Nachdem ihm der Consul das Wort erteilt hatte, erhob sich Victor von seinem Platz. Einen kurzen Moment blieb er noch still, dann begann er zu reden.
“Danke, Consul! Patres conscripti, vor kurzem berichtete der curator rei publicae Vinicius Lucianus von seinem lobenswerten Einsatz für die Meilensteine an den Straßen in Italia. Davon gibt es, wie ihr wohl alle wisst eine ganze Menge, denn unsere Vorfahren haben uns ein dichtes Straßennetz mit vielen Meilen hervorragender Verkehrswege hinterlassen. Diese Wege zu pflegen ist dabei die Aufgabe der curatores viarum und dieser Aufgabe komme auch ich nach.
Auch die Soldaten des exercitus in Italia zeigen immer wieder unermüdlichen Einsatz und reparieren Straßen die wichtig sind für das Vorankommen des Militärs, aber auch für den Handel. So erreichen mein officium immer wieder Anfragen von Städten, deren Händler von Beeinträchtigungen durch beschädigte Verkehrswege berichten. Diesen Mangel abzustellen ist die Pflicht meines Amtes und ihr komme ich nach durch die Beauftragung von örtlichen Unternehmern und die regelmäßige Kontrolle der Straßen durch meine Mitarbeiter.“
An dieser Stelle machte Victor eine kurze Pause, bis hierhin war es nur eine Auflistung bekannter Dinge gewesen, aber er hielt es für angebracht mal darauf hinzuweisen. Die meisten Privatpersonen reisten ja von A nach B und bemerkten unterwegs vielleicht eine überschwemmte Straße, eine unterspülte Böschung oder eine beschädigte Brücke, aber wer diese Schäden bei den Staatsstraßen beseitigte interessierte die meisten nicht, als ob so etwas von Zauberhand geschehen würde. Im Folgenden sollte es aber eh um etwas anderes gehen.
“Trotz des ausgedehnten Wegenetzes in der Provinz Italia gibt es doch immer noch eine Vielzahl von Städten die gar nicht oder nur kaum an große Straßen angeschlossen sind. Auch diese Städte treten an die curatores viarum heran und bitten darum von der urbs aeterna aus besser erreichbar zu sein. Bei vielen lohnt sich der Aufwand eines Straßenbaues nicht, andere wiederum haben sich in den vergangenen Jahren soweit entwickelt oder besitzen soviel Potential, dass es sträflich wäre sie weiterhin abseits der viae publicae liegen zu lassen.
Es ist also nicht die einzige Pflicht meines Amtes bestehende Straßen zu verwalten, sondern auch neue zu errichten. So plane ich im Namen des Kaisers eine Straße von Sulmo über Larinum im Gebiet der alten Frentani nach Buca am mare adriaticum. Diese Straße wird ungefähr 123 milia passuum lang sein und durch steiles aber auch ebenes Land führen. Es ist eine malerische Gegend, wie viele von euch wissen, die dort ihre Sommersitze haben, aber auch eine Region in der der Handel gestärkt werden muss und gestärkt werden kann“
Wiederum machte Victor eine Pause und veränderte etwas seine Haltung, bevor er weitersprach.
“Nun werden sich vielleicht einige unter euch fragen: Schön und gut, aber was haben wir damit zu tun? Nun zum einen ist es natürlich eine Sache der Höflichkeit, nachdem seinerzeit Appius Claudius Caecus ohne den Senat zu fragen das komplette aerarium für den Bau der via appia plünderte, euch über den Bau zu unterrichten, patres consripti. Allerdings ist dies nicht der einzige Grund. Überall in den Provinzen baut der Staat Straßen und das aus den verschiedensten wichtigen Gründen und obwohl der Großteil der Kosten, wie es sich natürlich gehört, durch die örtliche Bevölkerung getragen wird, reicht dies nicht immer aus. Unser Staat ist groß und mächtig, aber trotzdem können nicht Bauprojekte in unbegrenzter Zahl unterstützt werden, egal wie wichtig sie sind.
Ist es an dieser Stelle nicht geradezu unsere Pflicht als Senatoren den Staat bei der Erfüllung seiner Aufgaben zu unterstützen? Aber dafür zahle ich doch Steuern, werden nun sicherlich einige unter euch denken,“ vielleicht ein Großteil der Anwesenden auch nicht, weil sie eh von Steuerzahlungen befreit waren. “Aber jenen möchte ich zurufen: Seid ihr zufrieden mit dem status quo? Reicht euch das Bestehende? Wollt ihr nicht, dass das imperium romanum wächst? Mit Steuern erhaltet ihr nur das Vorhandene, aber mit Spenden bringt ihr das Reich voran!“
Einen Augenblick lang schaute sich Victor die Gesichter seiner Mitsenatoren an, dann fuhr er fort.
“Vor einiger Zeit erwähnte auch schon mein geschätzter Kollege der curator operum publicum die Möglichkeit seine Arbeit mit Spenden zu unterstützen. Auch ich möchte euch heute darum bitten euer Herz und eure Geldbeutel für die Umsetzung dieses Straßenbauprojektes zu öffnen. Vielleicht fragt ihr euch aber gerade, was ihr persönlich davon hättet den Bau einer Straße zu unterstützen. Bei der Renovierung oder dem Bau eines Tempels lässt sich schnell und einfach eine Inschrift anbringen, die den edlen Spender lobt, aber sieht man einem Pflasterstein oder einem Straßenkiesel an, wer für ihn gespendet hat? Nein, tut man nicht, das gebe ich gerne zu.
Aber, und damit möchte ich auch wieder zu meinem ersten Thema die Brücke schlagen, euer Name kann über Tunneln angebracht werden, die Bergflanken durchstoßen. Euer Name kann an Brücken und Viadukten stehen, die Zeugnis geben für die Bezwingung der Natur. Und euer Name könnte auch neben der Straße auf einem Meilenstein stehen, wo ihn jeder Reisende zweifellos aufmerksam und dankbar lesen wird. Ich bitte euch daher, patres conscripti: Spendet reichlich und die Kunde von eurer Großzügigkeit wird eure Existenz überdauern.“
Am Ende seiner Rede angekommen setzte sich Victor wieder auf seinen Platz und hoffte, dass er einige der anwesenden Senatoren überzeugen konnte. Je mehr umso besser natürlich.