Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Es war an der Zeit, dem neuen Kaiser zu huldigen. Hoffentlich konnte Reatinus dies guten Gewissens tun. Er hatte nicht allzu viel von Valerianus gehört. Aber es würde doch schon seine Gründe haben, dass der Mann nun den wichtigsten Posten in Rom bestieg.


    Er stimmte mit den anderen mit ein, die lautals brüllten. "Vivat Imperator Valerianus!".

    Reatinus hatte sich mittlerweile auch schon eingekriegt. Natürlich konnte er den tragischen Tod seines Neffens nicht einfach so wegstecken. Das brauchte seine Zeit, alles zu verdauen. Der Gang zur Türe dauerte diesmal etwas länger als sonst. Er öffnete die Türe und erblickte Valerian, der die Geschehenisse im Valetidunarium hautnah miterlebt hatte. Der Centurio wollte jedoch nicht darüber sprechen und ging gleich zur Sache. Was sollte er denn sonst tun...?


    "Salve, Legionarius. Was ist los?", fragte er den Mann.

    Zitat

    Original von PLUTO
    Er starb schnell, dieser Artorier, und wie eine Feder im Wind löste sich seine Seele aus dem toten Körper. Pluto – in Gestalt von Orcus – musste nur noch zugreifen, und das tat er! Mit kräftigen Händen packt er sie, die so leicht war und zerbrechlich. Dann zog er sie in die Tiefe, hinab in sein Reich, in die Welt der Toten.


    Als hätte ihn dieser Pluto, der Severus gerade zu sich holte selbst gehetzt, stürmte Reatinus panisch in das Valetidunarium. Er sah sich wild im Vorraum um, verlor aus seiner Angst um Severus kurz die Orientierung. Es kam ein Capsarius vorbei der nichts zu tun hatte und der Reatinus doch nur helfen wollte. "Wie kann ich dir..."
    "Klappe!", schimpfte Reatinus. Dann machte sich auch der Capsarius ängstlich davon. Dann war sie wieder da, die Orientierung. Und mit ihr noch eine größere Panik. "Verdammt, verdammt, verdammt,...", zischte Reatinus umher, während er sich zu den Behandlungsräumen machte. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, während er weiterhin nach Severus suchte.
    Er fand bald den Raum, wo er sich aufhielt. Das Erste, was Reatinus sah, war Agrippinus... gefolgt von seinem Neffen, den die Lebensgeister verlassen haben. "Nein... nein, NEIN!", schrie Reatinus durch das ganze Gebäude. Man hätte meinen können, dass die Wände unter allen Beteiligten eingebrochen wären. Ein einen Schlag war Reatinus eine völlig andere Person... nicht mehr der strenge, autoritäre Centurio auf dem Exerzierplatz. Er war jetzt der schockierte, entgeisterte Artorier im Valetidunarium, der einen Toten zu viel gesehen hat... und den falschen Toten.
    Schockiert und mit traurigen Augen (man hätte sie sonst nie bei Reatinus gesehen) stürtzte er sich zu Severus´ Leichnahm. "Oh nein...", sprach er und besudelte sich dabei versehentlich selbst mit Blut. Mit einer langsamen Handbewegung schloss er Severus die Augen. Reatinus war verzweifelt, ratlos. Sein Neffe... dass letzte, was er mit ihm zu tun hatte, war eine Ausgangsgenehmigung... oh nein, er hätte sie ihm lieber nicht geben sollen. Wie sollte er das Avitus klar machen, der in Parthien diente? Wie sollte er ihm einfach sagen "Dein Sohn ist tot"? Langsam lehnte Reatinus seinen Kopf an das leblose Gesicht seines Neffen. "Ruhe in Frieden, Severus...", flüsterte er.


    Als wäre Reatinus ein völlig anderer Mensch, erhob er sich. Er sprach kein Wort und ging zu dem Medicus, fasste ihn an beide Schultern. Fassungslosigkeit war das Gefühl, welches Reatinus nun dominierte. Ein düster-trüber Gesichtsausdruck lag ihm Gesicht, zeigte die Trauer, die er empfand. Er zeigte seine Gefühle nie so offen vor Legionären...


    "Warum?! Was war los?! Was war los?!", rief Reatinus gebeutelt von Schockiertheit und schüttelte den Medicus unkontrolliert.

    Der Optio übernahm jetzt das aufpassen auf die Probati, sodass der Centurio sich zunächst einmal zurücklehnen konnte. Bis die angehenden Legionäre zurück waren, blieb noch ein wenig Zeit. Aufmerksam sah er in die Ferne, wo sich die Probati schon recht gut im Schwimmen machten... für Anfänger zumindest! Die nächste Übung jedoch war ein wenig anspruchsvoller.


    Nur weigerten sich einige immernoch hartnäckig, ins Wasser zu gehen. Auch dafür kannten die Offiziere ihre Tricks... auch wenn diese nicht gerade fair waren, aber welcher Offizier war schon fair?
    Langsam pirschte Reatinus sich an die zimperlichen Rekruten heran. Bald schon stand er direkt hinter einen von den Wenigen, um ihn mit Wucht in das eiskalte Wasser zu schubsen. Jetzt konnte er zumindest schwimmen lernen. Und die anderen, die die Methoden des Centurios sahen, hatten nun mehr Angst vor ihm, als vor dem Wasser. "Ich sagte: Schwimmen!".

    Sim-Off:

    Geld wird sofort überwiesen!



    Brief



    An:


    Lucius Artorius Avitus
    _____


    Parthia
    Marschlager der Legio I
    Legio I Italica



    Von:


    Servius Artorius Reatinus
    _____


    Provincia Germania
    Mogontiacum
    Legio II Germanica


    ~~~~~~~~~~~~~~~



    Geliebter Vetter,


    endlich finde ich Zeit, dir wieder zu schreiben. Es fällt mir alles andere als leicht, diese Zeilen zu formulieren, was ich nicht zuletzt dem Grund verdanke, weshalb ich hier sitze und versuche, die richtigen Worte für mein Anliegen zu finden. Ich weiß nicht, wie meine nächsten Worte jetzt überhaupt aussehen sollen. Hoffentlich überrumpele ich dich nicht damit, aber in Abetracht aller Tatsachen auch keine schwierige Aufgabe.



    Es geht um meinen Neffen, deinen Sohn, Severus. Es war tragisch, im Valetidunarium unseres Lagers solch eine Neuigkeit mitzubekommen, und es ist schwer, sich damit abzufinden. Severus ist uns tragisch verstorben. Ich weiß nicht, wer oder was ihn getötet hat... ich weiß auch nicht, ob ich dir schildern soll, was genau ihm wiederfuhr. Ich wage es ehrlich gesagt nicht.
    Wie es das Schicksal wollte, erfuhr ich als einer der Ersten, was mit Severus geschehen ist. Ich sah seinen Leichnahm im Valetidunarium, konnte keine letzten Worte an ihn richten. Immernoch fühle ich mich wie ein blödes Arschloch, dass ich nicht schneller bei ihm war, bevor ihn Pluto geholt hat. Nein, ich kam zu spät. Die Ärzte konnten nichts mehr für ihn tun... und ich auch nicht.
    Immernoch mache ich mir Vorwürfe, vielleicht bin ich zum Teil Schuld an Severus´Tod. Ich hätte ihm keinen Ausgang geben sollen... er sagte, er wolle zu den Parentalia, unsere Ahnen ehren. Doch wie es scheint, wurde er übefallen. Ich weiß es nicht, ich bin so verwirrt, ratlos. Ich weiß nicht, was ich fühlen soll, genauso wenig weiß ich, ob ich denn Schuld habe. Ich hätte Severus nicht raus lassen sollen... nicht, bevor er seine Grundausbildung abschgeschlossen hat. Doch ich bin ein Tölpel und habe es getan. Verzeih mir, Vetter.


    Es dauerte auch nicht lange, da wusste ich, was mein nächstes Ziel wäre. Rache. Rache an jenen, die Severus auf dem Gewissen haben. Sie mit kaltem Stahl das spüren zu lassen, was sie mit meinem Neffen getan haben. Zu schön um wahr zu sein. Die Mörder sind nicht da, ich weiß nicht, wie sie ausgesehen haben. Nur Severus weiß es, der in Elysio verweilt. Närrische Glückpilze.



    Nun, mein Cousin, was soll ich groß sagen? Ich kann weder in Schrift noch in Ton fassen, wie geschockt und bestürzt ich bin. Alles was ich tun kann, ist beten. Beten, dass Severus in Frieden ruht, und dass es dir gut ergeht im fernen Parthien. Es ist mir mittlerweile auch wieder egal, dass der Kaiser verstorben ist. Ich konnte mich mit Severus erst kurz vor seinem Ableben gut vertragen. Und bereue die Momente, die ich verpasst habe, mit ihm zu unternehmen.


    Bitte Vetter, grüß meinen Bruder von mir, und wirft ein Auge auf euch gegenseitig. Ich könnte es nicht verkraften, noch jemanden zu verlieren.




    Viele Grüße, mein Vetter, mögen die Götter uns wohlgesonnen sein. Uns, die wir noch leben.





    Servius Artorius Reatinus


    Reatinus räusperte sich kurz, ehe er mit selbstsicherer Stimme seine Meinung zum Vortrag verkündete:


    "Ich finde deinen Vortrag gelungen, Tribunus. Ein guter und informativer Einblick in verschiedenen Jahren, an denen Relevantes passiert ist. Deshalb habe ich letztendlich keine negative Kritik aufzubieten.". Wie schon gesagt, Reatinus war ja kein begnadeter Kritiker. Er war zufrieden mit diesem Beitrag, wie er war. "Ansonsten kann ich auch nicht viel dazu sagen, Tribun. Der Vortrag hat mir sehr gefallen, saubere Arbeit!".

    Reatinus hätte sich die Augen zukneifen können, als die erste Kurve immer näher kam. Erwartungsvoll wartete er das wilde, taktlose Gerumpel auf, welches bei dem ersten Rundgang kaum zu überhören war. Dann kam die Überraschung: Die Probati waren wohl doch nicht so lernunfähig, wie sie anfangs zu sein schienen. Zufrieden bog auch Reatinus in die Kurve ein und warf einen Blick auf die angehenden Legionäre, ganz speziell auf ihre Füße. Er war immer wieder zufrieden, einer schwierigen Gruppe etwas beigebracht zu haben. Das war für einen Offizier keine einfache Herausforderung. "Sehr gut!", lobte Reatinus die Truppe erleichtert.
    Auch die restlichen Kurven wurden zur Zufriedenheit der beiden Offiziere gemeistert. Die Trainingseinheit war zum Glück abgeschlossen. Den Probati würde die Verschnaufpause bis morgen sicherlich gut tun. Sie brauchten die Kraft, denn morgen stand so Einiges auf dem Plan.


    "Probati, venite!", rief der Schreihals zum Sammeln.


    "Für heute beenden wir das Training! Ihr habt euch gut gemacht, doch lasst das kein Grund sein, euch auf euren Lorbeeren auszuruhen! Ich sage euch, ihr steckt noch in den Kinderschuhen, und was ihr heute und in den nächsten Tagen lernt, werdet ihr euer Soldatenleben lang brauchen! Und nun verlasst mein Sichtfeld, morgen seid ihr wieder auf dem Exerzierplatz!".


    Auch von dem Optio verabschiedete sich Reatinus. Drusus entpuppte sich als zuverlässiger und kompetenter Optio. So musste das sein! "Vale, Optio!".

    Ob das denn jetzt überhaupt ein Grund war, zu jubeln? Für Reatinus selbst nicht, denn der Kaiser war weg. Reatinus vertraute auf den Nachfolger, doch betraurte auch den Vorgänger. Schon so viele Jahre regierte dieser Mann Rom. Reatinus war ein wenig besorgt, ob der Wechsel des Kaisers so ohne Weiteres über die Bühne gehen würde... im Gegensatz zu einem großen Teil der Legion jubelte er nicht. Es war nur ein kleiner Trost, dass das Opfer erfolgreich war. Stattdessen stand er stumm und gespenstisch ruhig da und blickte auf den Sacerdos.

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian


    Valerian holte tief Luft, nahm Haltung an und salutierte. So gehörte es sich nun einmal. Doch er hielt sich nicht sehr lange damit auf. "Salve, Centurio. Es geht um Severus. Ähm. Probatus Artorius. Er ist sehr schwer verletzt. Wir haben ihn ins valetudinarium gebracht, doch ... es war alles voller Blut und er sah wirklich schlimm aus. Der Medicus meinte, ich soll Dich holen. Er braucht jetzt jemanden, der ihm beisteht." Er hatte das alles ziemlich schnell herausgesprudelt und mußte nun erst wieder Luft holen.


    Reatinus blickte den Quintilier mit zweifelnden Blicken an... sein Neffe, verletzt? Ein Gefühl der Angst um seinen Neffen machte sich im Herzen breit. Dieses klopfte, als wollte es aus der Brust schießen. "A-a... Artorius?", stammelte der Centurio, "Verdammt... ich muss... ich muss da hin, aus dem Weg, Legionarius!". Damit rannte der Centurio aus seiner Unterkunft, ließ die Tür stehen und alles, was sich dahinter befand, blieb unberührt. Valerian ließ er stehen und liegen... davon abgesehen, dass er den Mann in seiner Aufregung zur Seite stieß, als er ins Freie rannte. Nicht einmal ein Sagum hatte Reatinus bei dieser Kälte mitgenommen. Seine Beine waren jetzt unkontrolliert.


    Sim-Off:

    Sorry, dass es gedauert hat... morgen folgt der Post im Valetidunarium!

    "Das dachte ich auch, Primus.", flüsterte Reatinus den Duplicarius gezielt mit Cognomen an, "Du könntest deinen Verwandten doch einfach fragen...". Sie waren nicht in der gleichen Einheit, beides Offiziere und relativ privat im Raum. Grund genug, um wenigstens einen Teil der militärischen Formalität zu vergessen. Dabei fiel Reatinus ein... hatte er Primus denn jemals mit Cognomen angesprochen? Wenn dem so wäre, dann wüsste er es nicht mehr!


    Der Vortrag des Tribunen war recht umfangreich und bot viele Informationen. Vielleicht war es der Grund, weshalb Reatinus letztendlich keine Fragen mehr offen hatte. Reatinus wollte viel eher eine Kritik abgeben, aber den Tribun auch nicht allzu sehr in Aufregung versetzen. Er hob die Hand und fragte (ein wenig ehrfürchtig) nach: "Verzeihung, Tribunus! Ich habe keine Fragen, aber ich hoffe, dass Kritik genauso willkommen ist!". Nun gut, er war kein Kritiker, aber er hatte zumindest seine eigene Meinung!

    Sim-Off:

    Sorry... dann nehme ich mich eurer an. :)
    Übrigens, Legionäre! Wo bleibt der Lagerausbau? ;)


    Wer suchet, der findet. Diesen Spruch konnte man gut auf den Eques Duccius anwenden, das sich schon nach einem Offizier umsah. Das Glück war ihm hold, als er auf den Optio stieß, der im Lager umherpatroullierte und immer wieder nach dem Rechten sah. Etwas erstaunt blickte er den berittenen Soldaten an. Sein Gesicht hatte er bisher noch nicht gesehen, aber das musste nun auch nicht viel heißen. Daher benahm sich der Optio so, als wäre der Mann schon mit der letzten Verstärkung zu ihnen gestoßen. Eburnus, dessen Namen Reatinus noch nicht kannte, schien etwas oder jemanden zu suchen. Das interessierte den Artorier, weshalb er sich daran machte, nachzufragen.


    "Salve Eques!", salutierte Reatinus, "Suchst du etwas Bestimmtes?".

    Sim-Off:

    Richtig. Sehr schöner Post, großes Lob! :)


    "Sehr gut...", dachte sich Reatinus, als er in seiner zu frühen Freude darüber nachdachte, wie schnell die Probati doch lernten. Doch es kam völlig anders, als sich die erste Kurve näherte. Reatinus ahnte nicht, dass bald ein wirres umhergetrete entstehen würde, welches nicht einmal im Entferntesten an einen Gleichschritt erinnerte. Viel eher freute er sich auf den süßen Klang von gleichmäßig marschierenden Probati. "Ronk, ronk, ronk, ronk, ..."
    Er war zutiefst schockiert, als er feststellen musste, dass seine groß vermessene Freue sich schnurstracks in den Weiten des Nichts verpuffte. Das in der Kurve war kein Gleichschritt mehr, definitiv nicht. "Ihr taktloser Haufen, ich will einen Gleichschritt sehen, aber zügig!", folgte eine laute, gnadenlose Schimpfkanonade. Eine von vielen, denn kurzzeitig, zumindest für die gerade Strecke im Intervallum klang das Ganze wieder ein wenig organisierter. Aber jede Kurve das Gleiche. Jeder Freude, dass es jetzt funktionieren würde, verschwand, eine nach der anderen! Das brauchte noch so Einiges an Übung. Reatinus konnte nicht locker lassen, bis ein jeder Rekrut das drauf hatte. Diese Lektion war überlebenswichtig, der Erste Schritt, das ABC des Legionärdaseins.


    Das kleine Übungstrüppchen, welches kein Talent für den Gleichschritt hatte, fand sich wieder an der Porta Principalis Sinistra ein. Sie hatten nun einen großen Teil des Lagers gesehen, von der beeindruckenden via preatoria bis hin zu den Legionsthermen (die den Städtischen in nichts nachstanden) und den unzähligen Baracken, die das Castellum dominierten. Nicht zu vergessen auch das Forum, in welchem sich regelmäßig auch Händler einfanden, um Waren anzubieten. So kam der Otto-normal-legionär schnell an Waren, die so im Lager nicht zu finden waren.


    Der Centurio sah nur eine Alternative... eine weitere, für die Probati antrengende Runde. Sie hatten sie sich selbst zuzuschreiben, doch diesmal sah Reatinus es vor, ihnen Tipps zu geben. Würde es das nicht tun, würde diese Geschichte noch in einem Debakel enden. Na hoffentlich würden sie sich die Ratschläge des Centurios zu Herzen nehmen. Wenn nicht, dann würden so lange "Ausdauerübungen" folgen, bis sie eben das tun würden. Es kam übrigens nicht allzu oft vor, dass sich Reatinus dazu bewegte, spezielle Tipps zu geben.


    "Ich bin nicht zufrieden mit euch, Probati! Noch eine Runde, pergite!" ( "Marsch" ), meinte der Centurio ungestüm.


    Schon setzte sich die Kolonne in Bewegung und Reatinus schaute sich nach seinem Optio um. Er war noch da und Reatinus machte mit einem Nicken verständlich, dass er ihn nicht vergessen hat. Es durfte keine Nachzügler geben.
    Im Lauf gab er den Probati also den Tipp des Tages, um die nächste Übung zu meistern.


    "Probati, ihr habt Probleme bei den Kurven, und es kommt selten vor, dass ich Rekruten Tipps gebe, also hört gut her! Wenn ihr in eine Kurve einbiegt, verkleinern die, die sich innerhalb ihrer befinden ihre Schritte, und wer sich außerhalb befindet, vergrößert sie, bis ihr an der Kurve vorbei seid! Vergesst nicht, im Takt marschieren! VERSTANDEN?!".


    Und da kam die nächste Kurve auch schon... Reatinus dachte schon daran, sich die Ohren zuzuhalten.

    Reatinus zögerte auf den Befehl des Tribunen nicht lange und trat salutierend ab. Endlich, sie konnten wieder zum Castellum zurück. Für den Centurio gab es jedoch trotdem wieder Arbeit. Eine Nacht ohne Schlaf war vergangen, und jetzt wartete eben der neue Tag... das machte diese schlaflosen Nächte so verhasst bei den Soldaten.


    "Parate vos ad iter!" ( "Marschbereitschaft herstellen!" )


    Die Marschbereitschaft wurde wie befohlen hergestellt, doch kam dem Artorier der Tribun zuvor, der zum Abrücken bließ. Reatinus blieb nun nichts anderes mehr übrig, als sich in Front der Centuria wieder zum Castellum zu begeben. Verdammt, er hätte im Gehen einschlafen können. Seine Augen machten sich manchmal von ganz alleine zu!

    Ein Glück, dass die letzte Nacht so reibungslos ablief. Reatinus selbst schlief nicht, was seine müden, rot angelaufenen Augen nur zu deutlich zeigten. Alles, was er wagte zu tun war, sich etwas hinzusetzen und vor sich her zu dösen. Das brachte jedoch nicht viel.
    Endlich kam die Sonne auf, und sie war für Reatinus, als hätte er Jupiter höchstselbst gesehen. Eine Erleichterung, pure Freude!


    "Milites, venite! State!", hallte es über dem Platz, auf den sich nur Legionäre befanden. Bald würden sie wohl das Forum räumen und sich wieder aus dem Staub machen, um es wieder der Bevölkerung zu lassen.


    Der Centurio suchte den Tribunen auf, um zu sehen, ob sie wirklich gehen durften, oder ob es zu schön wäre, um wahr zu sein. Er fand den Terentier bald, salutierte recht routiniert und grüßte. "Guten Morgen, Tribunus Terentius! Wie wollen wir weiter vorgehen? Sollen wir uns sammeln und abtreten?".

    Na geht doch! Endlich hatten die Probati den Dreh raus, und die beiden Offiziere konnten nun guten Gewissens fortsetzen und die neu erworbene Fähigkeit der Probati festigen.


    "Laevum, laevum, ... und jetzt alle Mann aufgepasst, wir machen eine Runde um das Intervallum! ... Laevum, laevum, ...", befahl der Centurio und steuerte die porta principalis sinistra an... einige Momente später hörte er auf, den Takt vorzugeben und wieß dem Optio mit einer Handbewegung an, dasselbe zu tun. Mal sehen, wie sie das jetzt auf die Reihe bekommen würden.



    Sim-Off:

    Wie du dir das Ganze mit dem Intervallum vorstellen kannst, kannst du im Tabularium sehen! Dort ist alles erläutert.
    Bei dem kleinen Fußmarsch kannst du beschreiben, was du so alles siehst. :)

    Schon sehr lange war es her, als Reatinus hier an diesem See war. Er war selbst Probatus, als er hier das Schwimmen von seinem Vorgesetzten lernte. Heute war er Centurio. Demnach also selbst Vorgesetzter und musste nun seiner Rekrutengruppe das Schwimmen beibringen. Mit den ganzen Probati im Schlepptau erreichte Reatinus den Fluss, an genau der gleichen Stelle, wo er selbst damals stand. Es hatte sich nichts geändert, in diesen Jahren.


    Doch es war keine Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen!


    "Hier sind wir, Probati! Runter mit der Kleidung und ab uns Wasser! Wer in fünf Sekunden nicht im Wasser ist, hat die Ehre, Latrinen zu putzen!".


    "Optio, pass mir auf, dass niemand ertrinkt!".


    So hagelte es Befehle, die auf ihre Ausführung warteten.

    Die Probati hatten wirklich Glück, dass die winterliche Kälte sich immer mehr verzog. Der Frühling war sozusagen im Anmarsch, was sich durch den Sonnenschein und die warme Luft bemerkbar machte, die draußen herrschte. Das waren perfekte Bedingungen, den Rekruten die Kunst des Schwimmens näher zu bringen. Reatinus freute sich schon wie ein kleines Kind darauf, die Probati rücksichtslos ins kalte Wasser des Sees zu scheuchen.


    "Probati venite!", ertönte des Schreihalses Stimmorgan.
    "Heute steht Schwimmen auf dem Plan, Probati! Damit ihr das lernt, werden wir zu einem See außerhalb Mogontiacums marschieren! Und wenn wir schon dabei sind: Im Gleichschritt!"


    "Parate vos ad iter!" ( "Marschbereitschaft herstellen!" ), befahl der Centurio und stellte sich ganz vorne hin, um die Rekruten zum See zu führen... dort, wo er als Probatus selbst schon schwimmen lernte. Da fiel ihm gleichzeitig noch ein, dass er ja selbst mal so aussah wie dieser Haufen, den Reatinus ausbildete. Das waren ja noch Zeiten!


    "Abite!", gab er Befehl zum abtreten. Der Optio war ebenfalls dabei, und musste sich wie immer hinter die Probati klammern, um die Nachzügler voranzutreiben.

    Verängstigte Ziegen. Das war kein gutes Vorzeichen. Reatinus beobachtete sichtlich bedrückt die Zeremonie, die da stattfand, wie sich die Messer in die Hälser der Tiere bohrten. Danach waren auch schon Helfer anwesend, die das ströhmende Blut in Behältern auffingen. Ein gewohntes Schauspiel für Reatinus, denn er war nicht zum ersten Mal Zeuge eines Opfers. Ein würdiges Opfer für einen großen Mann wie den Kaiser. Doch ersetzen konnte man ihn nicht, und jeder der hier stand hatte deutlich im Hinterkopf, warum dies Alles veranstaltet wurde. Mitgenommen verfolgte Reatinus, was der Sacerdos da machte. Hoffentlich gab er ein gutes Urteil.

    Es war ein Fall für einen guten Medicus. Hoffentlich konnten die Ärtzte dort etwas gegen die unzähligen Verletzungen übernehmen. Mit zornigen Augen sah Reatinus zu, wie Crispus seine Männer anschiss, die sich über Lupus hermachten. Sie richteten ihn zu wie... Barbaren... der erste Speer hatte recht, sie waren in der Tat verrückt! Allein schon der Blick auf Lupus ließ jemanden schockiert wieder wegblicken. Und wenn man bedenkt, dass sie das einem römischen Soldaten angetan haben... einem Waffenbruder, jemandem, der den gleichen Eid geschworen hat. Keine gute Sache.
    "Ich komm´ klar!", antwortete Reatinus dem Petronier, während er sich wieder seinen Männern zuwandte. Wo zum Geier steckte Severus jetzt bloß? Dann musste jemand anders eben Valerian helfen. "Iulius, du hilfst Valerian, aber zackig! Kümmert euch darum, dass er zum Valetidunarium gebracht wird! Abite!", meinte Reatinus schroff und nervös. Die Legionäre der I. mussten für diese Verletzung gerade stehen.


    Danach folgte weitere Befehle. "Centuria IV, venite!".

    Was Reatinus da sah, war einfach nur eine unterirdische Leistung. Damit wollte sich der Centurio auf keinen Fall abfinden. Das war das Grundgerüst der Disziplin! "Ich sehe und höre wohl nicht recht! Dass könnt ihr besser, ihr Waschlappen!", gab Reatinus seine vernichtende Kritik an die marschierende Gruppe weiter. Danach lief er selbst los, um neben den Probati zu marschieren und durch seine bedrohliche Nähe einen ordentlichen Gleichschritt auszuquetschen. Dabei rief er im Takt "Laevum, laevum, laevum, ...", um ihnen unter die Arme zu greifen. Reatinus winkte auch den Optio zu sich herbei, der hinter der marschierenden Truppe herlaufen sollte und Faulpelze und Nachzügler nach vorne treiben sollte.