Nachdem alle eingetroffen waren, ließ Durus die Türen verschließen - nur Lukios und Saras blieben neben den Verschwörern im Raum und postierten sich an der Tür, um etwaige Störer sofort hinauszuschicken. Zwar würde es sicherlich Aufsehen beim Personal erregen, wenn dem eigentlichen Essen geheime Absprachen vorausgingen, doch fühlte der alte Tiberier sich nicht in der Lage, in seiner Angespanntheit ein lockeres Mahl zu genießen.
"Meine Freunde,
ich freue mich, dass ihr trotz der kurzfristigen Einladung vollzählig erschienen seid. Soeben hat mich die Nachricht erreicht, dass Avianus nicht kommen wird, aber ich denke, wir werden auch so bindende Entscheidungen treffen können.
Insbesondere begrüße ich heute Appius Cornelius Palma, dem wir - wie ihr alle euch sicherlich erinnern werdet - eine besondere Rolle zugedacht haben."
Er lächelte den Cornelier vertrauensvoll an und sah dann ebenso freundlich in die Runde.
"Ich habe beschlossen, unsere heutige Zusammenkunft umzukehren - das Essen wird uns umso besser schmecken, wenn wir vorher alle Absprachen getroffen haben. Außerdem wird es uns allen Gelegenheit geben, diesen oder jenen Punkt noch weiter zu diskutieren.
Heute soll hoffentlich unser letztes Treffen unter der Tyrannis eines Kaisers sein, der Rom verraten und ihm den Rücken gekehrt hat, der einen neureichen Flegel als seinen Stellvertreter eingesetzt hat, dem nichts zählt als sein eigenes Wohl, seine Macht und der die Götter und unsere Ahnen, die über unsere Res Publica wachen sollen, mit jedem Tag mehr beleidigt. Die Zeit zu handeln ist gekommen!"
Nach dieser kleinen, voll Inbrunst vorgetragenen Einleitung, die alle noch einmal daran erinnern sollte, warum sie hier waren, kam er endlich zum eigentlichen Thema des Abends:
"Wir haben uns bereits über den Modus geeinigt, wie wir die Knechtschaft des Staates beenden wollen - folglich bleibt heute lediglich, die Aufgaben zu verteilen.
Zur Erinnerung möchte ich unseren Plan kurz zusammenfassen: Wir werden den Kaiser und seinen Erben vergiften - Flaccus scheint hier eine Möglichkeit aufgetan zu haben - zuvor jedoch sein Testament zu fälschen zugunsten unseres geschätzten Cornelius Palma. Um sicher zu gehen, dass Salinator unsere neue Erbfolge nicht stört, werden wir mit dem Eintreffen von Valerianus' Todesnachricht bereit stehen, den Vescularier festzusetzen und heimlich aus Rom zu schaffen. Um dieser Handlung zusätzliche Legitimität zu verschaffen, wollen wir außerdem die Wahl unseres verehrten Vinicius Lucianus zu einem weiteren Consulat unterstützen. In diesem Amt wird er mit Recht eine solche Verhaftung durchführen können und auch eine Gerichtsverhandlung leiten, bei der wir Salinator des Mordes an Valerianus anklagen. Zu unserer Unterstützung werden die Truppen in Syria, Italia und Germania den neuen Kaiser zeitnah zum Imperator akklamieren, um den Statthaltern ein Beispiel zu geben. Bei dieser Gelegenheit darf ich darauf hinweisen, dass Veturius Cicurinus mir melden konnte, dass er bereits den Großteil seiner Legionen auf unsere Seite gebracht hat."
Dass dies eine etwas optimistische Interpretation war, verschwieg der Tiberier sorgfältig - er ging davon aus, dass die beiden sicheren Legionen genügen würden, um vereint mit dem Wort des Statthalters auch alle anderen Kommandeure zu überzeugen.
"Uns bleiben nun also folgende Dinge:
1. Die Modifikation des Testaments. Da dieses im Atrium Vestae untergebracht ist und ich als Pontifex pro Magistro auch die provisorische Aufsicht über die Vestalinnen habe, werde ich diesen Part übernehmen. Sollte allerdings einer unter Euch einen talentierten Urkundenfälscher kennen - oder auch einen Mann, der derartiges leicht erkennen kann - dann würde ich mich über Hilfe sehr freuen. Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich ein Mann im Umfeld von Valerianus, dem dieser das Testament diktiert haben könnte und der uns eine Neufassung schreibt."
Zwar war Durus selbst erfolgreicher Anwalt und kannte daher einige Kniffe, doch wusste er auch, dass es bessere Fachleute gab als ihn selbst - abgesehen davon wusste er nicht, wie das Testament des Kaisers aussah. Vielleicht musste man nur einen Namen ersetzen, vielleicht das komplette Schriftstück neu aufsetzen.
"2. wäre die Hinrichtung von Valerianus zu organisieren. Hierbei hoffe ich auf die Hilfe von Flaccus. Natürlich müssten wir ebenfalls ein Datum für diese Operation festlegen und eine Botenstaffette bereit stellen, die sicher stellt, dass die Nachricht in Rom zuerst uns erreicht.
3. wären Beweise zu fingieren, die Salinator belasten. Hier bitte ich um Eure Kreativität, könnte aber ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite stehen.
4. wäre ein Plan auszuarbeiten, wie Salinator am geschicktesten festzunehmen ist. Hier müsste auch bedacht werden, wo man etwaige Klienten oder Bewaffnete verstecken könnte, die die Festnahme durchführen - ich erinnere nur an die skythische Leibwache des Präfekten. Zuletzt sollte hier auch festgelegt werden, wohin der Gefangene dann verschleppt wird. Notfalls wäre zwar auch eine direkte Tötung möglich, doch erscheint mir ein Schauprozess wirkungsvoller, um den neuen Kaiser in gutes Licht zu rücken. Für diesen Punkt bräuchten wir also eine Strategie, aber auch Bewaffnete, die den Consul unterstützen.
5. sollten wir die genauen Abläufe festlegen. Besonders unklar bin ich mir hier in der Frage, welcher Zeitpunkt für die Veröffentlichung des Testaments sinnvoll wäre. Sollten wir es quasi eigenmächtig als Pontifices parallel zur Festnahme Salinators verlesen oder damit warten, um nicht zu auffällig zu wirken?
6. wären noch weitere Gedankengänge und Ideen anzusprechen, soweit mir irgendetwas entfallen sein sollte. Mit diesem Punkt sollten wir beginnen, ehe ich hoffe, positive Neuigkeiten von Flaccus zu hören."
Nun lächelte er seinen Klienten an, der sich bereits bei der Planung hervorgetan hatte - und nun hoffentlich noch einen entscheidenden Beitrag leistete.
Sim-Off:Das Treffen spielt natürlich vor der Wahlniederlage