Der Weg nach Ostia war nicht allzu beschwerlich, da Tristan gut zu Fuß war. In der Nähe von Rom war die Straße noch recht belebt von Reisenden und Pferdekarren, welche alle Arten von Waren transportierten.
Es war etwa nachmittags, als sich Tristan dann aber recht alleine auf der Straße wiederfand und er eine Pause machte, um sein wenig zu essen und zu trinken und vorallem, sich auszuruhen. Er hockte sich etwas abseits auf einen Stein und packte seinen Proviant aus, als er plötzlich ein Geräusch hinter sich hörte und im nächsten Augenblick sah er sich von fünf zwielichtigen Gestalten umringt, welche alle Dolche in den Händen hielten. Ihre Gewänder starrten vor Flicken und Schmutz und ihre Gesichter, in welche Tristan nun leicht panisch schaute, verrieten ihm, daß diese Herren ihm nicht gerade gut gesonnen waren.
»Her mit dem Essen und wenn du Geld hast, erst recht!« zischte der eine und fuchtelte mit dem Messer vor ihm herum. Tristan schluckte. Eine wirkliche Chance hatte er nicht gegen die Kerle, aber er wollte eben auch nicht das Dokument verlieren, welches ihm sein Herr mitgegeben hatte und welches er nicht gelesen hatte, somit also den Inhalt nicht kannte. Das war sicherlich ein sehr wichtiges Dokument und Tristan würde darum kämpfen, komme was wolle, denn er wollte seinen Herren nicht noch einmal enttäuschen, wo er doch das Gefühl hatte, seinen Landsitz nicht vor dem Feuer hatte retten können.
Tristan blickte die Männer an, verwirrt und leicht panisch und dann legte er seinen Proviant vor seine Füsse und stammelte: »Tristan ist nur ein Sklave. Er hat kein Geld!«
Die Männer schauten sich etwas verdutzt an, als sie ihr Opfer so seltsam sprechen hörten. So jemand war ihnen ja noch nie untergekommen. Und dann trat einer der Männer näher zu ihm und schlug ihm mit dem Knauf seines Messers arg gegen den Kopf, so daß Tristan einen heftigen Schmerz spürte, der nicht nur in seinem Kopf explodierte, sondern sich weiter ausbreitete und er nun unsanft vom Stein fiel.
»Quatsch uns nicht dumm rum!!« fauchte der Mann und dann trat er Tristan noch einmal in den Magen. Nun versuchte Tristan sich zu wehren und während er um sich schlug, als man ihn erneut angriff und versuchte, ihm seinen Beutel zu entreissen, welchen er versuchte, bei sich zu halten, prasselte die Schläge und Tritte so auf ihn ein, daß er keine Chance mehr hatte und irgendwann merkte er, wie sie sich seines Beutel bemächtigten.
Am Boden vor Schmerzen kauernd und stöhnend, bekam dann Tristan mit, wie einer der Männer, der sich seines Beutels bemächtigt hatte, diesen entlehrte und aller Inhalt, samt Tunika, Dokument und Geldbeutel zu Boden fiel. Besonders der Geldbeutel hinterließ beim Fallen das typische Geräusch von klirrenden Münzen. Natürlich war es nicht fiel, aber nun grinste der Mann fies und murmelte: »Soso, kein Geld, hmh?«
Und dann trat er vor Wut, das Tristan gelogen hatte, immer wieder und wieder auf den entsetzten Sklaven ein, bis Tristan das Bewußtsein verlor.
Erst Stunden später, als es schon fast dämmerig war, erwachte Tristan mit schrecklichen Schmerzen und Hautabschürfungen in seinem Gesicht hinter irgendeinem Busch an der Straße, wo man ihn wohl hingeschleift hatte, damit nicht jeder Reisende ihn sofort fand.
Langsam richtete er sich stöhnend auf und blinzelte, um sich zu orientieren. Der Beutel war weg, aber immerhin hatten sie ihm seine Zunika, welche er am Leib trug, gelassen und auch die Sandalen ...
Irgendwann dann rappelte sich Tristan hoch und taumelte sehr angeschlagen zur Straße, zu dem Stein, auf dem er gesessen hatte und dann überfallen wurde, aber er fand nichts von seinen Sachen und auch der Brief war verschwunden.
Dann schleppte sich Tristan mühsam weiter in Richtung Ostia. Zwar traf er auf Reisende, die ihm helfen wollten, aber er lehnte ab. Er hatte in seinen Augen wider einmal versagt und dennoch wußte er, daß es nicht seine Schuld war, hatte er doch gegen fünf Räuber keine Chance gehabt.
Und irgendwann dann kam er an dem Stadttor von Ostia an, welches sich wie ein ihn verschlingendes Maul vor ihm erhob.
Gerade konnte er sich noch aufrecht halten, grüßte die Wachen und erzählte, als diese nachfragten, was geschehen wäre, ihnen alles.
»Bitte, Tristan muss zu der Curie von Ostia, im Officium des Duumvirn melden ... «
Die Wachen sahen etwas mitleidig auf den Mann, der dort zerschunden vor ihnen stand und sich den Magen hielt.Und dann fragten sie ihn ein wenig aus, was denn passiert war, gaben ihm Wasser und ließen sich die Beschreibung der Räuber geben.
Schliesslich liessen sie ihn dann aber gehen, glaubten sie ihm seine Version und er hatte ja, falls Fragen aufkamen, den Ort gesagt, wo er hin musste.
Und dann fragte sich Tristan durch und kam endlich an sein Ziel an: Officium Duumviri - Arbeitszimmer des Duumviren