Der Vogel sollte mit? Entsetzt starrte Hannibal auf das Vieh. Er presste die Lippen fest aufeinander. Also gut, sollte der Parther ihn mitnehmen. Hauptsache der Vogel kam nicht in Reichweite von ihm. Oder besser gesagt, hoffentlich kam Hannibal nicht in Reichweite des gefährlichen Schnabels. Hannibal nickte. "Einverstanden." Wenn mit dem Tier eine Jagd möglich war, dann sollte es ihm Recht sein. "Dann sehen wir uns heute Nacht zur Media Nox. " Hannibal erhob sich und klopfte sich einige Grashalme von seiner Tunika. Er sah sich im Garten um, suchend, ob jemand auf ihre kleine Versammlung aufmerksam geworden war. Doch im Moment sah er niemanden. Auch keinen Gärtner. Hannibal nickte den beiden Männern zu. "Dann bis später und viel Erfolg für euren Teil. ", sprach er und drehte sich um. Er musste ja noch einen günstigen Zeitpunkt für einen nicht unerheblichen Diebstahl finden. Auffällig unauffällig schlenderte Hannibal davon.
Beiträge von Hannibal
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Mit jedem Wort, das die drei Männer austauschten, wurde der Plan konkreter und schon zum Greifen nahe. Noch vor wenigen Monaten hätte Hannibal gelacht, wenn ihm einer prophezeit hätte, er würde fliehen wollen. In ein fremdes Land und weg von den Flaviern. Doch die Zeiten hatten sich verändert und Hannibals Loyalität war mit einem einzigen Schlag zerstört worden. Oder eher die Bande, die ihn bisher gehalten hatten. Er war dennoch froh, dass er nicht die flavischen Kunstschätze stehlen musste. Somit nickte er leicht. Irgendwann am Tag würde er sich schon unauffällig in Aristides Zimmer bewegen können. Denn dieser schien jetzt bereits schon eifrig in der Küche beschäftigt zu sein. Der Gedanke daran entlockte Hannibal kurz ein hämisches Grinsen, was sich verflüchtigte als Cassim die Waffen ansprach. "Ich brauche keine Waffen aus der Küche. Ich bin im Besitz von einer Sica und einen Caestus." Seine beliebten Waffen, die, mit denen er auch recht gut umgehen konnte. Ein Gladius war ihm zu schwer und zu ungewohnt. Und jene beiden Waffen, den ledernen Panzerhandschuh und den gebogenen Dolch besaß er schon viele Jahre. Sie hatten ihm in der Subura bereits gut gedient.
Das mit den Karten war eine gute Idee. Erneut nickte Hannibal. "Wenn Du in der Küche bist, versuche doch auch etwas an Proviant mitzunehmen. Vielleicht kommen wir damit dann auch die ersten Tage aus und müssen nirgendwo uns etwas besorgen. Was unsere Spuren noch mehr verwischen würde." Und je weniger Spuren, desto eher könnten sie erfolgreich sein. "Chimerion, könntest Du vielleicht noch ein wenig vom Schmuck Deiner Herrin an Dich bringen. Den werden wir auch unterwegs noch verkaufen können, wenn uns das Geld ausgehen sollte. Und handlich ist er obendrein."
Der Vogel machte sich wieder in der Voliere bemerkbar. Misstrauisch beäugte Hannibal den Vogel und wurde gleichermaßen von diesem taxiert. Hannibal mochte Tiere nicht. Weder Vögel, Hunde, Katzen, noch Pferde oder sonstige Vierbeiner. Ihm grauste es bereits vor der Art ihrer Reise. Er war ein schlechter Reiter und auf Schiffen ständig seekrank. Das würde sicherlich keine Freude werden. "Dann kümmere ich mich um das Geld und ich würde sagen, wir treffen uns heute Nacht zur Media Nox bei den Ställen im Hof." Fragend sah Hannibal in die Runde.
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Für einen Moment versank Hannibal in brütendes Schweigen, von der Frage von Chimerion dazu verleitet. Wie lange würden sie brauchen? Das war in der Tat eine entscheidende Frage, sie hatten nur die wenigen Tage. In dem Augenblick sann er zudem darüber nach, ob er seine Tochter nicht mit nehmen sollte. Nein, nicht sollte, musste. Doch ihm war klar, dass er das Mädchen nur in Fesseln mit schleifen könnte. Und bei der nächsten Gelegenheit würde sie alle verraten, um wieder zurück zu kommen. Als er in ihrem Alter war, hätte er wohl ähnlich gehandelt. Aber da waren die Zeiten noch anders.
Geld? Verwirrt blinzelte Hannibal und bekam gerade noch mit, dass die Überlegung zum Schwarzmarkt ging. Fast schon belustigt sah Hannibal von einem Sklaven zum Anderen. Er bezweifelte doch sehr, dass einer von Beiden jemals nur von Weiten so etwas in Rom gesehen hätten. "Auf dem Schwarzmarkt etwas zu verkaufen ist mitunter nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Ich hätte ein oder zwei Freunde, bei denen könnte ich jedoch etwas absetzen." Wobei er in erster Linie an seinen früheren Kumpan Decius in der Subura dachte, der ihm sicherlich den Gefallen tun würde und nicht ganz so unverschämt wäre.
"Aber gute Frage, was? Eine Vase aus der Villa? Das Silberbesteck?" Etwas skeptisch runzelte Hannibal die Stirn und sah in Richtung der flavischen Villa. Gut, sie hatten einige Kunstschätze, aber irgendwie sträubte es sich doch etwas in Hannibal die Flavier zu bestehlen. Seinen Herrn? Ja, das war eine andere Sache, warum er auch nachdenklicher Stimme meinte: "Ich könnte versuchen, noch etwas von unserem Herrn zu holen. Er ist ein Gewohnheitstier und ich weiß genau, wo er sein Geld hortet, also das, was er im Haus verwahrt. Und zur Not können wir auch noch die Ulpius Sparbüchse seines Sohnes zerschlagen. Das wird ihn zwar gehörig fuchsig machen, aber er kann es verschmerzen. Spätestens, wenn seine Grossmutter wieder ordentlich was hinein steckt." Wobei es Hannibal auch nicht sehr angenehm sein würde, von dem Jungen was zu nehmen. Lieber von dessem Vater.
"Und wir sollten uns sputen, deswegen könnte das mit dem Schwarzmarkt schwierig werden, da man dafür durchaus Zeit braucht. Aber wir sollten uns am Besten nach dem großen Essen hier aufmachen, vielleicht sogar zu dem Zeitpunkt, wo sich alle betrinken. Noch in der selben Nacht.", überlegte Hannibal. "Und dann müssen wir unsere Route überlegen. Wollen wir ein Schiff nehmen oder es lieber über Land versuchen. In Italia kenne ich mich auch einigermassen aus, sogar noch in Griechenland bin ich schon gewesen. Aber von da an sind wir in Deinen Händen.", fügte er an Cassim gerichtet an.
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Träge und mächtig strömte das Wasser in langen Windungen durch die große Hauptstadt. Das Wasser drängte sich dabei am Ufer vorbei, schwabte in kleinen, wenn auch nicht sehr mächtigen Wellen am Rande entlang. Hannibal blieb am Ufer stehen und betrachtete all die Wirbel, die sich auf der Oberfläche des Wassers bildeten. Eine Lerche erhob sich trillernd von einem Baum und schwebte in den blauen Himmel empor. Schwalben jagten über den Fluß hinweg. Ein alter Fischer stakte mit seinem Ruder den Fluss hinauf, ein langes und altes Netz hinter sich her ziehend. Die Fische aus dem Tiber wurden auch gegessen. Manche schworen auf gerade die Fische, die sich am Ausgang der Cloaca Maxima tummelten. Angeblich sollten sie die Fettesten von allen sein. Das Wasser wirkte auf Hannibal beruhigend. Seine Augen glitten über die Oberfläche des Flusses hinweg und er beobachtete eine Weile lang den einsamen Fischer, der sich mit seinem mageren Fang abplagte. "Ja, da hast Du Recht, Fiona, nicht weit von hier. Erstaunlich ist es schon.", meinte Hannibal. "Der Fluß entspringt als kleine Quelle und wird dann zu diesem mächtigen Strom, um sich dann mit den großen Meeren zu vereinigen."
Hannibal sah von dem Fluss zu Fiona und nickte. "Ich war oft am und im Meer. In Baiae. Mein Herr wuchs dort in der flavischen Villa auf und ich mit ihm zusammen. Ehrlich gesagt, war ich zu oft im Meer." Hannibal grinste verhalten, wenn nicht sogar etwas gequält. "Mein Herr liebte es, sein kleines Segelboot, kaum grösser als das von dem Fischer dort draussen, zu befahren. Und ich musste immer mit." Dabei war Hannibal ganz und gar nicht seefest und ein Tölpel, wenn es um die Seefahrt ging. Wie oft war er im Wasser gelandet, weil er es von der Planke noch nicht mal auf das Boot geschafft hatte? "Und Du, Fiona? Kommst Du vom Meer im Norden? Dort, wo es riesige Meeresungetüme geben soll und Meerschlangen?"
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In einigem Abstand zu dem garstigen Biest ließ sich Hannibal auf das grüne Gras nieder fallen. Seine braunen Augen bäugten den Vogel noch mal misstrauisch, aber da der Käfig verschlossen schien, ging von dem Greifvogel wohl erst mal keine Gefahr aus. Hannibal wandte seinen Kopf Cassim zu. Neuigkeiten? Fragend sah auch Hannibal zu Chimerion. Von einem anderen Sklaven hatte Hannibal mittlerweile erfahren können, wem der Sklave gehörte. Flavia Celerina, deren Launen genauso berüchtigt war, wie ihre Schönheit gerühmt wurde. "An den Saturnalientagen?" Hannibal blinzelte erstaunt. Und dachte darüber nach. Doch, ganz dumm war der Gedanke wirklich nicht. Im Gegenteil. Stumm runzelte Hannibal die Stirn und sann darüber. Dann nickte er. "Das ist ein guter Einfall. Während der Saturnalientage sind alle abgelenkt, die Sklaven teilweise aus dem Haus und es würde nicht auffallen, wenn wir fehlen. Es würde uns ein paar Tage an Vorsprung geben, die entscheidend sein könnten."
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Mit den ersten Zeichen eines Dreitagebartes, einem Zweitagebart, erschien Hannibal in einer schlichten Tunika gekleidet in dem Speisezimmer der Flavier. Wenn er auch seinen Herren und dessen Familie in letzter Zeit gemieden hatte, so würde er sich den heutigen Tag sicherlich nicht entgehen lassen. Denn frei von Rachsucht und Gehässigkeit war Hannibal nicht. Und er freute sich darauf, seinem Herrn den einen oder anderen kleinen Seitenhieb zu verpassen. Ehe er sich mit den anderen beiden Sklaven hoffentlich auf und davon machen würde. Aber eben erst am nächsten Tag. Scheinbar gut gelaunt und etwas zu lässig schlenderte der Sklave auf die schon versammelte Gesellschaft zu. Höflich neigte er bei Epicharis den Kopf, denn er schätzte die junge Herrin durchaus. Er fand sowieso, dass sie für seinen Herrn eindeutig zu gut war. "Salve Herrin." Serenus bekam ein freundliches Lächeln, was er sich trotz der Differenzen mit Aristides nicht vom Gesicht pressen musste. "Serenus." Cassim nickte Hannibal nur kurz zu. Ganz so, als ob er nicht wirklich näher mit ihm bekannt war. Schliesslich sollte die Konspiration nicht gleich bekannt werden in der Villa.
Hannibal sah sich in dem Raum um. Der Raumschmuck sah wirklich unmeisterlich aus. Es zuckte um seine Mundwinkel. "Dann sind die Gerüchte wohl wahr. Dein Vater, Serenus, scheint wohl etwas mit der Organisation der Feierlichkeit überfordert gewesen zu sein." Nur mit Mühe unterdrückte Hannibal das gehässige Grinsen. Er wusste es sowieso. Wenn es um solche Dinge ging, dann war sein Herr nun mal auf ihn angewiesen. Wie es sich wieder mal deutlich zeigte. Sollte er doch in seinem Bratensaft schmoren. Hannibal würde nie wieder etwas in dieser Hinsicht tun und Aristides sich selber überlassen. "Weisst Du, wer noch kommen will?", fragte er nun doch Cassim.
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Verkartert, müde und erschöpft. Das war Hannibal an jenem Tag, der in greller Helligkeit auf ihn zugerast war. Mit quälender Arbeit ihn beschäftigt hatte und in einer ständigen Übelkeit und Mißlaune umfangen hielt. Nein. Heute war kein guter Tag. Und vage erinnerte er sich daran, in der letzten Nacht mit Cassim und dessen Freund etwas ausgemacht zu haben. Doch gerade, als er einer der Morgenarbeiten erledigen wollte, fuhr es wieder in seinen Geist. An der Falkenvoliere waren sie noch verabredet. In einem unbemerkten Augenblick und als Hannibal wieder etwas ruhigere Arbeiten hatte ließ er diese liegen und machte sich auf zu dem Ort der Verschwörung. Die Laute der Tiere vernahm Hannibal schon vom Weiten und kam zum Käfig. Der Geruch des Federvieh drang ihm an die Nase und er rümpfte selbige. Als dann noch etwas flatterte, machte Hannibal schnell einen Sprung zurück. Ganz als ob ihn das Vieh gleich anfallen könnte. Da vernahm er schon die Stimmen, drängend wie es sich bei einer waschechten Verschwörung zur Flucht auch gehörte. Hannibal schlenderte um den Käfig, immer einen Sicherheitsabstand haltend. Denn er mochte Tiere nicht, weder auf zwei, vier oder mehr Beinen. "Salve! ", grüßte er die Männer mitten in ihrem Gespräch hinein. Irgendetwas von den Saturnalien hatte er noch aufgeschnappt. "Da bin ich. ", erwiderte er auf die letzte Frage hin.
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~Acanthus~Ungerührt starrte Acanthus den Mann an. "Dominus Flavius Aquilius weilt nicht in der Villa. Du kannst warten oder an einem anderen Tag wieder kommen."
Sim-Off: Ich hoffe, Du bist Dir der groben Unhöflichkeit bewusst, die in Deinem Drängeln und dem Implizieren von Handlung bei einer fremden ID mitschwingt. Es wird Dir auch keiner dadurch früher antworten und ich nicht früher online sein.
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Innerlich jubilierte Culter bereits. Er hatte getroffen, zumindest fühlte sich der weiche Widerstand so an, durch den sein langer und nicht gerade sauberer Dolch schnitt, wie tief und ernsthaft, das vermochte Culter in jenem Augenblick nicht einzuschätzen. Instinkt und Erfahrung, weniger sein Augenlicht leiteten Culter, denn es war zum einen nicht sonderlich hell in den Räumen, andererseits war sein Augenlicht mit den Jahren auch nicht besser geworden. Im Gegenteil. Doch gerade als es über seinen Nacken rieselte und er schon spürte, dass ihm etwas metallische Gefahr entgegen strebte, versagte ihm sein Knöchel. Der schon unsanft behandelt worden war, als er vom Haus türmte. Eine Ausweichbewegung nach rechts wurde jäh unterbrochen, sein Knöchel sackte weg und ein ächzender Schmerzlaut kam von seinen Lippen, der sich zu einem lauten Schmerzschrei ausdehnte als ihn ein Gladius empfindlich traf. Und schon im nächsten Augenblick segelte sein Messer davon, was Culter mit einem derben Fluchen quittierte. Schon spürte Culter einen kräftigen Schlag, vom Gladius oder weil er weg taumelt war, das vermochte Culter nicht zu sagen. Denn er sah in dem Augenblick nur noch lauter Sterne vor den Augen und sackte mit einem Röcheln zusammen auf den Boden.
In der Insula:
Die Hände beschwichtigend erhoben, kletterte der Heiratsschwindler aus dem Schrank heraus, betont langsam und mit immer noch der besorgten Miene. Cleptus streckte mit herab hängenden Mundwinkeln die Arme dem Rediviver entgegen, von Widerstand war bei ihm keine Rede. Aber ein ärgerliches Aufblitzen vermochte Tychicus bei ihm zu schüren. "Ich mache mir nun mal meine Kleidung ungerne schmutzig. ", erwiderte er schnippisch und sah auf das, was Tychicus zu Tage beförderte. "Man tut was man kann! ", war sein Kommentar darauf und zuckte wenig zerknirscht mit der Schulter.
Entschuldigend sah er zu Decius, der mit den Augen rollte und dann einen Riesenschreck zu bekommen schien als ihm die Sanktion angedroht wurde. Wenn er mit in die Castra mußte, dann gab es nicht nur mit Recht und Gesetz mächtig Ärger, nein, auch mit Fabula. Davor grauste es Decius noch viel mehr. Am Ende verließ sie ihn sogar. Und was sollte er dann machen?Decius taxierte bereits ärgerlich und grummelig Decimus Serapio und schien nachzudenken. Die Konsequenzen davon, in der Castra zu landen, waren ihm wirklich zu gefährlich. Außerdem hing Decius an seiner, womöglich etwas schlaffen und alten, aber sehr gewohnt-geliebten Haut. Er presste seinen Kiefer zusammen und schüttelte nach einem Moment des Nachdenkens schließlich den Kopf. Doch es war mehr ein Zeichen des Aufgebens. "Also gut, ja, aber nur unter einer Bedingung. Die Leute dort merken nicht, daß ich euch Urbanern den Hinweis gebe, ansonsten kann ich meine letzten Stunden an einer Hand abzählen. " Was wiederum kein Scherz war, würden einige Männer davon Wind bekommen, dass Decius gemeinsame Sache mit den CUlern machte, dann würde er bald in einer der Gruben enden, in denen solche Männer ihre Opfer entsorgten. Und es würde noch nicht einmal seine Frau erfahren, was mit ihm passiert wäre.
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~Acanthus~Es war kühl dort, wo Acanthus jeden Tag saß. Warmer Wein wärmte ihm die Wartestunden und ständiges Händereiben. Doch seine Laune wurde dadurch natürlich nicht besser. Auch nicht, als an der Tür geklopft wurde und es ihm Gelegenheit gab, sich zu erheben. Um die Tür zu öffnen. Er stapfte zur Porta und riß sie auf. Eine Woge kalter Luft wehte ihm entgegen. Seine Mimik wurde noch finsterer. Verdutzt starrte er in das Gesicht eines wohlgekleideten Mannes und nicht eines Sklaven. Mühsam würgte Acanthus hervor: "Salve!" Was der Mann wollte, würde er schon artikulieren können.
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Von einem Moment zum Anderen war Hannibal in eine Verschwörung verstrickt, einer Konspiration, um die Ketten der Sklaverei abzuschütteln und in die Freiheit zu fliehen. Ein Teil von ihm fand das Ganze urkomisch und durchaus Stoff für einen syrischen Roman, ein anderer Teil von ihm, der im Moment die Oberhoheit besaß, klammerte sich daran wie ein Insekt an den rettenden Schilfhalm, der sich in den strömenden Fluß beugte und das Tier vor dem Ertrinken rettete. Langsam nickte der flavische Sklave. "In Ordnung. Morgen Mittag bei Deinen Vögeln. " Er nickte auch Chimerion zu, denn Hannibal hatte durchaus verstanden, was der andere Sklave damit meinte. Zumindest glaubte Hannibal das. Denn eine deutliche Warnung schwang bei dessen Worten mit, dass Hannibal sie gefälligst nicht verraten sollte. Hannibal verübelte es ihm nicht, er hätte wohl ähnlich gehandelt. Hannibal verfolgte, wie der Sklave sich entfernte und griff selber nach der Öllampe, um sie auszublasen. Dunkelheit breitete sich aus.
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[SIZE=3]- Oh, oh, hab' den Namen verfälscht von dem bösen Dieb. *hust* Jetzt wieder richtig. -[/SIZE]
Culter wog, prüfte, wägte die Umstände, die sich ihm hier auftaten. Sollte er ein Risiko eingehen oder sich dem Urbaner beugen? Einer der harmlosen Spießgesellen, die Decius sonst um sich zu tummeln pflegte, hätte an dieser Stelle die Hände gehoben, wäre vor getreten und hätte aufgegeben. Resigniert, besorgt, geknickt. Doch leider gehörte Culter zu der üblen Sorte, war nicht nur ein Dieb und womöglich auch sonst weniger ein umgänglicher Zeitgenosse, schon manches Blut klebte an seinen Händen. Und er gedachte nicht, sich in den Carcer der Urbaner schleppen zu lassen. "In Ordnung. ", meinte Culter und hob beschwichtigend. "Ich weiß zwar nicht, was Dein Anliegen ist, Kumpel, aber mit einem Schwert will ich mich wirklich nicht anlegen. " Culter schob eine Kiste etwas zur Seite mit dem linken Bein und trat langsam hinter seinem Versteck hervor. Verdammt, es gab wirklich kein Entkommen. Der Urbaner hatte sich noch ungünstiger für Culter gestellt. Scheinbar resigniert verzog Culter das Gesicht und drehte sich von dem Urbaner weg, um zu der Wand zu treten, auf die Macro noch gedeutet hatte. Doch bliztschnell schnellte sein Messer, das er an der rechten Hand versteckt hielt, hervor und Culter sprang nach vorne. Ein Leben in der Subura hatte ihn geprägt, er war zwar langsamer als vor zwanzig Jahren, aber kein Gegner, den man unterschätzen sollte. Eine Kiste polterte zur Seite und das fast ellenlange und recht große Messer sauste in einem Bogen über dem Gladius auf den Soldaten zu.
Und wieder zurück zur Insula:
Enttäuscht verzog Decius das Gesicht. Seine Finte hatte nicht gezogen und er konnte den Decimer nicht aus der Reserve locken. Was soll’s. Decius zuckte mit der Schulter und hoffte, dass die Männer das Poltern nicht vernommen hatten. Seine Augen hatten sich auch bereits wieder auf den anderen Soldaten gerichtet und er sah ihn abschätzig an. Meinte der Mann es ernst? Dass der Buchmacher nicht verdächtigt wurde? Doch dann zogen sich seine Augenbrauen verärgert zusammen. "Gekritzel? Also ich möchte doch bitten. Vier Jahre Elementarschule habe ich geschafft. Das ist kein Gekritzel. Eine saubere Handschrift!" Er beäugte noch mal den Wettschein. Gut, er war in Eile ausgestellt worden. Direkt im Felde sozusagen. "Hm, also, ich habe ihn ausgestellt. ", gab Decius jetzt zu, wo es natürlich schon klar war. Er drehte ihn hin und her und runzelte grübelnd die Stirn. "Ich stelle jedoch einige solcher Wettschein für einen solchen Abend aus. Sieben Sesterces und zwei Asse. Puh. " Decius tastete grübelnd an seinem Kinn nach und dachte scharf nach. "Ehrlich gesagt, das könnten einige von meiner Kundschaft sein. "
Er bemerkte nicht, dass es immer heißer wurde. Erst als der Schrank laut und vernehmlich geöffnet wurde, wandte sich auch der Kopf von Decius wieder dem Geschehen zu. Drubius Cleptus saß zusammen gekauert in dem Schrank. Zwischen Tischdecken, die mit Blumen bestickt waren, Leinentüchern, womit Betten bezogen werden konnten und einigen alten Holzpuppen, die Fabula immer noch seit ihrer Kindheit aufbewahrte. Drubius Cleptus, ein gut aussehener Mann von nicht mehr ganz jungem Kaliber, einem sehr gepflegten Äußerem, sah resigniert, besorgt und geknickt zu dem Centurio hoch. "Erwischt.", murmelte Cleptus seufzend.
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Zustimmend nickte Hannibal. Die Statue war nun schon lange im Besitz von Decius gewesen, sie würde bestimmt nicht mehr vermisst werden. Und wirklich Käufer für solche Kultgegenstände von "barbarischen" Völkern gab es in Rom nun mal nicht. Ausser Sammlern exotischer Gegenstände, die es natürlich auch in Rom, oder gerade dort, gab. Einen Daumen im Gürtel verhakt wanderte Hannibal langsam weiter durch die Straßen. Die Grenzlinien der Viertel waren in Rom fließend, es gab kein Stein, an dem es hiess 'Subuara-Ende: Hier fängt wieder das sichere und saubere Leben von Rom an', auch kein rabiater Wechsel von den ärmlichen Insulae zu wohlhabenden und prunkvollen Häusern. Einem Fremden wäre es nicht aufgefallen, dass sie schon das Viertel verliessen und sich langsam dem großen Kolosseum näherten. Hannibal wusste natürlich, wo die Subura anfing und wo sie aufhörte. Früher kannte er zudem noch die feinen Grenzen innerhalb des Viertels, die von unterschiedlichen Leuten oder Banden beherrscht wurden. Selbst wenn die Zustände heutzutage ganz anders waren als noch im 1. Jahrhundert vor Christus und bevor Augustus in Rom 'aufräumte'. "Ja, es ist jetzt schon ein paar Monate her. Ich habe hier auch gearbeitet. " In einem Lupanar, aber das behielt Hannibal doch vorerst für sich. "Man sieht einem Menschen ja nicht an, ob er eine Sklave ist oder nicht. Wenn er kein Brandmal oder Halsband trägt. " Was Hannibal nicht tat. " Eine saubere Tunika, ein anderer Name und schon kann man wie jeder Bürger in der Stadt leben. Wenn man keine Intention hat, zu wählen oder selber in solcher Hinsicht Karriere zu machen. "
Es ging etwas bergab als sie auf einer Strasse entlang kam, die etwas überhalb des großen Kolosseumplatz lag und sich an dem monumentalen Bau vorbei schlängelte und auch in Richtung des Flusses führen würde. Ein melancholisches Lächeln trat auf sein Gesicht. Hannibal nickte. "Ja, das würde ich auch." Er dachte an die Frau, die ihm so viel bedeutet hatte und verschwunden war. Es war jetzt viele, viele Monate her und der Schmerz war mit der Zeit dumpf geworden. Dennoch ließ es Hannibal nicht kalt. Besonders, weil es eine Ungewissheit war, die ihn plagte. Er wusste nicht, ob sie tot war oder ihn verlassen hatte. Ohne ein Wort zu sagen. " Der Fluss? Zu dem Lebensodem des großen, göttlichen Tiber? Meinetwegen. " Sie waren eh schon auf halbem Weg dorthin, weswegen Hannibal jetzt in eine Gasse einschlug. Hinter dem flavischen Theater, wo auch an diesem Tage einiges an Trubel war. Fliegende Händler, die, obwohl doch kein Spieletag war, dennoch kleine Holzscheiben mit den Idolen der Massen verkaufte. Gladiatoren, die schon viele Kämpfe und die Herzen des Publikums gewonnen hatten. Auch lagen entlang der Gasse einige Gladiatorenschulen, die sich rund um das Theater tummelten, um gleich an der Quelle zu sitzen. Es war dann durchaus noch ein Stück zu laufen, ein Stück vorbei am Circus Maximus und dann schließlich kamen sie zu dem träge sich dahin wälzenden Tiber, nicht weit von der Tiberinsel entfernt, auf dem sich der große Heiltempel und auch noch einige andere Bauten erhoben. Die Sonne glitzerte schmeichlerisch auf der Oberfläche und obwohl der Tiber sonst eher schmutzig braun wirkte, erschien er am heutigen Tage sogar recht lieblich. " Das ist er. Der gute alte Tiber. "
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Er will das Gleiche wie wir? Jetzt sah Hannibal Cassim doch verdattert an. Hatte er Cassim ganz falsch eingeschätzt? Stand er doch auf dem anderen Ufer? Und zwar sofort und nicht in einigen Jahren? Langsam verstand Hannibal nur noch Hafen. Er blinzelte verwirrt und sah zu Cassim hoch. Doch langsam dämmerte es als dieser weiter sprach. Die Flucht! Ach so. Das war es. Römische Hure? Hannibal betrachtete Chimerion und versuchte sich zu erinnern, wem er gehörte. Epicharis nicht. Antonia auch nicht. Celerina womöglich? Ganz sicher war sich Hannibal darüber nicht. Er nickte Chimerion freundlich zu und sah sich in der Dunkelheit der Sklavenunterkunft um, ob ihnen jemand seine Aufmerksamkeit schenkte und lauschte. "Von solchen Dingen sollten wir besser woanders sprechen.", flüsterte Hannibal nun. "Sciurus hat genug armselige Handlanger in der Villa. Und wenn er davon Wind bekommt, sitzen wir alle schneller im Carcer als wir Atem schöpfen können." Und die elende Kröte hatte leider zu viel Macht in der Villa bekommen. Sehr zu seinem Bedauern. "Ob man jemanden Vertrauen kann oder nicht, sieht man nur an dessen Taten.", erwiderte Hannibal noch leise. "Ich könnte Dir natürlich alles sagen und euch dennoch ans Messer liefern."
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Gepresst atmete Culper ein und aus und versuchte dieses Mal kein Geräusch von sich zu geben, während er ganz langsam das Messer aus der Lederscheide zog und dabei lauschte. Verdammt. Scheinbar wollten sich die Schritte von dem Soldaten nicht entfernen. Hatte er ihn gehört? Oder war er doch fort? Hören konnte Culper erstmal nichts. Und sehen leider auch nicht, denn sein Versteck bot ihm zwar guten Schutz, verbarg aber auch jegliche Sicht vor seinen Augen. Culper legte den Kopf zur Seite und hielt den Atem an. Da. War da nicht ein Geräusch? Nein, sicher war sich Culper nicht. Er stützte eine Hand auf den Boden, hielt sein gezücktes Messer hinter dem Rücken und kroch vorsichtig ein wenig von den Kisten weg, um mit seinen Augen um die Kante zu spähen. Mist! Gerade in dem Augenblick fiel der lange Schatten des Soldaten auf den Boden und Culper hörte dessen Stimme. Miteinander reden? Culpers Schultern zuckten unter einem lautlosen Lachen. Culper schätzte die Lage ab. Das Fenster war versperrt. Aber auch der Weg zur Tür war ziemlich gut von dem Soldaten blockiert, so dass Culper auch darin keinen sicheren Ausweg suchen konnte. Culper presste seine Kiefer fest aufeinander und gab einen unzufriedenen Laut von sich. Ehe er eine Entscheidung traf.
Ganz langsam erhob er sich hinter den Kisten. Das Messer hielt er jetzt an seine Seite gepresst, so dass der Blick des Soldaten nicht gleich darauf fallen konnte. "Reden? " Culper lachte trocken und kurz auf. "Nun ja, Soldat, wenn Du reden willst, können wir uns gerne mal in einer Taverne treffen. Ich bin momentan etwas in Eile. ", erwiderte Culper mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Selbst wenn ihm danach nicht zu mute war, sondern mehr nach ausgiebigen und herzhaften Fluchen. Was für ein Pechtag aber auch. Vielleicht konnte er den Soldaten vom Eingang weg locken und sich doch noch dadurch verdünnisieren.
In der Insula:
Angestrengt starrte Decius auf den kleinen Schein. Natürlich könnte er die eine Hälfte von der Frage gut beantworten. Doch noch wollte er sich nicht sofort zu erkennen geben. Erst einmal wollte er selber wissen, was es mit der Sache auf sich hatte. Er hatte schließlich nicht vor, sich um Kopf und Kragen zu reden. Und Vorsicht war die Mutter des Porzellanladens. Decius runzelte die Stirn. "Ich würde mal sagen, ein Wettmacher hat den Schein ausgestellt. Und dieser wird sicherlich zahlreiche Kunden haben. Manche führen jedoch genau Buch darüber, wer ihre Kunden sind. Andere nicht. " Selbst wenn Decius ein Buchmacher war, so pflegte er doch nichts aufzuschreiben. Er merkte es sich meistens. Er wollte seine Kunden nicht in Schwierigkeiten bringen. Und umgekehrt wollte er auch keine Beweise bei sich horten. "Hatte der Tote den Schein bei sich? ", fragte Decius beiläufig. "Ist der Wettmacher vielleicht der Mörder? " Wenn der Soldat ihm antworten würde, war Decius natürlich schlauer, ob er unter Verdacht stand.Just als Culpers Schmuckstück entdeckt wurde. Decius atmete ruhig ein. Obwohl ihm der Schweiß auf dem Rücken ausbrach, doch als Trickbetrücker war er schon öfters in brenzlige Situationen gekommen, die er sich niemals anmerken lassen durfte. Er drehte nur ein wenig sein Kinn in Richtung von Serapio und streifte das Schmuckstück mit den Augen. "Ah, das. ", murmelte er ungerührt (scheinbar ungerührt). "Du weiß ja, die Hälfte aller Dinge in der Subura sind irgenwann mal gestohlen worden. ", gab Decius von sich. "Das vermaledeite Ding hat mir eine Eifersuchtsszene meiner Frau eingebracht. Dabei wollte ich ihr lediglich eine Freude machen. " Decius zuckte mit der Schulter. Die Eifersucht von Fabula war ja in der ganzen Straße legendär. Da Decius sich nicht zu schade war, seinen eigenen Schopf, selbst wenn er dürftig bestückt war, mit miesen Tricks auf dem Misthaufen zu ziehen, fügte er mit einem süffisanten Grinsen an: "Ein Freund hat ihn mir mitgebracht. Ich glaube, Du kennst ihn, Centurio Decimus. Hannibal ist sein Name. Ich denke nicht, dass er vom Diebstahl wusste. Er oder seine Freundin." Natürlich wusste er um einige Dinge von früher. Decius war immer recht gut informiert über Klatsch und Tratsch. Dafür sorgte nicht nur Fabula, sondern die zahlreichen Freunde, die er in dem Viertel hatte. Decius wandte sich wieder dem Soldaten zu und wartete. Während immer mehr Schweiß aus seinen Poren drang und sein Herz schließlich stockte, als ein leises Pochen in dem Schrank zu hören war. Verflucht noch mal! Genau aus diesem Grund wollte sich Decius aus dem krummen Geschäft zurück ziehen. Er war zu alt für solche Aufregung.
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Es klapperte, es rumpelte, es lärmte in dem Handwerksbetrieb des dicken Lucius, der Macro entgegen grinste, selbst als dieser ihn packte. Mit einem betont unschuldigen Blick, der verschlagener jedoch kaum sein konnte hob Lucius den Arm, den leeren Eimer immer noch in der rechten Hand haltend. "Wer?", gab er von sich und zuckte mit der Schulter. Seine Augen verengten sich, sobald Macro von ihm ab ließ und weiter lief. Lucius wandte sich bereits um als Macro nach hinten verschwand und arbeitete weiter. Culper hingegen hielt sich weiter hin bedeckt hinter der Kiste, aus der es nach gegerbten Leder roch. Große Stücke vom Rind, die darauf warteten zu Schuhen oder Gürteln verarbeitet zu werden, um von Römern, Sklaven oder Peregrini durch die Stadt getragen zu werden. Culper kauerte sich im Schatten zusammen und harrte geduldig, den Atem anhaltend, als er die Schritte hörte, die in den Raum hinein führten. Sein Instinkt als Verbrecher schrie danach, auf zu springen und weiter zu fliehen.
Doch Culper hielt still, denn er wollte ja, dass sein Plan funktionierte. Da. Der Soldat schob sich durch das Fenster und schien seinem vermeintlichen Fluchtweg folgen zu wollen. Culpers Lippen zogen sich zufrieden auseinander als er leicht grinste. Er biss sich auf die Lippe und wagte nicht zu atmen. Staubkörner tanzten vor seinen Augen. Dort, wo ein kleiner Lichtstrahl durch die Ritzen der Kiste fielen. Doch vom Fenster konnte er nichts sehen. Auch nicht, wie weit weg der CUler schon war. Vorsichtig atmete er wieder ein und dann kitzelte der Staub in seiner Nase. Culper verzog die Nase nach rechts, dann nach links, kratzte sich vorsichtig am Nasenrücken, hielt sie dann mit zwei Fingern zu. Puh! Weg war der Niesreiz. Schon ließ Culper die Hand sinken als es mit einer Explosion aus ihm heraus brach. "Haaatschieee!" Culper zuckte und rührte sich nicht, wobei seine Hand nach seinem Ellbogen langen Messer griff. Falls der Soldat doch noch nicht weit genug weg war.
Wieder zurück in der Insula:
Es gluckste noch einige Male aus dem dicken Hals von Decius, der grinsend nickte. "So, so. Centurio Decimus...?" Decius konnte das Feixen nicht von seinen Lippen verbannen, auch wenn er sich redlich darum bemühte, es zu verbannen. Aber Decius befand es auch als zu komisch, sogar etwas befremdlich, wenn er bedachte, was dieser 'Centurio Decimus' einst mal getrieben hatte. Doch er zuckte mit der Schulter und wandte sich dem anderen Soldaten zu, der ihn befragen sollte. Die Arme erneut vor der Brust verschränkt wartete Decius, was die CUler denn nun von ihm wollten. Misstrauisch nahm Decius den Pergamentfetzen entgegen und sah darauf. Es gelang ihm dabei recht gut, keine Regung zu zeigen, selbst als Decius den Zettel sofort wieder erkannte. Wie sollte er auch nicht? Es war seine eigene Handschrift. Scheinbar gleichmütig sah Decius auf und nickte ganz langsam, während seine Gedanken rotierten. Hatte der Senator den Wettschein bei sich gehabt? Decius war sich sicher, dass er keinen Senator in letzter Zeit als Kunden gehabt hatte. Obwohl, doch...? Der war doch nicht etwa? Auch ein Mann der Subura, nur durch seine Gönner so weit hoch gekommen. Decius überlegte kurz, welche Ausflüchte er in dem Fall bringen sollte. "Ja, das sagt mir durchaus etwas. Das ist ein Wettschein. Für das nächste Rattenbeißen heute Abend. Der letzte Wettkampf für diese Saison."
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Eine reichlich merkwürdige Begegnung fand Hannibal die ganze Angelegenheit. Zu dieser Stunde und so scheinbar unauffällig. Selbst wenn viele von Hannibals Gehirnwindungen von dem reichlichen Wein benebelt waren, am Rande bemerkte er es dennoch. Und irgendwie schien der Parther gut Laune zu haben. War was passiert, was Hannibal entgangen war? Offensichtlich. Chimerion? Hannibal sah an Cassim vorbei. Spähte in die Dunkelheit und schob die Lampe etwas an den Rand der Kiste. Um den anderen, erwähnten Sklaven zu betrachten. Hannibal schüttelte schon den Kopf als er die nächsten Worte von Cassim vernahm. Vielleicht ist er ein Teil dessen, was attraktivere Zeiten in Hannibals Leben brachte? Instinktiv wölbte sich Hannibals Augenbraue in die Höhe. Dann blinzelte er als er zu glauben verstand, was Cassim damit meinte. Die Szene in dem Atrium, in dem Serapio nicht nur seinem Herrn, sondern auch der halben Sklavenschaft Hannibals Vorliebe verraten hatte, war natürlich in der Gerüchteküche der Sklaven gelandet. Er hatte schon einge Kommentare erdulden müssen in den letzten Tagen. Hohn und Spott natürlich auch.
Und in dem Augenblick vermutete Hannibal, dass die Gerüchte auch bis an die Ohren der beiden Sklaven gelandet waren. Stumm seufzte er und versuchte es zu ergründen, ob Cassim auch seinen Spott mit ihm treiben wollte. Oder versuchte er gar ihn zu verkuppeln? Hatte er im Nachhinein nun doch die Blicke so gedeutet, wie sie auch angedacht waren. Schließlich war der Parther nicht unattraktiv. Wenn er ihn unbedingt kennen lernen sollte. Bei dem Gedanken verflog der leidige Gesichtsausdruck wieder und ein belustigtes Grinsen trat auf Hannibals Gesicht. "Ah, wirklich?" Hannibal sah erneut an Cassim vorbei und musterte Chimerion von oben bis unten. Hannibal konnte nicht viel erkennen, aber gut gebaut schien der Sklave zu sein. Aber er meinte sich zu erinnern, den Sklaven hin und wieder mal gesehen zu haben. Er war nicht wirklich Hannibals Typ. "Ist er das? Und mit welchen Vorzügen kann er denn aufwarten, dass die Zukunft so sein wird?" Man konnte es sich ja mal anhören. Vielleicht brachte das ja etwas Kurzweile.
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Der flüchtige Verbrecher und Macro:
Es war kein ungefährlicher Sprung, den Caius Culter durch das Fenster getätigt hatte, denn Decius wohnte nicht praktischer Weise im Erdgeschoss, sondern ein wenig oberhalb der als Fluchtweg nutzbaren Straße. Mit einem Hechtsprung hatte er die waghalsige Flucht angefangen, er segelte zwei Meter durch die Luft und prallte hart auf einem leicht abschüssigen Ziegeldach, einem Schuppen unterhalb des Fensters. Schindeln lösten sich und polterten auf den Boden, zersprangen und zerplatzten auf den Pflastersteinen. Caius Culter rollte herum und landete hart auf dem Boden. "Aieee!", gab er schmerzerfüllt von sich. Verdammt noch mal, vor zwanzig Jahren ging sowas doch eindeutig leichter, da war er leichtfüßig vor Soldaten geflohen und hatte ihnen gezeigt, was ein wahrer Verbrecher aus der Subura für Hasenhaken schlagen konnte. Keuchend erhob er sich und betastete vorsichtig seine schmerzende Schulter, sah dabei hoch zum Fenster. Uh, uh. Sein Fuß schmerzte auch ein wenig. Aber zum Laufen ging es durchaus noch gut. Ein Blick darauf zeigte ihm, daß die Haut lediglich abgeschürft war und Blut am Knöchel entlang ran. Waren da nicht Schritte zu hören? Caius Culter fluchte leise und lief die Straße entlang, doch da kamen schon Soldaten ihm entgegen. Culter drehte sich eilig um und rannte in die andere Richtung, sich dabei schmerzende Schulter haltend und nach seinem Messer tastend.
Er war zwar mittlerweile älter geworden, aber noch würde er den CUlern zeigen, was in einem Suburamann steckte. Culter nahm die Beine in die Hand und rannte los. Zack. In die nächste Gasse, an einige hohen Fässer vorbei, die von einem Wagen geladen wurden und zur Hintertür einer Taberna getragen wurden und über ein kleines Mäuerchen gesprungen. Sein Tuch bis zur Nase gezogen warf er mal einen schnellen Blick über seine Schulter. Einen schien er schon abgehängt zu haben, ab ein Anderer klebte wie eine Klette an seinen Fersen. Durch enge und verschlungene Gassen sprintete Culter und sah sich hektisch immer wieder nach einem Versteck um. Denn das Keuchen in seiner Brust, verbunden mit dem Pfeifen aus seiner Lunge verriet: Er hielt nicht mehr lange durch. Ausserdem war der junge Soldat wohl fitter als er. Er holte auf und war ihm einfach zu dicht auf den Fersen.
Doch da tat sich die Rettung auf. Eine große Gerberei aus der es bereits bis zu ihm stank. Der große Handwerksladen war nach vorne hin offen. Große Bottiche standen am Weg, wo sich die Passanten erleichtern konnte und was dem Gerber half. Culter lief schneller und sprang in die sehr großen Werkstatträumlichkeiten. "Lucius, Dicker!" , rief Culter einem dickbäuchigen Hühnen zu. "Rindviehalarm!" , schrie er, um das laute Schwatzen und die Arbeitsgeräusch der Sklaven und Angestellten zu übertönen. "Nach hinten durch, Kleener!" Culter nickte und schlängelte sich an einem Holzbottich vorbei und durch einen Durchgang. Besagter 'Dicker' wandte sich in die Richtung, wo der Soldat folgte, packte einen Eimer mit schmierigem und öligem Wasser, womit er eigentlich das Leder bestrich, und goß es der Länge nach in die Laufrichtung des Mannes.
Culter war im nächsten Raum gelandet. Hastig sah er sich um, spähte zu einem verschlossenen Fenster und lief darauf zu. Er riss es auf. Dann drehte er sich um, sprang hinter eine große Kiste und versteckte sich im Schatten davon.
Zurück zur Insula und Decius:
Unweigerlich wurde Decius einen Schritt zurück gedrängt, als beide Soldaten verhinderten, dass er ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen konnte. Was Decius in der Form gar nicht vor hatte. Das weckte schließlich nur noch mehr Misstrauen. Etwas, was in Decius natürlich vorherrschte und womit er Tychicus bedachte. Nicht gegen ihn? Den CUlern helfen? Das waren ja mal neue Seiten. Decius dicke Augenbrauen zogen sich zusammen und er runzelte die Stirn. Mit denen wollte er sicherlich nicht zusammen arbeiten und ihnen helfen. Es sei denn natürlich, es ging gegen Aventinleute. Die hasste Decius wie die Pest. Seitdem sie im Equus October vor drei Jahren der Subura die Show gestohlen und ihnen den Pferdeschweif abgeluchst hatten. Na ja gut, eigentlich bestand die Haßfeindschaft schon deutlich länger und beruhte auf Gegenseitigkeit.
Ungemütlich. Pff. Decius presste die Lippen aufeinander und sah dann zu dem anderen Mann, der noch gut durch den Schatten des Flurs für ihn schlecht sichtbar war. Hm, kannte Decius den? Der wiederum schien Decius genau zu kennen, meinte er daraus zu hören. Er öffnete bei dem weiteren Gewicht, dass der Tür entgegen stemmte, diese und trat einen Schritt zurück.
"Meinetwegen!" , grummelte Decius und hoffte, dass sich Drubius Cleptus gut versteckt hatte. Decius stapfte zum Tisch und lehnte sich gegen die Platte, die Arme abweisend vor der breiten Brust verschränkt, knapp oberhalb seines sich gut nach vorne wölbenden Bauches, der die Tunika etwas spannen ließ. "Also, womit soll ich helfen?", sprach Decius und in dem Helfen schwang durchaus eine Nuance von Spott und auch Abneigung mit. Er taxierte die beiden Männer. Doch, den einen kannte Decius. Woher nur? Serapio starrte er darum etwas länger an, blinzelte, grübelte und dann...kam es ihm. Sein Gesicht hellte sich auf bei der Erkenntnis und ein Grinsen trat auf sein Gesicht. "Ach nein, Flosculus! Ich hätte Dich ja fast nicht erkannt. In dieser Uniform. Haha!" Decius lachte leise. "Bei der CU bist Du also gelandet!" Decius' Schultern zuckten und dann lachte er heftiger als er der Absurdität gewahr wurde, was in einem trockenem Husten endete.
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Er hatte wirklich zu viel getrunken an diesem Abend, denn der Boden näherte sich, entfernte sich, drehte sich und wölbte sich ihm immer mal wieder entgegen. Hannibal blinzelte und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, um diese Sinnestäuschung zu vertreiben. Als er die Hand sinken ließ, sah er nicht mehr den Boden, sondern Füße. Verblüfft sah Hannibal auf und ließ die Öllampe sinken, die ihm in den Augen geblendet hatte. Nachdem er schon eine halbe Stunde lang durch die Dunkelheit geschlichen, mehr getaumelt, war. Einmal durch die Straßen von Rom, dann durch die Villa. "Cassim? Grüss Dich... " Doch, es war der gut aussehende Parther. Hannibal seufzte. Irgendwie war ihm heute nicht nach der Gesellschaft anderer Sklaven. Er stellte die Öllampe auf der Kiste neben seinem Nachtlager ab. Sie flackerte einen Moment, doch erlosch nicht. "Gut." Eine Lüge, aber in dieser Hinsicht war Hannibal immer verschlossen. "Und selber?" War da noch jemand, Hannibal kniff die Augen etwas zusammen, konnte den Anderen jedoch nicht genau erkennen.
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Es war einer jener Abende, die Hannibal in ein tiefes Loch gesogen hatten. Ein Loch, dass ihn stets zu Dummheiten trieb. Ein Loch, dass er sich manchmal selber schaufelte. Aber die letzten Tage bestanden nur aus dieser vernichtenden Schwärze, die sein Gemüt umfangen hielt. Angetrunken kam Hannibal zu der Villa zurück, er hatte die letzten Stunden erneut in alten, bekannten Kreisen verbracht. So tuend, als ob er kein Sklave wäre. Als ob niemand über sein Leben bestimmen konnte und ohne Strafe jederzeit beenden. Müde war er in das Bad der Sklaven getorkelt und hatte sich mit einem Lappen grob über das Gesicht gewischt. Dann wollte er beinahe dorthin schlurfen, wo er viele Monate genächtigt hatte. Aber das war auch vorbei. So ging es weiter zu der großen Sklavenunterkunft. Wo viele der männlichen Sklaven einquartiert waren. Eben auch Hannibal. Insbesondere, da er vor einigen Tagen schlagartig die meisten Privilegien verloren hatte. Die er sich in seinem ganzen Leben lang erarbeitet hatte. Die Tür knarzte leise, als Hannibal diese öffnete und in die Dunkelheit schlich. Vorsichtig schlängelte er sich um die Betten herum, stieß dann jedoch gegen einen Bettkasten und fluchte leise. Aber Moment? Waren da nicht Stimmen? Hannibal scherte sich nicht darum. In den Unterkünften war es nie still. Manchmal war es das Schnarchen eines Sklaven, dann wiederum Flüstern oder auch wolllüstiges Stöhnen, der Geräuschpegel war sehr manigfaltig. Ächzend liess sich Hannibal auf seinem Bett fallen und suchte nach der Öllampe, um sie zu entzünden. Ein wenig von dem Licht flackerte über sein Gesicht, zeigte einige Schminkreste, Schatten von Russspuren um seine Augen, noch etwas rot auf seinen Lippen. Und dann hörte er es doch. Hannibal sah auf und in die Dunkelheit. Natürlich sah er nichts, da ihn das eigene Licht gerade blendete.