Beiträge von Lucius Albius Decius

    Tatsächlich meldete am späten Vormittag einer der Späher, ein etwas untersetzter Mann namens Quintus, dessen Kopf irgendwie wirkte, als sei er zu klein für den Helm darauf, dass sie in der Nähe mit Erde bedeckte Feuerstätten gefunden hatten, die wohl in der vergangenen Nacht einer Gruppe von - den Fußspuren vor Ort nach - etwa 10 bis 15 Männern als Kochstellen gedient hatten. Lucius hörte sich die etwas aufgeregt dargebrachte Meldung an, dann nickte er knapp und befahl, den Spuren der Männer zu folgen. Wenig später setzte sich die Turma wieder in Bewegung und folgte, nach den Anweisungen der Späher, den Unbekannten.

    Die ersten Sonnenstrahlen warfen ihr Licht vom Horizont aus auf die Provinz Germania Superior und die Bäume zogen lange Schatten als die Turma prima in voller Ausrüstung aus dem Lager ritt und ins Umland aufbrach. Die Luft war klar und der Wald ringsumher still, sodass man das Trappeln beschlagener Hufe ein ganzes Stück weit hören konnte. Nur die Späher der Turma hatten die Hufe ihrer Tiere mit Lappen umwickelt und passierten den Waldrand schon ein ganzes Stück vor den gerüsteten Männern, die in einer geordneten Kolonne nachfolgten. Lucius wusste zwar, dass er es nur mit Banditen zu tun hatte, wollte die sicherlich ortskundigen, noch gesichtslosen Gegner allerdings keinesfalls unterschätzen. Erst kürzlich hatte er von der Schlacht zwischen Publius Quinctilius Varus und den Germanen jenseits des Rheins gelesen, die in einer totalen Katastrophe endete. Obwohl das hier wohl kaum mit den damaligen Dimensionen zu vergleichen war und ihre Gegner eher weniger motiviert sein würden, sich in die Spitzen ihrer Hastae zu werfen hieß es, vorsichtig vorzugehen. Er war gespannt, was der Tag bringen würde. Die Späher würden jede Spur auf dem Waldboden melden, jedem Schleichweg folgen und größte Sorgfalt walten lassen um nicht entdeckt zu werden. Wenn sich im Umland des Lagers heute ein verdammter Bandit blicken ließ, dann hoffte Lucius, dass seine Turma in der Nähe sein würde um ihm den Tag gründlich zu verderben. Die Männer hatten Anweisung, Gefangene zu machen, denn schließlich hatte sich in der Vergangenheit schon oft gezeigt, dass man solche Angelegenheiten durch das Verhören einzelner Gefangener wesentlich abkürzen konnte...

    Die Turma I machte sich sehr gut beim Training, es gab kaum noch eine unsichere Bewegung, kaum einen unter den Männern, der nicht durchgehend einen festen Stand hatte. Und auch wenn Lucius sich darauf freute, dass die Verteidiger des Imperiums an der Rheingrenze solch großes Können demonstrierten, so wusste er doch, dass sie nicht alle das Greisenalter erreichen würden. Ein offensichtlich recht unerfahrener Probatus mit schief sitzender Ausrüstung kam über den Platz getappt und sprach Decurio Tubero an obwohl der gerade mit dem Praefectus redete. Schlechter Zeitpunkt, das gab sicher ein Donnerwetter. Lucius schmunzelte...

    Das ist ja nun umso bitterer! Das heißt nun also, dass meine Aufmerksamkeit nicht ausreicht um jemanden am Leben zu halten! Nur weiter so, stoß ruhig noch mehr Speere in mein Herz! :patsch:


    Im Ernst..ich finde das diesmal ausgesprochen schade. Da steckte eine Menge RP-Potenzial drin. Nicht nur Richtung Beziehung und Schwangerschaft (was du ja selbst mal vorgeschlagen hattest) sondern auch Konfliktpotenzial bis hin zur Flucht etc...


    Heu mihi! :(

    Wenig später ließ Lucius einen der Cornicen für die erste Turma Signal zum Sammeln geben. Er selbst wollte einen kleinen Ausritt machen um sich die Umgebung des Lagers noch anzusehen bevor die Sonne unterging. Ruhelos wie er war konnte er nicht den Rest des Tages in seinem Zelt herumsitzen. Bevor es losging begab er sich aber nochmal zum Centurio um zu erfragen, ob es noch andere Befehle gab.

    Lucius überwachte mit dem einen Auge den Ausbau des Lagers während er mit dem anderen zu den Wache stehenden Equites hinüber linste. Die Truppe machte einen guten Eindruck, auch nach dem Ritt des Vormittags. Da die Pferde inzwischen versorgt und angepflockt waren, die Zelte errichtet und die erste Mahlzeit im neuen Lager eingenommen, schienen sich einige schon ganz wie zu Hause zu fühlen. Wie Lucius wusste war es für den überwiegenden Teil der Männer die erste wirklich ernste Mission, denn abgesehen von den Veteranen der drei Turmae bestanden sie doch größtenteils aus Soldaten, die ihre bisherige Dienstzeit mit Ordnungsdienst und auf ereignisloser Patrouille verbracht hatten. Eigentlich machte das Lucius keine Sorgen, wusste er doch, dass sie eine gute Ausbildung absolviert hatten - die meisten sogar unter ihm.
    Seine Gedanken wanderten zu Salome und an ihre gemeinsamen Stunden, die sie in den Monaten vor seinem Aufbruch nach Barbetomagus verbracht hatten. Es schien ihm wie der Himmel auf Erden, doch so schön die Erinnerung auch war, so sehr schmerzte ihn die Gewissheit, dass nur eine sehr geringe Chance bestand, sie jemals wieder zu sehen. Sein Leben lang hatte er sich niemals allein gefühlt, doch jetzt kam es ihm so vor als wäre er dazu verdammt, seinen Weg alleine zu gehen, bis zum Ende. Eine Bewegung im Augenwinkel riss ihn aus seinen trüben Gedanken und er straffte sich als er Tertius erkannte, der mit einer neuen Ladung Stämme aus dem Wald zurückkehrte. Die Männer unter dem Kommando des Duplicarius schwitzten bei ihrer Arbeit, wirkten jedoch keineswegs erschöpft. Lucius' Blick wanderte über die Begrenzung des Lagers, hinüber zum Waldrand. Er wusste, dass ihn die nächsten Tage besser nichts aus dem Gleichgewicht brachte...

    Lucius nickte. "Wenn dem so ist empfehle ich, immer zwei der drei Turmae getrennt auf Patrouille zu entsenden. Die dritte könnte die Gegend um das Lager beobachten." Natürlich waren das nur Vorschläge, wie er durch seinen Tonfall unterstrich. Lucius fand, er hatte nun genug gesagt. Erfahrungsgemäß war es klüger, die Senioroffiziere reden zu lassen während man sich selbst eher Gedanken machte als ständig sprach. Zudem hatten die Ranghöheren schließlich das letzte Wort, das sicher bald folgen würde.

    Lucius verkniff sich ein Schmunzeln. Die Duplicarii neben ihm wechselten einen raschen Blick. "Wir erwarten deine diesbezüglichen Befehle." sagte er dann. "Mit den Männern der Ala hast du einige der fähigsten Kundschafter des Imperiums unter deinem Kommando." Ob das nun wirklich stimmte war natürlich die Frage - allerdings hatte Lucius auch noch nie etwas anderes gehört. Die Auxiliae wurden schließlich nicht rekrutiert, weil sie schlechter waren als andere Soldaten. Er machte eine Pause um den Centurio zu Wort kommen zu lassen, fuhr dann aber fort als der nichts sagte. "Für eine einhundertfünfzigköpfige Schaar braucht man eine Menge Vorräte, vor allem jetzt im Winter. Außerdem müssen sich diese Banditen ja irgendwie wärmen. Wenn so viele Menschen Feuer machen sieht man das in der Regel weit. Es wird bestimmt nicht schwierig sein, ihr Nest innerhalb kurzer Zeit ausfindig zu machen. " Das nun wieder war eine objektive Analyse. "Gibt es Hinweise darauf, dass Teile der Bevölkerung sie unterstützt?" Auch wenn der Gedanke an sich unsinnig war war das doch schonmal andernorts vorgekommen.

    Lucius hatte eine. "Centurio, wann wurden denn schon Kundschaftertrupps in die Umgebung ausgesandt und welche Gebiete haben sie abgesucht?" Er wunderte sich ein wenig wieso man drei Turmae anforderte um sie dann die Zivilbevölkerung interviewen zu lassen. Das Ganze schrie für ihn nach verstärkter Suche im Umland. Von draussen waren die Geräusche zu hören, die entstehen, wenn sich beinahe einhundert Mann ihre Zelte errichteten.

    "Natürlich." war die knappe Antwort des Decurio. Sein Duplicarius war ein überaus fähiger Mann. Lucius drehte sich zu ihm um. "Die Befehle des Centurio werden umgehend ausgeführt!" Als Tertius die Anweisungen weitergab und sich die Männer in Bewegung setzten wandte er sich wieder Crispus zu. "Ich stehe zu deiner Verfügung." sagte er.

    Lucius salutierte vor dem älteren Offizier. "Salve Centurio! Ich bin Decurio Lucius Albius Decius, ich komme aus Confluentes mit drei Turmae der Ala II Numidia , wie angefordert! " Das Lager sah recht ordentlich aus. Lucius fühlte sich sofort an Brigantium erinnert wo er Jahre zuvor für das Imperium gekämpft hatte. Rasch schob er die Gedanken an blutüberströmte Körper im Schlamm beisiete und wartete, was Crispus als nächstes sagen würde.

    Einige Atemzüge lang küssten sie sich und hielten sich fest, doch dann nahm Lucius sie bei den Schultern. "Salome, hör mir zu. Ich muss für eine Weile fort. Dein Herr schickt mich nach Süden, nach Barbetomagus. Es kann sein, dass ich für einige Wochen nicht da sein werde..." Dass er nicht weg wollte brauchte er ihr nicht zu sagen, das wusste sie. Und auch in ihren Augen las er nichts als Bestürzung und Traurigkeit als Reaktion auf seine Worte. "Ich komme zurück." sagte er fest um sie zu beruhigen.