Wenn Hannibal die Wahl hätte, sein letztes Hemd oder diese Schriften zu verkaufen, dann würd er sofort das Hemd wählen. Er starrte gierig (mit einer Wissensdurstgier) auf die Bände, die Menelaos hervor zauberte. "Hm, naja, reiten wir erst mal in die Stadt und dann werden wir uns Deinem Problem widmen, Menelaos. Mal sehen!", antwortete der flavische Sklave unbestimmt. Und auf das Wort, ließ er dann die Tat folgen, nachdem er sowohl Cassim, als auch Chimerion bedeutungsvoll zu nickte. Die Stadtwachen hatten eher Augen für die Wägen und schien sich nicht sonderlich für sie zu interessieren, weswegen ein Vorankommen in die Stadt recht unproblematisch war. Schon schloss die Stadtmauern sie ein und sie konnten sich aufmachen, eine Taverne finden, sich um Menelaos Glaubhaftigkeit zu kümmern und eine Überfahrt in das ersehnte Land der Freiheit zu organisieren.
Beiträge von Hannibal
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Arg verwundert wandte Hannibal seinen Kopf zu dem Neuankömmling. In Rom hatten sie schon von ihrer Flucht erfahren und es hatte sich unter den Sklaven herum gesprochen? Jetzt wandte Hannibal doch seine Aufmerksamkeit auf den fremden Mann und musterte ihn durchaus mit offenem Mißtrauen, irgendwie kam Hannibal das nicht sonderlich koscher vor. Als dieser ihn dann jedoch noch mit Namen ansprach, blinzelte Hannibal einige Male verblüfft und starrte den Mann genauer an, bis es ihm endlich in den Sinn kam. "Du bist doch Menelaos aus dem Buchladen, oder?" Doch eigentlich war sich Hannibal dessen recht sicher, so oft war er in Rom dort gewesen. Denn es gab kaum etwas, was in Hannibals Augen das Funkeln derart weckte wie ein ganzer Laden voller Schriften und dieses Geschäft war reichlich damit gefüllt und mit teilweise sehr raren Schriftstücken. Wenn es nicht Sciurus war, der die Rollen besorgte für die Villa Flavia, dann hatte es Hannibal getan und das mit einem großen Eifer, den er sonst bei den anderen Pflichten in den letzten beiden Jahren kaum aufgewiesen hatte. "Aber warum willst Du denn fliehen...?", fragte Hannibal einen Moment erstaunt, denn für ihn war doch so eine Tätigkeit wie ein Paradies auf Erden. "Aber egal, wenn in Rom schon darüber geschwätzt wird, sollten wir uns sputen, denn dann wird Menalaos bestimmt nicht der Einzige sein, der uns auf der Spur ist...vorher wußtest Du, dass wir nach Ravenna wollten?", fragte Hannibal nicht ohne einen erneuten Deut von Mißtrauen. "Aber vielleicht besprechen wir das alles in der Stadt, hier ist es doch einfach zu auffällig."
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Während sich der Himmel immer heller in seiner Bläue verfärbte, starrte Hannibal in Richtung, wo er die Lagunenstadt wusste. Er nickte langsam auf die Worte von Chimerion hin, denn er konnte dem zustimmen, zu dieser frühen Stunde würden die Wachen womöglich auch sowieso laxer dabei vorgehen. "Gut, machen wir das so.", stimmte er seinem Mitsklaven zu. Seine Augen strebten auch in die Richtung, wo das Landgut des Vetters seines Herrn lag. Früher war sein Herr oft hier gewesen, in Ravenna. Um den alten Lebemann dort zu besuchen und natürlich den Rest der flavischen Verwandtschaft. Und Hannibal war immer mit dabei gewesen und kannte die Stadt somit ziemlich gut, eben weil sich sein Herr auch gerne herum getrieben hatte und Hannibal hin und wieder auch auf eigene Faust in die Stadt verschwunden war. "Dann beeilen wir uns...", sprach er und trat dem armen Pferd ordentlich in die Flanke, damit es sich in Bewegung setzte. Diffiziles Schenkeldrücken beherrschte Hannibal nicht und hatte auch keinen Ehrgeiz es je zu lernen, wozu auch? Auf jeden Fall setzte sich sein Pferd endlich in Bewegung und trottete weiter auf dem Weg, ein paar Mal getreten und es bewegte sich sogar etwas schneller.
….etwas später und Nahe der Stadt....
Erleichtert sah Hannibal auf die Stadtmauern, die sich in ihrer Nähe abzeichnete, bald würde das elende Reiten ein Ende nehmen. Bis ihm einfiel, dass danach die noch viel schlimmere Schiffsfahrt beginnen würde. Schon bei dem Gedanken bekam Hannibals Gesicht eine grünlichere Verfärbung und er presste seine Lippen zusammen. Einige Karren standen schon vor der Stadtmauer, denn anscheinend war heute ein Markttag und aus der ganzen Umgebung kamen die Bauern zusammen von den Ländereien, die nicht zu den riesigen Landbesitzen gehörten. Zumindest waren die Wachen noch nicht vorgewarnt, denn sie schienen sich für eine Reisegruppe nicht zu interessieren. Aber in der Hafenstadt trafen jeden Tag Menschen ein und verließen mit den Segelschiffen das Land, um in die fernen oder auch nahen Provinzen zu reisen. Hannibal bemerkte darum das Herannahen des anderen Reiters erst am Schluss. Er sah nur kurz zu jenem Mann hinüber und obliess es Cassim, sich mit ihm herum zu schlagen. Seine Augen richteten sich mehr auf die Wache, die gerade einen Karren mit Rüben begutachteten und lapidar vorbei winkten. -
Dezent lockerte Hannibal unter seinem Umhang seinen krummen Dolch in der Lederscheide. Ebenso spürte er die vertraute Form seines Lederhandschuhs, mit dem er genauso schmerzhaft zuschlagen würde. Denn obwohl ihn die Worte von Epicharis gleichsam störten, würde er doch nicht zu lassen, dass einer unschuldigen Frau etwas passierte. Und noch war Epicharis die Unschuld in Person in seinen Augen. Sie konnte nichts dafür, was Aristides getan hatte und auch sonst hatte sie sich nichts zu Schulde kommen lassen. Mühsam brachte Hannibal sein Pferd etwas näher an die Gruppe, um in Reichweite von Chimerion zu sein. Sollte dieser seinen Kopf verlieren und die Flavierin angreifen wollen. Die einzige Sorge von Hannibal bei einem solchen Kampf war, dass er wohl schnell den Halt von diesem furchtbaren Gaul verlieren würde. Reiten war nun mal eben nicht seine Stärke, selbst wenn er sich sonst gut zur Wehr setzen konnte. Im Moment schwieg er jedoch darüber, genauso wie Cassim. Der ihn daraus aufschreckte, Chimerion so dezent wie möglich zu belauern. Was hatte Cassim gesagt? Hannibal blinzelte einige Male, dann nickte er. "Ja, ich sehe das genauso wie Du, Cassim! Je weiter wir von Rom weg sind, bis sie unser Fehlen bemerken, desto besser. Ausruhen können wir noch ein anderes Mal und eine Nacht durchzureiten, wird uns auch nicht schaden. " Noch einmal sah er zu Chimerion und dann zu Epicharis. Seine Lippen pressten sich etwas fester zusammen und er schwieg. Was sollte er schon auf ihren Vorwurf erwidern? In wenigen Worten würde er hier und jetzt seine Intention nicht darlegen können und wollen. Darum zog er nur an den Zügeln des Wallachs und lenkte ihn weiter auf die Strasse. Rasten würden sie später und jetzt hieß es erst noch, weiter fliehen in die dunkle Nacht hinaus.
Leider sind die Aufzeichnungen über die weiteren Etappen des Fluchtdramas im Laufe der Zeit verschollen. Einige Papyrifragemente sind wieder aufgetaucht, doch sie sind von sehr zweifelhafter Natur. Der Vollständigkeit halber werden sie, der werten Leserschaft, dennoch präsentiert.
Wer flieht, der spürt den Jäger im Nacken. Wer hetzt, der vermag die Zeit zwischen seinen Händen zu spüren. Sie zerrann wie flüchtiger Sand, der sich jede Ritze zum Entfleuchen suchte. Und so geschah es in den folgenden Stunden, nein Tagen, auch bei dieser kleinen Gruppe. Sie ritten durch waldige und hügelige Landschaften, durch das Land der Umbrer. Dörfer zogen vorbei, große Ländereien auf denen hunderte Sklaven der Arbeit nachgingen für ihren reichen Herrn, der sich selten oder sogar nie auf seinem Besitz zeigen ließ. Und an diesen Unglückseligen zogen die Fliehenden vorbei. Immer auf der Hatz, immer auf dem Sprung. Um ja nicht den möglichen Verfolgern in die Arme zu gelangen. Doch wenn es welche gab, so hatten sie sie nicht zu Gesicht bekommen – bisher. Dennoch drängte Hannibal darauf, dass sie mehr des Nachts ritten, größere Siedlungen vermieden und sich ihr Proviant von kleineren Bauern zu erwerben, die abseits der Strasse ihre kleinen Ländereien besaßen. Aber niemals in der Gruppe, immer nur vereinzelt, während der Rest wartete. Hannibal ahnte immer noch nicht, dass seine kleine Tochter als verräterische Natter schon längst ihren Weg preis gegeben hatte.Es waren einige Tage später, wie viel, das ist heute wohl nicht mehr bekannt, und nach einer langen und anstrengenden Nacht, in der sie ein gutes Stück Weg hinter sich gebracht hatten. Genauso unkomfortabel, wie sie auch immer gerastet hatten, um etwas Schlaf zu ergattern. Natürlich mit den üblichen Wachen, damit weder Geiseln entkommen, noch Jäger sie fangen konnten. Es lag bereits Salzgeruch in der Luft und Hannibal, der sich in dieser Gegend doch sehr gut auskannte, da sein Herr oft hier zu Besuch gewesen ist, wusste, dass sie nur weniger als eine Wegesstunde von Ravenna entfernt waren. Vielleicht würde es nur noch Stunden bis wenige Tage dauern, bis sie ein Schiff hatten und die Last namens Epicharis wieder los war. Je nachdem, ob Fortuna ihnen hold war. Die blaue Stunde zog herauf, die Sonne zeigte ihr erstes Licht, indem sie die Dunkelheit der Nacht Stück für Stück vertrieb und den Himmel mit einem königsblau überzog, noch ehe sich das prächtige Morgenpurpur abzeichnete. Hannibal zügelte sein Pferd auf einem Hügelkamm und spähte auf die Straße, die sich zu ihren Füßen wand und ganz in der Ferne meinte er die Konturen einer Stadt zu erkennen. "Wir sollten eine Taverne in der Stadt suchen, nicht am Hafen, würde ich vorschlagen. Und dann sollten wir uns auftrennen. Einer wacht bei den Geiseln, zwei kümmern sich um Proviant und die Schiffspassage. Oder was meint ihr? "
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Die dunkle Nacht umfing die kleine Reise- und Fluchtgruppe und obwohl in ihren Rücken noch der Schimmer der Stadt leuchtete, war doch auf ihrem Weg nur das Leuchten der Sterne und das blasse Glimmen des Mondes, der zwischen den Wolken hindurch schimmerte, zu sehen. Die nächtlichen Geräusche umgaben sie. Ein Nachtvogel, der einen Laut von sich gab. Das Zirpen einiger Insekten. Mal konnte man die Bewegung einer kleinen Fledermaus sehen, die sich geschmeidig durch die Dunkelheit bewegte. Und dann war da natürlich noch das Stampfen der Hufen, das Schnauben der Pferde, das Knarren des Leders bei jeder Bewegung der Tiere und die Geräusche, die die Menschen von sich gaben und die die scheuen Tiere der Nacht in ihr Versteck vertrieben. Einigermassen erleichtert, dass sie die Hürde am Tor hinter sich gebracht hatten, klammerte sich Hannibal steif an den Sattel des Wallachs, der ihn trug. Das Holpern und Poltern des Tieres über der Strasse behagte ihm jetzt schon nicht und sein Magen beschwerte sich dezent. Er hoffte, dass es die nächsten Tage, bis sie Ravenna erreichten, nicht noch schlimmer werden würde. Als sie über die Strasse ritten, vernahm Hannibal auch die Stimme von Chimerion und sah einen Moment zu ihm rüber. Nicht lange, denn das Reiten erforderte Hannibals ganze Konzentration. Er war nun mal ein misserabler Reiter und hielt sich nicht gut auf dem Rücken eines Pferdes.
"Wenn wir schnell reiten, dann können wir es in einer Woche nach Ravenna schaffen. Wir sollten die Städte untewegs meiden, wenn wir das Land der Umbrier durchqueren. Kurz nach dem Landstrich werden wir die Lagunenstadt schon erreichen." Sofern die Götter, an die Hannibal nicht glaubte, ihnen gewogen waren. Oder das Schicksal, Glück, die Fügung, was auch immer. Hannibal spähte nur kurz zu der Frau seines Herrn als er zu Cassim und Chimeron sah. Sie würde die größte Last und das größte Risiko darstellen. Doch hoffentlich konnten sie genug Abstand zwischen sich und die Flavier bringen, ehe das entdeckt wurde. Bei dem Gedanken stiess Hannibal seine Ferse in die Seite des Pferdes, was den Wallach dazu antrieb in einen Trab zu verfallen. Mühsam hielt sich Hannibal fest bis das Pferd wieder in seine normale Gangart zurück fiel.
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Ein Knistern lag in der Luft. Oder war es nur das Rascheln der grünen Nadeln einer Schirmpinie, die hoch über ihren Köpfen wuchs und ihre Äste über die stattlichen Mauern der Stadt streckte? Hannibal hielt unbewusst die Luft an als der Schimmer der Laterne weiter wanderte. Lass' sie schweigen, lass' ihn nichts bemerken!, dachte er inbrünstig, wobei er das an keine bestimmte Gottheit richtete, Hannibal glaubte an keinen Beistand übernatürlicher Wesen. Sie hatten ihm noch nie in seinem Leben geholfen. Warum sollten sie es jetzt tun? Er leckte sich einen Moment nervös über die trockenen Lippen, denn er wollte den Soldaten wirklich nichts antun müssen. Darum glitt sein erleichterter Atem sanft über die Lippen als er die Stimme des Soldaten hörte, der wohl doch nichts bemerkt hatte. Hannibal griff in seinen Beutel. Es war eine nicht unbeträchtliche Summe und schmälerte ihren Reisebeutel deutlich, aber es musste sein. Und es würde sicherlich nicht das letzte Mal sein, dass sie so etwas tun mussten. Er zählte leise die Münzen ab und reichte sie dem Soldaten, dabei freundlich, wenn auch reserviert nickend.
"Ich danke Dir, Miles, für Dein Entgegenkommen. Unser Herr wird das gewiss nicht vergessen. Eine gute Nacht Dir noch und Vale!"
Hannibal nickte den Anderen zu und griff fester nach den Zügeln der Pferdes, um die Reisegruppe aus dem Stadttor zu führen und dabei achtend, den Soldaten nicht noch mal anzusehen und so zu tun, als ob die Welt in Ordnung war. Selbst wenn seine Angespanntheit noch lange nicht verflogen war. Erst als sie einige Distanz zwischen sich und das Tor gebracht hatten, wagte Hannibal es, leise aufzuatmen und sich wieder auf das Pferd zu quälen. Er deutete auf eine dunkle Straße und meinte: "Richtung Norden ein Stück, ehe wir eine Straße nach Osten nehmen werden, nach Ravenna. Wir sollten in den ersten Tagen zügig reiten, um eine große Distanz innerhalb kürzester Zeit zwischen uns und Rom zu bringen, je weiter wir weg sind, bis die Flavier unser Ausrücken bemerken, desto größere Chancen haben wir." Mit seinen Fersen stieß er in die Seite des Pferdes, etwas unbeholfen, um seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Und ausnahmsweise gehorchte Hannibal mal ein Pferd und trottete tatsächlich die Straße hinauf und tiefer in die dunkle Natur hinaus. -
Zitat
Original von Faustus Decimus Serapio
...Es war nicht das immerzu lauernde Ungeheuer, das sich in Hannibal empor schwang, das sich aus seinen Tiefen bereit machte an die Oberfläche zu springen und das ihn zu den schlimmsten Taten führen konnte. Nein, dieses Ungeheuer schlief noch wie schon seit einigen Jahren. Aber dennoch beherrschte Hannibal Ärger, große Wut, all den Scherben seines Lebens wegen. Der Kampf rückte in weite Ferne, aber auch die Tänzerinnen, die gerade das Theater betraten. Hannibal wich keinen Zoll zurück als Faustus ganz nahe an ihn heran kam. Die Briefe? Hannibal presste seine Lippen fester aufeinander, eigentlich wollte er die Briefe nicht zurück geben, eigentlich. Er warf einen schnellen Blick auf die jubelnden Zuschauer und griff nach vorne, um Faustus am Handgelenk zu ergreifen und ihn hinter die Säule zu ziehen, die mit ihrem Schatten und ihrem massiven Stein sie vor den anderen Zuschauern abschirmte, in seinem Rücken und zu seiner Seite ragten schon die Mauern des Kolosseum in die Höhe.
Hannibal stützte sich mit einer Hand gegen die Säule ab, fast so wie an jenem Tag als die Truppen aus Parthien zurück gekehrt waren und er Faustus in die schmale Nebengasse gezogen hatte. Doch dieses Mal war sein Blick eindeutig anders, mehr wie die einer Schlange, die ihr Opfer schon alleine mit den Schlangenaugen betäuben wollte. "Du sprichst von Anstand? Welch Ironie, die Du beweist." Hannibal sog die Luft durch seine Nase erbost ein und seine Nasenflügel weiteten sich für den Moment. "Du, Faustus, hast es in wenigen Momenten geschafft, mein Leben in einen Trümmerhaufen zu verwandeln. Du hast es vollbracht, mir die letzte Hoffnung, die ich in den letzten Jahren noch gehegt habe, zu zerstören. Du hast den einzigen Traum, den ich seit meiner Kindheit hege, mit wenigen Worten vernichtet. Deinetwegen werde ich niemals frei sein, Deinetwegen werde ich für immer ein Sklave bleiben. Du sprichst von Anstand?" Hannibal beugte sich weiter nach vorne, ihn immer noch nicht aus den Augen lassend. Dabei strich seine Hand leicht über Faustus' Hals, als ob es die harten und bitteren Worte nicht gab, die er aussprach. "Du hast mich hintergangen und hast das Vertrauen, das ich in Dich gesetzt habe, mit Füßen getreten!" Nicht mal vier Digiti trennten nun ihre Gesichter.
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Eben noch hatte Hannibal seine Ruhe gehabt, doch jetzt war es neben Decius ein munteres Treiben. Wettsüchtige, Römer, die den kleinen Nervenkitzel haben wollten, strömten immer wieder zu Decius, der kleine Papyrusschnipsel an die Leute verteilte und vorher natürlich das Geld einkassierte. Dabei spähten sowohl Hannibal als auch Decius interessiert auf die Kampffläche, Decius fieberte hinwieder deutlich mehr mit als Hannibal, der eigentlich nur für Rutger zu den Spielen gekommen war. "Du, die erinnert mich an Scintilla. Diese dunkelhaarige Amazone." Hannibal sah zu der Frau, die sich doch recht wacker schlug. "Felicia Scintilla?" - "Ja, genau, Scintilla, sagte ich doch! Ja, gut, Scintilla war heller vom Typ und mit mehr feuerroten Haaren...und ja, ihre Haut war auch milchiger, außerdem war Scintilla mit mehr Oberweite und dralleren Hüften ausgestattet, außerdem weniger athletisch, mehr wie eine Gazelle und biegsam wie eine Feder...kämpfen konnte Scintilla so auch nicht, sie war ja eher eine Tänzerin...und eigentlich sieht die Amazone rein gar nicht wie Scintilla aus, aber irgendwie ist sie doch ganz genau wie Scintilla!" Hannibal lauschte den Bruchstücken von Decius' Geschwafel, da dieser immer durch Wettannahmen unterbrochen wurde. "Genauso ein feuriges Weib wie Scintilla eben! Hach ja, meine Frau macht mir heute noch wegen ihr eine Szene, dabei hab ich doch nur geguckt...hee, Du Dreckschwein!", brüllte Decius hinunter, natürlich dabei den Gegner der Amazone meinend, die er eben noch gelobt, indem er sie mit Scintilla verglichen hatte. "Genau! Gut so, Amazone!", feuerte Decius sie an. Es war nicht nur, dass er Gefallen an der Frau fand, Decius feuerte immer die Außenseiter an, da sie ihm die größeren Verdienste einbrachten. Die Meisten setzten doch eher auf die Favoriten.
Hannibal lehnte sich gegen die Säule und betrachtete nachdenklich die Amazone und bemühte sich, den Vergleich nach zu vollziehen. Es gelang ihm jedoch nicht, da er keinerlei Ähnlichkeit erkennen konnte. Mal davon abgesehen, dass beide Frauen wohl recht mutig waren und sich durchzusetzen wussten. Jeder auf ihre Art natürlich. Derart konzentriert bemerkte er Faustus recht spät. Mehr instinktiv wandte er den Kopf in die Richtung und spannte sich augenblicklich an. "Wo war ich stehen geblieben?", fragte Decius gerade und leckte sich aufgeregt die Lippen. "Keine Ahnung!", erwiderte Hannibal tonlos, ohne den Blick von Faustus zu nehmen. Hannibal blieb stehen und wusste für einen Moment nicht, ob und was er tun sollte. Doch dann richtete er sich auf, seine Nasenflügel blähten sich als er tief Luft holte und er nickte Faustus mehr nichtssagend zu. "Faustus!", fügte er der Gestik an. Decius' Kopf drehte sich zu dem CUler, duckte sich schnell und versuchte außerhalb der Sichtweite von Serapio zu kommen, um nicht erneut in sein Fadenkreuz zu gelangen.
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An das Reiten hatte Hannibal in der nächtlichen Flucht aus dem Anwesen der Flavier nicht mehr gedacht und schollt sich einen Narren, es vergessen zu haben. Es rieselte über seine Nacken und es war eindeutig die Nervosität und Anspannung, der er nicht die Oberhand geben wollte. Der Wallach, ein recht sensibles Tier, spürte jedoch seine Anspannung. Immer wieder zuckten die Ohren des Tieres nervös herum, mal nach hinten, um sie gleich darauf wieder nach vorne zu drehen. Zudem rollte es mal mit den Augen und stampfte mit den Hufen auf. Hannibal hoffte, dass der Wallach ihm nicht doch noch durchgehen würde, denn er verstand wirklich nichts von Tieren, geschweige den Pferden. Er räusperte sich kurz, damit seine Stimme nicht noch versagte. " Du hast ja Recht, Miles, es tut uns sehr Leid. Die Eile trieb uns zu dieser kleinen Dummheit, aber an dem Bußgeld soll es wirklich nicht scheitern, meinem Herrn ist die Gesellschaft heute Nacht noch sehr wichtig, weißt Du?" Hannibal lächelte schief und schaffte sogar es zu seinem dreckigen Grinsen auszuweiten. Sein Atem ging immer langsamer als der Soldat die Gruppe inspizierte. Erleichterung durchflutete ihn, als Dido still hielt, doch dann kam er immer näher an Epicharis heran und er hoffte inständig, dass die junge Patrizierin sich gefügig zeigte. Dennoch umfaßte seine Hand den versteckten Krummdolch in seiner Hand, nur für den Fall der Fälle.
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Drei zu eins, die Quoten stehen für den Germanen nicht gut!, dröhnte es an Hannibals Ohr. Einer der vielen Wettmacher, die sich am heutigen Tage in der Arena herum trieben und sich eine goldene Nase verdienen wollten an der Lust der Römer, Spiele in jeder Form zu genießen, eben auch den Wetten. Hannibal wog einen Moment ab, ob er nicht auf Rutger setzten sollte, aber er war noch nie für Glücksspiel zu begeistern gewesen. Und er wollte nicht das Schicksal heraus fordern, denn Hannibal hatte nun mal im Spiel Pech. In der Liebe leider auch. Fortuna hatte wohl kein Einsehen mit ihm. Als ihm der Gedanke kam, schweiften seine Augen noch mal über die Menge hinweg, aber er sah niemanden mehr, der ihm ins Auge stach. Kopfschüttelnd widmete er sich lieber dem Geschehen in der Arena. Hannibal war keiner, der den Spielen viel abgewinnen konnte, aber kannte den Mann dort unten, darum knurrte er auch leise als der Gegner dem Germanen hart zu setzte und ihn in den Sand stieß. "Komm', Rutger, das schaffst Du!", murmelte Hannibal und folgte den flinken Attacken des Murmillo. Hannibal zog seine Augenbrauen zusammen und murmelte immer wieder leise etwas, was vom Brüllen und dem Johlen der Menge verschluckt wurde. "Komm' schon!"
Und dann geschah doch noch das, was er sich schon fast nicht mehr erhofft hatte. Als er sah, dass Rutger nur noch in der Defensive zu sein schien und der Murmillo immer mehr durch seine Attacken gewann. Der Germane gewann die Oberhand zurück und das mit einer rabiaten Brutalität, die Hannibal wiederum sehr erstaunte. Selbst wenn Hannibal von so weit hinten nicht alles genau verfolgen konnte, sah er doch, wie das Blut nun den Gegner in rauhen Mengen verließ und dieser unter den Angriffen des Germanen stark zu leiden hatte. "Du hast hoffentlich auf den Germanen gesetzt, Hannibal?" Hannibal wandte die Augen nur kurz vom Kampf und erblickte Decius, der gerade seine Wettscheine durchging. " Die Meisten haben auf den Gegner gesetzt, feines Geschäft für mich heute." Er erntete nur ein leises: " Hmh." von Hannibal, der immer noch dem Kampf folgte.
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Es war seltsam still in der Gasse, die auf das Stadttor zustrebte. Die nächtlichen Geräusche waren abgeflaut, kein Vogel regte sich in den Wipfeln der Bäume, die hinter der Mauer ihre Kronen in die dunkle Nacht streckten. Grillen zirpten auch keine, es war zu kalt in jener Winternacht und sie würden erst wieder zum Frühling aus der Erde kriechen. Irgendwo flatterte eine Fledermaus durch die Nacht und suchte schnell Unterschlupf in einem der hohen Insulae. Die Hufen der Pferde stampften, Hannibal vernahm den dumpfen Laut, den Epicharis von sich gab und das leise Flüstern von Dido, es schien, als ob sich jener Moment dehnen würde, surreal verzerren und seine Wahrnehmung täuschen wollte. Er schüttelte schnell den Kopf und nickte Cassim zu, dann lenkte er sein Pferd direkt auf die Stadtwache zu. "Salve, Miles! Ich bin Rufus und das sind meine Männer!" Hannibal ließ sich vom Pferderücken herunter fallen, denn von dem Rücken eines Pferdes konnte er nun mal nicht elegant herunter gleiten, wie ein guter Reiter es vermochte. Aber er landete passabel auf seinen beiden Füßen.
Er führte das Pferd jetzt am Halfter näher und hob die Hände, um zu zeigen, dass er harmlos war und unbewaffnet. "Ich weiß, es ist tiefste Nacht und ungewöhnlich, dass wir zu Pferd unterwegs sind, aber das liegt nur an den vermaledeiten Saturnalien..." , begann er schon zu erklären. "Der Mann, für den ich arbeite, Conelius Sulla, er möchte etwas Amüsement in seiner Landvilla haben und zwar heute noch. Und da alle Sklaven ausgeflogen sind..." Hannibal zuckte schief grinsend mit der Schulter. "Nun, ein Lupanar, ein Anständiges, lässt sich nun Mal am Besten in Rom finden." Er senkte langsam seine Hand und strich über einen Beutel an seinem Gürtel, der leise aufklimperte. "Miles, wäre es vielleicht möglich, wenn wir trotz der Nacht passieren dürften?" Bedeutungsvoller Blick auf das Klimpern und dann zu dem Soldaten, wobei Hannibal inständig hoffte, dass sowohl der Soldat ansprang, als auch Epicharis ihre Klappe hielt. Er wollte ungern einen unschuldigen Mann verletzen müssen und schon gar nicht einen Soldaten der CU, denn selbst wenn er auf Faustus wütend war, so hatte dieser doch die Sympathie für die Soldaten bei Hannibal geweckt. Wer wusste schon, wer sich hinter der Uniform verbarg?
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Da wieder ein aktuelles Beispiel in der Anmeldung ist (Servus :-)) , möchte ich meine alte Frage, die anscheinend wieder versandet ist, in den Raum stellen.
Warum erhalten Freigelaßene eine -ianus Endung an den Gensnamen ihres Herrn? Nur am SimOff Verwalter kann es doch nicht liegen...
Alle Texte (zugegen, aus dem Internet), die ich finden konnte, sprechen immer davon, dass der Sklave den Namen des Herrn erhielt aber in der reinen Form (Pränomen und Gensnomen, plus Cognomen vom Sklaven), sprich, hier wäre es Marcus Aurelius Lucullus. Und nicht Aurelianus Lucullus.
Hier jeweils nachzulesen:
http://www.vroma.org/~bmcmanus/roman_names.html
http://www.forumromanum.org/life/johnston_2.html#60
http://homepage.usask.ca/~jrp638/CourseNotes/RomanName.htmlProminente Beispiele dabei: Ciceros Sklave - Tullius Tiro, Antonias Sklave - Antonius Pallas, etc.
Also, wenn doch so viel Wert auf historische Namensgebung gelegt wird, dann ist mir die Regelung nicht ganz klar
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Es standen flavische Wahlkampfspiele an und als flavischer Sklave wollte er sich diese nicht entgehen lassen und hatte wohl auch gerade dadurch die Möglichkeit, sich durch das Gedränge der Menschen in das Theater zu begeben, das flavische Sklavenzeichen, das er heute mitgenommen hatte, genügte vollkommen, um eingelassen zu werden. Jetzt baumelte das Tonzeichen an seinem Gürtel herunter und über seinem rechten Bein, das bis zum Knie mit einer dunkelroten Tunika bedeckt war, ganz der Farbe der Flavier. Hannibal hatte jedoch vor, irgendwo in der Menge zu verharren und sich nicht zu den flavischen Ausrichtern zu begeben, denn immer noch versuchte er seinen Herrn zu meiden, so weit es nur ging. Außerdem war er mehr hier, weil er gehört hatte, dass der Germane, den er einst im Bad so sehr verunsichert hatte, heute auftreten würde und auch das wollte sich Hannibal nicht entgehen lassen. Er nahm die letzten beiden Stufen zu einer der Ebenen und trat in das warme Licht der Sonne, sah sich nach einem Sitzplatz um und drängte sich an einem Römer vorbei, der selbiges vor hatte offensichtlich.
Abrupt blieb Hannibal stehen als er auf den Rücken eines Soldaten sah, der direkt neben einem der unteren Aufgänge stand, Serapio. Es hatte keinen Atemzug gedauert, bis Hannibal ihn erkannt hatte und sein erster Impuls war, sich einfach umzudrehen und weg zu gehen. Doch für einen Moment blieb Hannibal stehen und betrachtete ihn, gut sah er aus und er schien auch recht vergnügt zu sein, wahrscheinlich hatte er ihn (Hannibal) auch schon längst vergessen. Vielleicht war es das Zögern von Hannibal, das verkehrt war, aber als er eine Bewegung von Faustus sah, wandte sich Hannibal doch schnell ab und drängte sich durch die Zuschauer hindurch an einem der Sitzreihen entlang, neben einer Säule blieb er dann stehen und sah das erste Mal zurück, doch er hatte Faustus aus den Augen verloren. Hannibal blieb stehen, um keinen Ärger zu provozieren und sah auf die Arena hinunter, gerade als der Herold laut den Auftritt des ersten Gladiatorpaares ankündigte und den ersten Kampf einläutete. Nachdenklich betrachtete Hannibal die beiden Männer und natürlich den Germanen, dem die Zeit bei den Gladiatoren wirklich gut getan hatte, wie es schien. Hannibal hoffte für ihn, dass er wirklich viel gelernt hatte und den heutigen Tag überleben würde, es wäre ja schon schade um ihn, mit einem Grinsen auf den Lippen rief er aus dem Grund auch laut den Namen des Sklaven, um ihn anzufeuern.
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Das Wasser schwappte stetig hoch und runter, benäßte die Steine am Ufer, hinterließ mal die eine oder andere Pflanze, die der breite Fluß mitgerissen hatte. Schon das Schaukeln des nahen Bootes gefiel Hannibal nicht, er drehte sich etwas zu Fiona um und musterte sie. Er wölbte seine Augenbraue in die Höhe und sah sie einen Moment verwundert an. Ja, wenn der Mann, den sie liebte, noch am Leben war, schien das doch ein Grund zum Feiern zu sein. Aber ihre ganze Miene drückte mehr Sorge und Kummer aus, oder täuschte sich Hannibal einfach? Er lächelte ihr aufmunternd zu. " Dann scheint das Schicksal es nicht ganz so schlecht mit Dir zu meinen, Fiona, denn alles andere, ob Sklavenschaft, Leid und Unglück, kann vergehen, nur der Tod ist entgültig und dieser hatte wohl ein Einsehen mit Dir." Im Gegensatz zu Hannibal, weswegen sein Lächeln auch gleich wieder verschwand, er seufzte leise als er nochmal an Nadia dachte und wandte sich nun ganz vom Fluss ab. "Du hast Recht, laß uns gehen!" Er nickte ihr zu und strebte die Uferböschung hinauf, die Sonne war schon ein gutes Stück weiter gewandert und Hannibal hoffte, dass sie noch nicht vermisst wurden. Darum schlug er den Weg zurück zu den Gärten an und tatsächlich hatten die Beiden Glück, die Claudierin und sein Herr waren noch ganz in ihrer Wiedersehensfreude versunken, um ihren kleinen Ausflug zu bemerken.
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Dass Dido nicht gleich zeterte, auf ihn einschimpfte oder lauthals protestierte, verwunderte Hannibal außerordentlich. Er sah erstaunt auf seine Tochter hinunter, die nur noch etwas mehr als einen Kopf kleiner als er war. Das Pferd ihres Herrn? Welches das war, konnte Hannibal nicht mehr so ganz einordnen. Er nickte jedoch zerstreut und war dann noch mehr erstaunt, als er plötzlich Didos Arme um sich herum spürte und merkte, dass sie wohl weinte. Und das wirkte bei Hannibal, der schon seit vielen Jahren damit zu kämpfen hatte, dass ihr Verhältnis so dermaßen schlecht war. Sanft legte er eine Hand auf ihren Rücken und eine strich über ihre goldblonden Haare. "Psst, Dido, das wird zu unserem Besten sein, Cassim hat Recht, wir werden ein ganz neues Leben anfangen können." Und jetzt, wo Dido mitkam, schien ihm die Flucht eine noch viel bessere Gelegenheit zu offenbaren. Er würde einen neuen Schritt wagen können und seine Tochter bei sich haben, einen neuen Pfad in seinem Leben begehen können. Hannibal lächelte leicht und nickte Cassim zustimmend zu. Mit dem Arrangement würde er durchaus leben können. "Gut, dann nehmen wir noch zwei weitere Pferde mit, für Dido und die junge Herrin." Hannibal sah zu Epicharis und bekam einen zerknirschten Ausdruck auf seinem Gesicht. "Es tut mir Leid, Domina. Aber es wird Dir nichts passieren, das verspreche ich Dir. Und in Ravenna wirst Du zu Flavius Aetius gebracht werden."
Hannibal wandte sich um, sah zu Dido, der er noch nicht ganz traute, ob sie nicht doch noch am Ende laut rufend zur Villa zurück kehren würde. "Komm' Dido, Du kannst mir das Pferd zeigen." Obwohl es für Hannibal ein Angang war, sattelte er mit das besagte Pferd, wobei Dido daran mehr machen musste als er, denn mit solchen Arbeiten kannte sich der flavische Sklave kaum aus. Sich selber besorgte Hannibal einen alten Wallach, dessen Schnauze schon grau war und der ihm so aussah, dass er Hannibal nicht bei der nächsten Gelegenheit abwarf, nur weil er ein schlechter Reiter war. Gepäck wurde verstaut und Hannibal führte sein Pferd hinaus und wartete, bis auch Dido aufgestiegen war, die er freilich nicht die ganze Zeit im Auge behalten hatte. Aber sich immer wieder vergewisserte, dass sie noch da war. "Wir können!" , meinte er zu Cassim und Chimerion, und stieg mit nicht erfreuter Miene auf den Rücken des Pferdes. Ein wenig Zerren und Ziehen bedurfte es dann doch, ehe der alte Gaul sich in Richtung des hinteren Tors bewegte, das jetzt unbewacht da lag, da die meisten Sklaven in der Stadt unterwegs oder schon zu sehr betrunken waren. Eigentlich war die heutige Nacht nicht nur ideal zum Fliehen, sondern auch zum Einbrechen. Nachdem das Tor geöffnet wurde, strebte Hannibal hinaus und in die Dunkelheit der Nacht, darauf vertrauend, dass die Anderen schon folgten.
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Obwohl es doch schon spät in der Nacht war, pulsierte das Leben immer noch in der großen Hauptstadt von Rom, denn heute waren Saturnalien. Die Menschen feierten das goldene Zeitalter und genossen ihr Leben aus vollen Zügen. Auch die Sklaven. Denn es war die einzige Zeit, in der sie selbst die Freiheit hatten, ungeniert und mit reinem Gewissen zu feiern. Nur drei Sklaven nutzten die Gunst der Stunde, um auch für den Rest ihres Lebens frei von Zwängen zu sein und nicht nur einmal im Jahr, wenn die Saturnalien anstanden. Einige Wolken trieben am Himmel und verschluckten das Licht der Sterne als sie durch die Straßen der Stadt ritten, in denen jetzt so manch ein Wagen entlang polterte, wie an den meisten Nächten in der Stadt. Obwohl sich Hannibal noch an das Gefühl gewöhnen musste auf einem Pferd zu sitzen, lenkte er den Wallach zielsicher durch die Straßen hindurch. Er kannte sich gut in Rom aus und wusste auch, wie man am Besten in der Nacht aus der Stadt kam, nur macht es ihm zu schaffen, dass ihm bereits auf dem Pferderücken übel wurde.
Von irgendwo war das Gegröhle von einigen Männern zu hören, die lauthals sangen:
Den Stöpsel weg! und schenket ein!
Schenkt ein, daß unser Herz erglühe,
und wie die Blum‘ am Sonnenschein,
so an der Glut des Weins erblühe!*Hannibal ließ sein Pferd einen Bogen um jene Gesellschaft machen und warf einen schnellen Blick über seine Schulter, um sich zu vergewissern, dass noch alle da waren. Leichter Dunst stieg von der Cloaca auf und sie durchquerten ein Viertel, in dem die Dünste noch schrecklicher rochen als an manchen anderen Stellen. Doch schon nahte die erste Etappe, die Mauern der Stadt, hinter denen ihre Flucht wirklich beginnen konnte. Im Schemen des Stadttores konnte Hannibal einen Soldaten erkennen und er zügelte sein Wallach, bis die Anderen aufgeschlossen hatten. "Am Besten wir versuchen den Mann zu bestechen, oder?" Er sah fragend zu Cassim und Chimerion.
*Anmerkung des Übersetzers: Eine freie Übersetzung des Originaltextes, da die Aufzeichnungen die Zeit nicht unbeschadet überstanden haben!
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Hannibals Augen versuchten die Dunkelheit zu druchdringen, da er sich ja schon einige Minuten in dem nächtlichen Garten herum trieb. Und da und weil dieses menschliche Knäuel sich langsam, aber deutlich in die einzelnen Gestalten zurück verwandelten und Hannibal sie damit leichter identifizieren konnte, erkannte er mit einem Schlag, wen er da vor sich hatte. Gefesselt. Die junge Herrin, seine Herrin um genau zu sein, da sie die Ehefrau von Epicharis war und all die Sklaven, die Aristides gehörten auch ihr damit gehörten. Es war nicht der Umstand, dass Epicharis eben jene Macht als Hausherrin hatte, die ihn den Atem anhalten liess. Es war mehr die Tatsache, dass er die junge Herrin eigentlich mochte. Sie war stets freundlich, lieblich und immer heiter. Die Unschuld in Person und Hannibal wollte auf keinen Fall, dass eine unschuldige Person in die ganze Sache gezogen wurde.
Er sog die Luft tief in seine Lungen hinein und starrte mit einem Schlag recht grimmig die anderen Sklaven an, die sich an der Flucht beteiligen wollten. "Ja seid ihr denn bei Trost? Zum einen hat uns die junge Herrin nichts getan, wir müssen sie nicht in die Angelegenheit ziehen. Sie...sie..." ...ist doch unschuldig! So eine Aussage zog bei den beiden Anderen bestimmt nicht, darum klappte Hannibal schnell den Mund wieder zu. "Sie gefährdet unsere Flucht enorm. Was meinst Du, was Aristides alles tun wird, wenn er erfährt, dass wir seine Frau entführt haben? Er wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen." Er erinnerte sich noch zu gut, dass Aristides sogar persönlich aufgebrochen war als damals die junge Arrecina, die Tochter von Aristides, entführt worden war. Hannibal schnaubte wütend. So war das nicht gedacht gewesen. Was für ein Fiasko schon am Anfang. Er sah kurz hoch in den nächtlichen Himmel und fragte sich, ob das nicht ein schlechtes Omen war. Aber nein, Hannibal glaubte ja nicht an die Götter und Schicksalsweberinnen. "Nur bis Ravenna!", meinte Hannibal schliesslich mürrisch, den Blick wieder auf die beiden Mitverschwörer richtend. "Dort gibt es flavische Verwandte, wo sie unter kommen kann, nachdem wir ein Schiff bestiegen haben. Einverstanden?" Seine Augen wanderten zu seiner Tochter, die er immer noch an der Schulter hielt. "Und Dido kommt mit!"
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Dunkelgraue Wolken schoben sich vor die nächtlichen Sterne zur Stunde von Media Nox, die Hälfte der Nacht war demnach schon herum und doch blieben ihnen noch genügend Stunden, um die Stadt lange hinter sich zu lassen. Ehe die Helligkeit kam. Doch erstmal so weit kommen. Den ganzen lieben langen Tag war Hannibal in der Villa unaufällig herum geschlichen. Er war in das Zimmer seines Herrn eingebrochen, wo er schnell die Kiste ausfindig gemacht hatte, in der Aristides einen Teil seines Geldes aufbewahrte. Einen ordentlichen Anteil, eine Auslöse sozusagen, hatte sich Hannibal davon genommen, hatte die Kiste sorgfältig verschlossen und war wieder verschwunden. Die Ulpius Sparbüchse hatte den heutigen Tag somit überlebt. Aber Hannibal war auch kein Parther. Schon vor zwei Stunden hatte er sich von den Saturnalien zurück gezogen. Etwas später noch mal die Wachhunde, samt der Schoßtierchen von Serenus gefüttert, die gierig alles verschlungen. Gierig kamen sie Hannibal jedoch immer vor. Er besaß einfach kein Händchen für Tiere. Auch wenn Serenus ihm regelmässig seine Tiere anvertraut. Wie den vermaledeiten Löwen, der nun immerhin weit, weit weg von seiner Reichweite war. Schließlich war er nicht mehr so ganz drollig wie früher.
Nachdem er seine Sachen zusammen gepackt hatte, das Bett ordentlich hinterlassen, war Hannibal zu ihrem Treffpunkt aufberochen. Schon einige Schritte vom Stall entfernt vermochte er verdächtige Geräusche zu hören. War das nicht ein erstickter Schrei? Hannibal zog seinen Lederhandschuh hervor und seinen gekrümten Dolch, womit er sich langsam an den Stall schlich, sein Bündel über die Schulter gebunden. Seine Augen gewöhnten sich schon langsam an die Dunkelheit und er konnte einige Gestalten ausmachen, die scheinbar miteinander rangen. Hannibal verharrte lautlos im Schatten. Etwas, was er wirklich in der Subura gut gelernt hatte. Er wartete länger bis er die Stimme von Dido vernahm und gleich darauf die von Chimerion. Schnell trat er hinter Dido, steckte dabei den Dolch in seinen Gürtel zurück und legte ihr die freie Hand auf ihre Schulter. Ehe sie sich davon machen konnte und womöglich noch um Hilfe schreien. Ein Teil seiner Gedanken beschäftigte sich damit, dass es wohl ein Wink der Götter waren. Die seine Tochter hierher geschickt hatten, genau zu diesem Zeitpunkt. "Sei lieber ruhig, Dido.", meinte er leise zu ihr. Seine Hand blieb weiter auf ihrer Schulter. Für den Fall, dass sie etwas dummes anstellte. "Was soll das?", richtete er nun mit gereizter Stimme an die beiden anderen Fluchtgenossen. Wer das unter Cassim war, konnte Hannibal nicht erkennen.
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[SIZE=7]OOC:...ich mach mal ausserhalb der Reihe weiter...[/SIZE]
In der Gerberei stellte sich keiner mehr Macro in den Weg, selbst wenn viele der Sklaven neugierig, sensationslüstern, grimmig oder gleichgültig zu den Soldaten und seinem Gefangenen sahen. Der Mann, der dem Dieb und Mörder eben noch geholfen hatte, lehnte gegen einen großen und massiven Bottich, die Arme vor der breiten Brust verschränkt. Finster sah er Macro hinter her, doch auch er machte keine Anstalten, dem Dieb noch einmal zu helfen. Nachdem Soldat und Dieb aus der Gerberei heraus waren, fing der normale Arbeitsbetrieb dort auch wieder an. Schlaff wie ein nasser Sack, so war Culter, nur ein leises Röcheln war von ihm zu hören, aber sonst bewegte er sich kaum, und musste somit getragen werden. Wobei er einige Blutstropfen als Spur hinter ließ.
Decius hinwieder verzog das Gesicht. Die Soldaten begleiten? Na, das kam ihm gar nicht Recht, da er seine Frau jeden Moment zurück erwartete. Und was würde es wieder für ein Theater geben, wenn er zu lange von zu Hause fort blieb. Scheinbar hatte er jedoch keine andere Wahl. Somit fügte sich der dickliche Mann resigniert seufzend. Auf den Kapuzenumhang verzichtete er jedoch. So einer fiel genauso auf wie die Togen der Schwarzröcke, die jeder im Viertel sofort roch. Es war eine Art Naturinstinkt von den Menschen in diesem Viertel. Und da der Langfinger ebenso abgeführt wurde, fand Decius, dass er sich wenig erst mal kompromittierte. Schweigend und grimmig dreinschauend stapfte er hinunter, während Cleptus mit hängenden Schultern und herunter gesunkenen Mundwinkel gezwungen war zu folgen. Finster starrte Decius auf das Bündel, das der andere Soldat (Macro) mit sich brachte. Irgendwie war das heute wirklich sein Pechtag.
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Träge entspannt im warmen Sonnenlicht, lehnte sich Hannibal gegen einen Baum, der am Rande des Ufers wuchs. Er riss einen Zweig herunter und begann, um seine Hände zu beschäftigen, die Blätter vom feinen Zweig abzureissen. Mit Nadia war er vor langer Zeit auch mal an den Fluss gegangen. Es war eigentlich ihre erste Begegnung gewesen. Ein sehr seltsamer Tag, wenn er sich daran zurück entsann. Melancholie füllte den Ausdruck seiner braunen Augen als er auf das Wasser sah. Schnell kämpfte er die Erinnerung herunter. Es würde nur wie oft in den letzten Monaten enden. Er würde zu tief in eine Weinamphore schauen und am nächsten Morgen nicht mehr wissen, was er noch in der Nacht zuvor getrieben hatte. Etwas, was er sich nun nicht mehr so einfach leisten konnte. Owen? Verdutzt sah Hannibal auf. War das ein Name oder ein Wort in der Sprache der Keltin? Auf jeden Fall hatte die Sklavin die Gedankenströme von Hannibal zerrissen. Und sie in gesündere Gefilde wieder gelenkt, die mehr mit Neugier und Interesse gefüllt waren, statt Depressionen und finstere Gedanken. "Nun, ich kann nicht sonderlich gut schwimmen und werde sofort seekrank. Ich brauche nur die Wellen am Meer zu lange anschaun, dann ist es um mich geschehen. Selbst der Geruch löst schon Würgegefühle in mir aus. " Die letzte Seereise war auch ein Graus gewesen. Ein Doppelter, denn der Hohn von Sciurus war für ihn schon so genug, im seekranken Zustand war er einfach nur noch unerträglich. Selbst wenn es nur die kurze Reise nach Hispania gewesen war, um Minervina von dort nach Rom zu holen.
Hannibal schwieg einen längeren Augenblick bei Fionas Frage und sah sie lange an. Dabei überdachte er auch ihre Fragen. "Mit einem kleinen Segelboot? Für einen unerfahrenen Segler denke ich, ist das so gut wie unmöglich. Nehmen wir mal an, Du schaffst es in keinen Sturm im Mittelmeer zu kommen. Wenn Du Hispania umrunden möchtest und in die nordischen Meere kommen willst, kommst Du an den Säulen des Herkules vorbei. Manche großen Handelsschiffe haben schon dort ihre Probleme. Dann die rauen Meere der hispanischen Westküste und schließlich die eiskalte See im Norden. Selbst wenn Du immer in Küstennähe segelst, halte ich das doch für sehr aussichtslos. Es wäre wohl besser, sich auf ein Handelsschiff zu begeben. Einen schnellen Segler im Winde. " Hannibal kannte sich aber nicht so gut mit der Seefahrt aus wie sein Herr. "Doch, ich würde eher ein Schiff von Ostia oder einem der südlicheren Häfen nehmen. Wenn man erst Mal auf einem Schiff ist, das womöglich sogar nach Britannia segelt, dann hat man schon bessere Chancen. Insbesondere, wenn niemand erfährt, dass man auf das Schiff gegangen ist. ", gab Hannibal sinnend von sich und betrachtete den einsamen Fischer auf dem Fluss. "Owen? Ist das ein Name? Für einen Gott? "