Es war der erste Satz, der die Worte des Aureliers zu bestätigen schien, wenn Marcus auch etwas Mühe hatte ihre leisen gesprochenen Worte gänzlich zu verstehen. Ich suchte einen Moment der Besinnung. Ein solcher Ausspruch hätte von einem der gebildeten Flavier kommen können, die die Ruhe für dem Lauschen ihrer eigenen Gedanken suchten. Marcus hatte selten das Bedürfnis alleine zu sein, im Gegenteil. Zuviel Nachdenken, dieser Meinung war er schon länger, tat einem Mann nicht allzu gut. Grübeln war der Keim des Unglücks und Marcus grübelte nur sehr selten. Seine Augenbrauen zuckten leicht bei dieser schnellen Überlegung und er spähte in den dunklen Garten, konnte jedoch nichts erblicken, was die Aufmerksamkeit von Epicharis zu fesseln schien. Mit den Händen hinter dem Rücken dachte Marcus einige Herzschläge über jenes Rätsel nach, wie die Gespräche einen Raum zum flirren bringen konnte. Es musste wohl jedoch eine weitere Ausdrucksweise von einer gebildeten Frau sein, derer Gedankengänge Marcus schwerlich und wohl nie verfolgen konnte. So ließ er es schnell wieder. Absentia? Was sie wohl damit sagen wollte? Marcus hatte nicht die geringste Ahnung, versuchte jedoch sich nicht anmerken zu lassen. Vielleicht war das auch eine Krankheit. Marcus musterte sie schnell, bis auf ihre Blässe, sah sie nicht sonderlich krank aus. Und die Blässe kam sicherlich vom vielen Stuben hocken, was alle gebildeten Menschen gemein zu haben schienen.
„Eigentlich wollte ich nur ein paar Schritte mich bewegen ehe es richtig zum Fleischgang geht.“
Bewußt eine Lüge wollte Marcus nicht aussprechen, es war mehr eine Ausflucht. Schließlich hatte er zwar keine Probleme seine wahren Gründe für den kleinen Abstecher im hinteren Teil der Villa einem Mann zu offenbaren, aber bei Frauen hatte er durchaus Hemmungen. Das war alles nichts für die empfindsamen Frauenohren bestimmt. Seine anfängliche schlechte Laune war auch mittlerweile dahin, die Aussicht auf eine feudale Jagd in einigen Tagen beflügelte ihn sogar. Als er zu ihr sah, blinzelte er einen Herzschlag verblüfft. Warum sah sie ihn so seltsam an? Ahnte sie etwas von seinem kleinen, doch recht harmlosen, Schwindel? Hoffentlich nicht. Aber es war wohl an der Zeit wieder etwas von sich zu geben. Und nun? Marcus hatte keinen blassen Schimmer, was er mit der jungen Frau bereden wollte. Der Druck, kluge und hochtrabende Worte von sich geben zu müssen, hemmte ihn derart, daß ihm keine passenden Worte auf die Zunge kamen. Schweigend blieb er einige Zeit stehen ehe er sich einen Ruck gab.
„Nun, mir erschienen die Worte Deines Vaters eingangs doch noch zu mysteriös. Ich meine diejenigen, die den Grund der Feier verraten sollten. Ist heute ein besonderer Familientag oder bist Du gerade aus der Fremde nach Mantua zurückgekehrt, was Dein Vater gerne feiern möchte?“
Die toga lag schwer auf seinen Schultern, er hatte das Kleidungsstück schon immer gehasst. Unpraktisch, unbequem und lästig war die toga, wenngleich er auch wußte, dass sie ihm eine würdevollere Erscheinung verlieh. Und trotz der kühlen Brise schien sie ihm viel zu warm zu sein. Doch Epicharis, so wie sie die palla um ihre Schultern gezogen hielt, schien es zu kalt zu sein. Schön war sie wirklich, aber Marcus merkte schnell, sie war ihm zu blass, nicht der Typus von Frau, die ihn betören konnte. Aber in diesen Bereich fielen sehr viele Frauen, Marcus hatte durchaus ein eingeschränktes Beuteschema.
„Dir ist kalt, kann das sein? Gehen wir doch vielleicht lieber wieder hinein oder geht es Dir immer noch nicht gut?“