Beiträge von Manius Tiberius Durus

    ~ PACTUM NUPTIALIUM ~


    Wir, Manius Tiberius Sohn des Manius Durus, Consul der Stadt Rom, Senator und Pontifex pro Magistro, und Aurelia Laevina, Tochter des Marcus Aurelius Lyso, schließen hiermit öffentlich und entsprechend den Mores Maiorum unsere Ehe nach dem Gesetze.


    Wir legen hiermit fest, dass diese Ehe sine manu sein soll, sodass Aurelia Laevina in der Gens Aurelia verbleibt und ihre Dos im Falle einer Scheidung zurückerhalten soll. Diese Dos beläuft sich auf eineinviertel Salti Ackerland mitsamt dem darauf stehenden Gehöft und allen darauf befindlichen Gebäuden, südlich von Mantua, zwischen dem Grund des Marcus Aurelius Corvinus und dem Anwesen des Validius Tusca.


    Wir legen hiermit fest, dass Aurelia Laevina im Falle des Todes ihres Gatten von diesem ihre Dos zurückerhalten soll, dazu ein Geschenk von MM Sesterzen.


    Wir legen hiermit fest, dass im Falle einer Scheidung wegen Untreue der Ehefrau diese ihrem Gatten zur Auslösung der Dos M Sesterzen zu geben hat.


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    ANTE DIEM XV KAL DEC DCCCLIX A.U.C. (17.11.2009/106 n.Chr.)

    Entsprechend den Forderungen des Gesetzes und der Tradition hatte Durus bereits während seines Consulats Notizen gesammelt, um dem römischen Volk Rechenschaft abzulegen über seine Amtszeit. Und so war es nicht schwergefallen, gemeinsam mit Lukios die Rede zu erarbeiten, die er nun zu halten hatte.


    Für diesen Anlass hatte er sich wieder einmal besonders herausgeputzt (fast so edel, wie er es für seine Kandidatur getan hatte): An seiner Tunica leuchtete der frisch nachgefärbte Purpurstreifen, seine Toga war leicht gebleicht (nicht so stark wie bei einem Kandidaten, aber doch strahlend) und kunstvoll in Falten gelegt, als er die Treppe an der Rückseite der Rostra erklomm und schließlich über den Schiffsschnäbeln Aufstellung nahm:


    "Quiriten,


    gemäß der Tradition unserer Väter stehe ich heute vor euch, um Rechenschaft abzugeben über meine Amtszeit als Consul dieser großartigen Stadt. Ehe ich jedoch damit beginne, möchte ich danken für Euer Vertrauen, das Ihr mir als erstem innerhalb meines Geschlechts zuteil werden lassen habt. Für mich als Spross einer patrizischen Familie, deren Ziele stets die der Res Publica gewesen waren, erfüllt es mich mit Stolz, Rom nun auch auf diesem höchsten und angesehensten aller Ämter gedient zu haben.


    Doch ehe Ihr urteilt, wie ich diese Aufgabe erfüllte, hört einen kurzen Bericht meiner Taten:"


    Der Redner machte eine kurze Kunstpause, während der er sich fragte, ob das, was er sagte, stimmte: Hatte er das angesehenste Amt bekleidet? Fast schien es ihm so, denn der Kaiser verlor Tag um Tag an Ansehen und die Initiative war deutlich zurückgekehrt in die Hand des Senates.


    "Ich hatte Euch mehr Gerechtigkeit versprochen, eine Renovatio unseres Rechtssystems - und tatsächlich konnte ich fast alle meine Pläne vollenden: Zu Euren Gunsten habe ich den Praetoren die Möglichkeit eingeräumt, Prozesse abzugeben an fähige Richter, sodass jeder, der über einen Römer richtet, auch die notwendige Zeit besitzt ein gerechtes Urteil zu finden.


    Doch nicht nur das - auch die Instanzen selbst wurden vereinfacht und flache Strukturen geschaffen, die der Gerechtigkeit gerecht werden und zugleich keine unnötige Bürokratie aufbauen: Ich habe die Gerichte umgewandelt zu Iudicium Publicum und Privatum, habe das Kaisergericht zur außerordentlichen Instanz gemacht um auch hier den Kaiser als obersten Richter zu entlasten. Schließlich habe ich den Senat als die angesehensten Bürger unseres Staates zu Richtern herangezogen, die in den gravierendsten Fällen, die unser Rechtssystem kennt, Urteile fällen sollen, indem sie fortan etwa über Hochverräter richten können.


    Auch die aufwändigen und langwierigen Berufungsverfahren gehören der Vergangenheit an - fortan sollen die in unserer Tradition verankerten Kräfte: der Kaiser und die Volkstribune wieder über die Rechtmäßigkeit eines Verfahrens wachen und nicht Bürokraten im Stab der Praetoren.


    In diesen Bereich strahlt auch eine Aufwertung der Magistrate unserer Stadt, denn wozu benötigt man ein Gerichtsverfahren, wenn ein von Senat und Volk erwählter Beamter ein Unrecht sieht und auf frischer Tat ertappt? Seit diesem Jahr kann jeder Magistrat eine Geldstrafe verhängen und Widerständler inhaftieren, sodass mehr Friede und Ordnung in unserer Stadt herrschen wird.


    Einen Anfang habe ich endlich auch bei der Umwandlung unseres Strafenkatalogs weg von der teuren Haftstrafe, die Eure Steuergelder verschlingt, hin zu wirklich abschreckenden Strafen gemacht: Fortan wird ein Räuber sich sicher zweimal überlegen, ob er einen ehrbaren Händler oder einen arbeitsamen Bauern überfällt, denn als Strafe wird ihm nun stets der Tod drohen - ebenso wie dem gemeinen Mörder! Auch in allen anderen Fällen von Haftstrafen wurde nun durchgesetzt, dass der Delinquent zur Arbeit in den Städten herangezogen wird.


    Wie ihr seht, habe ich also meine Pläne umgesetzt und noch darüber hinaus auf die Anforderungen unserer Tage reagiert. Nun wird es auch an dem hochgeachteten Museion von Alexandreia möglich sein, Cursi Continui mit einer Qualifikation für den Cursus Honorum zu erwerben, ebenso wurde eine Kommission eingesetzt, die die Effizienz unserer Provinzverwaltungen prüft und zweifelsohne bald zu Ergebnissen kommen wird.


    Mit all diesen Dingen habe ich also versucht, unseren Staat zu stärken, gerechter und effizienter zu machen, was mir dank der Gunst der Götter und der Hilfe des Senates gelungen ist. Nun steht es auch Euch frei, darüber zu urteilen und Eurerseits über meine Taten zu richten."


    Er blickte hinab auf die Menge, die seine Klienten für diesen Tag zusammengetrommelt hatten. Viele brachen in spontanen Jubel aus (angeheizt durch die Klienten der Tiberier), doch manche blickten auch misstrauisch hinauf - ob es Prätorianer waren? Immerhin hatte Durus (ganz bewusst) den Kaiser aus seiner Rede ausgespart, ebenso den Eklat um die diesjährigen Wahlen.

    Nachdem alle Formalitäten bezüglich der Abgabe des Consulats geklärt waren, hatte Durus auch Zeit, sich um andere, familiäre Angelegenheiten zu kümmern. Wie er es Celsus versprochen hatte, machte er sich daher auf, ihn zu adoptieren - oder vielmehr die Adrogation anzunehmen.


    Und so suchte die gesamte Familia Tiberia Romae an diesem Tag mit großem Glanz und Gloria das Forum, oder vielmehr die Basilica Ulpia auf. Man hatte alles in Bewegung gesetzt, was die Familie aufbieten konnte: Klientenscharen (die dank dem Consulat sogar wieder etwas angewachsen waren) und Sklaven schirmten den Consular Tiberius und seinen baldigen Sohn, wie auch die Gattin und weiteren Verwandten vor Bettlern und dem gemeinen Pöbel ab.


    Als man schließlich die Basilica betrat, wurde der Anhang jedoch kleiner, denn die Sklaven postierten sich draußen um andere Bittsteller davon abzuhalten, die hohen Herren bei ihren Geschäften zu stören.


    Und natürlich war auch Lukios, der treue Sekretär des Tiberius Durus, dabei und wandte sich an den Sekretär, um das Anliegen seines Herrn zu verkünden:


    "Der ehrenwerte Aulus Tiberius Celsus wünscht den ehrenwerten und berühmten Consular Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius, ihn an Sohnes statt anzunehmen. Der Praetor Urbanus möge diesen Rechtsakt bezeugen."

    "Möglichst bald - sagen wir...wenn ich mein Consulat niedergelegt habe. Ich werde außerdem mit Corvinus sprechen - oder doch lieber Aurelius Ursus? Ersterer ist natürlich bedeutender, letzteren kennst du dafür bereits. Eine dritte Möglichkeit wäre auch Flavius Gracchus - wobei dieser in letzter Zeit relativ selten öffentlich aufgetreten ist."


    meinte Durus, auf das Tirocinium Fori ansprechend, das die nächste Aufgabe sein würde. Dass alle drei das Angebot annehmen würden, war für den Tiberier sicher: Wer würde nicht gern den Sohn eines Consuls in der Kunst der Politik unterweisen?

    Durus nickte knapp - man konnte zwar kaum genug Feiern abhalten, dennoch hatte er vermutlich Recht, denn die politischen Freunde, die zur Verlobung kamen, würden auch zur Hochzeit kommen.


    "Natürlich, das ist verständlich. Ich schlage vor, Septima erhält Ländereien ihres Vaters in Hispania Tarraconensis als Dos. Mir persönlich fällt es ohnehin schwer, das Erbe meines Bruders dort zu verwalten, sodass ich von dort einen angemessenen Teil abschneiden werde, den Septima mit in die Ehe bringen kann. Wärst du damit einverstanden?"


    fragte Durus. Natürlich hatte er sich bereits im Voraus mit möglichen Dotes beschäftigt und war davon ausgegangen, dass Ursus Land wollte. Und zwar hatte er bereits die eigentliche Villa als Dos für Arvinia vorgesehen, dennoch war sicherlich genug übrig, um auch Septima zu versorgen.

    Mit zufriedenem Nicken nahm Durus die Komplimente entgegen und stellte fest, dass die beiden sich tatsächlich gut unterhalten hatten. Dann jedoch horchte er auf:


    "Dann also keine Sponsalia-Feier?"


    Zwar hatte auch Durus auf eine solche verzichtet, dennoch überraschte es ihn ein wenig - hatte Ursus es etwa eilig mit dem Heiraten? So alt war er doch nun wirklich nicht...


    "Nicht, dass das ein Problem wäre - aber reden wir vielleicht zuerst über das Geschäftliche. Was würdest du als Mitgift erwarten?"

    Niemand meldete sich mehr zu Wort - offenbar zogen nun doch alle zurück. Also beschloss Durus, die Debatte abzuschließen (bevor es sich jemand anders überlegte).


    "Dann stelle ich fest, dass Aurelius Ursus mit der Kontrolle der Fertigstellung des Baus und einem Abschlussbericht beauftragt wird. Die Sitzung ist geschlossen."


    Durus nahm Platz und beriet sich mit Vitorius Marcellus, seinem Collega. Auch dieser hatte offenbar keine große Lust, etwas von seinem geliebten Geld herzugeben. Und wenn es Aelius Quarto und Konsorten doch noch besonders wichtig war, konnten sie es ja jederzeit wieder auf die Tagesordnung setzen.





    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICIUM
    TUTOR - TIBERIA SEPTIMA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    Die Ausbildung - das war allerdings der Anfang und Ursprung jeglicher Politik! Offenbar wollte Septima wirklich ein profundes Wissen über politische Abläufe gewinnen, was ihr wohl auch nicht schaden würde: Immerhin sollte sie eines Tages auch ihrem Sohn die beste Ausbildung organisieren!


    "Die Rhetorenschulen - fangen wir vielleicht besser ganz am Beginn im Leben eines jungen Aristokraten an:"


    meinte er mit jovialem Blick. Wenn sie es genau wissen wollte, dann sollte sie es auch genau erfahren!


    "Die Erziehung eines Knaben beginnt ja bereits nach seiner Geburt. Bis zu seinem siebten Lebensjahr zieht ihn die Mutter - oder die Amme - auf. Dann gelangt er theoretisch in die Obhut des Vaters, der ihn weiter erzieht. Er lernt Lesen und Schreiben, sollte aber bereits in seiner Kindheit seinen Vater zu Feierlichkeiten und Zeremonien begleiten, denn so wächst er gleichsam natürlich mit den Beziehungen zu bedeutenden Persönlichkeiten und den Traditionen unserer Res Publica auf. Außerdem werden ihm so auch bald Fragen zu diesen Dingen kommen, sodass er auch unser politisches System kennen lernt."


    Natürlich konnte sich Durus an diese Zeit kaum noch erinnern, jedoch war sie in Wahrheit weniger aufregend als furchtbar langweilig gewesen. Als kleines Kind wurde man nämlich ständig auf den Feiern herumgeschoben, musste brav jeden begrüßen, sich durchs Haar fahren lassen und vor allem still sein. Dennoch - man kannte damit als junger Mann alle wichtigen Freunde der Eltern!


    "Der Grammatikus* vertieft dieses Wissen um die Institutionen und Ideale des Staates nebenher: Jungen lesen nicht nur Homer und Plato, sondern auch Vergil und Cicero. Die Politeia oder De re publica beschäftigen sich viel mit dem Staat und seinen Idealen, sodass man mit dem Lehrer ins Gespräch kommt und die Vorzüge unserer gemischten Verfassung kennen lernt. Außerdem assistieren die Söhne der Arvales Fratres und anderer Priesterschaften bei Opferhandlungen und Ähnlichem, sodass sie auch unseren Staatskult noch besser kennen lernen."


    Er machte eine Pause und nahm einen Schluck verdünnten Weines. Dann fuhr er fort.


    "Erst, wenn er dies gelernt hat, kommt er also zum Rhetor - wir hier in Rom haben übrigens auch recht passable Exemplare, man muss nicht zwingend in die Ferne schweifen - obwohl Achaia natürlich geradezu das Heimatland der Rhetorik und aller Wissenschaften ist. Ich selbst habe übrigens in Alexandreia am Museion studiert, was auch eine nicht zu verachtende Bildungs-Institution ist.


    Dort lernt man die Redekunst, aber eben auch das Verständnis für Gesetze, Erlasse und Edikte, wie du so schön gesagt hast. Denn Redekunst braucht erstens Vorbilder, denen man nacheifert und zweitens - was wohl wichtiger ist - auch Inhalte, über die man spricht. Ersteres sind die großen Redner, also etwa Lysias, Demosthenes, Isokrates, Cicero, oder - erst vor wenigen Jahren verstorben: Quintilianus. Ihre Reden werden gelesen, auswendig gelernt, vorgetragen und immitiert. So musste ich etwa auch eine Rede für die Rhoder halten."


    Noch gut konnte Durus sich an diese an Demosthenes orientierte Rede erinnern. Sie war zwar wirklich nur zu reinen Übungszwecken, dennoch hatte er dabei viel darüber gelernt, wie man Menschen überzeugte.


    "Und da etwa Lysias oder Cicero auch große Anwälte waren, beschäftigen sich viele Reden auch mit Gesetzen und deren Auslegung. Natürlich gibt auch der Rhetoriklehrer dazu immer wieder Kommentare, sodass man quasi praktisch die Anwendung von Gesetzen kennen lernt. Wenn man schließlich selbst ins Auge fasst, Anwalt zu werden - so wie ich damals - spezialisiert man sich eben darauf.


    Nach der Rhetorikausbildung kommt schließlich noch der Feinschliff, der die letzten Funktionsweisen von Politik vermittelt: Das Tirocinium Fori. Dabei wird der junge Senatorensohn einem befreundeten Senator, unter Umständen auch einem Verwandten, an die Seite gestellt. Er begleitet seinen Mentor überall hin, lernt von ihm, wie ein Senator Verhandlungen führt, Senatssitzungen vorbereitet, aber auch sein Klientel verwaltet oder seine Ämter und Besitztümer verwaltet. Dies ist jedoch in seiner vollen Wirkung nur in Rom möglich, sodass es mir leider verwehrt war - ich habe hingegen bei einem Juristen namens Iulius Antistes. Ihm habe ich anfangs mit seinen Fällen geholfen, für ihn recherchiert und Akten ausgewertet und schließlich selbst kleinere Fälle übernommen. Genau so wird man eben auch Anwalt."


    Er lächelte und blickte Septima an. Konnte eine Frau überhaupt verstehen, wie all das funktionierte? Aber andererseits war es ja auch noch recht trivial und er hatte die Inhalte weitestgehend ausgespart.


    Sim-Off:

    * Lehrer der Sekundarstufe, der Lateinische und griechische Literatur unterrichtet.

    | Stesichoros


    Schon wieder spürte der Ianitor, wie ihm langsam neuer, klarer Rotz aus der Nase kam, während Cimon sich erklärte. Eine neue Eheschließung also - Stesichoros hatte schon Gerüchte gehört - es handelte sich wohl um die Domina Septima!


    "Der Herr wird sicherlich Zeit entbehren können. Dein Herr möge mir folgen!"


    meinte er daher und schniefte, da er nicht schon wieder seine angegriffene Haut mit einem Schnupftuch irritieren wollte. Schweigend führte er die beiden Gäste dann ins Tablinium.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Tiberius Durus war dieser Tage ein vielbeschäftigter Mann und war sehr erstaunt, als Aurelius Ursus ihn schon so bald nach der Hochzeit wieder aufsuchte. So beendete er die Lesung des aktuellen Briefes, die sein Sekretär Lukios durchführte, und harrte der Dinge, die da kommen würden.


    "Aurelius Ursus, was für eine Überraschung! Ich hoffe, dir hat es auf meiner Hochzeit gut gefallen!"


    begrüßte er ihn und erschrak auch ein wenig ob des riesenhaften Nubiers, ging dann jedoch sofort in Medias Res:


    "Du bist wegen der Eheschließung mit Septima hier, nicht wahr? Wie mir schien, habt ihr euch gut unterhalten - es steht also von unserer Seite aus nichts mehr im Wege."

    Nachdem Durus irgendwann aus seiner alkoholgeschwängerten Flut des Selbstmitleids auftauchte, stellte er fest, dass die beiden Mädchen sich offenbar kaum an seinen Problemen störten, sondern unbeirrt fortfuhren. Daher beschloss er, die Liebkosungen zu erwidern, wobei er wohl wenig geschickt sehr direkt vorging. Es dauerte jedoch nicht lange, da sank der einstmalige Gott in einen tiefen, traumlosen Schlaf, der - entsprechend der Menge des konsumierten Alkohols - mehr Ähnlichkeit mit einer Bewusstlosigkeit hatte und durch nichts gestört werden konnte.


    Als jedoch irgendwann das Licht durch die Fenster des Schlafgemaches leuchtete und endlich das Bett erreichte, auf dem Durus eingekeilt zwischen Schnee und Ebenholz lag, kam wieder Leben in den Körper. Zuerst fühlte Durus seinen trockenen Mund, die Lippen fühlten sich an wie Pergament und er hatte das Gefühl, ein unsichtbares viel zu enges eisernes Band wäre um sein Gehirn gebunden.


    "Wasser!"


    flüsterte er heiser, als er bemerkte, welch attraktive Bettgenossinnen er um sich hatte. Wer waren sie? Durus konnte die Gesichter unter der Haarpracht nicht erkennen, doch hätte wohl auch das wenig genutzt. Was hatte er gestern Abend überhaupt gemacht? Und wo war er?


    Unfähig sich zu bewegen, versuchte er den gestrigen Tag zu rekonstruieren: Richtig, er war bei Voluptarianus Suavis zur Feier der Meditrinalia eingeladen gewesen! Vorsichtig hob er den Kopf und erblickte gerade noch den Schmuck des Tiberinus, als ihn ein stechender Schmerz im Kopf mit einem Seufzen wieder zurück auf das Bett sinken ließ. Er musste ein ganzes Fass Wein allein getrunken haben! Eine ganze Weile dauerte es, bis er wieder genügend Konzentrationsfähigkeit aufbrachte, um weiter zu denken. Er war mit Arvinia hier gewesen - wo steckte sie? Und was bei allen Göttern machte er hier?


    Seine Kombinationsgabe ergab, dass die beiden Sklavinnen waren, wohl eine Nubierin und eine...Germanin? Soweit er die Körper der beiden aus seiner Lage beurteilen konnte, waren sie ziemlich hübsch und es war sehr schade, dass er sich nicht erinnern konnte, was sie zusammen getan hatten.


    Während er so überlegte, meldete sich jedoch wieder der trockene Mund zu Wort und so löste er sich schließlich aus der Umarmung der Damen und richtete sich ungeachtet des erneut heftig pochenden Schmerzes auf. Er musste Arvinia finden! Und etwas trinken - aber bloß keinen Wein!

    Es hatte den Tiberier sehr überrascht, dass Claudius Lepidus in den letzten Tagen nicht morgens zur Salutatio erschienen war, um ihn den ganzen Tag über zu begleiten. Natürlich hatte er sich erkundigt und bestürzt von seinem Leiden erfahren. Daher freute er sich, als der Claudier endlich wieder einmal ins Tablinium spazierte und ihn begrüßte.


    "Salve, Claudius! Bist du wieder gesund?"


    erwiderte Durus den Gruß.

    Zitat

    Original von Aurelia Laevina
    Die Asse, die ich mitgebracht hatte, verteilte ich überlegt aber zügig. Eins plazierte ich in Durus offener Hand und schenkte ihm ein süsses Lächeln. Das zweite legte ich unter dem Murmeln eines Gebetes, das so alt war, dass ich es selbst nicht verstand, im Hausschrein.
    Schliesslich musste ich das Haus erneut verlassen und verbeugte mich vor dem nächstgelegenen Schrein an der nächsten Straßenecke. Als wäre es das Heiligste der Welt legte ich vorsichtig die verbliebene Münze auf den kleinen Altar und wandte mich dann langsam wieder dem Haus zu.
    Drinnen und bei Durus angekommen wusste ich, dass es nun bald "ernst" werden würde. Nur eine Zeremonie stand mir noch bevor, die ich als äusserst peinlich empfand. Dann würden Durus und ich uns sicher bald zurückziehen können.


    Durus nahm das As an und behielt es in der Hand, während Laevina sich aufmachte, die übrigen Geldstücke zu verteilen. Die Laren waren damit zu besänftigten - obwohl der Bräutigam nicht wusste, ob die Sklaven, die am Lararium aufräumten, das Geld nicht doch ensteckten. Ihm war es egal - die Rituale waren einzuhalten und solange die Braut unterwegs war, konnte er sich zumindest den Schweiß von der Stirn wischen.


    Als sie zurückkam, folgte schließlich das letzte Fruchtbarkeitsritual der Hochzeit und ein hölzernes Fascinum wurde hereingetragen. Durus und die Pronuba geleiteten die Braut genau dorthin und ließen sie Platz nehmen, was den Bräutigam an seine immer näherrückenden Pflichten erinnerte. Wieder folgte ein Gebet, diesmal an Mutinus Titinus, dann war auch diese Zeremonie vollzogen und es war an Albina, die beiden zum Ehegemach zu geleiten, aufdass die Ehe vollzogen werden konnte.


    Unterdessen traten auch die Besucher ins Atrium ein und wurden sofort mit Wein bewirtet. Für sie würde die Feier noch etwas länger gehen und manch einer würde sicherlich weiterhin zotige Lieder lallend nach Hause getragen werden müssen.

    Durus bemerkte weder einen zynischen Unterton noch das Unglück, das seine Gattin empfand. Der Streit war für ihn abgehakt und Laevina zufrieden. Beinahe hatte er sogar vergessen, dass sie hier war!


    "Du darfst."


    meinte er daher und wandte sich sofort wieder Celsus zu, mit dem es ja wichtige Dinge zu klären gab!

    Durus lag bequem auf seiner Kline, als Septima eintrat. Sie schien etwas überrascht, dass er sie herbat und war offenbar auch nicht informiert worden, worum es ging (wie auch - er hatte dem Sklaven ja nicht gesagt, warum!).


    "Meine liebe Septima, du hattest mich vor einiger Zeit gebeten, dir ein wenig mehr über Politik zu erklären. Nun - ich habe Zeit und wenn du möchtest, kannst du mir jetzt alle Fragen diesbezüglich stellen."


    erklärte er freimütig und harrte gespannt der Fragen, die da kommen würden. Er wusste ja nicht, was sie schon wusste...

    Tatsächlich hatte Durus nicht vergessen, dass Septima sich sehr für die Politik interessierte. Zwar hatte er sich nicht, wie angekündigt, bei der nächsten Gelegenheit Zeit genommen. Doch in den Tagen nach dem Ende seines Consulats erinnerte er sich plötzlich daran (besonders, wie traurig sie gewesen war) - also beschloss er, sie in eine der Exedren des Peristyliums zu holen und ihr dort alle Fragen zu beantworten.

    Die Worte waren dem alten Tiberier fast ein wenig zu flapsig, doch schließlich beschloss er, dass es wohl das Ungestüm der Jugend war - abgesehen davon hatte er selbst sich ja in Celsus' Alter auch wenig bemüht.


    Die nächste Frage fasste er zwiespältig auf: Einerseits freute er sich, dass sein zukünftiger Sohn so interessiert war, andererseits war er jedoch davon ausgegangen, dass er wusste, wie solch ein Rechtsakt vor sich ging. Dennoch erklärte er freimütig:


    "Traditionell fand sie vor den Comitia Curiata statt, einberufen durch den Pontifex Maximus. Der Adrogierende trat vor das Plenum und bat um die Adrogation, woraufhin der Pontifex eine rituelle Formel sprach und damit um Zustimmung des Volkes fragte. Wenn sie zustimmten, war der Rechtsakt vollzogen.


    Heute ist das ganze aber weitaus unspektakulärer: Wir gehen zum Praetor Urbanus und du stellst den Antrag. Dann fragt er uns beide nach dem Namen und schließlich verkündet er den Antrag öffentlich. Wir werden noch einmal um Zustimmung gebeten und der Rechtsakt ist vollzogen. Ziemlich einfach also."


    Einen Augenblick versuchte Durus sich zu erinnern, ob man Zeugen für diesen Akt mitzubringen hatte...aber er glaubte eigentlich nicht.

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Celsus
    Da die Nachricht von Lukios sich ausgesprochen dringend angehört hatte, machte sich Celsus, der normalerweise ein eher gemütlicheres Tempo bevorzugte, so schnell wie möglich auf den Weg ins Tablinum, wo er, wie erwartet Durus, aber auch Arvinia vorfand.
    Der alte Tiberier machte einen ziemlich angegschlagenen Eindruck und seine junge Verwandte war in Tränen aufgelöst, was sogar ihm einen ziemlichen Schrecken einjagte.


    "Was ist denn los?" fragte er besorgt, nachdem er den Raum betreten hatte und auf die beiden zugegangen war.


    Als Celsus das Tablinium betrat, hatte Durus noch immer den Arm um Arvinia gelegt, doch immerhin hatte sie sich ein wenig beruhigt. Offenbar hatte Lukios nichts Näheres bekannt gegeben, sodass Durus einen Augenblick überlegen musste, wie er es sagte.


    "Aulus, ich habe schlechte Neuigkeiten für dich. Für uns, unsere ganze Familie. Wir haben erfahren, dass Quintus Tiberius Vitamalacus, ein Cousin von mir und Arvinias Bruder, verstorben ist. Vielleicht hast du von ihm gehört: Er war Legat der Legio I und ein Kriegsheld aus Parthia - ein Soldat durch und durch."


    Er machte eine kleine künstlerische Pause, damit Celsus den Sinn seiner Worte verstand. Dann fuhr er fort.


    "Natürlich verlangt es der Respekt vor seinem Andenken und seinen Leistungen, dass wir ihm ein großes Begräbnis zukommen lassen, wie es eines Tiberiers würdig ist.


    Daher möchte ich, dass du gemeinsam mit Arvinia unverzüglich nach Mantua reist und seine sterblichen Überreste mit nach Rom bringst. Wir werden hier unterdessen alles für eine Bestattung vorbereiten."


    Er sparte sich eine Nachfrage: Sein Entschluss stand fest und es kam gar nicht in Frage, dass der junge Tiberier sich diesem widersetzte! Dennoch war nun Raum, Nachfragen anzubringen oder Bemerkungen zu machen.

    "Das ist wahr."


    erwiderte Durus und nahm sich gedankenverloren ein Stück von dem gebratenen Stierfleisch. Man hatte es scharf gewürzt, sodass es tatsächlich gut genug war, um auf eine Beilage zu verzichten.


    Er blickte sich im Saal um, woraufhin Vibius Papus, der Duumvir von Tibur, ihm freundlich zuwinkte. Sein Kinn troff vor Fett, denn offensichtlich hatte er den größten Teil des seiner Gemeinde zugeordneten Fleisches selbst verdrückt. Etwas angewidert von diesem dekadenten alten Mann blickte der Consul wieder zu den Magistraten, dann führte er jedoch die Konversation ungerührt fort.


    Das Mahl zog sich trotz seiner geringen Auswahl an Speisen bis spät in den Abend. Immer wieder kamen Repräsentanten der latinischen Gemeinden vorbei und versuchten, sich in das Gespräch mit den Römern einzuklinken, was jedoch selten gelang. Schließlich beschloss Durus, dass es Zeit war, sich hinzulegen - morgen wollte er in aller Frühe wieder in Rom sein!


    Also begab er sich in seinen spartanischen Schlafraum, in dem er müde in sein Bett fiel, während Vitorius Marcellus die Gäste noch ein wenig unterhielt.