Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Auch Tiberius Durus war selbstverständlich zum Trauerzug erschienen. Ein Pontifex konnte stets mit der Anteilnahme seiner Collegae rechnen, weshalb er beim Eintreffen auch gleich Flavius Gracchus und einige andere Pontifices entdeckte. Noch kurz vor dem Hinscheiden Corvinus' hatte er diesen gesehen, leider in unerfreulichen Umständen. Doch angesichts dieser Ereignisse hatte er beschlossen, dass die Veröffentlichung der Hintergründe des Skandals von Nemi etwas zu warten hatten. So wusste wohl noch kaum jemand, dass Celerina den Hain geschändet hatte.


    Schweigend stellte er sich zu den übrigen Trauergästen und wartete darauf, dass die Totenbahre aufgenommen wurde, um sie aus der Stadt zu tragen.

    Zitat

    Original von Gnaeus Flavius Aetius
    Nicht die weiteren hübschen Frauen, die ankamen, nein, Manius Durus von den Tiberiern war es, der nun sein Augenmerk auf sich lenkte. Während er irgendwo aus dem Augenwinkel bemerkte, dass Gracchus und seine Familie ebenfalls auftauchte – den er ebenso gekonnt ignorierte wie dieser ihn –, steuerte er auf den Tiberier zu, der, wie er erfahren hatte, seit kurzem der Patron seines zukünftigen Schwiegersohns war. „Manius Tiberius Durus.“ Sein übliches Lächeln zeigte sich. „Es ist mir eine Ehre, auch dich im Haus der Flavier begrüßen zu dürfen, noch dazu zu diesem Anlass. Mein zukünftiger Schwiegersohn beweist Geschick in der Wahl derer, die er um Unterstützung bittet.“


    Noch ehe das Verlobungspaar ihn begrüßen konnte, sprach ihn Flavius Aetius, der Gastgeber an. Obwohl Durus den Mann nicht kannte, schenkte er ihm sein Politikerlächeln und erwiderte freundlich


    "Oh, zu viel der Ehre! Ich gratuliere Dir zu einem so vortrefflichen Schwiegersohn!"


    Eigentlich hatte er keine große Lust, ein längeres Gespräch mit dem Flavier zu beginnen, der hier in Rom keine besonders große Rolle spielte (zumindest nicht in Durus' Horizont). Andererseits wäre es wohl unhöflich gewesen, sich einfach abzuwenden und Flavius Gracchus mit seiner Familie zu begrüßen, weshalb diese nur einen Grußfinger zu sehen bekamen.


    "Dies hier ist Tiberia Arvinia, meine Nichte."


    stellte er seine Begleitung vor, ehe ihm beim Erscheinen Pisos einfiel, dass dieser ja wohl der Sohn seines Gesprächspartners war, folglich also die verstorbene Flavierin seine Tochter.


    "Mein Beileid im Übrigen zum tragischen Verscheiden deiner Tochter. Ich hoffe, dies wirft keinen allzu dunklen Schatten auf dieses zukunftsverheißende Ereignis."


    Er kannte dieses Mädchen nicht, nur sein Nomenclator hatte ihm eine kleine Auffrischung der aktuellen flavischen Familienbezüge gegeben, sodass ihm diese Beileidsbekundung angemessen erschien.

    | Stesichoros


    Der Ianitor wurde noch immer von seiner Krankheit geplagt, weshalb er inzwischen den ganzen Tag etwas müde war. Als er vom Klopfen erwachte, schlurfte er zur Tür und hörte sich die Ankündigung mit leerem Blick an.


    "In welcher Angelegenheit?"


    fragte er dann und unterdrückte ein Gähnen.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Durus nickte nachdenklich. Natürlich wollte er den Quindecemviri nicht in ihr Handwerk reden, denn er verfügte kaum über das Geheimwissen, das für derlei Interpretationen notwendig war. Dennoch war es letztendlich natürlich die Entscheidung der Pontifices, ob sie ein solches Urteil annahmen oder nicht.


    Um dies jedoch fundiert tun zu können, musste auch - wie bei einer Gerichtsverhandlung - die Gegenseite gehört werden.


    "Gibt es denn möglicherweise andere Passagen, die in eine andere Richtung deuten?"


    Zwar war es wohl sehr unwahrscheinlich, dass die Pontifices sich nicht dem Urteil der Fünfzehnmännern anschlossen, dennoch wollte der Pontifex pro Magistro es schon genauer wissen.

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    Die Frage nach der Juristerei musste er allerdings verneinen. “Nein, ich bin kein Jurist. Zumindest nicht gegenwärtig. Zunächst wollte ich im Collegium Haruspicium aufgenommen werden, die Verlobung regeln und den Wahlkampf betreiben. Ich denke, damit sind meine Kapazitäten derzeit gut ausgelastet, ich will ungern einen dieser Teile vernachlässigen für einen Cursus Iuris. Aber er ist nach der Wahl angedacht.“ Sextus war sicher nicht dumm und konnte sicher auch den Überblick über mehrere Dinge gleichzeitig behalten, dennoch wusste er, wo seine Grenzen lagen. Manchmal musste man Prioritäten setzen, und die Juristerei gehörte da momentan einfach nicht dazu.


    Durus nickte nur - das Essen würde bald stattfinden. Dass sein neuer Klient allerdings keine Ahnung von Juristerei hatte, war natürlich sehr bedauerlich.


    "Schade - nunja, das kann ja noch werden. Hast du sonst noch ein Anliegen?"


    Immerhin standen noch mehr Klienten bereit, die irgendetwas von ihrem Patron wollten - und sei es nur ein Sportulum!

    Ein wenig später, aber noch nicht zu spät, erschien auch der Patron des sich Verlobenden, Manius Tiberius Durus. Zu diesem Anlass trug er erstmals eine schwere Synthesis aus blauem Brokatstoff, die ein Vermögen gekostet hatte. Auf eine Toga hatte er verzichtet, da er davon ausging, dass es auf ein Essen hinauslaufen würde. Als seine Begleitung fungierte Tiberia Arvinia, seine Nichte. Nachdem die Hochzeit mit Orestes geplatzt war, wollte Durus so sorgen, dass sie wieder ein wenig unter die Leute kam - und vielleicht würde ja auch Claudius Lepidus, ihr zukünftiger Ehegatte erscheinen!


    Nachdem man den Consular eingelassen hatte, suchte dieser sofort das Paar. Während er auf es zuhumpelte, stellte er fest, dass schon einige andere Gäste anwesend waren: Tatsächlich hatten sich dort bereits Purgitius Macer, Claudius Menecrates, sowie einige unbekannte Gesichter versammelt.


    "Salvete! Ganz besonders natürlich das glückliche Paar!"


    begrüßte der alte Tiberier die Runde.

    Zitat

    Original von Quintus Claudius Lepidus
    >Sehr gut Patronus, dies ist eine wunderbare Idee.<
    Kommentierte Lepidus die Entscheidung von Durus bezüglich des einander kennenlernens.
    >Kann ich ansonsten noch etwas für dich tun Patronus? Ich würde ansonsten diese erfreuliche Neuigkeit meiner Familie mitteilen.<
    Schließlich heiratete man nicht jeden Tag.


    Natürlich freute sich Durus über die Freude seines Klienten.


    "Nein, im Augenblick nicht. Ich melde mich dann bei dir!"


    erwiderte er daher und ließ seinen Klienten ziehen, um sich die Wehwechen eines erfolglosen Ritters anzuhören.

    Noch ehe der Rex Nemorensis antworten konnte, tauchte Corvinus auf und eilte zuerst zu seiner Frau - natürlich! Sein Gebahren und die betretenen Gesichter der Umstehenden deuteten jedoch an, dass irgendetwas nicht stimmte. Mit wenigen Humplern war Durus bei ihnen und bemerkte erst jetzt, dass die Züge Celerinas erschlafft waren. Was hatte Capsa nur mit ihr angestellt?


    "Capsa!"


    rief er daher mit herrischem Ton. Als Corvinus sich erhob, kreuzten sich ihre Blicke. Der Aurelier war fertig, erschöpft von dieser Nachricht. Durus hingegen war noch immer zu überrascht, um die Situation zu fassen: Ein Frevel im Hain der Diana, dann als Täterin ausgerechnet Flavia Celerina und nun auch noch ihr Tod! Das war zu viel für einen alten Tiberius!


    Doch Corvinus musste trotzdem erfahren, was vorgefallen war. So begann er mit stockender Stimme.


    "Flavia wurde am Hain der Diana aufgegriffen. Angeblich hatte sie...scheinbar wurde sie dort vergewaltigt, an den Nemoralia - oder zumindest versucht! Der Mann ist aber tot."


    Durus versuchte, es so optimistisch wie möglich auszudrücken. Es würde Corvinus ja doch nichts nützen, wenn man seine Frau nun auch noch des Ehebruchs bezichtigte.


    "Danach stürmte eine Rinderherde durch den Hain, weshalb alle auf die Bäume kletterten. Beim Herunterfallen hat sie sich dann den Arm gebrochen. Es tut mir leid."


    Er legte seine Hand auf die Schulter des Aureliers. So viel Pech tat ihm nun wirklich leid!


    Sim-Off:

    Du weißt ja noch garnicht, was passiert ist :D

    "Nunja, es gibt gewisse juristische Gepflogenheiten, die das Testament weniger leicht anfechtbar machen. Beispielsweise die sana-mente-Klausel."


    meinte Durus, der sich in seiner juristischen Laufbahn schon häufiger mit dem Erbrecht beschäftigt hatte. Immer wieder kam es vor, dass Testamente angezweifelt wurden. Da war es doch empfehlenswert, wenn ein erfahrener Jurist bei der Aufsetzung half.

    Wenn Lupus gewusst hätte, wie unbedeutend 1000 Sesterzen für Durus waren, hätte er sich vermutlich weniger gefreut, sondern dies vielmehr als absolut angemessen betrachtet. Aber natürlich freute der Alte sich über die Dankbarkeit des jungen Mannes.


    Die nächste Frage überraschte ihn hingegen ein wenig. Üblicherweise gehörte es doch zur Ausbildung eines jungen Noblen, sich auch in Rhetorik und Grammatik zu üben. Wie man eine Kandidaturrede vorbereitete, gehörte mit Sicherheit ebenfalls dazu! Doch vielleicht dachte Lupus auch nur an zusätzlich Ratschläge.


    "Nunja, sie sollte natürlich dem klassischen Muster entsprechen. Du solltest nicht zu dick auftragen bei deinen bisherigen Leistungen, dich aber auch nicht unter den Scheffel stellen. Vielleicht könntest du auch erwähnen, dass dein Patron ein Wohltäter der Stadt war - ich habe damals eine Bibliothek eingerichtet - und dich natürlich unterstützen würde."


    Einen Moment überlegte er.


    "Vielleicht kannst du auch nahelegen, dass ich dich persönlich in die Riten und Aufgaben eines Pontifex eingewiesen habe. Das ist zwar etwas übertrieben, aber wenn du Fragen hast, kannst du dich natürlich immer an mich wenden."

    Auch Tiberius Durus war natürlich zum zweiten Verhandlungstag erschienen. Alles hatte sich ein wenig länger hingezogen, als er erwartet hatte, aber nun schien der Prozess Fahrt aufzunehmen. Die nunmehrigen Ausführungen Macers waren ein wenig aufregender und das Beweisstück, das er vorwies, ebenso - was für den alten Tiberier im Übrigen kein Problem darstellte, denn wozu dienten solche Urkunden wohl, wenn nicht als Beweis für die Rechtswirksamkeit des Inhaltes? Warum sollte man sie also nicht einem Anwalt für einen Prozess überlassen?


    Der Zeuge der Verteidigung war weniger überraschend. Vielleicht wäre es auch sinnvoll gewesen, Decimus Livianus selbst in den Zeugenstand zu rufen - doch dank seines Imperium konnte er das Pomerium wohl nicht betreten. Als Marhabal aufstand, musterte Durus ihn genau. Noch gut erinnerte er sich an diesen Burschen, der eigentlich ein Klient der Tiberier hätte sein müssen - das hatte er nun davon!

    "Solange die Dos wieder an uns zurückgeht, bist du als Frau suo iuris frei, über dein Vermögen zu verfügen."


    meinte Durus knapp. Natürlich sah er es nicht gern, wenn Besitz aus der Familie der Tiberier in den einer anderen Familie überging, doch machen konnte er dagegen nichts.


    "Wenn du aber sonst juristische Ratschläge zu deinem Testament brauchst - sag mir Bescheid!"

    Durus bemerkte gar nicht, dass Celerina sich das Leben genommen hatte und ebenso ging es auch an Capsa, dem Arzt vorbei, da dieser gegangen war, um eine Schiene und anderes Verbandsmaterial zu holen. Auch der Sklave reagierte nicht, sodass Durus genervt um sich blickte. Schließlich blieb sein Blick am Rex Nemorensis hängen.


    "Woher kam die Rinderherde?"

    | Stesichoros


    Da die Kopfschmerzen wieder gekommen waren, hatte Stesichoros seit dem Erscheinen des Trupps gar nicht mehr einschlafen können. Dennoch fühlte er sich wie gerädert, als er erneut aufstehen musste und sich zur Tür schleppte.


    Und weil der Sklave davor so explizit auf das Amt des Corvinus hinwies und sowieso ziemliche Aufregung im Atrium zu herrschen schien, winkte der Ianitor die neue Gruppe ebenfalls einfach durch.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Natürlich nahmen auch die Vestalinnen an der Contio teil, wenn auch ohne Stimmrecht. Gerade dieses Thema war möglicherweise auch für sie interessant. Durus beobachtete ihre Reaktionen auf das Ergebnis der Quindecemvir, das er beinahe befürchtet hatte. Doch sie wirkten vorerst ebenso ruhig und gefasst wie die Pontifices.


    "Könnte die zweite Passage nicht auch dahingehend gedeutet werden, dass ein Mitglied eines Collegiums lediglich eines Ehegatten bedarf, unabhängig vom Geschlecht? Oder lässt der Originaltext diese Interpretation nicht zu?"


    Zwar waren die Sibyllinischen Bücher auf Griechisch, doch wollte Durus doch nicht auf seine eigene Rückübersetzung vertrauen, sondern die Kenner des Originals befragen.

    1000 Sesterzen? Das war nun wirklich ein lächerlicher Betrag!


    "Wenn du dich nicht einfach mit ihnen davon machst, kannst du die 1000 Sesterzen auch gern behalten. Quasi als Sportulum.*"


    Und Pontifex zu sein war sicherlich keine schlechte Sache, wenn Misenum auch wesentlich unbedeutender war als Rom, womit auch alle Amtsträger von dort bei den römischen Senatoren eher belächelt wurden. Aber für den Anfang und solange Rom durch Salinator blockiert wurde...


    Sim-Off:

    * Ich biete sie dir mal an. Es wäre nur schön, wenn ich sie zurückerhalten würde, falls du unvorhergesehen das Spiel verlässt. Vielleicht regelst du das testamentarisch - kann sowieso nie schaden, immerhin hast du auch Grundbesitz ;)

    Durus hatte keine Bestätigung erwartet - die Wahrhaftigkeit seiner Worte verstand sich von selbst! Als Ahala dann begann, ein paar Gründe vorzuschützen, war es an Durus, sich am Kopf zu kratzen. So etwas konnte man vielleicht dem Sohn eines Duumvir abnehmen, aber nicht dem Sohn eines Consulars!


    "Aber du hast jetzt doch inzwischen eingewöhnt, oder nicht?"


    Wenn nicht, musste Durus ernsthaft zweifeln, ob es eine gute Entscheidung gewesen war, diesen jungen Mann quasi blind zu adoptieren...