Kräuselnde Schlangen bildeten sich als der Rauch der Pfeife himmelwärts strebte, dabei noch das Aroma des Pfeifengemischs mit sich trug, Marcus verfolgte einen Augenblick lang den Rauch und spürte bereits das wohlige Gefühl, was sich immer nach dem ersten Zug bei ihm einstellte. Probleme rückten in die Ferne, die weltlichen Belange wurden von einem weichen Licht überdeckt und die Welt schien schon viel leichter zu sein. Es war vielleicht das ansteckende Lachen des Parthers, was den Zorn aus Marcus vertrieb. Gemischt mit dem Wein und dem opium kitzelte es das kollernde Lachen aus Marcus heraus, mit dem er sich dem von Cassim anschloß. Doch es war nicht das lange und ausgelassene Lachen, das ihm das Blut ins Gesicht und die Tränen in die Augen trieb, denn im Grunde war Marcus noch immer ein wenig irritiert. Für den Moment verschob er jedoch eine Antwort auf den dreisten Vorschlag der Flötenspielerin und auch seine Hand unterließ die Wanderung.
„Meine Mutter? Nein, sie lebt in Baiae. Das ist eine Stadt im Süden von Italia, wo ich auch aufgewachsen bin.“
Es war schon zu lange her gewesen, daß er seine Mutter gesehen hatte und just in dem Augenblick verspürte er auch eine tiefe Sehnsucht, sie wieder zu sehen. Schließlich war sie die Frau in seinem Leben, die er am meisten liebte und bewunderte. Keine andere Frau würde jemals an ihre Stellung in Marcus' Leben heran reichen. Und gerade wenn er seine Mutter vor Augen hatte, wußte er, daß die Römerinnen ganz anders waren als die Frauen, die Cassim wohl in seinem Leben erlebt hatte. Und anders wollte Marcus seine Mutter bestimmt nicht haben, sie hatte ihm in seinem Leben oft den Weg gewiesen und er immer auf sie gehört, schließlich war sie ungemein klug.
„Hm, naja, jedem nach seinem Gusto oder wie das auch heißt...ich bin froh um unsere Römerinnen und hätte kein Verlange nach einem Harum. Haras? Wie hieß das gleich noch mal?“
Marcus betrachtete den wohl geschwungenen Rücken von Rhea, der in weichen Rundungen an der Hüfte endete, sie war kein schmales Knochengestell, sondern hatte durchaus Fleisch auf den Hüften und wohlgestaltete, üppige Rundungen, ganz wie es Marcus gefiel.
„Hm? Kommandieren? Nein, so kann man das nicht sagen, aber sie haben nun mal auch ihren Willen und manchmal ist das ganz gut so, sie halten uns schon von der einen oder anderen Dummheit ab.“
, erwiderte Marcus grinsend und leerte in einem Zug den nächsten Becher. Er ließ sich zudem noch was von der Pfeife munden und von den Speisen, seine Laune hob sich immer mehr, die kurze Irritation Rhea wegen war schon längst verflogen und seine Züge offenbarten eine leichte Heiterkeit und Sorglosigkeit, etwas, was ihm doch näher lag als Sorge und Gram. Rhea verstaute ihre honiggoldene Flöte in einer Tasche an ihrem Gürtel, der aus bunden Bändern geflochten war.
„Ihr redet zu viel, kommt lieber mit!“
Geschmeidig erhob sich Rhea und griff dabei nach der Hand von Cassim und auch Marcus, um sie beide sanft, aber bestimmend in die Höhe zu dirigieren. Ein wenig mißtrauisch, aber auch neugierig richtete sich Marcus auf, aber oho, es drehte sich schon gehörig um Marcus als er auf die Beine kam, scheinbar hatte er dem Wein schon ordentlich zu gesprochen, zudem auch einiges an opium geraucht, so daß seine Gedanken kamen und gingen, sich zerfaserten wie der Nebel, der dem Spiel des Windes ausgesetzt war. Barfuß trat Rhea über den kalten Boden hinweg und führte die beiden Männer zwischen weichen Tüchern zu einer Treppe, die nach oben führte. Alte und verblaßte Fresken zierten die Wände, eine künstlerisch begabte Hand hatte sie wohl mal gemalt, doch all die Jahre hatten es nicht gut gemeint mit den Bildern. Niedrig gebaute Gänge folgten der Treppe und dann ein Raum, der mit Kissen und dicken Teppichen der gleichen abgenutzten Art gefüllt waren. Die einschlägigen Fresken, die mit zahlreichen Rissen durchzogen waren, verrieten den Zweck der Räumlichkeiten. Ein unauffälliger Sklave brachte bereits auch hier Wein und trug die noch glühende Pfeife hinter her, doch Marcus bemerkte den Jungen mit den krausen Haaren nicht, der sich auch schweigend wieder zurück zog. Da schon der Weg hinauf einer Fahrt auf einer Galeere geglichen hatte, ließ sich Marcus auf die weichen Kissen nieder sinken.
„Hier ist es doch gleich viel gemütlicher...die Andere kommt sicherlich gleich, aber wir können es uns doch schon mal schön machen...“
Die beiden Becher wurden gefüllt, die Pfeife weiter herum gereicht. Nach einem weiteren Zug von der Pfeife rollte sich Marcus auf den Rücken und betrachtete die Fresken an der Decke, die an vielen Stellen schon sich gelöst haben und die karge Mauer dahinter zeigten. Mit geschickten Handbewegungen öffnete Rhea die Fibeln an der Schulter und ließ die Tunika über ihren Rücken gleiten. Ihre Haare streiften Marcus Gesicht als sie sich zu ihm herunter beugte und zuerst ihn küßte. Doch ehe Marcus mit seinen Händen nach ihr greifen konnte, richtete sie sich bereits auf und beugte sich zu Cassim, um ihm ebenfalls einen Kuß zu schenken.