Da machte Lucianus es sich schon wirklich sehr einfach - langsam wuchs bei dem alten Tiberier die Gewissheit, dass der Vinicier sich tatsächlich geistig aus der Verschwörung verabschiedet hatte. Fast schien es, als suche er einfach einen Anlass, den Kreis der Verschwörer ohne Gesichtsverlust zu verlassen.
"Lucianus, verzeih, aber deine Worte klingen ja fast wie eine Drohung! Ich hoffe, dir ist klar, dass wir nicht allein entscheiden, wer Consul wird und wer nicht. Sicherlich habe ich großen Einfluss - der der anderen Verschwörer ist aber wohl nicht ganz so groß und selbst mit vereinten Kräften können wir nicht ohne weiteres eine Senatsmehrheit für eine so heikle Angelegenheit wie die Wahl für ein Zweit-Consulat auf die Beine stellen. Trotzdem kann ich dir versichern, dass wir alles versuchen werden - aus Freundschaft zu dir und Pflichtgefühl gegenüber der Res Publica, die durch unser aller Erfolg profitiert."
Dass Lucianus sich allerdings sogar weigerte, auf Gracchus zuzugehen, ließ Differenzen erkennen, mit denen Durus ebenfalls nicht gerechnet hatte. Andererseits - richtig, Gracchus hatte gegen Lucianus als neuen Kaiser gestimmt! Es lag auf der Hand, dass diese Abstimmung sehr am Ehrgefühl des Viniciers gezehrt hatte.
"Nun, wenn du dich weigerst - obwohl dies sicherlich ein schönes Zeichen deiner Freundschaft wäre und deiner Wahl zuträglich - so werde ich Flavius Gracchus ansprechen. Ich wollte dich ja gar nicht nötigen, gemeinsam mit ihm das Consulat anzustreben - es ging mir lediglich darum, ihm seine Kandidatur unter den bestehenden Umständen auszureden."