Beiträge von Andraste

    "Hab Geduld. Du wirst dein Ziel sicher bald erreichen, Herrin."


    Andraste lächelte aufmunternd. Sie konnte natürlich nicht ganz verstehen, wie es Arria ging, sie kannte weder die Liebe, noch das Gefühl welches ihre Herrin jetzt wohl hatte.
    Sie sah sich immer wieder entzückt im Park um, doch nun wurde es langsam aber sicher merklich dunkler.


    "Wir sollten zurück, Herrin."

    "Herrin, du bist nicht die Einzige, die ihre Sklaven noch als Menschen sieht. Als ich bei dem Händler war, hab ich oft Herren gesehen, die ihre Sklaven gut behandelt haben. Ich danke dir, das du auch den Menschen in mir siehst."


    In ihrer Stimme klang purer Ernst mit und an ihrem Gesichtsausdruck konnte man sehen, das sie es wirklich ernst meinte.


    "Herrin.. es wird alles gut gehen. Ich bin sicher, dein Herz hat gut gewählt." lächelte Andraste nun und schritt wieder neben Arria her. Sie war gespannt, wie der Zukünftige von Arria wohl war.

    Andraste blieb stehen und nahm kurz die Hand ihrer Herrin, ließ sie aber gleich wieder los. "Herrin Arria, ich hätte es nicht besser treffen können, als das dein Vater mich für dich mitgenommen hätte. Das ich bei dir bin, ist sicher ein großes Glück, vielen Sklaven geht es schlechter. Und ich glaube nicht, das dein zukünftiger Mann mich schlecht behandeln wird, solange ich mir kein grobes Fehlverhalten erlaube. Ich bin trotz allem eine Sklavin, dein Eigentum und wenn du verheiratet bist wohl auch seines. Ihr beide dürft mit mir tun, was ihr wollt, ohne das ich mich wehren würde. Trotzdem bin ich mir sicher, das ihr beide mir nie etwas tun würdet, auch wenn ich deinen zukünftigen Mann noch nicht kenne."


    Andraste nickte bestätigend zu ihren Worten, ehe sie den Weg entlang deutete und wartete, bis Arria wieder losging, nur um ihr dann still, mit gesenktem Blick wieder zu folgen.

    Andraste lächelte. "Du musst versuchen, Einfluß auf deinen Mann zu nehmen. Zeig Interesse für das, was er tut, wenn er dir Dinge aus seiner Arbeit erzähl, hör ihm zu, wenn er dich Dinge fragt, dann versuch ihm Tipps zu geben. Wenn er dir irgendwas erzählt, was er vorhat und du hast eine bessere Idee, schlag sie ihm hintergründig vor, versuch es so zu verpacken, als wäre es seine Idee. Aber, und das ist in meinen Augen auch sehr wichtig: Lass dir nicht nehmen, das du auch ein Mensch bist, der etwas zu sagen hat. Zeig ruhig hin und wieder, das du vor allem im Hause mitzureden hast, wenn es um Sklaven, Lebensmittel, Feste und dergleichen geht." Andraste überlegte. Ja, so ungefähr hatte ihre Mutter es ihr gesagt, auch wenn Mutter und Tochter schmerzlich klar gewesen war, das Andraste niemals die Freiheit erlangen würde. Ruhig schritt die Sklavin nun neben Arria her.

    "Eine junge Frau.." begann Andraste leise und machte zwei raschere Schritte, das sie halb neben, halb hinter Arria lief. "..eine junge Frau sollte ihren Gatten, oder zukünftigen Gatten, mit allem lieben, was sie hat und versuchen, ihm all ihre Liebe zu schenken. Sie muss sich zu benehmen wissen und darf sich sicherlich nicht zu aufmüpfig erscheinen. Sie muss liebenswert und herzlich sein und das Wichtigste ist eigentlich, das er, der Mann, die Frau wirklich liebt. Das ihre Umgebung sie akzeptiert, wie sie ist, ohne zu versuchen, sie zu verbiegen. Eine Frau sollte lernen, die Fäden aus dem Hintergrund zu ziehen, denn eine jede Frau kann ihrem Mann viel sagen, solang sie sich nicht zu öffentlich zeigt und der Mann noch das Gefühl hat, das es seine Idee war oder zumindest eine gute Idee seiner Frau, die er umsetzen kann." versuchte sie sich an einer Erklärung und hoffte, das sie nicht völlig ins Fettnäpfchen trat mit ihrer Einschätzung.


    Nun ließ sie sich wieder einen Schritt zurückfallen, weiterhin Arria folgend, so wie es sich für eine gehorsame Sklavin gehörte.

    Andraste hob kurz eine Braue, ihre Augen wohl ebenso leicht funkelnd. Natürlich folgte sie ihrer Herrin. Und während sie - nun wirklich halb hinter Arria - herging, nahm sie wieder die ruhige, stille Haltung ein, die sie schon zeigte, seitdem sie mit Arrias Vater nach Tarraco gekommen war.


    Sie hoffte, das Arria das Lachen auch genossen hatte und nun besann sie sich wieder ihrer Aufgaben, denn sicher würde die Herrin bald heimkehren und vor anderen musste Andraste sich benehmen - und sie wusste sich wahrhaft zu benehmen.

    Auch Andraste konnte für den Moment nicht mehr an sich halten, denn mit aller Macht suchte sich das Glucksen einen Weg aus ihrem Mund und endete in einem schallenden Lachanfall.


    Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, schaute sie Arria an. "Ich weiss doch, das ich über dich nicht lachen darf... ich lache nur mit dir." Sie sprach leise, damit nur Arria sie verstehen konnte.

    Jetzt machte Arria es ihr aber verdammt schwer, ernst zu bleiben und ein leises Glucksen schlich sich aus ihrer Kehle hervor, ehe sie heftig schluckte und sich dabei VERschluckte, so das sie erstmal husten musste, bevor sie antwortete. Ihre Augen jedoch glitzerten schelmisch.


    "So, wie du es wünschst, Herrin. Wohlerzogen, still und immer auf deine Bedürfnisse achtend." antwortete sie, so ernst es ihr möglich war.

    Ein leichtes Schmunzeln zeigte sich auf den Zügen der Keltin.


    "Gut, dann bin ich die verschüchterte Sklavin." grinste sie, folgte Arria zu der Bank und setzte sich, nachdem Arria saß. Sie legte ihre Hände in den Schoß, senkte den Blick und mimte tatsächlich ziemlich perfekt die Verschüchterte.


    Auch wenn sie sich ein Schmunzeln nur schwer verkneifen konnte, aber es gelang ihr, ein halbwegs ernstes Gesicht zu machen. Innerlich brodelte ein Lachanfall, der am Liebsten hervorkommen würde, doch Andraste zwang sich zur Ruhe.

    Andraste lächelte wieder und wirkte mit einem Mal wieder erwachsener und ruhiger, als zuvor, wo sie über die Grasfläche gelaufen war. Nun schritt sie neben Arria her und sah sich interessiert um.


    "Ich glaube, es wäre auch nicht ratsam, wenn ich neben dir gehe, Herrin, sollte uns jemand begegnen." erklärte Andraste scheu. Bislang hatte sie auch immer hinter ihren Herren gehen müssen und sie wollte vermeiden, das Arria ihretwegen auf irgend eine Art und Weise Ärger bekam.

    Andraste sah sich staunend um, als sie den Park erreichten. So etwas schönes, so glaubte sie zumindest, hatte sie niemals zuvor gesehen. Sie hielt sich trotzdem nahe bei Arria. "Das ist wunderschön." flüsterte sie leise, unklar, ob es an die Herrin gerichtet war oder einfach nur ihrem Staunen heraus geäußert war.


    Andraste hielt an und streckte eine Hand aus, um das Gras zu berühren. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie ungestraft Gras berühren dürfen, geschweige denn darauf zu laufen und so zog sie nun die einfachen Sandalen aus und lief auf die Grasfläche, nur um nach wenigen Metern kichernd zurückzukehren. "Das kitzelt!" rief sie fröhlich und zog ihre Sandalen wieder an, um zu Arria auf den Weg zurückzukehren.

    "Das möchte ich sehr gerne, Herrin." sagte Andraste lächelnd und packte auch die Harfe wieder in die Tasche, welche sie sich umhängte. "Ich war noch nie in einem Park. Ist es schön?" fragte sie neugierig. Bei Arria fühlte sie sich wohl, sicher, gut aufgehoben und sie war sich sicher, das Arria sie niemals auspeitschen würde, wenn sie einen Fehler beging.


    Die Keltin ging zur Tür und öffnete sie für Arria, wie sie es gewohnt war. "Nach dir, Herrin." sagte sie höflich.

    Andraste lachte leise. "Das ist ja kein Problem, ich kann es dir auch jederzeit wieder erklären." sagte sie freundlich zu ihrer Herrin.


    "Sag, Herrin, hast du Durst?" Aufmerksam beobachtete die hübsche Keltin ihre Herrin, die nun gleichzeitig so etwas wie ihre Schülerin war.


    Sie hoffte, das sie immer alles zu Arrias Zufriedenheit erledigen konnte, denn in ihr, das spürte die Keltin, hatte sie eine sehr gute Herrin gefunden und konnte sich glücklich schätzen.

    Andraste nickte sacht. "Mit der Harfe.. mh.. eigentlich ist die Große besser zum Üben, aber.."


    Die Sklavin nahm ihre Harfe wieder zur Hand und stellte sie auf Arrias Schoß ab. Dann stellte sie sich hinter die Herrin und nahm deren Hände, legte sie auf die Harfe.


    "Das ist immer die Anfangsstellung." erklärte sie leise und führte Arrias Hände in einer einfachen Tonleiter über die Harfensaiten.
    "Du musst ein wenig auf den Klang achten und natürlich darauf, welche Seiten du anzupfst." Sie verfiel, ohne es zu merken, in das "du".


    "Zunächst solltest du diese Tonleiter üben, auch wenn sie vielleicht langweilig wirken mag, aber sie ist eine gute Übungsgrundlage, um ein Gespür für die Harfe zu bekommen." erklärte sie Arria und lächelte.

    Andraste nickte leicht, als Arria sagte, das sie vor anderen nicht unbedingt so wie eben auftreten sollte.


    "Ich hätte euch auch nicht gefürchtet, wenn ihr nur die Herrin gewesen wärt. Euer Herz ist freundlich und großzügig." sagte sie leise zu Arria und schenkte ihr ein zurückhaltendes, scheues Lächeln.


    "Wisst ihr, was mein Name bedeutet? Andraste ist ein keltischer Name und bedeutet: Unbesiegbar."


    Sie schaute Arria an und strich wiederum ihr Haar zurück, trocknete sich mit dem Tuch die Augen und nickte dankend.


    "Meine Mutter gab mir diesen Namen. Bei meiner Geburt gab es Komplikationen und beinahe wäre ich gestorben. Ich war sehr schwach, als ich auf der Welt war und jeder Medicus hätte mich dem Tod preisgegeben. Aber meine Mutter glaubte an mich und ich schaffte es. Darum nannte sie mich Andraste. Weil sie sagte, das ich damals unbesiegbar war. Ich kämpfte, um zu leben."


    Sie lächelte schwach, bei dieser Erinnerung. Es war eine schöne Erinnerung, eine schöne Geschichte, welche ihre Mutter ihr erzählt hatte und Andraste war stolz auf ihren Namen.

    Ein leises Schluchzen schüttelte Andraste, als Arria sie in den Arm nahm und ihr über den Rücken strich. Irgendwo in ihrem Kopf schwirrte der Gedanke herum, das es ungehörig sei, der Herrin so zu nahe zu kommen, doch sie dachte nicht weiter darüber nach, als sie den Kopf an Arria lehnte.


    "Sie war ein wundervoller Mensch, immer fröhlich und gut aufgelegt. Sie hat mich alle Tugenden gelehrt, die sie kannte und mir ihr Wissen weitergegeben. Sie hat immer gesagt, das ich folgsam sein soll und schön machen, was die Herrschaften mir sagen.." erzählte Andraste unter Schluchzern, die sie immer wieder schüttelten.


    "Ich wünschte, ich wüsste wenigstens, wie es ihr geht, ob sie noch lebt und ob sie es gut hat. Sie war doch schon so müde, manchmal, wenn der Herr sie aus dem Schlafraum ließ. Und sie war so traurig, als die Tochter mich verkauft hat.. sie wollte bei mir bleiben, aber sie hatte kein Recht, das zu fordern. Und ich auch nicht." endete sie und hob den Kopf, wischte mit den Händen über ihr Gesicht, um die Tränenspuren fortzuwischen.


    "Verzeiht, Herrin... mein Benehmen ist nicht gerade das einer guten Sklavin." sagte sie mit einem schiefen Lächeln, das gründlich misslang. Arria war ihr näher gekommen, als je zuvor ein Mensch ausser ihrer Mutter früher.

    "Meine Mutter.." Andraste dachte nach.


    "Ich weiss es nicht sicher, aber ich glaube die Tochter meines Herrn nahm meine Mutter an sich nach seinem Tod. Mich haben sie verkauft, hielten mich für zu jung. Meine Mutter sollte die Ernte mit einbringen, welche von den Feldern der Herrin stammte." erzählte sie dann.


    "Sie hieß.." Nachdenklich tippte Andraste sich mit dem Finger auf ihre sinnlichen Lippen. "Seralia Aliesa." sagte sie dann und nickte. "Das war der Name der Tochter. Meine Mutter müsste jetzt 44 Jahre alt sein, wenn ich das richtig weiss... wenn sie überlebt hat."


    Andraste schloss einen Moment ihre Augen. Das Bild ihrer Mutter erschien vor ihr, wie sie ausgesehen hatte, als Andraste sie zuletzt gesehen hatte. Sie war so traurig gewesen...


    "Meine Mutter hat geweint. Ihr Name war Athara." erzählte sie Arria und blickte dann wieder zu ihrer Herrin. Tränen glitzerten in Andrastes Augen. "Verzeiht." flüsterte sie und wandte den Kopf ab. Sie wollte nicht, das Arria sie weinen sah.

    "Hm." machte Andraste leise und lauschte den Erzählungen ihrer Herrin.
    Dann blickte sie einen Moment aus einem der Fenster hinaus, ehe sie Arria wieder ansah.


    "Bei uns zuhause, da gibt es viele Wälder, Wiesen und Felder, alles ist grün und wir leben im Einklang mit der Natur. Unsere Hütten waren einfach, aus Lehm und mit Stroh gedeckt, aber sie hielten uns warm und geborgen. Wir hatten viele Tiere und meine Eltern waren sehr stolz darauf, Kelten zu sein." erzählte sie leise und wirkte mit einem Mal traurig.


    "Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie es zuhause aussah.. als die Römer unser Dorf überfielen und uns gefangen nahmen, war ich noch recht jung, gerade 6 Jahre alt. Ich war mit meiner Mutter bei einem Herrn. Er war älter, aber ich glaube, er hat in meiner Mutter mehr als die Sklavin gesehen. Sie hat mir nie gesagt, was er mit ihr tat, wenn er sie mit sich in seinen Schlafraum nahm. Irgendwann verstarb er. Ich war damals 12. Man verkaufte mich weiter, an einen Sklavenhändler, der mich dann selbst einige Zeit als Sklavin benutzte. Bis er mich an euren Vater verkaufte. Euer Vater war hartnäckig, er wollte unbedingt mich haben." erzählte sie leise und ein Lachen erklang, das aber eine Mischung aus Bitterkeit und Amüsiertheit enthielt.

    Jetzt machte Andraste aber große Augen.


    "Dann zieht ihr also nach Rom, Herrin.. es soll eine schöne Stadt sein. Viel hab ich nicht gesehen, aber sie hat viele verwinkelte Gassen." erzählte Andraste und ihr Blick wirkte einen Moment recht abwesend.


    "Muss ich dann hierbleiben?" fragte sie nun bang, denn sie gewann ihre Herrin gerade lieb und fürchtete sich etwas davor, möglicherweise jemand anderem zugewiesen zu werden. Vielleicht wollte ja der zukünftige Gatte der Herrin ihr eine andere Leibsklavin zuteilen?


    Andraste merkte, wie ihre Hände leicht zu zittern begannen bei dem Gedanken, doch sie verbarg diese schnell in den Falten ihrer Tunika. Seitdem sie spät abends mit Arrias Vater angekommen war und gebadet hatte, achtete sie darauf, immer ordentlich herumzulaufen. Eine Sklavin war sie zwar, aber kein Schmutzfink.

    Andraste lächelte erfreut. "Herrin, ist Imperiosus der Mann eures Herzens?"


    Neugierig blickte Andraste Arria aus ihren großen, dunkelblauen Augen an.
    "Ich mach euch schön für ihn. Ich werd euer Haar schön machen und dann schmink ich euch auch mal, ja? Ihr seht hinreissend aus, jetzt schon. Wie wird das erst, wenn ich euch herrichten durfte?"


    Voller Vorfreude klatschte Andraste in die Hände. Ja, sie würde ihrer Herrin helfen, damit sie wunderschön aussehen würde. Die dunkelhaarige Sklavin lächelte regelrecht glücklich und schien für den Moment sogar vergessen zu haben, das sie Arrias Eigentum war.