Ordnung halten, auf dem Marsch also auch das Marschlager..."


    Zumindest war es zu seiner Zeit so gewesen...


    "Aber irgendjemand wird schon hier sein und die Vorräte der Stammbelegschaft verwalten... wahrscheinlich der Kommandeur oder irgendein Lakai von ihm."


    Das hing wiederum davon ab, wie groß die zurückgelassene Belegschaft war... von einem Tribun bis zu einem Centurio war alles drin...


    Dass man ihn als Primipilaris präsentierte, machte Crispus ein wenig stolzer und er stemmte die Hände in die Hüfte, sodass man die Armillae sehen konnte, die Lucianus ihm damals verliehen hatte. Tatsächlich war seine Leistung für das Imperium etwas, auf das er stolz war und das er durchaus mit den Leistungen eines Senators für vergleichbar hielt. Trotzdem musste er natürlich etwas zurückgeben.


    "Naja, ohne den Senat hätten wir niemanden, der uns sagt, vor wem!"


    anwortete er daher, doch der Aurelier machte sich auch schon über die Damenwelt her. Wie er dabei vorging, machte den Alten allerdings ein bisschen misstrauisch - er trug ziemlich dick auf und als erfahrener Freund von Schürzenjägern hatte er schon eine Befürchtung, worauf das abzielte. Dass er keine ernsthaften Absichten hegte, war schließlich klar - ein Senator lag etwa ähnlich weit außer Reichweite für einen Provinz-Decurio wie Crispus es war wie der Göttervater persönlich.


    Aber bevor er sich weiter mit Octavena aufhielt, waren auch schon Mathayus' Töchter an der Reihe, die sich beide auf ihre Art etwas dumm anstellten - Nicaea, indem sie herumdruckste wie ein kleines Mädchen, Sicca, indem sie sich anbiederte wie eine zwei-As-Hure...

    Gedankenverloren nickte der Alte - Massula wollte sicherlich noch weiter hinaus, nachdem er jetzt schon das Bürgerrecht erhalten hatte...


    "Naja, wir werden uns mit dem Krieg arrangieren müssen. Vielleicht braucht die Legion dann wenigstens ein paar mehr von meinen Tunicae und ich kann ein bisschen Gewinn daraus ziehen..."


    versuchte er dem ganzen noch etwas Gutes abzugewinnen.

    "Naja, das wird er auch schnell merken, dass er falsch liegt!"


    bemerkte Crispus und lächelte in die Runde - auf so eine abstruse Konstruktion wäre nicht einmal er selbst gekommen. Zum Glück zog Massula seine Einwände aber wieder zurück, sodass sie hoffentlich zum nächsten Teil des Entwurfes kommen konnten - der Aedil-Abschnitt war wirklich zu Genüge diskutiert worden!

    "Ich versteh' wirklich nicht, warum Massula so überzeugt ist. Ich meine, er ist doch eher einer von uns, er hat ja nichts davon, ob der Kaiser jetzt Caius oder Quintus heißt..."


    fuhr der Alte unbeeindruckt von den Warnungen über eventuelle Vorsicht fort. Er hatte ja nicht behauptet, dass er diesen Salinator unterstützte und ein wenig Indifferenz in Bezug auf eine Sache, die man ihm nicht vernünftig erklären konnte, war ja wohl erlaubt...

    Der Duccier begrüßte alle freundlich und gut gelaunt - was den alten Petronier wieder daran erinnerte, dass er vielleicht wirklich keinen schlechten Schwiegersohn abgeben würde. Dann aber ging sein Blick mit einer Mischung aus Unterwürfigkeit, kommunalen Selbstbewusstseins und Neugier hinüber zu Lupus.


    "Ave, Senator Aurelius. Es ist mir...eine Ehre."


    grüßte er den wichtigen Mann aus Rom. Einen Augenblick überlegte er, noch einmal alle vorzustellen. Aber wahrscheinlich hatte der Senator es sowieso gehört.

    "Achso! So ist das gemeint!"


    erwiderte der Alte ein wenig erstaunt - er hatte die Formulierung tatsächlich ganz anders aufgefasst. Das bedeutete aber vermutlich, dass der Vorschlag so auch unklar war.


    "Dann würde ich aber "gegen das Municipium" sagen. Das macht es, glaube ich, ein bisschen klarer, was gemeint ist."

    Was Taurus da unterbreitete, war wirklich ein wenig absurd - die Civitas sollte Söldner anwerben? Er hatte immer angenommen, dass die römische Ordnungsmacht es nicht schätzte, wenn größere bewaffnete Gruppen sich auf ihrem Territorium tummelten. Ein wenig Sicherheitspersonal vielleicht, aber eine ganze Truppe, um eine Stadt zu verteidigen?


    Auch die Bemerkung über Zahlen machte ihn nicht sehr glücklich - das klang verdächtig danach, als wäre es auch nicht so schlimm, wenn der Aggressor das "ernste Problem" löste...


    "Werden jetzt richtige Truppen in Mogontiacum stationiert bleiben oder nicht?"


    fragte er deshalb noch einmal genau nach.

    "Ja, Mogontiacum wäre besser! Damit die Leute auch sehen, dass wir die Banditen erwischt haben!"


    warf Crispus ein. Dass der Tempel noch nicht umgebaut war, war dagegen nicht besonders erfreulich - aber wahrscheinlich würde es sowieso noch zigmal hin- und hergehen und der Tempel existierte ja bereits und hatte hoffentlich schon einen Keller...

    Er deutete auf die kleine Gruppe etwas weiter unten. Im Dunkel der Nacht konnte man Marsus erkennen, dazu ein paar Togaträger - einer von ihnen musste der Senator sein.


    "Wir können's versuchen! Sie sind mit Duccius Marsus hier und den sollten wir ja auf jeden Fall begrüßen..."


    erklärte er Nicaea seinen Plan, dann zog er auch schon los. Kurz darauf war er bei der Gruppe angekommen, um die sich scheinbar halb Mogontiacum scharte. Unter anderem entdeckte er Massula und einen Togaträger, der - wie er schon von dem Gerede auf der Straße wusste - wohl ein Duccier war, der hoch hinaus wollte. Duccius...Vacca oder so ähnlich. Die Fischhändlerin auf dem Forum hatte gesagt, dass er kurz vor der Ernennung zum Senator gestanden hätte, dann aber die falsche Seite gewählt hatte...


    "Duccius Marsus, salve. Ich dachte, ich komme 'mal vorbei. Meine Nichte Octavena kennst du ja schon. Und meinen Klienten Mathayus und seine Töchter auch, oder?"


    stellte er seine Begleitung vor und riskierte einen Blick auf den unbekannten Mann, dessen prunkvolle Aufmachung andeutete, dass es sich bei ihm um den berühmten Senator handelte...

    Solche Versetzungen kamen tatsächlich gelegentlich vor - wenn es irgendwo brannte und Verluste ausgeglichen wurden, griff man gern auf Leute frisch von der Grundausbildung zurück - die hatten meist noch nicht so enge Bindungen an ihren Standort und waren auch nicht so teuer zu ersetzen. So nickte der Alte verständnisvoll, ehe er auf die Kaiserfrage zurückkam.


    "Ja, man muss wohl auf's richtige Pferd setzen. Aber ich war leider immer schlecht im Glücksspiel..."


    ...was ihn natürlich nie davon abgehalten hatte, es zu praktizieren!


    "Ich kann es überhaupt nicht abschätzen - zwar sind die germanischen und syrischen Verbände ziemlich stark, aber die Donaulegionen sind auch nicht zu verachten. Und ich fürchte, dass die Aussicht auf Donativa beide Seiten ihre Brüderlichkeit mit den anderen Legionären vergessen lassen wird. Die römische Armee trimmt ihre Männer auf Gehorsam, unabhängig von irgendwelchen Loyalitäten und die Offiziere scheinen hinter den jeweiligen Kommandeuren zu stehen..."


    gab er dann zu bedenken. Je mehr er darüber nachdachte, desto trauriger machte ihn diese Bürgerkriegssituation...


    "Ich frage mich wirklich, ob es all das wert ist. Ich meine - was interessiert es mich oder irgendeinen kleinen Legionär, wer jetzt Kaiser ist? Mag sein, dass dieser Salinator ein Betrüger ist, aber geht es deswegen den Leuten unter seiner Herrschaft schlechter? Bisher hat er jedenfalls keine dummen Sachen gemacht - soweit ich das beurteilen kann..."

    Sim-Off:

    Sry, ich hatte Angst, dass der Statthalter einfach abreist und wir keine Zeit hatten, unsere Gesandtschaft zu ihm zu schicken o.ä. :(


    "Ja, das wäre gut. Vielleicht kannst du ja selbst auch Teil der Gesandtschaft sein..."


    gab Crispus zu bedenken - vielleicht war ein offizieller Bittgang besser als Gerede hinter den Kulissen. An offizielle Abmachungen würde Modestus sich wenigstens halten müssen...

    Zitat

    Original von Mathayus Magonidas
    Mathayus strich seine Kleidung glatt und ärgerte sich fast ein wenig nicht sein bestes Stück angezogen zu haben. Immerhin würde auch ein Senator da unten sein. Andererseits wären die feinen Stoffe bei diesem Wetter wahrscheinlich eh versaut wenn sie unten angekommen wären.


    "Ja das ist eine gute Idee. Deine Ziehtochter müsste ja auch irgendwo da unten sein so dass man sie eventuell dazu holen kann um sie vorzustellen wenn sich das erste Gespräch gut entwickelt."


    Crispus hielt schon nach seiner Nichte Ausschau - und entdeckte sie an der Seite Nicaeas - offensichtlich hatten sie sich mit einem jungen Soldaten unterhalten. Mit einem Wink lotste er sie herbei und ging in ihre Richtung.


    "Da hinten, nehmen wir sie gleich mit."


    schlug er Mathayus vor und war auch schon unterwegs. Ein paar Schritte weiter hatten sie die beiden Mädchen erreicht - offensichtlich tuschelten sie gerade über Mädchen-Sachen...


    "Petronia, Nicaea - gut, dass ihr hier seid! Hättet ihr Lust, mal einen echten Senator kennen zu lernen?"


    fragte er die beiden mit einem Lächeln - mit solcher Prominenz konnte er hoffentlich die Neugier der Mädchen wecken...

    Der alte Petronier staunte nicht schlecht, als er einen Träger des Latus Clavus entdeckte - Statilius Taurus war, soweit er gehört hatte, Tribun bei der VIII. Einer seiner Freunde, ein alter Veteran der Augusta, hatte ihn darüber auf dem Laufenden gehalten. Dass er nun für die ganze Provinz verantwortlich war, war überraschend...


    Offensichtlich waren Crispus' Worte bei ihm nicht so gut angekommen - obwohl der Petronier extra versucht hatte, ein Wort zu wählen, das nicht verfänglich war. Zum Imperator hatten sie Salinator ja zumindest am Danuvius ausgerufen - nur hier eben jemand anderen. Aber viel interessanter war, was er über die Pläne des Statthalters verriet:


    "Inwiefern Selbstverteidigung? Sollen wir Milizen aufstellen? So eine Art Vigiles?"


    Er musste ein bisschen amüsiert daran denken, dass Mogontiacum seine Vigiles erst vor kurzem aufgelöst hatte - aber sie hätten wohl ebensowenig Nutzen gehabt wie das, was der Statthalter plante. Gegen einen echten Angriff der Barbaren hatten nur ausgebildete Soldaten eine Chance, keine zusammengerufenen Handwerker und Krämer...