Der Schein des Lichtes drang verlockend durch den sturmgepeitschten Wald. Viele, viele Stunden war Marcus schon unterwegs. Sein Kopf schmerzte, sein Bein brannte und er war hundemüde. Aquilius hatte er immer noch nicht gefunden, glaubte nicht mehr auf ihn zu treffen. Das schwarze Roß unter ihm trottete mit müden Schritten und hängendem Kopf zwischen zwei Buchen hindurch. Seine Mähne tropfte von dem strömendem Regen, auch Marcus Haare, sein Gesicht, seine ganze Kleidung waren von dem Naß getränkt. Erst als ein Haus, nahe einer ausgetretenen Strasse, vor ihm auftauchte, merkte Marcus, daß er unbewußt auf jenes Licht zugestrebt war. Es war tatsächlich eine Taberna, nahe der Via Richtung Norden und einer der Pässe. Marcus zögerte, er sollte weitersuchen, doch dann ging ihm auf, daß er sich vielleicht sogar nach dem flüchtigen Sklaven und seiner Tochter erkundigen konnte. Das Leder des Sattel knarrte leise als Marcus vom Pferd herunter stieg und sein Ross zu dem Regenunterstand führte. Nachlässig band er das Pferd dort an und wandte sich zur Tür um, dann trat er ein.
Das Licht der Lampen blendete ihn einen Moment, erst als er ein paar Mal blinzelte konnte er das Innere der Taberna erkunden. Flache Stühle, grobe Holzschemel, ein mit Erde festgestampfter Boden, Dunst von Schweiß und schlechtem Wein und Bier vernebelten diese etwas heruntergekommene Taberna. Doch das Publikum jener Räumlichkeiten war bunt durcheinander gemischt. An einer Seite saßen einige Bauern, die nicht die Reichsten waren, waren die Zeiten für die freien Bauern doch schon lange vorbei, an anderer Stelle speisten zwei ältere Männer in kostbaren Kleidern und sichtlich pikiert über die Zustände der Taberna, und dazwischen saß allerlei ‚Halunkenpack’. Tief einatmend- es natürlich gleich bereuend wegen dem Gestank- wischte sich Marcus durch seine kurzen schwarzen Haare und musterte die Männer, und die wenigen Frauen, nur kurz. Dann trat er zu einem freien Tisch und sank mit einem tiefen Seufzen auf einen Hocker. Ein dicker Mann schob sich durch eine Gruppe von schludrig gekleideten Söldner und zu Marcus. Abschätzig wurde Marcus auf seine Vermögensverhältnisse gemustert, die Rüstung eines Soldaten erkannt und somit als nicht sonderlich betucht eingestuft- vielleicht reicher als die Bauern, aber weit ärmer als die älteren Männer.
“Bier?“
Müde hob Marcus seinen Kopf. Der dicke Mann verschwamm vor seinen Augen, schließlich nickte Marcus. Er war zu fertig, um zu widersprechen und nach Wein zu fragen.
„Sag, war vor kurzem ein...Germane und ein junges Mädchen hier, klein, zierlich, braunhaarig, eine Römerin?“
Die rechte Wange des Wirtes zuckte und er schüttelte schließlich den Kopf.
„Was zu Essen?“
Erneut nickte Marcus und sah seufzend auf den Tisch. Mürrisch und sehr verstimmt, aber auch schrecklich erschöpft, stützte er sein Kinn auf seine Händen ab und sah unbestimmt durch den Raum, sah nichts und niemanden in Wirklichkeit. Erst als jemand zwischen ihn und die nächste Öllampe trat, er auf eine speckige Lederrüstung sah und ein Mann kräftig sich räusperte, wurde Marcus aus seiner Apathie heraus gerissen. Marcus sah hoch und auf ein Gesicht mit einem struppig blonden Bart und einem Haupt mit einer blonden Mähnenmatte. Ein schmieriges Grinsen war auf dem Gesicht des Fremden zu sehen.
[Blockierte Grafik: http://img168.imageshack.us/img168/746/micoqz2.jpg]| Die Rettung oder nur ein Aufschneider?
„Was willst Du? Verschwinde...“
Das Grinsen des Mannes wurde nicht ein bißchen schmaler. Ungerührt nahm er gegenüber Marcus auf einem Hocker Platz. Seine Hände starrten vor Schmutz, die Fingernägel hatten braune Ränder und von ihm drang ein säuerlichekelhafter Dunst zu Marcus. Marcus verzog das Gesicht und wollte schon ansetzen, den Kerl noch mal zu verscheuchen, doch dann sprach dieser.
„Du suchst zwei Leute? Hier in den Bergen? Wird schwierig, aber für das richtige Geld könnte ich, Mico, der Spurensucher, Dich führen. Ich kenn mich hier guuut aus und ich kann fast jeden in den Bergen finden. Außerdem...wird Maia jeden, den Du suchst aufspüren.“
Mit einer Hand deutete er zu seine Füße. Marcus, der ihn skeptisch ansah, folgte mit seinem Blick der Bewegung und sah in ein schmales Gesichtchen. Dunkle Knopfaugen sahen ihn treuäugig an und eine kleine rosige Zungespitze hechelte schnell hin und her.
[Blockierte Grafik: http://img238.imageshack.us/img238/3623/maiayi5.jpg]| Gestatten? Die unheilvolle Hundemeute für die Verfolgung!
„Was ist das?“
Mico sah Marcus etwas beleidigt an und hob den kleinen Hund auf seinen Schoß. Der hechelte munter weiter und leckte am Bart seines Herren herum.
„Na, ein Fährtenhund. Der Beste von ganz Norditalia, ich schwör es Dir!“
Skeptisch, etwas angewidert besah sich Marcus das kleine Ding genauer. Irgendwie war der Hund ja schon...süß. Marcus schauderte und griff nach dem Bier, was der Wirt mittlerweile bei ihm abgestellt hatte. Er trank einen tiefen Schluck und hustete bei dem Geschmack des Abwassers im Krug. Seufzend stellte er ihn zur Seite.
„Das ist der häßlichste Hund, den ich in meinem Leben gesehen habe. Und nach einem Fährtenhund sieht er nicht wirklich aus.“
Mico hob beleidigt sein Kinn.
„Pa! Wer nicht will, der will nicht...Komm, Maia, das müßen wir uns nicht anhören...“
Marcus überlegte es ich dann doch anders. Was konnte es schon schaden? Denn Anhaltspunkte hatte Marcus wirklich nicht mehr. Und eine Spur sowieso nicht!
„Warte! Also gut, was willst Du haben?“
Mico, halb aufgestanden, verharrte. Ein Triumph stand in seinem Gesicht geschrieben. Langsam setzte er sich wieder. Jetzt galt es die Bedingungen auszuhandeln.
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