Beiträge von Xeones

    Sie nannte einen Namen. "Publius". Xeones kannte niemanden mit diesem Namen und es konnte Dutzende, vielleicht sogar Hunderte Männer mit diesem Namen geben. Wenn er bloß wüsste, aus welchem Hause sie stammte, dann wäre es wohl etwas einfacher, diesen Publius ausfindig zu machen… er hielt einen Moment inne, denn der Verdacht traf ihn plötzlich. War dieser Publius vielleicht derjenige, um den sie trauerte. Ihr Mann? Ihr Bruder? Ihr Sohn?


    Plötzlich entschwand sie dem Leben wieder. "Scheiße" fluchte Xeones lautstark. "Hey, hey du. Hörst du mich. Verstehst du, was ich sage, Frau?" Er packte sie mit einer Hand am Kinn und hielt ihren Kopf gerade, während er mit der anderen Hand leicht auf ihre Wange klatschte, um sie wachzurütteln. "Komm schon, sieh mich an. Wie…" er rückte ihren kraftlosen, ja fast leblosen Kopf gerade und sagte langsam, laut und deutlich …wie ist dein Name? Dein Name?


    Doch sie schien nicht zu reagieren. Etwas ratlos schaute sich Xeones um. Derweil waren immer mehr Gaffer angekommen und er wunderte sich, dass sie nichts Besseres zu tun hatten, als hier ihrer Sensationslust nachzugehen. Wütend schnaubend schüttelte er den kopf und wandte sich wieder der Unbekannten zu. Die Götter mussten makaber sein, wenn sie sie hier sterben ließen. Er hielt ihren Kopf gerade und sprach zu ihr, bemühte sich, sie wach zu halten.


    Der Händler, vor dessen Stand sich alles abspielte, war keineswegs erfreut über dieses Schauspiel, denn er fürchtete wohl um seinen Absatz. "Lass sie sterben. Mach es nicht noch schwerer, als es ist…" sagte er mit einer Gleichgültigkeit, die Xeones’ Blut zum Kochen brachte. Er sprang ihn wie ein Löwe an und packte ihn am Kragen. Die Aufschreie seiner Familie waren unüberhörbar. "Nicht heute…" sagte er ihm. "Kennst du sie?" Der Händler schwieg, seine Hände zitterten unsicher und er sah mal zur Sterbenden, mal zu Xeones. "Kennst du sie?" fuhr Xeones ihn an.


    "Ich kenne sie" sagte plötzlich eine Stimme aus der Menge...



    Sim-Off:

    ich hatte da an einen NPC gedacht, hoffe, das geht in Ordnung so

    Es war schon erstaunlich, zu sehen, wie voller Gegensätze das Leben sein konnte. Dies konnte er an seiner eigenen Geschichte deutlich sehen. Eine Frau zu lieben, obwohl beide wussten, dass es kein gutes Ende nehmen würde… in Trauer des Abschieds jemanden kennen zulernen, der glücklich schien… den Tod in der Arena suchen, während man sich so fest an das Leben krallte… zufrieden zu sein, während andere litten…


    Xeones sah der Frau im Trauergewand nach, während sie an den Marktständen entlangging… oder entlang glitt, denn der Hauch von Eleganz in ihrem Gang war ihm nicht entgangen. Die Gaffer schauten sie neugierig an, machten aus ihrer Neugier keinen Hehl. Plötzlich schwankte sie. Xeones eilte hin. Innerlich tobte er über die Gleichgültigkeit der anderen… und über seine gelegentlichen Anfälle von Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft. Doch es war nicht zu ändern. Ohne die Hilfsbereitschaft anderer wäre auch er nicht hier… die Götter mussten ihre Finger wohl im Spiel haben, auch wenn er zweifelte, dass sich die Götter wirklich für jemanden wie ihn Zeit nehmen würden.


    Vielleicht… vielleicht nahmen sie sich für die Frau Zeit. Vielleicht war er ja hier… er konnte nicht zu Ende denken, denn sie verlor den Halt. Vermutlich verließen ihre Kräfte sie. Sie würde mit dem Kopf auf dem Pflaster aufprallen und sich vermutlich schwer verletzen. Er fing sie auf. "Hey hey" sagte er mit beruhigender Stimme "alles in Ordnung?" Fragte er sie und sah sie an. Ihr Eindruck war wirklich nicht der beste… sie war ausgesprochen hübsch, keine Frage, doch die Blässe und der trübe Blick beunruhigten ihn etwas.


    Sanft lehnte er sie an eine Bank und wandte sich an einen der Händler. "Hol Wasser, schnell." Der Händler war drauf und dran, Einwände zu erheben, doch Xeones’ eisiger Blick verhieß ihm nichts Gutes und er gehorchte widerwillig.


    Nörgelnd brachte er eine Schale Wasser und Xeones feuchtete ein Tuch an, das des Händlers Frau – oder vielleicht war es auch eine Sklavin, aber in diesem Augenblick spielte es für Xeones keine Rolle – ihm gab und führte es an die Stirn der Trauernden. "Hier, das wird dir erst Mal etwas helfen. Bei den Göttern, an welche auch immer du glaubst Frau, bleib mir bloß wach, hörst du?" Die Nervosität in seiner Stimme war nicht zu überhören, auch wenn es ihm selber in diesem Moment gar nicht bewusst war.

    Mit einem Fluch auf den Lippen wachte Xeones auf. Seine Wunde am Rücken meldete sich mal wieder. Irgendwie war er froh, dass der Leiter der Gladiatorenschule noch in Rom weilte. Das gab ihm Zeit, zu heilen und sich wieder in Form zu bringen. Schließlich war sein Auftreten nicht gerade zurückhaltend gewesen und diesen Eindruck wollte er bei den Mitgliedern der Schule nicht zerstören, in dem er schlaff und ohne Kraft und Ausdauer erschien.


    Er schaute hinaus. Es musste bereits später Nachmittag sein, aber er konnte sich auch täuschen. In letzter Zeit war sein Tagesablauf eher unregelmäßig verlaufen und mit jedem Tag schwanden seine letzten noch vorhandenen Geldreserven. Heute reichte es für vielleicht noch einige Tage, höchstens eine Woche… er hoffte, dass der Lanista bis dahin aus Rom zurück sein würde.


    Nach der Reinigung und einem – mehr als – bescheidenen Frühstück aus einfachstem Brot, einem Happen Käse und stark mit Wasser verdünntem Wein ging er raus. Er wollte zum Hafen. Angeblich tat die frische Meeresluft gut, wenn es um Genesung ging. Außerdem bestand dort die Möglichkeit, eine Stelle zu finden, um etwas dazu zu verdienen.


    Der Hafen lag nur wenige Minuten entfernt. Xeones lief die Strecke. Der Tag war herrlich. Strahlender Sonnenschein, gemischt mit einigen wenigen weißen Wolken, die langsam am Firmament entlang zogen. Angenehmer, frischer Wind belebte die Haut. Seltsam, dass er auf so etwas überhaupt achtete… musste wohl daran liegen, dass er nur knapp dem Tode entronnen war.


    Dann sah er sie. Einsam und verloren stand sie in schwarzem Trauergewand, wenngleich sie von der Schreckensnachricht offensichtlich überfallen wurde, denn die Unterbekleidung passte nicht wirklich dazu. Xeones kannte diesen Blick. Doch was - letztendlich - ging es ihn an. Jeden Tag starb irgendwo irgendwer. Jeden Tag gab es etliche Witwen mehr, etliche Väter verloren ihre Söhne, Söhne ihre Väter und Brüder. Was war das Leiden einer Frau gemessen am Geschehen der Welt.


    In wenigen Schritt Entfernung ging er an ihr vorbei... was war der Tod eines Mannes gemessen am Geschehen der Welt. Er lag damals in der Gasse. Schwer verwundet. Halbtot. Verraten. Allein. Und Ophelia nahm sich seiner an. Obwohl sie ihn nicht kannte. Obwohl sie keinen Grund hatte. So wie er jetzt.


    Er zweifelte. War unsicher, wie sein nächster Schritt auszusehen vermochte…

    Sim-Off:

    du musst keine verwarnung in kauf nehmen, nur um jetzt schon zu antworten, wo du eigentlich in rom bist. ich hab das nur schon mal geschrieben, damit meine absicht, mich in der schule zu engagieren, konkret wird und nicht bloß im raum schwebt.


    "Gut. Tu das" antwortete Xeones dem Mann. "Wenn er nach einem Namen fragt..." sagte er etwas leiser, denn er war etwas erstaunt, dass die Wache nicht einmal wissen wollte, wer hier Eintritt verlangte "... sag ihm, dass Xeones mein Name ist." Xeones schaute zurück in Richtung Stadt. "Ich werde wieder kommen, wenn er aus Rom zurück ist."

    Seine Habseligkeiten eingepackt in eine Decke, die am Ende eines Stocks festgebunden war, den er über der Schulter trug, näherte sich Xeones dem Eingang der Schule. Je näher er kam, um so seltsamer wurde ihm. Eine schwer in Worte fassbare Atmosphäre war dieser Einrichtung inne. Einer Einrichtung, die so Gegensätzliches wie Tod und Spiel miteinander zu verbinden suchte. In einigen Metern Entfernung blieb er stehen, die neugierigen Blicke der Wachen ignorierend, und sah sich die Gebäude etwas genauer an, die sich vor ihm ausbreiteten.


    Er war gespannt, wie er empfangen würde... obwohl er sich sicher war, dass einige ihm gegenüber eher skeptisch stehen würden. Doch er war bereit, sie eines Besseren zu belehren. Xeones wusste, dass seine meist ruhige, zurückhaltende Art bei den meisten kampflustigen Gesellen einen falschen Eindruck machte... und ihm dadurch einen Vorteil brachte.


    Es war noch gar nicht lange her, da wurde er fast umgebracht. Auf eine hinterhältige, grausam unerhrenhafte Art und Weise. Doch hier, wo es um den Kampf Mann gegen Mann ging, hier würde er beweisen können, dass man sich zwei Mal, drei mal, vier Mal und noch mehr überlegen sollte, ob man es sich mit ihm verderben will. Er musste einiges auf sich nehmen, einige Hürden überwinden und war bereit, jeden, der sich ihm in den Weg stellte, zu zerflei...


    Er merkte, dass ihn die Wachen immer noch neugierig anstarrten und irgendwelche Sprüche untereinander austauschten. Er lächelte. Die Unwissenheit dieser Männer war ihm willkommen und er freute sich, ihre Gesichter zu sehen, wenn sie ihn in einem Kampf erleben würden. Er ging weiter und trat vor die Wachen.


    "Sag dem Leiter dieser Schule, Wache, dass ich ihn sprechen will" sagte er in einem neutralen Ton, jedoch laut, bestimmt und deutlich.

    Xeones Weg führte ihn in die Schola. Er wollte sich anmelden... musste wäre wohl das passendere Wort. Wenn man es zu etwas bringen wollte, musste man sich den Regeln der Römer beugen...

    Wie lang er schon hier sein musste… es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. In der Tat war der Morgen schon etwas fortgeschritten und die Sonne berührte den Horizont nur noch knapp, verschmolz mit diesem, doch riss sich unaufhaltsam fort um das Firmament emporzusteigen. "Manchmal ist es der Augenblick, der die Erkenntnis bringt" sagte Xeones mit einer Beimischung von Bitterkeit in seiner Stimme.


    Xeones sah sich um. Vielleicht war es noch zu gefährlich, hier zu bleiben. Sollte Iustina unvorsichtig gewesen sein und Fidus tatsächlich Verdacht geschöpft haben, würden seine Spione ihn bestimmt beobachten. Er wusste, er musste den strand verlassen und in dem Gewirr der Strassen Tarraco’s untertauchen… wenigstens für eine Weile. Wenn er hier blieb, brachte er womöglich sich und Kaya sinnlos in Gefahr.


    Ohne diesen Anfall von plötzlicher Achtsamkeit und Wachsamsein äußerlich deutlich werden zu lassen, wandte er sich an Kaya, die plötzlich ihren Blick zu Boden senkte. Er sah sie durchdringend an und sagte mit fester Stimme "Hör zu Kaya. Umstände, die ich nicht näher erläutern darf, zwingen mich, von diesem Strand zu verschwinden." Xeones hob seinen Zeigefinger um den nachfolgenden Worten Nachdruck zu verleihen. "Du magst mich nur wenige Minuten kennen, aber lass dir folgende Worte gesagt sein. Die Römer haben in ihrer arroganten, selbstgefälligen Art eines nie geschafft. Mir das zu nehmen, was mich zu dem macht, was ich bin. Was aus mir einen Menschen macht." Sein Blick verfinsterte sich etwas und man konnte nur erahnen, was Xeones in seinem Leben widerfahren haben mag. "Sie mögen dir deine Freiheit genommen haben. Sie mögen dir Leid zufügen." Er tippte mit dem Finger sanft auf ihre Schläfe "aber du darfst nie zulassen, dass sie dir das wegnehmen." Er schaute ihr in die Augen. "Sonst hast du verloren. Ich bete dass dem nicht so sein wird, aber sollte dieser Moment einmal kommen, denk an die Worte des verträumten Narren vom Strand... denk an meine Worte. Sonst hast du verloren..."


    Xeones ging die Böschung hinauf. Oben angekommen, drehte er sich noch mal um und lächelte zu Kaya. "Ich hoffe, das war nicht unser letztes Wiedersehen… Kaya."


    Er ging und ließ sie allein am Strand zurück. Allein mit Ihren Gedanken. Mit ihren Gefühlen. Allein mit dem Rauschen des Meeres und dem Flüstern des Windes. Allein mit dem Nachhall seiner Worte. Allein mit der Gewissheit, dass es Menschen gab, für die sie mehr war, als eine Sklavin. Mit der Gewissheit, dass sie dadurch… nicht allein war.

    Eine Sklavin… Xeones sah aufs Meer hinaus und lächelte. Er spürte deutlich, ohne hinzusehen, dass sie ihn anblickte. Dass sie gespannt war, wie seine Reaktion ausfallen würde… er schüttelte mit dem Kopf. "Für mich bist du Kaya" sagte er ohne seinen Blick von den Wellen zu nehmen, die stets aufs Neue am Strand zerbrachen. Ihren Namen betonte er dabei besonders. Damit war alles gesagt. Und Xeones wusste, dass sie verstand, dass es ihm egal war, ob sie eine Sklavin war oder eine Patrizier.


    "Das ist bedauerlich" sagte er, als er hörte, dass sie sich offenbar nicht sicher war, ob sie jemanden hatte, der ihr Vertrauen genoss. Scheinbar gab es jemanden… doch Kaya schien zu zögern. Xeones hatte eine Ahnung, wie ihr zumute war, konnte – wenn auch im Ansatz, denn er hatte nie das Unglück unfrei zu sein – sich zumindest eine Vorstellung davon machen, was sie denken und fühlen musste. "Auch ich habe nie über solche Dinge nachgedacht. Bis heute." Die Ironie verlangte ihm ein weiteres Kopfschütteln und ein ungläubiges Lächeln ab. "Bis heute."


    Er sah etwas verlegen auf den Boden. "Wessen...?" Sklavin bist du, hätte die Frage gelautet, hätte Xeones sie zu Ende gesprochen. Doch er dachte an das, was er vorhin gesagt hatte. Er verbot es sich, ihr gegenüber das Wort Sklavin auszusprechen. Für ihn war sie Kaya. "Wer nennt sich dein Herr, Kaya?" formulierte er die Frage neu.
    Jemand, der seiner Dienerin solche Gewänder gönnte, ihr die Zeit und die Freiheit gab, alleine unterwegs zu sein. War dieser jemand gar der Eine, dem sie ihr Vertrauen schenken würde, wenn das Leben sie nicht die harte Lektion der Einsamkeit gelehrt hätte? Von dem sie glaubte, dass sie ihm nicht vertrauen konnte? Doch diese Fragen behielt Xeones für sich, während er sie ansah...

    Xeones hörte auf die Tage zu zählen. Irgendwann einmal hatte die Wunde aufgehört, zu eitern. Die Schmerzen wurde weniger und es kam auch der Tag, da Xeones aufstehen konnte. Ophelia hatte sich um ihn gekümmert… jedes Mal, wenn er über diese Frau, diese Göttin, nachdachte, musste er sich wundern und staunen. Bis heute begriff er nicht, wie jemand so selbstlos sein konnte. Sie hatte ihn in ihrem kleinen, bescheidenen Zimmer aufgenommen und untergebracht. Sie hatte ihn zu den Lebenden zurückgeholt.


    Sie verdiente sich ihren Lebensunterhalt in der Taberna. Sie tanzte, sang, amüsierte und reizte die Männer dort. Xeones redete ungern mit ihr über ihre Arbeit und hatte nie gefragt, wie weit sie ging… das ging ihn auch nichts an. Und dennoch wünschte er sich, er könnte ihr als Dank für ihre Hilfe etwas bieten… etwas, was ihr Leben angenehmer gestalten würde… doch wieder war er sich nicht sicher. Vielleicht genoss sie ihre Arbeit. Vielleicht hatte sie ja eine Wahl.


    Er stützte sich auf einen Stock, den er als Krücke benutzte und trat hinaus auf die Strasse. Nicht sehr weit, vielleicht nur wenige Minuten von hier, passierte damals der Überfall auf ihn. Welch Glück im Unglück musste er gehabt haben.


    Von seinem Vorhaben, der Gladiatorenschule Gloria et Honor beizutreten erwähnte er Ophelia gegenüber nichts. Aus Angst, sie würde es missverstehen, ihre Mühen als umsonst ansehen, schwieg er. Bisher. "Ich muss dir etwas sagen" sagte er zu Ophelia, die nachdenklich neben ihm schlenderte. Sie lächelte und verriet ihre geweckte Neugier. "Ich werde der Gladiatorenschule beitreten." Ophelia erstarrte für einen Moment. Ihre Augen weiteten sich. Ihr Mund blieb offen. Dann riss sie sich zusammen. "Ich hoffe, dass du all das, was du für mich getan hast, nicht für umsonst hältst... und mich nicht für undankbar" Xeones musste schlucken und war sich der Bitterkeit des Augenblicks voll bewusst.


    Ophelia schwieg. "Ich werde… ich werde dich für alles entschädigen…" versuchte Xeones sich zu rechtfertigen, doch fassungslos starrte sie ihn an. Sie war enttäuscht. Wütend. Doch ließ sich nichts anmerken… und dennoch. Sie holte aus und schlug ihm mit ihrer Hand ins Gesicht. Xeones rührte sich nicht. Nur zu gut wollte er verstehen, wie sie sich fühlte. "Ich weiß, dass du mich hassen wirst. Dass du dir selbst einreden wirst, du warst so naiv, einem Fremden zu helfen… nur damit er sich in der Arena abschlachten lässt."


    Sie kam näher und schaute ihn eindringlich an. Ihre Augen waren errötet. Es bereitete ihr offenbar große Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Sie berührte sein Gesicht mit ihrer Hand. Es fühlte sich … Xeones fand keine Worte, um dieses Gefühl zu beschreiben. Ihre Lippen berührten sich und sie schloss die Augen. Xeones wollte sie umarmen, sie festhalten… doch sie löste sich von ihm und schritt zurück. Langsam drehte sie sich um und ging.


    Und er verstand. Er hatte sie… verloren, ohne sie je gehabt zu haben. "Ich liebe Dich" flüsterte er ihr nach. Doch sie hörte nicht. Der Wind zerriss seine Worte, trug die Fetzen in alle Himmelsrichtungen. Lange, quälend lange, stand Xeones noch da. Starrte in die Richtung, in die Ophelia verschwand. Es schmerzte tief… doch seine Entschluss stand fest. Gladiator.


    Langsam machte Xeones die Augen auf und stöhnte auf vor Schmerz. Die Wunde im Rücken schmerzte wie Feuer. Ein stechender Schmerz in den Schläfen trübte seinen Blick und das Pfeifen in den Ohren kam einem Sturm gleich. Seine Kehle war ausgetrocknet. Er füllte sich erbärmlich.


    Xeones sah sich um. Er lag in einer Koje. Irgendwo in einem kleinen Raum. Wie aus der Ferne hörte er ein Stimmengewirr und Musik. Eine Stimme lachte. Ein Lied erklang. Er wusste nicht, wo er war. Wusste nicht wie er herkam. Oder wie lange er schon hier war. Vistilia hatte ihn schwer erwischt. Verdammt schwer. Doch offenbar nicht schwer genug. Er atmete tief durch und schloss die Augen. Es schmerzte zwar, doch er konnte richtig atmen.


    "Die Klinge steckte tief drin" die Tür zu der kleinen Kammer, in der er sich befand, ging mit einem leisen Quitschen auf und jemand trat ein. "Doch sie muss die Organe verfehlt haben. Die Götter müssen dich lieben, Fremder, wenn sie dich derart vor dem Tod bewahrt haben." Xeones brauchte einige Sekunden, bis seine Augen scharf sehen konnten. "Ich bin Ophelia… wie ist dein Name, Fremder?"


    Ihren süßen Duft konnte er selbst in seinem Zustand wahrnehmen. Sie verzauberte ihn… doch Misstrauen mischte sich in sein Gemüt. Wer war sie? Ihren Namen hatte Xeones noch nie gehört. Und so fragte er sich, ob er ihr trauen konnte. Jetzt, da er ihr hilflos ausgeliefert war… Er lächelte und schüttelte den Kopf. Hätte sie ihn töten wollen, wäre er wohl kaum hier.


    "Xeones" sagte er. "Und was die Götter angeht… aaargh" er stöhnte kurz, als ein zuckender Schmerz seinen Rücken ging "müssen sie mich hassen… Ophelia." Er sah sie an. Er wusste nicht, was ihm mehr den Atem raubte. Ihr wunderschöner Anblick, ihre verführerische Stimme oder ihre dunklen, fesselnden Augen. "Wie lange…" wollte er fragen, doch Ophelia ahnte diese Frage scheinbar voraus und fiel ihm lächelnd ins Wort. "Du hast drei Tage geschlafen. Ich fand dich ganz in der Nähe. Du… hattest…" unsicher spielte sie auf seine Verwundung an.


    "Ja" sagte Xeones. "Eine Frau brach mir das Herz, in dem sie mich verließ. Und eine andere wollte wohl sichergehen, dass es auch gebrochen blieb" Xeones versuchte zu lachen, doch die Schmerzen und der unveränderte Gesichtsausdruck Ophelia hielten ihn davon ab. "Ich bin dir zu Dank verpflichtet, Ophelia. Nicht viele hätten so gehandelt wie du..." Xeones wollte noch etwas sagen, doch die Müdigkeit übermannte ihn die Dunkelheit fiel wie die Wogen der Ozeans über ihn her...

    Lange noch standen sie schweigend da und schauten dem Römer nach. Und Xeones fragte sich verwundert, was den Mann dazu gebracht haben konnte, ihn zu verschonen. Als Quintus in den Wirren der Häuserschluchten der Stadt verschwand, sah er Vistilia fragend an.


    Warum hatte sie das gemacht?


    "Du solltest nicht alleine unterwegs sein Kind" sprach Xeones und schaute sich den Toten an, der immer noch auf der Strasse lag. Sie hatte dem Römer gesagt, er wäre von einem Mörder angegriffen worden. Xeones runzelte die Stirn.


    Wieso hatte sie dem Römer nicht die ganze Wahrheit gesagt?


    Er packte die Leiche am Bein und zerrte sie weg von der Strasse. Sollten sich doch die Wachen darum kümmern. Dem Abschaum würde er darüber hinaus auch eine Lehre sein. Sollten sie doch wissen, dass sie nicht ungestraft davon kommen.


    Und wieso …


    Die Erkenntnis traf ihn urplötzlich. Es tat nicht weh. Es lähmte. Es raubte den Atem. Aber es tat nicht weh. Die Klinge schnitt durch sein Fleisch wie durch Butter. Vistilia. Xeones begriff… doch es war zu spät. Langsam drehte er sich um. Die Klinge steckte in seinem Rücken und Vistilia stand da. Keine Regung in ihrem Gesicht. Der eiskalte Blick einer eiskalten Mörderin. So haben sie ihn also beschattet. Er war so dumm. Dumm genug zu glauben, sie wäre erst 16. Dumm genug zu glauben, sie hätte Interesse an ihm. Dumm genug zu glauben, sie hatte ihm geholfen…


    Schon wieder verschwamm der Blick, während Xeones kraftlos zusammenbrach. Die verdammte Klinge steckte in seinem Rücken. Vergeblich versuchte er, an sie ran zukommen. Er ließ sich fallen…


    Die Strasse war leer. Vistilia war verschwunden. Gut so. Sollte sie ruhig glauben, sie hätte ihr Werk vollendet. Das war Xeones nur Recht. Iustina blieb so lange sicher, wie Fidus glaubte, er sei tot. Wenn der andere ihm seine Halskette präsentieren würde und Vistilia dessen Aussage bestätigen würde… war Iustina sicher. Nur das zählte.


    Doch er durfte nicht aufgeben. So sollte es nicht enden. So wollte er nicht sterben. Benommen und verstört humpelte Xeones einsam, verwundet und ziellos die dunklen Gassen Tarraco’s entlang.


    ENDE



    Sim-Off:

    sorry. bitte diesen post ignorieren. möchte noch eine zwischenstory einschieben. danke für das verständnis. hoffe aber dennoch, klient zu werden, und so einen kleinen beitrag der gens Rediviva zu leisten. Aber nur wenn ihr wollt. :)


    Innerlich musste Xeones über die Sturheit dieses Römers fluchen. Welch übles Spiel mussten die Götter mit ihm treiben, um ihn ausgerechnet hier und ausgerechnet jetzt auf den Bruder des Proconsuls treffen zu lassen. Er schüttelte mit dem Kopf. "Sieh mich an, Römer. Sag mir. Würde ein Mörder sich einen Strick um den Hals legen und so fest ziehen können, als dass diese Spur zurückbleiben könnte?" deutete Xeones auf die Schürfwunde, die der Strick um seinen Hals hinterließ. "Würde ein Mörder sich selbst mit einem Dolch verletzen und Wundbrand riskieren?" er zeigte auf die Schnittwunde. "Glaubst du nicht, dass wenn ich wirklich diesen Bastard da ermordet hätte, ich nicht längst weg wäre? Verschwunden in der Dunkelheit? Verloren in dem Labyrinth der Gassen Tarraco’s?" sagte Xeones...


    Schüchtern und unsicher kam sie aus ihrem Versteck hervor und plötzlich merkte Xeones, dass hinter der Ecke des gegenüberliegenden Hauses eine in einen Umhang verhüllte Gestalt stand. Der dunkle Umhang hing ihr von den Schultern bis unter die Knie und einige Strähnen fielen auf die Schultern. Unter dem Umhang erkannte Xeones die knappe, hauchdünne Stola. Das Mädchen aus der Taberna. Die Kleine, der er ein paar Münzen extra eingesteckt hatte. Xeones richtete sich auf.


    Langsam, die Handflächen zusammengedrückt kam sie auf Quintus zu. Ihr Blick verriet eine große Unsicherheit. Vielleicht sogar Angst. Und dennoch… fuhr sie fort. "Er ist unschuldig, Herr" sprach sie mit leiser Stimme zu Quintus. "Ich heiße Vistilia, Herr. Ich habe gesehen, wie ihn der Mörder angegriffen hat. Ich dachte… er würde ihn töten." Sie sah Xeones an und verlangte ihm unwiderstehlich ein Lächeln ab. "Ich kann bezeugen, dass er die Wahrheit spricht, Herr"


    "Von Mann zu Mann, Quintus" sprach Xeones und nannte den Römer zum ersten Mal beim Namen. "Nicht von Peregrinus zu Plebejer. Oder Grieche zu Römer… von Mann zu Mann. Wenn ich eine Strafe verdient habe, werde ich sie bekommen" sagte Xeones mit eiserner Entschlossenheit und machte eine ausholende Bewegung mit dem Arm, um in die Richtung der Arena vor den Mauern Tarraco's zu deuten. "In der Arena… werden die Götter uns zeigen, ob ich wahr gesprochen habe oder nicht, Quintus" flüsterte Xeones.

    Mit stumpfem Blick schaute Xeones den Römer an. Er hatte gar nicht gemerkt, wie sich der Mann genähert hatte und wollte im ersten Moment die Fäuste ballen. Doch der Fremde war ein römischer Bürger. Der Bruder des Proconsuls. Es wäre glatter Selbstmord, ihn auch nur falsch anzusehen. Xeones hustete. Die Schnittwunde brannte, sein Bauch schmerzte nicht minder, Blut floß ihm aus einer Blessur auf der Augenbraue… und der verdammte Römer in seiner selbstgefälligen Haltung dachte offensichtlich nicht einmal daran, ihm so etwas wie Hilfe anzubieten. Aber nichts anderes hatte Xeones erwartet.


    "Die sollst du haben" sagte Xeones mit erschöpfter Stimme. "Ich bin Xeones, Römer. Und ich bin der Bruder von Eumelos" sprach Xeones. Ein Hauch von Zynismus mischte sich in seine Stimme und er musste ungewollt lächeln. "Und den da..." er deutete mit dem Blick auf den Toten "habe ich getötet, Römer, nicht ermordet." Er lehnte mit dem Kopf an die Wand. "Ich denke, als Bruder des Proconsuls kennst du den Unterschied zwischen einem Mörder und einem Manne, der einem Attentate auf ihn standzuhalten vermag." Mit dem Unterarm wischte sich Xeones das Blut, das ihm aus einer kleinen Wunde über dem Auge floß. "Die Strassen sind voll von Dieben und Gesindel, Römer..." fuhr Xeones in der Hoffnung fort, der Mann würde ihm die Geschichte abkaufen "...es hätte genau so gut auch dich erwischen können" wobei der letzte Satz durchaus zutreffen könnte.

    Xeones lachte – wenn auch etwas steif - auf. Natürlich. Nur zu deutlich sah man ihm an, dass er kein Römer war. Sie muss es sofort erkannt haben. "Kaya" sprach er leise, kaum hörbar. Sie war ihm ein Rätsel. Hier, an diesem einsamen Strand, an diesem Ort der Ruhe, ausgerechnet hier traf er sie. Die Unbekannte. Vornehme römische Kleider bedeckten ihren Körper. Und dennoch war sie keine von ihnen. Sie war hergekommen, auf der Suche nach Einsamkeit. Und dennoch sprach sie freundlich zu ihm. Xeones fand es erstaunlich, wie sich die Wege zweier Menschen kreuzen können. Sie beide hat es an diesem Morgen hierher verschlagen, doch ihre Beweggründe konnten unterschiedlicher nicht sein.


    "Mein Name ist Xeo. Xeones. Und Du hast wirklich keinen Grund, mich Herr zu nennen" sagte er, um ihre Frage nach seinem Namen zu beantworten, und strich sich mit der Hand am Kinn, während er etwas verlegen lächelte. Etwas musste passiert sein. Etwas, was ihr den Schlaf raubte. Etwas, was ihre Gedanken abschweifen ließ. Etwas, was sie mit Glück erfüllte… und mit Unruhe, denn sonst wäre sie nicht hier. War Iustina damals vielleicht auch hier gewesen? Hatte sie vielleicht auch diesen Ausdruck in ihren Augen gehabt? Diese seltsame, unsicher sichere Haltung?


    "Und ich wäre erfreut, wenn jeder von uns nicht gleich wieder seines Weges geht" sprach er mit einer gewissen Erleichterung aus. Mochte ein Teil von ihm sich nach Einsamkeit sehnen… er war froh, in diesem grausamen Stunden nicht allein zu sein. Sie ahnte es nicht, doch in Kaya’s Worten, in ihrem Glück, dass sie scheinbar – aus welchen Gründen auch immer – zu verbergen suchte, war etwas, was ihm… er mochte es fast nicht glauben… Hoffnung gab.


    Er fragte sie nicht, was genau sie hierher getrieben hat. Vielleicht, weil er glaubte, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagen würde. Vielleicht, weil es ein Geheimnis bleiben sollte und damit etwas, was sie beide verband. Etwas, was ihrem zufälligen Treffen einen Sinn zu geben vermochte.


    "Weißt Du, worum es im Leben geht, Kaya?" fragte er sie, nachdenklich aufs Meer schauend. "Worum es wirklich, ich meine wirklich, geht?" Seine Stimme verriet, wie ernst ihm diese Frage war. Und bevor sie ihm darauf eine Antwort geben konnte fuhr er fort. "Nicht um Geld. Nicht um Macht. Auch nicht um Ruhm und Ehre." Dann schwieg er einen Augenblick lang und sah Kaya in die Augen. "Vertrauen" Und wie zur Bestätigung seiner eigenen Worte nickte er mehrmals, ohne es selbst zu merken.


    "Wenn du auch nur einen Menschen hast, dem du vertrauen kannst… hast du mehr, als dir Geld, Macht, Ruhm oder Ehre geben können." Er sah sie an und lachte verlegen. Sie musste ihn für einen Träumer halten. "Klingt seltsam, nicht wahr?" sagte er, wobei er die Bitternis in seiner Stimme krampfhaft zu unterdrücken suchte. "Was ist mit Dir, Kaya? Hast du jemanden, dem Du vertrauen kannst? "

    … Nein. Xeones öffnete die Augen. Sie haben einen guten Zeitpunkt für das Attentat gewählt, das musste er ihnen lassen. Seine Vorsicht hatte nachgelassen… Sein Lebenswille nicht. Er hatte eine Entscheidung gefällt. Er wollte leben. Er wollte kämpfen. Er wollte siegen. Diese beiden Bastarde wollten Blut sehen. Sein Blut. Seinen Tod.


    Der Typ vor ihm holte zu einem neuen Schlag aus… Und wie in einem Reflex schlug Xeones mit dem Kopf nach hinten, traf das Ar…loch hinter ihn mit dem Hinterkopf auf die Nase und spürte, wie der Griff um seinen Hals nachgelassen hatte. Den Treffer in den Bauch spürte er zwar, ignorierte den Schmerz jedoch. Seine Faust schnellte nach vorn und traf den Attentäter völlig unerwartet mitten in dessen Gebiss. Ein Knacken. Blut spritzte.


    Xeones atmete gierig. Er konnte wieder atmen. Sein Suff war wie weggewischt… und er war wütend. Er hob zwei kleine Steine auf und umschloss sie mit den Händen. Vielleicht würde er irgendwann in einem Kampfe durch die Hand eines anderen Mannes sein Leben lassen… Aber nicht heute. Nicht hier. Und schon gar nicht durch die Hand eines dieser miesen Bastarde.


    Sie stützten sich gemeinsam auf ihn. Blanker Hass stand ihnen in ihre Visagen geschrieben. Anfangs genossen sie es einfach, das zu tun, wofür Fidus sie bezahlt hatte. Doch nun, da sie bluteten, wurde die Angelegenheit für sie persönlich. Doch Xeones erwartete sie bereits. Die Steine in seinen Fäusten wirkten Wunder. Den ersten, der ihn mit dem Strick festhielt, traf er in den Hals und röchelnd brach der Angreifer zusammen, mit seinen Händen seinen Hals umgreifend.


    Der zweite zog einen Dolch. Sein Gesicht war blutverschmiert und seine Augen schossen Blitze. Xeones wartete den Angriff nicht ab. Er warf dem Ar…loch die Steine ins Gesicht und während der ihnen auswich, stürzte er sich auf seinen Feind… es dauerte Sekunden… dann war es vorbei. Mit seinem Dolch, der aus seiner Kehle ragte, lag der Angreifer blutüberströmt da.


    Xeones wandte sich wieder dem anderen zu, der sich erneut aufrichtete. Nachdem er erkannt hatte, dass sein Komplize tot auf dem Boden der Strasse lag, drehte er sich um und wollte fliehen… vergebens. Xeones dachte nicht daran, ihn entkommen zu lassen. Er packte ihn und versetzte ihn einen Hieb in den Rücken. Dann schleppte er den Attentäter einige Meter mit. Er packte ihn am Hinterkopf und steckte sein Gesicht in eine Fäkaliengrube. Der zitternde, zuckende Angreifer versuchte sich zu befreien… Xeones hielt ihn mit eisernem Griff fest.


    Er wusste, dass Iustina bisher nichts geschehen war. Fidus musste es erfahren haben und sie muss es geahnt haben. Deswegen wollte sie nicht, dass er mit nach Rom kam. Doch er musste Fidus überzeugen, dass er von den beiden getötet wurde… Nur so konnte er sicher gehen, dass sie am Leben blieb. Mit Verachtung holte er den Attentäter aus dem Mist. Und während dieser verstört nach Luft schnappte, riss Xeones die Halskette ab und steckte sie dem stinkenden Mörder in die Hand.


    Er sagte ihm, dass er ihn leben lassen würde. Und dass er sich sogar seine Belohnung abholen konnte, die er nun nicht einmal mehr mit dem anderen teilen musste. Dann ließ er ihn laufen. Xeones wusste, Iustina war sicher. Der Bastard würde sich die Belohnung abholen wollen. Dafür musste er mitspielen und Fidus erzählen, er hätte den Auftrag erfüllt. Sein Komplize war dabei getötet worden. Die Halskette war der Beweis. Für Iustina war er tot...


    Erschöpft betrat Xeones die Strasse und lehnte sich an eine Wand. Seine Beine zitterten. Seine Hände auch. Er hatte jemanden getötet. Der Angriff hatte nicht länger als ein paar Minuten gedauert, doch es kam ihm vor, als hätte er die Taberna schon vor Stunden verlassen. Er sah sich seine Rippen an. Er hatte einen Schnitt mit dem Dolch hinnehmen müssen, aber es war nichts Ernstes… nichts, was nicht heilen würde.


    Er bemerkte es zu spät… Der Typ war größer als er… Kam plötzlich aus einer kleinen, dunklen Gasse… Legte ihm einen Strick um den Hals und zog ihn nach hinten. Xeones blieb die Luft weg und er röchelte, während er an dem Strick zog. Der Bastard zog ihn an eine Wand und hielt felsenfest, während Xeones mit aller Gewalt versuchte, sich von dem Todesgriff zu befreien.


    Ein zweiter Angreifer. Dieser kam blitzschnell auf ihn zu. Er würde ihn durchsuchen, ihm sein Geld abnehmen und ihn vielleicht am Leben lassen… Todgeweiht. Irgendwie hatte es sich Xeones anders vorgestellt. Sollten sie sein Geld doch haben, er brauchte es nicht… Doch sie wollten sein Geld nicht. Der Zweite lächelte ihn grimmig an und der Typ hinter ihm lockerte den Griff etwas. Xeones holte so viel Luft, wie es unter diesen Umständen nur ging. Der Zweite sprach ihn an. Er nannte einen Namen… Fidus.


    Im ersten Moment begriff Xeones es nicht. Doch dann schlug es wie ein Blitz ein. Fidus. Der verdammte Fidus. Iustina’s Mann. Hatte er etwas erfahren? Xeones fluchte. Anfangs blieb er stets auf der Hut, war vorsichtig. Dann jedoch ließ er nach. Sie wussten es. Und jetzt, da er abgefüllt war mit Wein, schlugen sie zu. Wie hatte Fidus es erfahren? Was würde er mit Iustina machen? Schreckensvisionen mischten sich in Xeones’ Geist.


    Der Bastard hinter ihm festigte den Griff erneut und der zweite Typ schlug zu. Seine Faust traf Xeones in den Bauch. Ein weiterer Schlag folgte. Und noch einer.. noch einer… Das Bild vor seinen Augen verschwamm. So endete es. Kein Ruhm. Keine Gloria. Ermordet in den Gassen. Alleine. Vergessen. Unbeweint.

    Viel Geld hatte er nicht mehr, doch er es spielte keine Rolle. Nicht in diesem Moment. Xeones hatte sich entschlossen. Zwischen mehreren Bechern Wein fällte er die Entscheidung über den Verlauf seines weiteren Lebens… sofern man seine bis dahin eher stumpfe Existenz so bezeichnen konnte. Tag für Tag lebte er in den nächsten hinein. Ohne Sinn. Ohne Ziel.


    Früher hätte er etwas mit sich anzufangen gewusst. Hatte sein täglich Brot verdient und auf die – viel zu seltenen – Treffen mit Iustina gewartet. Wenn es dann so weit war, trafen sie sich in einem Ort, wo sie für sich allein sein konnten und sie niemand störte. Und heute… heute lebte er nicht. Er war bloß da.


    Schon damals am Strand, an diesem Morgen, da sie sich zum letzten Mal sahen kam ihm kurzzeitig der Gedanke. Todgeweiht. Damals hatte er – wenn auch nur für den Bruchteil eines Augenblicks – sich den Tod gewünscht… und erschrocken stellte er fest, dass es ihm irgendwann egal wurde, was aus ihm wird. Was er war. Nein, so konnte es nicht weiter gehen. Zu lange schon hatte er sich gehen lassen. Er war Xeones, verdammt noch Mal.


    Hier und heute, an diesem sonnigen Tag, der langsam zur Neige ging, in dieser feinen Taberna mit dem besten Wein, denn er je hatte… heute fällte er seine Entscheidung. Todgeweiht. Wenn er schaffen sollte, durch die steinharte Ausbildung zu kommen, zu kämpfen, zu siegen… zu leben. Dann wusste er. Das Leben würde wieder einen Sinn ergeben.


    Er bestellte noch mehr von dem Wein und ein in knappe, hauchdünne Gewänder gekleidetes Mädchen, sie mochte kaum älter als 16 sein, brachte sie ihm sofort. Sie lächelte ihn schüchtern an, während sie den Wein von dem Tablett abnahm und ihn auf den Tisch stellte. Ein kurzer, heimlicher Blickkontakt verriet ihr Interesse an ihm… Obwohl Xeones sicher war, dass sie es auf sein Geld abgesehen hatte. Egal. Warum sollte er ihr nicht ein paar Münzen gönnen.


    Irgendwann war auch dieser Wein alle und langsam stand Xeones auf. Es war Zeit zu gehen. Er zahlte den Wein und steckte dem Mädchen heimlich ein paar Münzen zu, unbemerkt von den gierigen Blicken ihres Herrn. Er betrat die Strasse. Die Sonne verschwand bereits hinter den Dächern der Stadt. Langsam machte sich Xeones zu seiner kleinen Mietwohnung. Ein letztes Mal noch. Morgen plante er an das Tor der Gladiatorenschule zu klopfen… und damit ein neues Kapitel seines Lebens zu beginnen.