Beiträge von Iason

    Iason hatte sich auf dem Weg überlegt, noch einmal zu Rias Grab zu gehen - wer wusste schon, wann er sie wiedersah?
    So verließ er die Stadt auf der Gräberstraße, vorbei an einem monumentalen Mausoleum, das den Tiberiern gehörte und vielen anderen. Zwischen zwei Mausoleen führte ein schmaler Trampelpfad, dem Iason folgte. Schweigend betrachtete er die Gräber, die Teils reich verzierte Grabsteine hatten, teils nur ein einfacher, grasbewachsener Hügel waren. Hier und da war auch ein frischerer Hügel zu sehen.
    So ging er weiter, bog ab, ging wieder ein Stück, bis er schließlich in der letzten Grabreihe zu einem relativ frischen Grabhügel kam. Er war schon eingesunken, aber man sah, dass er noch nicht zugewachsen war. Auf einer Holzlatte, die Iason angebracht hatte, stand "Turia" in griechischen Buchstaben.
    Beim Anblick des Grabes ließ der Sklave sich auf die Knie fallen und langsam, aber sicher bildeten sich Tränen in seinen Augen. Er hätte es nie erwartet, dass Turia so schnell von ihm ging, aber nun hatte sie es getan. Er hatte gedacht, er hätte es überwunden - aber er hatte nicht!
    Nach einer Weile stillen Weinens holte er aus seinem Bündel etwas Brot hervor und legte es auf das Grab. Zumindest so etwas ähnliches wie ein Opfer...
    Schließlich wandte er sich um und ging von dannen...



    Bis er zu den Mausoleen zurück kam. Dort stand plötzlich ein seltsamer Kerl - überaus hässlich, aber sehr kräftig gebaut.
    "Und, schön getrauert?" fragte er mit einem spöttischen Blick.
    Iason sagte nichts und versuchte, einfach weiterzugehen. Sicher ein Betrunkener...
    Doch der Typ packte ihn an der Schulter und sah ihn mit einem bösen Blick an
    "Wohin so eilig? Bist du auf Durchreise?"
    Iason nahm seine Hand und riss zu von seiner Schulter.
    "Ja, mein Schiff wartet!" sagte er mit hartem Ton.
    Ein Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des hässlichen Kerls
    "Ausgezeichnet! Dann hast du sicher ein paar Sesterzen da! Gib sie mir, wenn du am Leben bleiben willst!"
    Iason war überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, auf dem Friedhof auf ein paar Banditen zu treffen.
    "Lass mich in Ruhe!"
    Er ging einfach weiter, um das Mausoleum herum. Doch dann blieb er stehen: Vor ihm bauten sich zwei andere Männer auf. In der Hand hatten sie Dolche. Hilferufen würde nichts nützen - die Stadt war ein ganzes Stück entfernt! Nun war er eingekesselt, denn der Bandit hinter ihm war ihm gefolgt und hatte einen schweren Knüppel gezogen.
    "So, Freundchen, jetzt her mit dem Bündel!" fuhr er Iason mit einem bösen Grinsen an.
    Der Sklave wusste nicht, was er tun sollte. Die Männer waren in der Überzahl und bewaffnet. Er hatte keine Chance. Also nahm er langsam sein Bündel und reichte es einem der Männer.
    In diesem Augenblick erschien ein vierter Mann. Er machte den selben, abgerissenen Eindruck wie die andern, doch er kaute genüsslich an einem Stück Brot. Es war das Brot, das Iason für Ria geopfert hatte!
    Er sagte
    "Hey, Jungs, der Typ müsste gleich...ob, da ist er ja schon!"
    Das ließ Iason die Kontrolle verlieren. Er packte das Bündel und mit dem Schrei
    "Das gehört Ria!" stürzte er sich auf den Brotesser und schlug ihn mit der Faust ins Gesicht. Ein Schmerz durchzuckte seine Finger, dann den Arm, als die Faust auftraf und das Nasenbein seines Gegenübers in Brei verwandelte. Blut schoss hervor und ein Schrei entfuhr dem Späher der Banditen.
    Dann reagierten die anderen: Der Knüppelträger versuchte, Iason bewusstlos zu schlagen, doch traf er die Schulter, so dass er ihm fast das Schlüsselbein brach. Die anderen kamen hinzu und stießen Iason die Dolche in den Rücken. Erst in die Lunge, dann auch weiter unten in die Nieren und den Magen.
    Tödlich verwundet ging Iason zu Boden, der heftig blutende Brotesser trat ihn mit aller Gewalt an die Schulter, die der andere Bandit verletzt hatte, während er mit den Händen seine kaputte Nase verdeckte. Iason schrie auf, als der Schmerz ihn wie ein Blitz durchzuckte.
    "So, du Held, verrecke!"
    sagte der Knüppelträger, während er Iasons Bündel aufhob und die beiden anderen ihrem Kameraden halfen. Dann gingen sie weg...


    Iason blieb auf dem Bauch liegen. Bei jeden der immer schwerer gehenden Atemzüge hörte er ein leichtes Pfeifen, als die Luft durch die Einstichlöcher entwich. Doch nach kurzer Zeit war sein Atem stark abgeflacht. Er spürte Atemnot, bekam Panik. Doch dann sah er plötzlich einen Tunnel und an dessen Ende stand Ria und winkte ihm zu.
    "Ich komme!" formten seine Lippen, doch es kam kein Ton heraus. Stattdessen hauchte er seinen Geist aus...


    Sim-Off:

    bitte die ID Iason auf IN ELYISIO stellen!

    Iason passierte das Atrium und kam ins Vestibulum, in dem er selbst oft die Tür geöffnet hatte, um irgendwelche Herren einzulassen. Jetzt war die Porta verschlossen und kein Mensch war zu sehen. Er hatte einem Mitsklaven bescheid gesagt, falls der aktuelle Hausherr fragte. Er war ja der Sklave von Varus, nicht von Glabrio oder sonstwem.
    Noch einmal rief er
    "Valete!"
    so laut er konnte, öffnete die Porta und war auch schon auf und davon...

    Inzwischen waren ein paar Wochen vergangen, seitdem Iason Ria gefunden und schließlich beerdigt hatte. Vor der Stadt. Nun hatte ihm ein lesekundiger Sklave gesagt, dass sein Herr wohl zum Quaestor ernannt worden war. Das bedeutete wohl, dass er in Italia bleiben würde. Das wiederum bedeutete, dass er wohl am besten hinterherreisen sollte, um ihm zu Diensten zu sein.
    Seit Rias Tod hatte er sowieso Probleme, hier zu schlafen, wo sie zur Beerdigung hergerichtet worden war. Manchmal träumte er nachts, wie er den Keller hinabstieg und sie fand. Er träumte, wie sie zu ihm sprach - dann wachte er schweißgebadet auf und musste sich erst vergewissern, dass er in der Sklavenunterkunft lag.
    Vielleicht war es wirklich nicht schlecht, den Ort ihres Todes zu verlassen.
    So nahm er sein Bündel, in dem sich zwei Tuniken und ein paar Dinge, die ihm gehörten, befand, holte seinen neuen Mantel vom Haken (den alten hatte ja Miriam vor Ewigkeiten mitgehen lassen) und band sich die Reiseschuhe. Er würde noch etwas Geld brauchen, aber dann war er fertig. Morgen fuhr ein Schiff im Hafen, das direkt nach Ostia kam. Wohl ein Getreidefrachter, den der neue Praefectus Annonae bestellt hatte...
    Noch einmal ging sein Blick über den Ort, der viele Jahre seine Heimat gewesen war, dann drehte er sich um und ging hinaus...

    Iason war dankbar, sagte dann aber:
    "Wir müssen sie begraben. Sie ist tot! Entschuldigt mich!"
    Er ging mit hängenden Schultern weg. Er hatte Ria sehr gemocht. Ob sie ihn auch gemocht hatte, war nicht klar, aber es war durchaus möglich...
    So ging er hinaus an die frische Luft, um sich seinen Ärger von der Seele zu schreien...

    Iason packte Rias kalten Arm und hob an. Sie war schwerer, als er immer gedacht hatte. So trug er den Leichnam gemeinsam mit seinem Herrn die enge Treppe hinauf. Dabei mussten sie die Tote teils diagonal nehmen, damit sie überhaupt zwischen den Mauern durchpasste...

    Iason schluckte und zwang sich, sich wieder zu bewegen.
    "Ja, Herr!" murmelte er dann und ging auf die leblose Ria zu. Sie war wirklich eiskalt und - als er versuchte, sie anzuheben - starr!
    "Herr, sie ist starr!" sagte er deshalb. Trauer kam in ihm hoch und er zwinkerte.

    Iason schluckte und sah seinen Herr mit panischem Blick an. Dann deutete er zu Boden, wo Rias toter Körper lag.
    Das war alles zu viel!

    Eines Morgens ging Iason die Stufen zum Cellar hinab. Die Tritte hallten laut. Die Stufen waren etwas feucht und um ein Haar wäre er ausgerutscht.
    Er wollte etwas für das Frühstück suchen - normalerweise machte das Ria, noch bevor er aufstand, aber sie hatte es heute früh wohl vergessen...
    Als die Treppe eine Biegung machte, sah er im Schein des Öllämpchen etwas dunkles am Boden liegen. Er eilte hinab und plötzlich glitt ein Fuß von der Stufe. Ohne irgendetwas dagegen unternehmen zu können, fiel er auf die harten Stufen und konnte sich mit den Händen an den nahe beeinander stehenden Wänden abbremsen. Trotzdem rauschte er in das Bündelchen am Boden und fiel darauf. Es war kalt und ... ein Mensch!
    Iason war geschockt. Er lag auf einer Leiche! Ein Blick zum Kopf des Toten zeigte ihm auch, wer es war: Ria! Von ihrem Hals zog sich eine Blutspur zum Boden - nur als schwarze Linie auf der grauen Haut erkennbar.
    Iason entfuhr ein Schrei.
    "AHHHHHHHH!"
    Der Anblick eines Toten war es nicht, was ihn völlig aus der Fassung brachte: Ria war es und dass er auf ihr lag! So sprang er rasch auf und presste sich an die Wand, die Tote nicht aus den weit aufgerissenen Augen lassend.

    Iason kam zurück zu den wartenden Pferden.
    "So, jetzt geht's los, ihr Braven!"
    Damit suchte er den Sattel, legte ihn dem Pferd von Varus an, den anderen Zaumzeug. Daraufhin bestieg er das Pferd und nahm die anderen an die Zügel.
    "Los gehts!" und er trieb die Pferde an, hinaus auf die Straße, wo ihm die Bemerkung seines Herrn einfiel und er wieder abstieg...

    Iason nickte und verließ das Officium, während er mit halbem Ohr hörte, dass Arria Sacerdos geworden war. Er drehte sich noch einmal um
    "Ich möchte dir Glück wünschen bei deiner neuen Aufgabe!"

    Iason kommt wieder in den Stall zu den Pferden der Herrschaften. Zuerst nimmt er den Streu weg, dann holt er neues. Währenddessen spricht er mit ihnen
    "Jaa, braver Junge. Du kommst schon mal wieder zum Bewegen. Ich frage gleich dein Herrchen, ob ich mit dir ausreiten darf!"
    Nachdem er die Pferde auch noch gewaschen und gestriegelt hat, verabschiedet er sich wieder von ihnen und geht ins Officium des PF

    Iason streckte sich und erhob sich von seinem Lager. Die anderen Sklaven waren schon aufgestanden und seit Miriam weg war, war es auch wieder bedeutend ruhiger.
    Er kratzte sich am Kopf und machte sich mit einem Seufzen auf zu neuen Arbeiten.

    Iason blieb kurz stehen.
    "Nein, ich werde das Zimmer von Crispus sauberhalten. Er ist bei der Legion, aber deswegen muss ja das Zimmer nicht aussehen wie...versaut sein, eben."
    Er mochte die neue Sklavin. Sicher würden sie sich gut verstehen. Aber jetzt galt es, zu arbeiten - es gab ja genug davon.
    "Also, ich muss dann mal weitermachen. Wenn du Fragen hast, melde dich einfach!"
    Und schon war er davon.

    Iason seufzte. Miriam. Einerseits hatte er sie wütend gemacht, andererseits hatte er auch Mitleid mit ihr gehabt.
    Während er los ging, erzählte er
    "Sie ist eine Sklavin hier gewesen und hat sich bei jeder Gelegenheit mit der Herrschaft angelegt. Varus hat immer versucht, alles friedlich zu lösen. Dann hat sie sich mit Cinna angelegt und der sieht Sklaven wahrlich als Gegenstände und achtet sie wohl geringer als Tiere - er soll ein Pferdeliebhaber sein. Da hat es dann gekracht und Miriam wurde ausgepeitscht. Das hat ihr den Rest gegeben und kaum hatte sie sich erholt, ist sie geflohen!"
    So gingen sie gemeinsam zum Cubiculum des Herrn.

    Iason horchte kurz an der Tür. Kein Geräusch. Dann öffnete er und trat ein: Der Herr war nicht da.
    "Gut, hier kannst du anfangen! Besen sind in der Sklavenunterkunft oben. Viel Spaß"
    Er grinste schelmisch.

    "Oh, schön!"
    Er hatte nie in Wintern gerechnet, denn er hasste Winter...Dann fuhr sie fort.
    "Ich denke, in das Officium brauchst du nicht gehen - der Herr wird wohl dort arbeiten. Sein Schlafzimmer, wenn man das Haus betritt, gleich rechts. Aber ich kann es dir auch zeigen. Ich muss sowieso ins Atrium..."