Beiträge von Andraste

    "18 Winter." sagte sie auf seine Frage hin, ohne zu zögern. Ihren Geburtstag rief sie sich immer ins Gedächtnis, wollte ihn nicht vergessen, um sich selbst nicht ganz zu verlieren, wo sie doch all ihre Rechte im Grunde verloren hatte.


    "Wo ist das Zimmer des Herrn ungefähr? Wo das von Herrin Arria liegt, das weiss ich. Aber in den anderen war ich noch nicht und heute abend werde ich die Herrin Arria wieder abholen müssen aus dem Officium, das hat sie befohlen." erzählte Andraste.

    "Das ist ja furchtbar.." sagte sie mitfühlend. "Wie alt bist du, Iason?" Hier klang wohl ihre Neugier ein wenig durch.


    Sie musterte den Sklaven. Er sah sehr nett aus und sie war sich sicher, das sie sich sehr gut verstehen würden. Andraste lächelte leicht.


    "Ich werde wohl nicht gar zu lange in diesem Haushalt verweilen. Die Herrin Arria wird mich nach Rom mitnehmen, wenn sie heiratet."


    Eigentlich fand sie es schade. Da fand sie möglicherweise in Iason einen Freund und dann würde sie bald fort müssen. Aber andrerseits hatte sie ja irgendwie auch in Arria eine wundervolle Freundin, auch wenn sie dies nach außen hin nicht zeigen durfte.

    Andraste sah ihn einen Moment lang prüfend an. "Ich bin auch schon recht lange Sklavin. Vorher war ich in Rom, aber ich hab nie viel von der Stadt gesehen. Mein alter Herr ist gestorben.. und meine Mutter wurde von der Tochter behalten, mich hat sie verkauft... der Herr wollte unbedingt mich haben vom Sklavenhändler.. der mich übrigens einige Zeit behalten hatte. Und dann hat er mich seiner Tochter als Leibsklavin geschenkt. Und darum bin ich nun im Besitz der Herrin Arria." erzählte sie mit einem leichten Lächeln.


    "Ich glaube, mit dieser Herrschaft habe ich es gut getroffen.. wenn ich es mit dem vorherigen Herrn vergleiche.." Kurz huschte ein trauriger Ausdruck durch ihre schönen Augen und sie wischte mit der Hand über ihr Gesicht und die Stupsnase.

    "Ich bin Keltin, Iason. Aber ich könnte dir nicht mehr sagen, wie mein Heimatort hieß. Ich habe es vergessen." meinte sie leise und ihre Wangen röteten sich leicht. Es war ihr peinlich, zugeben zu müssen, das sie nicht mehr wusste, wie ihre Heimat hieß, doch die hübsche junge Keltin war bereits so lange Sklavin, das sie nichts anderes mehr kannte, als das Dasein als Eigentum von jemandem.


    Sie blickte Iason mit ihren dunkelblauen Augen wieder an. "Bist du schon lange hier, Iason?"

    Andraste lächelte vergnügt. "Natürlich kann ich das Zimmer fegen. Das vom Vater von Herrin Arria?" fragte sie ihn nun, war sie doch noch nicht lange im Hause und wusste nicht, was zuvor alles geschehen war.


    "Mein Name ist Andraste." stellte sie sich dann auch vor und blickte Iason wieder freundlich an.

    Andraste trat wieder in die Küche ein. Der Sklave, den sie schon beim Abspülen gesehen hatte, war noch in der Küche.


    "Hallo. Meine Herrin ist nicht im Hause und sie hat mir keine Aufgabe gegeben für heute, sag, kann ich dir irgendwie zur Hand gehen?" fragte sie ihn freundlich und sah ihn aus den funkelnden, dunkelblauen Augen an, während sie ihr Haar zurückstrich.

    Eine Weile ging Andraste im Garten spazieren. Es war schön ruhig und der Garten sehr gepflegt. Trotz allem vergaß Andraste nicht, das sie eine Sklavin war und so war sie stetig auf der Hut, sollte ihr eine der Herrschaften begegnen.


    Schließlich wurde es ihr kalt und die schwarzhaarige Keltin kehrte ins Haus zurück. Sie beschloß, in der Küche nochmal vorbei zu sehen. Vielleicht konnte sie ja noch helfen, ihr war langweilig. Sie war es ja gewohnt, zu arbeiten.

    Andraste betrat mit dem Tablett die Küche und räumte den restlichen Schinken wieder fort, ebenso das übrige Brot und die restlichen Früchte. Dann begann sie, sorgsam das Geschirr abzuwaschen, wischte das Tablett auch wieder sauber.


    Hiernach machte sie in der Küche etwas Ordnung und half den anderen Sklaven ein wenig. Dann verließ sie die Küche wieder. Sie würde etwas in den Garten gehen, da Arria ihr keine konkrete Aufgabe für diesen Tag gegeben hatte, außer der, das sie die Herrin am Abend abholen sollte.

    "Wenn du das möchtest, Herrin." sagte Andraste schüchtern und hob das Tablett an, um damit zur Tür zu schreiten. Während sie dann mit einer Hand und dem Knie geschickt das Tablett balancierte, öffnete sie die Tür und nahm das Tablett wieder hoch, wartete auf Arria und schloß die Tür wieder.


    "Bis heute abend dann, Herrin." sagte Andraste zu Arria und schritt den Flur entlang in Richtung der Küche.

    Andraste räumte die Reste des Frühstücks zusammen und nahm sich noch einige der süßen Trauben, ehe sie zu ihrer Herrin sah.
    Arria wollte gehen. Andraste blickte zwischen Tablett und Herrin hin und her, ging dann zu ihrer Tasche und packte die Harfe hinein. Vorsichtig reichte sie die Tasche mit der Harfe Arria. Es sah so aus, als würde die Keltin an diesem Tage dableiben müssen - und sie musste ja noch das Geschirr abspülen, das die Herrin gebraucht hatte.

    "Das kenne ich. Beim Herrn durften wir nur in der Küche essen früher. Wir hatten aber immer nur wenig Zeit." sagte sie und nahm sich noch eine Traube, nahm sie und biss ein Stück Schinken ab, es schmeckte herrlich zusammen.


    Außerdem nahm sie sich noch ein Stück Brot.

    Andraste erhob sich und setzte sich, fast schüchtern sah sie aus, als sie sich noch ein Stück vom Schinken abschnitt und vorsichtig eine der Trauben nahm und sie aß. Es war ungewohnt, das sie mit der Herrin speisen durfte, früher hatte sie das nie gedurft.. aber jetzt war ja auch nicht mehr früher.

    Andraste blickte zunächst fast ungläubig auf das Stück Schinken und griff dann danach. Vorsichtig biß sie hinein und schloß die Augen. Der Geschmack war in ihren Augen einfach nur himmlisch. Wie lange war es her, das sie wirklich ohne Scheu Schinken hatte essen dürfen? Sie hätte es nicht sagen können. Hungrig futterte sie den Schinken auf.

    Andraste blickte zu Arria hoch. Dann färbten sich ihre Wangen vor Verlegenheit rötlich. "Nein, Herrin... nur.. der alte Herr hat mich immer geschlagen, wenn ich Fleisch nehmen wollte." murmelte sie und blickte dann weg.

    "Entschuldigung.." murmelte sie und senkte den Blick. Weiterhin an ihrem Brot knabbernd, saß sie still da. Die Herrin würde schon sagen, wenn es an der Zeit war, zu gehen. Andraste bewegte sich kaum, in der Zeit, in der Arria am Essen war.


    Obwohl der Magen der Sklavin sich für sie deutlich bemerkbar machte, hielt sie sich im Hintergrund und biß nur hin und wieder etwas von dem Brot ab.

    Auf die Frage hin nickte Andraste sacht und griff sich ein winziges Stück Brot. Weder an den Schinken, noch an die Früchte oder sonst etwas wagte sie sich heran. Sie setzte sich wieder auf den Boden und knabberte dann an dem Brot herum, während sie ihrer Herrin beim Frühstück zusah. Ein nachdenklicher Blick ruhte auf ihrem Gesicht.

    Ruckzuck eilte Andraste hinaus und in die Küche, um etwas Brot, Schinken und diverse Früchte, sowie Käse auf ein Tablett zu laden und dieses noch mit Tellern und etwas zu trinken, sowie einem Becher zu bestücken. Dann lief sie ebenso rasch zurück in Arrias Zimmer und stellte das Tablett auf dem Tisch ab.


    Einige Minuten hatte sie gebraucht.


    "Hier, Herrin, ich hoffe, das passt dir." sagte sie dann und ließ sich wieder im Schneidersitz auf dem Boden nieder.

    Andraste nickte. "Das klang gut. Noch ein wenig Übung und wir können den nächsten Teil beginnen. Wann müssen wir los, Herrin?"


    Andraste blickte Arria an. Sicherlich musste die Herrin bald los in das Officium. Dann sprang die Sklavin rasch auf. "Oh ich Tölpel.. sicher willst du vorher noch etwas essen." rief sie.

    Andraste lächelte. "Meistens bin ich ohnehin bei dir, Herrin. Dann ist die Harfe auch da. Und wenn ich mal hierbleiben muss, kannst du die Harfe mitnehmen, hier im Haus steht ja noch die große Harfe."


    Andraste blickte auf die kleine Harfe, die bei Arria stand. "Außerdem gehört das Instrument deinem Vater, Herrin. Er hat es mir nur zur Verfügung gestellt." sagte sie leise.
    Wieder einmal wurde ihr bewusst, das sie eigentlich Eigentum eines anderen Menschen war, keine Rechte besaß und auch kein eigenes Eigentum hatte, sah man von der Kleidung an ihrem Leib einmal ab.

    Andraste lauschte wieder den Tönen und nickte hin und wieder. Auch zu den Worten ihrer Herrin nickte die Keltin und dann hob sie die Hand.


    "Versuch den dritten und den fünften Ton länger zu spielen und den zweiten nur anzuzupfen, dann kriegst du es hin." sagte sie lächelnd und sah Arria an.