Beiträge von Quintus Atticus

    Ich hatte noch immer einen schweren Kopf als ich wieder auf dem Exerzierplatz antrat. Die Sonne schien mir greller als sonst und mein Mund war wie ausgetrocknet. Jetzt noch den halben Tag mit Übungen auf diesem staubigen Platz verbringen.....was hatte ich mir gestern Abend nur gedacht?

    Es hatte lange gedauert etwas ansprechendes zu finden das meinen Geldbeutel nicht allzusehr strappazierte und letztendlich hatte ich mich für die Taverne "Apollonioi" entschieden. Schon am Eingang stieg mir der Geruch von Fettdampf und gebratenen Lämmern in die Nase und so trat ich ein und ließ mich auf einer freien Liege nieder. Mittlerweile war es draußen Abend geworden und die Taverne war gut besucht. Der Innenhof war üppig bepflanzt worden und seine Mitte zierte eine Aphroditestatue die eine Amphore hielt aus der Wasser sprudelte.
    Ich bestellte mir einen Krug boiotischen Wein und eine Schenkelstück vom Stier.
    Wärend ich auf das Gericht wartete und ein, zwei Schluck genommen hatte began, ein mir unbekannter Sänger, die Lyra zu zupfen und eine Ode des Pindar zu singen die mir nur allzu vertraut war.
    Mein Herz lief über vor Sehnsucht nach der Heimat und den Olivenhainen meiner Familie in denen ich groß geworden war. Schmerzhaft wurde mir wieder bewust das mein Volk von den Römern besiegt und schon lange tributpflichtig geworden war. Und ich stellte mir die Fragte ob es die richtige Entscheidung gewesen war meine Heimat zu verlassen.
    In dieser sentimentalen Stimmung versunken mochte mir, das Fleisch das man mir in einer riesigen Portion vorsetzte, nicht recht schmecken.
    So hatte dieser Abend, der der Besinnlichkeit hätte dienen sollen, zur Traurigkeit Anlass gegeben.
    Ich aß zügig und stürzte den Wein in mich hinein, dass es Dionysos ein Wohlgefallen gewesen wäre. Sturz betrunken und restlos depremiert verließ ich die Taverne wieder und machte mich auf in Richtung Hafen und den Mannschaftsquartieren der Classis Misenensis.

    Das klang gut. Die Gefechtsübungen hatten mich erschöpft und so beschloss ich in meiner freien Zeit eine griechische Taverne, außerhalb des Hafenviertels, aufzusuchen. Ich war schon lange nicht mehr unter Meinesgleichen gewesen und das Heimweh zerrte an mir wie ich es vorher noch nicht erlebt hatte.
    Gerne hätte ich CLarus Helios eingelade, um gemeinsam Erinnerungen an die Heimat auszutauschen. Doch war er leider mit einem wichtigen Auftrag nach Mantua abgereist und so zog ich, nach einer gründlichen Wäsche, alleine los...

    Das Schild in der Linken und das Holzgladi in der Rechten stand ich erneut meinem Gegner aus der vorherigen Übung gegenüber. Mein Zorn, hervorgerufen durch ein paar schmerzhafte Treffer, war noch nicht verraucht.
    Als wir mit den Schilden aufeinander prallten, wirbelten unsere nach Halt suchenden Füße, reichlich Staub auf. Der brannte in den Augen und verwandelte die Umgebung in einen unwirklich scheinenden Ort. Hinter dem Scuti versteckt, war es sehr schwer den Gegner zu treffen. Alles lief darauf hinaus, ihm um das Schild herrum einen Stich zu versetzen. Woran ich nicht gedacht hatte sollte mir nun zum Verhängnis werden.
    Nach einem Ausfallschritt hob mein Gegner den linken Arm um 50° an und stieß mir mit der Unterkante seines Schildes auf den Buckel, hinter dem meine Hand den Griff hielt. Durch die Wucht des Aufpralls überrascht, wich ich mit dem Oberkörper zurück wobei ich den linken Unterschenkel entblößte. Mein Kontrahend hatte sich geduckt und mit dem Gladi mein Fußgelenk umfasst. Durch einen Schlag auf den Hacken deutete er einen Schnitt durch die Achillessehne an. Niederlage!!!


    Schmerzhaft war es allemal und enttäuscht ließ ich das Schild sinken. Ich hatte nicht gesehen das der Optio in der Nähe stand und unseren Kampf beobachtet hatte. Sofort machte er einen Schritt auf mich zu und gab mir einen Katzenkopf mit den Worten:


    "Augen aufmachen, Atticus!!! Denk an die Beinarbeit...und nochmal von Vorne!!!"


    Ich biss die Zähne zusammen, hob mein Schild bis unters Kinn und stellte mich erneut meinem Gegner...

    Sim-Off:

    Hab ich mich vom Wort "Holz" doch auf´s Glatteis führen lassen. :D


    Langsam gewöhnte ich mich an das kurze Gladius. Als der Optio nach dem Formaldienst eine ganze Weile über die technischen Daten des Schwertes referierte, hätte ich besser aufgepasst, denn dann wäre mir nicht entgangen das die Übungsgladi bedeutent schwerer waren als die die dann im Ernstfall zum Einsatz kämen. Wie sich später herrausstellen sollte.
    Nichtsdestotrotz gelangten wir endlich zur gemeinsamen Nahkampfübung und ich suchte mir einen Trainingspartner der schon etwas fortgeschrittener schien. So könnte ich wohl am schnellsten dazu lernen.
    Wärend ich in die Übung vertieft war schritt der Nauarchus durch die Gruppe der Kämpfenden und rief den einzelnen immer wieder zu: "Ausfallschritt, Parade, Angriff". Mir begann es Spaß zu bereiten denn man mußte schon sein ganzes Geschick aufbieten um am Schild des Gegners vorbei einen Treffer zu landen. So wurde die Übung zwischen mir und meinem Trainingspartner zu einem regelrechten Wettkampf der in einen offenen Schlagabtausch auszuufern drohte...

    Da ich nicht der Größte war und ich somit weiter hinten in der Reihe stand, kamen etliche Natae vor mir in den Genuß dem "Holzkameraden" ein paar Streiche mit dem Gladius zu versetzen. Der Nauarchus korrigierte hier und da den Bewegungsablauf und die Haltung der einzelnen Probati.
    Als ich nun an der Reihe war trat ich vor und stellte mich breitbeinig dem Holzpfahl gegenüber auf und hieb wie befohlen 20mal auf ihn ein.
    Links, Recht und ein Stich in die Mitte, Links, Recht und ein Stich in die Mitte. Dies wiederholte ich solange bis der Optio zufrieden nickte.
    Nachdem ich das dritte Mal an der Reihe gewesen war, spührte ich meinem Schwertarm und war froh das wir mit den leichten Holzgladi trainierten und nicht mit kompletter Kampfausrüstung angetreten waren. Ein Vorteil für mich war es das ich meinen Körper schon seit Caesarea in Form bringen konnte doch galt auch für mich " Repetitio mater studiorum est"...

    Erleichtert das der Nauarchus zufrieden schien, nutzten wir die kurze Verschnaufpause dazu, etwas Wasser aus einem Eimer mittels Kelle zu uns zu nehmen.
    Als die beiden Nautae mit einer Kiste voller Holzgladi zurück kamen, nahmen wir uns jeder eines und traten schnellstmöglich vor dem Optio in Zweierreihen an.
    Das Gladius in meiner Hand fühlte sich fremd an und schien mir etwas zu kurz geraten. Meine Vorfahren hatten sich ihrer Feinde stets mit der Lanze erwehrt und mit diesem "Zahnstocher" mußte man schon ziemlich nah an den Gegner herran um ernsthaften Schaden anzurichten.
    Gespannt auf die erste Lektion im Nahkampf warteten wir auf die nächsten Befehle des Nauarchus...

    Die Sonne brannte am Himmel und verwandelte den Exerzierplatz in einen Backofen. Der Schweiß verdunstete sofort und hinterließ salzige Ränder auf meiner Uniform. Der Optio sah noch immer grimmig aus doch schließlich hatte er nicht geschrien, also hatten wir wohl etwas richtig gemacht.
    Die neuen Befehle waren jetzt umfangreicher und kamen schneller, so dass der Schwierigkeitsgrad stieg. Unsere Anspannung erhöhte sich in gleichem Maße und jeder Probati war bemüht den Optio nicht noch einmal zu enttäuschen.


    Sim-Off:

    Feld 57, Blickrichtung Nord

    Beim zweiten Versuch standen die Probati zum Schluß tatsächlich auf einer anderen Position. Doch hatten sie diesmal alles richtig gemacht???


    Sim-Off:

    Feld 41 Blickrichtung West. Wenn ich noch anmerken darf ergibt dein Beispiel keinen Sinn wenn man von der 55 aus startet landet man auf der 17 und nicht auf der 57 =).

    Nachdem wir uns der Größe nach aufgestellt und in Linie ausgerichtet hatten gab uns der Optio den Marschbefehl. Er ließ uns links schwenken, erneut links schwenken und danach einen rechts Schwenk durchführen bevor wir vor ihm zum stehen kamen.


    Sim-Off:

    Feld 71, Blickrichtung West


    Am Gleichschritt mußte offensichtlich noch gearbeitet werden denn die Probati in der letzten Reihe waren beim Komando Halt ihren Vordermännern in die Hacken getreten. Gespannt warteten wir auf das Urteil über unserer eher bescheidenen Marschkünste.

    Das Gebrüll und der rote Kopf des Optio zeigten Wirkung und sofort zogen die Probati das Lauftempo an. Niemand war erpicht darauf auch noch zusätzliche Liegestütze zu machen.
    Nachdem wir die verlangten fünf Runden absolviert hatten traten wir wie befohlen in Dreierreihen vor dem Optio an.

    Bei der Musterung durch den Optio war meine Haarlänge negativ aufgefallen. Ich bekam einen roten Kopf und stammelte etwas verlegen das ich sie bei der nächsten Gelegenheit abschneiden würde.


    Vom ersten Schrecken erholt, trotteten die Probati in mäßigem Tempo um den Exerzierplatz. Ich dachte noch: Wieso laufen wenn wir rudern müssen?

    Ein allgemeiner Befehl erging an alle Probati, wir sollten auf dem Exerzierplatz antreten und das sehr zügig. Ich richtete in aller Eile meine Uniform und rannte den anderen hinterher. Auf dem Platz angekommen, stellten wir uns in Dreierreihen, fünf Füß vor dem schon wartenden Optio auf und harrten der Dinge die da kommen mochten...

    Endlich angekommen im Hafen von Misenum, dem Stolz der Römischen Flotte, hatte ich keine Zeit das bunte Treiben auf der Pier zu beobachten. Ich war voll und ganz damit beschäftigt den Anweisungen zum Anlegen, die der Optio übers Deck brüllte, folge zu leisten. Leinen mußten übergeben und auf Poller gelegt und das Schiff an die Kaimauer gezogen werden. Die Stelling wurde ausgebracht und die eingeteilten Soldaten machten sich zum Wachdienst bereit.
    Der letzte Hafenaufenthalt steckte mir noch in den Knochen und wie das Schwert des Damokles schwebte noch immer die ausstehende Grundausbildung über meinem Haupt.

    Helios ging es nicht gut, dass konnte man deutlich sehen. Seiner Frage nach den Vorkommnissen in Syracusea wollte ich außweichen um mich nicht selbst zu kompromittieren. Aber wenn man keinem Landsmann trauen konnte wem dann ich blickte mich um und antwortete:


    "Wenn du etwas für dich behalten kannst??? Ich bin Verbannter aus Dekeleiaein und mein Name ist Agathokles, Sohn des Polybios. Im letzten Hafen hatte ich etwas Ärger mit zwei Numidiern. Deshalb habe ich nachgefragt....und du hattest einen schönen Abend zu zweit? Wie heißt du eigentlich und wie lange dienst du der Classis schon?"

    Ich befolgte seinen Rat und lehnte mich über die Reeling, doch die vorbei ziehenden Wellen verstärkten das Gefühl der Übelkeit nur zusätzlich und ich mußte mich ebenfalls setzen. Ich fragte ihn:


    "Sag mal hast du etwas über eine Kneipenschlägerei im letzten Hafen gehört und wenn ja gab es Verletzte oder gar Tote?"


    Ich wußte noch immer nicht ob der Numidier, den ich mit zu Boden gerissen hatte nur Ohnmächtig war oder sich beim Sturz schwerer verletzt hatte. Schließlich wollte ich kein Mörder sein und so tat ich unbeteiligt.

    Der Optio hatte mich bei der morgendlichen Musterung keines Blickes gewürdigt und das empfand ich als schwerere Bestrafung als wenn er mich angeschrien oder hätte auspeitschen lassen.
    Ich wußte nicht ob das dicke Ende noch kommen würde denn so lange kannte ich den Optio noch nicht. Vielleicht hatte er aber auch selbst ähnliche Eskapaden hinter sich und wollte nur beflissentlich darüber hinweg sehen. Wohl fühlte ich mich in meiner Haut jedenfalls nicht. Doch wie es schien war ich nicht der Einzige. Helios sah ebenfalls etwas grün um die Nase aus und das kam nicht vom Seegang.
    Um neue Kontakte zu knüpfen sprach ich ihn an:


    "Apollon mit dir, Nauta Helios. Verzeih mir wenn ich dich frage aber hast du ein Mittel gegen Übelkeit oder Kopfschmerzen?"

    Nach der beschwerlichen Überfahrt und dem stürmischen Einlaufen in Syracusae, hatten wir endlich Landgang. Da ich es nicht darauf anlegte bekannte Gesichter wiederzusehen, blieb ich im Hafenviertel und ging in die Taverne "Zum rostigen Dreizack". Wie der Name vermuten ließ handelte es sich um eine drittklassige Spelunke mit viertklassigen Besuchern.
    Ich setzte mich an einen freien Tisch und bestellte einen Krug Wein. Es dauerte auch nicht lange bis zwei Numidier sich zu mir setzten und mich zu einem Würfelspielchen einluden. Auf mich machten sie eher den Eindruck kilikischer Seeräuber doch wie hatte unser geschätzter Kaiser Vespasian angemerkt "Geld stinkt nicht" und so ließ ich mich darauf ein.
    Das hätte ich besser nicht getan den als ich einen von ihnen beim Falschspielen erwischte schlug mir der andere ohne Vorwarnung mit einem Messerknauf auf´s Auge. Meine Braue platzte auf wie eine reife Feige das Blut schoß mir ins Auge und im Fallen packte ich einen der Numidier und zog ihn mit mir zu Boden. Ich hatte Glück, er leider nicht. Reglos blieb er liegen und sofort brach heftiger Tumult aus und ich hörte noch wie jemand nach den Vigiles rief.
    Ich weiß nicht mehr wie ich es schafte zur Hintertür hinaus zu kriechen doch ich wachte am nächsten Morgen auf einer Treppe in einer Seitenstraße auf.
    Mein Kopf tat mir entsetzlich weh und der billige Wein tat sein Übriges dazu bei. Mittlerweile hatten sich die Ereignisse der letzten Nacht schon herumgesprochen und so wie ich aussah würde der Optio Eins und Eins zusammen zählen und mich wahrscheinlich kopfüber vom Mast baumeln lassen. Völlig verquollen und pleite brachte ich mich so gut es ging in Ordnung und machte mich auf den Weg zurück zur Anlegestelle der Hyperion.