Beiträge von Manius Tiberius Durus

    "Ah."


    kommentierte Durus und nickte. Sein Sohn pflegte offensichtlich einen freigiebigen Umgang mit dem Volk - was natürlich keine Schande war, denn römische Politiker legten immer Wert auf ihre Volkstümlichkeit. Leider nützte eine flüchtige Bekanntschaft allerdings wenig in der Verschwörung...


    "Du musst wissen, dass ich mich noch immer frage, wie wir am geschicktesten an Valerianus herankommen. Hast du eine Idee?"


    fragte er deshalb schließlich direkt - er war immerhin sein Sohn und sollte Einblick in die Gedankenwelt seines Vaters erhalten.

    Der alte Tiberier zog überhaupt nicht recht in Erwägung, dass eine Jungfrau möglicherweise etwas schüchterner sein musste - zum einen, weil er die ganze Sache so ein wenig mehr genießen konnte, zum andern, weil er - selbst wenn er daran gedacht hätte - angenommen hätte, dass sie wohl ein paar Ratschläge eingeholt hatte. Und schließlich hatte Durus schon so lange keine Jungfrau mehr gehabt, dass ihm all das gar nicht recht auffiel.


    Aus praktischen Gründen überließ er seiner Gattin die Führung und genoss das Schauspiel aus der Froschperspektive - wobei es nicht sehr lange dauerte, denn Flora gab sich Mühe und die Götter schienen es ohnehin gut mit dem Paar zu meinen... Schließlich verlebte Durus, die Hände auf die Hüften seiner Angetrauten gepresst, das große Finale und sein kleiner Durus verwandelte sich in einen Malacus, womit jede weitere Aktivität unterbunden war.


    "Puh, das war gut!"


    gab er ein etwas deplatziertes Lob von sich - wohl eher, um irgendetwas zu sagen.

    Nachdem alle eingetroffen waren, ließ Durus die Türen verschließen - nur Lukios und Saras blieben neben den Verschwörern im Raum und postierten sich an der Tür, um etwaige Störer sofort hinauszuschicken. Zwar würde es sicherlich Aufsehen beim Personal erregen, wenn dem eigentlichen Essen geheime Absprachen vorausgingen, doch fühlte der alte Tiberier sich nicht in der Lage, in seiner Angespanntheit ein lockeres Mahl zu genießen.


    "Meine Freunde,


    ich freue mich, dass ihr trotz der kurzfristigen Einladung vollzählig erschienen seid. Soeben hat mich die Nachricht erreicht, dass Avianus nicht kommen wird, aber ich denke, wir werden auch so bindende Entscheidungen treffen können.


    Insbesondere begrüße ich heute Appius Cornelius Palma, dem wir - wie ihr alle euch sicherlich erinnern werdet - eine besondere Rolle zugedacht haben."


    Er lächelte den Cornelier vertrauensvoll an und sah dann ebenso freundlich in die Runde.


    "Ich habe beschlossen, unsere heutige Zusammenkunft umzukehren - das Essen wird uns umso besser schmecken, wenn wir vorher alle Absprachen getroffen haben. Außerdem wird es uns allen Gelegenheit geben, diesen oder jenen Punkt noch weiter zu diskutieren.


    Heute soll hoffentlich unser letztes Treffen unter der Tyrannis eines Kaisers sein, der Rom verraten und ihm den Rücken gekehrt hat, der einen neureichen Flegel als seinen Stellvertreter eingesetzt hat, dem nichts zählt als sein eigenes Wohl, seine Macht und der die Götter und unsere Ahnen, die über unsere Res Publica wachen sollen, mit jedem Tag mehr beleidigt. Die Zeit zu handeln ist gekommen!"


    Nach dieser kleinen, voll Inbrunst vorgetragenen Einleitung, die alle noch einmal daran erinnern sollte, warum sie hier waren, kam er endlich zum eigentlichen Thema des Abends:


    "Wir haben uns bereits über den Modus geeinigt, wie wir die Knechtschaft des Staates beenden wollen - folglich bleibt heute lediglich, die Aufgaben zu verteilen.


    Zur Erinnerung möchte ich unseren Plan kurz zusammenfassen: Wir werden den Kaiser und seinen Erben vergiften - Flaccus scheint hier eine Möglichkeit aufgetan zu haben - zuvor jedoch sein Testament zu fälschen zugunsten unseres geschätzten Cornelius Palma. Um sicher zu gehen, dass Salinator unsere neue Erbfolge nicht stört, werden wir mit dem Eintreffen von Valerianus' Todesnachricht bereit stehen, den Vescularier festzusetzen und heimlich aus Rom zu schaffen. Um dieser Handlung zusätzliche Legitimität zu verschaffen, wollen wir außerdem die Wahl unseres verehrten Vinicius Lucianus zu einem weiteren Consulat unterstützen. In diesem Amt wird er mit Recht eine solche Verhaftung durchführen können und auch eine Gerichtsverhandlung leiten, bei der wir Salinator des Mordes an Valerianus anklagen. Zu unserer Unterstützung werden die Truppen in Syria, Italia und Germania den neuen Kaiser zeitnah zum Imperator akklamieren, um den Statthaltern ein Beispiel zu geben. Bei dieser Gelegenheit darf ich darauf hinweisen, dass Veturius Cicurinus mir melden konnte, dass er bereits den Großteil seiner Legionen auf unsere Seite gebracht hat."


    Dass dies eine etwas optimistische Interpretation war, verschwieg der Tiberier sorgfältig - er ging davon aus, dass die beiden sicheren Legionen genügen würden, um vereint mit dem Wort des Statthalters auch alle anderen Kommandeure zu überzeugen.


    "Uns bleiben nun also folgende Dinge:
    1. Die Modifikation des Testaments. Da dieses im Atrium Vestae untergebracht ist und ich als Pontifex pro Magistro auch die provisorische Aufsicht über die Vestalinnen habe, werde ich diesen Part übernehmen. Sollte allerdings einer unter Euch einen talentierten Urkundenfälscher kennen - oder auch einen Mann, der derartiges leicht erkennen kann - dann würde ich mich über Hilfe sehr freuen. Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich ein Mann im Umfeld von Valerianus, dem dieser das Testament diktiert haben könnte und der uns eine Neufassung schreibt."


    Zwar war Durus selbst erfolgreicher Anwalt und kannte daher einige Kniffe, doch wusste er auch, dass es bessere Fachleute gab als ihn selbst - abgesehen davon wusste er nicht, wie das Testament des Kaisers aussah. Vielleicht musste man nur einen Namen ersetzen, vielleicht das komplette Schriftstück neu aufsetzen.


    "2. wäre die Hinrichtung von Valerianus zu organisieren. Hierbei hoffe ich auf die Hilfe von Flaccus. Natürlich müssten wir ebenfalls ein Datum für diese Operation festlegen und eine Botenstaffette bereit stellen, die sicher stellt, dass die Nachricht in Rom zuerst uns erreicht.


    3. wären Beweise zu fingieren, die Salinator belasten. Hier bitte ich um Eure Kreativität, könnte aber ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite stehen.


    4. wäre ein Plan auszuarbeiten, wie Salinator am geschicktesten festzunehmen ist. Hier müsste auch bedacht werden, wo man etwaige Klienten oder Bewaffnete verstecken könnte, die die Festnahme durchführen - ich erinnere nur an die skythische Leibwache des Präfekten. Zuletzt sollte hier auch festgelegt werden, wohin der Gefangene dann verschleppt wird. Notfalls wäre zwar auch eine direkte Tötung möglich, doch erscheint mir ein Schauprozess wirkungsvoller, um den neuen Kaiser in gutes Licht zu rücken. Für diesen Punkt bräuchten wir also eine Strategie, aber auch Bewaffnete, die den Consul unterstützen.


    5. sollten wir die genauen Abläufe festlegen. Besonders unklar bin ich mir hier in der Frage, welcher Zeitpunkt für die Veröffentlichung des Testaments sinnvoll wäre. Sollten wir es quasi eigenmächtig als Pontifices parallel zur Festnahme Salinators verlesen oder damit warten, um nicht zu auffällig zu wirken?


    6. wären noch weitere Gedankengänge und Ideen anzusprechen, soweit mir irgendetwas entfallen sein sollte. Mit diesem Punkt sollten wir beginnen, ehe ich hoffe, positive Neuigkeiten von Flaccus zu hören."


    Nun lächelte er seinen Klienten an, der sich bereits bei der Planung hervorgetan hatte - und nun hoffentlich noch einen entscheidenden Beitrag leistete.

    Sim-Off:

    Das Treffen spielt natürlich vor der Wahlniederlage

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    ... Dann schüttelte er auf die Frage des Tiberiers hin den Kopf. "Nein, noch nicht. Der Gartenbereich schon, aber andere Dinge noch nicht. Wir wollten auch die Gelegenheit, dass wir gerade zwei Hauseingänge haben, dazu nutzen, unseren eigentlichen Eingang neu zu gestalten, bevor der zusätzliche Eingang des ehemaligen Nachbarhauses verschlossen wird. Es wird also noch eine Weile dauern, bis alles abgeschlossen ist. Aber dann würden wir uns sehr freuen, wenn du einer der ersten Gäste wärst, mit dem wir das neue Triclinium einweihen", sprach Macer die Einladung aus, die der Tiberier mit seiner Nachfragen - möglicherweise unbeabsichtigt - fast schon eingefordert hatte. Aber Macer sprach sie gerne aus, denn tatsächlich war ihm Tiberius Durus ein angenehmer Gast.


    "Ah, also dauert das Projekt noch ein wenig - aber nunja, ich kenne es ja selbst: So etwas verzögert sich immer und die Architekten liegen ständig hinter dem Zeitplan."

    Zitat

    Original von Iunia Axilla
    “Du ehrst mein Haus durch dein Kommen, Consular Tiberius“, begrüßte sie ihn mit einem sicherer werdenden Lächeln. Nach der Sache wegen ihres Erbes und dem Marstempel war der Tiberier für sie kein Fremder mehr, da konnte sie etwas leichter reden.
    Was die vorgestellten anging, waren diese auch beides keine Unbekannten. “Aurelia, es freut mich, dich wiederzusehen.“ ... “Wir haben uns einmal zufällig in den Thermen getroffen, wo die Unterhaltung sich auch just um Hochzeiten drehte, wenn ich mich richtig erinnere“, klärte Axilla den Ehemann der Aurelia lächelnd auf. Wobei das die freundliche Umschreibung für das vorgefallene war. Wenn sich Axilla recht erinnerte – was aufgrund der langen Zeit durchaus mit anderen Dingen sich vermischt haben könnte – hatte die Aurelia sich damals mit einer anderen Frau ziemlich gezankt und herumgezickt. Nicht unbedingt das, was Axilla vermisste.
    ... “Tiberius Ahala. Es freut mich auch, dich wieder zu sehen. Seit dem Tod meines vorigen Ehemannes hatten wir glaube ich nicht mehr das Vergnügen.“ Ein hilfesuchender Blick traf Imperiosus, der hier hoffentlich etwas eloquenter übernehmen konnte.


    Der alte Tiberier war doch etwas erstaunt, dass scheinbar seine gesamte Familie die Iunierin kannte - wenn auch teilweise wohl eher indirekt. Dass sein Sohn allerdings mit Aelii herumlungerte, war ihm nicht bekannt gewesen - aber er ließ Ahala ja ohnehin große Freiheiten.


    Da Imperiosus ihn nicht direkt ansprach, ging er dagegen davon aus, dass dieser keine Kontakte zu den Seinen pflegte - umso besser! Wie man hörte, war dieser Mann ja geradezu der Lieblings-Scherge des Präfekten. Daher nickte er dem Pompeier schlicht zu und machte Platz für die anderen Gratulanten.


    "Aulus, hattest du engere Kontakte zu ihr?"


    fragte er mit leicht gesenkter Stimme, um etwas mehr über den Umgang seines Sohnes zu erfahren - nicht, dass es ehrenrührig war, sich mit jungen Rittern abzugeben, aber vielleicht gab es ja ungeahnte Kontakte, die sich auch für Durus nutzen ließen!

    Auch dem Tiberier entglitten die Züge, als er die Ankündigung von Lucianus hörte. Ein offener Angriff unter diesem Umständen war wohl nicht unbedingt der Schachzug, der ihrem Anliegen - und dem von Lucianus - Vorschub leisten konnte - im besten Fall würde Salinator wohl nachstöbern, womit sich der Vinicier aus dem Weg räumen ließ oder seinen Wahlsieg verhindern!


    Nervös sah er daher zum Platz des Stadtpräfekten - was würde der Vescularier wohl tun?

    Die Ankündigung des Matiniers war kaum erfreulicher als die seines Mitkandidaten und Durus musste sich auf die Zunge beißen - genau dies waren die Dinge gewesen, die er damals bei den Debatten stets bekämpft hatte! Doch um seiner Sache willen musste er wohl gute Miene zum bösen Spiel machen - allerdings hätten Lucianus und Agrippa wohl ein wenig rücksichtsvoller sein können. Dass er den Kandidaten nun nicht in der Luft zerriss, war wohl das größte Zugeständnis, das er hier machen konnte...

    Seine Vermutung bestätigte sich, selbst wenn die Antwort nicht endgültig klang. Andererseits gönnte der alte Tiberier es den Flaviern natürlich, dass ihr überreicher Kindersegen der letzten Jahre auch den Weg ins Erwachsenenalter fand, sodass die Familie fortlebte und keinerlei weiteren Nachwuchses bedurfte.


    "Ich freue mich jetzt schon darauf, zwei Flavii Gracchi im Senat zu sehen!"


    kommentierte er die Aussicht des kleinen Flaviers, bald schon den Cursus Honorum hinaufzustolpern - dabei sah er noch gar nicht so alt aus. Und wenn Durus sich erinnerte - wobei er sich so etwas schlecht merken konnte - dann war die Geburt des Jungen auch noch nicht so lange her!


    "Ich denke, er strebt zuerst ein Tribunat an. Zwar ist dies für einen jungen Patrizier nicht obligatorisch, doch denke ich, dass es eine sinnvolle Schule ist, seinen Kriegsdienst zu leisten. Ich selbst zumindest habe es stets bereut, das Imperium nicht an seinen Grenzen verteidigt zu haben."


    bemerkte er dann zu Ahala, mit dem er - wie ihm jetzt klar wurde - schon lange nicht mehr gesprochen hatte. Da er aber davon ausging, dass sein Sohn ihn über eine weitere Kandidatur informiert hätte und sein Rat wirklich so gewesen war, wie er sagte, ging er davon aus, dass er nicht die Unwahrheit sprach.

    Auch die Rede des Mitkandidaten von Lucianus war mehr als dürftig. Genaugenommen brachte sie nur Dinge zum Ausdruck, die gegen den Alten sprachen. Da der Erfolg einer Kandidatur jedoch üblicherweise auch vom Mitkandidaten abhing, musste der alte Tiberier sich auch hier auf die Zunge beißen und Lobestöne statt Kritik verlauten lassen, die den Matinier vielleicht etwas besser dastehen ließen.


    "Auch ich kann die Worte von Matinius Agrippa bestätigen, denn mir geht es ebenso. Je älter ein Mensch wird, desto erfahrener ist er und desto besser vermag er, die Herausforderungen der Zukunft mit dem Bewährten anzunehmen!


    Doch wird manch einer sagen: Auch ich bin alt! Soll ich auch Consul werden?


    Selbstredend spricht noch sehr viel mehr für Agrippa Dives Felix, wie ihn mancher nennt: Bei ihm handelt es sich um einen Liebling der Götter! Jahrelang verwaltete er aufs Erfolgreichste die Provinz Hispania, amtierte bereits als Consul und sogar als Censor! Und wer mag dies unter uns schon von sich behaupten können?


    Ein derartig sittenstrenger Mann wird Rom zweifellos von Nutzen sein und gemeinsam mit Vinicius Lucianus, einem weiteren erfahrenen Mann, werden die beiden die Res Publica wohl leiten und wahren! Darum werde ich den beiden meine Stimme geben. Ich hoffe, ihr tut es ebenfalls!"


    Damit hatte der alte Tiberier quasi alle Fakten, die nach seinem Dafürhalten für Agrippa sprachen, noch einmal herausgestellt. Ob dies allerdings reichen würde, bezweifelte er auch diesmal. Doch es musste gelingen! Zum Wohle Roms! Und wenn ein alter Patrizier, der allgemein nicht unbedingt als Freund der Matinier bekannt war, sich so deutlich auf ihre Seite stellte, dann konnte das möglicherweise doch den ein oder anderen Unentschlossenen bewegen...

    Dass Lucianus bei seiner Kandidaturrede auch noch etwas kränklich wirkte, erschien Durus geradezu als schlechtes Omen. Auch inhaltlich gefielen ihm die Worte nicht übermäßig - sie schienen geradezu anzudeuten, dass es sich beim Consulat um ein x-beliebiges Amt handelte und eine mehrfache Bekleidung geradezu obligatorisch war. Wäre er frei in seiner Entscheidung gewesen, hätte er einen solchen Kandidaten vermutlich etwas aus der Reserve gelockt und ihn am Ende nicht gewählt.


    Nun aber lagen die Dinge anders: Durus brauchte einen Sieg des Viniciers - Rom brauchte ihn! Zumindest würde ein solcher aber seine Verschwörung deutlich vereinfachen, sodass er wortgemäß seine Freunde und Klienten angehalten hatte, ihre Stimme für Lucianus zu geben. Und er versuchte, den Auftritt durch ein paar Worte zu retten, für die er sich ächzend erhob:


    "Senatoren!


    Als erster möchte ich, Manius Tiberius Durus, mich als Freund von Lucianus zu Wort melden. Seine Rede ist wie sein Stil: Knapp, lakonisch und dennoch alle wichtigen Dinge umfassend! Manch einer hätte möglicherweise stundenlanges Geschwafel über seine ruhmreichen Ahnen und Verwandten, die dem Kaiserhaus schon lange dienen erwartet, vielleicht auch eine Aufzählung seiner ansehnlichen Ämter und Ehrungen, zu denen nicht zuletzt eine der wichtigsten Statthalterschaften des Imperiums - die im damaligen Germania mit dem Kommando über zahlreiche Legionen - und die deshalb verliehene Hasta Pura zählt, oder aber das vertrauliche Verhältnis zwischen den Kaisern aus dem Hause Ulpia und ihm persönlich, das aus dieser Karriere spricht! Doch stattdessen beschloss er, uns nicht mit diesen ohnehin allgemein bekannten Dingen zu langweilen!


    Stattdessen zeigt uns seine Rede aufs Neue, dass vor uns kein Mann des Wortes steht - obwohl er sich auch als Jurist einen Namen gemacht hat und den Senat immer wieder durch seine weisen Ratschläge unterstützt - sondern ein Mann der Tat, der nicht zögert, wenn Rom ihn ruft!


    Aus diesem Grunde möchte ich Euch, Senatoren, raten, diesem Mann zu vertrauen, wie ich das tue, und ihm Eure Stimme zu schenken!"


    Damit hatte er wohl alles ergänzt, was noch sinnvoll gewesen wäre. Ein konkretes Anliegen, das er mit dem Consulat verband - etwa neue Gesetze oder ähnliches - wären zwar ebenfalls sinnvoll gewesen. Doch da der Vinicier sich nicht mit dem alten Tiberier abgesprochen hatte, wagte er dies vorerst nicht anzusprechen, um Peinlichkeiten zu vermeiden. Die Agenda, die Durus erwartete, war nicht für die Ohren der Curia Iulia bestimmt...

    Der alte Tiberier hatte sich doch auf die Hochzeit schleppen lassen - obwohl er eigentlich keine große Motivation besessen hatte, bei einem bekannten Speichellecker des Stadtpräfekten zu erscheinen. Aber da Flora es vorgeschlagen hatte und er sie ein wenig bei Laune halten wollte (sie machte irgendwie den Eindruck, als hätte sie sich noch nicht so ganz an ihre neue Rolle gewöhnt), war er mitgekommen.


    Gleich nach dem Eintreten stach ihm allerdings der verhasste Patron des Bräutigams ins Auge, sodass er sich mit seiner Familie vornehm zurückhielt, bis der wieder einmal völlig geschmacklos gekleidete - und Durus hatte nicht sehr viel Ahnung davon, erkannte es aber trotzdem - Vescularier sich vom Paar gelöst hatte. Dann trat er vor.


    "Pompeius, Iunia, ich danke für die Einladung. Darf ich euch meine Gattin Aurelia und meinen Sohn Aulus Tiberius Ahala vorstellen?"


    Er konnte ja nicht ahnen, dass man sich bereits kannte...

    Durus verfolgte schweigend die Debatte. Dass man ins Auge fasste, gleich eine Neuweihung des Tempels vorzunehmen, nur weil ein paar Bodenplatten ausgetauscht worden waren, schien ihm doch übertrieben. Aber glücklicherweise kehrte Duilius bald wieder zum eigentlichen Thema zurück und die Mehrheit der Pontifices sprach sich für den "Bonus" aus.


    "Tatsächlich haben wir auch ausreichend zweckgebundene Spenden vorliegen, die auch die Kosten für einen möglichen Bonus decken würden. Ich habe mir die Freiheit genommen, mit ein wenig zu informieren - Herius Claudius Menecrates hat kürzlich 2000 Sesterzen gespendet. Dazu haben wir sogar eine sehr viel ältere weitere Spende über den gleichen Betrag von Spurius Purgitius Macer. Was natürlich nicht heißen soll, dass wir fast den doppelten verlangten Preis geben sollten - zweifellos wird der Tempel ja auch in Zukunft Renovierungen bedürfen.


    Daher schlage ich vor, dass wir statt der geforderten 2300 Sesterzen schlicht 2500 geben - das wäre ein Bonus von knapp zehn Prozent und würde uns für das nächste Mal 1500 Sesterzen der zweckgebundenen Spenden übrig lassen."

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Das wiederum kann ich nicht mein Eigen nennen, weder hier in Rom noch auf meinem kleinen Landgut", antwortete Macer anerkennend mit einer angemessenen leichten Prise Neid. "Vielleicht werde ich ja im kommende Sommer Gelegenheit haben, dieses Triclinium einmal selber zu sehen", fügte er dann mit einem erneuten Blick zu Albina an, denn er hatte ihren Wunsch nicht vergessen, mal ein paar Tage oder auch Wochen Urlaub auf dem Landgut der Tiberier zu machen. Für seinen persönlichen Geschmack war damit der Bedarf an Aufenthalten in Freiluft-Sommer-Triclinien aber auch schon weitgehend gestillt, was wohl der Grund war, warum sein eigenes Landgut kein solches besaß. "Zweifellos ist der Ausblick, die Ruhe und die Luft in Baiae auch um einige Klassen besser als jene hier in Rom. Ich denke nicht, dass man ein gänzlich offenes Triclinium hier in Rom wirklich genießen könnte." Bestenfalls ging das wohl noch auf den weitläufigen Anlagen der kaiserlichen Paläste auf dem Palatin.


    "Vermutlich nicht."


    bestätigte Durus und bediente sich etwas am Essen. Das Philosophieren über die Vorzüge von Architektur machte ihn doch etwas hungrig und dies bot eine kleine Pause, um möglicherweise das Thema zu wechseln.


    "Sind die Arbeiten übrigens schon abgeschlossen? Oder wann könnte ich den Neubau einmal besichtigen?"

    Auch Durus schätzte die Situation so ein, dass Flora den bewegungsintensiveren Part des Aktes übernahm, weshalb er auf sie zuging, ihre Oberarme griff und sie rückwärts zu dem Tisch zog, den sie "freigeräumt" hatte - ein bisschen hatte er es tatsächlich bedauert, dass seine Arbeit so achtlos hinfortgewischt worden war. Mit einem neuen leichten Ächzen - nun noch unterdrückter, da seine Gattin ja direkt vor ihm stand, hievte er sich dann auf die Tischplatte und zog seine Tunica hoch.


    Einen Moment erwog er, sich selbst aus seinem Kleid zu befreien. Dann kam ihm jedoch der Gedanke, dass er es vielleicht Flora überlassen sollte, ob sie seinen nackten, alten Körper mit dem Bauchansatz - sie hatte ihn ja bereits gesehen - oder die Tunica vorzog. Zwar kam es im Grunde völlig egal, was seine Frau dabei verspürte, aber letztlich meinte der alte Tiberier es doch gut mit ihr und ihm war natürlich bewusst, dass er kein Adonis (mehr) war...

    Durus musste zugeben, dass seine Einladung recht kurzfristig war, doch hatte er zur Zeit selbst einige Einladungen, die ihm diesen Tag für den geeignetsten Tag erschienen ließen.


    "Oh, wie schade. Nunja, vielleicht wird er ja nachkommen."


    stellte er fest, doch als auch Flaccus, der eintrat und alle begrüßte, auf die Kurzfristigkeit einging, beschloss er, etwas genauer darauf einzugehen.


    "Einige terminliche Eingrenzungen machten es leider notwendig, das Treffen etwas kurzfristig anzuberaumen - es sollte nicht zu spät stattfinden, da es einige Neuigkeiten gibt, die meines Erachtens nach ein rasches Vorgehen nahelegen."

    Flora schien sich in der Rolle der Verführerin zu gefallen und Durus musste zugeben, dass sie ein gewisses Talent dafür besaß. Zwar war dies nicht gerade schicklich und die Sagen der Götter kannten eher den umgekehrten Weg, nämlich dass Zeus die Sterbliche verführte und kaum umgekehrt - andererseits gab es kein Gesetz und keine Mos Maiorum, die es verbieten sollte, dass eine Frau sich ihrem Ehemann anbot. Genaugenommen war dies ja sogar wünschenswert, denn dafür war die Ehe ja da!


    Erstaunlich war außerdem, wie selbstbewusst sie plötzlich agierte. So schien ihre Nachfrage eher verwundert als eingeschüchtert, die nächste dann sogar geradezu fordernd. Und in dieser Situation konnte der alte Tiberier unmöglich klein beigeben - das wäre ja geradezu ein Eingeständnis von Angst vor seinem eigenen Haushalt gewesen!


    "Nun, nichts."


    antwortete er deshalb, bemüht, weniger verunsichert zu klingen - was ihm nur teilweise gelang. Da seine Physis seinem Körper heute seinem Cognomen alle Ehre machte und unverzüglich die Erfüllung seiner ehelichen Aufgaben zu fordern schien, fügte er dann mit einer Stimme, die wie eine Aufgabe klang, hinzu:


    "Gut, machen wir es hier."


    Dass es diesmal wieder zu einem Malheur kommen sollte, deutete heute nichts an - er stand wie eine "I" und scheinbar hatte Flora auch Ratschläge eingeholt, wie man seinen Gatten erotisch überraschte. Damit stellte sich allerdings die Frage, wie und wo man dem Geschäft nachkommen sollte - der massive Schreibtisch? Den müsste man allerdings abräumen, was etwas unpraktisch war. Der Boden? In dieser Jahreszeit wohl etwas kühl (am Ende erkältete Durus sich noch). Der Korbsessel schien ebenfalls ungeeignet wegen der fest installierten Armlehnen - der Hocker bot vielleicht eine Möglichkeit. Das erinnerte ihn an die wohl aufregendste derartige Geschichte seines Lebens (auf einem Aktenstapel), was aber lange her war! Dennoch, vielleicht die geschickteste Lösung.


    So erhob er sich mit einem unterdrückten Ächzen (eine Demonstration seines Alters war wohl nicht das, was einem jungen Mädchen den Liebesakt versüßte) und humpelte einen Schritt auf sie zu, was ohne den Gehstock nicht ganz einfach war.

    Nachdem sein Bein doch zu stark geschmerzt hatte, hatte Durus sich doch auf seine Kline gesetzt und erhob sich nun, als Gracchus den Raum betrat. Als sein Freund näher trat, roch er auch den Hauch von Rose, der ihn umgab - ob der Flavier sich extra parfümiert hatte? Auch sein Haar war feucht - möglicherweise extra frisiert? All dies erschien dem Tiberier für den Anlass nicht unbedingt angemessen, aber vielleicht wollte sein Gast zu späterer Stunde noch zu einer anderen Feierlichkeit stoßen, sodass er dies überging.


    "Salve, Gracchus - du bist der Erste!"


    begrüßte er ihn und verwies auf das Offensichtliche.

    Durus musste einen Augenblick stehen bleiben und verschnaufen, während er darüber nachdachte, was er Gracchus noch zu berichten hatte. Tatsächlich war es so wenig und so banales, dass er die Pause auch brauchen konnte, um sich zu entsinnen.


    "Hm, was gibt es zu berichten? Flaccus hat mir von Germania erzählt und seine Neuigkeiten von dort waren überaus günstig. Er hat auch Annaeus Modestus getroffen und ein wenig mit ihm geplaudert. Voraussichtlich wird er unserem Kandidaten zustimmen. Außerdem habe ich ein Geschenk aus Syria erhalten: Einen sehr vertrauenswürdigen Sekretär, der uns bei unseren politischen Runden sicherlich gute Dienste erweisen wird."


    Dies waren wohl Formulierungen, die nicht allzu eindeutig, aber dennoch verständlich waren.


    "Außerdem hat Flaccus mir berichtet, er kenne ein paar geeignete Ärzte, die scheinbar sogar im kaiserlichen Hause verkehren - wegen meines Beines."


    Auch diese Erklärung war hoffentlich deutlich, auch wenn in Wahrheit alles noch recht vage war - aber immerhin hatte der junge Flavier eine Möglichkeit, an den Kaiser heranzukommen.