Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    "Ich hatte nichts anderes von dir erwartet."


    Er erwiderte ihr lächeln und streichelte dabei sanft und fast unmerklich ihre Hand. Ihr Weg führte sie rund um den kleinen Brunnen und durch den Garten wieder zurück zur Laube, bei der ihr kleiner Spaziergang seinen Ausgang genommen hatte. Marcellus wartete ab, ob sie sich wieder setzen oder lieber noch eine kleine Runde weiterspazieren wollte. Dabei warf er einen kurzen Blick auf das Haus, dass zu diesem wundervollen Garten gehörte. Es war ein stattliches Anwesen und viel in diesem Teil der Stadt allein durch seine imposante Größe deutlich auf. Bestimmt standen einige der geräumigen Zimmer ähnlich wie auch in seinem Domus leer oder dienten allein zu repräsentativen Zwecken. Bei passender Gelegenheit lohnte es sich bestimmt auch das Haus zu besichtigen. Doch im Moment war er ganz zufrieden mit der aktuellen Situation.

    "Nun. Ich werde es versuchen. Aber sei dir auch darüber im Klaren, dass es nicht nur eine reine Vergnügungsreise wird, sondern dass ich auch Verpflichtungen habe. Es ist immerhin eine Inspektionsreise, bei der ich mit einigen Honoratioren der besuchten Städte zusammentreffen soll. Wenn du möchtest, kannst du mich selbstverständlich auch dort hin begleiten. Meiner Erfahrung nach ist die Stimmung oft wesentlich lockerer, wenn ein Frau bei solchen Treffen anwesend ist."


    Es würde zwar bestimmt die einen oder anderen Fragen bzw. Vermutungen in den Raum stellen, wenn sich der Iuridiculus so offensichtlich mit Sabina in der Öffentlichkeit präsentierte, doch Marcellus war dies ziemlich egal. Ganz im Gegenteil war es ihm sogar außerordentlich Recht, wenn man seine Begleitung für mehr hielt, als nur eine normale Begleitung. Er legte seine freie Hand auf die ihre und so schritten sie weiter.

    "Dann bin ich ja beruhigt."


    Der Aelier zwinkerte ihr verschmitzt zu und machte dann anstallten wieder einige Schritte weiter zu gehen. Zum ersten Mal sah er sich richtig im Garten um, der zu seinen erstaunen trotz der recht übersichtlichen Größe viel Sehenswertes und Erholsames bot. Er ging langsam auf den kleinen Brunnen zu, der ebenfalls den Garten zierte und sah wieder zu Sabina. Seine Augen konnten einfach nicht von ihr lassen.


    "Ich hoffe dein Vater stimmt deiner Bitte zu. Wenn nicht, dann schicke mir eine Nachricht. Ich werde dann selbst mit ihm reden. Wobei ich nicht glaube, dass er etwas dagegen haben wird, wenn er hört wem du begleitest."

    Marcellus schmunzelte breit. Erst jetzt hatte er begriffen, dass sie ihre erste Begegnung bzw. seine Einladung in den Palast damit gemeint hatte. Er hatte nicht mehr daran gedacht und sah es wohl auch nicht so Eng wie Sabina es dem Anschein nach tat. Dennoch spielte er mit, auch wenn seine Worte nicht gänzlich ernst gemeint waren und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln - das sie noch nicht sah. Vielleicht konnte er sie mit seinem Charme wieder gewogener stimmen. Seine Blicke weilten dabei in ihrem zarten Nacken.


    "Ach so. Das hast du also gemeint. Ich möchte mich noch einmal für meine Unverfrorenheit entschuldigen. Ich weiß, es zeigte nicht gerade von meinem Anstand, dich einfach so in den Palast einzuladen. Ich hoffe du kannst mir diesen einen Fehltritt verzeihen. In Zukunft kann uns das ja zum Glück nicht mehr passieren. Immerhin kann man uns mittlerweile als Bekannte bezeichnen."

    Marcellus hatte nur Augen für Sabina und beobachtete tatsächlich jede ihrer eleganten Bewegungen. Die prachtvolle Gartengestaltung nahm er nur am Rande wahr und auch während ihrer Erklärungen betrachtete er eher ihre Augen und ihr zierliches Gesicht, als die Dinge, die sie ihm zeigen wollte. Zumindest beruhigte sich sein Puls wieder etwas, als ihre Stola weiter nach unten rutschte und wieder teilweise wesentliche Stellen ihres Körpers verdeckte. Das er zuvor noch einen kurzen Ausblick auf ihre durchscheinenden wohlgeformten Pobacken erhascht hatte, nahm er Wohlwollend zur Kenntnis.


    "Keine Sorge! Die Soldaten werden sich zu benehmen wissen. Ich werde ihrem kommandieren Offizier schon klar machen, dass sie in deiner Anwesenheit dementsprechend Anstand zeigen sollen. Ansonsten werden sie keine langen Karrieren vor sich haben – weder in der Legio, noch sonst wo. Aber sag, was ist in Rom passiert?"

    Gleichzeitig als Sabina sich aufsetzte griff Marcellus gerade zu seinem Becher um einen weiteren Schluck zu trinken. Mit seinen Augen verfolgte er jedoch jede einzelne Bewegung der jungen Patrizierin und verschluckte sich fast an dem köstlichen Wein, als sie sich schließlich endgültig erhob und in diesem Hauch von Nichts vor ihm stand. Er hustete kurz, räusperte sich und stellte seinen Becher schnell wieder auf den Tisch, um nicht auch noch den Wein über seiner Toga zu verschütten. Es war kaum zu glauben und einen Moment lang war er nicht mehr sicher ob er wirklich wach war und es sich nicht nur um einen Traum handelte. Das konnte sie doch nicht wirklich machen? Einen mehr oder weniger fremden Mann in einer derart freizügigen Gewandung zu empfangen. Sie war Römerin! Sie war eine Patrizierin!.... Und sie hatte einen wundervollen jungen und zarten Körper. Marcellus merkte, wie ihm die Röte leicht in sein Gesicht schoss bei dem Anblick der sich ihm in diesem Moment bot. Der Stoff schien mehr oder weniger fast durchsichtig zu sein und nachdem sie sich erhoben war, gab er wesentlich mehr Einblick, als nur auf ihren Oberkörper. Sie hatte ihn nun vollkommen aus dem Konzept gebracht. Er erhob sich schnell und zupfte seine Toga zu Recht.


    "Gerne. Sehr gerne Sabina."

    Marcellus überlegte kurz. Der Name sagte ihm nichts, was auch nicht verwunderlich war. Mit der Legio hatte er bisher nichts zu tun gehabt.


    "Könnte durchaus sein, dass er meinem Wachtrupp zugeteilt wird, aber ich glaube der Praefectus sprach von einer Centurie und nicht von Soldaten der Reiterei. Von irgendeinem Octacier, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. Aber wir werden sehen."


    Seine weiteren Überlegungnen ließen seine Augenbraue nach oben wandern.


    "Es ist sehr verwunderlich, dass ein Patrizier als Decurio in der Legion dient. Die meisten würden versuchen gleich als Offizier dienen zu können, statt bei den Mannschaftsdienstgraden zu beginnen. Mich wundert, dass deine Familie dem zugestimmt hat."

    "Ich bleibe vorerst beim Wein. Danke!"


    Der Wein war zwar nur leicht verdünnt, aber bisher spürte ihn Marcellus noch nicht und blieb dabei. Diesen Becher würde er auf jeden Fall noch leeren und vielleicht danach, sofern er noch Durst hatte, auf einen Saft umsteigen. Sabina hatte ein wundervolles und strahlendes Lächeln, das gemeinsam mit ihrem heutigen Gesamtbild durch die offenen Haare und dem Körperbetonten Kleid Marcellus regelrecht verzauberte und in ihren Bann zog.


    "Ich habe den Tag der Abreise noch nicht genau festgelegt, doch wird es spätestens nächste Woche losgehen. Der Präfekt schickt mir einige Wachen mit, die durch die hiesige Legion gestellt werden. Diese muss ich noch informieren."

    "Ich habe die Spiele selbst leider nicht besucht, aber den Empfang im alexandrinischen Theater. Er war sehr eindrucksvoll und die Stadthonoratoren haben sich sehr viel Mühe gemacht. Ich denke im Nachhinein betrachtet war es ein Erfolg. Aber keine Sorge. In Alexandria finden bestimmt öfters Veranstaltungen dieser Art statt. Vielleicht nicht in dieser Größenordnung, aber durchaus sehenswert. Ich nehme an viel außer das Haus deiner Eltern hast du bisher nicht von der Stadt gesehen – was natürlich in der bisherigen Situation verständlich ist."


    Der kühle Wein schmeckte vorzüglich, brachte aber leider nicht die gewünschte Abkühlung. Vermutlich lag dies jedoch nicht an der Wärme der Sonne, schließlich saßen die beiden im Schatten, sondern eher an der Hitze die in Marcellus aufstieg, als er erneut Sabina betrachtete und sein Blick dabei wieder für einen kurzen Moment auf ihrem Oberkörper und dem darüber liegenden Hauch von Nichts haften blieb.

    "Nein. Du brauchst dir diesbezüglich keine Sorgen zu machen. Die Provinz Aegyptus et Alexandria hat die Nachricht gut aufgenommen und die Legionen haben dem neuen Kaiser, meinem Onkel Valerianus bereits die Treue geschworen. Es gab, soweit es mir bekannt ist, keinerlei Probleme mit dem Volk."


    Marcellus nahm einen erneuten Schluck aus dem Becher und ließ seinen ruhelosen Blick wieder unauffällig über Sabinas zierlichen Körper schweifen. Es viel ihm wahrlich schwer sich bei einem solchen Anblick in aller Ruhe auf eine Unterhaltung zu konzentrieren, doch er war erfahren genug, um seine innere Unruhe zu überspielen. Als Sabina ihr bestehendes Interesse an Aegyptus kundtat, kam Marcellus eine Idee in den Sinn und er lächelte sie erfreut an.


    "Du möchtest Aegyptus kennen lernen? Das trifft sich sehr gut. Wie es der Zufall will hat mich der Praefectus Aegypti erst vor wenigen Tagen mit einer Inspektionsreise entlang des Nils beauftragt. Wenn es deine Eltern erlauben und du mich begleiten möchtest, so wäre ich über deine Gesellschaft hoch erfreut. Und wo lernt man diese Provinz besser kennen als auf einer Fahrt entlang des Nils. Soweit ich gehört habe, hat bereits Königin Kleopatra solche Nilschiffsfahrten zu schätzen gewusst."

    "Du musst dich dafür nicht entschuldigen. Du hast vollkommen Recht. Auch ich habe mittlerweile gelernt die Ruhe außerhalb des Statthalterpalastes zu genießen. Die Zeit scheint hier langsamer zu verlaufen als in Rom. Irgendwie erinnert mich das alles sehr an Achaia, wo ich viele Jahre mit meiner Familie gelebt habe."


    Marcellus lehnte sich zurück und machte es sich auf seiner Kline bequem. Danach griff er nach dem gereichten Becher und trank einen Schluck. Der kühle Wein tat bei dieser Hitze gut, doch man musste aufpassen nicht zuviel davon zu erwischen – es konnte sonst böse Enden. Danach sah er wieder zu Sabina.


    "Es freut mich das es deiner Mutter wieder besser geht. Ich bin mir sicher, dass Delta wird erholsam für sie sein. Auch ich habe mir vor kurzem ein Landgut dort zugelegt, hatte bisher jedoch noch nicht die Zeit es zu besichtigen. Es war eine günstige Gelegenheit und so habe ich mich zu einem schnellen Kauf hinreißen lassen. Das zeigt uns wieder wie klein die Welt ist."

    Bereits aus der Entfernung hatte der Aelier bemerkt, dass die Kleidung der jungen Patrizierin heute Körperbetonter als bei ihrem bisherigen Aufeinandertreffen war. Sabina war bisher immer äußerst vorteilhaft und prunkvoll gekleidet, doch nun, wo die beiden nur noch wenige Schritte voneinander trennten, war er für einen kurzen Moment sprachlos beim Anblick, der sich ihm hier bot. Der Stoff der ihren Körper umhüllte zeigte mehr als es für eine Römerin sittlich war und doch waren Marcellus Gedanken in diesem Moment überall anders als bei Maßregelungen. Durch die dünne zarte Stoffschicht funkelte Sabinas helle und sanfte Haut und gab dabei vor allem bei ihrem Oberkörper mehr Einblick als nur die Umrisse ihrer wundervollen Rundungen. Marcellus konnte in diesem Moment nur erahnen, was sonst noch zu sehen war, wenn Sabina nicht auf der Kline liegen würde. Er versuchte seine aufkommende Nervosität zu überspielen und nickte der Patrizierin grüßend zu. Dann setzte er sich auf die angebotene freie Kline neben ihr und ließ seinen Blick durch den wundervollen Garten schweifen, um sie nicht die ganze Zeit so offensichtlich anzustarren.


    "Auch ich bin erfreut Tiberia Sabina. An die Hitze habe ich mich mittlerweile gewöhnt und auch auf meinem neuen Posten läuft alles so weit zu meiner Zufriedenheit. Doch sag - Wie geht es dir?"

    Marcellus tat wie ihm geheißen und wartete auf der zugewiesenen Stelle um zu Sabina vor gelassen zu werden. Als sein Blick die Sklavin auf ihrem weiteren Weg in den Garten verfolgte, traf er kurz darauf auf Sabina, die auf einer Kline zu schlafen schien. Es war der Sklavin bestimmt nicht bewusst gewesen, dass sie ihm ein Stück zu weit in den Garten geführt hatte und er dadurch diesen wunderbaren Blick auf Sabina erhaschen konnte. Anmutig wie eine Göttin lag die junge Frau auf der Kline mitten in diesem herrlichen Garten. Zum ersten Mal sah er ihr wunderschönes langes Haar, dass sie bisher bei allen Treffen mit einer Hochsteckfrisur vor ihm versteckt hatte. Der Aelier konnte seinen Blick einfach nicht mehr von ihrem Körper abwenden, versuchte aber zumindest außerhalb ihrer Sicht zu bleiben. Als die Sklavin wieder auf ihn zukam, trat er einen schnellen Schritt zurück und tat so, als ob er nichts von all dem gesehen hatte. Dann folgte er ihr zu Sabina.

    Marcellus Sänfte bahnte sich ihren Weg durch die Straßen Alexandrias. Dieses Mal war es jedoch nichts berufliches, dass den Iuridiculus dazu veranlasst hatte die Mauern des Palastviertels zu verlassen, sondern er war auf dem Weg zum Domus Tiberia, um dort die junge Patrizierin Tiberia Sabina zu treffen. Als die Sänfte vor dem alexandrinischen Anwesen der Gens Tiberia hielt, eilte ein Sklave voraus um seinen Herrn anzukündigen. Marcellus selbst steig gemächlich aus und sah sich um. Dabei ging im die Frage durch den Kopf, warum die Patrizier kein Haus im Palastviertel hatten? Sorgsam richtete er seine Toga zu Recht und schritt langsam auf die Türe zu in der Hoffnung, dass ihm jemand in Empfang nehmen würde.

    Der Aelier überflog das Schreiben und nickte. Es war nicht ganz das, was er sich erwartet hatte, doch zumindest ein Anfang, mit dem er leben konnte. Er musterte kurze die Sklavin und antwortete ihr.


    "Richte deiner Herrin aus, dass ich Ihre Einladung mit Freuden annehme und sie, sobald es meine Amtsgeschäfte zulassen, in der Casa Tiberia besuchen werde."

    "Ich denke eine persönliche Vorsprache wird nicht notwendig sein. Die Kaiserliche Kanzlei hat derzeit bestimmt andere Probleme als die Gründung neuer Vereine."


    Der Aelier sprach damit den Tod des alten Kaisers und die Machtübernahme des neuen Kaisers an. Mit ziemlicher Sicherheit würde man dieses Anliegen ohnehin an das Collegium Pontificium weiterleiten und nicht dem neuen Kaiser vortragen.


    "Man wird alles weiterleiten. Sollte man es dennoch anders wollen, so wird man dich bestimmt darüber in Kenntnis setzen."

    Kurze Zeit später erschien auch schon Marcellus im Atrium und kam auf Sahed zu. Vermutlich hatte Tiberia Sabina einem weiteren Treffen zugestimmt und ihre Sklavin geschickt, um mit Marcellus etwas zu vereinbaren. Er grüßte Sahed nicht, sondern kam sofort zur Sache.


    "Du bringst Nachricht von deiner Herrin?"

    "Nun, dann lass uns nachsehen."


    Mit einer Handgeste deutete er seinem Scriba, der mitgehört hatte und daher wusste, was der Iuridiculus von ihm wollte. Er ging sofort zu einem Regal und zog eine Papyrusrolle hervor, die er dem Aelier auf dem Schreibtisch legte. Marcellus rollte sie auf und überflog sie kurz.


    "Ja genau. Da haben wir es ja. Der Verein muss in der Kaiserlichen Kanzlei in Rom angemeldet werden. Weiters müssen sich zur Anerkennung deines Vereins mindestens drei Mitglieder in einer Provinz befinden. Und es muss ein Vereinsreglementarium eingereicht werden und ein Vorschlag über die Struktur des Vereins. Für die Gründung eines Kultvereines benötigst du außerdem die Genehmigung des Pontifex Maximus.oder des Collegium Pontificium."

    Den Worten und Blicken der jungen Frau könnte selbstverständlich sogar der mürrischste Ianitor nicht widerstehen und daher folgte eine einladende Handgeste, die in Richtung Domus deutete. Er wartete nur darauf, dass dieses zierliche Mädchen nun an ihm vorübergehen würde und er sie nicht nur von vorne, sondern auch von hinten genauer betrachten konnte.


    "Ich werde meinen Herrn sofort informieren. Warte in der Zwischenzeit im Atrium."

    Marcellus nickte dem Scriba lediglich zu, sagte jedoch kein Wort der Begrüßung sondern wartete ab, was dieser vorzutragen hatte. Der Scriba kam auch gleich ohne große Umschweife zur Sache, was dem Iuridiculus äußerst imponierte. Er mochte keine Schwafler, die lange um ein Thema redeten, ehe sie zum meist kurzen Kern ihrer Aussage kamen. Aufmerksam lauschte er den Worten des Mannes, der sich als Kassandros vorgestellt hatte.


    "Dann nimm Platz Kassandros von Alexandrien und stelle deine Fragen."