Beiträge von Iason

    Iason ließ die restlichen Scherben liegen und folgte Cinna zögerlich. Miriam war zwar eine Sklavin und hatte sich ungebührlich verhalten - ja geradezu unverschämt, aber trotzdem tat es ihm weh, als er sah, was mit ihr geschah. Sicher würde sich bis auf die Knochen ausgepeitscht werden. Ihm graute vor dem, was er gleich sehen musste.

    Sein Herr würde sich sicher über die neue Kunde freuen, deshalb klopfte er und tat, als hätte jemand "Herein" gesagt.
    Im Officium saß der Pater Familias und ein Iason unbekannter junger Mann.
    "Herr, ich habe Post von Crispus!"
    Er legte den Brief einfach auf den Schreibtisch vor Varus, noch bevor dieser etwas sagen konnte.


    Titus Petronius Varus


    Casa Petronia
    Tarraco, Regio Hispania Tarraconensis
    Provincia Hispania


    Crispus familiam suam s.p.d.


    ich bin gut in Germanien angekommen.
    Allerdings war es wahrlich eine sehr anstrengende Reise. Wir gerieten kurz nach dem Ablegen in einen Sturm. Ich glaube, ich habe dabei das Essen ganzen letzten Woche wieder von mir gegeben.
    In Germanien angekommen das nächste Problem: Ich versuchte ein Pferd in Massilia zu bekommen. Aber dort gab fast nur Halsabschneider, die horrende Summen verlangten! Nach ewiger Suche fand ich endlich einen Verleiher mit einem fairen Preis. Danach ritt ich los - zum Glück haben wir zu Hause Pferde und ich kann reiten! Nach einigen Meilen stellte ich fest, was Winter in diesem unwirtlichen Land bedeutet. Ich habe zum ersten Mal Schnee gesehen - und diesen sehr sehr lange. Hätte ich nur wärmere Kleidung mitgenommen! Ich glaube, ich war gefroren, bis ich die germanische Grenze erreichte. Aber nach einiger Zeit gewöhnte ich mich fast an die ständige Kälte und schließlich erreichte ich sogar das Lager der Legion.
    Es ist gewaltig! Tausende Soldaten überall!
    Ich bin aber nicht der einzige Probatus. Es gibt in letzter Zeit scheinbar viele, die die Legion aufsuchen. Sogar Mela ist hier. Ausgerechnet Meilen von unserem Haus entfernt treffe ich ihn wieder. Ich freue mich jedenfalls, dass ich wenigstens ein bekanntes Gesicht hier habe. Ansonsten ist es nämlich sehr anstrengend.


    Ich ende nun - die Ausbildung geht weiter. Laufen, Kämpfen, Lernen.
    Ich wünsche Euch alles Gute! Schreibt mir doch auch einmal, wie es bei Euch so ist. Und wann die Hochzeit ist!


    Valete,


    Marcus Petronius Crispus
    Castrum Legionis IX Hispaniae
    Germania

    Iason brauchte einen Moment, bis er realisierte, dass er angesprochen war. Dann ging er schnell hinaus und kam mit einem Lappen wieder. Es war ein vollkommen bizarres Bild. Er kniete über der Pfütze und wischte sie auf, Varus stand da wie angewurzelt und Cinna und Miriam prügelten sich gleichzeitig.
    Cinna war zwar ein Barbar, aber Miriam hatte es einfach zu weit getrieben. Irgendwann musste das ja geschehen...

    Iasons Miene hellte sich auf, als er Marcias Antwort hörte. Er würde es genießen, mal wieder andere Leute zu sehen. Und so schwer würde das Tragen ohnehin nicht werden.
    Mit Vorfreude auf die Stadt machte er sich wieder ans Kehren.

    Iason stand da wie vom Donner gerührt. Diese wahnsinnige Miriam! Vor den Konsequenzen dieses offensichtlichen Aufstands würde sie nicht einmal Varus' Milde retten. Sie würde mindestens die Peitsche zu spüren bekommen - oder aber verkauft oder getötet werden.
    Er traute sich nicht, dazwischenzugehen, weil er den Zorn Cinnas fürchtete, sondern wartete auf einen Befehl seines Herrn, etwas zu unternehmen.

    Nun betrat noch eine Petronierin das Atrium. Hier war ja ein Verkehr wie auf der Agora von Athen! Aber klar, es waren ja Frauen! Und da gewöhnliche Frauen zu arbeiten hatten, die Petronier dafür jedoch Sklaven hielten, war es klar, dass sie ständig im Haus herumsaßen. Er fragte sich, was seine junge Herrin so zu bereden hatte und kehrte unauffällig etwas näher zu der Sitzgruppe.
    Als er hörte, dass sie in die Stadt wollten, fragte er
    "Verzeiht! Wie ich höre, wollt ihr Einkaufen gehen. Kann ich Euch vielleicht beim Tragen behilflich sein?"
    Er würde es genießen, mal wieder die Casa zu verlassen und das dämliche Kehren anderen Sklaven zu überlassen.

    Iason betrat den Raum, nachdem er das Geschrei gehört hatte. Eigentlich war er vor Allem neugierig, welche Unverschämtheit Miriam wieder begangen hatte. Ständig machte sie Ärger! Und letztendlich erzeugte sie damit nur den Zorn der Herrschaft, den sie dann an allen Sklaven auslies. Und bei diesem Barbaren von Cinna war sie damit offensichtlich sofort an den Richtigen geraten.
    Ein Blick genügte, um die Lage zu erfassen und Iason überlegte, ob er die Sauerei aufräumen oder einfach wieder gehen sollte. Sicherheitshalber blickte er seinen Herrn fragend an.

    Iason kam heraus, um sich um das Gepäck des Gastes zu kümmern. Er sah die schöne Frau, die aus der Kutsche stieg an....Livia hieß sie also...nunja, er kannte sie zumindest nicht.
    Schnell trat er heran und nahm der Herrin das Gepäck ab, um es ins Haus zu schleppen.

    Iason wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Diese Freundlichkeit war Balsam auf seiner geschundenen Seele. Dann sah er jedoch doch zu seinem Herrn herüber, ob dieser keine Befehle hätte.


    Sim-Off:

    So genau weiß der Iason das ja auch nicht - aber in seiner griechischen Arroganz denkt er das eben...er hat die Entwicklung ja nicht erlebt.

    Iason trat ein und stellte die Schale und die Karaffe auf den Tisch zwischen die Papiere. Dann ging er etwas zurück. Sein Herr sah wirklich nicht gut aus! Er wirkte irgendwie...zerknickt!
    "Prosit. Kann ich noch etwas für Euch tun?"

    Iason lugte schließlich vorsichtig hinein. Eigentlich hatten Sklaven immer anzuklopfen, aber vielleicht war sein armer Herr ja kollabiert! Als er feststellte, dass das Zimmer leer war, überlegte er. Hatte sein Herr es etwa vergessen? Aber so schusslig konnte er auch nicht geworden sein. Hatte er sich verhört und er hatte Arbeitszimmer gesagt? Schnell ging er mit dem Frühstück weiter.

    Mit Varus' Frühstück in den Händen versuchte Iason, anzuklopfen. Es klappte nicht. Schließlich drehte er sich zur Seite und schlug mit seinem Kopf gegen die Tür. Jaja, er konnte Probleme schon lösen! Er war kein dummer Sklave, wie sie oft in Häusern hoher Herren herumwuselten, wo ihnen das Denken abgenommen wurde.

    Iason klopfte leise an die Tür und hoffte, die Herrschaften wären nicht zu Hause. Er hatte nicht die geringste Lust, Cinna zu treffen. Dessen Frau Marcia war sicherlich auch eine dieser arroganten Römer aus der Hauptstadt - der urbs aeterna, wie sie sagten. Lächerlich! Fast jede griechische Stadt war älter als Rom. Die Griechen waren sogar eher in Italien als die Römer, die aus einem besiegten Volk hervorgegangen waren. Von einem Mann, der vor den Griechen hatte fliehen müssen!
    Mit solchen Gedanken beschäftigte während er wartete, dass jemand öffnete.

    Iason lächelte zurück. Er mochte Arria doch - sie war zumindest nett zu den Sklaven. Er konnte sich nicht entsinnen, dass sie ihn jemals angeschrieen hätte. Außerdem war sie ja Priesteranwärterin. Sie konnte sicherlich griechisch. Demeter war schließlich die geistige Mutter von Ceres :D
    "Ihr seid mir doch nicht im Weg, Herrin! Eure Anwesenheit ist doch eher eine Ehre!"

    Iason suchte rasch ein paar Früchte zusammen und nahm den Krug, um ihn in der Zisterne im Atrium zu füllen und sagte
    "Schon unterwegs, mein Herr!"

    Iason betrat das Atrium, um hier weiterzukehren. Aber scheinbar hatte Arria es vorausgeahnt und sich genau hier breit gemacht. Was hieß breit gemacht? Sie war so schmal und zierlich. Er lächelte. Sie war schon ein recht hübsches Mädchen - für eine Römerin selbstverständlich!