Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Zufrieden stellte der alte Tiberier fest, dass alle einverstanden waren - oder sich nicht weiter äußerten. Insbesondere die Wortkargheit seines Klienten Lupus überraschte ihn ein wenig. Aber letztlich konnte dies natürlich auch bedeuten, dass er einverstanden war. Das Treffen wechselte nun ein wenig seine Atmosphäre - alle schienen erleichtert, dass nun alles beschlossen und verteilt war. Nachdem der letzte Speisengang aufgetragen worden war, begann man schließlich noch, die Frage eines geeigneten Termins zu diskutieren. Aber auch hier wurde es sehr bald deutlich, dass die Saturnalia eine geeignete Zeit waren - auch Soldaten erhielten zu dieser Zeit üblicherweise frei, die Sklaven in der kaiserlichen Villa würden gelöster sein und die ganze Stimme der Stadt würde ihnen in die Hände spielen...

    Nachdem die Begrüßung vorüber war - Durus ließ sich betont viel Zeit dabei, jede einzelne Vestalin nach ihrem Befinden zu fragen, um keinen Verdacht zu erregen - begann er mit dem Rundgang an der Seite von Pomponia Pia. Die alte Dame berichtete ihm ausführlich über ihre Amtsführung, erwähnte in jedem Raum die Funktion und alles Bemerkenswerte. Auch wenn der Tiberier sich dabei interessiert gab und recht häufig nickte, wartete er nur auf einen Augenblick - den Besuch der Bibliothek! Lange hatten sie gerätselt, wie sie es anstellen wollten, doch letztlich war die Entscheidung gefallen, dass Lukios ein Ablenkungsmanöver initiierte, während Durus die Papyrusrollen austauschte. Für den alten Pontifex war es nicht sehr schwierig gewesen, sich beiläufig zu informieren, wie er sich den Testamentsschrank vorzustellen hatte. Offensichtlich waren die Vermächtnisse nach Gentilnomen geordnet, sodass "Ulpius" wohl relativ weit hinten zu finden sein würde. Genaugenommen ganz in der Nähe von "Tiberius"...


    Schließlich erreichten sie den Raum. Durus war überrascht, wie groß die Büchersammlung der Vestalinnen war - wie sollte er da eine einzelne Schriftrolle finden?


    "Das ist also die Bibliothek, Pomponia."


    bemerkte Durus und zauberte sein oft geübtes Politikerlächeln herbei. Betont beiläufig fragte er dann


    "Und ist mein Testament noch sicher verwahrt? Nicht, dass ich euch misstrauen würde, aber das hat mich schon immer mal interessiert, wo das gute Stück liegt..."

    Wieder einmal war Durus recht nervös - er tat etwas, dessen er sich nicht ganz sicher war. Einerseits wusste er, dass dies der risikoloseste Weg war, dass so am wenigsten Menschen zu Schaden kommen würden. Aber dennoch - es war heimtückisch und mit Betrug verbunden. Diese Dinge verabscheute ein aufrechter Römer üblicherweise. Iunius Brutus hatte Tarquinius Superbus gewaltsam aus der Stadt gejagt, sein Nachfahre hatte Caesar erdolcht und auch die Praetorianer hatten Caligula und Nero ebenfalls offen getötet. Zwar erzählte man, dass der göttliche Augustus selbst einem Giftmord zum Opfer gefallen war, doch war die intrigante Livia war nun nicht gerade das strahlendste Bild der Virtus. Glücklicherweise wurde Rom heute allerdings von einem seiner zahllosen Winterregenfälle heimgesucht, sodass man die Schweißperlen auf der Stirn des Tiberiers hoffentlich als Regentropfen deutete.


    Und letztlich musste es so sein - auch ehrenwerte Männer wie die Flavii und Vinicii hatten den Plan gutgeheißen. Außerdem war bereits alles geregelt: Unter der Toga des Alten verbarg sich - zusammengerollt und gesiegelt - ein gefälschtes Testament. Es war nicht sehr schwierig gewesen, einen Originalbrief des Kaisers aufzutreiben, ebenso eine Probe des kaiserlichen Siegels. Und den komplizierten Teil der Fälschung hatte Stertinius Laevus übernommen: Mit beängstigender Behändigkeit hatte er nach wenigen Schriftübungen einen Text aufgesetzt, dessen Schriftführung der ungelenken Soldatenklaue des Kaisers zum Verwechseln ähnlich sah. Und ebenso hatte er gewusst, auf welche Weise das Siegel am leichtesten abzulösen und auf das neue Schreiben aufzubringen war, womit eine täuschend echt wirkende, günstige Version des letzten Willens von Valerianus entstanden war.


    Somit blieb es nun nur noch übrig, die Testamente auszutauschen. Und dafür hatte Durus bereits vor einiger Zeit eine Inspektion des Atrium Vestae angeordnet.


    Dementsprechend standen die Vestalinnen nun bereit, dem Stellvertreters ihres spirituellen Vaters Rede und Antwort zu stehen. Der Tiberier ließ sich aus dem Mantel helfen, der ihm und seiner Toga Praetexta vor dem strömenden Regen Schutz geboten hatte, dann wandte er sich an die Vestalis Maxima.


    "Salve, Pomponia. Wie ich sehe, hast du dich gut vorbereitet."


    Die strahlend weißen Gewänder der Leibsklavinnen, die in der zweiten Reihe standen, deuteten zumindest an, dass man alle neu eingekleidet hatte.

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    "Wie? Öh...nein, nein, natürlich nicht, entschuldige bitte meine saloppe Ausdrucksweise." entschuldigte Ahala sich sofort, obwohl seine Sensibiliät nicht dazu ausreichte wegen seines Fauxpas aufrichtig zerknirscht zu sein. Allerdings blieb er auch durchaus bei der Wahrheit, denn Ahala war nicht der Typ Mensch, der noch jahrelang Anekdoten von nahstehenden Verstorbenen erzählte, dafür lebte er viel zu sehr im hier und jetzt. "Tut mir leid, aber den Pompeius kenne ich auch nur von dieser einen Cena." schüttelte auf die nächste Anfrage des Seniors dann den Kopf. "Salinator scheint eine Menge einflussreicher Klienten zu besitzen, gehört Senator Iulius Centho nicht auch dazu?" Noch so ein alter Saufkumpan, nebenbei erwähnt...


    Damit war der Alte zufrieden - vielleicht war dies auch nur ein Scherz gewesen. Was er dann allerdings ansprach, war tatsächlich keineswegs zum Lachen - denn er hatte Recht.


    "Ich glaube schon. Andererseits hörte ich auch, dass er der Klient von Aelius Quarto sei. Nachdem dieser aber nicht mehr in Rom weilt, kümmert sich nun wohl der Vescularier um die Iulii..."


    Nicht, dass die Iulier eine große Bedrohung waren - sie gehörten (zumindest bisher) noch nicht zu den mächtigsten Familien, aber ihr Aufstieg war beachtlich - und bedenklich...

    Die Erläuterungen des Corneliers klangen immer vielversprechender - nicht nur, dass er Zugang zum Kaiserhof gefunden hatte, er hatte sogar einen idealen Weg gewählt! Zwar war der Tiberier sich unsicher, ob Palma diesen Ulpianus im Zweifelsfall opfern würde, aber solange dieser kooperierte, war das ja auch nicht nötig.


    "Ich muss zugeben, dass nach allem, was ich weiß, diese Option weitaus sinnvoller wäre. Dein Kontakt zu dem kaiserlichen Arzt besteht über Deinen Medicus Personalis, nicht wahr, Flaccus? Das würde möglicherweise doch zu direkt auf uns deuten - zumindest aber nicht auf Salinator."


    bemerkte er in Richtung seines Klienten. Natürlich wollte er diesen nicht einfach übergehen, doch in diesem Fall erschien der Vorschlag von Palma schlichtweg als beste Lösung!


    "Wenn es für die Versammelten also akzeptabel wäre, würde ich vorschlagen, die Angelegenheit der Exekution Cornelius und seinen Kontakten zu überlassen."


    Da Flaccus keine Einwände brachte und auch die übrigen Verschwörer nichts einwanden, ging Durus zum nächsten Punkt über - doch was gab es überhaupt noch zu bereden?


    "Dann fasse ich noch einmal kurz zusammen und rekapituliere dich Zuständigkeiten:


    1. Gemeinsam mit Flavius Gracchus werde ich mit Hilfe dieses Stertinius eine modifizierte Version des Testaments erarbeiten. Im Rahmen einer Inspectio des Atrium Vestae werde ich dann für einen Austausch der Testamente sorgen.


    2. Cornelius wird seinen Kontaktmann anweisen, unseren Koch sicher zu kaufen und sich ebenso um das Gift sorgen, das wir Valerianus zuführen. Wir werden dann einen Termin festlegen, der vorzugsweise vor einem Feiertag liegt. Ein Reiter mit Pferdewechsel kann innerhalb eines Wintertages hier in Rom sein - wenn er bei Nacht aufbricht, kann uns die Nachricht gegen Mittag oder Nachmittag erreichen. Zu diesem Zeitpunkt wird Salinator sicherlich nicht in der Castra Praetoria sein.


    3. Lucianus wird einen Plan für die Festnahme Salinators ausarbeiten - vorzugsweise mit mehreren Optionen, also etwa in seinem Haus, in den Thermen oder auf dem Forum. Jeder von uns sollte ihm dazu die Zahl der stellbaren Bewaffneten angeben, mit denen er rechnen kann.


    4. Was werden alle anderen tun?"


    Er machte eine Pause und fuhr sich nachdenklich über das Kinn.


    "Ich schlage vor, die Senatoren unter uns werden Lucianus bei der Festnahme begleiten, während alle anderen sich mit ihren Klienten an einem vereinbarten Ort treffen. Dort könnte man etwa eine Art Streit fingieren, durch den es zu einem Tumult kommt, der die Sicherheitskräfte der Urbs ablenkt."


    Er blickte in die Runde. Was die anderen wohl davon halten würden?

    Durus lächelte ein wenig, als er die Gedanken seines Sohnes hörte - eine Schwäche, die man ausnutzen konnte - keine dumme Idee. Andererseits war über Valerianus kaum etwas bekannt, da er sich selten in Rom aufgehalten hatte und immer schon zurückgezogen gelebt hatte.


    "Eine gute Idee - nur fehlt mir persönlich die Kenntnis irgendeiner derartigen Sache. Allerdings könntest du dich umhören. Ich bin sicher, dass auf den Straßen Roms viele Gerüchte über derartige Dinge kursieren..."

    Wie in jedem Jahr, so zauberten auch diese Saturnalia verrückte Umstände in die Villa Tiberia. Man hatte Bänke im Atrium aufgestellt, die Türen waren weit geöffnet und weder Stesichoros, noch ein anderer Sklave besetzten das Pförtnerhäuschen. Stattdessen kümmerten sich ein paar Klienten der Tiberier um die Sicherheit - unauffällig saßen sie auf den Bänken neben der Porta und passten auf, wer eintrat.


    Dennoch herrschte eine heitere Atmosphäre vor. An einer Ecke standen Amphoren mit Wein, einige der Sklaven saßen in einer Ecke und spielten vergnügt mit Instrumenten auf und hier und da hatten sich Gruppen gebildet, die dem Glücksspiel fröhnten. Die Hausherren selbst saßen an einem Tisch - der alte Tiberier trug einen Pileus und eine schlichte Tunica, neben ihm sein Sekretär Lukios in genau der gleichen Aufmachung. Beide warteten auf etwaige Gäste, die während den Feiertagen vorbeizukommen pflegten...

    "Natürlich, aber ich schlage vor, dass du dennoch in Zuversicht bereits beginnst, Planungen zu machen. Möglicherweise sollte jeder von uns in den nächsten Tagen eine Nachricht an Lucianus geben, wie viele Klienten, Sklaven oder Bewaffnete er zur Verfügung stellen könnte, um einen Menschenauflauf oder ein Ergreifungskommando zu bilden."


    Je nachdem würde der Vinicier dann eine Taktik erarbeiten können. Dann aber schaltete sich Palma mit einer überraschenden Neuigkeit ein, von der auch der Tiberier noch nicht gewusst hatte. Einen Augenblick wartete er ab, ob Flavius Flaccus etwas dazu sagen würde. Da dies aber nicht der Fall war, ging er davon aus, dass ihm dieser Plan besser vorkam oder er aus anderen Gründen zurückstecken wollte.


    "Das klingt natürlich hervorragend! Wäre es ihm möglich, den Kaiser und seinen Sohn zu vergiften? Beziehungsweise schildern, welche Möglichkeiten sich genau ergeben?"


    Dann sah er doch noch einmal zu dem jüngeren Flavier hinüber - er wollte sichergehen, die beste Lösung zu finden - selbst wenn der Respekt vor einem zweifachen Consular durchaus einschüchtern konnte...


    "Vielleicht können wir gemeinsam entscheiden, welcher Weg der Erfolgversprechendere sein könnte."

    Durus nickte - er selbst hatte das glücklicherweise bereits getan. Dann wandte er sich wieder dem Essen zu, während er darüber nachdachte, was er Macer noch so fragen könnte. Mit Erstaunen stellte er fest, dass er ihn seit dem denkwürdigen Gastmahl, bei dem die Verschwörung entstanden war, nicht mehr eingeladen hatte. Wenn man sich nicht regelmäßig sah, hatte man sich paradoxerweise einfach umso weniger zu sagen...


    "Wie geht es eigentlich der Russata? Ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört!"


    Dass das bei der Veneta derselbe Fall war, verschwieg er vorerst - seitdem ein Germanicus als Vicarius Principis amtierte und Aelius Quarto sich aus Rom zurückgezogen hatte, war seine Motivation, sich bei den Wagenrennen intensiver zu engagieren, gesunken. Abgesehen davon machte sein Bein es natürlich auch schwieriger, den Rennen auch nur vollständig zuzusehen!

    "Hervorragend!"


    kommentierte Durus die Einschätzung des Buchhändlers - dass so jemand für ihre Zwecke hervorragend geeignet war, ergab sich wohl von selbst. Und erwartungsgemäß waren auch Gracchus' Ideen bezüglich der Festnahme scharfsinnig:


    "Da kann ich dir zustimmen. Man könnte es selbstverständlich so einrichten, dass die Exekution so zeitlich eingestellt wird, dass die Nachricht an einem Feiertag in Rom eintrifft, an dem der Praefectus Urbi nicht in der Castra Praetoria weilt. Ebenso ist ein Ablenkungsmanöver keine schlechte Idee - etwa ein Volksauflauf, der die Aufmerksamkeit der diensthabenden Urbani und Prätorianer auf sich zieht. Ein solcher ließe sich auch zweifellos leicht und unverdächtig mit Hilfe unserer geballten Klientenschar erzeugen."


    Wenn man bedachte, dass hier die wichtigsten Familien Roms vertreten waren, die jeweils über ein ganzes Heer als Klienten, Klienten-Klienten, Abhängigen und Sklaven verfügten.


    "Ansonsten würde ich auf dein Angebot sicherlich gern zurückkommen - allerdings nehme ich an, dass eine strategische Planung vorzugsweise von einem militärisch erfahreneren Mann als mir geleitet wird. Lucianus, da du ja voraussichtlich ohnehin nominell das Kommando führen wirst, könntest du das vielleicht übernehmen?"


    Natürlich würde es auch andere Männer in der Runde geben, die für so etwas geeignet waren - aber Lucianus hatte schon eine andere wichtige Rolle verloren, sodass der alte Tiberier ihm die Gelegenheit geben wollte, sich anderweitig um die Beseitigung des Kaisers verdient zu machen. Und natürlich war es tatsächlich klug, wenn der, der später hoffentlich tatsächlich mit consularer Macht gegen Salinator vorging, auch den Überblick hatte...

    "Nunja, es ist schon ein Weilchen her, aber Gracchus hat jetzt zwei Söhne - Manius und Titus."


    erklärte Durus. Er hatte Claudia Antonia ebenfalls während ihrer Schwangerschaft kaum gesehen - oder wahrgenommen. Auch den zweiten Sohnemann hatte er noch nicht angetroffen - allerdings war es wohl auch nicht angebracht, ein so kleines, empfindliches Geschöpf zu sehr in der Öffentlichkeit herumzureichen.

    Zwar meldete sich nicht der erwartete Flavier zu Wort, aber zumindest ein anderer - und auch dieser lieferte einige bedenkenswerte Bemerkungen, die eines Kommentars bedurften.


    "Ist dieser Stertinius Laevus vertrauenswürdig? Es wäre wohl sehr ungünstig, wenn ein Helfer am Ende eben diese Fälschung durch seine Zeugenaussage oder gar Beweisstücke öffentlich machen würde und damit am Thron unseres geschätzten Cornelius sägen würde."


    Natürlich ergab sich auch die Möglichkeit, den Helfer nach getaner Arbeit schlicht zu beseitigen - doch da es sich hierbei offensichtlich um einen angesehenen, bekannten Buchhändler handelte, war diese Option möglicherweise ebenfalls riskant.


    "Im Übrigen kann ich Dir nur zustimmen, allerdings möchte ich zu bedenken geben, dass es schwer steuerbar sein wird, wann und unter welchen Umständen die Nachricht vom Tod des Kaisers in Rom eintrifft. Dies könnte mitten in der Nacht sein ebenso wie zu einer Senatssitzung - nunja, dies ließe sich vielleicht vermeiden - aber letztlich zu jeder Zeit. Die genaue Stunde wird sich letztlich kaum bestimmen lassen, da es uns kaum gelingen dürfte, unbemerkt jeden Kontakt nach Misenum zu unterbinden.


    Ich fürchte daher, dass wir uns auf das Überraschungsmoment verlassen müssen - unabhängig davon, wo sich Salinator zu diesem Zeitpunkt aufhält. Dies sollte einfach dadurch gewährleistet werden, dass wir als erste vom Glücken des Attentats erfahren und sofort losschlagen. Im Rückblick werden sich die genauen zeitlichen Abläufe ohnehin nicht mehr zweifelsfrei rekonstruieren lassen."

    Durus nickte und ging damit davon aus, dass zumindest daraufhingearbeitet wurde - und mehr konnte man von einem Ehepaar wohl auch nicht erwarten. Dass diese Frage zu direkt sein könnte, kam ihm allerdings nicht in den Sinn - die Purgitii gehörten durch die Ehe mit Albina ja quasi zur Familie und innerhalb der Familie konnte man sich solche Fragen durchaus erlauben, wie Durus fand.


    "Zur Zeit scheinen Iuno und Bona Dea ja besonders großzügig mit dem Kindersegen zu sein - die Flavii Gracchi haben ja auch noch einen Sohn bekommen..."


    Der alte Tiberier sah sich bei diesem Kommentar ein wenig um - besagte Familie schien gar nicht erschienen zu sein! Dass man ihn, nicht aber den moderaten Flavius Gracchus zu solch einem gesellschaftlichen Anlass einlud, war kaum vorstellbar. Hoffentlich war niemand in der Familie krank...


    "Wisst ihr übrigens etwas über Flavius Gracchus und seine Familie?"


    fragte er deshalb ganz offen in die Runde.

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    Einige warme Worte später waren die Tiberier aus der Begrüßungsschlange herausgetreten und Ahala sah seinen Vater ein wenig überrascht an. "Engere Kontakte? Zur Iunia? Nein, eigentlich nicht, ich hab sie nur einmal bei einer Cena im kaiserlichen Palast getroffen. Ihren ersten Mann kannte ich ganz gut, den Felsen-Aelius, du weißt schon..." Dass sich dieses "kennen" im wesentlichen auf die gemeinsame Teilnahme an Saufgelagen und Hahnenkämpfen in nicht allzu vornehmen Teilen der Stadt beschränkt hatte, hielt Ahala nicht wirklich für erwähnenswert, für derart profane Dinge interessierte sich sein wenig heiterer Senior ohnehin nicht.


    Der alte Tiberier lauschte dem und zog eine Augenbraue hoch, als sein Sohn scheinbar einen Freund mit einem recht respektlosen Namen bedachte - selbst wenn er dazu nutzte, dass Durus die Person rascher identifizierte.


    "Ich hoffe, du titulierst den Aelier in der Öffentlichkeit nicht ebenso."


    Respektlosigkeit gegenüber Freunden war etwas, was im politischen Rom ebenfalls verpönt war und wenn sein Sohn dort einmal groß sein wollte, dann musste er dies lernen.


    "Kennt einer von euch übrigens den Bräutigam etwas besser? Er ist ein Klient des Präfekten, wie ich hörte..."


    bemerkte er dann weiterhin mit gesenkter Stimme zu Frau und Kind gleichermaßen, wobei sein Unterton auch die Verachtung mitschwingen ließ, die ein Tiberier für die Famila Vescularia empfinden sollte.

    Ad
    M Vinicius Hungaricus
    Villa Vinicia
    Roma, Italia



    M' Durus Vinicio Hungarico patrono suo s.p.d.


    Ich habe Deine Nachricht erhalten und möchte mich erklären, weshalb ich hoffe, dass dieser Brief Dich noch rechtzeitig erreicht. Das Angebot eines öffentlichen Sühneopfers hat mein Klient in der Tat ausgeschlagen, allerdings liegen hierfür Gründe vor, die mir bedenkenswert erscheinen:


    Der Kompromissvorschlag eines Schuldeingeständnisses mitsamt einem Sühneopfer ist mitnichten ein solcher, denn er dient eindeutig dazu, meinen Klienten als Verbrecher hinzustellen, der durch sein Verhalten nicht nur das Gesetz gebrochen, sondern gar die Pax Deorum gestört hat. Somit dient dieser sogenannte Kompromiss weniger dazu, diesen Bagatelldelikt zu bereinigen, als vielmehr den Kläger als selbstlosen Retter der Res Publica darzustellen und maximales Kapital aus dieser Angelegenheit zu schlagen. Dass es sich bei einer Unterschreitung des Mindestpreises von Waren um weniger als ein halbes As allerdings um ein solches Großverbrechen handelt, erscheint meinem Klienten und mir völlig überzogen, sodass wir dieses Angebot nicht für erwähnenswert hielten.


    Dass mein Klient vielmehr gar nicht zu belangen ist, ergibt sich aus der Gesetzeslage:


    Zwar ist es nicht zu leugnen, dass das Angebot meines Klienten unter den staatlich errechneten Mindestkosten für die Produktion dieses Gutes lag, auch wenn dies offensichtlich ein Versehen war. Dass dies aber nicht vorsätzlich geschah, wird er unter Eid aussagen können, was mir angesichts der Summe von 0,01 Sesterz auch durchaus plausibel erscheint. Man könnte also in Analogie zum Codex Iuridicialis von einem fehlenden Vorsatz ausgehen, welcher die Strafe verhindert.


    § 5 (3) der Lex Mercatus stellt darüber hinaus deutlich fest, dass eine Strafabgabe keineswegs zwingend zu erfolgen hat und auch nur in dem Falle erfolgen darf, in dem als Ziel dieser Handlungen die Erschwerung des Marktzutritts von Mitbewerbern zu erkennen ist. Dies scheint mir hier nicht gegeben zu sein, da ein Preisunterschied von 0.01 Sz bei Fleisch, das laut staatlicher Preisempfehlung schon 2.00 Sz kostet, kaum ins Gewicht fällt. Die Fehlsumme entspricht einem Wert, für den man selbst unsere kleinste Münze, den Quadrans, in sechs Teile zerschlagen müsste. Dass eine derartige Preisdifferenz andere Marktteilnehmer vom Markt verdrängen könnte, erscheint mir völlig absurd. Stattdessen kann dieser Fehler lediglich durch Flüchtigkeit der Angestellten meines Klienten beim Verkauf der Ware entstanden sein. Hätte eine verdrängerische Absicht vorgelegen, wäre eine erheblich niedrigere Auszeichnung der Waren erfolgen müssen.


    Vor allem aber schreibt der vorliegende Paragraph die Entscheidung über die Verhängung einer Strafabgabe als nicht zwingend vor. Die bisher geübte Praxis gesteht die Entscheidung für oder gegen eine solche Abgabe bekanntermaßen dem amtierenden Aedil anheim, dem die Marktaufsicht zufällt. Da er sich im vorliegenden Fall offensichtlich und wohl aus den dargelegten Gründen gegen eine solche entschieden hat, wäre die einzig zulässige Klage in diesem Fall eine Verpflichtungsklage gegenüber dem damals amtierenden Aedil, doch eine Strafabgabe zu verhängen, nicht jedoch die Anstrengung einer völlig aus der Luft gegriffenen und gesetzlich höchst fragwürdigen Strafsache gegen meinen Klienten, der gegen kein Gesetz verstoßen hat, da laut § 5 (1) der Lex Mercatus staatliche Preisempfehlungen - auch nach unten - nicht bindend gelten und an keiner Stelle von einem Verbot niedrigerer Preise die Rede ist, sondern nur in besonderen Fällen die Möglichkeit einer Strafabgabe besteht, um unlautere Praktiken zu bestrafen.


    Sollte es zur Aufnahme einer Hauptverhandlung kommen, wäre ich gezwungen, diesen Sachverhalt prüfen zu lassen, sodass der Fehler des bisherigen Gerichts, aber auch der Klageirrtum Deines Klienten offenbar würde, was weder das Vertrauen in unserem Staat, noch dem Ansehen Deines Klienten und damit Dir zugute käme.


    Letztlich wäre es meinem Klienten und mir allerdings sehr daran gelegen, wenn Du als unser gemeinsamer Patron in dieser Sache ohne staatliche Einmischung ein Urteil fällen würdest, ehe es zu einer öffentlichen Auseinandersetzung kommen muss. In diesem Falle bestünde lediglich die Frage, ob Du als mein Patron die Geschäftspraktiken meines Klienten als unlauter einschätzt und dieses Versehen nicht zu entschuldigen ist. Denn letztlich geht es weder mir noch meinem Klienten um die Frage von ein paar Sesterzen, an welche Stelle sie auch immer gezahlt werden mögen, sondern darum, vor dir und ganz Rom nicht als Betrüger und Krämerseelen dazustehen, die durch unwürdige Tricksereien versuchen, sich selbst einen finanziellen Vorteil zu erhaschen. Bisher gab mir Quintus Flavius Flaccus keinerlei Anlass zu dieser Vermutung, denn er ist stets auf seine Ehre und die seiner Familie bedacht und versucht niemals, nur seinen Vorteil zu suchen. Folglich kann ich mir nicht vorstellen, dass es sich hier anders verhalten sollte. Dennoch bitte ich Dich als treuer Klient um Dein Urteil, das mein Klient und ich in jedem Fall annehmen werden.


    Vale bene,
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    Ad
    Iunia Axilla
    Casa Iunia
    Roma



    M' Tiberius Durus Pontifex pro Magistro Iuniae Axillae s. p. d.


    Das Collegium Pontificium hat beschlossen, dir zusätzlich zu dem von dir geforderten Preis einen Bonus von 200 Sesterzen für deine hervorragenden Dienste um die Res Publica auszuzahlen.


    Meine Diener werden diese Summe mit diesem Schreiben übergeben.


    Vale bene!
    [Blockierte Grafik: http://img157.imageshack.us/img157/6083/siegelmtdsenatorhc0.gif]

    PONTIFEX PRO MAGISTRO


    Sim-Off:

    Bitte eine Renovierung für 2500 Sesterzen dem Cultus Deorum anbieten ;)

    "Ich glaube, dass es nicht nur um die Vermittlung militärischen Wissens geht - auch die Organisation unserer Armee ist wohl beispielhaft, ebenso schadet diese Zeit ohne schwelgerischen Luxus einem jungen Mann aus gutem Hause nicht."


    bemerkte Durus, da es fast so klang, als sehe sein Gastgeber nur die militärisch-taktische Seite, die für ihn selbst tatsächlich vernachlässigbar war. Er selbst war ebenfalls relativ sicher, dass er einen ebenso guten Feldherren abgeben würde wie ein junger Mann nach seinem Tribunat. Doch würde Ahala nach einem Tribunat sicherlich besser für die Politik gerüstet sein und sich obendrein für militärische Kommandos empfehlen.

    Zufrieden stellte der alte Tiberier fest, dass sein Vorschlag weitgehenden Anklang fand. Tatsächlich wandte sich sogar niemand dagegen, sodass er schließlich feststellen durfte


    "Da ich keine Gegenstimmen vernehme, betrachte ich meinen Antrag als angenommen. Ich werde dafür sorgen, dass die Gelder entsprechend ausgezahlt werden. Damit hätten wir diesen Tagesordnungspunkt wohl abgehakt."


    Durus nahm Platz und forderte den nächsten Antragssteller auf, seinen Tagesordnungspunkt vorzustellen...

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    An dieser Stelle musste Macer doch mal eine Lanze für die Architekten und Handwerker brechen, denn bisher konnte er sich bei seinem Umbau nicht beklagen. "Nein, da gibt es bei uns bisher keine Probleme. Alles wurde in der geplanten Reihenfolge und im geplanten Zeitrahmen erledigt bisher", konnte er berichten und sah dabei auch wirklich zufrieden aus. "Allerdings war dieser zugegebenermaßen recht großzügig bemessen beziehungsweise er ist es immer noch. Ich hatte es nicht eilig mit diesem Umbau und mir ist es wichtiger, dass es gründlich gemacht wird. Jetzt, wo der Nachbar raus ist und wir noch nicht drin, kann man schließlich besonders gründlich arbeiten." Spätere Ausbesserungsarbeiten, nur weil man jetzt sparen wollte, würden komplizierter werden, erwartete Macer.


    Durus horchte erstaunt auf.


    "Das hört man natürlich gern - ich hatte leider nicht ganz so viel Glück. Wobei ich natürlich mit gewissen Verspätungen gerechnet hatte und letztlich war es auch noch im Rahmen."


    erklärte er dann und sah zu seiner Gattin hinüber - sie konnte natürlich nichts dazu sagen, da sie damals noch gar nicht in der Villa Tiberia gelebt hatte. Damit sie auch ein wenig am Gespräch beteiligt wurde, beschloss er daher, das Thema zu wechseln.


    "Und wenn die neue Casa dann fertig ist, wird auch endlich mit Nachwuchs zu rechnen sein, nehme ich an?"


    Natürlich wusste er, dass dies nicht völlig steuerbar war - andererseits war er sicher, dass Albina fruchtbar war - sie war immerhin eine Tiberia - also stand der Planung wohl nichts im Wege.