Beiträge von Petronia Livia

    Fangt bitte jetzt nicht an euch wegen dem Quark auch noch zu streiten ja! Dabei sein ist alles, ja ich fand es schön mal wieder richtig gute Spiele auf Großleinwand zu sehen und mit meinen besten Freunden rumzugammeln. Ich verstehe es deshalb auch wirklich nicht wieso man ein Spiel das wirklich klasse sein kann plötzlich zum halben Krieg modifizieren muss, wenn man nicht gut gespielt hat oder der andere einfach ausnahmsweise mal besser war,
    muss man das eben mit Fairness hinnehmen auch wenn es zugegeben manchmal richtig traurig ist.
    Sich wegen der WM gegenseitig halbtot zu prügeln oder gar anzugeifern finde ich deshalb einfach nur stupide, denn bei so einem Verhalten vergeht dann auch wirklich jedem aufrichtigen Fußballfan die Lust an einem schönen Spielchen. X(

    Manometer was war denn das nun wieder!
    Und bitte wo war denn heute zum Teufel die ganze Dynamik aus dem Spiel gegen Argentinien, die haben ja gespielt als wären sie festgeklebt.
    Ich hätte nie gedacht das die Italiener noch gewinnen und nun?!
    Berlin...Berlin wir fahren da nicht hin! Ja :( jetzt bin selbst ich traurig.
    Bin mal gespannt wer gegen die Italiener dann spielt,
    ich dachte ja eigentlich Frankreich, aber wenn ich so oder so immer daneben tippe wohl doch eher Portugal *am Kopf kratz* -.^

    Livia hatte nach all den liebenswürdigen Aufmunterungsbekundungen welche die jungen Familienmitglieder dem alten Tantchen in dieser unangenehmen Situation entgegenbrachten, fast schon wieder allmählich begonnen sich aus ihrem emotionalen Schockzustand zu lösen und damit auch das unruhige Zittern beider Hände langsam unter Kontrolle zu bekommen.
    “Aber, aber Arria hab ein wenig Geduld sicherlich wirst auch du bald eine Schülerin haben der du dein Wissen vermitteln kannst, schließlich ist der Mangel an Schülern ja auch kein Wunder wo der Cultus Deorum in Hispania doch noch lange nicht so überlaufen ist wie hier in Roma beispielsweise”,
    meinte Livia freudig lächelnd und schob Arrias Befürchtung am Ende leer auszugehen mit eine wegwerfenden Handbewegung einfach davon, junge Leute wie Arria waren aber auch immer so schrecklich ungeduldig fand Livia, wenn es doch um solche Dinge ging musste man meist einfach die Ruhe bewahren und erst einmal sehen was die Zeit so mit sich brachte.
    “Papperlapapp im Grunde sollte Ceres wie ich finde einfach wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, ganz besonders in Hispania! Für die Bauern und Plantagenbesitzer sollte es doch wichtiger sein das Ceres ihnen gut gesinnt ist als dass sie beispielsweise Venus ihr ganze Hab und Gut opfern um dafür schönste Liebesfreuden erfahren zu dürfen, ich meine ich habe nichts gegen Venus und ihre Attribute, aber vor allem in solch ländlichen Gebieten sollte doch der Ceres-Kultus wesentlich mehr gefördert werden”, deutete Livia nun doch wieder recht ernsthaft auf Arrias Anmerkungen, es konnte nun ja wohl auch nicht wirklich sein das gerade in Hispania Ceres mehr und mehr in Vergessenheit geriet, wo würde so etwas denn nur hinführen, erst war es vielleicht Ceres und dann danach vielleicht auch noch Minerva die man einfach unterschlug, dabei mussten laut Livias Meinung doch normalerweise alle Götter ihre Würdigungen erhalten.

    Livia merkte sehr wohl wie ihr Neffe plötzlich begann seinen Blick unruhig wieder zu den anderen hinüber schweifen zu lassen, die Situation war ihm genau jetzt so offensichtlich unangenehm wie auch dem gegenübersitzenden weinenden Tantchen in jedem Moment, schließlich befanden sie sich hier ja eigentlich auf der Sponsalia von Varus und Alessa, ja sie waren auf einem Fest eingeladen worden auf dem man eigentlich fröhlich sein sollte um dem Paar eine glückliche Aussicht auf die bevorstehende Partnerschaft zu ermöglichen und nun saß gerade sie, Livia die vorbildliche Schwester welche sich so unbändig über Varus neue Liebe gefreut hatte dort vor Mela und konnte kaum mehr sprechen vor Trauer. Als Mela Livia dann jedoch bei der Hand nahm und noch dazu begann wie wild geworden nach ihrer Ausbildung zu fragen, konnte selbst die trauernde Livia letztendlich nicht mehr weinen sondern musste sogar unweigerlich ein wenig lachen über Melas doch recht seltsame Bemühungen.
    “Ist schon gut Mela...es tut mir leid, ich bin manchmal einfach einwenig zu emotional”, sagte Livia nun wieder scherzend mit ein wenig mehr Klarheit in ihrer Stimme und versuchte sich auf die noch nicht beantworteten Fragen ihres Neffen zu konzentrieren, ”aber wegen deinen Fragen, ja ich bin wie Fabia auch Valerias neue Schülerin, ich möchte nämlich eine Sacerdotes Minervae werden musst du wissen und Valeria wurde mir eigentlich von unserer Pontifex als Mentorin für meinen Unterricht in Hispania zugeteilt, aber da sie jetzt nach Germania versetzt wurde hat sie mich gebeten als Schülerin mit ihr zu kommen, das heißt dass ich wohl jetzt länger in Germania sein werde als euch allen drei im Grunde lieb sein wird”.

    Eine ganze Zeit lang hatte Livia die Scherben nun schon in ihrer Hand gehalten ohne sich dabei wirklich bewusst geworden zu sein wo sie die Reste ihres Bechers eigentlich hätte ablegen sollen, als dann jedoch auch noch plötzlich ein Sklave auf Geheiß von Mela an sie herantrat und ihr die Scherben aus den zitternden Händen nehmen wollte, zuckte die Betroffene nur völlig neben sich stehend bei der ersten kleinen vorsichtigen Berührung des Mannes schrecklich zusammen und ließ ein paar kleine Scherben über die gefaltete Handfläche hinwegpurzeln.
    "D..danke", stotterte Livia mit letzter Kraft und versuchte dabei dem schweren Kloß, welcher sich beim Gedanken an die arme Valeria augenblicklich in ihrem Hals gefestigt hatte, durch ein allzu kräftiges Schlucken schnellstens beizukommen.
    "J..ja ich kenne sie, Mela", antwortete Livia mit reichlich gedrückter Stimme und versuchte abermals den traurigen Gedanken an Valeria durch mehrmaliges schlucken verschwinden zu lassen,
    "sie ist meine neue Lehrerin, ich sah sie das letzte mal kurz vor meiner Abreise aus Terraco,
    ...wenn ich gewusst hätte das so etwas passiert..."
    .
    Livia schlugt kurzer Hand beide Hände vor ihrem Gesicht zusammen um jegliche Art der Trauermiene vor dem nun gegenübersitzenden Neffen zu verbergen und ließ dann ganz unweigerlich ein leises Schniefgeräusch erklingen als sich ihre Augen ganz allmählich mit salzigem Tränen anfüllten,
    "sie hat mir doch noch gesagt dass...dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche wegen der langen Reise und nun...".

    Kaum hatte Livia sich jedoch nun wie geplant neben den beiden für sie vollkommen fremden Damen der Gens Decima niedergelassen,
    da traten auch schon wieder unerwartet die nächsten beiden weiblichen Gäste durch die hölzerne Eingangstüre und begrüßten das glückliche Pärchen, welches es sich scheinbar um einen besseren Überblick zu behalten am oberen Ende der Speisetafel gemütlich gemacht hatte. Es war eindeutig Arria gewesen und noch eine ebenso junge Dame, deren hübsches Antlitz dem Tantchen, obgleich sie sich den dazugehörigen Namen nicht mehr gänzlich ins Gedächtnis zurückrufen konnte, sehr wohl doch noch in irgendeiner Weise bekannt vorkam, um sich auf Grund ihres Unwissens jedoch nicht schon wieder vor der gesamten Familia zu blamieren schwieg Livia die gesprächige Runde der jungen Leute lieber erst einmal geduldig aus und lauschte gespannt was jeder Einzelne von ihnen nach all den Jahren doch schon alles über sein jeweiliges Leben zu berichten wusste. Als die Sprache jedoch urplötzlich auf Valeria kam und nun endlich auch das Thema zu Tage gefördert wurde von dem Livia selbst, trotz des langen mehrwöchigen Aufenthaltes in Germania, nicht ein Sterbenswörtchen hatte in Erfahrung bringen können,
    da versetzte es ihr einen festen Stich mitten zwischen die Rippen,
    was hatten die Jungen da eben gesagt? Fehlgeburt? Livia schluckte in jenem Moment heftig und vergaß sogar den kurz zuvor noch mit Rotwein aufgefüllten Tonbecher zwischen den schmalen zitternden Fingern weiterhin festzuhalten, so dass jenes Gefäß mit samt Inhalt schneller als es Livia eigentlich recht gewesen war begleitet von einem lauten Klirren neben ihr auf dem Boden zerschellte und somit die gesamte untere Saumlinie ihrer hellblauen Tunika mit der roten Flüssigkeit durchtränkt wurde.
    “Valeria? bei allen Göttern”, rief Livia erschüttert noch während der Becher plötzlich schwer wie ein Stein aus ihren Händen entglitten war und blickte danach vollkommen erschrocken auch über ihre eigene Handlung nun wieder wie festgeklebt hinunter auf den rotverschmierten Boden,
    auf welchem scheinbar immer noch ein paar wenige Tonscherben zwischen ihren Füßen am rotieren waren,
    “ich...es...es tut mir leid ...”.
    Erst nach einigen ihr endlos lang scheinenden Sekunden in denen jeder der anwesenden Gäste die tollpatschige Livia nur mindestens einmal mit einem zu tiefst strafendem Blick gesteinigt hatte, schaffte es dass geschockte Tantchen sich aus der schützenden Versteinerung zu lösen und mit wenn gleich auch immer noch bebenden Händen die spitzen feuchten Tonscherben von Boden aufzukratzen.

    Herrjemine hätte ich gewusst dass es so schlimm um das alte Hispania steht dann wäre ich glaube ich besser nicht weggezogen, es kann ja wohl nicht sein das die arme Provinz den Bach runter geht nur weil viele noch nicht ihr Potential erkannt haben. Sich so ganz einfach mal auf neuen Einrichtungen auszuruhen bringt uns hier doch hinten und vorne auch nicht weiter, Hispania muss doch insgesamt noch viel attraktiver werden als bis jetzt, da ist eine Schule etc. doch nur ein Anfang,besonders weil viele Einsteiger nicht nur auf Aufstiegschancen wertlegen sonder auch auf abwechslungsreiche Spielsequenzen wie eben beispielsweise ein Bürgerkrieg oder mal eine innerpolitische Affäre. Ich wäre ja mal dafür das Hispania sich ein wenig aus der Menge hervor hebt, beispielsweise durch leichtere Einstiegsmöglichkeiten für Frauen in den Beruf und in die Politik *Skandal!* oder eine Verbesserung des Handelsystems durch Vergrößerung des Hafens.

    “Wir sind da”, meinte der Sklave ruhig zu seiner weiblichen Begleitung und blieb schon nach einem kurzen Fußweg durch die schmalen Gänge der Casa abrupt neben einer der unzähligen für Livia im Grunde vollkommen gleichaussehenden Holztüren stehen, aus welcher unverkennbar für eine derartige geplante Feier reichlich lautes Gelächter und angeregte Stimmen der anwesenden Personen zu vernehmen war. “Danke noch einmal, den Rest schaffe ich auch sicherlich alleine”, Livia lächelte den Sklaven an und drückte schon kurz nachdem er verschwunden war recht vorsichtig gegen die angewiesene Türe bis sie sich langsam nach innen zu öffnen schien.“Salvete euch allen”, sagte Livia ein wenig erschrocken und versuchte unweigerlich den vielen fragenden Blicken der schon anwesenden Verwandten auszuweichen in dem sie sich so gleich in Richtung Varus und Alessa wandte, “sagt bin ich etwa zu spät? es tut mir so leid ich hätte wohl doch schon früher abreisen müssen “.
    Ohne jedoch noch lange auf eine extra Einladung oder Antwort von Varus zu warten pflanzte sich Livia immer noch leicht eingeschüchtert von den vielen neugierigen Blicken der Leute einfach zwischen die einzigen beiden neben Alessa noch anwesenden Frauen der Runde.

    Schnellen ja fast eiligen Schrittes war Livia den ganzen restlichen Wegesabschnitt nun vom Forum Romanum, an dessen Ecke ein freundlicher römischer Kutscher das Tantchen ganz vorsorglicher Weise abgesetzt hatte, bis hin zur allseits bekannten Casa der Decimas, in welcher die angekündigte Sponsalia ihres Bruders ja eigentlich hatte stattfinden sollen, durch die wahrlich von Menschenmengen durchfluteten Gässchen gehastet und hätte bei all der überstürzt vorgelegten Eile fast sogar das kleine Geschenkpäckchen für Alessa verloren, welches doch schon seit vielen Stunden gänzlich ruhend und behütet unter Livias Arm eingeklemmt verweilt hatte. In diesem Päckchen dicht unter mehreren Lagen von Schnüren und Leinenstoff befanden sich wie konnte es auch anders sein ein Kästchen das Livia vorsichtig mit dem Schmuck für die zukünftige Braut ihres Bruders versehen hatte,
    ja eine wunderschöne feine güldene Harrspange und zwei ebenfalls sehr kunstvoll aus Gold gearbeitete zarte Ohrringe die man mit winzigen grauen Meeresperlen geschmückt hatte befanden sich in jener hölzernen Schatulle, welche die junge Livia noch nach dem Tod ihrer Mutter bekommen hatte um deren Inhalt als Mitgift bis zu ihrer eigenen Hochzeit sorgsamst zu verwahren und welche nun als allerletztes über Jahre hinweg beständig gebliebenes Zeichen ihrer Hoffnung also auch noch den Besitzer wechseln würde. `Meine Mitgift hergeben pah! dass fällt mir als Alleinstehende doch nun wirklich nicht schwer`, hatte Livia mit starren Blick auf das Innere der Schatulle sich in den letzten Jahren immer und immer wieder eingeredet bis sie fast schon selbst daran geglaubt hatte nun stark genug zu sein um nie wieder einer solch absurden Idee wie Heirat nach hängen zu müssen,
    doch nun als sich endlich und wahrhaftig die steinerne Empore zur Casa Decima vor ihr erhob und den Moment des Abschieds ganz offen preisgab, ja da begann Livia urplötzlich doch noch scheinbar zu zögern und ihre Entscheidung offensichtlich zu bereuen, ja dass in letzter Instanz sogar so sehr das sie beim bloßen erblicken eines der herausschreitenden Haussklaven erst einmal fluchtartig einen recht gewaltigen Satz in die entgegengesetzte Richtung tun wollte um ihrem schon vorprogrammierten Schicksal doch noch zu entgehen zu können.Stumm starrte Livia nun auf das Päckchen welches immer noch zwischen ihren Fingern ruhte und ließ sogar ein paar kleinen Tränen freien Lauf die sich eben ganz unverhohlen ihren Weg über die gerötete Wange des Tantchens bahnen wollten, dass war nun also das jähe Ende ihres Wunsches nach Familie gewesen, nein von nun an würden ihre Gedanken nie wieder um irgend einen Mann oder irgendwelche Kinder kreisen, diese blödsinnigen Fantasterein waren nun endgültig verpufft aus der Unendlichkeit ihres kleinen weiblichen Universums.“Wartet”, rief Livia erschrocken und hob ein wenig überschnell den Kopf in Richtung des Sklaven der soeben wieder hinter der Türe in die Casa verschwinden wollte.
    “Entschuldigt bitte, ich möchte zur Sponsalia von Decima Alessa und Titus Petronius Varus!”, schnaufte Livia während sie blitzschnell versuchte die Treppen zur immer noch offengehaltenen Türe der Casa herüber zu spurten, ”uuuh ich danke euch.... ich bin Petronia Livia ”. Der Sklave jedoch blickte nur ein wenig verwirrt zu Livia herüber die sich wirklich wahnsinnigst beeilt hatte um ihn noch einzuholen und sogar vom zuschlagen der Türe abzuhalten, ja und scheinbar schien er auch noch nie eine Frau gesehen zu haben die so förmlich und nett mit einem Sklaven umging wie Livia es soeben bei ihm getan hatte.`Ich bringe euch zur Gesellschaft`, sagte er dann im Grunde nur noch recht plump zur immer noch wartenden Frau vor der Türe und lief dann wortlos voraus das Atrium hinunter.

    Wieso zum Henker tat sich Livia diese ewige Miesere nur jedes mal an, war sie doch tatsächlich eben erst, ja gerade mal vor einigen kümmerlichen Tägelchen in Germania angekommen und hatte bis jetzt nicht einmal richtig die Zeit gefunden um alle ihre bunten Stoffballen in den bereitgestellten Schränkchen zu verstauen, ja noch nicht einmal mit Valeria oder gar ihrer eigenen Nichte Fabia hatte sie überhaupt ein richtiges Wort zu wechseln vermocht von dem eigentlich geplanten Unterricht auch einmal ganz zu schweigen, im Grunde war das Ganze sogar eine wahre Schande für die doch sonst so ungeduldige Livia, welche sich in klaren Worten ausgedrückt doch von vornherein wesentlichen mehr von Germania erwartet hatte als dass was nun tatsächlich am Ende eingetreten war.
    `Was tut man nicht alles für seine Familia`, dachte Livia und warf ihr gestresstes Haupt zur Entspannung vor der langen Reise noch einmal schwungvoll in den scheinbar reichlich verspannten Nacken bis es recht laut zu knacken begann, doch ein Lächeln konnte sich das Tantchen trotz der hastigen Abreise beim bloßen Gedanken an Varus Sponsalia dennoch wie immer nicht wirklich verkneifen, sicherlich das wusste auch Livia in diesem Moment nur zu genau würde Alessa egal was sie tat nie Sabina völlig in ihrer Rolle als Mutter und Ehefrau gegenüber Varus ersetzen können und schließlich war sie nun auch noch viel jünger als ihr Zukünftiger Varus, aber was tat das im Grunde auch schon wirklich zur Sache wenn die Liebe einem tatsächlich so sehr beim Schopf gepackt hatte wie die beiden, eigentlich war das Ganze aus der Sichtweise des bis jetzt recht einsamen Tantchens auch nun nur zu beneiden, hätte man Livia nämlich noch knapp vor ein paar Jahren nach einem neuen Eheglück für ihren Bruder gefragt dann hätte sie wohl sofort und unverzüglich mit einem kräftigen Schütteln des krausen Lockenkopfes geantwortet, ja eigentlich hatte es fast schon unmöglich gar zu absurd geschienen das Varus den Tod seiner geliebten Ehefrau je überwinden und sich noch mal für eine neue Frau entscheiden würde. Hochzeiten und Verlobungen waren doch auch wahrlich immer wieder etwas ganz außergewöhnliches und verwunderliches schönes sogar zugegeben für solch verbitterte alte Jungfern wie Livia, die schon jegliche Hoffnung auf privates Glück aufgegeben hatten und sich deshalb nun lieber voll und ganz der beruflichen Laufbahn widmeten.
    Nur noch einmal aber dafür nun mit etwas mehr Nachdruck rückte Livia nun also den für Germania doch wesentlich zu dünnen hellblauen Stoff ihrer Palla auf dem von Gänsehaut übersäten Rücken zurecht und schob die akkurat zwischen Zeige- und Mittelfinger gefasste bronzene Eulenfibel wieder zurück in die gelösten Gewandfalten ihrer Tunika, so dass sie zu guter letzt leicht behände nur noch gegen die hölzernen Eingangstüre des Praetoriums stoßen musste um danach endlich leichtfüßig wie eh und je hinaus zuschreiten und die trotz aller Strapazen dennoch freudig erwartete Reise nach Roma nun endgültig antreten zu können.

    Livia nickte nur freundlich und nahm den ausgestelten Passierschein für das Castellum frohen Herzens entgegen, fast wie ein Wunder schien es dem Tantchen nun das die Herren doch noch in ihre Bitte eingewilligt hatten und sie Livia zur eigenen Freude jetzt mit diesem völlig unnötigen Wisch ungestört alleine durch das Castellum laufen ließen.
    Valeria und Fabia würden sicherlich auch schon auf sie warten und so galt es um der Höfflichkeit willen keinen Sekunde länger hier im Wachhaus bei den Männern zu vergeuden, Livia bedankte sich deshalb noch einmal recht herzlich bei den Herrschaften und verließ dann in fast fluchtartiger Schnelleden Raum.
    Aber was war das, der Soldat war anscheinend tatsächlich geflüchtete und hatte ihr ganzes Gepäck einfach hier mutterseelenallein abgestellt, Manieren besaßen diese Kerle anscheinend egal welchen Rangs nun wirklich keine, schließlich hätte er ihr auch gut und gerne zuvor sagen können das er wegen des Tores nicht auf sie warten konnte, ja solch absolut unhöffliches Verhalten entzog sich in Wirklichkeit sogar Livias sonst so großem Verständnis für andere Menschen und deren Probleme. Nun würde sie das Ding also doch wohl oder übel hier stehen lassen und später einen anderen vielleicht willigeren Helfer suchen müssen, welcher ihr unliebsames Mitbringsel vielleicht ja doch noch netter weise zu Valeria hinüberbrachte, jetzt jedoch musste sie erst einmal gehen, denn die eh schon recht knapp bemessene Zeit drängte schließlich und ließ nun wirklich keinen weiteren Spielraum für solche dummen Kinkerlitzchen.

    Wie lange sie bleiben wollte? Livia runzelte die Stirne, im Grunde genommen hatte sie sich noch gar keinen Kopf darüber zerbrochen wie lange sie hier im Castellum eigentlich bleiben wollte,
    schließlich hing das alles doch auch ganz von Valerias Unterricht ab und wie schnell das alte Tantchen Livia den Lehrstoff verstehen würde.
    “Ich...ich weiß es nicht um ehrlich zu sein, ja ich weiß nicht mal ob ich überhaupt im Castellum bleiben werde und falls doch wie lange mein Unterricht dauern wird, deswegen wollte ich erst mal zu Decima Valeria um alle Formalitäten mit ihr im vornherein abzuklären, danach könnte ich euch selbstverständlich gleich bescheid geben falls es von großer Wichtigkeit ist”, sagte Livia höfflich und blickte den beiden Männern aufmerksam tief ins Gesicht, manchmal verstand sie diese Kerle auch einfach nicht, der eine schickte sie zum Wachbüro, der andere hingegen belustigte sie weil Livia erst hierher gekommen war und der letzte ja der wiederum fragte sie nun unnötiger weise wieder aus,
    dabei wollte Livia nur eines und zwar zu Valeria um mit ihr zu reden und sich endlich von der langen Reise ausruhen zu können.

    Livia war nun schon einige Minuten ungeduldig aber dennoch leicht belustigt hinter dem anscheinend schwer mit der Truhe kämpfenden Soldaten her geschlichen und hatte sich trotz allem möglichen Respekts gegenüber seiner körperlichen Leistung extremst schwer damit getan nicht beim nächsten schrecklich leidendvollen und ächzenden Gesichtsausdruck des Mannes in schelmisches Gelächter auszubrechen, keine Frage sie selbst hätte sicherlich nicht weniger mit dem klotzigen Holzding zu schaffen gehabt als er, aber dass gerade ein ausgebildeter Soldat welcher wahrlich schon viel schlimmeres Erlebt haben musste solch einen Terz um die Sache machte schien schon fast zu übertrieben in Livias Augen.
    “Ich danke euch”, meinte Livia nur schmunzelnd als der Soldat mit einen kräftigen Rumms die Kiste auf dem Steinboden absetzte und ihr anwies das nächst gelegene Zimmer vor dem sie nun standen aufzusuchen.
    Livia ließ den armen Kerl danach einfach alleine im Flur zurück und wanderte geschmeidig wie eh und jeh hinüber zur besagten Türe, ob er wohl warten würde sobald die Türe sich hinter ihr schloss wusste Livia wahrlich nicht schließlich hatte sie ihm gleich am ersten Tag ihrer Ankunft das schlimmst Mögliche zugemutet, aber was mochte es schon ausmachen wenn er es nicht tat, das Wachbüro musste sie ja schließlich zur Anmeldung betreten ob sie wollte oder nicht.Doch bevor Livia eintrat beschloss sie wie gewohnt erst einmal die Faust sprechen zu lassen und diese mehrmals fest gegen das harte Holz der Türe zu klopfen, aber es antwortete seltsamer weise niemand so dass Livia sich kurzerhand dafür entschied einfach durch die soeben geöffnete Türe hindurchzuschlüpfen und wenn nötig dort auf den zuständigen Beamten oder eben Soldaten zu warten.
    “Oh.....Salve”, erschrak Livia als sie den scheinbar doch anwesenden Herren beim eintreten erblickte,
    “entschuldigt bitte, aber ich wurde hierher geschickt um mich bei euch anzumelden, ich bin Petronia Livia und wollte eigentlich zu Decima Valeria wegen meiner künftigen Ausbildung bei ihr”.
    Livia blickte den sitzenden Mann lächelnd an und hoffte innigst das er sie nun nicht gleich wieder in einen anderen Raum zur Anmeldung abschieben würde und die unnötige Prozedur damit jetzt endlich beendet sei.

    Livia musste ganz unweigerlich ein wenig zusammenzucken als der scheinbar diensthabende Offizier so plötzlich auf sie zu trat und sich vor den zwei Soldaten mit mahnender Brust aufbäumte um die beiden in extrem harschem lauten Ton anzufahren, natürlich war es ihr bewusst das eine Legion keine Kuschelstunde darstellen sollte, hier sollte es schließlich um die Verteidigung des Reiches und die Ausbildung von harten Männern gehen, so dass es wohl alltäglich war das die Legionäre mit solch recht harten Bandagen zu schaffen hatten.
    Dennoch war für Livia das ganze alles wohl noch recht ungewohnt,
    wie sollte man denn auch bei so einem harten Betriebsklima nicht die Lust am Beruf verlieren, fragte sie sich und schaute die beiden angeschnautzten Männer nur mit mitleidigen Augen an, hoffentlich so dachte Livia zumindest müsse sie sich selbst nicht die ganze Zeit diesem Geschrei aussetzen.
    “Ich danke euch”, meinte Livia freundlich konnte jedoch auch ein kleines schelmisches grinsen nicht verkneifen als der Soldat neben ihr begann mit aller Mühe und Kraft die Truhe hinter sich her zuziehen.
    Dann jedoch folgte sie ihm wortlos ins angewiesene Wachbüro hinter her, zwar nur sehr langsam damit er sich mit dem schweren Ding ja nicht überanstrengte, aber wenigstens ging es wenn auch nur langsam doch endlich voran.

    Eine ganze Weile hatte Livia nun schon regelrecht versteinert auf dem klapprigen Ochsenkarren gesessen und versucht trotz den hart hüpfenden Holzrädern auf dem schlechten Untergrund
    so aufmerksam es eben ging die völlig fremdartige Landschaft Germanias zu beobachten,
    alles hier war so grün und friedlich, dachte Livia nur still in sich hinein und lauschte verträumt dem weitentfernt herbeiklingenden klopfen eine Spechtes während nun schon zum zweiten male ein ungewohnt kräftiger kühler Lufthauch seinen Weg in ihre Lunge suchte,
    es roch hier nicht nach getrockneten Gräsern und Kräutern,
    nein dafür war es schon allein des ständigen herab hängenden Morgendunstes in jenen Stunden wegen viele zu feucht, viel mehr konnte man wenn man wollte den ganze lieben langen Tag allerlei verschiedenste Gerüche nach frischem Klee oder gar feuchtem modrigen Moos in sich einsaugen und dies genießen bis die überreizten Nasenschleimhäute vielleicht den Geist aufgaben.
    “Wir sind da”, meinte der Kutscher in diesem Moment ein wenig grob und zog fest an den Zügeln der beiden Ochsen, so dass der Karren mit einem heftigen Ruck zum stehen kam und Livia auf ihrem Schemel unabsichtlich einen gewaltigen Satz nach vorne machen musste, um nicht vollends vom Wagen zu fallen. “Ich danke euch”, meinte Livia in freundlichem Ton, lächelte jedoch aber nur sehr gequält zu ihm hinüber, wieso hatte er denn auch solch ein Bremsmanöver hinlegen müssen, ihre ganzen mühevoll hochgesteckten Locken war deswegen heruntergefallen, so dass sie nun wohl oder übel ihre Haarspangen wieder lösen musste um eine mittelschwere Verknotungskatastrophe noch zu verhindern.
    Einige Sekunden später hatte sich dieses Thema nun also auch schon wieder erledigt, dachte Livia leicht wütend als sie die Klammern in ihrer Hand betrachtete und schnaubte den gleichgültigen Kutscher welcher sich wieder herumgewandt hatte nur noch mit flatternden Nasenflügen an, den ganzen Weg schon hatte er Livia wie ein Aussätzige mit Lepra behandelt welche man weder anfassen, noch ansehen oder gar ansprechen durfte,wenn er es denn wirklich für so moralisch unverantwortlich hielt sie als Römerin zu befördern dann hätte er Livias Geld nach ihrer Ansicht erst gar nicht nehmen dürfen.
    “Könntet ihr mir vielleicht mit meinem Gepä..”, kaum hatte Livia das Thema auch schon angeschnitten war der Kutscher aufgestanden und hatte sich unsanft ihre alte Truhe geschnappt, um sie jedoch nicht wie eigentlich zu erwarten bis zur Pforte des Castellums zu bringen sondern sie einfach plump vom Karren zu ziehen und neben ihren Füßen abzuladen.
    “Ich wünsche euch auch einen schönen Tag”, meinte Livia bissig und sprang dann recht untypisch für eine Dame einfach mit einem kräftigen Schwung von der Holzpritsche des Karrens, sollte der alte Bock doch denken über sie was er wollte Livia hatte nun eh schlicht und ergreifend die Nase voll gehabt von ihm, lieber würde sie das einen der Legionäre um Hilfe fragen als dass sie sich noch einmal dazu herabließ mit diesem Ekel auch nur noch ein Wort zu wechseln.
    Die Kiste ließ Livia, nachdem der Karren nun also endlich wieder alleine seines Weges fuhr,erst einmal dort ruhen wo sie nun stand und schritt mit schlammigen Sandalen nun höchst energisch in Richtung Pforte um dort nach Hilfe zu erbitten.
    “Salvete die Herren”, sagte Livia und lächelte nun wieder als sie die beiden an der Pforte stehenden Soldaten begrüßte, ” Petronia Livia ist mein Name, dürfte ich bei ihnen um Einlass bitten, ich möchte wenn möglich nämlich zu Decima Valeria um meine zukünftige Lehre bei ihr zu besprechen”. Livia betete zu Minerva das die beiden sie nicht weg schicken mochten, zu lange war sie nun schon gereist von Terraco bis nach Germania mit dieser elenden Truhe als dass sie ein “NEIN” in dieser Angelegenheit akzeptiert hätte.

    `Das war es also... nun gehe ich wieder fort`, dachte Livia schwermütig und schritt langsam aber gemächlich mit vorsichtig angehobenem Tunikasaum die Planke des Schiffes hinauf, dort wo die schwere Truhe getragen von zwei Matrosen schon auf sie wartete.
    Soviel Glück wie die alte Truhe würde sie selbst wahrscheinlich nie mit einem richtigen Mann haben, nur einmal getragen werden auf starken Armen, Livia schüttelte grinsend den Lockenkopf, nein das würde sicherlich nie passieren aber schließlich war sie auch keine alte schwere klapprige Schachtel wie die Truhe zu ihren Füßen.
    Noch einmal lehnte sich Livia leicht über die Reling des Schiffes und beobachtete wie einige kräftige Männer im Licht der ersten Sonnenstrahlen begannen die Planke zur Seite zu schieben und in letzter Instanz die dicken Leinen hissten,
    um kurz darauf endlich mit Livia in den Sonnenaufgang nach Germania davon segeln zu können.