Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Die Verwunderung über die Antwort ließ Marcus dann doch innehalten in dem weitern Rufen von Wurfbefehlen. Einen Augenblick dachte Marcus über die Worte von Sparsus nach. Wußte er vielleicht etwas, was Marcus bis dahin entgangen war? Der letzte Satz konnte immerhin eindeutig von Marcus mit einem Nicken quittiert werden.


    „In der Tat. Zuerst wendet ihr euch an euren optio. Sollte der nicht weiter wissen oder der optio meint, daß es angebracht wäre, wird er euch schon an euren centurio verweisen. Aber, probatus Iulius, was meinst Du damit, daß die optiones für die cohortes zuständig sind?“


    Marcus sah Sparsus verwirrt an. Meinte er gar, daß die optiones die cohortes kommandierten? Marcus stützte sich leicht auf seine vitis und wartet auf die Antwort.

    Einigermaßen belustigt betrachtete er die Begeisterung in Epicharis Antlitz als er von Germania sprach. Daß jemand Gefallen an diesem rauhen, wilden und uneinladenden Land fand, verwunderte Marcus durchaus, dachte sich jedoch nichts böses oder gar schlechtes dabei- was auch wider seiner Natur läge. Während er sinnend Epicharis Gesicht betrachtete, dann mit seinem Blick an ihrem Hals entlang fuhr und den Ansatz ihrer Schultern ansah- er liebt schöne Schultern ganz besonders- lächelte er und dachte über den Schnee nach, der in Baiae sogar in kleinen Höhlen gelagert wurde, von Zeiten des Winters und dann im Sommer sogar noch in den Wein getan wurde. Nicht umsonst hielt man Baiae für einen Ort der luxeriösen Dekadenz, er war es durch und durch.


    „Schnee ist kalt, nass und sehr feucht. Er macht alles klamm und bringt einen leicht zum Frieren. Doch er kann auch wunderschön sein. Wenn er frisch fällt und jungfräulich, ohne eine Spur, auf den Feldern liegt, funkelt er wie tausend Sterne im Sonnenlicht, strahlender als jeder Edelstein. Außerdem herrscht, wenn der Schnee gefallen und die Landschaft wie mit einer dicken Decke belegt ist, eine unvergleichliche Stille. Ein Ruhe und Frieden, den man nur dort erfährt. Außerdem knirscht der Schnee dumpf unter den Füßen und weiß jedes laute Geräusch zu dämpfen. Im Norden bauen sie sogar Skulpturen, kleine Figuren, aus dem Schnee.“


    Marcus lächelte unbestimmt auf ihre Frage hin und nickte bedächtig. Es war bestimmt nicht seine Intention nochmal nach Germania zu reisen, und sollte Epicharis später noch den Gedanken hegen, würde er wohl versuchen müssen, dies ihr auszureden und ihr vielleicht ein angenehmeres Reiseziel vorschlagen. Den Westen Africas hatte Marcus noch viel zu wenig erkunden können, oder Kleinasien würde er sich auch gerne mal anschauen wollen. Aber weder Gallia, noch Germania reizten ihn sonderlich.


    „Aber sicherlich ist es möglich, nach Germania zu reisen. Wenn man auf dem südlichen Teil des limes bleibt insbesondere. Die nördlichen Gefilde sind einfach zu gefährlich....“


    ...für eine Frau! Aber das unterließ Marcus tunlichst zu erwähnen, wußte er doch, daß solche Aussagen eine Frau besonders reizen konnte, das verbotene Terrain zu betreten. Zufrieden nahm Marcus zur Kenntnis, daß auch Epicharis der Musik etwas abgewinnen konnte. Mit einem erfreuten Lächeln auf den Lippen, lehnte er sich weiter gegen den Brunnenrand und blinzelte nur einen Augenblick als der Löwe laut und mit tiefer Stimme brüllte. Ein Vogel stob erschrocken aus dem Gebüsch vor den Gittern auf, in der Ferne antwortete ein Papagei mit einem gellenden Gekreische. Dennoch konnte das bedrohliche Gehabe des Löwen nicht das Schmunzeln auf Marcus Lippen mindern, bei der verheißungsvollen Antwort von Epicharis. Ein erster Schritt auf dem Weg des wahrhaftigen Leben, so empfand Marcus das. Vielleicht war es mehr unbewußt, aber in dem Moment beschloss Marcus, Epicharis sollte lernen, richtig zu leben und nicht nur Sklavin der Tugenden und Sitten zu sein, die ihr vom Stand her aufgezwängt werden sollten. Nichts dergleichen äußerte Marcus, aber er hatte schließlich einen Hang zur Sittenlosigkeit, was er- so gut es ging- verbarg. Manchmal mit mehr, hin und wieder mit minderem Erfolg. Seine Finger strichen ihr nur hauchzart über den Halsansatz, ehe er seine Hand wieder zurück zog- ebenso unbewußt- und zurück auf den kühlen Stein legte.


    „Warum die legio verlassen? Nun, es wird langsam Zeit für mich. Es ist nun mal nicht mehr passend für Männer unseres Standes, in den Mannschaftsgraden zu dienen. Bis vor kurzem war es der einzige Weg in der legio zu dienen, wenn man Wert darauf legte. Dein Vater hat sich schließlich auch hoch gedient. Meine Familie schätzt dies auch sehr, besonders der Teil aus Baiae. Aber mittlerweile hat sich das als Sackgasse erwiesen. Denn mir steht es weder offen, als tribunus zu dienen- dies sind ritterliche Posten, bis auf der einen Senatorische!- noch kann ich nicht als centurio in der legio bleiben, was auch einer Hochzeit abträglich wäre. Soldaten in den Rängen der Mannschaftsgrade ist das Heiraten verboten. Desweiteren wird von mir schließlich auch erwartet, daß ich den Weg der Politik beschreite. Es ist nur die Frage, wann ich meinen Dienst in der legio aufgebe. Wenngleich es für mich durchaus bedauerlich ist und ich mir einen anderen Weg wünschen würde, wäre es möglich.“


    Damit und in den wenigen Sätzen legte Marcus ein ziemliches Dilemma offen, was ihn immer mal wieder seinen gesunden Schlaf raubte- mehr metaphorisch gesehen, denn Marcus konnte schon seit dem er ein Kind war, jederzeit und überall schlafen, war durch kaum etwas zu wecken. Aber die Erzählung von Epicharis hatte ihn durchaus von diesem Thema schnell abgelenkt. Da sie seinen praenomen so beiläufig zu verwenden vermochte, fiel der Gebrauch Marcus eigentlich nicht auf, legte er doch nur zu bestimmten Gelegenheiten viel Wert auf Förmlichkeiten. Und seine Mundwinkel zuckten tatsächlich, verzogen sich dann jedoch zu einem Lächeln.


    „Sicherlich, einem Spiel bin ich nie abgeneigt. Es ist doch sehr vergnüglich einen Nachmittag damit verbringen zu können. Welche Spiele besitzt Du denn? Und tatsächlich fünfzig Ausgaben von ihnen? Donnerwetter!“


    So eine Passion war Marcus noch nicht untergekommen und neben seinem spontanen Ausspruch pfiff er zudem leise durch die Zähne, ehe er sich seiner Umgebung gedachte und ein dunkles Lachen anschloss, um die beiden letzten Reaktionen etwas von ihrer möglichen Wirkung zu rauben. Das Lächeln wurde etwas schmaler bei ihrem allerletzten Satz- Marcus war im Grunde seines Herzens ein sehr eifersüchtiger Mann-, doch dann ging ihm schnell auf, daß es sich um einen Scherz handelte, so ertönte wieder sein volltönendes Lachen durch den Garten, ließ den Panther, der sich gerade nieder gelegt hatte, aufspringen und rastlos am Gitter entlang laufen.


    „Wie wäre es, Epicharis, wenn wir uns wieder den Nachspeisen widmen und dem herrlichen Blick über die ewig pulsierende Stadt, dem Nabel der Welt?“

    Um Marcus Mundwinkel zuckte es unerheblich als prompt und rasch die Soldaten aus ihren Stuben traten und es nur so blitzte und blinkte, wie im strahlenden Sonnenlicht. Unzählige Stubenkontrollen hatte Marcus nun schon miterlebt, die Meisten davon selber als Kontrollierter, so wußte er durchaus um das, was in den Soldaten vorging, während er an ihnen vorbei ging. Die Jüngeren waren dabei mit Sicherheit eindeutig nervöser als die Veteranen, die nichts so leicht aus der Bahn werfen konnte. Dennoch war das äußere Erscheinen stets sehr wichtig auch für einen Soldaten, zeigte es doch auch die Wertschätzung, die ein miles für seinen Beruf hegte, wenn er seine Sachen gut behandelte. Vor seinem ehemaligen opitokollegen und nun Stellvertreter blieb Marcus zu erst stehen, wußte aber gleich, daß er bei ihm nichts finden würde. So wanderten Marcus Blick prüfend an Priscus hoch und runter und er nickte zufrieden, trat einen Schritt weiter zum signifer, nickte abermals bei dessen Erscheinung. In seiner Hand trug Marcus eine Rolle mit den Namen aller Männer seiner centuria, solche Gelegenheiten konnte man stets gut nutzen, um die Anwesenheit aller Männer zu überprüfen und zu sehen, ob sich einer dünn gemacht hatte. Doch noch kontrollierte er nur das äußere Erscheinungsbild und bei zwei Männer weiter blieb Marcus auf prompt stehen, betrachtete einen lax geputzten cingulum militare und einem Loch an der tunica.


    „Stell Dir vor, der Kaiser hat Geburtstag, beehrt uns vielleicht mit seiner Anwesenheit und Du willst den Kaiser derart schlampig den Gruß erweisen? Kein Freigang, tunica flicken für Dich heute Abend und putze den Gürtel noch mal.“


    Und schon stand Marcus direkt vor Claudius Cunctator, prüfte mit einer quälend langsamen Gelassenheit die Rüstung, den Grad des metallenen Funkeln, von Kopf bis Fuß wurde Cunctator gemustert. Erst einen Herzschlag später entsann sich Marcus schlagartig an den Mann. Sie hatten in der Schulung nebeneinander gesessen und sich doch so gut unterhalten. Damals hatte er ihm sogar noch angeboten, daß der Claudier ihn beim praenomen nennen durfte. Doch hier unterdrückte Marcus jegliche kumpelhaften Allüren, nickte nur langsam.


    „Sehr gut, Claudius!“


    Was gleich bedeuten damit war: Freigang für ihn! Marcus suchte einen Herzschlag auch danach, ob sich am Ende schon die probati versammelt hatten.


    „Schon einmal bei einem Appell zu Ehren des Kaisers gewesen, Claudius?“

    „Fische und Maden!“
    „Zwei Katzen!“
    „Verdammt noch mal!“


    Grimmig starrte Tius auf die Knochenwürfel zu seinen Füßen, hob den Blick und taxierte den altern Kerl vor sich, dessen Rübe kaum noch Haare aufwies, sein Gesicht faltig und dem schon einige Zähne fehlten, dennoch war er noch Soldat, einer der ältesten Vetarenen der centuria. Außerdem ein verdammt guter gladiuskämpfer und mittlerweile Ausbilder. Mehr unwillig, aber ihm blieb keine andere Wahl, reichte Tius die zehn Sesterzen rüber, die er verloren hatte. Grummelnd lehnte er sich zurück und starrte hinaus auf die trübe Landschaft. Bei Regen wurde er immer trübselig, wie alles um ihn herum.


    „Sach mal, willste nicht mal wieder nach den Gründschnäbeln sehen?“


    Tius sah auf und blinzelte verwirrt.


    „Welche Grünschnäbel?“


    Der alte Veteran, Grabius, lachte kehlig auf, spuckte in einem hohen Bogen über die Mauer hinweg und lehnte sich gegen den kalten Stein.


    „Na, die probati!“


    Tius riß die Augen auf und schlug sich gegen die Stirn, fluchte unfletig auf Latein und Gallisch, was er noch von seiner Mutter hatte, und stand hastig auf, stieß mit dem Fuß gegen einen Hocker, der laut polternd die Treppen hinab stürzte.


    „Bei Venus fetten...“


    Weiter fluchend kletterte Tius hinab und stapfte grummelnd durch den Regen, sammelte von einigen Punkten die probati ab und kam schließlich auch zu der Leiter, wo er gerade Sparsus hinab klettern sah. Feist grinsend stemmte Tius seine beiden Hände in die Seite und starrte entgegen, wartete bis er direkt unten war.


    „Da hats aber jemand ganz eilig, oder? probati, in zwei Reihen sammeln. Es geht zum Essen fassen!“


    Mit verschränkten Armen wartete Tius, ob es der chaotische Haufen schaffte, sich im intervallum und im Regen zu sortieren. Tius beschloß danach ebenfalls Feierabend zu machen, daß wohl jemand oben noch im Turm wartete, entging ihm dabei völlig.


    Mit klackender vitis und aufmerksamen Blick beobachtete Marcus jede Bewegung von Sparsus. Was er sowohl von seiner Antwort, als auch von dem Wurf hielt, verbarg er hinter einer ausdruckslosen, fast reservierten Miene, die er sich eigens für den campus zugelegt hatte. Nur seine Augenbraue zuckte marginal, aber dennoch war Marcus sehr zufrieden. In dem Iulier erkannte Marcus durchaus das Potential für einen guten Soldaten, was jedoch noch lange nicht hieß, daß dieser das auch wurde, nur wenn er sich auch in Zukunft so ran hielt, wie in den letzten Wochen und so stetig in seinen Fähigkeiten wuchs. Aber die Fortschritte gefielen Marcus.


    „Ja und nein. Eine weiche Spitze sollte ihr euch nicht derart vorstellen, daß das Metall so weich wie Butter ist. Sie ist nur nicht nachgehärtet. Nicht jedes pilum, was ein Schild durchschlägt, verbiegt sich auch. Dennoch, wenn es mal das Schild durchschlagen hat, ist es sehr schwer aus dem Schild heraus zu ziehen, was mehr an der verdickten Spitze liegt als an der Spitze. Aber manches Mal verbiegt sich sicherlich auch die Spitze, was unserem Schmied immer ordentlich Arbeit gibt. Im Übrigen ist primäres Ziel eines pilumwerfers, den Menschen hinter dem Schild zu treffen und nicht das Schild. Ein Kämpfer ohne Schild erleidet noch viel schwerere Verletzungen als einer mit Schild, das pilum erweist sich bei Erstem oft sehr verheerend.


    Marcus betrachtete den Schaft des Speeres und trat schließlich an die Stelle, wo Sparsus geworfen hatte. Mit seiner vitis deutete er auf den Bereich, den Sparsus für seinen Wurf gebraucht hatte.


    „Wie ihr seht, braucht ein Speerwerfen Anlauf und Schwungfreiheit. Wenn ihr zu wenig Schwung nehmt, dann wird euer pilum auch niemals die bestmögliche Weite von gar 90 Fuß erreichen. Zwischen 6 und 9 Fuß sollte der Bereich sein, bei dem ihr Anlauf nehmt, mit eurem Arm ausholt und den Speer schleudert. Am Anfang, wenn ihr nun mit dem Üben anfangt, werdet ihr sehen, daß es mit dem Zielen doch oft im Argen liegt, nicht so wie bei unseren Naturtalent hier. Aber das Treffen ist nur das zweitrangige Ziel heute und hier. In erster Linie möchte ich, daß ihr ein pilumwurf ordentlich und mit einem schönen Flug in einem sauberen Halbbogen hin bekommt. Und natürlich trefft keine Soldaten auf dem campus.


    Marcus sah in Richtung der anderen Übenden, winkte abermals einen Soldaten heran und trug ihm auf, daß eine der Übungsgruppen neben an ihren Standort verlegen sollte, ehe er sich wieder an sein kleines Grüppchen wandte. Mit seiner vitis zog Marcus eine Linie im Sand.


    „Jeder probatus nimmt sich einen Speer und stellt sich an dieser Linie auf. Auf Kommando werft ihr, auf ein weiteres Kommando holt ihr die pila zurück, nicht vorher, sonst werdet ihr womöglich aufgespießt. Tollite pila*!.....Mittite**....!......Pila sumite***!“


    Mit kräftiger Bassstimme und laut tönend ließ Marcus die Befehle über den Platz schallen, wartete ab und gab die Befehle von Neuem und Neuem. Zwischen einer der pilawürfe fügte er an:


    „Gut, so weit so gut wegen dem Aufbau. Wie ist die Kommandostruktur aufgebaut? In einer centuria? Und in der legio? Wer kommandiert was? Und an wen wendet ihr euch immer zuerst, sollte etwas sein?“





    *Fertigmachen zum Pilumwurf!
    ** Feuer!
    *** Speere einsammeln!

    Schon seit Tagen hatte Marcus das Gefühl gehabt, er hätte etwas bei den probati vergessen und während er, auf eine vernünftige Antwort abwartend, vor den Männern auf und ab schritt, immer mal wider die vitis gegen seine Rüstung schlagen ließ, grübelte er darüber nach und ihm wäre fast die Antwort entgangen. Eine hasta nur zur Zierde? Marcus Augenbrauen wölbten sich in die Höhe, wenngleich er den Gedanken nicht als absurd empfand, so schwieg er einen Augenblick länger, sah die probati fragend an, doch es schien sich sonst keiner berufen zu fühlen, noch etwas anzufügen. Darum verharrte Marcus auf seinem schon- mittlerweile- ausgetretenen Pfad.


    „Nein, die hasta ist keine Waffe, die rein zur Zierde dient. Sie wird durchaus noch von römischen Soldaten gebraucht, aber insbesondere mehr von den Hilfstruppen. Sie ist für die legio ebenso nicht uninteressant, gerade was die Abwehr der Reiterei betrifft, ist die hasta doch im höchsten Maßen sehr praktikabel, kann man doch so Reiter und Roß aufhalten, aufspießen oder entzweien, alles mit einem richtigen Stand und der richtigen Technik. Somit keine Waffe für den Wandschmuck alleine.“


    Marcus winkte einen Soldaten von dem Drill nebenan heran, gab ihm einige Order. Noch während sich Marcus weiter mit seinen Worten beschäftigte, ergriff der Soldat ein Weidenschild und band es fest um einen der Pfähle. Dann verschwand er abermals zu seinen Übungen. Marcus derweil stellte die vitis neben seinen aufwendig gearbeiteten, dunkelbraunen Beinschienen ab und deutete auf die pila.


    „Es gibt eine Einteilung der Pilen in zwei Klassen. Die leichten pila und die Schweren. Oder auch die Tüllenspeere und die Zungenpila. Wie ihr sehen könnt ist eine Lanze mit einem langen Holzteil versehen, darauf die Eisenspitze, die in drei Teile unterteilbar ist.“


    Marcus ergriff einen solchen Speer und deutete auf das Teil direkt am Holz.


    „Die Tülle, woran das Holz befestigt ist. Leider kann an dieser Stell das Holz leichter brechen als an anderen Teilen, was jedoch die Durchschlagkraft der Waffe nicht mindert und sie trotzdem gefährlich lässt. Dann der noch härtere Eisenschaft, worauf die weiche Eisenspitze ist. Wozu die weiche Eisenspitze dient, könnt ihr gleich sehen. Aber hat jemand vielleicht schon eine Idee? Und Iulius, vortreten.“


    Marcus reichte Sparsus die Waffe und deutete mit der vitis in seiner Hand auf das Schild.


    „Werfe die Lanze gegen das Schild.“


    Dann trat Marcus zurück, er hatte keine Lust wegen einer unvorsichtigen Bewegung, schließlich war die Waffe von jeder Seite aus nicht ungefährlich, das Auge aufgespießt zu bekommen.


    „Und bitte sei vorsichtig, daß ist eine Waffe und kein Grashalm. Damit kannst Du einen Menschen hier töten, da wir weder Deine Feinde sind, sondern Deine Kameraden, wäre das nicht wünschenswert. Auf, auf!“


    Und da fiel es Marcus wieder ein- was er all die Tage vergessen hatte. Während er Sparsus beobachtete, was er nun tun würde, sprach er noch beiläufig:


    „Übrigens, was ist eigentlich aus euren Aufgaben geworden? Wer kann mir vom Aufbau der legio berichten?

    Auch Marcus war durchaus zufrieden. Denn was er hörte, klang doch sehr gut. Anfangs war es natürlich ungewohnt für einen Mann sich erst mal an das Leben in der legio zu gewöhnen. Marcus erinnerte sich noch lebhaft daran und die Qual so früh aufzustehen, schließlich hatte Marcus vorher wahrhaftig ein Lotterleben geführt. Vielleicht war das auch der Grund, warum Marcus heute- obwohl ihm die Routine des Tage nicht mehr so schwer fiel- doch nachsichtiger in dieser Hinsicht war, es sich zumindest einbildete und diesen Eindruck auch pflegte. So hielt er sich doch selber für einen milden centurio. Marcus hatte schon seinen Becher geleert, als Pricus sich einem- wie Marcus befand- dezenten Schluck widmete, und so füllte Marcus nur seinen eigenen Becher nach. Marcus nickte und lachte noch kurz bei der Antwort.


    „Ach, das mit Heimweh und den üblichen Mängeln wird sich sicherlich bald legen. Spätestens in einem Jahr werden sie sich kaum noch an die Farbe ihres Heimathauses erinnern, dafür im Schlaf den Weg zur ihrem contubernium finden und bei dem richtigen Kommando sofort salutieren, selbst wenn sie noch von einer schönen lupa aus der Stadt träumen.“


    Das war nicht von so ungefähr, daß Marcus dies sagte. Ihm war das nämlich schon das eine oder andere Mal passiert, daß sein Körper schon handelte, während er selber noch im seligen Schlaf der glückseligen Träumer ruhte. Marcus lächelte kurz und lehnte sich zufrieden über die gesamte, momentane Lage zurück.


    „Gut, dann bereite mal die Männer darauf vor, was sie morgen erwartet. Gute Nacht, optio!“


    Womit er den optio für die Nacht entließ.

    Vielleicht war es gerade die Faszination von Schauergeschichte, wilden Ungeheuern und gefährliche Feinden- den Germanen- was die Menschen stets so anlockte und begierig machte, die Geschichten zu erfahren. So etwas vermutend, wenngleich Marcus es mehr intuitiv fühlte und weniger als einen durchdachten Gedanken in sich verspürte, lächelte er andeutungsweise und dann doch breiter als er Epicharis bestürmende Fragen vernahm. Da er es tunlichst vermieden hatte mit den Germanen längeren Kontakt aufzunehmen und nähere Interaktionen oder Gespräche mit ihnen vermieden hatte, wußte Marcus auch nur ein wenig mehr als es vielleicht Epicharis tat. Nur eine Erfahrung hatte ihm mehr vom Leben der Germanen gezeigt als es ihm lieb war, denn da lag er als römischer Gefangener im Lager einiger Chatten und litt noch unter den schweren Wunden einer germanischen hasta und eines Pfeils, wäre fast von dem Todesboten in die Unterwelt geleitet worden. In manchen der Nächte in dem Zelt hatte er schon gemeint die Stimmen aus Plutos Reich deutlich vernehmen zu können, den dunklen Timbre seines Vaters- den er nie in seinem Leben vernommen hatte- oder das wütende Gekeife seiner ersten Frau. Wahrscheinlich war Letzteres was Marcus davon abgehalten hatte in jenen Wochen das Boot des Fährmannes zu betreten, denn die Aussicht der Frau im Jenseits noch mal zu begegnen oder gar in den Tartarusqualen eine Ewigkeit mit ihr zusammen bleiben zu müssen, hatten Marcus wieder neue Kräfte verliehen. Marcus dachte einen Augenblick darüber nach, was er in den Wochen über das Leben der Germanen- es war, wie die Götter wußten, sehr wenig- aber doch genug, um einige Sätze zu den Fragen von sich geben zu können. Ein breites Schmunzeln glitt über seine Gesichtszüge ehe er antwortete.


    „Der späte Frühling, der Sommer und der Herbst sind eigentlich meist frei von Schnee. Nur im Winter liegt dort in Hülle und Fülle von der weißen und kalten Masse, so viel, daß sie sogar eigene Schuhe für den Schnee erfunden haben und darüber hinweg gleiten können, wie ein Boot über Wasser. Aber ja, sie sind ein rauhes Volk, haben wenig Manieren, sind oftmals sehr ehrlos, besonders die Männer, die kein Wert auf ihr Wort legen und lügen und betrügen, aber sie kochen ihr Fleisch durchaus, wenn es geht. Denn Holz gibt es in Germania noch mehr als Schnee. Wälder, überall Wälder, soweit das Auge blicken kann. Und sie haben nicht nur viele wilde Wölfe, sondern auch Luchse, riesige Bären und Wildschweine. Und den Wölfen sollte man im Winter in der Tat nicht alleine begegnen. Ich sage Dir, Germania ist kein Land zum Reisen.“


    Marcus erschauderte noch mal, hatte nicht wirklich das Bedürfnis jemals wieder in dieses Land zurück zu kehren. Nein, wollte er freiwillig verreisen und seine Heimat verlassen, er hätte ganz andere Ziele vor Augen. Wann es dazu jedoch kommen konnte, wußte Marcus ebenfalls im Augenblick nicht, bestimmte doch immer noch die legio sein Leben. Er nickte bedächtig bei den Worten der sponsalia, was ihm jedoch in den Sinn brachte, daß ihn Epicharis etwas zur Musik schon vorher befragt hatte. Marcus grübelte und grübelte. Hatte sie gefragt, ob er musizierte oder Musik mochte? Marcus war sich sehr unschlüssig und wollte sich selber nicht in Verlegenheit bringen. Daß er ein Instrument- und das mit einer großen Freude- spielte, verriet er nur sehr selten, war es doch mehr eine Beschäftigung von Griechen und Sklaven oder griechischen Sklaven, nicht unbedingt für einen Patrizier.


    „Oh, für Musik wird mit Sicherheit gesorgt werden. Was ist denn schon ein Fest ohne Musik? Nein, das geht nicht. Außerdem ist Musik ein wundervolles Lebenselexier. Sie ist wundervoll für das Gemüt und die Seele, findest Du nicht auch?“


    Sollte er damit ihre Frage nicht beantwortet haben, würde sie sicherlich noch mal nach hacken, da war sich Marcus sicher, oder er glaubte es zumindest. Ebenso bedächtig nickte er bei ihrer folgenden Antwort, lächelte freundlich und als er ihre kecken Worte vernahm, verbreiterte sich sein Lächeln zusehend, er lachte sogar leise und unbekümmert. So nahm er das mit dem Theater doch weniger enttäuscht auf, als er vielleicht sonst es empfunden hätte- Marcus konnte das Theater nun mal nicht ausstehen und die Stücke, die er mochte, würden bei den meisten Römern seines Standes als niveaulos gelten oder gar vulgär. Ob Epicharis bei einem solchen Straßentheater schockiert wäre? Immer noch war das gut gelaunte, leicht verschmitzte Funkeln in Marcus Augen zu erkennen. Er beugte sich verschwörerisch vor und raunte leise.


    „Vielleicht wird Dir auch noch die Gelegenheit gegeben sein, ohne daß jemals ein tratschender Römer davon erfahren könnte, auf dem Rücken eines Pferdes sitzen zu können und über die Felder zu preschen. Denn ich halte von einer Frau, die das tut, nichts Schlechtes, im Gegenteil.“


    Marcus schmunzelte, meinte das durchaus ernst dabei, und lehnte sich zurück. Die vorwitzige Strähne schien ihn dabei jedoch weiter, wie schon seit einigen Herzschlägen, herauszufordern. Erst konnte sich Marcus noch beherrschen, doch dann, als er schon zu sprechen anfing, hob er die Hand neben Epicharis- die vorher auf dem Brunnenrand lag- und strich an ihrer Strähne entlang und berührte hauchzart ihre warme Haut am Hals. Dabei lachte er wieder dunkel und doch gelöster.


    „Oh, wenn ich nicht in der legio bin? Das ist nicht so einfach zu beanworten. Eigentlich hatte ich früher wenig Zwänge, hatte somit wenig das Muß schon im Morgengrauen aufzustehen, tat es meist eher später, da ich doch die halbe Nacht wach war. Ich habe die Jahre zuvor viel mit Reisen verbracht, ich jage sehr gerne, bin sehr gerne in der Natur unterwegs oder den großen Städten. Und ja, ich habe gerne meine Kinder um mich herum. Besonders am Tag. Deswegen haben mich meine beiden Kinder stets auf alle Reisen mit begleitet. Ich werde schon sehr froh sein, meine Kinder- wenn ich die legio verlasse- wieder mehr um mich herum zu haben. Ja, es ist meine zweite Ehe...“


    Marcus verharrte kurz in seiner Bewegung an Epicharis Haarsträhne als er den letzten Satz sprach. Lächelte etwas weniger strahlend, doch er schob schnell jeglichen Gedanken an die erste Ehe beiseite.


    „Und Du, Epichars? Wie verbringt einer der schönsten Frauen Roms ihre Zeit?“

    Reminiszenzen an eine wilde Katze stiegen in Marcus auf, als er die junge Sklavin vor sich betrachtete und ihre Augen für einen Augenblick länger mit seinem Blick erforschte. Nach Verrat oder Niedertracht suchte er dort nicht, denn wenngleich Marcus auch schon vielen schlechten und durchtriebenen Menschen begegnet, mit einer Furie verheiratet war, so hegte er doch stets eine unverbesserliche Naivität gegenüber dem weiblichen und stets schönen Geschlecht gegenüber. Zart, liebreizend, von einem wundervollen Naturell beseelt, so idealisierte Marcus schnell die Frauen im Geiste, wurde zwar immer mal wieder von der bitteren Realität enttäuscht, ließ sich jedoch davon nicht erschüttern. Und das Feuer, die Leidenschaft, die er an Nortruna erspürt, oder es gespürt geglaubt hatte, gefiel ihm sehr. Die wilden und temperamentvollen Frauen hatten ihn schon stets mehr überzeugt als die sanften Lämmer, oder jene, die es vor spielten. So erstaunte es Marcus zwar immer noch, aber weniger, daß durchaus ein kleiner Funke von Begehrlichkeit in ihm aufstieg, obwohl die junge Frau eine Germanin war und zudem auch noch so blass und hellhaarig wie die meisten ihres Volkes- wie es Marcus oft erschien. So hatte ihm die Berührungen von Nortruna nicht mißfallen, seine Haut hatte an der Stelle am Rücken sanft geprickelt, wo sie mit ihren Fingern entlang geglitten war.


    Das war etwas, was Marcus bei einer lupa oftmals vermißte, die Initiative und Gegenseitigkeit in dem Liebesspiel, wenngleich Marcus auch mehr ein Mann war, der mehr auf die eigenen Bedürfnisse achtete als die der Frau. Und tatsächlich dachte Marcus einen kurzen Moment darüber nach und über die dunkelhäutige lupa in dem lupanar seines praefectus, deren Name er ständig vergaß, obwohl er sie schon seit einigen Monaten besuchte. Doch Marcus spürte da nicht mal den Anflug von einem schlechten Gewissen, lächelte nur andeutungsweise.


    Das Wort einer Germanin? Marcus war sich nicht sicher, wie viel es bedeutete, aber auch in dieser Hinsicht wollte er erst mal vom Guten ausgehen und beschloss ihrem Wort die gehörige Portion Glauben zu schenken.


    „Gut, Venustas. Dann werde ich Dir und Deinem Wort vertrauen. Außerdem glaube ich nicht, daß so schöne blaue Augen einen heimtückischen Geist dahinter verbergen können. Nein, das kann nicht sein. Glaube ich doch durchaus, daß die Götter den schönen Menschen auch einen schönen Geist verleihen!“


    Daran glaubte Marcus, trotz seiner Lebenserfahrung, immer noch, wenngleich er auch einem häßlichen Menschen einen schönen Geist zugestehen vermochte, doch einem attraktiven und einnehmendem Wesen konnte er- in seiner Art- einfach keine Niedertracht zuschreiben. Auch einer Germanin nicht, wenn er auch einem Germanen gegenüber weniger dies zugestanden hätte. Und außerdem freute sich Marcus mittlerweile sehr über so eine schöne Sklavin in seinem Gefolge. Das machte sich immer gut. So schwand sein Groll gegenüber seinem Sklaven ein Wenig, doch die Erinnerung, daß Hannibal hinter seinem Rücken allerhand trieb, ließ den Ärger wieder erstärken. So nickte er zufrieden darüber, daß er bald jemand hatte, der auch auf seinen Leibsklaven- dem er doch früher blind vertraut hatte und was er heute wohl nicht mehr konnte- ein Auge warf und ihm von Zeit zu Zeit berichten konnte.


    „Das Soldatenlager wirst Du noch heute kennen lernen. Da ich dort ein centurio bin, habe ich meine eigene Unterkunft und kann Dich dort ebenfalls unterbringen. Aber ich bin mir sicher, Du hast selbst in Germania von den Soldatenlagern der Römer gehört, nicht wahr? Schließlich gibt es auch einige von diesen in Deiner Heimat. Und wegen Hannibal: Sehr gut, ich bin schon sehr begierig darauf, was Du erfährst. Schließlich ist es mir sehr zuwider, wenn ich mich von meinen Sklaven betrogen fühle.“


    Schon schritt Marcus weiter und den Gang hinab, überlegte einen Moment, ob er sich noch ein wenig an die frische Luft wagen wollte, doch es war ihm an jenem Tage noch zu kühl, außerdem wollte er nicht genötigt werden an einem dieser Ballspiele teilzunehmen- körperlich ertüchtigen tat er sich, im Gegensatz zu den meisten Männern dort draußen, wahrlich jeden Tag genug. So strebte Marcus auf die Umkleideräume zu, betrat mit Nortruna diese, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß kein Mann dort drinnen sich umzog. Mit einem schmunzelnden Seitenblick trat er zu seinen Kleidern, die dort warteten. Ungeniert zog Marcus das Badetuch von seinen Lenden, trocknete sich zwischen den Schultern und ließ es achtlos zur Seit fallen, ehe er- nun nackt- nach seiner tunica griff. Scham in dieser Hinsicht hatte Marcus noch nie empfunden, so auch in dem Moment nicht. Während er sich die tunica über den Körper streifte, stellte er mit einem amüsierten Unterton die nächste Frage.


    „Sag mal, Venustas, stimmt das eigentlich? Kämpfen die germanischen Frauen Seite an Seite mit ihren Männern und sind ihnen im Kampfe sogar ebenbürtig, wie eine Amazone?“

    Mit Erstaunen bemerkte Marcus, daß es tatsächlich ein probatus zum ersten Mal in seiner Militärzeit geschafft hatte den soliden Holzpfahl zu zerbrechen. Einige Herzschläge stand Marcus Mund offen, ehe er sich an seine Dignitas entsann und ihn schnell wieder schloss. Aber da das Malheur schnell mit einem neuen Pfahl behoben wurde, sagte Marcus nichts und ließ die probati weiter üben. So verging dieser Tag und auch die Folgenden darauf. Immer und immer wieder mussten die probati mit ihren Übungswaffen auf die Pfähle einschmettern und alle Finten und Tricks erlernen, sowie auch die Art, wie man- sollte man sich in einer Formation befinden- mit dem gladius kämpfte.


    Es war sogar erst mehrere Wochen später als die probati auf dem campus erschienen, daß an dem Tag das erste Mal keine Schilde und gladii auf sie warteten. Am Morgen hatte dieses Mal einer der älter gedienten Soldaten ein ganzes Bündel von pila gebracht. Marcus erschien erst dieses Mal nach den probati, sah kurz auf die Waffen- er brachte immer wieder den Trainingsplan der verschiedenen Grüppchen durcheinander- und wandte sich anschließend an die Männer.


    milites, venite et state*!“


    Marcus dachte einen Augenblick nach, leckte sich dabei über seine trockenen Lippen- heute war wieder ein Tag, wo Marcus selber fast verschlafen hätte, wenn nicht das Poltern der Soldaten gewesen wäre- und erst nach fast einer Minute setzte er an zu sprechen.


    „Heute fangen wir mit den pila an. Den Wurfspeeren. Wenn ihr alle Waffen durch habt, werden wir uns dem Kämpfen in der Formation zuwenden. Aber zuerst, hat schon mal jemand ein pilum in der Hand gehabt? Weiß jemand, ob es Unterschiede gibt bei den pila und was der Unterschied zur hasta ist?“




    *Soldaten, antreten und stillgestanden!

    Nach dem üblichen Gepolter am Morgen, den ersten Morgenstunden und dem anschließendem Wachgang, der Tag war wieder mal in üblicher Monotonie oder den geregelten Abläufen verstrichen, eine Routine, deren Art doch oft nüchtern und gleich bleibend streng und oft unbequem wirkte, aber wenigstens eine feste Ordnung in das Leben der Soldaten brachte. Ein bewährtes Gefüge mit klaren Vorschriften, manchmal willkürlich und archaisch anmutend, die jedoch alle ihren Zweck erfüllten und die das Leben eines Soldaten bestimmten. Und so ein weiterer Tag verging, die Sonne berührte mir ihrer unteren Kante schon sanft die Berge im Westen als sich die Tür zu der Unterkunft und den Arbeitsräumen des centurio öffnete. Mit festen Schritten trat Marcus in den Gang hinein, der zwischen den contubernia hindurch führte. Im Gang angekommen, die vitis unter den Arm geklemmt, und mit einer autoritären Haltung- aufrecht und strenger Gesichtsausdruck- wartete Marcus einen Moment bis er Priscus erblickte.


    optio, alle Männer zur Stubenkontrolle in ihrer Paraderüstung antreten lassen.“




    Sim-Off:

    Wenngleich wir hier erst die Stubenkontrolle machen, es gilt für alle in der Paraderüstung auf dem Appellplatz zu erscheinen. Und zwar HIER!

    Noch vor der Mannschaftsunterkunft hatte Marcus die Männer sich versammeln und in Reih und Glied aufstellen lassen ehe er, ihnen voran, auf den campus und dem Appellplatz zuschritt. Manchmal- wie in jenem Moment- erschien es Marcus, daß in seiner centuria besonders viele musikalisch begabte Soldaten versammelt waren, denn in seinem Rücken schwoll die Musik von, einer lituus, zwei tubae und auch einem cornu schmetternd und mit Enthusiasmus gespielt durch die Luft, dröhnte schon längst zum campus ehe sie dort im strammen Marsch ankamen. Besonders Wohlgefallen schuf der cornicen in Marcus Ohren, klang sein Spiel besonders harmonisch. Mit blitzenden Rüstungen, einem wohlgepflegten signum- mit nochmalig heute geputzter Tafel für die centuria secunda der ersten cohors- marschierte auch die zweite centuria, wie die Übrigen, auf. Vor dem Tor, was zum campus führte, kam es kurz zu einigen Verzögerungen, bis zwei weitere Zenturien endlich durch waren und Marcus die Männer -den signifer an seiner Seite- hindurchführen konnte und zu dem Platz, wo die erste cohors ihre Aufstellung nahm. Als sie mit der ersten centuria - direkt bei ihrem primus pilus- aufgeschlossen hatten, hob Marcus nur ein wenig die Hand.


    consistite, Männer! Steht bequem!“


    Noch, wo es noch nicht zum eigentlichen Apell kam und noch um die zwanzig Zenturien am Aufmarschieren waren, wollte Marcus die Männer nicht unnötig in starrer Haltung verharren lassen. Einige Herzschläge sah er nach vorne, bis ihm das signum der anderen Zenturien auffiel. Mit einem Kopfnicken deutete er seinem signifer selbiges zu tun, der dem Beispiel der anderen signaträger folgte. Einen Augenblick sah Marcus auch zu Artorius Avitus, nickte seinem ehemaligen centurio zu, ehe sich Marcus umwandte und prüfend seine centuria musterte, ob sie sich einigermaßen vernünftig aufgestellt hatten und ihm keine Schande bereiteten.

    Auch bestimmte Ereignisse, nicht nur die Momente, erhielten im Leben eine besondere Bedeutung. Vieles wiederholte sich ständig, war ein Bestandteil des Lebens und somit völlig belanglos. Ein Heiratsantrag und die Augenblicke danach gehörten mit Sicherheit nicht dazu. Selbst wenn Marcus schon einmal geheiratet hatte, es war dennoch sein erstes Mal. Seine erste Frau hatte er nie gefragt, ob sie seine Frau werden wollte. In seiner Jugend und den damit verbundenen Narrateien hatte er sich zu der unehelichen Liason mit ihr eingelassen, sie war mit Arrecina schwanger geworden und er hatte sie heiraten müssen, sonst hätte es mit ihrer Familie einen Eklat gegeben. Und selbst wenn es hier im Garten alles gut gegangen war, noch einmal wollte Marcus gewiss nicht in seinem Leben einen Heiratsantrag stellen. Und wie er hoffte, sollte es sich vielleicht auch nicht mehr als Notwendig erweisen.


    Während sich Epicharis neben ihm nieder ließ, betrachtete Marcus sie aufmerksam, fragte sich insgeheim, wie er wohl mit ihr auskommen würde. Oder besser gesagt, wie sie mit seiner, doch manchmal sehr hedonistischen- ebenso ein Wort, daß Marcus natürlich nicht wußte-, Lebensweise zurecht kommen würde, die für ihn so selbstverständlich war. Aber auch das war kein Thema für den ersten Tag, vielleicht würde Marcus das sogar nie ansprechen, es sei denn er würde in dieser Hinsicht Vorwürfe oder Zorn ernten. Interessiert, welche Fragen wohl Epicharis hatte, wartete er und er mußte sich nicht lange gedulden. Ihr Alter erleichterte ihn doch ein wenig. Neunzehn....das war ja doch zehn Jahre älter als Arrecina...oder doch nur 6...oder 5? Marcus rechnete in seinem Kopf, kam dann auf wieder eine andere Zahl. Marcus lehnte sich gegen den Brunnenrand und lauschte Epicharis mit ihren Fragen ehe er zu einer Antwort ansetzte.


    „Nun, ich bin sechsundreißig Jahre alt. Ich diene als centurio in der legio prima. Ich habe zuerst in der hispanischen Legion in Germania gedient, in der Zeit, wo jeder Mann noch in den Mannschaftsgraden beginnen musste, nicht wie heutzutage. Und danach bin ich mit legatus Decimus nach Italia gekommen, wo ich nun die zweite centuria der ersten cohors befehlige. Oh ich kann Dir kaum beschreiben, wie froh ich bin, den germanischen Landen entkommen zu sein. Ein schreckliches Land, ich beneide niemanden, der dort stationiert ist. Nicht weil ich die Gefahr dort scheue, aber es ist wirklich unwirtlich und ein trostloses Land, zumindest im Winter, Frühling und Herbst.“


    Unbewußt, während Marcus in seinen doch normalen Redefluss zurück kam, legte er seinen Arm auf den Brunnenrand, direkt hinter Epicharis Rücken, ohne es selber zu merken, war es doch einfach nur bequemer für ihn. Über die sponsalia hatte sich sicherlich sein Sklave, oder seine Mutter, bestimmt schon Gedanken gemacht und da die Flavier einen Hang dazu hatten, keine Feier auszulassen, konnte sich Marcus die Antwort schon denken.


    „Oh, sie schlicht eintragen zu lassen wäre doch schade, findest Du nicht auch? Eine Feier, und gerade solch eine, ist doch immer besonders schön. Außerdem finde ich es mehr als angebracht, ein Verlöbnis mit einer so schönen und reizenden Frau wie Dir nicht sang- und klanglos mit einer kleinen Formalität verstreichen zu lassen. Und dazu gibt es keine bessere Gelegenheit meine Familie kennen zu lernen.“


    Zumal sie sich da noch von ihrer besten Seite zeigen würden, so hoffte Marcus. Aber auf Festivitäten, wo so viele Gäste geladen waren, hatten man doch natürlicherweise das Bestreben seine besten Seiten zu offenbaren, was auch Marcus von seinen Kindern erhoffte. Ob er noch vorher mit ihnen sprechen sollte oder sie überraschen? Marcus war sich unschlüssig, befand jedoch, daß auch jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, sich darüber schon Sorgen zu machen. Seine Finger spielten auf dem weißgrauen marmorierten Brunnenrand, hinter ihm plätscherte es sanft und am Rande seines Blickes bemerkte Marcus immer wieder die geschmeidigen Bewegungen des Panthers, dessen Fell bei jeder Bewegung anders -vom Sonnenlicht beschienen -glänzte. Neunzehn....neunzehn. Für eine Ehe war das nun nicht das jüngste Alter von einer Frau. Wenn auch der Altersunterschied zu ihm dennoch recht groß war.


    „Also gut, dann will ich mal auch einige Fragen stellen. Ist es Deine erste Ehe, Epicharis?“


    Worauf legte er Wert? Marcus dachte kurz darüber nach, sortierte die schnell aufkommenden Fragen in seinem Geiste- schließlich wollte er die unschicklichen Fragen erst mal sein lassen und wenn er nicht darüber nachdachte vorher, platzten sie ihm meist doch heraus.


    „Magst Du eher Gladiatorenspiele oder griechische und römische Theaterstücke? Dein Vater erzählte mir außerdem von Deiner außergewöhnlichen Klugheit. Wurdest Du auch von einem griechischen Hauslehrer unterrichtet? Möchtest Du die sponsalia feiern? Warst Du schon mal außerhalb von Italia oder Hispania?Und kannst Du reiten?“


    Die letzte Frage kam dann doch sehr spontan und weniger gut durchdacht. Denn Marcus hatte in Ägypten mal eine Frau kennen gelernt, die eine passionierte Reiterin war- sie war auch in sonstiger Hinsicht sehr unterschiedlich zu den meisten Frauen, denen Marcus begegnet war. Aber aus dem Grund war sie eine Wucht im Bett gewesen. Natürlich ließ sich Marcus von diesem Hintergedanken nichts anmerken, nur ein gewisses verschmitztes Funkeln und sein Lächeln deuteten vielleicht davon, daß die Frage nicht ganz harmloser Art war. Milo hätte Marcus sicherlich sofort durchschaut, Hannibal ebenso.

    Schweigend sah Marcus die Männer vor sich an und wartete, und wartete und seufzte schließlich unhörbar. Scheinbar hatte keiner eine Idee, wo es zu solchen Situationen kam. Einen Augenblick dachte Marcus darüber nach, ob er es auf Anhieb gewußt hätte und wurde sofort milder gestimmt. Denn wenn er solche Fragen an den Kopf geworfen bekam, wußte er meist, schon aus dem Schreck heraus, nicht mehr weiter und konnte keine Antwort geben.


    „Wirklich keine Ahnung? Nun gut, es gibt immer mal wieder Situationen, in denen ein römischer Soldat nicht in einer Formation steht, links und rechts von seinem Nachbarmann gedeckt und mit seinem scutum vor sich, wo nur ein minimaler Spielraum an Bewegungen möglich sind. Das sind Gelegenheiten, in denen wenige Soldaten auf eine Gruppe Feinde trifft, ob von kleineren Überfällen bis hin zu dem Auskundschaften feindlichen Territoriums, wobei einen guten Kundschafter eigentlich auszeichnen sollte, nicht entdeckt zu werden, was jedoch nicht immer glückt.“


    Marcus schritt auf und ab, dachte kurz über seine nächsten Worte nach, ehe er weiter sprach.


    „Der Kampf um eine Verschanzung kann zu Einzelgefechten führen oder auch noch während eines Schlachtverlaufs kann es vorkommen das Formationen auseinander gerißen werden, die Männer an der Flanke so leichter in Einzelgefechte verwickelt werden. Gerade wenn der Feind flieht und die Soldaten ihn verfolgen, kommt es häufig zu solch einem Auflösen der altbewährten Schlachtformation. Und gerade darum müsst ihr auch das volle Spektrum der armatura beherrschen, müsst jede Finte, jede Bewegung im Schlaf beherrschen. An den Pfahl aufstellen. Dieses Mal möchte ich, daß ihr alle Möglichkeiten eines gladius nutzt, setzt diese so ein, als ob ihr gegen einen Mann alleine kämpfen würdet. Benutzt eure Beine und zeigt dabei den Eifer als ob es um euer Leben gehen würde. Das wird es nämlich. Lernt ihr nicht heute und hier, so werdet ihr eines Tages- mit einem fremden Schwert im Bauch- das noch bereuen. Auf, auf!“


    Marcus trat zurück, lehnte sich wieder gegen die Kisten und beobachtete die probati in ihrem Tun.

    Noch einen Blick auf die Wachstafel geworfen, einen Augenblick nachgedacht und Marcus bemühte sich um eine Entscheidungsfindung, diesbezüglich. Er ergriff sich ebenfalls einen Becher, so viel Reden machte schließlich durstig und goss sich ein und Priscus nach. Einen Schluck genommen und dann stellte Marcus den Becher zur Seite. Wenn seine Leute heute keinen Ausgang bekamen, würde sich Marcus selber das Recht auch nicht heraus nehmen können. Das wäre nur schlecht für die Moral. Aber da er wieder mal einen Lagerkoller bekam, würde er schließlich einen Kompromiss finden müssen. Nach einigen Herzschlägen nachdenken, kam ihm schließlich der rettende Einfall.


    „Wer morgen seine Rüstung in tadellosem Zustand hat, bekommt morgen Abend Ausgang. Wer nicht, wird wohl morgen noch weiter an seiner Rüstung putzen müssen.“


    Den Becher in der Hand haltend, sah Marcus fragend zu Priscus.


    „Wie machen sich die neuen probati auf der Stube? Benehmen sie sich ordentlich? Haben sie sich schon unter den anderen Männern eingelebt?“

    Ich werde leider für eine Woche fern von Heim und Hof sein, ebenso von meinem Personal Homecomputer. Somit wird es mir in der nächsten Woche weniger möglich sein zu antworten, werde aber versuchen ab und an mal das Dringenste zu beantworten.


    Fröhliches Ostereier suchen dann allen.

    Viele Momente, horae oder manch ein dies in einem Leben verstrichen im Nu, bedeutungslos, sang und klanglos. Und dann gab es in manchen Augenblicken Zeiträume von weniger als einem Dutzend Herzschlägen, die sich ins Endlose zu dehnen schienen, die wahrhaftig bedeutsam für einen Menschen sein konnten, wenn sie auch nur von sehr kurzer Dauer waren. Und einen Solchen erlebte Marcus justament, denn von einer Absage oder Zusage würde mit Sicherheit die nächsten Jahre oder gar den Rest seiner vita bestimmt werden. Mithin war Marcus durchaus angespannt und aufgewühlt in jener scheinbar endlosen Entscheidungsfindung von Epicharis. Doch dann währte dieser doch nicht allzu lang, ebenso schien sie nicht überrascht zu sein, zumindest sah Marcus ihr dies nicht an. Ob ihr Vater sie doch noch vorgewarnt hatte? Vielleicht hatten sie es beide sogar zusammen entschieden? Doch Marcus schob all diese störenden Gedanken beiseite, denn ihr letzter Satz widersprach doch dieser Vermutung, ebenso verdrängte er die Frage, welche Prinzipien er wohl hatte oder ob man ihn wirklich als einfallsreich bezeichnen könnte. Denn all das verblasste in dem Augenblick. Ein gewogenes Lächeln erschien auf Marcus Gesicht.


    Irgendwo in den Tiefen seiner toga hatte er noch das passende Geschenk für jenen Augenblick aufbewahrt, überlegt kurz bis ihm einfiel in welcher der Falten er sie aufbewahrte, so zog er das feine seidene Tuch hervor, in das der Ring eingeschlagen lag. Eigentlich hatte ihm seine Mutter von Baiae aus den Verlobungsring zukommen lassen, der schon seit Generationen in ihrer Familie weitergereicht wurde, und auf diese Tradition lag seine Mutter sehr viel wert. Dennoch hatte sich Marcus- und das schien schon ein kleines Wunder zu sein- dagegen entschieden. Denn diesen Verlobungsring hatte er schon an dem Finger seiner verstorbenen Frau gewusst- er war ihr am Totenbett wieder abgenommen worden- und Marcus war nun mal ein recht abergläubischer Mann. Er hatte das Gefühl, daß das Unglück und Pech all der Generationen an diesem Ring hafteten und auch die höllische Ehe vielleicht sich mit dem Ring weiter schleichen würden. Im Grunde glaubte Marcus stets, daß eine Ehe mehr einer Tartarusfahrt glich, aber so eine Schlimme wie die Letzte wollte Marcus nicht noch mal erleben. So hatte er Hannibal- der nicht minder über diese Entscheidung verblüfft war- noch am gestrigen Tage während der salliitänze zu einem Goldschmied geschickt. In jenem Augenblick erschien Epicharis in Marcus Augen noch sehr viel jünger. Sie könnte Deine Tochter sein, Marcus! , dachte sich Marcus abermals. Und so fielen ihm die nächsten Worte nicht allzu schwer, schließlich hatte er einige Jahre an Lebenserfahrung und vielleicht auch die damit verbundene Sicherheit der jungen Frau voraus. Somit, und um das Ganze doch zu erleichtern sprach auch Marcus mit Worten, die ihm vielleicht nicht so schnell über die Lippen gekommen wären.


    „Geschätzte Epicharis, Du erweist einem unbedeutenden und frohgemuten Mann eine große Ehre heute. Und sicherlich, Dein Vater ist in dieser Hinsicht nicht ganz unwissend, wenn ich das anmerken darf. Dennoch zählt in erster Linie Dein Wunsch und Dein Wille in dieser Hinsicht, weswegen mich Deine Zustimmung sehr glücklich stimmt.“


    Mit einer chevaleresken Geste und sanft erdreistete sich Marcus Epicharis linke Hand zu umfassen. Das Seidentuch fiel unbeachtet auf die glatt geschliffenen Steine zu ihren Füßen als Marcus Epicharis den Ring behutsam an ihren schlanken Finger streifte. Der Ring war aus feinem Gold und Silber zu einem filigranen Kranz geflochten, zwischen den Windungen waren zahlreiche kleine Fugen hineingearbeitet in denen Nadelkopf große, klare Seeperlen, die sanft milchig schimmerten, eingefasst waren und oben abgeschlossen wurde der Ring von einer zierlichen, Glück bringenden Gemme aus Elfenbein herausgearbeitet, deren feinen Muster von einer Kinderhand gearbeitet sein mussten, so klein und graziös waren sie heraus gearbeitet.


    Einige Herzschläge lang hielt Marcus die Hand von Epicharis in Seiner, betrachtete sie weiterhin aufmerksam. In jenem Augenblick stiegen unerklärlicherweise- oder vielleicht doch verständlicherweise- Fragen in Marcus auf und ihm wurde bewusst, daß er eigentlich gar nichts über die Frau vor ihm wußte. Doch hätte das ein Unterschied gemacht? Hätte er vielleicht anders gehandelt? Die Zeit würde wohl die Wahrheit schonungslos offenbaren und so sorgte sich Marcus in dieser Hinsicht nicht. Einfallsreich…das Wort hallte nach, aber Marcus fühlte sich völlig uninspiriert, was er als nächstes tun sollte. Nur überfordern wollte er Epicharis in dem Moment nicht- sich selber freilich auch nicht. Während der Panther geschmeidig zwischen den Säulen hin und her schritt, führte Marcus Epicharis zu der Sonnen beschienenen Marmorbank und nahm selber Platz.


    „Das war jetzt wohl eine doch sehr komplizierte Erklärung für meine Frage beim Essen.“


    Marcus schmunzelte andeutungsweise und fragte sich, ob das jetzt nicht eine profane Bemerkung war. Dennoch, er war nun mal kein Flavius Gracchus oder ein Flavius Milo und somit weniger beredsam als seine Verwandten. So sprach er, was ihm gleich in den Sinn kam.


    „Das Gröbste weißt Du wohl schon immerhin über mich, ich diene in der legio und habe zwei Kinder. Aber gibt es vielleicht etwas, was Du gerne von mir noch erfahren willst?“

    Zufrieden nickte Marcus, beugte sich ein wenig nach vorne und sah noch mal auf den Wachplan, um zu sehen, wann sie etwas mehr Luft hatten, um eine solche Übung und die danach folgende Ruhepause für die Soldaten einplanen zu können. Mit dem Griffel fuhr Marcus die Linien entlang und tippte dann zufrieden auf eine Lücke. Einige Tage nach dem Geburtstag war das dann. Marcus hob den Blick und nickte somit zustimmend.


    „Gut. Dann sehen wir uns mal an, wie frühjahrstauglich die Männer sind in einigen Tagen.“


    Jetzt lehnte sich Marcus wieder zurück, sah Priscus an und nickte. Dachte selber darüber nach, wie es bei der Neunten abgelaufen war, konnte sich jedoch nicht wirklich mehr daran entsinnen. Dennoch nickte Marcus und dachte einen Moment darüber nach, ob der primus pilus in dieser Hinsicht schon etwas geplant hatte, oder der praefectus. Vielleicht würde er später noch eine kleine Notiz an Ersteren schicken durch einen Boten.


    „Dann sorge doch bitte dafür, daß die Männer sich um ihre Paraderüstungen kümmern. Ich werde morgen eine Kontrolle durchführen und möchte schön glänzende Rüstungen sehen, optio.“


    Noch ein Blick auf seine kleine Liste geworfen, den Rest konnte Marcus auf keinen Fall mehr entziffern, vielleicht würde es ihm später noch einfallen, ansonsten konnte es auch nicht dringend sein. Darum legte er sie achtlos zur Seite.


    „Gibt es vielleicht von Deiner Seite noch etwas, optio?“

    Da offensichtlich keine Fragen vorhanden waren, entließ Tius alle probati zu ihrem neuen Wachposten und sah ihnen noch eine Weile hinter her. Grübelnd kratzte er sich am Kinn und fragte sich dabei insgeheim, wer von den Neuen wohl die Grundausbildung schaffen würde, wer wohl vorher aufgeben würde oder gar einfach versuchen wollte abzuhauen. Es wäre nicht das erste Mal, daß Tius das erlebt hätte. Doch dann zuckte er nur mit der Schulter und wandte sich um, um wieder schnell zum Haupttor zurück zu kehren. Schließlich stand noch eine kleine Wette mit den Kameraden aus und ein Würfelspiel.






    Sim-Off:

    Natürlich könnt ihr hier spielen. Dies ist ein Thread, der für den Wachgang genutzt werden kann.