Reatinus selbst versuchte immer wieder aufs Neue, sich an seinen heißen Wein heranzutasten, mit geringem Erfolg. Dies tat er so lange, bis er beschloss, eine längere Zeit abzuwarten. Irgendwie freute er sich über etwas Warmes, mit dem man sich die Kehle begießen konnte, aber dass man sich diese gleich verbrannte, damit hätte der Artorier wohl nicht gerechnet. So legte Reatinus den dampfenden, noch bis zum Rand gefüllten Becher beiseite und fing an, mit den Fingern auf den Tisch zu klopfen. Dies nicht aus Langeweile, doch er wusste an manchen Stellen nie, was er mit seinen Händen anfangen solle!
"Ja, kürzer", brachte Reatinus das Seufzen zustande, welches Crispina vermied, "Aber wer hier lebt, lernt es, sich auch darauf zu freuen und einfach das Beste daraus zu machen. Später kommt man nach Italien zurück und beschwert sich über die Hitze und den langanhaltenden Sommer." Reatinus dachte an sein Zuhause. Seinen Vettern, seinen Bruder und nicht zuletzt auch seinen Sohn, dessen Mutter bei der Geburt starb, welcher schon Volljährig sein musste. Was würde seine Familie machen, während Reatinus hier in Germanien allein war? Er sah zu seinem Familienring, welcher sich nebst des Fingers befand, an der sein Statussymbol, der Ritterring, war. Crispina riss ihn jedoch wieder aus den Gedanken. Seine Finger beruhigten sich wieder.
"Weil ich ein Verrückter bin", grinste Reatinus, "Nein, wohl eher wegen des Pflichtbewusstseins. Ich wollte schon immer Rom beschützen und dem Kaiser dienen. Ich dachte, als Soldat wäre das die beste Möglichkeit." Die strahlenden Augen hingegen betäubten den Artorier wieder. "Die Medizin ist vielfältig. Was möchtest du genau wissen", fragte Reatinus unscheinbar.
"Die Pferdezucht befindet sich außerhalb der Stadt, jenseits der Westmauer der Stadt. Ich habe gerade 24 Pferde, Vollblüter."