Beiträge von Iason

    Iason sah verwundert dem fremden Mann nach, der das Officium verließ und schlüpfte rasch hinein, bevor die Tür zufiel.
    "Es gibt wieder Post, Herr!" sagte er und wedelte dabei mit dem Brief in seiner Hand.
    Dann gab er Varus den Brief


    An Titus Petronius Varus
    Casa Petronia
    Tarraco, Regio Hispania Tarraconensis
    Provincia Hispania


    Crispus familiam suam s.p.d.
    ich freue mich, dass die Gens wieder zusammenfindet! Grüß alle von mir - besonders Livia und meinen Vater. Aber zuerst zum meinen Angelegenheiten:
    Die Ausbildung ist in vollem Gange. Vermutlich werde ich die nächsten Monate keinen Urlaub bekommen - halte also Arria noch etwas hin großes Grinsen .
    Ich habe festgestellt, dass Colonia Claudia Ara Agrippensium ein recht verschlafenes Nest ist, aber im Castrum werde ich immer heimischer.
    Gestern hat uns der Centurio sogar in eine Taberna eingeladen! Ich überlege, ob ich ihn nicht frage, ob er mein Patron werden will. Er stammt aus einer patrizischen Gens und scheint, Klienten zu suchen. Außerdem wird ein Offizier als Patron für einen einfachen Soldaten auch recht nützlich sein...
    Würdest du mir für ein derartiges Gesuchen deinen Segen geben?
    Ach ja: Mela entwickelt sich prächtig. Scheinbar hat seine Ausbildung in Rom viel genützt! Er gehört zu den Besten, glaube ich!
    Aber trotz all der schönen Dinge: Das Wetter hier ist unerträglich. Ich sehne mich jetzt schon zurück nach der wärmenden Sonne Hispanias.


    Grüße Vater, auch im Namen Melas. Sobald ich die Erlaubnis dazu bekomme, werde ich euch besuchen!


    Valete,


    Marcus Petronius Crispus
    Castrum Legionis IX Hispaniae
    Germania


    Iason sah ihren verstörten Gesichtsausdruck. Hatte er etwas falsch gemacht?
    Schnell nahm er seine Hände zurück, trat wieder zurück und blickte etwas beschämt zur Seite. Er räusperte sich...
    "Also...ähm...ich meine...hm."
    Er verstummte und kratzte sich am Kopf.
    "Ich sollte mich wohl lieber wieder an die Arbeit machen!"

    Plötzlich legten sich seine Hände fast wie von selbst auf Turias Schultern und er trat noch einen Schritt auf sie zu und blickte ihr tief in die Augen
    "Doch, du hättest es wirklich verdient! Ich würde sofort meine Freiheit für die deine geben!"
    Iason war über seine Handlung selbst etwas überrascht, aber irgendwie hatte er trotzdem ein gutes Gefühl bei der Sache...

    "Ja, wenn ich einmal alt bin und der Herr mich nicht mehr durchfüttern will...Eher sollten sie dich freilassen - du hast zu allen Herren ein gutes Verhältnis!"
    Dann traf ihn eine ungeheuerliche Vermutung: Hatte er sich etwa verliebt?
    Diese Idee warf ihn völlig aus der Bahn. Sofort drängten sich ihm zahlreiche neue Fragen auf: Wäre das gut? Was würde sie davon halten? Und überhaupt???

    Ihre Berührung rief ein Kribbeln durch seinen Körper hervor.
    "Ja, aber wenig, was einem Haussklaven nützt..."
    Wieder näherte er sich ihr etwas...

    Iason stellte plötzlich fest, wie nahe er vor Turia stand und ging leicht schockiert einen Schritt zurück.
    "Ja, du kannst einfach gut mit anderen Menschen umgehen! Ich werde das wohl nie können...ich bin eben doch ein Mann." er lächelte etwas

    Iason machte unbewusst einen Schritt auf Turia zu. Irgendwie war er plötzlich etwas durcheinander...
    "Ja...das verstehe ich auch nicht - sie ist ja wohl wirklich nett..."
    ...aber nicht so nett wie Turia...

    Iason stellte seinen Eimer ab und ging trat etwas näher an sie heran. Er blickte sie nachdenklich, fast trübselig an
    "Naja, ich weiß garnicht mehr genau, wie es dazu gekommen ist...ach ja, sie hat gemeint, ich hätte nichts gegen Iason unternommen und dann kam es eben zum Streit. Ich wollte sie zur Vernunft bringen - sie kann nicht ständig gegen die Herrschaft arbeiten! Aber sie hat nur gemeint, ich soll mich nicht so aufspielen - dabei will ich nur unser aller Bestes! Cinna hat ja gesagt, dass, falls Miriam wieder Dummheiten macht, wir alle dafür bezahlen - ich...und du..."
    Als Iason seinen Bericht beendet hatte, war er überrascht, wie offen er war...

    Iason sah sich um, wer ihn da rief. Aber eigentlich ahnte er es schon wegen der Stimme. Und tatsächlich: Turia! Gerade hatte er an sie gedacht! Ob das Schicksal war?
    "Ja, Turia? Was bringt dich denn dazu, den Stall aufzusuchen?"
    Er wusste, dass Turia kein Pferdefan war...war sie etwas extra wegen ihm gekommen?

    Iason ging hinein und begrüßte die Pferde mit ein paar Streicheleinheiten. Dann holte er Wasser und begann, die Pferde zu waschen und zu striegeln. Sie quittierten es mit stiller Dankbarkeit - so kam es Iason zumindest vor.
    Immer wieder kehrten seine Gedanken zu dem Streit zurück. Er spielte sich auf? Er wollte doch nur das Beste für alle! Stets hatte er versucht, seine Mitsklaven zu beschützen. Er hatte Miriam sogar bei Arria gepflegt, obwohl das sicherlich eher eine Aufgabe für eine weibliche Sklavin gewesen wäre. Er hatte ihr Blut aufgewischt - keine besonders schöne Aufgabe! Und doch stieß ihm bei Miriam stets Undank entgegen, geradezu Verachtung und Feindseligkeit.
    Turia hingegen war viel besser. Sie war immer nett - auch wenn er es manchmal nicht war...sie brachte ihn immer zum Lachen und heiterte ihn auf, wenn er schlecht gelaunt war. Sie kam mit jedem gut zurecht, sogar mit den schlimmsten Barbaren...

    Nach einiger Zeit hatte er sich wieder etwas beruhigt. Sicher würde Varus sie beschützen, wenn Miriam Ärger machte. Letztendlich konnte es ihm ja egal sein, wie viel Strafen sie bekommen würde...er ging zu den Stallungen, um die Pferde zu versorgen. Pferde waren wenigstens friedlich, sie machten keinen Unterschied zwischen Sklaven und Freien und beschwerten sich nicht ständig über ihr Schicksal...

    Iason trat in das Atrium. Noch immer brannte sein Zorn über Miriam in seiner Brust. Sie war einfach...egoistisch und uneinsichtig! Als ob es IHM Spaß machte, den Launen Cinnas zu gehorchen! Vor lauter Wut konnte er nicht einmal weiterarbeiten. Darum lief er etwas auf und ab.

    Iason sah sie geringschätzig an. Fast wünschte er ihr den Tod....
    "Na, dann ist ja alles prima. Solange es dir gut geht - oder vermeintlich gut geht - , ist es ja egal, wenn andere dafür bezahlen! Und wenn ich nicht der wäre, der dafür bezahlt, wäre es mir auch egal!"
    Iason stand auf und ging voller Zorn auf Miriam zur Tür. Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen ging er und schlug die Tür hinter sich zu, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben.

    "Oh ja, mein Traum: Ich wollte schon immer vogelfrei sein! Und dann vielleicht Straßenräuber werden? Oder doch lieber den Rest des Lebens in der Gosse verbringen, ständig auf der Hut vor Soldaten?"
    Sie hatte offenbar wirklich sehr romantische Vorstellungen! Er hatte schon gesehen, was mit entlaufenen Sklaven passierte! Eine Auspeitschung war ein Dreck dagegen. Aber er hatte keine Lust mehr, sich mit diesem Sturkopf herumzuärgern.

    Natürlich, leere Drohungen! Sehr effektiv!
    "Dann verschwinde doch! Ich werde dir nicht nachtrauern, wenn Turia und ich den Zorn Cinnas fühlen müssen!"

    Iason fragte mit einem unverkennbaren Sarkasmus in der Stimme
    "Was willst du denn tun? Willst du ihn oder sein Weib oder mich vielleicht im Schlaf erdrosseln? Oder sie verhexen? Du tust gerade so, als hättest du ihm irgendetwas entgegenzusetzen!"
    Langsam kam wieder etwas Mitleid - sie war wahnsinnig! Sie lebte offensichtlich in einer Traumwelt und war sich ihrer Situation nicht bewusst!

    "Oh doch, Cinna IST mein Herr! Du hast gesehen, dass Varus ihm freie Hand gelassen hat. Ich fürchte, unser Herr ist nicht gewillt, einen weiteren Streit mit seinem Bruder zu riskieren wegen ein paar ungehorsamen Sklaven! Und abgesehn davon: Ich bin vielleicht ein Sklave - aber ich stürze zumindest nicht wegen meines Dickkopfs andere ins Unheil!"

    "Oh ja, guter Plan! Du kannst es ja nicht wissen, aber Cinna hat uns allen gedroht, falls du wieder Dummheiten machst! Vielleicht ist es dir um MICH nicht schade, aber er wird auch Turia etwas antun! Und das werde ich NICHT zulassen!"
    Miriam war vollkommen wahnsinnig. Er hatte es schon immer gedacht. Aber jetzt wollte sie das ganze Gesinde ins Unglück stürzen!