Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Aelius Quarto bei den Flaviern? Natürlich wusste Durus um den alten Streit und obwohl der Anlass schon lange vorbei war, konnte er sich vorstellen, dass er bis heute Auswirkungen hatte. Dass jedoch ausgerechnet Quarto als dem Anschein nach mächtigster Politiker zu den Flaviern kroch, bestätigte seine Ansicht, dass selbst Quarto seinen Bruder für unfähig hielt, wenn er sich um solche Dinge bemühen musste! Doch er selbst wusste von nichts!


    "Nein, bei mir ist er nicht vorstellig geworden. Aber sag: Was hast du ihm erwidert? Dass du Bedenkzeit brauchst?"


    Jedenfalls klang seine Erklärung so.

    Durus ließ seinen elfenbeinernen Griffel fallen und setzte sich ein wenig auf. Wenn Alba etwas hatte, nahm er sich natürlich gern Zeit!


    "Natürlich, was liegt dir auf dem Herzen?"


    Er bedachte das Mädchen mit einem forschenden Blick. Bisher hatte er noch wenig mit ihr gesprochen, daher hatte er keine Ahnung, welches Anliegen sie hatte.

    Nach Misenum reisen? Das war eigentlich eine gute Idee, denn dort konnte man sich vielleicht noch einmal davon überzeugen, wie es dem Kaiser wirklich ging und wie seine Gesinnung war. Tatsächlich war Durus dem Kaiser ja auch lange nicht mehr begegnet.


    "Wenn du dies möchtest, stehe ich gern bereit - immerhin bin ich auch der Pontifex pro Magistro und sollte dem Pontifex Maximus gelegentlich Bericht erstatten!"


    meinte Durus daher.

    "Das wird sich zeigen."


    So groß war die Familie der Aelier nun auch wieder nicht - und wer stützte schon einen Knaben als Kaiser?


    "Dann hätten wir wohl alles zu diesem Thema gesagt, nicht wahr?"


    Langsam sah Durus keine Möglichkeit mehr, seinen Freund zu überzeugen - wenn er mit seiner Taktik scheiterte, würde er aber sicherlich umschwenken!

    Durus hatte zwar bereits mit Furianus über diese Angelegenheit gesprochen, jedoch war er doch sehr überrascht, als ausgerechnet diese Debatte eine solche Wendung nahm. Offenbar rechnete sein Freund damit, dass er seine Gegner so unvorbereitet treffen konnte und das Gesetz durchpeitschen würde. Ob das allerdings klappte, war die andere Frage.


    Eigentlich hatte er vorgehabt, sich aus dieser Angelegenheit herauszuhalten, doch bei so viel Gegenwind aus ausgerechnet diesen Reihen fühlte er sich doch seinem Freund verpflichtet - außerdem beneidete er Matinius Agrippa und Konsorten natürlich auch!


    Als eben dieser sich zu Wort meldete, flüsterte der alte Tiberier seinem Nachbarn zu:


    "Ich hoffe, dass sie das wenigstens nicht in so einer Gossensprache tun."


    Nach diesem kleinen Kommentar erhob er sich jedoch, gestützt auf seinen Stock, um öffentlich Position zu beziehen.


    "Ich denke nicht, dass der Consul davon spricht, dem nutzlosen Pack in der Subura zu helfen, denn dieses hat es kaum verdient. Es geht vielmehr um Männer, die tapfer unter den Adlern gedient haben und es verdient hätten, in die Klasse der Equites aufzusteigen. Sie benötigen einen Census in Landbesitz, viele stammen als römische Bürger aus Italien und wollen dort einen bescheidenen Gutshof. Entgegen deinen Angaben, Matinius, befindet sich dort jedoch der Großteil des Landes in unseren Händen, da unsere Ahnen in jener Zeit, als dieses Land verteilt wurde, die Möglichkeiten besaßen, es zu erwerben.


    Es ist tatsächlich grotesk, dass ein patrizischer Consul einen Antrag über Landverteilung stellen muss, der dann ausgerechnet von zahlreichen plebejischen Senatoren bekämpft wird. Und die Begründung? Es gefährdet das römische Gleichgewicht! Die Frage ist, welches? Das zwischen Senatoren und aufstrebenden Männern, die in den Ritterstand wollen? Oder das Verhältnis zwischen dem eigenem Geld und dem eigenen Landbesitz? Braucht ein Mann tatsächlich Land im Wert von hunderttausenden Sesterzen, um sich seinen Lebensstandard zu sichern?"


    Er blickte fragend in die Reihen. Dann setzte er sich wieder mit einem Ächzen.

    "Unter diesen Umständen würde ich diesen Vorschlag unterstützen."


    meinte Durus, obwohl er sich durchaus vorstellen konnte, dass der Senat noch die eine oder andere Schwachstelle finden würde.


    "Wer brächte diesen Antrag dann ein? Du, Vinicius?"


    fragte er gleich weiter - wenn man an ihn gedacht hatte, würde er sich dazu ja eine entsprechende Rede überlegen müssen!

    Als Livianus den Raum verließ, blickte Durus ihm gelassen nach. Um diesen Mann war es ihm ohnehin nicht sehr schade, obwohl er befürchtete, dass er bald schon wieder hier sein würde - soweit er sich erinnerte, war Derartiges schon einmal passiert.


    Als dann Corvinus das Wort ergriff, lauschte er allerdings interessiert. Offensichtlich wurde der Aurelier ein wenig von der Last seiner zahlreichen Aufgaben erdrückt. Doch da er sogar einen Nachfolger präsentierte, beschloss der Tiberier, diesen auch zu unterstützen.


    "Ich unterstütze deinen Vorschlag.


    Allerdings denke ich darüber hinaus, wir können Dir für Deine Verdienste danken. Gerade in diesen, wie du sagtest, schwierigen Zeiten hast du das Schiff der Staatszeitung sicher gesteuert. Das Amt des Auctors der Acta Diurna ist wenig auffällig, benötigt jedoch viel Einsatz und Zeit. Dies hast du nun jahrelang aufgebracht, weshalb ich darüber hinaus beantrage, Marcus Aurelius Corvinus mit einer Ehreninschrift an der Domus der Acta Diurna auszuzeichnen."


    Der Gedanke war ihm ziemlich unvermittelt gekommen, doch erschien es ihm tatsächlich angebracht - zumal derartige Auszeichnungen heutzutage ja so selten verliehen wurden.

    "Der Eid gilt Rom und unserem Staatssystem!"


    Für Durus war der Eid tatsächlich eher ein Argument für den Widerstand, denn was gefährdete das System stärker als ein unfähiger Kaiser? Schließlich lehnte er sich zurück und seufzte.


    "Ich wollte deine Meinung hören, ehe ich zu konkreten Vorbereitungen schreite. Ich glaube nicht an deinen Weg, doch versuche ihn. Wenn es nicht klappt, können wir noch immer den meinen wählen. Ich werde mich jedoch nach einem passenden Mann umsehen - nur zur Sicherheit."


    Er winkte ab. Im Stillen jedoch verabschiedete er sich nicht von seiner Idee. Vielmehr würde er noch eine zweite Meinung einholen müssen.

    "Gut, dann wünsche ich dir viel Erfolg in deinem neuen Amt - und natürlich mit dem Cursus Iuris!"


    meinte Durus zufrieden. Dass sein Schützling nun endlich den Cursus Iuris absolvierte, war nach seiner Meinung schon längst überfällig - aber während des Tirocinium Fori hatte er ja bereits einiges dazu gelernt!


    "Vale!"

    Natürlich war der Tiberier zu Hause, denn als Senator, Consular und Pontifex pro Magistro hatte er natürlich viel Korrespondenz zu erledigen. Gerade dachte er darüber nach, welchen Klienten er für eine bestimmte Aufgabe auswählen sollte, da klopfte es. Zuerst war er ein wenig verwirrt: Stesichoros, der meist Bittsteller einließ, kam normalerweise einfach herein, ebenso die Familienmitglieder. Wer mochte es also sein?


    "Herein!"


    rief er daher und legte die Tabula beiseite. Auch Lukios, sein Sekretär, der wie üblich an seinem Schreibpult saß, blickte erwartungsvoll auf.

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    "Wie? Achso....ähm, strenggenommen war nicht ich zu dieser Feier eingeladen sondern Septima, und ich hab sie nur zur Casa Iulia begleitet. Aber ich kenne Iulius Centho schon länger, wir haben uns seinerzeit bei meinem ersten Wagenrennen hier in Rom getroffen." Dass Septima bei diesem Ereignis auch anwesend gewesen war, ließ Ahala, ganz Gentleman, dezent unter den Tisch fallen. "An dem Tag hab ich auch Flavius Piso und Aelius Archias kennengelernt. Sagen dir die Namen auch was?"
    Götter, konnte es sein, dass Prisca sich gerade auf ihn zubewegte? Und offenbar hatte sie auch noch eine Freundin dabei. Na, wenn das nicht sein Glückstag war...


    Septima war mit Centho befreundet? Auch das war für Durus eine Überraschung - doch letztendlich konnte es ihm inzwischen auch egal sein, denn Ursus musste jetzt dafür sorgen, dass seine Gattin den richtigen Umgang pflegte. Und wer wusste schon - vielleicht würde ja noch ein passabler Senator aus den Iulier werden?


    Doch sein Sohn kannte offenbar inzwischen auch andere Römer, die man kennen musste!


    "Flavius Piso ist ein Arvalbruder - wolltest du unserer Sodalität nicht auch beitreten? Und Aelius Archias...ein Verwandter von Quarto, nehme ich an?"


    Zwar gab es viele Aelii, doch da sein Sohn ihn kannte, ging er davon aus, dass es kein Niemand war.

    Noch ehe Furianus seinen Satz beendet hatte, fiel ihm Durus ins Wort - die letzten Worte konnte er kaum glauben.


    "Furianus, ich bitte dich! Salinator ist ein Mann von mehr als zweifelhaften Prinzipien! Bist du ihm überhaupt schon einmal außerhalb des Senats begegnet? Er ist weniger als unkultiviert! Und dass er noch stillhält, kann wohl nur damit begründet werden, dass er versucht, sich Verbündete zu schaffen - mit weniger als dem Kaisertitel wird er sich nicht zufrieden geben!"


    Durus war sich langsam nicht mehr sicher, ob er Furianus überzeugen würde. Vielleicht hatte er übersehen, dass dieser sich dem Amt des Consuls zu verpflichtet fühlte, um ausgerechnet jetzt eine Verschwörung anzuzetteln. Dennoch: Er musste alles versuchen - er hatte lange genug Zeit gehabt, darüber nachzudenken!


    "Das ist das Problem: Valerianus keinerlei Interesse daran hat, zu herrschen! Ich habe ihn im Collegium Pontificium gesehen: Es war ihm schlicht egal, wie es unserem Staatskult ergeht! Und er scheint eben auch kein Interesse zu haben, sich um einen Nachfolger oder einen würdigen Vertreter zu kümmern! Wie alt ist sein Sohn? Zu jung, um bei den Spielen würdevoll mit dem Tuch zu winken? Und wo ist er? In Misenum?


    Der Senat sagst du, sollte ihn vertreten? Das mag ein Jahr funktionieren, oder zwei oder vielleicht fünf! Aber was, wenn Valerianus unvermittelt stirbt? Es wird Bürgerkrieg geben! So, wie es auch nach dem Tode Neros zum Krieg kam - willst du das riskieren, Furianus?"


    Durus' Worte waren weiter sehr eindringlich und er hatte inzwischen jegliches Interesse an dem Essen verloren, das vor ihm stand.

    Durus erschrak ein wenig, als Furianus plötzlich etwas lauter wurde und seinen Vorschlag kategorisch ablehnte, ehe er ihn scheinbar recht durchdacht hatte. § 20 (4) - die Stellvertreterregelung. Diese Sache kam ihm gar nicht erst in den Sinn (ebensowenig, wie Matinius Agrippa als Usurpator zu unterstützen!).


    Beschwichtigend hob er die Hände:


    "Furianus, glaube nicht, dass ich diese Option leichtfertig in Betracht gezogen habe! Auch ich beflecke meine Hände nicht gern mit dem Blut eines Ulpius!"


    Dann fuhr er fort, den Vorschlag seines Freundes zu kommentieren.


    "Den Senat zum Stellvertreter des Kaisers zu machen, ist nicht möglich: Erstens wird, selbst wenn nicht der kranke Valerianus, doch zumindest der durchtriebene Vescularius dies zu verhindern wissen, zweitens brauchen wir uns nichts vorzumachen: Unser Reich ist zu groß und unsere Faktionen zu zerstritten, als dass der Senat den Staat wirkungsvoll allein regieren könnte. Rom braucht einen starken Mann, einen Princeps!"


    Er machte eine Pause und setzte eine feierliche Miene auf:


    "Es ist unsere heilige Pflicht, Furianus, dem Staat zu dienen und sein Wohl über das unsere zu stellen. Haben unsere Väter vielleicht gekämpft und geblutet, damit ein unfähiger Kaiser ihr Erbe nun durch Nachlässigkeit zerstört? Haben unsere patrizischen Ahnen die Könige vertrieben, dass ein widerwertiger Homo Novus nach Lust und Laune eine quasi königliche Position errichtet, voll von Willkür und niederen Beweggründen? Nicht einmal Quarto konnte ihn offenbar davon überzeugen, dass Salinator unfähig ist!"

    Die Antwort war akzeptabel und stellte offensichtlich auch Piso zufrieden, der, wie Durus sich erinnerte, ebenfalls erst die wichtigsten Kenntnisse hatte erwerben müssen. Der Plan mit dem Cursus Honorum war ihm natürlich auch bereits bekannt und würde die Brüder zufriedenstellen.


    :dafuer:


    stimmte der Patron schließlich für seinen Klienten und freute sich, dass auch die meisten anderen Brüder sich diesem Urteil anschlossen.