Beiträge von Caius Helvetius Tacitus

    Der Scriba wurde unsacht nach hinten gedrängt als Terentius die Tür aufstieß und in das Officium trat. Von dieser Aktion überrumpelt, sammelte er erstmal seine fünf Sinne und hechtete dem Besucher hinterher, der schon beim Aedil angelangt war, um sein Anliegen vorzutragen.


    Tacitus saß vornübergebeugt über seinen Listen und Tabellen und überprüfte die Speicherkapazität der römischen Getreidehallen. Seit der letzte Praefectus Annonae Hals über Kopf getürmt war, war die Arbeit an ihm hängengeblieben, ihm, einen öffentlichen Magitrat ohne Bezahlung. Aber alles Fluchen und Verfluchen half nichts. Die Tätigkeit mußte gemacht werden.


    Erschroken zuckte er kurz darauf zusammen, als ihn dieser Mensch in unflätiger Weise von vorne ansprach. Überrascht sah er auf und ließ dabei den Griffel auf einem Pergament fallen. Sofort erhob er sich, als auch schon Eugenius, der Scriba, herbeigeeilt kam, der sogleich einen abfälligen Seitenblick von Tacitus kassierte.


    "Wie kommt dieser Mann in mein Officium, Eugenii ?"


    Der Scriba, der einen offensichtlichen Rüffel seines Vorgesetzten bekommen hatte, fing an, verlegen, etwas zu stottern.
    Inzwischen hatte der Mann selbst die Sprache gefunden und äußerste sein Anliegen.


    "Ich däd mich gern in die Frumentationsliste eintragen lassen."


    Der Aedil nickte. "Gut." Sein strenger Blick lastete weiterhin auf dem Scriba.


    "Eugenius, würdest du bitte."


    Der Scriba hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefangen und wandte sich an Terentius.


    "Bitte folge mir !"


    Geschwind verließen sie das Officium des Aedils und Eugenius setzte sich an seinem eigenen kleinen Schreibtisch hinter Berge von Papyri.


    "Also, wie lautet dein Name, Bürger ?"

    Kaum hatte der Senator diese Worte gesprochen, vernahm man in nicht allzu weiter Entfernung die Schritte eines Mannes, der hier scheinbar Gesprächsthema schien, bzw. dessen neueste Bekanntmachung.
    Aus einer Entfernung konnte er die Herren gut erkennen ohne die Worte genau zu vernehmen, die sie sprachen. Der eine war Senator Avarus, ohne Zweifel, ein stadtbekanntes Phänomen und neben ihm zwei Jünglinge.


    Hm, daß der Senator eine Vorliebe für junge Knaben hatte, wußte er gar nicht. Welch schreckliche Geheimnisse würden sich bei näherer Betrachtung noch enthüllen über diesen Mann. Einen von diesen Jünglingen schien Tacitus auch schonmal gesehen zu haben. Es war in Ostia bei einem Treffen des Octavius Dio, an dem auch dieser Senator teilnahm. Die Wege eines Menschen kreuzten sich ja immer zweimal.
    Und dann stand da noch ein Patrizier, den er sogar nicht zuordnen konnte.


    Abfällig blieb er stehen, als er die Gruppe bemerkte, zwei stämmige Nubier begleiteten ihn, und war einen abschätzigen Blick. Wann würden diese Germanen lernen, wo ihr Platz ist. Er schüttelte den Kopf und ging weiter.


    +++ DER AEDIL WARNT +++ DER AEDIL WARNT +++

    RÖMER !!


    SÖHNE DES ROMULUS! SEHT NICHT TATENLOS ZU!


    [Blockierte Grafik: http://img93.imageshack.us/img93/2550/imagesbh6.gif]


    KAUFT NICHT BEI GERMANEN !!!



    SCHMÄHT GERMANISCHE PRODUKTE, DENN SIE WOLLEN EUCH SCHADEN !
    SO, WIE SIE UNSEREN LEGIONEN ZUSETZEN, SO SETZT AUCH IHNEN ZU ! LASST SIE SPÜREN WAS SOLIDARITÄT UND DAS WORT "RÖMER" BEDEUTET ! VERGESST NICHT DIE SÖHNE ROMS, DIE DURCH DES GERMANEN KLINGE STARBEN !



    Im besonderen raten die officia civilia zur vollständigen Abweisung von Produkten oder Dienstleistungen der romanisierten und eingegliederten Germanen. Ihre Ahnen aßen noch Fleisch vor dem Lagerfeuer, ihre Ahnen spießten römische Soldaten auf, einige tun es immer noch. Beweist Solidarität und erinnert euch der gefallenen Römer an der Grenze zu diesem Land.





    /edit: Formulierung entschärft

    "Der Kandidat hat recht ! Seht ihn euch an ! Er hat Recht !"


    Energisch hob Tacitus seine Arme, um auf den jungen Octavier zu deuten.


    "Wir brauchen in der Tat eine strengere Vergabe von Konzessionen. Zwar soll der Markt nicht bewacht werden, sondern lediglich überwacht, aber den künftigen Aediles wird ihr ein hohes Maß an Sorgfalt - diligentia - abverlangt werden."

    Was für ein Kandidat ? Diskussionen um die Haltbarkeit von Kösebrot trieben diese Diskussionen ins lächerliche. ;)


    "Für wahr, du scheinst als Volkstribun besser aufgehoben - wozu es dir jedoch ganz offensichtlich an rhetorischer Eloquenz mangelt. Was willst du den Markt mit Einschränkungen und Restriktionen unterdrücken ?


    Frei einem bekannten Leitsatz möchte ich demnach zitieren, 'Der beste Aedil ist derjeinge, den man gar nicht bemerkt.' " ;) 8)

    EDICTUM AEDILIS PLEBIS
    ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLVI A.U.C. (20.8.2006/103 n.Chr.)


    Decima Valeria wird aufgrund Verstoßes gegen § 4 Abs.3 lex mercatus, Waren unterhalb des gesetzlichen Mindestpreises verkauft zu haben, zu einer Strafabgabe von insgesamt 3117,50 Sz. gemäß § 7 Abs.1 verpflichtet.


    Einsprüche sind dem amtierenden Consul, respektive dem Censor entgegenzubringen.




    EDICTUM AEDILIS PLEBIS
    ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLVI A.U.C. (20.8.2006/103 n.Chr.)


    Lucius Sabbatius Sebastianus wird aufgrund Verstoßes gegen § 3 Abs.1 lex mercatus, dem nicht lizensierten, öffentlichen Verkauf von "Sklaven", zu einer Strafabgabe von insgesamt 662,32 Sz. gemäß § 7 Abs.1 verpflichtet.


    Sieht sich der Beschuldigte nicht in der Lage, die Strafe zu bezahlen, werden alternativ eine Woche Strafarrest angedroht.


    Einsprüche sind dem amtierenden Consul, respektive dem Princeps Senatus entgegenzubringen.




    Jäh wurde Tacitus aus seinen Gedanken gerissen. Er sah zu Gabor. Gewiss, er würde irgendwann sicher einen famosen Politiker abgeben, einen Politiker Roms, und so die Tradition der Helvetia hochhalten.


    Dann rief er durch die Casa "Phiiiliipooos !"


    Kurz darauf kam der treue Leibsklave seines Herrn. Ehrfürchtig verneigte er sich, ob des dominanten Tonfalls, mit dem dieser ihn gerufen hatte. Unter seinem Arm klemmte eine versiegelte Papyrusrolle. Jener holte sie hervor, als Tacitus sie ihm aus der Hand riss.


    "Hier bitte, Gabor." und zu Philipos gewandt "Du wirst meinen Sohn begleiten, zum Hafen und schauen, daß alles nach dem rechten geht. Im Anschluß kommst du sofort zu mir."

    EDICTUM AEDILIS PLEBIS
    ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLVI A.U.C. (20.8.2006/103 n.Chr.)


    Artoria Medeia wird aufgrund Verstoßes gegen § 3 Abs.1 lex mercatus, dem nicht lizensierten, öffentlichen Verkauf von "Brot mit Käse", "Honigwein" und "Huhn al fronto", zu einer Strafabgabe von insgesamt 271,35 Sz. gemäß § 7 Abs.1 verpflichtet. Die besondere Schwere liegt hierbei darin, daß es sich bei den angebotenen Waren um zum allgemeinen Verzehr bestimmte Lebensmittel handelt dessen Verkauf nicht von behördlicher Kontrolle genehmigt wurde.


    Sieht sich die Beschuldigte nicht in der Lage, die Strafe zu bezahlen, werden alternativ eine Woche Strafarrest angedroht.


    Einsprüche sind dem amtierenden Consul, respektive dem Princeps Senatus entgegenzubringen.




    Zitat

    Original von Caius Terentius Brutus
    An dem Officium angekommen, klopfte Caius an. Zwar war der Aedil ein hochgestellter Mann, doch bedeutete das sicher, dass er genug Geld für ein wenig Brot für einen armen Schlucker übrig hatte.


    *KLOPF KLOPF*


    Ein Bediensteter der Stadtverwaltung öffnete die Tür einen Spalt und schob seinen Kopf hindurch. Mit seinen Augen suchte er das Gesicht seines Gegenübers und fand es schließlich.


    "Ja ? Ich darf bitten."

    Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    "Meines Wissens nicht."


    Tacitus grübelte eine Weile.


    "Dieser Flavian ist also weder ein Verwandter noch befindet er sich in einer Ehe mit der Verstorbenen ? Und die Verstorbene hat auch kein Testament, aus welchem ihr tatsächlicher oder mutmaßlicher Wille hervorgeht ?


    Nun, da es Usus ist, daß eine Konzession mit dem Tod dessen Inhabers in aller Regel verfällt, sehe ich hier eigentlich keinen großen Spielraum, warum ich hier anders handeln sollte."


    Mit offenen Augen sah der Aedil die Patrizierin an.

    "Nun, deinen Äußerungen entnehme ich, daß Du der Meinung bist - dadurch daß der Spieler freie Entscheidungsgewalt darüber hat, auf wen oder was er sein Geld setzt - der Satz "dessen Ausgang hänge im wesentlichen vom Zufall ab" sei nicht gültig.


    Das wundert mich, da nicht erkennen wie die Entscheidung des Spielers, auf den oder das zu setzen, den Ausgang eines Spiels entscheiden könne, sicher für ihn persönlich, denn mag er glücklich gesetzt haben, so gewinnt er, andernfalls verliert er. Aber das objektive Ergebnis wird doch davon nicht berührt."

    Was für eine verquere Logik ! Tacitus schmunzelte. ;)


    "Ich würde mich doch sehr wundern, wenn die Entscheidung auf welchen Wurf oder auf welchen Fahrer ich mein Geld setze, den Ausgang des Spiels bestimmen würde ? Wenn dem so wäre, dann würden sich gewiss zahlreiche Spieler im Reich freuen, obwohl das natürlich leicht den Verdacht regen würde, daß gewisse Schiebereien am Werk sind. ;)

    Tacitus bemerkt sein Weib und ihre Beklemmtheit. Doch er lässt sich nichts anmerken und wechselt seinen Blick zu seiner Tochter, die sich von Gabor verabschiedet.


    Manchmal denkt Tacitus zurück an längst vergangene Zeiten in jenen Tagen des Kaisers Domitian, die so sie politisch für das Reich zwar nicht die glücklichsten, für ihn privat doch um einiges freudiger waren, als die kühle Starre seines Domus.
    Er war damals ein junger Römer von 30 Jahren, Longina, eine jugendliche Iulierin anfang zwanzig. Sie trafen sich oft in Rom, wo Longina lebte, in der heimatlichen Casa. Geminus' Gattin lebte noch, Tranquillus war ein kleiner Junge, der schon in jungen Jahren mit dem Holzgladius spielte und Großvater Vindex verbrachte die letzten Jahre seines Lebens auf dem Landsitz der Helvetier, unweit von Tarrent.


    ...

    Der Aedil betrat begleitet von ein paar Palmenwedlern das Forum und schaute sich die Kandidaten an. Rhetorisches Geschick schien auch immer mehr aus der Mode zu kommen, doch dieser Mann schien es auf den Punkt zu bringen. Als er den Namen des orators dann von einem Nebenmann erfuhr, schien er an dessen politischer Gewandheit keine Zweifel zu haben. Dessen Vater war zwar nicht unumstritten, wie so viele große Männer, doch dessen Fähigkeiten schienen offenbar auf den Sohn abgefärbt zu haben.


    Ein anderer Mann, der dem Kandidaten Fragen stellte, erregte Tacitus' Aufmerksamkeit. Eine Sergier keine Frage. Jene standen auch schonmal besser da in der Öffentlichkeit und dieser war eindeutig ein besonderes Exemplar. So konnte Tacitus nicht umhin, seinen Unmut Luft zu machen.


    "Hey, du, sag mir, woher nimmst du die Erfahrung über den Erfahrungsfundus und den Arbeitsaufwandes eines Volkstribuns und Aedils zu urteilen ?" zischte Tacitus.


    Die Jugend von heute war teilweise auch nicht mehr das, was sie war.