Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Ad
    Iunia Axilla
    Casa Iunia
    Roma



    M' Tiberius Durus Pontifex pro Magistro Iuniae Axillae s. p. d.


    Das Collegium Pontificum hat beschlossen, dem von dir angestellten Architekten Kephalos den Auftrag für die Renovierung des Templum Martis Ultoris auf dem Forum Augustum zu erteilen. Für diese Arbeiten stellt dir der Staat vorläufig die Summe von MMCCC Sesterzen zur Verfügung. Solltest du mehr Geld für die Vollendung der Arbeiten benötigen, wird die Staatskasse dieses nur nach eingängiger Überprüfung gewähren.


    Das Collegium erwartet regelmäßige Nachrichten über den Fortgang der Bauarbeiten, sowie Informationen über Verwendung der Gelder.



    Vale bene!
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    PONTIFEX PRO MAGISTRO

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    So, ich gehe bis 8.8. in die Castra Aestiva, um den diesjährigen Feldzug zu unterstützen ;)


    Wieder zurück. Falls ich irgendeine Situation übersehen haben sollte, wo ich weiterschreiben muss etc, bitte ich um PN ;)

    Ziemlich müde und mit dem einen oder anderen Becher Wein zu viel intus betrat Durus, gestützt auf seinen Stock, das Ehegemach. Obwohl er bereits unzählige Male Frauen beglückt hatte (oder sich zumindest von ihnen beglücken hatte lassen), war er heute ebenfalls etwas nervös - er wusste sehr gut, dass ihn seine Kräfte in solchen Situationen inzwischen öfter im Stich ließen. Er hatte getrunken, war müde und auch sein Bein schmerzte nach dem langen Brautzug, der sie bergauf geführt hatte. Am liebsten hätte er sich schlicht in sein Bett gelegt und die ganze Sache verschoben. Leider war dies aber nicht möglich: die Tradition und sicher auch seine neue Gattin verlangten, dass die Ehe vollzogen wurde.


    Also beschloss er, die Sache zügig hinter sich zu bringen. Er trat auf das Bett zu und legte seinen Stock beiseite. Die Musik und die erregende Einrichtung des Raumes nahm er kaum wahr, während er den Brautgürtel löste und Flora fest anblickte.


    "Hast du so etwas schon einmal getan?"


    fragte er, wobei er selbstverständlich davon ausging, dass ein so junges Mädchen unberührt in die Ehe ging - ob dies allerdings wirklich der Fall war, war ihm relativ gleich, solange es kein Gerede über außerehelichen Verkehr seiner Gattin gab.

    Für Durus war es immer wieder ein besonderer Tag, wenn ein Klient sich um ein politisches Amt bewarb. Und insbesondere, wenn es ein vielversprechender Kandidat war - wie in diesem Jahr. Flavius Flaccus war dem alten Tiberier stets besonders reif und gebildet erschienen, schien gar als Puer Senex geboren zu sein.


    "Als sein Patron kann ich euch diesen jungen Mann bestens empfehlen, Senatores. Er unterstütze mich mehrmals mit guten Ratschlägen und verblüffte mich immer wieder mit seinem scharfen Geist und seiner erlesenen Bildung. Er wäre also zweifelsohne ein hervorragender Vigintivir, der den ihm zugeordneten Magistraten eine große Hilfe wäre."

    Als der Finanzbericht erneut vorgelegt wurde, hörte Durus verwundert die Worte Avarus' - offensichtlich hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, diese Idee umzusetzen. Er fand hingegen, dass zuerst einmal genauer über die dürftigen Zahlen gesprochen werden musste.


    "Doch, das wurde er. Deshalb würde ich nun erneut um genauere Angaben bitten: Woraus ergeben sich die Einnahmen der Acta? Welche Ausgaben haben sie? Und ist die Auctrix möglicherweise diesmal sogar anwesend?"


    Er sah sich kurz um, konnte sie aber auf den ersten Blick nicht finden.

    "Es entspricht meines Erachtens nach den Mores Maiorum, dass jeder, der Geld aus dem Aerarium verwaltet, dem Senat regelmäßig Bericht erstattet. Tut er dies nicht, so ist es die Aufgabe der Consuln als Staatsoberhäupter, an der entsprechenden Stelle nachzuhaken.


    Beim Militär ist dies, wie wir wissen, etwas anderes: Der Kaiser als oberster Feldherr finanziert die Truppe aus seinem privaten Fiscus, der nicht direkt unserer Kontrolle untersteht. Dennoch bin ich sicher, dass er für diese gewaltige Aufgabe, die dem gesamten Staate zugute kommt, Unterstützungen erhielte. Allerdings würde der Senat sicherlich nichts dagegen haben, wenn der Kaiser ihn freiwillig über den Kassenstand des Fiscus informieren würde..."


    Durus sah hinüber zum Quaestor Principis, der als Sprachrohr des Kaisers an den Senatssitzungen teilnahm. Vielleicht würde man ja bald etwas hören...

    Die Vorwürfe des Consul waren ein wenig unfair, wie Durus befand. Dementsprechend erhob er sich ein wenig erbost und klopfte mit seinem Stock auf den Boden, um das Gemurmel der etwas verwirrten Senatoren zu beenden.


    "Mitnichten liegt es im Interesse des Senats, ein solches Bild zu vermitteln. Vielmehr erscheint es mir, dass die Einwände und Bemerkungen der Senatoren vom Vorsitzenden nicht weiter angesprochen oder verfolgt wurden. So habe ich etwa um nähere Erläuterungen gebeten, die für den Senat unabdingbar sind, wenn er eine vernünftige Entscheidung treffen möchte.


    Vielleicht wäre es generell sinnvoll, dass der zuständige Auctor oder Curator einer jeden Institution den Finanzbericht persönlich vorstellt, sodass direkte Nachfragen möglich sind.


    Natürlich liegt es nicht in unserem Interesse, Geld hin- und herzuschieben. Doch kann es ebenfalls nicht im Interesse des Staates liegen, dass in den Kassen der Acta Diurna oder der Schola Atheniensis gewaltige Summen ungenutzt verrotten, während an anderer Stelle die Truppen ihren Sold nicht erhalten oder die Wasserversorgung der Urbs gefährdet wird. Inwiefern dies allerdings legitim ist, muss im Einzelfall entschieden werden - wofür wir wieder Informationen benötigen."

    Die Gesetzesvorschläge der Schola Atheniensis waren tatsächlich nicht weltbewegend - allerdings bedurften sich möglicherweise wirklich einiger Kommentierungen. Gestützt auf seinen Stock erhob sich Durus ächzend und begann


    "Es wäre interessant, welche Inhalte dieser Cursus de rebus publicis behandelt. Ist er spezifischer auf politische Angelegenheiten ausgelegt? In diesem Falle ist es generell sinnvoll, ihn an die Stelle der Cursi Continui zu setzen. Ist es jedoch nur eine neue Bezeichnung für das alte Konzept, sähe ich generell keinen Grund für eine Änderung.


    Sollte er sich stärker um staatliche und politische Fragen drehen, sollte er aber dennoch maximal für Aediles und Tribuni Plebis verpflichtend sein - wer die Quaestur und eine weitere Magistratur absolviert hat, ist mindestens seit drei Jahren in der Politik tätig und dürfte sich mit diesen Themen bereits hinreichend auskennen, sodass eine Überprüfung kaum erforderlich sein dürfte. Abgesehen davon wäre es wohl kaum mit der Würde eines alten, erfahrenen Praetoriers vereinbar, gemeinsam mit jungen Senatorensöhnen gemeinsam einen solchen Kurs ablegen zu müssen.


    Schließlich würde ich einige Formulierungen variieren, um sie stilistisch an juristische Texte anzugleichen. So erscheinen mir etwa die "Ämter über den Quaestor" als etwas schief. Ich würde einerseits vorschlagen, dass bereits ein Quaestor eine solche Qualifikation nachweisen müsste, andernfalls sollten namentlich das Aedilat und das Volkstribunat aufgezählt werden - da jeder Praetor und Consul ebenfalls eines dieser Ämter bekleidet hat, ist ihre Nennung nicht notwendig.


    Ebenso empfehle ich, statt "drei Möglichkeiten für einen Antritt" besser von "drei Versuchen" zu sprechen - es ist im allgemeinen juristischen Sprachgebrauch bekannt, was damit gemeint ist. Ebenso klingt die weitere Formulierung seltsam: "andernfalls hat der Kandidat das Recht auf die Ablegung des Kurses verwirkt." könnte dies mit einem schlichten Nebensatz abkürzen.


    In Paragraph 4, Absatz 3 sollte außerdem besser bemerkt werden: "Es gelten analog die Bestimmungen des Cursus de Rebus Publicis, § 3, (2)-(4)."


    Zu Paragraph sechs würde ich ebenfalls eine Neuformulierung vorschlagen: "Mit Erreichen von 60% der Gesamtpunktzahl einer Prüfung gilt diese als bestanden. Erreicht der Kandidat 90% oder mehr der Gesamtpunktzahl, gilt die Prüfung als "mit Auszeichnung" bestanden und der Kandidat erhält eine Diploma."


    Damit würde sich das Gesetz für Juristen leichter lesen lassen, böte weniger Interpretationsspielraum und wäre auch für Laien leichter zu verstehen."

    Der Finanzbericht der Schola Atheniensis war recht interessant, wie Durus befand. Insbesondere die einzelnen Punkte der Rechnung waren erstaunlich, denn sie zeichneten das Bild einer produzierenden Einrichtung, die kaum von Gebühren lebte.


    "Wie kommen diese Summen zustande? Betragen die Kursgebühren nicht für quasi alle Kurse 500 Sesterzen? Und was für Betriebe unterhält die Schola, dass sie dermaßen hohe Einnahmen und Ausgaben produzieren? Ebenso würde mich interessieren, woher das hohe Kapital der Schola stammt. Sind es Spenden? Oder Gewinne aus diesen ominösen Betrieben? Oder Gebühreneinnahmen?"


    Hier gab es vielleicht doch noch die Möglichkeit, Geld für den gewöhnlichen Staatshaushalt abzuzweigen - die wenigen Gehälter und Unterhaltskosten schienen ja zumindest weitaus weniger Kapital zu benötigen...

    Erfreulicherweise äußerte sich Lucianus - unerfreulicherweise aber nicht so, wie Durus es erhofft hatte. Er verzichtete darauf, noch einmal den fragwürdigen Punkt mit seinen Militärkontakten anzusprechen, sondern äußerte quasi direkt, dass er Interesse am Kaiserthron hatte und sich klar als bessere Wahl betrachtete - womit die Männer mit geringerem Ansehen in der Runde auch kaum die Möglichkeit hatten, realistisch abzuwägen: Entweder, man entschied sich wie Avianus für ihn, oder man sprach sich gegen ihn aus und stellte sich seinen Wünschen in den Weg.


    "Ich kenne Cornelius ganz gut und bin sicher, dass er ein Mensch ist, der sich an erhaltene Wohltaten stets erinnert und revanchiert. Ebenso bin ich sicher - wie gesagt - dass er unsere Verschwörung begrüßen wird."


    bemerkte er dennoch, ohne ganz klar zu machen, ob er den Vinicier ablehnte oder einfach beide Seiten darstellen wollte. Tatsächlich war er sich nicht ganz sicher, ob Lucianus so eine schlechte Wahl war...

    Ein wenig verwundert stellte Durus fest, dass der Octavier sich überhaupt nicht schämte, sondern fast etwas herausfordernd aussah - hätte er Faustina geküsst, wären die beiden sofort von der Feier geflogen (und zwar getrennt und bewacht).


    Nachdem also die ersten Glückwünsche ausgeteilt waren, machte Durus sich auf ins Triclinium, wo er neben seiner Gattin und Ursus das Hochzeitsmahl einnahm. Dabei unterhielt er sich mit verschiedenen politischen Freunden, scherzte vergnügt und genoss das exquisite Essen der Villa Aurelia Ursa...


    Sim-Off:

    Ihr könnt das Mahl ein wenig aussimmen, wir werden aber relativ zeitnah mit dem Hochzeitszug fortfahren (wodurch ihr euch aber nicht stören lassen müsst)

    "Wunderbar, dann werde ich ihm Bescheid geben."


    meinte Durus, nachdem sich mehrere Pontifices ähnlich wie Gracchus geäußert hatten. Zwar war es doch zumindest etwas unüblich, dass überhaupt kein Widerspruch kam, aber der Kandidat war ja kein Avarus, der in seiner Freizeit besonders gern die Götter beleidigte.


    "Gibt es an dieser Stelle noch weitere Nachfragen oder Anträge in dieser Sache?"

    "Der patrizischen..."


    meinte Durus - wobei man allerdings sagen musste, dass Palma damit nicht unbedingt hausieren ging. Dann sah er wieder zu Lucianus - solange er nichts sagte, würden die anderen es schwer haben einen Kommentar abzugeben, ohne ihn möglicherweise zu zurückzusetzen. Er musste seine Position zumindest zur Disposition stellen, dass man sich frei entscheiden konnte, ohne ihn zu beleidigen.

    Sim-Off:

    Das "Faustina" sollte eigentlich eine freundliche Anrede sein, aber das habe ich wohl etwas ungeschickt in meine Gedankengänge eingebaut :D Auch gut...


    Die Vorstellung, dass diese Sache mit der Liebe der Götter zu tun hatte, ließ Durus ein wenig schmunzeln - zumal Faustina den kleinen Hinweis offensichtlich verstanden hatte. Glücklicherweise musste er aber nicht weiter auf seine Nichte und ihren Verehrer eingehen, denn schon kam Purgitius Macer hinzu.


    "Vielen Dank, Purgitius! Ich weiß gar nicht, ob du meine Nichte Faustina schon kennst - und Octavius Macer ist dir ja sicherlich bekannt."


    Die neuesten Pediarii waren ja auch den Consularen normalerweise noch im Gedächtnis...

    Als Avianus eintrat, wusste Durus für einen Moment nicht, ob er zufrieden lächeln oder nachdenklich dreinblicken sollte. Man konnte tatsächlich nicht wissen, wie sich die Dinge entwickeln würden - vielleicht würde der Sturm heftiger werden, als sich das irgendwer wünschen konnte...


    "Salve, Aurelius. Dann sind wir ja komplett und können mit dem Essen beginnen!"


    stellte der alte Tiberier fest und bot auch dem Nachzügler seinen Platz. Dass Ahala - wie üblich - noch nicht anwesend war, war zum einen zu erwarten gewesen, zum andern nicht weiter problematisch, da er ohnehin selten etwas sagte.


    Als Vorspeise wurden Meeresfrüchte in einer säuerlichen Sauce gereicht, davor gab es wie üblich ein wenig Mulsum. Durus begann das Tischgespräch mit einigen Geschichten aus den Gerichtshallen, wo er zuletzt einen älteren Herrn und seine Frau vertreten hatte, die einem betrunkenen Pöbler, der ununterbrochen an ihre Haustür geschlagen hatte, einen Nachttopf auf den Kopf geworfen hatten. Unglücklicherweise hatte das ungewöhnliche Wurfgeschoss den jungen Mann tödlich getroffen und - noch unglücklicher - hatte es sich um den Sprössling des Procurator Annonae gehandelt, der prompt Anzeige wegen Totschlags erstattet hatte. Wie es sich herausgestellt hatte, war der junge Mann schon öfter vor dem Haus aufgetaucht, da die Tochter des Hauses offensichtlich sein Interesse geweckt hatte - es war zu einem Freispruch gekommen.


    Zum Hauptgang, der aus einem scharf gewürzten Schweinebraten und gedünstetem Sommergemüse bestand, berichtete Durus dann von den neuesten Schandtaten des Praefectus Urbi. Insbesondere erging er sich über die Einsetzung des Marius Turbo als Legatus Augusti pro Praetore in Dacia, wo immerhin zwei Legionen und eine Ala Milliaria lag.


    Damit ging die Sache langsam in die gewünschte Richtung und nachdem die Sklaven die Nachspeise aufgetischt hatte - es gab süßen Kuchen, der mit Rosinen gespickt war - gab Durus Lukios das Zeichen, die Sklaven hinauszuschicken. Als der Sklave dann die Tür verschlossen hatte, legte Durus seine Serviette beiseite und sah ernst in die Gesichter der Anwesenden.


    "Meine Herren, wie wir sehen, drängt die Zeit. Ich werde daher ohne Umschweife zur Sache kommen: Wir haben uns heute versammelt, um uns über einen potentiellen Nachfolger für Valerianus zu einigen.


    Ich hatte angekündigt, meine Augen und Ohren offen zu halten und habe daher einen möglichen Kandidaten ausgemacht. Es handelt sich um den Consular Appius Cornelius Palma. Da manche ihn vielleicht nicht näher kennen dürften - er war in den letzten Jahren etwas ruhiger um ihn geworden - möchte ich kurz etwas zu seiner Vita sagen:


    Er stammt aus dem angesehenen und bereits seit vielen Generationen im Senat befindlichen Haus der Cornelii und diente unter dem göttlichen Traianus im Krieg gegen die Daker. Hier wurde er bereits mit dem damaligen Kaiser bekannt und schloss - das kann man wohl sagen - etwas ähnliches wie Freundschaft mit ihm. Wie wir wissen, verstarb Traianus aber kurz darauf, sodass auch Palmas Karriere nicht allzu stark befördert werden konnte. Zumindest hielt er sich jedoch während der Wirren weitgehend heraus.


    Er bekleidete Volkstribunat und Praetur und diente unter Iulianus als Iuridicus in Mauretania, dann als Legionslegat der VIII Augusta in Germania. Während seiner Zeit dort machte er sich auch bei den Aufständen unter Germanicus Sedulus verdient und wurde von Iulianus ausgezeichnet. Scheinbar gewann er dort auch das Wohlwollen des Kaisers, denn DCCCLV A.U.C. folgte dann ein Consulat, dann die Cura Aquarum in Rom und schließlich das Legatenamt in Syria, wo er ebenfalls militärischen Ruhm bei einigen kleineren Aufständen erwarb. Iulianus ließ dementsprechend DCCCLVII A.U.C. sogar ein zweites Consulat zu, ehe er nach Asia ging - als Amtsvorgänger von Calpurnius Piso.


    Zur Zeit ist er wieder in Rom, kommt regelmäßig in den Senat und unterhält Kontakte zu einigen Kreisen, die im unsrigen bisher noch nicht vertreten sind - allerdings meldet er sich, wie gesagt, nicht allzu häufig zu Wort, was wiederum den Vorzug hat, dass er meines Erachtens bisher kaum eine senatorische Partei gegen sich aufgebracht hat.


    Ich habe in letzter Zeit hin und wieder mit ihm gesprochen - unter anderem auf meiner Hochzeit, wer ihn gesehen hat. Ich denke, er wäre eine geeignete Möglichkeit: Zum einen sieht er den aktuellen Kaiser kritisch - ohne dies allerdings weit zu verbreiten - andererseits ist er ein verdienter General des Divus Iulianus, sodass es eine gewisse Bindung an das Kaiserhaus gibt, die seine Einsetzung vielleicht nicht völlig abwegig erscheinen lassen. Darüber hinaus erscheint er mir als Mann mit guten Einstellungen und als Verfechter der Mores Maiorum, während er zugleich ein gewisses Ansehen als Soldat und zwei Consulate vorzuweisen hat.


    Der Nachteil ist selbstverständlich, dass wir alle ihn nicht besonders gut kennen und ich ihn noch nicht in unsere Verschwörung eingeweiht habe. Nach allem, was ich mit ihm reden konnte - vor allem nach ein paar Bechern Wein, die die Wahrheit etwas klarer zutage treten ließen, dürfte seine kritische Einstellung gegenüber Valerianus und vor allem Vescularius ausreichen, um ihn auf unsere Seite zu bringen - vor allem, wenn ihm dafür der Kaisertitel winkt.


    Dennoch habe ich auch noch eine Alternative anzubieten, die - besonders im Augenblick"


    Er sah kurz zu Lucianus, der direkt neben ihm den Platz des Ehrengastes einnahm.


    "absolut naheliegt. Ich spreche natürlich von dem hier anwesenden Vinicius Lucianus. Wie wir wissen, hat er sich ex caligae aus dem Militär zum Senator hochgearbeitet, war DCCCLVI A.U.C. Consul und war Statthalter in Germania - dem damals noch ganzen. Darüber hinaus ist er mit Aelia Paulina, einer leiblichen Cousine von Valerianus verheiratet und war Klient des Divus Iulianus, was seine Wahl als potentieller Ersatznachfolger durchaus plausibel machen könnte. Der hervorstechendste Vorteil ist aber sicherlich, dass wir alle ihn kennen und schätzen und von seiner Weisheit und seinen lauteren Zielen absolut überzeugt sein können."


    Nun lächelte er Lucianus an. Natürlich hoffte er, dass dieser seit dem letzten Gespräch noch einmal in sich gegangen war, seine Chancen und Risiken abgeschätzt hatte und daher heute sagen, ob er dieses Amt anstreben wollte - und ob er wirklich ein geeigneter Kandidat war!

    Glücklicherweise hatte Durus nichts von der unverschämten Zurschaustellung von Gefühlen zwischen Octavius Macer und Faustina nichts mitbekommen - sonst hätte er sie zweifellos sofort von seiner Hochzeit geworfen. Stattdessen rümpfte er schon ein wenig über die allzu intime Begrüßung Pisos durch die Pronuba die Nase - es war ja schön, wenn sie sich liebten, aber so viel Intimität in aller Öffentlichkeit ging doch nicht mit Durus' Vorstellung von Gravitas und Dignitas zusammen.


    Im Gegensatz zu seiner Gattin wandte er sich Durus zuerst zu Cornelius Palma, der ein wenig einsam am Rande stand, da er keine allzu intensiven Beziehungen zu den Anwesenden unterhielt. Nach ein paar Worten mit diesem eiste sich der alte Tiberier allerdings wieder los und folgte seiner Gattin, die die zu spät erschienenen Tiberier begrüßte. Erstaunlicherweise stand dabei Octavius Macer an Faustinas Seite - richtig, er hatte um ihre Hand angehalten! Aber scheinbar hatte er nicht den Anstand, die Erlaubnis des Pater Familias abzuwarten...


    "Faustina!"


    Einhaken war nun wirklich etwas viel Verbindung...Durus strafte den Octavier mit einem distanzierten Blick. Dazu begrüßte er ihn ebenso:


    "Octavius, was für eine Überraschung, sei mir willkommen!"


    Tatsächlich konnte er sich nicht erinnern, diesen Namen auf die Gästeliste gesetzt zu haben - aber vielleicht hatte Flora es getan. Er würde sich in Zukunft wohl wieder daran gewöhnen müssen, dass neben seinen auch noch andere Interessen berücksichtigt wurden...

    Der Blick zu Ursus zeigte, dass er keine Anstalten machte, das Buffett zu eröffnen - weshalb Durus es selbst übernahm. Dazu ließ er sich sogar zu einer kleinen, improvisierten Rede hinreißen:


    "Verehrte Gäste,


    ich danke euch allen, dass ihr zu diesem fröhlichen Tag für das Haus Tiberia und Aurelia gekommen seid, um mit uns zu feiern. Schon lange Zeit verbindet uns ein freundschaftliches Band, das auch durch eine gescheiterte Verbindung getrübt werden konnte."


    Die Erinnerung an seine erste Ehe war an diesem Tag seltsamerweise so präsent wie lange nicht mehr - andererseits konnte man es natürlich auch auf Arvinia und ihre Verbindung zu Aurelius Orestes münzen...


    "So stehe ich heute im Haus meines Freundes Aurelius Ursus, der eine Tiberia zur Frau genommen hat und es erfreut mich zutiefst, diese Verbindung heute noch einmal neu zu bekräftigen. Dennoch hoffe ich selbstverständlich, dass sie in Zukunft nicht nur durch den jungen Aurelius Durus, sondern auch durch weitere Nachkommen besiegelt wird."


    Er lächelte zufrieden.


    "Seid nun Gäste unserer beiden Familien und tut euch gütlich an den Speisen und dem Wein, den Ursus für uns bereitet hat!"


    Damit deutete er in Richtung des Tricliniums (zumindest wo er es vermutete) und gab Lukios mit einem Wink zu verstehen, dass er herbeikommen sollte, um ihn ein wenig zu stützen.

    Die Gäste kamen relativ rasch aufeinander und Durus begrüßte sie jeweils freundlich und wies ihnen dann (entsprechend ihrer Rangfolge, also exakt wie beim letzten Mal) ihre Plätze am Tisch zu. Allerdings hatte es das Gefühl, dass die Situation inzwischen ein wenig angespannter war als bei den vorherigen Treffen - die Sache wurde langsam ernst...


    "Im Senat ist es ruhig zur Zeit, nicht wahr?"


    begann der alte Tiberier dennoch ein unverfänglicheres Thema. Man konnte meinen, die Senatsferien wären in den Iulius vorverlegt worden...