Es war früh am Morgen, als ein großer Zug mit Reatinus voran auf seinem Ross auf die Porta Praetoria zumarschierte. Der ganze Haushalt war mobil gemacht worden, folgte Reatinus auf Schritt und Tritt. Es war eine für einen einzelnen Mann stattliche Eskorte, die natürlich auch auch ungewollt Blicke auf sich ziehen konnte und besonders attraktiv war für räuberische Gesellen, die allerorts herumlungerten, um unbescholtene Reisende zu attackieren. Doch Reatinus war bewaffnet, genauso wie es die teuren, kräftigen Söldner waren, die ihn auf seiner langen und gefährlichen Reise nach Ägypten begleiten würden. Karren mit Ochsen transportierten die wertvollen Güter und Wertstücke, die Reatinus am Herzen lagen. Sie waren beladen mit allerhand kleinen Wertsachen, Proviant und Verpflegung. Es sollte ihnen an nichts mangeln.
Es fiel ihm schwer, die Legio I zu verlassen. Mehr erschwerten dies noch die herzlichen Abschiede, die man ihm bereitet hatte. Selbstverständlich hatte er mit seinem Legaten und Freund Ursus über die Versetzung geredet, der sich sichtlich mit Reatinus gefreut hatte. Der Artorier jedoch tat sich bei sowas immer schwer, letzten Endes zu gehen. Am einfachsten war es noch, wenn es allen egal war - dann konnte man ganz einfach unbefangen und unbeeindruckt los. Aber nein, er und Ursus hatten sich als Freunde wertschätzen gelernt und in zwei unterschiedlichen Legionen gemeinsam gedient. So hatten sie sich nicht einfach verabschiedet wie der Legat einen Tribunen, sondern wie echte Freunde. Freunde fand man überall, wahre Freunde waren eine Seltenheit. Es war hart, einen wahren Freund zu finden und ihn zurückzulassen, doch sie hatten beide ihre Pflicht. Der Aurelier wollte den Tribun sogar auszeichnen. Doch dies hatten sie sich nach aufwendiger Überredungsarbeit seitens von Reatinus doch erspart. Warum hätten sie sich auch den Aufwand machen sollen? Ursus war Patrizier und hatte beim stellvertrenden Kaiser und Praefectus Urbi wohl schlechte Aussichten, etwas durchzuringen. Der mochte keine Patrizier und hörte dementsprechend nicht auf sie. Mühe, die auch nicht nötig war, zumal Reatinus nicht viel mehr tat, als sein Pflichtgefühl ihm gebot. **
Reatinus beschlich an diesem Morgen ein zwiespältiges Gefühl, denn er wusste ziemlich genau, dass er durch die Porta Praetoria der Legio I ein letztes Mal hindurchmarschieren würde. Er würde das Lager hinter sich lassen und in ein völlig anderes Lager einkehren. Verlassen, was vertraut war und in die große Welt hinausgehen. Ein Kommando antreten, auf das er schon so lange wartete - das so nah war, und durch die Entfernung, die noch vor ihm stand, doch noch in so weiter Ferne. Gerne wäre er länger geblieben, hätte sich richtig verabschiedet von allen. Doch nicht einmal dafür hatte er noch Zeit. Die Pflicht rief und holte ihn, und Reatinus ließ sich eben nicht zweimal rufen. Die andere Hälfte seiner Gedachten war schon in Ägypten und hier drehte es sich nur darum, wie seine Kommandantur der Legio XXII wohl sein würde. Er war einmal Praefectus Castrorum und kannte die Verantwortung, ein Lager zu verwalten. Doch dies schien ihm kein Vergleich. Er war dieses mal wirklich der Herr über eine Legion. Er ließ sich dies auch sehr gerne auf der Zunge zergehen. Ihm kam das Kommando über tausende von Soldaten zuteil! Diese Verantwortung war nicht einfach auf den Schultern zu stemmen, doch er wusste genau, dass er dem gewachsen war.
Der Zug näherte sich anschließend der Porta Praetoria und Reatinus salutierte zu den Wachmännern. "Tribunus Artorius - melde mich ab, dauerhaft!" Und damit waren sie durch.
Reatinus ritt voraus und der Zug folgte ihm nur langsam. Der Artorier blickte ein letztes Mal hinterher, verabschiedete sich im Geiste von der ruhmreichen Legio I und machte wieder kehrt. Er ging ohne Krach, ohne laute Zurufe, nein, er ritt einfach nur weiter seiner Zukunft entgegen mit dem bescheidenen Abgang, den er hatte. Er ließ hinter sich, was eine große Vergangenheit war, um sich dem Hier und Jetzt wieder zu widmen.
Sim-Off:** Basiert auf Fakten, die ich so mit Ursus abgesprochen habe und nun selber poste, weil er nicht da ist! 