Beiträge von Decimus Artorius Corvinus

    Corvinus Miene war nicht minder schlüssig, hatte er doch vorhin ebenso einen Sklaven gesehen, der durchgelassen worden war, als Begleiter seines Herren. Und nun sollte er seine noch leicht geschwächte Schwagerin nicht begleiten dürfen? Das wäre nun doch etwas beleidigend. Die Stirn leicht furchend, wollte er schon zurücktreten, doch sah er schließlich zu Medeia und ließ den Blick weiterwandern zum Prätorianer.


    "Salve. Wäre es so verwerflich, würde ich meine Schwägerin begleiten? Wie du vielleicht weißt, war sie vor einiger Zeit Opfer eines Attentats und ich möchte nicht, dass sie zusammenbricht oder sich unwohl fühlt. Außerdem denke ich nicht, dass mein Patron Caecilius Crassus etwas dagegen hätte."

    Langsam ließ er seinen Blick über sie nach unten wandern und man könnte diese Geste durchaus anzüglich deuten, aber eigentlich wollte er sich nur vergewissern, dass sie keine kleine sica bei sich trug oder ähnliches. Schmunzelnd nahm er zur Kenntnis, dass sie sich genauso verhielt, wie er es erwartet hatte, doch nahm er etwas abstand von ihr, damit sie sich von der Wand lösen konnte, sah er nun doch ein, dass es ihr wohl Schmerzen zufügte und das wollte er nicht. "Essen und Trinken und auf der Straße, mh?", meinte er und musterte ihr Gesicht. Nein, er glaubte ihr wirklich kein Wort. Sie sah viel zu gepflegt aus und unterernährt war sie auch nicht gerade. Im Gegenteil, sie sah richtig hübsch aus, aber das durfte er sich nicht anmerken lassen, sonst hatte er verspielt.


    Die Kette ließ er in seine Seitentasche gleiten und weiter hielt er sie an den Armen fest, wobei er kurz hinter sich blickte. "Wenn du hungerst und dürstest, kann ich dir Essen und Trinken anbieten. Aber erst will ich wissen, wer du bist. Der Herr des Hauses ist auch bei den cohortes urbanae, sei gewarnt." Dass Castus nur ein einfacher Miles war, verschwieg Corvinus gemütlicherweise. Das klang bedrohlicher, gefährlicher.

    "In der Nähe von Neapolis, in Kampanien, wo unsere Ahnen her stammen. Ich habe mir nun endlich den Traum des eigenen Weinguts erfüllt und wenn mein Wein schon den Namen Vinum Vesuvio nennt, dann sollte er dem auch gerecht werden und Trauben, die von einem Anbaugebiet beim Vesuv stammen, beinhalten, nicht?" schmunzelte er vergnügt und öffnete die Amphore, um die drei Kelche mit etwas Wein zu füllen. "Der erste ist etwas süßer.. aber das ist beabsichtigt, ich versuche die Gewürze zu variieren, von süß bis herb."


    Er ergriff zwei der Kelche, ging auf Callidus zu und reichte ihm den ersten, dann machte er einen Schritt weiter und reichte Medeia ebenso einen Kelch, woraufhin er sich selbst nun auch auf einer der hölzernen Klinen niederließ und seinen Kelch etwas emporhob. "Worauf trinken wir? Ich würde sagen, auf das Wohl unserer Familien."

    Im Rot des Sonnenuntergangs mochte Corvis sonst so freundliches Gesicht vielleicht ein wenig unheimlich wirken, doch er schmunzelte nur flüchtig und drückte sie weiter gen Porta. "Ich werde dir nichts tun.", meinte er etwas leiser und schob sie durch die Tür. "Oder ist dir lieber, ich rufe die Cohortes Urbanae?" Ein leises Brummen ertönte und er ertappte sich fast dabei, in diesen Augen zu verlieren. Doch der Gedanke an Hypathia erstickte das im Keim und er nahm ihr mit der linken Hand das goldene Geschmeide aus den Fingern, während er sie weiter durch die Porta drängte, die große Tür hinter sich schloß und sie in eine der Seitennischen schob, sie sacht gegen die kühle Steinmauer drückte - aber nicht so, dass es wirkte, als würde er sie festhalten.


    "Machst du so etwas öfters? Wie ist dein Name?", fragte er und atmete scharf durch, sie mit leicht geschlitzten Augen musternd. Sie schien Schmerzen zu haben und so ließ er etwas lockerer, aber nicht zu locker - er war nicht naiv und sie konnte das durchaus vorspielen, das wusste er. Er kannte diese Sorte Mädchen zur Genüge und die meisten spielten die Hilflose, wenn sie sich etwas erhofften - wie zum Beispiel, um zu entkommen. Die Casa selbst wirkte ruhig, aber sauber und ordentlch und gut gepflegt. Pflanzen verschönerten das Bild und altes Mosaik schien den Boden zu bedecken, die Wände waren mit dezenten Fresken bemalt.

    War er das? War das Cillian? Corvi war neugierig auf den Absatz, den er auf den Märkten gemacht hatte und spähte die Straße hinab, als er einen Ruck an seiner Hand spürte und ihr fast nachgegeben hätte, fast hätte er sein Gleichgewicht verloren und wäre hingefallen. Als er die zierliche Hand sah, welche das goldene Geschmeide, das eigentlich für seine Frau bestimmt war, in der Hand hielt, fackelte er nicht lange und griff nach ihrem Handgelenk, packte sie fest und versuchte sie zu sich zu ziehen. Was zum.., fluchte er innerlich und drehte sich auf der Ferse herum, um sie kurz zu betrachten - und war überrascht. Seit wann waren so hübsche junge Mädchen in Rom auf Raubzug?


    Er sah sich kurz nach links und nach rechts um, ehe er einen Gedanken fasste und sie auf die Porta hindrängte. Wer wusste schon, was die Stadtkohorten mit solchen Mädchen anstellten? Nein... das würde er selbst in einem Gespräch klären. Laut knarzend öffnete sich die Tür.

    Die Sonne nahm gerade ihren Lauf, Apoll lenkte seinen Wagen den Horizont hinab und tauchte Rom in das wunderschöne Rot des Abends. Tagsüber durften keine schweren Karren durch die Straßen fahren, so musste er immer warten bis die Dunkelheit in der Straße vor der Casa war, ehe Cillian mit seinem Karren heimkehrte. Corvinus war wieder einmal nach Rom heimgekehrt, stand vor der Porta der Casa Artoria und betrachtete gedankenverloren ein goldenes Geschmeide, das er sich vom Gewinn des Weinbetriebes abgespart hatte, um seiner Hypathia eine Freude zu machen. Oh und wie sie sich freuen würde. Sie hatte ihm zwar noch nichts gesagt, aber er erkannte das leichte Bäuchlein, das sie hatte, schon und er freute sich sehr auf sein erstes Kind. Nunja, eigentlich genauer genommen ihr erstes Kind, aber er hatte ja auch seinen kleinen Beitrag dazu geleistet.


    Während er noch so vor sich hin sinnierte und durchkalkulierte, inwieweit er sich das Kind überhaupt leisten konnte, sah er mit sachtem Lächeln die Straße hinab. Auch wenn er kein magistratus in Ostia mehr sein würde, würde der Betrieb doch fast immer genug Geld abwerfen, mehr Sesterzen, als die meisten Römer eigentlich zur Verfügung hatten. Er war Risiken eingegangen, hatte viel Arbeit und Fleiß hineingesteckt und war nun ziemlich stolz darauf, dass Vinum Vesuvio mehr oder minder bekannt wurde. Zumindest zeigten ihm das die Absätze. Ob er in der Acta etwas darüber schreiben dürfte? Wobei.. dann hieße es, er würde nur seinen Wein lobpreisen und den der Konkurrenz in den Boden kritisieren. Naja - vielleicht würde er das ja auch tun. Wieder sah er die Straße entlang.


    Wie an jedem Tag hatte der alte Etrusker den Stand wieder auf den Märkten aufgebaut und machte sich daran, das Ständchen mit ein paar Weinreben zu dekorieren und die Schilder zu befestigen. Die Nacht gestern war ein wenig zu lang gewesen und sie hatten ein paar der Weine im Keller ihres Herren unerlaubterweise probiert und verköstigt. Doch er summte fröhlich ein Liedchen vor sich hin und stellte nun auch die Becher auf das Tischtuch, als ihm Vibius Valerius Victor auffiel und er inne hielt, einen Strunk Weintrauben in den Händen. Rasch hatte er wieder dieses verschmitzt gutmütige Lächeln auf den Lippen.


    "Mein Herr, ich für meinen Teil denke, dass der Wein meines Herren sehr gut dafür geeignet ist. Aber wenn du wünscht.." Damit stellte er einen Becher vor sich bereit. "Kannst du gerne verschiedene Mischungsverhältnisse durchprobieren und dich selbst davon überzeugen, ob dir der Wein schmeckt oder nicht."


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    Corvinus war ebenso früh in die Schola gekommen, um dem Cursus beizuwohnen. In die beige Tunika gekleidet und ausgestattet mit den typischen 'Werkzeugen' setzte er sich neben Medeia und hob amüsiert schmunzelnd die Braue, ehe er der Dozent - und sein Comes - Callidus erschien. Schlagartig wurde seine Miene etwas ernster und auch er notierte Dinge, die er für wichtig erachtete, dabei kannte man ihm auf jeden Fall an, dass er als Schreiber gearbeitet hatte. Ebenso bei den Spottliedern grinsend, schielte er kurz zu Medeia hinüber und musste schmunzeln. Ein zufriedenes Schmunzeln, sie wieder erheitert und vergnügt zu sehen.


    Nachdem er sich die Aufgabe niedergeschrieben hatte, sah er nachdenklich den altlateinischen Satz an und tippte nachdenklich mit der Spitze des Griffels an seine Unterlippe. Als ihm dann doch der erlösende Einfall kam, schrieb er es nieder und verdeckte ebenso seine Lösung, Medeias Blick suchend und findend. Die Augen für einen kurzen Moment schließend, nickte er ihr zu, dass er es ebenso gelöst hatte.

    "Seit wann ist die Gens Rediviva denn patrizisch?" Er furchte die Stirn nachdenklich und sah zu ihr, den Kopf etwas zur Seite geneigt. Das war nun wirklich etwas neues für ihn, doch er fuhr sogleich fort, mit leicht angehobenen Mundwinkeln. "Du scheinst deine Tante sehr zu bewundern. Wer ist die Gute denn, kenne ich sie vielleicht sogar?" Nebenbei raffte er seine Kleidung ein wenig und musterte das Plätschern der Entchen im Teich mit dezentem Schmunzeln. Ihre Verwandtschaft mit den Tiberiern konnte er wohl nicht einmal ansatzweise erraten.

    Flüchtig blinzelte Corvinus irritiert. Was, bei allen guten Göttern, hatte ihn nun dazu veranlasst, fruchtbar statt furchtbar zu verstehen? Wobei, wenn er näher darüber nachdachte, wollte er das nun lieber nicht wissen. Nein, das war nicht gut, schließlich würden seine Gedanken nur wieder zu den langen Beinen von Hypathia... Decimus Artorius Corvinus, Contenance! Benimm dich und sei ein guter Gastgeber. Äußerlich war ihm kaum etwas anzumerken und er schaffte es tatsächlich zu lächeln, während das Gespräch - wie so oft in den letzten Wochen - auf das Attentat kam. Doch er war niemandem deswegen böse, so nickte er beiden leicht zu, ging auf den Tisch zu und überprüfte die kleinen Amphoren auf dem Tischchen, ob sie gefüllt waren. Rasch winkte er zwei Sklaven des torcular herbei und flüsterte ihnen etwas zu, worauf sie die Amphoren nahmen und davon eilten - Corvinus stellte hingegen dann seine Amphore auf den Tisch und begab sich wieder zu den beiden.

    "Dein Vater ist tot und du willst ihn ehren, mh?", erwiderte und musste etwas lächeln. Sein eigener Vater war Soldat gewesen und er konnte ihn nicht wirklich ehren. Zumindest dachte er, dass er das nicht konnte, hatte Corvi nicht viel mit dem Kriegsdienst zu tun. Große Väter, große Ahnen, das war etwas, auf das Corvinus nicht zurückblicken konnte. Aber da waren Väter mit Herz, die er da sah. Und die Möglichkeit, nicht im Schatten eines anderen zu stehen, sondern seinen eigenen Weg zu gehen, seine eigenen Fußstapfen zu machen, in die sein Sohn, den er vielleicht einmal haben würde, treten könnte.


    Wieder wanderte sein Blick zu ihr hinüber und er musste schmunzeln. Was, würde er eine Tochter bekommen? Sollte sie ebenso in den Cultus Deorum, oder sich ihren Weg bahnen, wie Artoria Medeia es tat und wie Iulia Helena es ebenso versucht? Das würde sie selbst entscheiden müssen, befand er und schwenkte sein Augenmerk wieder auf die kleinen Wellen des Teiches. "Einen großen Namen trägt er, gewiss. Aber ich denke nicht, dass er dich damit belasten wollte. Seine Nachfolge wirst du ohnehin nicht antreten können, da du nicht der Legion beitreten kannst. Also inwiefern soll er deinen Lebensweg bestimmen?"

    "Ja, das hatte ich vor..", begann er und sah sie an. Die Anspannung seines Gesichtes löste sich bei dieser freudigen Kunde sofort und die Mundwinkel hoben sich an. Am liebsten wäre er auf sie zugerannt und hätte sie stürmisch umarmt, aber aus Gründen der Pietät - und ein paar anderen - tat er das natürlich nicht. So blieb ihm nur ein offenes und ehrliches Lächeln.
    "Oh wundervoll. Ich danke dir, Aelia Adria. Vielen Dank!"

    Und wieder war es Corvinus, den es zur Schola Atheniensis verschlug, erneut zum Büro der Rektorin, um sich zu erkunden, wie es um ihn stand und ob er sich für den Cursus inskribieren durfte. Zweifelsohne hatte er ein leicht flaues Gefühl im Magen, als würde er wie zu alten Schulzeiten eine Prüfung ablegen und der Lehrer sähe ihn mit strenger Miene an. Doch diese Zeiten waren vorbei, es wurde keine Prüfung abgelegt und der strenge Lehrer war eine Rectorix. Dennoch wollte dieses Gefühl nicht weichen und er kommentierte es mit einem leisen Seufzen, ehe er nähertrat, in den Türrahmen - und gegen eben jenen leicht mit den Fingerknöcheln pochte, um auf sich aufmerksam zu machen.


    "Salve, Rectorix..."