Beiträge von Andraste

    Andraste lächelte sacht. Ihre neue Herrin schien nett zu sein, doch mehr würde sie wohl erst im Laufe der Zeit erfahren.


    Die junge Sklavin hielt sich weiterhin still im Hintergrund, während Vater und Tochter miteinander sprachen. So lange war sie auch noch nicht da und hatte nicht von allem eine Ahnung, was so Tradition war bei den Römern.


    Hin und wieder sah sie kurz auf, blickte zwischen Beiden hin und her.

    "Es wären nur die Spitzen, gar zuviel verlieren würdet ihr nicht, Herrin. Aber die kaputten Spitzen, seht ihr, so wie hier.." Andraste nahm eine Strähne und hielt sie Arria vor, die Spitzen waren ganz weiß geworden.


    "...diese kaputten Spitzen kosten euer Haar Kraft, es wird immer versuchen, sie irgendwie zu reparieren, aber das geht nicht. Und deswegen wirkt euer Haar auch so stumpf. Ich kann die Spitzen abschneiden, das ist nicht schwer. Ich könnte es machen, sobald wir wieder im Haus eures Vaters sind. Und dann nehmen wir ein paar Eigelb. Es wird sich vermutlich dann komisch anfühlen, wenn ich die in euer Haar einmassiere, aber es wird in wenigen Tagen dann schon Wirkung zeigen. Und das Öl nur, damit sie noch mehr gepflegt werden, man darf auch nur ganz wenig davon nehmen." plauderte Andraste. Es war Wissen, welches sie von ihrer Mutter gelernt hatte und im Stillen dankte Andraste ihrer Mutter jetzt dafür, denn so konnte sie ihrer Herrin helfen.


    Nun steckte sie den Kamm wieder fort und setzte sich erneut. "Ich hoffe, ihr fühlt euch jetzt nicht gekränkt, weil ich das erklärt habe.." hakte sie vorsichtig nach und hoffte, das Arria nicht böse wurde.

    Andraste schwieg weiterhin. Zum einen war sie zu schüchtern, einfach etwas zu sagen, zum andren ziemte sich das nicht und so wartete die junge Frau einfach ab, während sie verstohlen immer wieder zur Seite linste und Arria betrachtete.


    Diese Frau würde also ihre neue Herrin sein. Sie schien nicht viel älter zu sein, als Andraste selbst.

    "Herrin, euer Haar müsste behandelt werden. Die Spitzen sind kaputt, vielleicht müsste man sogar ein wenig abschneiden. Und dann müsstet ihr jeden zweiten Tag euer Haar mit Eigelb pflegen, das verleiht ihm seidigen Schimmer. Dazu noch regelmässig einölen und euer Haar würde nicht mehr so wirr aussehen. Wenn ihr es möchtet, helfe ich euch dabei."


    Andraste war mit dem Entwirren fertig und kämmte nun noch einmal das gesamte Haar durch. Zwar wirkte das Haar nicht so glänzend, wie ihres, aber immerhin schon nicht mehr so verwirrt, wie zuvor noch. Wenn Andraste nun Öl bei sich gehabt hätte, dann hätte sie noch weitergemacht. Doch das musste nun warten, bis man wieder zuhause war.


    "Fertig." sagte sie dann.

    Andraste senkte den Kopf leicht, als sie den musternden Blick von Arria auf sich sah und fast schon spürte.


    Sie linste unter den über ihre Schulter nach vorn gerutschten, pechschwarzen Haaren zu den beiden Herrschaften und schwieg. Nur mehr ihre Hände legten sich wieder nervös übereinander.
    Andraste achtete auf jede Regung der Beiden, obwohl sie eigentlich furchtbar müde war und erschöpft, wie auch der Herr.

    "Ich werd es versuchen, Herrin. Einen Moment, ich brauche etwas Wasser." Und schon huschte Andraste wieselflink auf leisen Sohlen aus dem Raum und holte Wasser. Wenige Minuten darauf kehrte sie auch schon wieder zurück und goß etwas Wasser aus einem irdenen Krug in eine kleine Schale, welche sie dann auf dem Tisch plazierte.


    Sie tauchte den Kamm in das Wasser und begann dann, ganz vorsichtig durch Arrias Haare zu kämmen. Behutsam entfernte sie einige Knoten, welche den Kamm aufhielten und betrachtete die Haarspitzen ihrer Herrin.


    "Sagt, Herrin, mit was pflegt ihr euer Haar?" fragte sie nach, während sie dann weiter Arrias Haare mit aller gebotenen Vorsicht durchkämmte und entwirrte.

    Andraste lächelte erfreut. "Ich kann es euch beibringen, Herrin, aber ihr braucht Geduld dafür, es ist nicht ganz einfach." sagte sie eifrig und nickte leicht, wobei ihre Haare sich wiederum selbstständig machten.


    "Aber ich darf doch weiterhin auch für euch Harfe spielen, oder?" fragte sie vorsichtshalber nach und betrachtete Arria derweilen einmal ohne Scheu. Wieder stand sie dann auf und trat hinter ihre Herrin, betrachtete deren Haare.


    "Herrin, erlaubt ihr, das ich euer Haar einmal kämme? Es ist ein wenig wirr, wohl hat der Wind es durcheinander gebracht." erklärte Andraste und zog bereits einen Kamm hervor. Abwartend verharrte sie nun, halb hinter Arria und sah diese an. Die Augen Andrastes funkelten fröhlich.

    Sogleich öffnete Andraste die Tür und blickte einen Moment neugierig auf die junge Frau, welche da vor der Tür stand. Dann jedoch trat sie artig beiseite, den Blick gesenkt und wartete, bis Arria eingetreten war.


    Hiernach schloß sie die Tür wieder, blieb jedoch abwartend stehen.

    Andraste legte bei diesem Tonfall den Kopf schräg und einige der sanft gewellten Haare fielen über ihre Schulter nach vorn. Es war der Sklavin wohl nicht bewusst, aber sie gab so einen äußerst lieblichen Eindruck ab, mit der Harfe auf dem Schoß, das lange Haar, welches herabfiel und der leicht verträumte Gesichtsausdruck, welchen sie oft bekam, wenn sie Harfe spielte.


    Sie blickte ihre Herrin nun an. "Ja, Herrin?" fragte sie leise und wartete, was Arria von ihr wollte.

    Andraste lächelte sacht. "Ich werd versuchen, euch ein wenig Gesellschaft zu leisten, damit ihr euch nicht zu sehr langweilt, Herrin." sagte sie zu Arria und erhob sich dann. Aus einer schmalen Tasche, welche sie mitgenommen hatte, entnahm sie nun die kleine Harfe, welche sie für unterwegs bekommen hatte. Im Hause gab es auch eine große Standharfe, doch die mitzunehmen, war schwieriger.


    Nun setzte Andraste sich wieder neben ihre Herrin und stellte die Harfe auf ihre Oberschenkel, ehe sie mit zarten Fingern die ersten Töne zu spielen begann. Es war eine leise, beruhigende, fast schon träumerische Melodie, welche Andraste spielte und sie hoffte, das es ihrer Herrin gefiel und sie vielleicht ein wenig abzulenken vermochte.

    "Sehr wohl, Herr." Leise und fast schon schüchtern kamen die Worte über ihre Lippen. Sie war es nicht gewohnt, das man sie freundlich behandelte, aber seitdem der Herr Titus Petronius Varus sie mitgenommen hatte, hatte er nicht ein barsches Wort für die junge Sklavin gehabt. Und nun stellte er ihr Instrumente zur Verfügung, sie würde baden dürfen und bekam eine neue Tunika.


    Wiederum lächelte sie schüchtern. Als es klopfte, sprang die junge Sklavin sogleich auf und lief gen Tür, wartete jedoch, bis der Herr etwas sagte.

    "Die Stadt ist mir noch sehr fremd, aber die meiste Zeit bin ich ja ohnehin im Haus oder bei euch beschäftigt, Herrin." sagte Andraste vorsichtig und sah ihre Herrin an.


    Sie streifte ihre glänzenden Haare über die Schulter nach hinten. "Bei dem Sklavenhändler, bei dem ich war, hab ich früher auch nie viel von der Stadt zu sehen bekommen, in Rom. Und jetzt bin ich zwar hier, aber alleine hinaus komme ich ja sowieso nicht." Sie verschluckte sich beinahe, als sie merkte, wie aufrührerisch dieser Satz in ihren Ohren klang.


    "Ähm.. ich meinte natürlich.. es steht mir nicht zu, als Sklavin allein durch die Straßen zu wandern.."


    Andrastes Gesicht nahm einen hauchzarten Rosaton an, der sich bis in die Ohrspitzen fortsetzte, wo er kräftiger wurde. Rasch senkte die junge Frau den Blick.

    Andraste blickte ihren Herrn etwas unsicher an. Er würde ihr Instrumente zur Verfügung stellen? Ein Lächeln stahl sich auf die doch hübschen, wenngleich schmutzigen Züge der Sklavin.


    "Danke Herr." sagte sie leise und horchte dann, was er noch zu sagen hatte.


    "Ich werde mich bemühen, Herr." sprach sie dann, als er sie bat, dafür Sorge zu tragen, das Arria sich beherrschter gab.
    Sie wusste zwar noch nicht, wie sie dies machen sollte, sah sie selbst es doch als gut an, wenn jemand seine Meinung sagen konnte. Doch ihr selbst stand dies nicht zu und im Umgang mit den Herrschaften musste man immer höflich bleiben, das hatte man ihr eingebleut.


    Kurz schweifte Andrastes Blick an ihrem rechten Arm herab. Dort war eine einzige Narbe. Am unteren Rand der Handinnenfläche, es war eine Verletzung von einem Messer gewesen. Der Sklavenhändler hatte sie dort mit dem Messer verletzt, als sie sich aufmüpfig gezeigt hatte und es beinahe in der Auspeitschung geendet hatte. Zum Glück konnte man die Narbe nicht gleich erkennen, dazu musste sie schon ihre Hand so halten, das die Narbe zu sehen war.


    Rasch sah sie nun wieder auf.
    "Herr, ihr seht müde aus." sagte sie leise.

    Andraste nahm den Becher entgegen. Beinahe hätte sie ihn fallen lassen, war sie es doch nicht gewohnt, das man ihr etwas zu trinken reichte, weil normalerweise sie es war, die jemandem das Trinken gab.


    Sie nahm einen kleinen Schluck aus dem Wasserbecher, ehe sie ihren neuen Herrn ansah.


    "Herr, ich beherrsche das Flötenspiel und das Spiel auf der Harfe.. leider besitze ich aber kein Instrument."


    Sie sah ein wenig geknickt beiseite. Natürlich hatte sie nichts, ausser jener Tunika, die sie als Sklavin auswies. Sie hatte nie etwas gehabt, was ihr gehört hatte.
    Nur langsam hob sie den Blick wieder etwas, es gehörte sich nicht, einfach wegzusehen. Und so zwang die junge Frau mit dem hüftlangen, rabenschwarzen und leicht gewellten Haar sich, die dunkelblauen Augen wieder zu ihrem Herrn zu richten.

    Andraste hatte sich die ganze Zeit über sehr still verhalten. Nun jedoch hob sie den Kopf ein klein wenig an.


    "Herr, ich kann nähen, stopfen, auch in der Küche kenne ich mich ein wenig aus und ich kann lesen und schreiben."
    Fast ein wenig nervös legte Andraste ihre Hände aneinander und ihr Blick war ein wenig ängstlich. Mit ihren gerade einmal 18 Jahren war es für die junge Keltin ein hartes Los, eine Sklavin zu sein, doch sie hatte sich damit abgefunden und wehrte sich nicht.


    Dies hatte sie nur einmal versucht und beinahe hatte es damit geendet, das man sie auspeitschte. Da sie aber dann doch wieder gefügig gewesen war, war sie einer Strafe entgangen und ihre Haut unversehrt.

    Andraste schaute einen Moment wirklich überrascht drein, als ihre Herrin sie bat, die Texte Korrektur zu lesen.
    Doch dann glitt ein erfreutes Lächeln über die Züge der jungen Frau.


    So trat sie langsam näher und ließ sich neben Arria nieder, betrachtete die Schriftrollen kurz und nahm dann jene, welche Arria soeben zur Seite gelegt hatte. Ganz vorsichtig, als ob das Pergament unter ihren Fingern zerbröseln könnte, entrollte sie die Schriftrolle und begann zu lesen.


    Dies war wohl ein kleiner Vorteil gewesen. Als Kind hatte sie Unterricht im Lesen und Schreiben gehabt und war so in der Lage, auch diese Pergamente zu lesen.
    Sie überflog den Text zunächst und vertiefte sich dann hinein.


    Nach einigen Minuten blickte sie schließlich wieder auf.


    "Ich konnte keine Fehler finden, Herrin." gab sie dann bekannt und rollte das Pergament wiederum sehr vorsichtig zusammen, ehe sie es zurücklegte.

    Leise öffnete Andraste die Tür und schob zunächst den Kopf hinein. Die Herrin saß auf einem Stuhl und rollte gerade eine Schriftrolle zusammen. Vorsichtig schob Andraste den schlanken, zierlichen Körper durch die Tür, geschickt ein silbernes Tablett mit Früchten balancierend, ehe sie leise die Tür schloß.


    Ihr rabenschwarzes, leicht gewelltes Haar fiel ihr offen über die Schultern bis zur Hüfte herab und die dunkelblauen Augen musterten scheu die Herrin, während sie zu Arria trat.


    "Herrin, die Früchte." sagte sie nur leise und stellte die Früchte auf dem Tisch ab. Dann trat sie wieder einen Schritt zurück.
    In der kurzen Zeit, seit sie der Petronia Arria gehörte, hatte sie sich still, fleissig und meist zurückgezogen gezeigt.


    Auch jetzt zeigte sie sich wieder eher still, strich sich eine der langen Strähnen hinter das Ohr zurück und wartete mit gesenktem Blick, ob ihre Herrin noch etwas wollte.

    Eine neue Sklavin erbittet den Weg nach Rom.. ich möchte der Gens Petronia gehören.
    Habe mit einem der Mitglieder selbiger auch schon über ICQ gesprochen.. (sie hat mir auch die Seite nahegebracht ^^).