Geziert strich sich Decius, alias Pulcher, seinen schwarzen Haarkranz glatt und nickte erneut gönnerhaft. Sein Blick ging an dem Ianitor vorbei und wieder auf der Statue. Ein erfreutes Lächeln umspielte seine Lippen, sein Gesicht zeugte von einer Zufriedenheit, die nicht sehr überrascht war. Innerlich bebte Decius natürlich, aber er war ja, wie schon gesagt, wirklich ein Profi. "Sehr gut, das ist in meinen Augen wohlgefällig." Herrisch hob Pulcher seine Hand, winkte mit dem kleinen Finger und trat in die Casa hinein. Seine Sklaven folgten ihm fast lautlos und mit vorbildlichen Sklavenverhalten. Dabei sah man auch gut, dass weder die Sklaven, noch der Händler offensichtlich Waffen trugen. Das tat auch keiner von ihnen. Für kleine Mäuse war das in der Höhle des Löwen auch nicht ratsam.
Beiträge von Hannibal
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Den ganzen Tag am Eingang stehen, das ging schon gehörig auf Pullus Beinstumpf. Wenige kannten etwas von Pullus, er erzählte auch nicht gerne von seiner Vergangenheit. Doch wollen wir mal darauf einen Blick werfen und bei seinem Schicksal verweilen. Pullus hatte eine ganz normale Jugend in der Subura. Sohn eines Gerbers und einer ehamiligen Lupa war er nur einer von 12 Kindern. Freilich überlebten von diesen Kindern nur 6 und bis ins Erwachsenenalter schafften es dann nur noch 3 von ihnen. Pullus war also einer der Glücklichen. Oftmals fragte er sich schon, ob er glücklich darüber sein sollte. Denn schließlich war es im Elysium bestimmt nicht so hart, wie in der Subura aufzuwachsen. Hunger, Armut und Gewalt waren die täglichen Begleiter der Kinder dort. Doch so lernte Pullus sich durchzubeißen. Das hatte er in der Legio auch wirklich bitter notwendig gehabt. Im Krieg in Germania war er auch bei der Schlacht gegen die Barbaren dabei. Glück hatte er auch. Er gehörte nicht zu den vielen Männern, die dort elendig krepierten, doch sein Bein musste dran glauben. So flog er aus der Armee, erhielt weder Phalera, noch ein sonderlich hohe Geldgabe. Sowas bekamen eh nur die Offiziere. Fortuna meinte es dann ein drittes Mal gut mit ihm und er landete bei diesem Lupanar. Keine schlechte Arbeit, wie er fand.
Pullus hatte auf einem Holzhocker Platz genommen und schnürrte wieder sein Holzbein an sein vernarbten Beinstumpf. Ruhig krämpelte er wieder die Tunika darüber und sah auf. Na, der sah wie ein Frischling in der Subura aus. Dieser entsetzte und halb faszinierte Blick, Pullus roch es schon auf viele Meter weit. "Na, suchste ein hübsches Mädchen, ein wenig Gesellschaft oder einen ordentlichen Ritt?"
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"Jetzt komm schon, Pullus, ich zahl nächste Woche, bestimmt!" Ein Mann in schäbiger Tunika stand vor dem Eingang und rang mit den Händen. Pullus, der einbeinige Türsteher sah mit verschränkten Armen auf ihn herunter."Verschwinde, Cressus, wir schreiben nicht an. Die Mädchen wollen schließlich auch ihr Essen und ihr Geld sehen. Verschwinde und belästige die Kunden nicht!" Pullus gab Cressus einen Stoß, der enttäuschter Miene abzog. Verächtlich sah Pullus dem Mann noch hinterher, ehe er sich dem Neuankommenden zuwandte. Er schneuzte leise und spuckte in seine Spuckecke. Unbeeindruckt musterte er den Mann. Nach einer Weile, warten lassen war eine seiner Taktiken, krazte er sich die Nase und hob seine narbige Augenbraue.
"So? Hannibal? Da kommst Du ein paar Jahrhunderte zu spät!" Pullus lachte über seinen eigenen und mauen Scherz herzhaft, rauh und etwas kehlig. Einige Männer liefen am Lupanar vorbei und Pullus nickte ihnen zu. Dabei strich er sich, wie bei einem geheimen Zeichen über die Wange. Die Männer erwiderten das und liefen schweigend weiter. "Also, was willste genau von ihm? Bist wohl nicht wegen den Mädchen hier, wenn ich den richtigen Riecher für habe! Also, was für ein Angebot isses?" Dabei rutschte seine Hand automatisch etwas nach vorne. Ein Wink mit dem ganzen Lattenzaun, dass er etwas für den Eintritt dieses Mal verlangen würde.
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Der Sklave trat demütigen Blickes wieder einen Schritt zurück und offenbarte den Blick auf seinen "Herren". Dieser hatte hoch erhobenen Hauptes einer der Statuen am Eingang betrachtet und rückte seine Toga etwas zurecht. Mit einem strahlenden, leicht öligen Lächeln drehte er seinen Kopf und sah den Ianitor fast gönnerhaft an. "Salve, guter Mann. Mein Name ist Publius Plodius Pulcher, ich bin Vorsteher der Salzhändler. Ich wünsche den werten Praefectus Caecilius Crassus oder einen Vertreter seiner Interessen zu sprechen, sofern sie die Zeit haben. Ich wünsche als sein Klient aufgenommen zu werden. Mit mir wollen sich auch einige andere Händler anschließen, ebenso einige wohlhabende und respektierte Peregrini, deren Rechtsvertreter der Praefectus sein könnte." Die Sklaven hielten sich mit gesenkten Blick im Hintergrund und fielen fast gar nicht auf. Pulcher hielt seine Togafalte an der Schulter mit der linken Hand, wobei er sogar richtig würdevoll wirkte und mit gelassener Miene auf die Antwort des Ianitors abwartete.
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Es war früh am Morgen. Die Sonne blinzelte erst seit kurzem über Rom, die ersten Geschäfte waren schon betriebsam am Arbeiten. Einige Gestalten näherten sich der Casa Caecilia. Auf den ersten, aber auch auf den zweiten und dritten Blick könnte man meinen, wohlhabender Händler mit Sklavengefolge. Vorran lief ein dicker Mann mit kurzen schwarzem Haarkranz. Er trug eine lange Tunika aus dunkelbraunem Stoff und darüber eine Toga, die zwar nicht sehr modern war, aber sauber und ordentlich. Ihm folgten einige Männer, allesamt braunhaarig, von ähnlichder Statur und mit genau den gleichen Sklaventuniken gekleidet. Der Dicke fuhr sich immer mal wieder nervös über die Lippen und blieb noch ausser Sichtweite der Casa stehen. "Oh, oh, wenn das mal gut geht, wenn das mal gut geht...!" jammerte er leise. Einer der Männer antwortete ihm leise. "Es muss, also reiß Dich zusammen. Weißt Du Deinen Text noch, Decius?" Decius, der Dicke, nickte und zog ein kleines Stofftaschentuch hervor. Nervös wischte sich den Schweiß von der Stirn und schneuzte sich danach noch kräftig. "Ja, ja...gerade beim Praetorianerpraefekt...oh, oh, da war mein größstes Ding ein Nichts dagegen. Wenn wir lebend da raus kommen, sind wir in der Subura eine Legende! Oh, oh, ob das mal gut geht?"
Der zweite Mann rollte mit den Augen. "Komm schon, wir haben Merkurius und Fortuna geopfert und dem Genius Loci, das wird schon! Weiter, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!" Decius und das Gefolge nickte gehorsam, wenn auch die Meisten genauso unbehaglich wirkten. Doch als sie in Sichtweite kamen, verschwand dieser Ausdruck. Sie waren schließlich Profis. Die Haltung der Sklaven wurde sklavisch und Decius straffte sich. Mit ungeheuer gewichtiger Miene brachte dieser noch das letzte Stück hinter sich und trat auf die Tür zu. Alle Männer blieben stehen. Einer der "Sklaven" trat nach vorne und klopfte kräftig gegen die Porta.
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Zufrieden nickte Hannibal über die Worte der jungen Mira. Seine Augen schweiften nachdenklich über Mira hinweg und Hannibal sah nach draußen auf eine Hintergasse. Das gegenüberliegende Haus stand so nahe am Fenster, dass man sich von beiden Seiten aus die Hand reichen könnte. 'Es war gut, dass Nadia auch der Botin nicht zuviel verraten hatte. Es war wohl notwendig gewesen, dass sie überhaupt so viel wußte.' Langsam entspannte sich Hannibal etwas und ein Plan reifte in seinem Kopf. Ein Plan, wie er am Besten in die Casa Caecila gelangte. Zwei, drei Männer, die passende Tarnung, ja das könnte klappen. Riskant war es alle mal, aber Hannibal würde nicht untätig hier abwarten und mit Nadia nur verzweifelte Nachrichten austauschen.
Wieder wurde die Tür aufgerissen. Ein großgewachsener und dürrer junger Mann trat hinein, er hatte abstehende Ohren und strohblonde Haare. Seine Augen wanderten hektisch von Hannibal zu Mira, der er kurz verschmitzt zulächelte. "Was gibs?" Gefangen in seinen Plänen hatte Hannibal erst nicht das Eintreten bemerkt. Auch das Schreien einiger Kinder auf der Rückseite des Lupanars übertönten das Quietschen der Tür. Sich das Kinn reibend, sah er auch nicht zu dem Hereinkommenden. "Geh zur Taberna Avaritia und hol...wart mal....Decius, der dicke Decius, Tertius...den mit den braunen Haaren und der Narbe am Kinn....und Fulminus! Sag, dass ich ihre Hilfe brauche und heute noch." Der junge Mann grinste breit und unternehmungslustig, salutierte gespielt und wirbelte schon wieder aus dem Raum. Im Eingang konnte man noch eine neugierig spähende Marcella sehen. Doch die Tür wurde vor ihre Nase zugeschlagen.
Immer noch grübelnd ging Hannibal zu dem Schreibtisch und griff unter den Tisch. Dabei holte er eine kleine Schatulle hervor und daraus einige Münzen. Diese reichte er Mira. "Du musst noch etwas für Nadia tun. Sag ihr bitt, dass ich ihre Nachricht erhalten habe. Auch, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Ich werde mein Versprechen halten. Morgen früh gleich. Eine Nacht muss sie noch durchhalten. Aber sag das nur ihr, niemandem sonst, verstanden? Pullus wird Dich aus der Subura hinaus führen. Komm!" Deutlich freundlicher geleitete Hannibal Mira nach draußen und zum Türeingang, wo er Pullus anwies Mira aus der Subura zu führen. Dacius hatte sich auch schon längst aus dem Staub gemacht. Anscheinend verspürte er keine Lust noch länger zu warten und hatte wohl die Prügelstrafe seines Vaters in Kauf genommen.
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Ohne seine Augen von Mira abzuwenden, nahm Hannibal das Papyrus entgegen. Einen Moment behielt Hannibal den Brief in der Hand und schien das Mädchen ergründen zu wollen. Nur zögerlich sah er auf den Papyrus und entfaltete ihn langsam und bedachtsam. Hannibals Gedanken überschlugen sich ehe er eine Zeile davon gelesen hatte. War sie tatsächlich von Nadia geschickt worden? Oder war es eine Falle? Wenn, dann eine zu simple. Hannibals Augen überflogen den Text. Mit jedem Wort, was er aufnahm und manchmal leise vor sich hinflüsterte, wurde Hannibals Gesichtsausdrück düsterer. Seine Augenbrauen wanderten zusammen, dabei presste er die Lippen fest aufeinander und er wurde blaß vor Zorn. "Furianus? Diese elende kleine Kröte! Dafür wird er büßen müssen!" Hannibal ballte seine Faust zusammen und schlug hart auf die Tischkante. Der Weinkelch hüpfte in die Höhe, fiel herunter und zerschellte in viele kleine Glasscherben, die sich buntglitzernd auf dem matten Boden verteilte.
Die Tür wurde aufgerissen und Marcella, die wohl lauschend bereit gestanden hatte, sah hinein. Besorgt blickte sie zu Mira und dann zu Hannibal. "Allef in Ordnung? Ift waf paffiert?" Hannibal stand langsam auf, widmete den Scherben keines Blickes, sondern, wandte sich zu Marcella. "Hol Taculus! Und beeil Dich!" Marcella guckte Hannibal noch verwundert an, schüttelte den Kopf und lief nach draußen. Vorsichtig und wie einen behutsamen Schatz faltete Hannibal den Brief wieder zusammen. Ihn in seiner Hand haltend sah Hannibal wieder zu Mira. "Hat sie Dir sonst noch was gesagt? Und was weißt Du von ihr und von diesem Botengang?
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Da der junge Dacius ein kleiner ungebildeter Junge aus der Subura war, gerade mal fähig zum Schreiben seines Namens, hatte er leider nicht die hellseherischen Fähigkeiten, wer jener italienische Charmeur und Abenteurer aus dem 18. Jahrhundert war. (:P ;))So erntete Mira nur einen verwirrten Blick auf ihre Anmerkung. Doch Dacius machte es sich nicht so viel draus. Er verstand die Älteren oftmals nicht. Es war als ob sie sich allesamt in seltsame Kreaturen verwandelten, die immerzu unsinnige Dinge sprachen wie: Dacius, lass dies...Dacius, lass jenes...Dacius, es ist wieder alles Deine Schuld...Dacius, etc, etc. Doch vernachlässigen wir mal das simple Innenleben dieses kleinen Führers und wenden uns wieder dem Lupanar und Pullus, dem römischen Türsteher zu.
Dessen vernarbte Augenbraue zuckte hoch und runter. Grummelnd kratzte er sich an seinem schlecht rasierten Kinn, Barbieren schien er wohl nicht sonderlich zu trauen. Sein Blick schweifte an Mira hoch und runter. Wobei er wohl versuchte sie einzuschätzen. „Ja, wärst im richtigen Alter. Willst also bei ihm vorsprechen? Na gut, dann komm mal mit, Kleine!“ Pullus schniefte und spuckte gegen die gegenüberliegende Wand. Er nickte Mira zu und gab Dacius, dem Jüngeren, einen leichten Stoß nach hinten. „Du trollst Dich aber wieder, bist zu jung und hast eh kein Geld.“ Dacius, der wohl protestieren wollte, sah schnell ein, dass es keinen Sinn machen würde gegen den Türsteher des Lupanars. So blieb er erneut schmollend stehen und in seinem Blick trat wieder der Ausdruck: Wenn ich groß bin, zeig ich es euch allen noch! Pullus schob unbeeindruckt Mira hinein und folgte ihr.
„Marcella?“ rief er laut durch den Eingangsbereich. Auf den Wänden tummelten sich nackte Nymphen, die von kleinen Waldgeistern mit eindeutig körperlichen Absichten, verfolgt wurden und manche auch schon in das saftige Gras und die Blätter gezogen wurden. Keusch waren die Darstellungen wahrlich nicht. Doch die Farben waren ein wenig verblichen und an manchen Stellen mit neuer Farbe übertüncht, um Risse in den Bildern zu überdecken. Eine vollschlanke Frau, Anfang Dreißig und mit eher unordentlich hochgesteckten, schwarzen Haaren kam aus einem der Zimmer. Sie trug ein tunikaähnliches Gewand, was einen tiefen Ausschnitt auf ihre doch üppige Oberweite offenbarte. Während sie mit bloßen Füßen zum Eingangsbereich kam, aß sie aus ihren Händen einige reife Trauben. „Waf iff, Pulluf?“ fragte sie mit heller Stimme und einem auffälligen Lispeln. „Bring die Kleine zu Hannibal. Ich glaub, sie will hier anfangen zu arbeiten!“
Marcella musterte Mira und schüttelte den Kopf. „Oh weh! Oh weh. Na dann komm mal mit, Kleinef!“ Mit den Hüften wiegend ging sie vor Mira entlang. Immer mal wieder warf sie Mira einen mitleidsvollen Blick zu. „Überlegf Dir noch mal gut, Kleinef! Ift nicht ffhön die Arbeit hier! Und ffnellef Geld gibtf auch nicht! Hier lang!“ Sie öffnete nach einem langen Gang eine Tür, die in ein dunkles Arbeitszimmer führte. Die Fensterläden waren verschlossen und der Raum nur von einer Öllampe erhellt, die einen ganz kleinen Ausschnitt erhellte. Das Licht fiel auf einige Wachstafeln und einem Papyrus, einem dunklen Schreibtisch und einem Weinglas mit angetrocknetem Wein. Eine Fliege surrte um das Glas herum und lies sich immer mal wieder auf dem Rand nieder. Der Rest blieb jedoch in der Dunkelheit verborgen. Marcella sah sich suchend um. „Wart mal kurf hier, Liebef! Ich fuch ihn mal...“ Mit den Worten verschwand Marcella und ließ die junge Mira dort zurück.
Es dauerte nicht lange als ein Mann den Raum betrat. Zielstrebig ging er zum Fenster und öffnete einen Fensterladen. Licht flutete in den sehr schlicht eingerichteten Raum. Auffällig waren nur eine Statue von einer dicken und barbusigen Frau in der Ecke, über die jedoch ein Tuch hing, halb verrutscht jedoch. Auch hingen einige Waffen an der Wand. Der Mann drehte sich um, setzte sich auf die Kante des Schreibtisches und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich hörte Du suchst mich? Wer schickt Dich?" Hannibal musterte das Mädchen mit mißtrauischem Blick.
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Der Alte zuckte mit der Schulter als der Kecks ausgeschlagen wurde und biss hinein, dabei entblösste er seine Zahnreihe mit einigen Lücken darin. Dacius stieß sich grunzend von der Mauer ab und tippte sich gegen die Stirn. "Viel'n Dank, Centurio! Wie immer, 'ne große Hilfe! Komm, Liebchen!" Der alte 'Centurio' und Legionsveteran sah Mira winkend hinter her und zog den Fensterladen polternd wieder zu. Dacius trat auf ein großes Tor zu, was in die Insula hinein führte. In der Mitte war ein großer Hof mit einem Brunnen aus Lehm gemacht. Die Boden im Hof bestand auf festgestampfter Erde. Vom vielen Wasser, was hier weggetragen wurde, jedoch an manchen Stellen sehr matschig. Einige Hühner flatterten erschrocken auf, hinten war eine Werkstatt mit einem Schuster, der rhytmisch mit seinem Hammer auf einem Lederstück rumhämmerte. Der Geruch von Menschen, gedünstetem Fleisch und Abfällen vermischte sich mit dem Geruch von gegerbten Leder.
Ein etwa 8-jähriger Junge stand mit zwei Kumpanen an einer der Seitenwände des Innenhofes. Akribisch und sorgfältig waren die Drei dabei eine nackte Frau, Strichmänchenhaft, mit Kreide darzustellen. Dacius blieb stehen und grunzte wütend auf. Schnell lief er zu dem Jungen und packte ihn an einem Ohr. "Du Tunicht'gut, Du kle'ner Faulpelz, Du Schand' De'nes Vadders!" Dacius gab dem Jungen eine Ohrfeige links und rechts. Die anderen beiden Jungs rannten hastig davon. Kopfschüttelnd sah Dacius zu Mira. "Dat komm' davon, wenn man dene Bengels in die Scula schickt. Da lern'n die nur Unfug in'n Kopp'! Du, Dir tret' ich aber noch in 'n Hintern, aber jetze, da kümmerst Dich um das Liebchen hier. Bringste se he'l zum Geniuslupanar und och wieder he'le raus, verstanden?" Der Junge nickte, wobei seine Wangen von den Ohrfeigen gerötet waren und er darum kämpfte nicht zu weinen. "Daaaciuuuus! Es zuck' immer noch!" Grummelnd sah Dacius nach oben. "Ich kom' ja scho'!" Kopfschüttelnd wandte er sich an Mira und lächelte flüchtig. "Der da führt Dich scho'! Wenn net, bekommt der sonst 'ne ordentliche Dresche mit dem Stock, haste verstand'n?" Drohend sah der Vater seinen Sohn an, der schnell nickte. Zufrieden tippte sich Dacius an die Stirn, ließ seinen Sohn los und marschierte auf eine Holztreppe zu, die nach oben führte.
Mißmutig sah der Junge seinem Vater hinter her und rieb sich die schmerzende Wange. Mit heruntergezogenen Mundwinkel sah er zu Mira. "Wart's mal kurz?" nuschelte er und trat noch mal an das Bild dran. Mit krakliger Schrift, setzte er noch seinen Namen drunter- Dacius II.- Gleich lächelte er und wandte sich Mira zu. "Komm!" murmelte er und lief schnellen Schrittes voraus und in die Richtung des Lupanars!
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Dacius, der Jüngere, Sohn des glatzköpfigen Dacius aus der Subura, führte Mira, die junge Botin, von seinem Zuhause aus die Gasse entlang und in Richtung des Genius Loci. Vor dem Genius Loci blieb der Junge stehen, spuckte sich in die Hand und strich damit über den Phallus. "Mach auch. Bringt Glück!" Er nickte Mira zu und ging dann die letzten Schritte bis zum Eingang. Gerade trat ein dickleibiger Mann mit einer fleckigen, grünen Toga heraus, die auch mal bessere Tage erlebt hatte. Der Mann stieß Dacius zur Seite und lief zufrieden schmatzend die Gasse entlang. Seine Augen schweiften über Mira und sahen sie durchaus mit gewisser Begehrlichkeit an. Ab und an als er schon am Ende der Gasse war, sah er noch mal zu dem Mädchen zurück, verschwand dann.
Dacius sah dem Mann hinter her und als dieser dann um die Ecke war, hob Dacius drohend die Faust. "Schweinebacke!" murmelte er wütend und in seinen Augen glomm Wut. "Dir zeig ich's noch!" Schmollend griff er nach Miras Hand und zog sie zum Eingang. "Komm!" Von dort sah er zu dem einbeinigen Römer hoch, der mit verschränkten Armen und belustigt auf die Beiden herunter sahen. Die Augenbraue des Römers war zur Hälfte schon versenkt worden und an der Stelle kahl. Doch trotzdem sah man, wie diese hoch wanderte. "Was wollt ihr?" Der Junge grinste kess. "Ich soll'n das Mädchen hier hin bringen und wieder raus. Was willst'n hier?" Den letzten Satz hatte Dacius, der Jüngere, an Mira gerichtet.
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"Dacciuus! Mit wem redest'n da? Kom' sofort wieder hoch! Das Schwein zuckt noch!" Ein grelle Frauenstimme drang von einem der oberen Stockwerke der Insula nach unten. Genervt sah der kahlköpfige Mann, eindeutig ein Dacius, nach oben. Laut brüllte er zurück. "Halt' dein Rand, Lucia! Ich red' hier mit wem ich mag und hau ihm einfach noch mal druf!" Dacius rollte genervt mit den Augen und wandte sich wieder an die junge Mira. "Ein Lupanar...haaha! Du bist 'ne ganz goldig'! Hier gib's viele! War' mal kurz, Liebchen!" Dacius trat an ein Fenster und klopfte kräftig gegen den Fensterladen. Fast sofort schwang das Fenster auf und ein alter Mann spähte hinaus. Sein säuerlicher Geruch, wie so oft bei alten Menschen, drang auf die Straße. Sein Gesicht war wettergegerbt, an seinem Rücken zeigte sich die Spuren harter körperlicher Arbeit, er hatte den Ansatz eines Buckels. "Dacius, amicus, was kann ich für Dich tun? Ist das Schwein gut? Wie gehts Deiner Alten? Hat sie schon geworfen?"
Geplagt seufzte Dacius und schüttelte den Kopf. "Neee, immer noch net. Die Olle von d'Schiefen Eck' meint', dass es scho mehr als überfällig isse. Find ich och! Sie zickt immer mehr rum! Aber hör' mal, die Klene dort, die suchts jemand'. Do dacht ich mir, Du kennst den vielleicht? Hannibal? Braune Haare, braune Augen, jung, hier in der Subur'?" Der alte Mann sah an Dacius vorbei und lächelte Mira zwinkernd zu. Seine pigmentverfleckte Hand griff unter das Fensterbrett und er zog einen Kecks hervor. "Na, willst Du? Hmm...Hannibal? Lass mich mal nachdenken. Ist ja nicht so gewöhnlich hier, der Name?" Sinnierend starrte der Alte auf die gegenüberliegende Wand. Leise rülpste er und schließlich hellte sich sein Gesicht auf. "Ah, ja, jetzt fällts mir ein. Die Daria, die meint letzte Woche zu mir, die haben jemand neues, der im Lupanar die Sachen regelt. Hieß auch so. Das Lupanar beim Genius, dem alten Phallus. Versuch es doch dort mal, süßes Spätzchen. Aber pass auf, dass sie Dich nicht dort behalten, so drollig wie Du bist!" Dacius, der sich gegen die Außenmauer an das Fenster gelehnt hatte, sah Mira fragend an. "Na, Liebchen, we'ßt Du überhaupt'm wo dat is'? Soll me'n kle'ner Bengel es Dir ze'gen?
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"Jung, braunhaarig, braune Augen...haha...Du suchst tatsächlich nach so jemand'?" Er lachte kräftig und lockerte den Griff. Kopfschüttelnd kratzte er sich an seiner Glatze herum und bemerkte dabei erst, dass er noch das Messer in der Hand hielt. Schnell steckte er es weg und ließ dabei auch das junge Mädchen los. Hinter ihm taumelten zwei junge Männer entlang, Arm in Arm und mit einem Weinschlauch bewaffnet. Obwohl es noch gar nicht so spät waren, waren sie schon sturzbesoffen und sangen gröhlend. "Vinum, Vini, Vinum et puella, vinum et puella...ha, das haben wir noch nicht probiert, Lucius!" meinte der Eine und zog den Anderen mit in eine Taberna am Ende der Gasse.
Grübelnd musterte der große Kahlköpfige die junge Sklavin. "Mädel, Mädel, wenn's de'n Bruder oder de'n Vater ist, jo...such mal in den Lupanaren. Aber ich kann Dir ja fast nur davon abraten. Hast Du'n vielleicht 'nen Namen? So änen wo Du ihn suchst kenn' ich Dutzend' oder mehr!" Eine ältere Frau in einem geflickten Gewand lief an dem Mädchen und dem großen Mann vorbei. Hinter sich zog sie einen plärrenden Jungen her und schien sich in keinster Weise über die Beiden zu wundern oder daran Anteil zu nehmen.
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Es war ein namensloses Lupanar, doch die meisten aus der Gegend kannten das Haus, welches zwischen den vielen verwinkelten Gassen der Subura lag. Jene, die sich auskannten, wußten auch, dass die Lupanare der Gegend, genauer gesagt in der Nähe des Venustempels, sauberer und anständiger waren als die sonstigen in der Subura. Man hielt dort noch etwas auf einen guten Ruf. Die Lupae waren meist gewaschen, nicht allzuviele von ihnen krank und einmal in der Woche wurde dort jeder Raum gründlich gesäubert. Trotzdem konnte sich jeder einigermaßen verdienende Mann dort ein Mädchen leisten.
Die Fassade des Lupanars war rot bemalt und mit vielen Schlangenmustern versehen. Doch hatte der Putz einige Risse. Am Rande des Lupanar war eine Alkove mit einem wachenden Geist, einem Genius Loci, dieser Strasse. Sein grimmiges verzerrtes Gesicht starrte auf die Passanten herunter. Zu seinen Füßen und seinem aufgerichteten Phallus, der schon ganz glatt gestrichen war, standen viele kleine tropfende Kerzen und einige Opfergaben. Ratten tummelten sich auch um die Statue herum und versuchten an die Dinkelkeckse auf dem Altar heran zu kommen. Ab und an wurden sie von Passanten verscheucht, doch nur für kurze Zeit.
An der Tür des Lupanars stand ein breitschultriger Römer, der ein Bein verloren hatte. An dessen Stelle war nur ein Holzbein, mit dem er immer wieder auf und ab trat und die Kunden mit einem warnenden Blick bedachte. Ein Blick, der besagte: Machst Du Ärger, schneid ich Dir dein 'bestes' Stück ab. Pullus hatte das auch ein oder zwei Mal schon machen müssen. Dahinter ging es gleich in einen Korridor, der zu einem Schankraum führte, aber auch zu den Räumen, die für den eigentlichen Zweck dienten. Zwar waren die Wände liebevoll mit erotischen Szenen bemalt, die jedem Geschmack etwas boten, doch war das gesamte Lupanar eher schlicht und zweckmäßig eingerichtet, dennoch sauber. Die Räume für die Kunden waren meist recht groß und durch halbe Lehmwände getrennt, so dass mehrere Kunden in den Räumen 'bedient' werden konnten. Auf diesen Lehmwände, die einem normalgewachsenen Mann bis zur Brust gingen, standen die Öllampen für die dunklen Zeiten.
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Einige Ratten huschten durch die Straßen. Die Sonne war wolkenverhangen, die vielen Insulae warfen ihre Schatten über die Pflastersteine und tauchten den schmutzigen und rissigen Weg in eine beunruhigende Dunkelheit. Durch die Fenster konnte man immer wieder mal in verschiedene, herunter gekommene Geschäfte sehen und in einen Hinterraum eines Lupanars. Eine junge Frau, mit Gesichtszügen einer verlebten Alten, wusch ihren ausgebrannten Körper. In einer kleinen Alkove an der Mauer des Lupanars stand eine große Statue eines Genius Loci, der grimmig auf die Passanten herunter starrte. Gerade waren Schritte von hinten zu hören und dann trat ein großgewachsener Mann mit Glatze und vernarbter Haut aus einer Seitengasse.
Grimmig hielt er ein schartiges Messer in der Hand und seine Tunika war am Saumrand noch mit einigen Blutflecken versehen. Als er das Mädchen sah, blieb er verdutzt stehen. Grinsend trat er vor sie und packte sie schnell, schneller als man bei seiner Größe erwartet hätte, an der Schulter. Düster sah er auf das Mädchen herunter. Sein rechtes Auge starrte dabei weit nach rechts, es war wohl nicht sein echtes Auge. "Na, hast Du Dich verlaufen?" Obwohl er so furchteinflössend wirkte, war seine Stimme dann doch recht milde.
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Ein sanftes Lächeln erschien auf Hannibals Gesicht. Immer noch rührte er sich kaum und stand nah an Nadia. „Ich hoffe auch, dass mit der Zeit vergessen wird, was auf dem Forum passiert ist.“ Doch Hannibal glaubte nicht daran. Wieder einmal war er mit einem Fuß näher dem Elysium gerückt. Ein Pfad, der immer tiefer wurde und den er immer schwerer verlassen konnte. Doch im Moment schob er diesen düsteren Gedanken wieder bei Seite und sah in das strahlende Gesicht von Nadia. „Ein wenig zu Lesen wäre schön. Vielleicht sind meine Schriftrollen noch in der Villa. Das Warten ist nicht sonderlich schlimm und auch das Allein sein nicht. Aber nicht Lesen zu können, das ist wahrlich eine grausame Strafe!“ Hannibal lächelte leicht und strich sich selber eine Strähne aus der Stirn. „Sag, hat mein Herr nach mir gefragt? Hast Du etwas davon mitbekommen?“
In dem Moment klapperte festes Stiefelwerk über die Pflastersteine der Straßen. Hannibal richtete sich abrupt auf. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Urbaner! Ihre Stiefel hört man schon von Weiten.“ Die Schritte näherten sich und schlagartig wurde Hannibal etwas beunruhigter. „Ich muss gehen, meine Schöne! Ich möchte nicht, dass mich einer der Urbaner in Deiner Nähe sieht. Schließlich sollst Du nicht in Gefahr geraten.“ Mit einer zärtlichen Gestik strich Hannibal Nadia über die Wange und beugte sich nach vorne. Seine Lippen streiften kurz ihre Lippen, dann löste er sich jedoch wieder schnell. „Ich komme wieder. Bis bald, meine Schöne!“ Mit den Worten drehte sich Hannibal um und drückte sich in eine schmale Gasse, die vom Sonnenlicht an jenem Tag nicht viel sah.
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Hannibal bezweifelte arg, dass jener Pompeius Nadia wirklich hätte kreuzigen lassen können. Schließlich gehörte Nadia einem Patrizier und dies wäre doch sein Vorrecht gewesen. Aber Hannibal hatte ein wenig den Verdacht, dass Nadia im wahrsten Sinne des Wortes etwas blauäugig durchs Leben ging. Aber das machte sie in seinen Augen sogar noch liebenswürdiger. Ständig schien sie das Gute hinter den Menschen zu sehen. Waren sie doch in Wirklichkeit fast alle schlecht, korrupt und intrigant. Leicht lächelnd schlenderte Hannibal mit Nadia weiter. „Nadia, Nadia! Ich bin fest davon überzeugt, dass Du ein besonderer Mensch bist!“ Der Weg war dann wieder zu sehen. Eine ältere Römerin lief langsamen Schrittes die Straße entlang. Auf ihrem Rücken trug sie ein großes Bündel alter Kleidung. Ihr Gesicht war von vielen Runzeln geziert. Sie sah kurz mit verengten Augen in Richtung von Nadia und Hannibal und marschierte mit einem Kopfschütteln weiter. „Aber komm, ich glaub, langsam fällt unsere Abwesenheit wirklich auf. Nicht, dass es wieder große Aufregung wegen einer angeblichen Flucht in der Villa gibt. Du weißt ja, die Patrizier sind immer ein wenig hysterisch!“ Grinsend zog Hannibal Nadia auf die Straße und in Richtung der wohlhabenderen Viertel Romas.
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Schweigend betrachtete Hannibal Nadia, als diese sprach. Seine Augen glitten über die Fülle ihres goldenen Haares hinweg. Über die kessen kleinen Strähnen, die sich an die Wand hinter ihr schmiegten. Entlang über ihre sanft geschwungene Stirn, ihrer eleganten Nase und zu ihrem süßen und verlockenden Mund, der wie ein Erdbeermund ihn ansprach. Hängen blieb er jedoch an ihren wachen und klaren blauen Augen. Mit einem Mal versuchte Hannibal sich dagegen zu erwehren. Was tat er hier denn? Versank er etwas in Schwärmerei für Nadia? Mit seinen Fingernägeln bohrte sich Hannibal fest in seinen rechten Handballen, damit der Schmerz ihn wieder auf den Boden zurück brachte. Ein wenig gelang es und Hannibal konnte ihren Worten wieder besser folgen.
'Ich habe nicht vor...!' waren die ersten Worte, die wieder bei ihm ankamen. Hannibal nickte langsam und stutzte dann als Nadia den Namen nannte. Sein Gesicht blieb weiter freundlich und zeigte keinerlei Reaktion, aber innerlich freute er sich. Cato! Das war doch etwas. Helvetius und Cato...entweder als Praenomen oder nach dem Gentilnamen. Oder dessen Spitzname. Aber somit würde die Suche nach jenem Mann sicherlich nicht allzu schwierig werden.
Sanft strich Hannibal Nadia eine Strähne aus der Stirn und lächelte sie freundlich an. "Das wird so sein. Er wird Dich auf den Händen tragen und Dich glücklich machen, schöne Nadia..." Und wenn dem nicht so war und dieser Cato Nadia unglücklich machen würde, dann wird er dafür büßen und leiden! "Ich bleibe auch in Rom. Und in Deiner Nähe, Nadia!" Und das wollte Hannibal wirklich. Aber was die Zukunft bringen würde, konnte er auch nicht wissen. Er hoffte jedoch, dass er Nadia und ihr Herz beschützen konnte, so gut es ging. Hannibal seufzte leise und spielte kurz mit der Haarsträhne, die er Nadia aus der Stirn gestrichen hatte. "Wolltest Du etwas einkaufen gehen?"
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"Es tut mir leid, Nadia!" erwiderte Hannibal leise. Hannibal seufzte leise und strich mit seinen Fingerspitzen um Nadias Haarkranz entlang, welcher sich an der Wand abzeichnete. Einmal strich Hannibals Finger auch über eine blonde Haarsträhne. "Ich hatte das nicht geplant gehabt. Aber es passierte nun mal. Aber ich passe trotzdem auf Dich auf, so gut ich es vermag, meine Schöne! Doch hast Du nicht jetzt Deinen Urbaner?" Hannibal lächlelte, doch war in seinen Augen nicht ein wenig Eifersucht zu sehen? Insgeheim verspürte Hannibal das durchaus. Aber dann wiederum freute er sich, daß Nadia wenigstens Glück in den Herzensangelegenheiten gefunden hatte.
Erneut seufzte Hannibal leise. "Dann wirst Du erst mal in Rom bleiben? Wirst Du in der Villa Flavia wohnen können, wenn Dich Dein Herr frei gelassen hat?" Hannibal bezweifelte das Letzte irgendwie. Schließlich wollte Furianus bald heiraten und vielleicht war seiner neuen Frau Nadia ja auch ein Dorn im Augen, wenn die ehemalige Geliebte mit im Haus wohnen würde. Hannibal sah Nadia dann doch traurig an. "Du weißt schon, daß er Dich nur heiraten kann, wenn er nicht mehr ein Bürger Roms ist. Ein Bürger darf keine Liberta heiraten! Ist er bereit, diesen Preis zu zahlen?"
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Ein Helvetier also? Ein Helvetier, der bei den Urbanern arbeitete? Nun, das war doch immerhin etwas. Da würde doch heraus zu finden sein, wer es war, der Nadia den Hof machte. Später jedoch würde er diesem Mann sicherlich noch einen kleinen Besuch machen. Wie schön sie doch ist! Hannibal stand Nadia immer noch nahe gegenüber und sah in ihre klaren blauen Augen. Hannibal lächelte sanft. So nahe, wie er ihr stand spürte er Nadia schon fast und die Wärme ihres Körpers kitzelte über ihn. Seine Augen sahen sie intensiv an. Was wäre er versucht sie zu küssen. Ohne sie mit den Augen loszulassen näherte sich Hannibal ihr ein wenig. Nur wenige Finger breit trennten die Beiden noch. Hannibals Atem strich Nadia über die Lippen, doch dann verharrte Hannibal.
Dann bewegte er sich wieder etwas weg. "Verzeih!" murmelte Hannibal und sah gen Boden. "Ich denke darüber nach, was Du über das Töten gesagt hast. Vielleicht hast Du ja recht!" Langsam nickte er und hob wieder seinen Blick. "Ich habe Hilfe. Ich bin in den letzten Wochen auch deswegen untergetaucht. Aber heute war es mir zuviel ständig in einer muffigen Kammer zu warten."
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Hannibal stieß sich von der Mauer ab und ging einige Schritte hin und her. Dabei wirkte er wie ein getriebener oder eingesperrter Tiger, der immer wieder seine kleine Zelle ablief. Er atmete heftig und warf immer mal wieder einen gehetzten Blick in Richtung der belebten Straße. Schließlich blieb er stehen und wandte sich wieder zu Nadia um. "Du hast ja recht, Nadia. Ich wünschte es wäre nicht passiert...nicht so!" Hannibal fuhr sich nervös durch seine dunklen Haare. "Aber manchmal entgleitet mir die Kontrolle wenn ich einen solchen Menschen sehe. Dann fühle ich mich beflügelt und wie ein Werkzeug...als ob die Furien mich gesandt hätten!" Gequält schloß Hannibal seine Augen und seufzte tief ehe er einen Schritt auf Nadia zu machte und wieder die Augen öffnete.
"Verzeih mir, Nadia! Ich will Dich nicht verängstigen. Aber Du brauchst auch keine Angst vor mir zu haben. Wirklich nicht!" Hannibal sah ihr eindringlich in die Augen und ein müdes und etwas resigniertes Lächeln huschte über sein Gesicht. "Weißt Du, vielleicht hätte ich Dich viel früher treffen sollen! Dann wäre bestimmt ein andere Mensch aus mir geworden. Nicht so ein schlechter Mensch wie ich es heute bin." Wieder stützte Hannibal sich mit einer Hand an der Wand neben Nadia ab und stand ihr recht nahe gegenüber. "Aber Nadia, vertraust Du mir nicht? Ich würde den Mann, den Du liebst doch nicht an Deinen Herren verraten. Niemand soll von meinen Lippen seinen Namen erfahren...auch nicht durch meine Hand!"