Beiträge von Titus Flavius Milo

    Schmunzelnd bejahte Milo ihre letzte Frage.
    "Natürlich kannst du mich jederzeit wieder aufsuchen, falls es irgendwelche Fragen oder auch Probleme gibt. Ich wünsche dir viel Erfolg im Weiteren und einen erfreulichen Dienst für die Göttern. Vale."
    Er zwinkerte ihr zum Abschied verschmitzt zu und wandte sich, nachdem die junge Dame den Raum wieder verlassen hatte, wieder seinen Wachstafeln zu. Er machte sich eine kleine Notiz, die entsprechenden Stellen zu benachrichtigen, und widmete sich im Anschluss wieder seiner Lektüre von zuvor.

    Milo nickte zu jedem der genannten Namen leicht mit dem Kopf und stellte jeweils eine gedankliche Verbindung zu den ihm dazu bekannten Informationen her. Bei einem der Namen merkte er auf und musste sofort an einen Brief seines Ziehbruders denken. Diese Assoziation führte dazu, dass Milos Gesicht sich kurz versteinerte und er sich etwas steif auf seinem Stuhl zurücklehnte.
    "Tiberius Vitamalacus, sagst du? Dieser Name ist mir nicht unbekannt, Gracchus, und ich denke du solltest in Bezug auf diesen Kandidaten etwas erfahren."
    Er räusperte sich kurz und sammelte seine Gedanken, da die Lektüre jenes Briefes schon geraume Zeit zurücklag, auch wenn sich der Inhalt fest in sein Gedächtnis gebrannt hatte.
    "Diese Person diente wohl für geraume Zeit bei der Legion, wo dein Vetter Aristides, welcher auch mein Onkel und Ziehbruder ist, mit ihm in Kontakt kam. Um genau zu sein, war jener Tiberier wohl der direkte Ausbilder Aristides'. So begab es sich, dass er meine hochverehrte Ziehmutter, unsere leibliche Verwandte Flavia Agrippina, mit unsäglichen Ausdrücken beschimpfte und schmähte. Er soll sie ausdrücklich und unmissverständlich eine Lupa genannt haben. Die daraus entspringende Rage meines Onkels kannst du dir sicherlich vorstellen."
    Erbost presste Milo seine Lippen zusammen und atmete einmal tief durch, während er Gracchus' Reaktion auf diese Eröffnung abwartete.

    Milo nickte verstehend mit dem Kopf.
    "Das ist korrekt. Die Septemviri sind jedoch in einem anderen Teil der Regia untergebracht. Ich werde dich am Besten direkt dorthin führen und nach dem Magister schicken."
    Er deutete einladend in die entsprechende Richtung, um den Quaestor dorthin zu geleiten.


    Sim-Off:

    Ich lasse den Thread mal in das richtige Unterforum verschieben. Der Magister wird sich dann auch bald hier im selben Thread melden.

    Milo nickte lächelnd mit dem Kopf. Es war nur recht und billig von der jungen Dame eine so umfassende Vorbereitung auf ihren Dienst im Cultus Dorum anzustreben.
    "Sehr gut, dann wirst du künftig vom sacerdos publicus Titus Tiberius Flaccus ausgebildet werden. Er dürfte hier in Rom in der Villa Tiberia anzutreffen sein. Er ist ein erfahrener Priester und wird dir sicher einiges beibringen können. In Bezug auf deinen Vater sollten wir das Prozedere nicht unnötig verkomplizieren. Handhabt es, wie es euch beliebt. Sofern es ihm gelegen ist, mag er sich persönlich hier vorstellen. Anderenfalls soll mir eine schriftliche, von ihm gesiegelte, Mitteilung reichen. Doch bevor du deine Ausbildung antreten kannst, wirst du noch einen Eid ablegen müssen."
    Noch einmal griff der Patrizier zu dem Stapel Wachstafeln und zog nach kurzem Suchen eine weitere daraus hervor, die er Claudia reichte. Anschließend fuhr er fort.
    "Es gibt hier in der Regia ein kleines Heiligtum, welches wir für diesen Zweck verwenden. Begib dich dorthin und spreche diesen Schwur. Sodann und sobald die Zustimmung deines Vaters hier eingetroffen ist, werde ich deine Ernennung zur discipula veranlassen."
    Milo lächelte aufmunternd und sah sie fragend an.
    "Ansonsten wäre damit eigentlich alles geklärt. Oder hast du persönlich noch Fragen oder Anmerkungen?"



    Ego, <nomen>, deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro. Ego, <nomen>, religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro.



    Sim-Off:

    Ich, <Name>, schwöre, dass ich die Götter und Göttinnen und den Römischen Imperator (Kaiser) in allen Zeiten meines öffentlichen Lebens verehren und die Römischen Tugenden im öffentlichen wie im privaten Leben verfolgen werde. Ich, <Name>, schwöre, dass ich mich der Römischen Religion hingebe und diese schütze und niemals gegen ihre öffentliche Stellung handle, damit sie keinerlei Schaden nehme.

    Milo wölbte verwundert die Augenbrauen.
    "Mir war nicht bekannt, dass die Aufgaben der salii palatini in solchem Umfang von denjenigen der salii collini abweichen. Wurde diese Trennung schon immer so gehandhabt? Im Übrigen glaube ich mich zu erinnern, dass der Schwerpunkt unserer Tätigkeit auf dem agonium im Martius liegt. In Bezug auf dasjenige im December kann ich mich eines Mitwirkens der salii garnicht entsinnen."


    Sim-Off:

    Ich hatte mich auch im IR-eigenen Wiki informiert, daher die Frage. Den dortigen Satz "Die Collini kamen vor allem bei Agonium-Fest zum Einsatz" interpretiere ich so, dass sie zwar 'vor allem' das agonium feiern, aber auch bei anderen Anlässen mitwirken. Schließlich ist im einleitenden Teil bei der Nennung der anderen Feste (inklusive des armilustriums) keinerlei Spezialisierung auf eine der beiden Sodalitäten angedeutet.

    Mit einem kleinen Stapel Wachstafeln im Arm war Milo gerade auf dem Weg vom Archiv zurück in sein Büro in der Anmeldung, als er auf einen offensichtlich Suchenden traf. Natürlich erkannte er diesen an dessen toga praetaexta sofort als einen Magistraten, so dass er inneheilt und auf den Mann zutrat. Sodann erkannte Milo auch das Gesicht des Tiberiers, mit welchem er bereits zuvor das ein oder andere Wort schon gewechselt hatte. Entsprechend freundlich und höflich begrüßte er jenen.
    "Salve, Quaestor."
    Da schließlich nicht unbedingt davon auszugehen war, dass jener sich an seinen sporadischen Gesprächspartner von einst erinnerte, stellte Milo sich zusätzlich mit Namen vor, um sein Gegenüber nicht in Verlegenheit zu bringen.
    "Titus Flavius Milo, wir hatten ja schon einmal das Vergnügen. Ich arbeite derzeit als Scriba des Cultus Deorum. Kann ich dir vielleicht weiterhelfen?"

    Schmunzelnd setzte Milo sich ebenfalls und betrachtete seine Besucherin von dort aus wohlgefällig. Sie war wahrlich eine vornehme Dame von gutem Stand, die sich zu benehmen wusste, was ihr seine Hochachtung einbrachte. Entsprechend geduldig versuchte er jede ihrer Fragen ausführlich zu beantworten.
    "Nun, für gewöhnlich erhält wohl ein jeder römische Bürger, der in gutem Hause aufwächst, eine solide und grundlegende Bildung. Durch diese und durch die regelmäßige Teilnahme an den zahlreichen Festen des Cultus Deroum, erwirbt man sich letztlich schon von Haus aus ein beträchtliches Wissen über die Götter und ihren Kult. Viele Kandidaten bedürften daher nur einer kurzen Einweisung und können sogleich die eigentliche Prüfung zum Sacerdos ablegen. Falls in deiner Erziehung die Schwerpunkte jedoch anderweitig gelegt wurden, werden wir dir selbstverständlich einen Ausbilder stellen."
    Er zog einen Stapel Wachstafeln zu sich heran und durchsuchte diesen beiläufig, bis er das gewünschte Exemplar gefunden hatte und es mit einem kurzen Blick bedachte, woraufhin er es vor sich ablegte.
    "Du brauchst dich noch nicht festlegen, keine Sorge. Der Sacerdos kann dir bei der Entscheidungsfindung vielleicht auch noch gute Hilfestellung leisten. Das Einverständnis deines Vaters hast du zu diesem Schritt bereits eingeholt?" erkundigte er sich und sah sie freundlich an.

    Milos Lächeln wuchs noch ein Stück in die Breite, als er der hübschen jungen Dame ansichtig wurde. Er glaubte gleich sich vage an sie zu erinnern, konnte sie jedoch keinem Namen zuordnen. Als sie den ihren dann nannte, wurde ihm alles klar. Wahrscheinlich wird er sie flüchtig auf der Hochzeit des Vetters seines Vaters erblickt haben. Zuvorkommend bot er ihr einen Sitzplatz an und erwiderte die Begrüßung.
    "Salve, sehr erfreut. Mein Name ist Titus Flavius Milo und ich arbeite hier derzeit als Scriba. Ich will dir gerne weiterhelfen. Setz dich nur."
    Er wartete geduldig, bis sie Platz genommen haben würde.
    "Dann möchtest du vor der Prüfung zur Sacerdos publica zuerst als Discipula ein wenig in die Angelegenheiten des Cultus Deorum eingeführt werden? Das sollte kein Problem darstellen. Wie kommt es, dass du dich für den Dienst im Cultus Deorum entschieden hast? Hängt dein Engagement mit einem Gott oder einer Göttin zusammen, die dir besonders am Herzen liegt?"
    Freundlich musterte er sie kurz, jedoch ohne mit seinen Blicken aufdringlich zu werden, die stets auf ihrem Gesicht verharrten.

    Bislang hatte sich das Leben in der Sodalität für Milo als äußerst bequem gestaltet. Man hielt von Zeit zu Zeit eine Zusammenkunft ab, doch wirklich Aufwand hatte er mit seiner Mitgliedschaft noch nicht verbunden. Auch den Knaben, welcher die Wahl zum magister gegen ihn gewonnen hatte, hatte er letztlich akzeptiert, da er nicht vorschnell urteilen wollte. So waren die salli collini mit der Zeit zugunsten anderer Dinge relativ in den Hintergrund von Milos Aufmerksamkeit gerückt. Am vierzehnten Tag vor den Kalenden des Novembers erinnerte er sich dann jedoch wieder sehr an dieses neue 'Amt'. So kam es, dass Milo sich bei der nächsten Gelegenheit in der curia selbst einmal zu Wort meldete. Er räusperte sich leicht und wandte sich sodann an das plenum der sodales.
    "Es gibt eine Frage, die mich nun schon seit einigen Tagen beschäftigt. Die Feierlichkeiten des Armilustriums wurden vor wenigen Tagen von unseren Kollegen, den salii palatini, vorbildlich abgehalten. Doch wäre es nicht auch unsere Aufgabe gewesen, an diesem Fest mitzuwirken?"
    Fragend blickte er in die Gesichter der anderen, bis sein Blick schließlich am magister selbst hängen blieb.

    Milo hatte inzwischen Aristides wiedergefunden und hängte sich an ihn dran. ;) Während des Brautzuges wollte er es sich selbstverständlich nicht nehmen lassen, gemeinsam seinem Ziehbruder ganz wie in guten alten Zeiten ein paar zotige Sprüche zu reimen. Es dauerte nicht lang und schon kam ihm der erste kleine Vers in den Sinn.
    "Stolz ist die Löwin, erhaben zugleich!
    Nimm sie dir, Tiger, dann wird sie bald weich!"
    Er musste breit grinsen angesichts seiner eigenen Unbeholfenheit beim Reimen und auch der Vorstellung des Brautpaars als Löwin und Tiger. Gut gelaunt stimmte Milo in die Rufe der Menge ein.
    "Talassio!"

    Milo nickte zu den Erklärungen des Vetters seines Vaters.
    "Wahrlich. Manche Personen gehen allzu leichtfertig mit der ihnen vom Volk gegebenen Kompetenz um. Gute Magistrate sind heutzutage nur schwer zu finden. Doch deine Worte und was ich auf den Straßen Roms so hörte lassen mich guten Mutes sein, dass du selbst diesbezüglich den anderen mit wahrlich gutem Beispiel voran gehst. Es ist jedoch kein gutes Zeichen, dass ein solches Verantwortungsbewusstsein und zuverlässige Pflichterfüllung keine Selbstverständlichkeit mehr zu sein scheinen."
    Er zog die Augenbrauen kritisch zusammen und dachte an die bevorstehenden Wahlen zum Cursus Honorum. Milo war gespannt, welche Kandidaten sich dieses Mal finden würden, erhoffte sich diesbezüglich jedoch nicht allzu viel.
    "Die Vorschläge zu den Standeserhebungen dürften wohl mit der ehrenvollste Teil deiner Aufgaben sein. Kommen denn viele Bittsteller zu dir, um sich einen Platz auf jener Liste zu erkämpfen? Ist sie bereits gut gefüllt? Kenne ich einen der Kandidaten?"
    Interessiert beugte er sich etwas vor und fragte sich, ob wohl auch Mitglieder der Familie darunter sein würden.

    Milo freute sich über den positiven Zuspruch des Vetters seines Vaters und kommentierte ihn mit einem dankbaren Lächeln. Auch die Zusage der drei Aurei fand natürlich seinen Beifall.
    "Danke, Gracchus. Sofern es mir eines Tages möglich und falls dir das recht ist, werde ich mich selbstverständlich auch um eine Rückzahlung bemühen."
    Er nickte dankend mit dem Kopf. Auf Gracchus' Frage hin musste er nicht lange überlegen.
    "Momentan hält es sich in Grenzen, weshalb ich mich auch in der Lage sehe mich mit meiner Weiterbildung zu beschäftigen. Mir scheint die Aktivität in meinem Officium gewissermaßen in Schüben oder Phasen abzulaufen, An manchen Tagen habe ich gleich mehrere Besucher mit unterschiedlichen Anliegen zu betreuen, während es zu anderer Zeit angenehm ruhig ist, so dass ich mich dann wiederum vornehmlich mit einfachsten Aufgaben der Bürokratie befasse, wie auch immer sie gerade anliegen. Alles in allem ist es jedoch eine recht dankbare und interessante Tätigkeit, wenn sie auch kaum Höchstleistungen von mir fordert."
    Milo lächelte dünn und musterte Gracchus kurz. Er ahnte, dass dieser als bereits erfahrenes Mitglied des Cultus Deorum seine Schilderungen nur allzu genau würde einordnen können.
    "Ich vermute jedoch, dass dir als Quaestor wohl vergleichbar anstrengendere Zeiten beschert sind, selbst wenn sich deine Amtszeit bereits allmählich ihrem Ende nähert. Wie würdest du deine Tätigkeit in diesem Zusammenhang insgsamt bewerten. War es eine interessante, aufschlussreiche Zeit?"

    Milo lehnte sich auf seinem Platz zurück und nickte Gracchus dankend zu. Trotz des faden Beigeschmacks der Tatsache, dass sein Vater das Familienvermögen lieber einem Vetter als einem Sohn anvertraute, wusste er die Kompetenz zu schätzen, die jener in diesen Belangen an den Tag legte. Somit war Milo eigentlich ganz froh, dass er selbst sich nicht mit dieser ihm doch eher trocken und langweilig erscheinenden Materie auseinandersetzen musste. Also hatte er sich entschieden, mit seinen Forderungen maßvoll zu sein.
    "Ich danke dir für das Angebot, kann dich diesbezüglich jedoch beruhigen. Für gewöhnlich sorge ich dafür, dass meine Ausgaben die Einnahmen nicht überschreiten. Mit ein wenig Sparsamkeit und geschicktem Haushalten ist dies letztlich kaum ein Problem. Schließlich stehen mir zur allgemeinen Lebenshaltung die bei weitem ausreichenden Ressourcen dieser Villa zur Verfügung. Der Grund für mein Anliegen ist ein anderer. Ich trage mich derzeit mit dem Gedanken, beim Cultus Deorum zur Überprüfung meines Kenntnisstandes jene Prüfung abzulegen, welche auch die Sacerdotes absolvieren. Dir ist sicher bekannt, dass dies mit Kosten verbunden ist, sofern man im Anschluss nicht direkt in den Dienst der Götter zu gehen wünscht. Einen Teil das Betrags besitze ich bereits, so dass du mir nicht die volle Summe wirst auslegen müssen. Doch mit bescheidenen drei Aurei wäre mir sehr geholfen, da ich so einen Teil auch in die noch notwendigen Studien zur Vorbereitung investieren könnte."

    So trat Milo denn ein und grüßte den Vetter mit einem freundlichen Lächeln.
    "Salve, Gracchus. Danke, dass du mich noch empfängst. Ich will dich auch nicht allzu lange von der Arbeit abhalten."
    Er schloss die Tür wieder hinter sich und ging zielstrebig auf den Schreibtisch in zu, um sich davor unverwandt auf einen freien Stuhl zu setzen. Unter Verwandten hielt er allzu steife Förmlichkeit für übertrieben, so dass er sich nicht lange mit höflichen Floskeln aufhielt und direkt zur Sache kam.
    "Ich benötige einen finanziellen Zuschuss. Es tut mir leid, dich damit belasten zu müssen, doch mein Vater nannte mir dich als Ansprechpartner in Bezug auf das Familienvermögen. Die Gehälter des Cultus Deorum sind, wie du sicherlich weißt, nun einmal bescheiden und da ich mich nicht wie mein Bruder einem Ritter gleich für hohe Geldsummen verdingen möchte, bleibt mir momentan kaum eine andere Wahl. Meine Ressourcen sind aufgebraucht."
    Die kleine Spitze gegen den beneideten Zwilling hatte er sich einfach nicht verkneifen können. Er hoffte jedoch, dass Gracchus dem keine allzu große Beachtung schenken würde.
    "Bestehen also Möglichkeiten, dass man mir einen angemessenen Betrag übereignet?"

    Es war noch früh am Morgen, kurz nach der täglichen salutatio, als Milo einen lange schon geplanten Gang zum Arbeitszimmer des Vetters seines Vaters tat. Bei jedem anderen Flavier wäre Milo sein Anliegen eine furchtbare Schmach von großer Peinlichkeit gewesen und er hätte sich maßlos in Grund und Boden geschämt, gar eine Konfrontation damit gänzlich vermieden und sich anderweitig beholfen. Doch Gracchus hatte sich über die wenn auch spärlichen Kontakte bereits Milos vollsten Respekt verdient, da er ihn als sehr zuverlässig und integer hatte kennenlernen dürfen. Somit kostete es ihn nur wenig Überwindung, an diesem Tage vor dessen Tür zu treten und dort anzuklopfen.

    Nachdem seine beruhigenden Schlussfolgerungen Milo die Schwermut genommen hatten, war er der Zeremonie entspannt gefolgt. Allein ein wenig neugierig versuchte er sich ein genaueres Bild vom allseits so hochgepriesenen Äußeren der Braut zu machen, scheiterte jedoch an ihrem dichten Schleier. Eine genauere Betrachtung ihrer übrigen Gestalt und ihrer weiblichen Kurven wagte er zu jenem Zeitpunkt nicht anzustellen, da derartige Überlegungen für diesen Anlass wohl unpassender nicht hätten sein können und im krassen Gegensatz zu seinem Respekt für den Vetter gestanden hätten. Mit den anderen Gästen fiel auch Milo in die Glückwünsche ein. Endlich nahm er dann einigermaßen erleichtert von einem der bedienenden Sklaven einen wohlgefüllten Kelch verdünnten Weines an, von welchem er sogleich einen durstigen Schluck trank. Ein zufriedenes Nicken kommentierte die Qualität des Weines, sowie das Mischverhältnis, und zuversichtlich folgte Milo den Übrigen in das Triclinium, wo auch die noch folgenden Gaumenfreunden seiner Erwartung gemäß kaum eine Enttäuschung sein würden. Er ließ sich an dem ihm zugewiesenen Platz nieder und begann den weniger steifen und weniger offiziellen Teil der Feier zu genießen. Gut gelaunt prostete Milo sogar seinem Vater zu und vergaß über die aufgetragenen Köstlichkeiten ganz das Hadern mit seiner dem Bruder gegenüber benachteiligten Position als ungeliebtem Sohn. Mit abwechslungsreich gefülltem Teller machte er es sich auf der Kline bequem und ließ friedlich essend den Blick durch die Schar der Gäste schweifen. Er war gespannt, welcher all dieser in der Konversation wahrlich geübten Persönlichkeiten am heutigen Abend wohl am Meisten exzellieren würde.

    Zitat

    Original von Helvetia Severina
    Auch Severina war mittlerweile durstig geworden, doch hielt sie eine diesbezügliche Bemerkung zurück und die Parade und der Flavier neben ihr lenkten sie auch vom Durstgefühl ab. Doch als Milo selber die Sprache darauf richtete, bemerkte sie erst wirklich ihre trockene Kehle.
    "Ich auch." stimmte sie ihm leise zu. Mittlerweile war die Parade schon vorbei, doch die Menschenansammlung löste sich nur zaghaft auf. Sie würden also noch etwas warten müssen, bis sie beide ihren Heimweg antreten könnten.


    Während die Menschenmassen sich nur langsam zerstreuten, führten Milo und Severina ihr Gespräch noch mit Ruhe fort. Es drehte sich größtenteils um Belanglosigkeiten und die erlebten Eindrücke der gesehenen Parade, sowie die dabei erspähten Persönlichkeiten. Endlich passierte auch einer der noch immer vereinzelt umherlaufenden Weinhändler die beiden, so dass Milo zwei Becher des wenn auch nur mäßigen Tropfens mit großzügiger Verdünnung erstehen konnte. Er überantwortete Severina den ihren und langsam und allmählich folgten sie damit ihren Durst stillend der sich zerstreuenden Menge. Selbst der Aufpasser der jungen Dame ward schließlich wiedergefunden, so dass man alsbald auch wieder auseinander ging, den jeweiligen Heimweg möglicherweise zügig, möglicherweise in Gedanken versunken, anstrebend.

    Von etwas abseits verfolgte Milo die Zeremonie. Sie ließ ihn nachdenklich werden und er überlegte, wann er selbst wohl an der Reihe sein würde. Es eilte ihn mitnichten, sich unter den so direkten Einfluss einer einzelnen Frau zu stellen. Lieber genoss er sein einsames Leben in Freiheit noch so lange wie möglich. Sein Blick blieb kurz am Profil seines Vaters hängen und er argwöhnte, ob jener schon eine vorteilhafte Verbindung für ihn im Auge haben würde. Doch vermutlich ließ dieser seinen Lieblingssohn Furianus erst einmal vorgehen und wollte dessen Hochzeit sicher abschließen. Milo kam nicht umhin insgeheim zuzugeben, dass die Vermittlung der Tiberia ein guter Zug seines Vaters war. Nachdem den Flaviern durch den heutigen Tag auch die Familie der Claudier näher stehen würde, schienen nur noch die Aurelier in des Senators fein gesponnenen Netz aus Beziehungen zu fehlen. Während Milo seinen Blick wieder der Zeremonie zuwandete überlegte er angestrengt, ob ihm eine heiratsfähige aurelische Dame bekannt war, die der Vater für ihn ausersehen haben könnte. Augenblicklich kam ihm Aurelia Deandra in den Sinn, mit welcher er vor geraumer Zeit dereinst ein Gespräch geführt hatte. Nur allzu gut entsann er sich auch seines Vaters Reaktion, als er diesem von ihrem Gruß berichtet hatte. So kam ihm selbstverständlich der sehr naheliegende Gedanke, dass der Senator diese Dame für sich selbst ausersehen haben könnte. Milo nickte zufrieden mit dem Kopf. So musste es sein. Wenigstens verhalf ihm selbst dies möglicherweise noch zu etwas mehr Luft und Zeit in Freiheit.